Stardust 12: TALIN erwacht - Uwe Anton - E-Book + Hörbuch

Stardust 12: TALIN erwacht E-Book und Hörbuch

Uwe Anton

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Beschreibung

Entscheidung im Stardust-System - der Generex stellt sich zur Schlacht Im Mai 1513 Neuer Galaktischer Zeitrechnung reist Perry Rhodan in die ferne Galaxis Anthuresta. Eigentlich ist es eine Routinemission - der Raumfahrer besucht die Nachkommen von Menschen, die dorthin ausgewandert sind. Rings um das Stardust-System haben sie ein eigenes Sternenreich entwickelt. Gleich bei seiner Ankunft erkennt Rhodan, dass die Stardust-Menschheit vor einer monströsen Bedrohung steht. Eine mysteriöse Macht aus der Vergangenheit ist erwacht und macht neuerdings mobil. Der geheimnisvolle Generex, der bereits vor 180.000 Jahren den Krieg in den Kugelsternhaufen Far Away brachte, will sein altes Sternenreich wieder errichten. Er schickt die sogenannten Amöbenraumer, und diese greifen die Stardust-Union an. Auf geheimnisvollen Rüstungsplaneten werden Klonsoldaten gezüchtet, zudem bricht eine furchtbare Krankheit aus, gegen die es kein Heilmittel gibt. Die Stardust-Menschheit steht vor dem Untergang. Als die Flotte der Amöbenraumer im Stardust-System erscheint, kann Rhodan nur an eines denken: Der Terraner hofft, dass TALIN ERWACHT ...

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Nr. 12

TALIN erwacht

Entscheidung im Stardust-System – der Generex stellt sich zur Schlacht

Uwe Anton

Im Mai 1513 Neuer Galaktischer Zeitrechnung reist Perry Rhodan in die ferne Galaxis Anthuresta. Eigentlich ist es eine Routinemission – der Raumfahrer besucht die Nachkommen von Menschen, die dorthin ausgewandert sind. Rings um das Stardust-System haben sie ein eigenes Sternenreich entwickelt.

Gleich bei seiner Ankunft erkennt Rhodan, dass die Stardust-Menschheit vor einer monströsen Bedrohung steht. Eine mysteriöse Macht aus der Vergangenheit ist erwacht und macht neuerdings mobil.

Der geheimnisvolle Generex, der bereits vor 180.000 Jahren den Krieg in den Kugelsternhaufen Far Away brachte, will sein altes Sternenreich wieder errichten. Er schickt die sogenannten Amöbenraumer, und diese greifen die Stardust-Union an.

Auf geheimnisvollen Rüstungsplaneten werden Klonsoldaten gezüchtet, zudem bricht eine furchtbare Krankheit aus, gegen die es kein Heilmittel gibt. Die Stardust-Menschheit steht vor dem Untergang.

Als die Flotte der Amöbenraumer im Stardust-System erscheint, kann Rhodan nur an eines denken: Der Terraner hofft, dass TALIN ERWACHT ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner kämpft für die Zukunft.

Las Quar – Der Generex kämpft für eine Vergangenheit.

Varrim-Ga – Der Mantar-Heiler kämpft um seinen Ruf.

Eritrea Kush – Die Admiralin kämpft mit ihrem Verlust.

Posimon

Prolog

Sepurasystem, NOVEL GRINDER,

25. Juni 1513 NGZ

Alarm ertönte in der Zentrale der NOVEL GRINDER. Abrevio Afiladora, der Kommandant des Schweren Kreuzers der ARTEMIS-Klasse, blinzelte und schüttelte irritiert den Kopf. In seiner gesamten Laufbahn bei der Flotte hatte er erst zwei oder drei Mal den durchdringenden Ton gehört, ohne dass er sich hinterher als Test oder Fehlalarm erwiesen hatte.

»Ortungsalarm!«, rief Xiaoshuo Jiaoguan, der Chef der Abteilung Funk und Ortung. »Sepura Zwei«, präzisierte der von Zyx stammende Stardust-Terraner sofort. »Entweder spinnen unsere Geräte, oder ...« Er vollendete den Satz nicht.

»Spiel das Holo ein!«

Gemeinsam mit der zehnten Stardust-Raumflotte beobachtete die Besatzung der NOVEL GRINDER aus dem Schutz der Oortschen Wolke des Sepurasystems das Verhalten der Amöbenschiffe. Zwanzig Schiffe bildeten die Wachflotte, fünfzehn Leichte und fünf Schwere Kreuzer sowie ein Flottentender, die REPASSEUR.

Viele Amöbenraumer waren nicht im Sepurasystem stationiert; der Großteil der feindlichen Raumer belagerte das Stardust-System. Afiladora dachte an seinen Bruder. Hoffentlich ging es ihm und seiner Familie gut. Seiner Meinung nach hatte die Flotte hier nichts zu suchen; sie sollten zurück in die Heimat der neuen Menschheit, um sie zu verteidigen.

Doch Afiladoras Befehle waren eindeutig. Die Aktivitäten der feindlichen Raumer konzentrierten sich in Far Away – abgesehen vom Zentralsystem der Stardust-Union – vor allem auf die Planeten Tark, Delm und Sepura, und das Flottenkommando wollte unliebsame Überraschungen vermeiden. Die organischen Raumschiffe galten aus Mangel an Erfahrungswerten noch immer als unberechenbar.

Die dreidimensionale Darstellung bildete sich unmittelbar vor dem Kommandanten im zentralen Hologlobus.

Entgeistert starrte Afiladora auf die Ortungswerte.

Jiaoguan hatte aus gutem Grund Alarm ausgelöst.

*

Das Holo blendete das Tal in der schroffen Gebirgsregion ein, in dem Perry Rhodan und Eritrea Kush am 3. Mai dieses Jahres gelandet waren. Damals hatte für die Stardust-Union der Anfang vom Ende begonnen. Die beiden hatten die ersten Pseudo-Jaroc entdeckt und Anthur gefunden, der sich als Bote der Superintelligenz TALIN ausgegeben hatte.

Der er aber nicht war. Er hatte Rhodan getäuscht und ausgenutzt.

Die Bilder der passiven 5-D-Ortung, die via Sondenrelaiskette und Hyperrichtstrahl zur NOVEL GRINDER übertragen und von der Bordpositronik hochgerechnet und aktualisiert wurden, erfassten das Lager der TALIN-Jäger.

Es war verlassen. Ein Amöbenraumer hatte die Glücksritter getötet, weitere Amöbenschiffe waren aufgetaucht und hatten den Planeten abgeriegelt. Die Flotte der Stardust-Union hatte sich nicht zu Sepura 2 durchschlagen können.

Warum?, fragte sich Abrevio Afiladora, seit er mit der NOVEL GRINDER in der Oortschen Wolke Posten bezogen hatte. Was war so wichtig an diesem Sonnensystem? Um diese Frage zu klären, versteckten sich die zwanzig Wachschiffe am Rand des Systems.

Bislang hatten die Besatzungen nichts in Erfahrung gebracht. Die Amöbenraumer hatten verhindert, dass sich ein Schiff der Stardust-Flotte dem Planeten näherte. Sie schützten irgendetwas. Nun ahnte der Kommandant, was das war.

Das Camp der TALIN-Jäger bestand nur noch aus den verbrannten Überresten: ein paar Zelte sowie die Trümmer einiger Gleiter und kleiner Raumschiffe, mit denen die Prospektoren auf der Suche nach der Superintelligenz auf dem Planeten gelandet waren. Verlassen hatte ihn keiner von ihnen.

Im nächsten Augenblick wurde die dreidimensionale Darstellung dunkel. Obwohl in dem Tal heller Tag war, verdüsterte sich der Himmel. Schwarze Wolken ballten sich und nahmen Kommandant Afiladora die Sicht. Als sie von dem aufziehenden Sturm kurz aufgerissen wurden, erzitterte das Camp der TALIN-Jäger. Die Überreste der Zelte bebten im Wind, Stofffetzen wurden von Stangen gefegt, die endgültig zerbrachen, Trümmerstücke der Raumschiffe in die Höhe geworfen. Krachend fielen sie zurück.

Der Boden riss auf. Spalten von Dutzenden Metern Breite bildeten sich und zogen ein bizarres Netzwerk durch das weitläufige Tal. Die trotz der trockenen, wüstenartigen Umgebung wuchernde Vegetation senkte sich, Erdreich rutschte in die Spalten, füllte sie aber nicht aus, sondern versickerte scheinbar im Nichts.

»Gibt es einen Hohlraum unter dem Lager?«, fragte Kommandant Afiladora.

»Wir haben keinen entdecken können«, antwortete Jiaoguan. Der Ortungschef arbeitete konzentriert an seinen Kontrollen. »Ich habe dir schon vor Tagen gesagt, dass da etwas seltsam ist. Unsere Ortungen ergeben einfach keinen Sinn. Und wenn ich das jetzt sehe, vermute ich, dass der gesamte Untergrund von einem wirksamen Schutzfeld abgeschirmt wird, das wir nicht durchdringen können.«

Afiladora nickte. Gebannt starrte er auf das Holo.

Der Boden bebte mittlerweile so heftig, dass sich von den umgebenden Bergflanken größere Gesteinsbrocken lösten und talabwärts rollten. Dann wurden sie wieder emporgeschleudert, rasten durch die Luft, prallten gegen die Hügel- und Gebirgsketten und rissen weitere klaffende Lücken.

»Das ist kein normales Erdbeben!«, sagte der Kommandant.

Xiaoshuo Jiaoguan schwieg und betrachtete aus weit aufgerissenen Augen das Geschehen.

Etwas schob sich aus dem Boden, eine gleißende Spitze, die immer breiter und höher wurde. Afiladora begriff, wieso große Mengen Humus und Pflanzen in die Spalten gestürzt und anscheinend einfach verschwunden waren. Grünlich flimmernde Desintegratorvorhänge arbeiteten sich an die Oberfläche des Planeten und zerstrahlten einen Teil des Erdreichs.

Staub stieg hoch, verband sich mit den Gasrückständen der Strahlen zu dichtem Dunst, der ihnen die Sicht nahm. Die Wolke wurde größer, wallte höher. Sie erinnerte Afiladora an den Pilz, der sich bei einer atomaren Explosion bildete.

Aber diese Wolke war größer.

Wesentlich größer.

Sie breitete sich aus, kletterte Kilometer um Kilometer höher, bis sie die höchsten Schichten der Atmosphäre erreichte. Für Tage und Wochen könnte sie einem Viertel oder Drittel des Kontinents jedes Sonnenlicht nehmen.

»Können wir die Wolke mit unseren Instrumenten durchdringen?«

»Ich arbeite daran«, sagte Jiaoguan. »Aber die Ortung spielt verrückt. Da werden unglaubliche Massen angezeigt ...«

Der Kommandant sah es selbst. Aus den Wolkenballungen schob sich die Spitze eines kristallin schimmernden Turms. Er wurde schnell größer, dann ...

Ungläubig kniff Afiladora die Augen zusammen. Er sah kilometerhohe, kristallartige Säulen, die miteinander verwuchsen. Sie ragten aus einer riesigen Schüssel empor, die die Basis des Objekts bildete. Der Kommandant sah drei gewaltige Gebilde, die daran klebten.

»Sind das Raumschiffe?«, fragte er. »In den Ausbuchtungen?«

»Ja, verdammt, die Ortung bestätigt es! Sie sind etwa drei Kilometer lang. Der Halbdiskus hat einen Durchmesser von sieben Kilometern, der Zentralturm eine Höhe von 8848 Metern! Es ist ein gigantischer Kristall, der aus Tausenden einzelner Stäbe besteht!«

»Was ist das?«, fragte Afiladora.

Jiaoguan zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich würde sagen, das ganze Ding ist ein Raumschiff ... eine fliegende Stadt!«

»Verbindung mit dem Flottenhauptquartier!«, befahl der Kommandant. »Überprüfe die Relaiskette ...«

Atemlos sah er zu, wie das Gebilde aus der mittlerweile Hunderte von Kilometern großen Wolke stieß und immer höher stieg, bis es schließlich 200 Kilometer über der Oberfläche in einen Orbit um Sepura 2 schwenkte.

Majestätisch!, dachte Afiladora. Das Ding sieht einfach majestätisch aus!

»Verbindung steht!«, rief der Ortungschef.

»Einen Moment noch!«

Schutzschirme bauten sich um den Giganten auf, dann ein weiterer energetischer Schirm. Er flimmerte wie ein energetischer Zerrspiegel. Der Kommandant fühlte sich an eine Vielzahl von Scherben erinnert, die sich nicht richtig zu dem Objekt, das sie einmal gebildet hatten, zusammenfügten und es nur verzerrt darstellten.

Im nächsten Augenblick verschwand das Gebilde aus der Normalortung.

»Es ist nicht einfach weg, oder?«, fragte Afiladora.

»Jedenfalls kann ich es nicht mehr orten.« Jiaoguan runzelte die Stirn. »Dafür empfange ich einen intensiven Funkverkehr.«

»Funkverkehr?«

»Zwischen den Amöbenschiffen im Sepurasystem. Aber das Gebilde ist in der Tat ... einfach weg. Und bei den Amöbenraumern tut sich etwas ...« Der Ortungschef rief ein Holo auf.

Die Raumer beschleunigten in Richtung Sonne. Schnell hatten sie die halbe Lichtgeschwindigkeit erreicht und transitierten.

»Funkspruch ans Flottenhauptquartier!«, sagte Afiladora. »Priorität eins, höchste Dringlichkeit.« Er rief auf seiner Kommunikationsfolie den gültigen Kode auf und nannte ihn. »Wir müssen Aveda darüber informieren, was hier vorgefallen ist. Und zwar sofort!«

1.

Aveda, bei der Stardust-Felsennadel,

25. Juni 1513 NGZ

Anthurs Haut verfärbte sich, wurde schwarz.

Eritrea Kush schrie auf. Perry Rhodan beugte sich zu ihr, wollte sie wegzerren, doch sie klammerte sich an ihren Sohn.

»Eritrea!«, brüllte Rhodan. »Weg von ihm!«

Zu spät. Anthurs Körper explodierte.

Rhodans SERUN verhinderte, dass die Wucht der Detonation zu ihm durchdrang. Der Individualschirm lenkte die entstehenden Energien in den Halbraum ab. Trotzdem wurde der Terraner meterweit zurückgeschleudert.

Noch bevor er auf den Boden prallte, begriff er: Der Generex musste in Anthurs Körper eine Bombe gepflanzt haben. Vielleicht Hyperkristalle, die er soeben gezündet hatte. Rhodan wusste zwar nicht, wie es möglich war, aber der Generex und Anthur standen eindeutig über große Entfernungen in irgendeiner Art von Verbindung.

Der Terraner rappelte sich wieder auf. Der SERUN unterstützte seine Muskelfunktionen und überprüfte seinen Gesundheitszustand.

Ich muss zu Eritrea!

Er wusste, dass er nicht so reagierte, wie man es von ihm erwartete, aber er kam nicht gegen seine Natur an. Seine einzige Sorge galt Eritrea. Sie hatte ihren sterbenden Sohn in den Armen gehalten und sich in unmittelbarer Nähe der Explosion aufgehalten. Die Wucht der Detonation hatte sie ebenfalls meterweit zurückgeschleudert.

»SERUN, Sprung zu Eritrea!« Antigrav und Exoskelett arbeiteten zusammen und beförderten ihn über die Distanz.

Rhodan bückte sich und nahm die Verletzte in den Arm. Sie atmete. Er rief über das Armbandmodul ihre Werte auf, überflog sie. Die Explosion hatte ihr nichts anhaben können.

Eritrea trug seit ihrer Ansteckung mit dem tödlichen Virus des Generex einen geschlossenen SERUN, der überdies mit einer Thermoladung versehen war. Sollte der Schutzanzug beschädigt werden, hätte er sich selbst zur Explosion gebracht und sich mit einer so hohen Temperatur vernichtet, dass sämtliche eventuell in ihm befindlichen Viren vernichtet worden wären.

Der HÜ-Schirm hatte Eritrea offensichtlich vor Verletzungen bewahrt. Der SERUN hatte ihn automatisch aktiviert, als Anthur explodiert war. Aber sie hatte die Augen geschlossen und atmete unnatürlich schwer.

Rhodan rief ihre Biodaten auf und überflog sie. Besorgt runzelte er die Stirn.

Es ging Eritrea schlecht. Die Nebenwirkungen von Varrim-Gas Medikament machten ihr schwer zu schaffen. Die Substanz, die der Ara ihr probeweise verabreicht hatte, verzögerte lediglich den Verlauf der Infektion. Eritrea war dem Tod geweiht.

Rhodan hatte halbwegs gehofft, dass sie das Bewusstsein verloren und nicht mitbekommen hatte, was in den letzten Sekunden mit ihrem Sohn geschehen war, doch sie schlug die Augen auf, lächelte ihn schwach an.

»Er war Jannik«, sagte sie. »Mein Sohn. Ich habe als Mutter versagt ... ganz fürchterlich versagt ...«

Wenigstens hat sie jetzt Klarheit, dachte Rhodan. Eritrea hatte von Anfang an vermutet, dass Anthur ihr Sohn gewesen war, den der Generex irgendwie umgewandelt hatte, doch nun hatte sie Gewissheit. Diese Zweifel hatten ihr zugesetzt.

Eritrea seufzte leise und schloss die Augen.

Stirbt sie?, dachte Rhodan. Jetzt, in meinen Armen?

Er verfluchte diese Ungewissheit und klammerte sich an die Hoffnung, dass es Varrim-Ga doch noch gelingen würde, ein Heilmittel zu finden.

Der Ara war nicht optimistisch gewesen. Er hatte eine professionelle Hoffnung gezeigt, aber noch keine Ergebnisse vorweisen können, die Eritrea hätten retten können.

Rhodan aktivierte das Funkgerät des SERUNS. »Verbindung mit Varrim-Ga herstellen.« Seine Stimme kam ihm fremd vor, verzerrt vor Sorge.

Dieses Mal nicht, dachte Rhodan beschwörend, mit fast kindlichem Trotz. Er hatte schon zu viele Menschen verloren, die ihm nahestanden. Eritrea würde er nicht auch noch verlieren.

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis der Ara sich meldete.

»Ja?«, sagte Varrim-Ga knapp und unfreundlich.

»Rhodan«, sagte Perry genauso knapp. »Admiralin Kush geht es schlecht. Du musst ihr helfen.«

»Darum arbeite ich an einem Gegenmittel«, erwiderte der Ara.

»Wenn du dich jetzt nicht um deine Klientin kümmerst«, drohte Rhodan, »werde ich alles daransetzen, den Handel rückgängig zu machen.«

»Ich komme«, willigte der Ara ein. »Wo seid ihr?«

»Aveda. Ich bringe Admiralin Kush in die Eric-Manoli-Klinik.«

»Ist es da sicher? Die Medienberichte überschlagen sich ...«

»Es ist sicher.«

»Verstanden.« Der Ara beendete die Verbindung.

Eritrea atmete ein letztes Mal rasselnd ein und verlor das Bewusstsein.

An Bord der OCLU-GNAS II,

kurz zuvor

Habe ich mich überschätzt?, fragte sich Varrim-Ga und schüttelte den Kopf. Welch seltsamer Gedanke!

Er war der Beste seines Fachs, zumindest in Far Away. In der Milchstraße hatte sein Lehrmeister Zheobitt diesen Rang inne.

Aber dieser Auftrag ... Er hatte Perry Rhodan zugesagt, das Virenproblem in den Griff zu bekommen. Er arbeitete in seinem Labor in einem der Zylinder auf der OCLU-GNAS II fieberhaft an einer Lösung, verzweifelte aber an dieser Aufgabe. Er kam nicht so voran, wie er es sich vorgestellt hatte.

Für ihn hing davon weit mehr ab als nur eine große Geldsumme. Es ging um seinen Ruf.

Was war das für ein Gefühl, das sich da bei ihm einzustellen drohte? Etwa Versagensangst?

Mit dieser Regung hatte er es in seiner gesamten Laufbahn nur selten zu tun bekommen. Seine Erfolgsquote war überdurchschnittlich gut. Doch dieses Virus stellte ihn vor gewaltige Probleme.

Er rieb sich mit den langen, schlanken Fingern über die Augen. Die Müdigkeit machte ihm trotz seiner medizinischen Möglichkeiten zu schaffen. Er ließ sich ein weiteres Kurzzeit-Aufputschmittel injizieren.

Nachdenklich betrachtete er das Holo, das das Virus in einer dreidimensionalen Vergrößerung zeigte: ein gekringeltes Etwas, das sich an einem Ende in drei kreisförmige Ausläufer spaltete. War es höher entwickelt, als er gedacht hatte?

Er hatte das Blut von Rhodan, der dank seines Zellaktivators von der Infektion geheilt war, als mögliches Antidot gesichert. Doch der Einsatz intelligenter, sich ständig verändernder und weiterentwickelnder Viren konnte die Schutzwirkung eines Zellaktivators unterlaufen. Solche transmutativen Viren vermochten den Organismus eines Zellaktivatorträgers zu beeinflussen, ohne dass das Gerät etwas dagegen ausrichten konnte. Bevor seine Wirkung griff, hatten die Viren sich schon wieder verändert.

Varrim-Ga erinnerte sich an einen konkreten Fall: Der berühmte Mediziner Zheobitt hatte im Jahr 1340 NGZ derartige Virenstämme entwickelt, die durch Nanobewusstseine gesteuert wurden. Aber der Ara verwarf den Gedanken wieder. In einem solchen Fall wäre Rhodan ja nicht geheilt. Und das war er zweifellos.

Er musste einen anderen Gedankengang einschlagen ...

Die Blume. Perry Rhodan hatte aus der Vergangenheit eine seltene Blume namens Tagaris vom Planeten Delm mitgebracht. Ausschlaggebend dafür war eine Andeutung Kerat Tingas gewesen, des Vertrauten von Whistler, der der echte Bote von TALIN war.

Eine Superintelligenz oder deren Boten machten keine bedeutungslosen Andeutungen. Varrim-Ga war überzeugt, dass er mit dieser Blume den Schlüssel für das Problem in den Händen hielt.

Superintelligenzen gaben andererseits keine Andeutungen von sich, die man problemlos verstand. Sie schickten einen vielleicht auf den richtigen Weg, forderten aber gewisse Anstrengungen ein. Wäre die Zeit nicht so knapp gewesen, hätte nicht das Leben von Millionen Stardust-Bewohnern auf dem Spiel gestanden, hätte der Mantar-Heiler den Hinweis als sportliche Herausforderung gesehen, die Denkweise von TALIN zu entschlüsseln.

So aber ...

Die Natur stellte relativ selten ein Virus und das dazu passende Antidot gleichzeitig bereit.

Der Ara rieb sich erneut die Augen. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Er unterdrückte die Folgen des Schlafmangels zwar medikamentös, doch irgendwann würde der Körper seinen Tribut fordern. Ein Kollaps würde die Folge sein.

Er löste den Blick von dem Holo, wandte sich ab und schloss kurz die Augen. »Sämtliche Dateien speichern und die bisherigen Untersuchungen über das Virus kopieren.«

Das Holo erlosch. Es wurde dunkel in dem Labor. Nur wenige Lichtquellen verbreiteten ein Minimum an Helligkeit, sodass der Ara sich noch orientieren konnte.

Langsam ging Varrim-Ga auf und ab. Er war nicht der Einzige, der sich mit der Tagaris-Blume beschäftigte. Rhodan hatte den besten Wissenschaftlern der Stardust-Union Proben zur Verfügung gestellt. Vielleicht sollte er ihnen eine Kooperation anbieten? Doch Varrim-Ga nahm nicht an, dass diese Wissenschaftler bei der Analyse der Blume auch nur einen Schritt weitergekommen waren.

Er war in einer Sackgasse gelandet. Er musste einen völlig anderen Ansatz suchen und von vorn anfangen. Die Zeit stellte das größte Problem dar. Sie wurde von Minute zu Minute knapper.

»Was ist über das Virus bekannt?«, murmelte er.