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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Es war schon spät am Abend. Die Hüttengäste hatten sich schon in die Kammern und auf den Hüttenboden zurückgezogen. Der alte Alois saß am Kamin. Er betrachtete lächelnd den jungen Neufundländerrüden Bello, der auf seinem Lieblingsplatz vor dem Kamin lag und schlief. Zwischen seinen Vorderpfoten hatte sich Max, Franziskas kleiner Kater, zusammengerollt und schnurrte leise. »Ach, wie friedlich das aussieht«, sagte der alte Alois. »Da redet man immer davon, dass sich Hund' und Katz' net ausstehen können, aber dieses Bild hier, des straft jeden Lügen. Wie schön wäre es, wenn die Menschen so friedlich miteinander sein könnten.« Er trank den Kräutertee aus und stand auf. Bello hob kurz den Kopf und schaute Alois an, dann döste er weiter. Alois ging zu Toni und Anna in die Küche. Anna spülte das letzte Geschirr. Toni richtete bereits Teile des Frühstücks her. Tonis Handy läutete. »Nanu, wer kann des noch sein?«, sagte Toni. »Es ist schon Mitternacht.« »Da wird sich wieder einmal jemand verwählt haben«, knurrte Alois. »Naa, da wird die Nummer der Eltern angezeigt. Seltsam, so spät haben sie noch nie angerufen. Hoffentlich ist nix passiert.« Toni warf Anna einen besorgten und fragenden Blick zu. »Jetzt nimm das Gespräch schon an, Toni«, sagte sie. »Sie werden schon einen Grund haben. Aber du musst nicht immer das Schlimmste annehmen.« Toni drückte auf die Taste und hielt das Handy ans Ohr. »Vater, was gibt es? Ist was passiert?« Toni lauschte. Nach einer Weile lächelte er. Seine Gesichtszüge entspannten sich. »Des ist ja eine schöne Nachricht, Vater. Aber noch besser ist, dass nix passiert ist.« Toni ging einige Schritte in
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Es war schon spät am Abend. Die Hüttengäste hatten sich schon in die Kammern und auf den Hüttenboden zurückgezogen. Der alte Alois saß am Kamin. Er betrachtete lächelnd den jungen Neufundländerrüden Bello, der auf seinem Lieblingsplatz vor dem Kamin lag und schlief. Zwischen seinen Vorderpfoten hatte sich Max, Franziskas kleiner Kater, zusammengerollt und schnurrte leise.
»Ach, wie friedlich das aussieht«, sagte der alte Alois. »Da redet man immer davon, dass sich Hund’ und Katz’ net ausstehen können, aber dieses Bild hier, des straft jeden Lügen. Wie schön wäre es, wenn die Menschen so friedlich miteinander sein könnten.«
Er trank den Kräutertee aus und stand auf. Bello hob kurz den Kopf und schaute Alois an, dann döste er weiter.
Alois ging zu Toni und Anna in die Küche. Anna spülte das letzte Geschirr.
Toni richtete bereits Teile des Frühstücks her. Tonis Handy läutete.
»Nanu, wer kann des noch sein?«, sagte Toni. »Es ist schon Mitternacht.«
»Da wird sich wieder einmal jemand verwählt haben«, knurrte Alois.
»Naa, da wird die Nummer der Eltern angezeigt. Seltsam, so spät haben sie noch nie angerufen. Hoffentlich ist nix passiert.«
Toni warf Anna einen besorgten und fragenden Blick zu.
»Jetzt nimm das Gespräch schon an, Toni«, sagte sie. »Sie werden schon einen Grund haben. Aber du musst nicht immer das Schlimmste annehmen.«
Toni drückte auf die Taste und hielt das Handy ans Ohr.
»Vater, was gibt es? Ist was passiert?«
Toni lauschte. Nach einer Weile lächelte er.
Seine Gesichtszüge entspannten sich.
»Des ist ja eine schöne Nachricht, Vater. Aber noch besser ist, dass nix passiert ist.«
Toni ging einige Schritte in der Küche der Berghütte auf und ab.
»Naa, Vater, wir waren noch net im Bett. Wir haben noch in der Küche zu tun. Wenn bei euch heute Abend in der Wirtsstube so gezecht wurde, dann hattet ihr ja auch noch länger zu tun. Grüß die Mutter, auch von der Anna und vom alten Alois! Gute Nacht, Vater und pfüat di!«
Toni legte auf. Er grinste Anna und Alois an.
»Nix Schlimmes! Es ist nur hoch hergegangen. Der Fellbacher hat Freibier und eine Brotzeit für jeden spendiert. Er saß gerade am Stammtisch, als der Wolfi Irminger kam. Dessen vorgesetzte Dienststelle hatte ihn angerufen. Die Sache ist durch! Der Irminger bekommt auf der Polizeiwache Verstärkung! Da wollte jemand aus der Motorradstaffel in München aussteigen und bat ausdrücklich und dringlich um die Versetzung aufs Land. Chris Danzer oder so ähnlich, soll hier nach Waldkogel kommen.«
»Das ist wirklich eine gute Nachricht«, bemerkte Anna.
»Des ist mehr als eine gute Nachricht. Mit vereinten Kräften haben wir es geschafft. Waldkogel hat bald zwei Leut’ in der Polizeidienststelle. Der Fellbacher hat schon gesagt, er wird den neuen Mann ganz groß der Gemeinde präsentieren.«
»Wann ist es denn soweit?«, fragte Alois nach.
Toni zuckte mit den Schultern.
»Die Verstärkung soll demnächst kommen. Ein genaues Datum weiß man net.«
Der alte Alois winkte mit der Hand ab.
»Demnächst, des kann ja alles heißen! Morgen, nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Jahr? Wenn wir Pech haben, dann dauert’s doch noch seine Zeit. Vielleicht wollten sie auch nur, dass Waldkogel Ruhe gibt. Deshalb haben sie das gesagt. Es ist so, als werfe man einem Hund einen Knochen hin, damit er Ruhe gibt.«
»Was bist du grantig, Alois! Freust dich net?«
»Doch, Toni, des ist eine gute Nachricht. Aber ich bin nimmer der Jüngste, auch wenn ich mich noch gut halte. Ich habe in meinem langen Leben schon manches erlebt, und ich bin erst zufrieden, wenn dieser Chris hier ist. Nicht jeder, der vom Gipfel redet, der war schon oben oder geht wirklich rauf. Geredet wird viel. Ich will Tatsachen und damit basta!«
»Ich verstehe, was du meinst, Alois. Also, warten wir es ab. Wenn ich des nächste Mal unten bin, werde ich mich selbst erkundigen.«
»Gut so, Toni, und jetzt gute Nacht! Ich gehe schlafen.«
Toni und Anna wünschten ihm eine gute Nacht. Dann ging Alois in seine Kammer.
»Warum ist er so misstrauisch heute, Anna?«
»Das musst du verstehen, Toni. Du kennst ihn doch, wenn seine Knochen schmerzen, dann ist er immer etwas grantig.«
»Ja, das ist er!«
Es dauerte nicht mehr lange, dann waren Anna und Toni mit der Arbeit fertig und gingen schlafen. Bello erhob sich und trottete in den Flur. Dort legte er sich zwischen die Zimmertüren von Franzi und Bastian, wie er es jede Nacht machte. Franziskas Kater Max drückte sich durch den Türspalt und sprang auf Franziskas Bett. Am Fußende rollte er sich zusammen.
Toni und Anna sahen noch einmal nach den Kindern und schlossen leise die Türen.
*
Stefanies Schritte hallten in dem riesigen Gründerzeit-Treppenhaus. Eine breite Steintreppe aus italienischem Marmor führte hinauf in die oberen Etagen.
Mit klopfendem Herzen drückte die junge dunkelhaarige Frau auf den runden Klingelknopf neben der hohen, schweren Eichentür.
Es dauerte nicht lange, dann öffnete ihr ein älterer Mann in einem dunklen Anzug.
»Grüß Gott! Mein Name ist Stefanie Gerber. Ich habe einen Termin bei Herrn Doktor Wenger.«
»Guten Tag, Frau Gerber! Bitte, kommen Sie herein und folgen Sie mir. Sie werden erwartet.«
Kurz darauf saß Stefanie einem sehr alten Mann mit einer goldenen Brille mit kleinen Gläsern gegenüber. Er hatte eine sehr sympathische Ausstrahlung. Gut hätte er ihr Großvater oder sogar ihr Urgroßvater sein können. Stefanie schloss ihn sofort ins Herz.
Er räusperte sich und lächelte sie an.
»Dann will ich mal zur Tat schreiten. Vorweg möchte ich Ihnen etwas sagen, Frau Gerber. Dies wird meine letzte Aufgabe sein, bevor ich mich endlich aus der Kanzlei zurückziehe. Ich habe Enkelkinder und schon zwei Urenkelkinder, die warten nur darauf, dass ich Zeit für sie habe. Aber ich hatte es meinem alten Freund Karl versprochen, dass ich mich um seine liebe Agathe und den Nachlass kümmere. Ein Wort unter Freunden, das zählt. Jedenfalls war es damals so. Heute ist ein Versprechen leider auch unter Freunden nur Schall und Rauch.«
Er schaute sie lange an. Zufrieden lächelnd rückte er die Brille auf der Nase zurecht und schnitt den dicken Umschlag, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag, mit einem silbernen Briefmesser auf.
»Es ist eigentlich nur eine Formsache. Ich habe schon alles erledigt, was wichtig ist. Dafür haben mir Karl und Agathe eine Vollmacht erteilt. Hier ist nun das Testament.«
Es waren nur zwei Blatt Papier. Er legte sie nebeneinander vor sich auf den Schreibtisch. Stefanie erkannte die zierliche Handschrift ihrer Großtante Agathe auf dem einen Blatt und die markante Handschrift, mit den ausladenden Ober- und Unterlängen ihres Ehemannes, Doktor Karl Obermüller.
Es waren persönliche Briefe der beiden an Stefanie. Der alte Rechtsanwalt und Notar las beide Schreiben vor, wie es das Gesetz des Staates Österreich verlangte. Wie von weiter Ferne hörte sie nicht nur seine Stimme.
Es kam ihr vor, als sprächen gleichzeitig die Großtante zu ihr und ihr Mann. Es waren sehr persönliche Worte, die Stefanie hörte. Sie waren voller Liebe zu ihr und einem Wohlwollen, das so ganz zu den beiden passte.
»So, das war es! Haben Sie es verstanden?«
Stefanie schaute ihn zwar an, aber es war ihm, als blicke sie durch ihn hindurch.
»Sie sind ja ganz blass. Das wird sich bald geben. An Reichtum gewöhnt man sich schnell.«
»Könnte ich bitte ein Glas Leitungswasser haben?«, hauchte Stefanie fast tonlos und griff sich an den Hals.
»Du schaust aus, als könntest etwas Stärkeres vertragen. Ich habe für solche Fälle einen guten französischen Cognac.«
Er stand auf, ging um den Schreibtisch herum, nahm Stefanies Hand und führte sie zu der ledernen Sitzgruppe.
Dort drückte er sie in einen der Sessel. Er schenkte ihr und auch sich einen Cognac ein.
»Hier, das ist für dich! Schön austrinken! Dann bekommst wieder Farbe in die Wangen.«
Es störte Stefanie nicht, dass er zum Du übergegangen war.
Sie nippte an dem großen Cognacglas.
»Ich habe das nicht verdient«, sagte sie leise.
»Das sahen Karl und Agathe ganz anders. Du hast es verdient. Du warst die Einzige, die immer geschrieben hat – und angerufen hast du sie auch. Als du noch nicht so weit von Wien entfernt wohntest, hattest du sie oft besucht.«
»Ja, das ist aber schon eine Weile her. Seit ich die Stelle in dem Hotel in Kopenhagen annahm, war ich nicht mehr bei ihnen. Ich wollte sie besuchen, aber Tante Agathe wollte das nicht. Es sei langweilig für mich, die Feiertage in Wien zu verbringen. Ich sollte sie lieber mit jungen Leuten in Dänemark verleben. Sie wurde sogar sehr energisch. Also fügte ich mich. Ich bedauere es sehr. So habe ich sie nicht mehr gesehen.«
»Das war Teil ihres Planes. Sie wollte, dass du sie so in Erinnerung behältst, wie sie war, vital und lebensfroh, trotz ihres hohen Alters. Kurz vor Weihnachten war ihr geliebter Karl heimgegangen. Agathe ahnte, dass sie ihm bald nachfolgen würde. Du musst dir keine Vorwürfe machen. Sie wollten beide, dass du es erst jetzt erfährst. Sie wollten dich nicht belasten, mit einem Erbe, das dir nur Arbeit gemacht hätte. So oblag es mir, das Haus in Wien zu räumen und zu verkaufen. Ein Teil der Gemälde und Kunstgegenstände gingen an den Staat, zur Begleichung der Erbschaftssteuer. Der Rest wurde verkauft und versteigert.«
»Dann gibt es keine Erinnerungen?«
»Doch, die gibt es!«
Doktor Wenger ging zum Safe, er war hinter einem Bild verborgen, und holte eine kleine polierte Holzkiste heraus.
»Hier, das soll ich dir persönlich übergeben. Es sind die Liebesbriefe der beiden und ihre Eheringe. Karl und Agatha hofften, dass du sie verwendest, um dir eines Tages daraus Trauringe machen zu lassen. Sie liebten sich sehr und sie hofften, dass auch du die große Liebe findest.«
»Ja, die beiden liebten sich sehr. Dabei kamen sie aus so unterschiedlichen …«
»… Welten«, unterbrach sie Wenger. »Agatha war Köchin, bevor sie nach reiflicher Überlegung ihren Arbeitgeber Doktor Karl Obermüller heiratete. Alle warnten sie, rieten ihr von der Ehe ab. Aber sie folgte ihrem Herzen. Die beiden waren über fünfzig Jahre ein wunderbares Paar.«
»Ich bin auch Köchin.«
»Das weiß ich. Was willst du mit dem vielen Geld machen? Was hast du für Träume? Wenn du es anlegen willst, dann helfe ich dir.«
Stefanie fuhr sich mit den Fingern durch ihr langes offenes Haar.
»Ich habe keine Ahnung.«
Der alte Rechtsanwalt und Notar lachte leise.
»Hast du keine Träume? Also, meine Enkelinnen, die wissen alle sehr genau, was sie wollen.«
»Träume … ja, ich träumte einmal von einem eigenen Bauernhof, mit einer schönen große Küche und Hühnern und vielleicht noch anderen Kleintieren. Die Tante hat mir viel von ihrer Kindheit auf dem Land erzählt. Für mich hörte es sich an, als beschriebe sie das Paradies. Ich bin in der Stadt aufgewachsen.«
»Dann kaufe dir ein Haus auf dem Land! Die beiden würden sich sicher freuen, wenn du das machen würdest. Ich bin ja davon überzeugt, sie schauen vom Himmel herab auf dich.«
Ein zaghaftes Lächeln huschte durch Stefanies Gesicht.
»Ach, ich weiß nicht! Ich habe keine Ahnung, wie man ein Haus aussucht. Dabei kann man viel falsch machen. Ich lasse besser die Finger davon.«
»Ist deine Angst so groß?«
»Ja und nein, aber man hört und liest so viel darüber, wie Hauskäufer betrogen werden.«
»Das gibt es wohl. Als Rechtsanwalt kann ich das auch nur bestätigen. Aber ich kann dir dabei helfen, wenn du willst. Du hast doch keine wirkliche Heimat, nicht wahr?«
»Nein, im Grunde nicht. Meine Eltern starben früh. Ich wuchs bei meinen Großeltern auf. Und ich wohnte immer im Personalwohntrakt der Hotels, in denen ich arbeitete.«
»Dann solltest du dir wirklich ein schönes Haus auf dem Land kaufen. Und im Hotel musst du nicht mehr arbeiten, wenn du willst.«
Stefanies Augen weiteten sich. Sie sah nicht sehr glücklich über diesen Gedanken aus, über den sich andere bestimmt gefreut hätten.
»Was soll ich den ganzen Tag machen, wenn ich nicht arbeite?«
Wie herzig sie ist, das liebe Madl, dachte er.
Er erkannte, dass er ihr Lebenshilfe geben musste, das hatte er seinen Freunden, Gott habe sie selig, auch versprochen.
»Du kaufst dir ein Haus, mit einem großen Garten und Obstbäumen. Du kannst dir ein oder zwei Hunde zulegen, damit es nicht so einsam ist. Du gehst mit ihnen spazieren, pflanzt Gemüse an, kochst aus Beeren Marmelade. Wenn du Freude daran hast, kannst du einen Hofladen eröffnen. Du kannst stundenweise auf Hochzeiten kochen, aber nur, falls es dir langweilig wird.«
Stefanie stellte das Cognacglas ab und lehnte sich im Sessel zurück.
»Das klingt nicht schlecht. Das Haus sollte in den Bergen sein. Tante Agatha kam aus den Bergen.«
»Soll ich für dich Kontakt zu einer Immobilienhändlerin machen? Ich kenne eine ältere Dame in München, die früher sehr erfolgreich Immobilien vermittelte. Jetzt ist sie im Ruhestand, der bei ihr mehr ein Unruhestand ist. Sie ist viel auf Reisen und sehr sportlich. Sie hat keine Familie und langweilt sich deshalb in ihrem Haus. Sie hat bestimmt noch Kontakte. Bei ihr bist du in guten Händen. Sie heißt Judith Sänger und du kannst dich auf sie verlassen. Außerdem würde ich ihr sonst die Freundschaft kündigen«, blinzelte er Stefanie zu.
Stefanie zögerte. Er musste sie ermuntern. Sie sollte sich von Judith einfach einige Bauernhäuser zeigen lassen.
Ansehen koste nichts und sie könnte sich dabei langsam klar werden, was sie wollte. Mehr um dem netten alten Rechtsanwalt und Notar einen Gefallen zu tun, willigte Stefanie ein. Doktor Wenger griff sofort zum Telefon. Er stellte den Lautsprecher an. Stefanie konnte mithören, was die Dame sagte.
Eine sympathische, weiche Stimme meldete sich.
»Judith Sänger.«
»Ich bin es, Egon Wenger, das überrascht dich jetzt, wie?«
»Lange nichts von dir gehört. Wie geht es dir?«
»Danke, es geht mir gut, und ich hoffe, dir geht es auch gut.«
»Das tut es, Egon. Aber ich kenne dich. Du hast doch ein Anliegen, wenn du mich anrufst, richtig?«
»Du hast mich entlarvt, Judith. Du, ich möchte dir eine Klientin schicken. Das Madl ist die Großnichte von lieben Freunden. Sie sind beide vor einiger Zeit verstorben. Du kennst sie auch. Ich spreche von Agathe und Karl.«
»Ach, das ist schade. Ich habe sie auf deinen Gesellschaften kennengelernt. Es waren ganz reizende Leute, so freundlich und warmherzig. Übermittele bitte meine aufrichtige Anteilnahme!«
»Das werde ich tun, Judith. Agathe und Karl waren wirklich besondere Menschen. Kommen wir zur Sache! Stefanie Gerber, so heißt das Madl, ist Alleinerbin. Sie möchte aufs Land ziehen und sucht ein Haus. Soweit ich weiß, sucht sie ein gemütliches Bauernhaus, mit einer sehr großen Küche, einem Garten mit Obstbäumen und es soll auch noch Stallungen für Tiere geben. Das Madl hat keine Familie. Ich möchte sie dir anvertrauen. Suche etwas für sie und nimm sie etwas unter deine Fittiche. Sie sollte sich dort wohlfühlen, und die Nachbarn sollten nett sein. Es liegt mir sehr viel daran, dass sie dort glücklich sein kann. Ich habe Agatha versprochen, mich um das Madl zu kümmern. Es ist mehr als nur eine geschäftliche Verpflichtung, Judith. Du verstehst, was ich damit sagen will?«
»Ich verstehe, Egon. Lass mich überlegen!«
Es war einen Augenblick still, dann sagte sie:
»Egon, ich glaube, ich habe da genau das Richtige für deinen Schützling. Kann sie mich in München besuchen?«
Doktor Egon Wenger warf Stefanie einen Blick zu. Diese nickte.
»Wo ist das Objekt, Judith?«
»Es liegt in Waldkogel. Das ist ein besonders ruhiger Ort in den Bergen. Es liegt am Ende eines Tales. Das Dorf hat eine besondere Atmosphäre. Die Menschen sind sehr freundlich, ich kenne dort viele. Ich verbringe oft meine Wochenenden dort und gehe wandern. Wann kann Stefanie in München sein? Vielleicht schon morgen? Oder sie kann gleich nach Waldkogel fahren. Ich wollte mein Wochenende dort verbringen. Wir können uns dort treffen. Es gibt eine wunderbare kleine Pension. ›Beim Baumberger‹ heißt sie. Oder sie geht ins Hotel ›Zum Ochsen‹, mit mehreren Sternen und sehr vornehm.«
»Ich warte morgen Nachmittag bei dieser Pension«, flüsterte Stefanie.