Steh dir nicht im Weg - Renate Dehner - E-Book

Steh dir nicht im Weg E-Book

Renate Dehner

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Beschreibung

Für mehr Gelassenheit "Das kann ich eh nicht.", "So was passiert auch immer nur mir.", "Wenn ich das nicht schaffe, ist alles aus …" - Wie oft machen wir uns selbst das Leben unnötig schwer. Dabei gibt es gute Wege, die negativen Gedanken ins Positive zu wenden. Renate und Ulrich Dehner liefern mit dem Introvision-Coaching und der Checkyour- mind-Methode schnell umsetzbare Hilfe. Mit zahlreichen Übungen lassen sich schädliche Denkmuster identifizieren, überprüfen und mit Gegenargumenten beantworten, bis sie ihre Wirkung verlieren. In allen Lebenslagen anwendbar - egal ob es um das Aufschieben der Kaltakquise, eine mündliche Prüfung oder das Überwinden von Flugangst geht.

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Renate Dehner, Ulrich Dehner

Steh dir nicht im Weg

Wie Sie mentale Blockaden überwinden und sich das Leben leichter machen

Campus Verlag

Frankfurt/New York

Über das Buch

»Das kann ich eh nicht.« »So was passiert auch immer nur mir.« »Wenn ich das nicht schaffe, bin ich bei den Kollegen unten durch.«

Wie oft bereiten wir uns selbst Stress, schränken uns mit unserem eigenen Kopfkino ein und machen uns das Leben unnötig schwer.Dabei gibt es gute Wege, die negativen Gedanken, die uns blockieren und uns Energie rauben, ins Positive zu wenden.

Renate und Ulrich Dehner liefern mit dem Introvision-Coaching und der Check your mind-Methode eine schnell umsetzbare Hilfe. Mit zahlreichen Übungen lassen sich schädliche Denkmuster identifizieren, überprüfen und dann mit Gegenargumenten beantworten, bis sie ihre Wirkung verlieren. Selbst innere Alarme, die uns ernsthaft beeinträchtigen, kann man mit der richtigen Technik ins Leere laufen lassen und damit Gelassenheit und Handlungsfähigkeit zurückgewinnen.

In allen Lebenslagen anwendbar – egal ob es um das Aufschieben der Kaltakquise, eine Präsentation oder das Überwinden von Flugangst geht.

Vita

Ulrich Dehner ist Diplom-Psychologe sowie Leiter und Begründer der dehner academy. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Ausbildung von Coaches, im Führungs- und Kommunikationstraining, Konfliktmanagement und Coaching. Er ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Deutschen Bundesverband für Coaching (DBVC).

Renate Dehner war Trainerin für Persönlichkeitsentwicklung und führte für die Konstanzer Seminare Trainings, Seminare und Coachings durch.

Inhalt

Vorwort

Einleitung

1.Wie negative Gedanken und Gefühle zusammenhängen

Nicht die Situation erzeugt die Gefühle,sondern wie wir darüber denken

Wie Sie Ihre eigenen Denkstrategien erkennen

Sie selbst sind für Ihre Gefühle verantwortlich

Automatisierte negative Gedanken

Wie Sie zwischen Gefühlen und Bewertungen unterscheiden

Wie Sie negative Situationen gelassen sehen

Auch Stress ist eine Frage der Bewertung

Wie Stress ausgelöst wird

Wie Sie mit Stress-Situationen umgehen

2.Was unsere Denkmusterbewirken können

Denkmuster und der Umgang mit Misserfolgenund Hindernissen

Wie Sie an Probleme und Herausforderungen herangehen

»Positives Denken« allein nützt leider gar nichts

Erlernte Hilflosigkeit

3.Die Wirkfaktoren in unseren Denkmustern

1. Wirkfaktor: Das Ausdehnen in die Zukunft

2. Wirkfaktor: Der Geltungsbereich eines Ereignisses

3. Wirkfaktor: Die Personalisierung

Welchen Einfluss haben die Wirkfaktoren bei Ihnen?

Konstruktive Denkmuster

4.Check your Mind: IdentifizierenSie negative Gedanken

Mit veränderten Denkstrategien negative Situationen meistern

Wie Sie Ihre negativen Gedanken erkennen

Negative Gedanken aufschreiben

Wie negative Gedanken durch innere Blockaden »vernünftig« erscheinen

Wo sich gedankliche Blockaden überall auswirken können

Die Stress auslösenden Gedanken identifizieren

5.Check your Mind: Die negativenGedanken logisch überprüfen

Mit Logik den negativen Gedanken entgegenwirken

Kleine Hilfestellung zum Finden von Gegenargumenten

Negativer Gedanke: »Dazu bin ich viel zu unsicher«

Negativer Gedanke: »Das habe ich noch nie gekonnt«

Negativer Gedanke: »Ich kann nicht präsentieren«

Negativer Gedanke: »Das schaffe ich nicht«

Negativer Gedanke: »Jemand mag mich nicht/akzeptiert mich nicht«

Negativer Gedanke: »Die anderen werden schlecht über mich denken, wenn ich … «

Negativer Gedanke: »Alle werden mich hassen, wenn ich … mache«

Negativer Gedanke: »Das passt nicht zu mir«

Negativer Gedanke: »Die anderen werden mich für arrogant halten, wenn …«

Negativer Gedanke: »Dafür bin ich zu alt/zu jung«

6.Check your Mind: Wie Sienegative Gedanken neutralisieren

Wie Sie die negativen Gedanken im Gespräch widerlegen

7.Check your Mind: Selbstvertrauengewinnen

Von Selbstvorwürfen zu mehr Selbstvertrauen

Wie Sie sich von eigenen Schuldzuweisungen lösen

8.Check your Mind: Stellen Sie konstruktive Fragen

Was destruktive Fragen bewirken

Wie Sie Ihre Ressourcen aufspüren

Wie Sie mithilfe Ihrer Sinne Situationen wiedererleben

Werden Sie Ihr eigener Regisseur

Wie ein Lebensskript entsteht

Die verschiedenen Einschärfungen

Schaff’s nicht

Sei nicht

Sei nicht wichtig

Denk nicht

Zeig keinen Ärger

Gehör nicht dazu

Werd nicht erwachsen

Zeig keine Gefühle

Sei kein Kind

Sei nicht gesund

Sei nicht du

Komm mir nicht zu nahe

11.Innere »Antreiber« –die Gebote zum Lebensskript

Die fünf Antreiber

Sei perfekt

Mach es anderen recht oder sei gefällig

Streng dich an

Sei stark

Beeil dich

Gib dir selbst die Erlaubnis

Antreiber auflösen mit mentalem Training

Antreiber auflösen mit Check-your-Mind

12.Die Check-your-Mind-Methode und Introvision-Coaching ergänzen sich

Was sind innere Alarme?

Wie lassen sich Alarme löschen?

Der »magische Satz«

Den Imperativ ermitteln

Den »magischen Satz« formulieren

Wann Introvision-Coaching gut eingesetzt werden kann

Stress

Perfektionismus

Angst zu versagen

Mangelndes Durchsetzungsvermögen

Prüfungsängste aller Art / Lampenfieber

Die Unfähigkeit, sich gegen andere abzugrenzen

Sich viel zu schnell persönlich getroffen fühlen

Ausrasten

Den Alarm leerlaufen lassen

Die Vorbereitung

Sich mit dem »magischen Satz« konfrontieren

Ein Beispiel

Persönliches Wachstum

Übungen zur weiten Wahrnehmung

Auditive Übung

Körperliche Übung

Kontemplative Übung

Übung im Alltag

Bewerten Sie nicht

Register

Inhalt

Vorwort

»Das klappt sowieso wieder nicht.« »Wenn wir die Feier draußen planen, regnet es bestimmt.« »Der hat doch eh wieder was an meinem Vorschlag auszusetzen.«

Wie oft machen wir uns durch negative Gedanken das Leben unnötig schwer. Und nicht nur das. Wie sehr uns pessimistische Denkstrukturen sogar regelrecht krank machen, lässt sich an neuen Statistiken erkennen, die eine deutliche Zunahme depressiver psychischer Störungen zeigen. Die großen Krankenkassen haben dazu Studien durchgeführt, die alarmierende Zahlen liefern: So berichtet beispielsweise die DAK im Gesundheitsreport 2018, dass sich zwischen 1997 und 2017 die Fehltage bei den Berufstätigen durch psychische Erkrankungen fast verdreifacht haben.

Nun mag man sagen, das habe doch nichts mit destruktiven und negativen Denkmustern zu tun, sondern sei doch eher der veränderten Arbeitswelt geschuldet. Und doch gibt es einen Zusammenhang. Denn unsere Denkmuster bedingen, ob wir auf äußere Schwierigkeiten mit Ängsten, Mutlosigkeit, Stress oder Depressionen reagieren. Dabei entsteht schnell ein Teufelskreis. Denn wer angesichts seiner Probleme in mutlose, deprimierte Tatenlosigkeit verfällt, statt sie zu lösen, wird sich bald noch viel größeren Problemen gegenübersehen.

Dabei geht es nicht nur um den Beruf: Negative Denkmuster spielen in unseren Augen in sämtlichen Lebensbereichen eine entscheidende Rolle, Partnerschaften werden genauso dadurch beeinträchtigt wie familiäre Beziehungen oder Freundschaften.

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der für die Bekämpfung der negativen Gedanken spricht: Wohl noch kein Mensch hat es bereut, dass es ihm gut ging und er glücklich und beschwingt war, auch wenn hinterher die Zeiten wieder schwerer geworden sind. Aber wenn etwas nicht so lief, wie man es wollte – man bedrückt, hoffnungslos oder verzweifelt war –, hat man sich da, nachdem die Situation sich wieder zum Guten gewendet hatte, nicht oft gefragt, weshalb man sich eigentlich das Leben mit den eigenen Gedanken und Befürchtungen selbst so sinnlos schwergemacht hat? Denn genützt haben die trostlosen Gedanken rein gar nichts! Im Gegenteil, sie haben die Energie geraubt, die man dringend gebraucht hätte, um die anstehenden Probleme zu lösen.

Wir wollen Ihnen in diesem Buch einige Verfahrensweisen zeigen, mit denen Sie Ihren Denkmustern auf die Spur kommen können. Und wir vermitteln Ihnen Techniken, die Sie einsetzen können, um diese Denkmuster in eine gewünschte Richtung zu verändern. Wie man Denkmuster verändern kann, wie man überhaupt Menschen helfen kann, sich zu verändern, ist ein Thema, das uns seit über 30 Jahren beschäftigt. Dieses Buch ist also aufgrund einer sehr langjährigen Erfahrung in Therapie, Seminaren und Coachings entstanden. Diese Erfahrung hat uns auch gelehrt, dass es in den meisten Fällen harte Arbeit ist, wenn man sich verändern will. Manches geschieht, wie schon gesagt, spontan und leicht, fast wie von selbst – doch das sind Glücksfälle, die zu den Ausnahmen zählen. Persönlichkeitsentwicklung, also die Beschäftigung mit sich selbst, ist und bleibt Arbeit. Und dazu gehören eine gewisse Entschlossenheit, Ausdauer, Beharrlichkeit und Geduld.

Immer mehr Menschen sind bereit, etwas zur Verschönerung ihres Körpers zu tun und sich dafür sogar unter das Messer zu legen. Wird es da nicht langsam Zeit, auch etwas zur »Verschönerung« des Geistes zu unternehmen? Was wir unseren Teilnehmern und Lesern vermitteln wollen: Überprüfen Sie Ihren Geist und Ihre Gedanken, wenn Sie merken, dass Sie sich etwas nicht zutrauen, vor etwas zurückschrecken, mit sich unzufrieden oder nicht so erfolgreich sind, wie Sie es sich wünschen, wenn Sie sich unwohl fühlen, blockiert, ängstlich oder dauernd gestresst sind. Finden Sie in sich selbst die nötigen Ressourcen, um daran etwas zu ändern. Wagen Sie den Versuch, mit den alten Denkmustern aufzuräumen! Sie werden sehen, es lohnt sich.

Einleitung

In diesem Buch geht es um das Individuum und seine Möglichkeiten, das Leben zu seiner größeren Zufriedenheit zu bewältigen. Doch welche Möglichkeiten haben Sie und ich, das eigene (Gefühls-)Leben selbst zu gestalten, Schwierigkeiten anzupacken, innere Blockaden zu lösen, lang eingespielte Denk- und Erklärungsmuster zu verändern? Im Prinzip jede Menge! Das erfordert allerdings tatsächlich Arbeit an und mit sich selbst, es funktioniert weder mit »wünschen« noch mit »einfach positiv denken« und schon gar nicht mit tatenlosem Träumen.

An gut gemeinten Aufforderungen, endlich anders, positiver, schöner, lösungsorientierter, zupackender und mutiger zu denken, mangelt es nicht. Doch jeder, der schon einmal versucht hat, seine Denk- und Verhaltensmuster zu verändern, wird wissen, dass dies nicht einfach per Willensbeschluss funktioniert. Die Denkmuster sind schneller als der eigene Wille, und ehe man sich versieht, fährt man wieder auf den alten Gleisen.

Natürlich macht man im Laufe des Lebens die Erfahrung, dass das eigene Denken sich verändert, die Einschätzungen und Einstellungen andere werden. Das kann sogar manchmal sehr plötzlich geschehen, beispielsweise aufgrund eines einschneidenden Erlebnisses, das einem die Augen öffnet, oder einer Begegnung, die neue Horizonte offenbart. Oder man erlebt, wie sich das eigene Denken durch den wachsenden Erfahrungsschatz im Lauf der Jahre verändert. Aber: Dass das Denken sich mit der Zeit ändert, heißt nicht zwingend, dass es sich zum Konstruktiven hin wandelt. Und genau darum geht es bei diesem Buch: Zu lernen, negative durch konstruktive Denkmuster zu ersetzen, um mehr innere Freiheit und mehr Handlungsspielraum zu gewinnen.

Um mit den Techniken, die wir unter dem Begriff »Check your Mind« zusammengefasst haben, zu arbeiten, brauchen Sie keine Vorkenntnisse und keine besonderen Fähigkeiten – es ist in dieser Hinsicht also nicht schwierig. Doch Sie müssen dazu bereit sein, selbst etwas zu tun und aktiv zu werden.

Die meisten Menschen haben gelernt, ihren Arbeitsbereich sauber und ordentlich zu halten – einfach, weil man sich dadurch sehr viel unnötige Arbeit erspart. Der Schreibtisch, die Werkstatt, die Küche, alles wird in Ordnung gebracht. Unnötiges wird weggeworfen, damit es uns nicht länger behindert. Nur unser wichtigstes Werkzeug, unseren Kopf, befreien wir nicht von dem »Müll«, der von falschen Denkstrategien erzeugt wird.

Negative, destruktive Denkmuster hemmen Sie in Ihren Unternehmungen, blockieren Ihre Lebensfreude und rauben Ihnen Energie. Außerdem sorgen sie dafür, dass Sie sich von den Misserfolgen und widrigen Umständen, die jeden einmal treffen, viel länger beeinträchtigen lassen als Menschen mit konstruktiven Denkmustern. Aber ebenso wie Aufräumen ein stetiger Prozess ist, so sollte man auch die Check-your-Mind-Methode immer wieder anwenden, wenn man dauerhaften Erfolg haben will. Denn es wird vermutlich immer wieder Situationen geben, die zunächst einmal negative Gedanken hervorrufen. Doch je öfter Sie dieses Instrument benutzen, desto leichter wird Ihnen seine Handhabung fallen. Und wenn Sie Ihren Geist regelmäßig aufräumen, so wird das ebenso deutlich wahrnehmbare Auswirkungen haben wie das Aufräumen Ihres Schreibtischs oder das Putzen der Küche. Es wird sogar noch unendlich zufriedenstellender sein, denn der Ballast im Kopf wiegt schwerer und belastet Sie mehr als jeder andere Müll. Denn er hindert Sie daran zu handeln!

Vielleicht kennen Sie ja diese Situation: Sie wollen etwas ganz Bestimmtes tun, aber leider »kommen Sie einfach nicht dazu«. Oder Sie nehmen sich etwas ganz fest vor und drücken sich dann doch immer wieder davor, es anzupacken. Das kann natürlich ganz verschiedene Ursachen haben. Es können jedoch auch die negativen Denkmuster dahinterstecken, die sich so automatisiert haben, dass sie noch nicht einmal mehr wirklich bewusst wahrgenommen werden. Mit diesen automatisierten Gedanken schaffen wir es sehr effizient, uns zu blockieren.

Nehmen Sie zum Beispiel Frau H. Sie möchte sehr gern neben ihrer Arbeit ein Fernstudium absolvieren, denn »eigentlich« will sie sich unbedingt weiter qualifizieren. Dafür hat sie alles Nötige im Internet recherchiert, sie weiß jetzt, was sie zu tun hat. Doch wenn es darum geht, sich endgültig anzumelden, damit sie mit dem Online-Studiengang starten kann, »vergisst« sie es immer wieder, oder es kommt ihr etwas ganz Blödes dazwischen. In den solchen Fällen sind es selten die äußeren Zufälle, die ein erfolgreiches Umsetzen des eigenen Wollens verhindern, sondern es sind eher die hemmenden Gedanken, die einen ausbremsen. Und da sich diese Gedanken mehr oder weniger unbewusst abspielen, kann man sich noch nicht einmal wirklich – und wirksam – damit auseinandersetzen.

Die Check-your-Mind-Methode setzt genau an dieser Stelle an. Denn um etwas zu verändern, ist es erforderlich, sich die negativen, destruktiven Gedanken zunächst einmal bewusst zu machen. Erst dann kann man sich mit ihnen beschäftigen. Man kann sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen, der meistens gar nicht vorhanden ist – oder jedenfalls nicht so, wie die Gedanken selbst das suggerieren. Und man kann mit der Check-your-Mind-Methode Antworten finden, die den negativen Gedanken ihre Wirksamkeit nehmen. Was darauf folgt, ist eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten, ohne dass ein aufgesetztes »positives Denken« einem etwas vorgaukelt, das man im Grunde des Herzens ohnehin nicht glaubt.

Einer der Vorteile der Check-your-Mind-Methode besteht darin, dass man damit recht schnell und ohne großen Aufwand viele negative Denkmuster und inneren Blockaden lösen kann.

Ein Klient zum Beispiel hatte große Schwierigkeiten mit der Akquise neuer Kunden. Obwohl er ein gutes Produkt besaß und auch über gute kommunikative Fähigkeiten verfügte, verschob er Akquisetelefonate von einem Tag auf den nächsten. Er hatte sich bereits entsprechende Adressen besorgt und sich täglich genügend Zeit für Anrufe eingeplant, doch es kam ihm immer etwas Dringendes dazwischen, oder er ließ sich so lange ablenken, bis es wirklich zu spät war, potenzielle Kunden anzurufen. Im Coaching stellte sich heraus, dass immer, wenn er jemanden anrufen wollte, Gedanken auftauchten wie: »Na ja, die werden genau auf einen wie dich gewartet haben!« Allerdings nicht mit dem Unterton von freudiger Gewissheit, sondern im Tonfall von »Vergiss es, die brauchen dich nicht!« Dazu passten weitere Gedanken wie: »Was ich anbiete, haben die eh schon!« oder »Was ich anbiete, das machen sowieso alle!« Diese drei Gedanken reichten schon aus, um ihn zu entmutigen – warum sollte man auch etwas anfangen, von dessen Scheitern man überzeugt war. Als der Klient sich mittels der Check-your-Mind-Methode mit diesen Gedanken, die ihm vorher gar nicht so deutlich ins Bewusstsein getreten waren, auseinandersetzte, fand er sehr schnell heraus, dass er sehr wohl etwas wirklich Gutes zu bieten hatte und dass es für die potenziellen Kunden von großem Nutzen sein konnte, mit ihm zu sprechen. Als ihm klar wurde, dass er keineswegs jemanden »belästigte«, sondern Nutzen bot, verloren die negativen Gedanken ihre Wirksamkeit, und er war in der Lage, Akquisegespräche zu führen – und das sogar mit großem Spaß an der Sache.

Die Check-your-Mind-Methode hat sich sehr bewährt, wenn es um negative Gedankenmuster geht, die zwar hinderlich, aber nicht zu tief verankert sind, das heißt, die keine Auswirkungen wie Angst- oder Panikgefühle, körperliches Unwohlsein oder großen Stress verursachen. Es kann jedoch vorkommen, dass mit den negativen Gedanken ein regelrechter »innerer Alarm« verknüpft ist, der großen Stress auslöst. Dieser Stress geht immer einher mit einem Adrenalinausstoß, mit allen damit verbundenen körperlichen, emotionalen und mentalen Begleiterscheinungen wie Unwohlsein bis zur Übelkeit, sich kribbelig fühlen, Magendrücken, Kloß im Hals, Anspannung, Angstgefühle oder panischen Gedanken.

All das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass in der Vergangenheit im Gehirn ein Alarm angelegt wurde. Das passiert immer dann, wenn ein Mensch sich in irgendeiner Weise in Gefahr glaubt, sei es, dass er sich wirklich körperlich bedroht fühlt oder dass es auf psychologischer Ebene schwierig wird, zum Beispiel, dass man Angst davor hat, sich lächerlich zu machen, vor aller Augen zu versagen, zurückgewiesen oder abgelehnt zu werden.

Wenn solche Fälle drohen, soll der im Gehirn installierte Alarm dafür sorgen, dass wir uns von der bedrohlichen Situation fernhalten. Wie das genau funktioniert und warum solche Alarme einmal überlebenswichtig waren, erfahren Sie ausführlich im Kapitel »Was sind innere Alarme?«.

Bei so tiefsitzenden Mustern, wie sie innere Alarme darstellen, reicht eine rein mentale Vorgehensweise wie Check your Mind allein zur Bewältigung nicht aus. Nur auf gedanklicher Ebene kommt man solchen Alarmen nicht bei. Deshalb arbeiten wir in diesen Fällen mit dem Introvision-Coaching. Introvision-Coaching und die Check-your- Mind-Methode passen inhaltlich sehr gut zusammen, denn bei beiden geht es letztlich um hinderliche innere Muster. Deshalb finden Sie in diesem Buch beide Methoden. Introvision-Coaching ist dazu geeignet, selbst heftige innere Alarme zu löschen, und zwar so gründlich und dauerhaft, dass etwas, das vorher größten Stress verursacht hat, keine negativen Reaktionen mehr auslöst.

Introvision-Coaching ist höchst wirkungsvoll bei Ängsten aller Art, sei es vor dem Scheitern oder davor, nicht anerkannt, nicht geliebt zu werden, oder bei Ängsten vor bestimmten Situationen wie Jobverlust, Prüfungen, öffentlichem Auftreten, Fliegen, nach einem Unfall wieder Auto fahren, Lampenfieber oder worum es auch gehen mag. Das kann sich zum Beispiel auch auf den Umgang mit bestimmten Menschen beziehen. Vielleicht gehören Sie zu den Leuten, die folgende Situation kennen: Kaum hat man es mit einer ganz bestimmten Person zu tun, sind die eigene Souveränität, das ganze Selbstbewusstsein, die Schlagfertigkeit, die man sonst zuverlässig zur Verfügung hat, wie weggeblasen. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass ein innerer Alarm angesprungen ist. Die Stresshormone, die dabei augenblicklich ausgeschüttet werden, verursachen einen »Tunnelblick«, man verliert den Zugang zu den eigenen Ressourcen und oft auch zum klaren Denken. Hier kann schon vier- oder fünfmaliges Üben mit dem Introvision-Coaching, das täglich nicht mehr als zehn Minuten beansprucht, den Alarm gänzlich löschen.

Unsere Klienten erleben die Arbeit mit Introvision-Coaching als eine innere Befreiung, die sie sich vorher überhaupt nicht vorstellen konnten. Plötzlich sind sie in der Lage, entspannt mit etwas umzugehen, das für sie vorher größte Schwierigkeiten bedeutet hatte. Sie verfügen wieder über all ihre inneren Ressourcen wie Gelassenheit, Selbstsicherheit, Selbstvertrauen, Schlagfertigkeit oder Humor, die vorher wie weggeblasen waren, wenn der Alarm losging.

Introvision-Coaching ist eine Kombination aus der an der Universität Hamburg entwickelten Introvision, der Transaktionsanalyse sowie Achtsamkeitstechniken des Mindfulness-Based-Stress-Reduction-Programms (kurz MBSR) nach Jon Kabat-Zinn. Die Achtsamkeitstechniken, die wir im Introvision-Coaching verwenden, ähneln jenen, die auch in diversen Meditationsschulen gelehrt werden. Es gibt jedoch einen gravierenden Unterschied: Klassische Meditation ist ein zwar wirksames, aber sehr langsames Verfahren, denn man bearbeitet kein definiertes Problem. Um bei einer bestimmten Fragestellung eine konkrete Veränderung zu bewirken, müsste der innere Alarm just dann aktiviert werden, während man meditiert oder unmittelbar vorher. Das wäre rein vom Zufall abhängig. Im Introvision-Coaching wird der Alarm in der Sitzung aktiv ausgelöst, und erst danach wird die achtsame, quasi meditative Haltung eingenommen, mit der der Alarm ausgeschaltet werden kann, und zwar in erstaunlich kurzer Zeit. Es gibt inzwischen sehr viele wissenschaftliche Untersuchungen zum Einfluss meditativer Techniken und zum Thema Introvision, welche die Wirksamkeit nachweisen und auch gezeigt haben, dass sich dadurch nicht nur das innere Erleben, sondern tatsächlich die Hirnstruktur verändern.

Obwohl Introvision-Coaching ein höchst wirkungsvolles Verfahren ist, kann man es, wie auch die Check-your-Mind-Methode, ohne professionelle Begleitung ausprobieren. Doch sicherer kommt man zum Ziel mit einem in Introvision-Coaching ausgebildeten Coach oder Therapeuten an der Seite. Wir schlagen Ihnen vor, ganz pragmatisch vorzugehen und erst einmal mit Check your Mind zu starten. Es ist immer sinnvoll, die Dinge nicht komplizierter zu machen, als sie sind. Wenn Check your Mind Ihnen bringt, was Sie möchten – prima! Nur wenn Sie damit nicht erfolgreich sind, weil immer noch Alarme vorhanden sind, braucht es mehr. Check your Mind kann man allein oder mit Partnern oder Freunden trainieren, indem man sie bittet, jene Schritte mit einem zu gehen, wie sie im Buch beschrieben sind. Das kann Spaß machen, manchmal sogar richtig lustig sein. Beim Introvision-Coaching braucht man hingegen Ruhe für sich selbst, sowohl für die gründliche Analyse, die zunächst erfolgen sollte, als auch für das Üben der Methode.

1.Wie negative Gedanken und Gefühle zusammenhängen

Beispiel

Eigentlich ist die Situation für beide die gleiche: Sowohl Robert Neumann als auch Max Paulsen stehen ohne eigenes Verschulden von einem Tag auf den anderen auf der Straße. Die Firma, für die sie gearbeitet haben, wurde von einer anderen übernommen, und im Zuge dieser Fusion wurde ausgerechnet ihre Abteilung aufgelöst. »Mit dem größten Bedauern« wurden sie von ihrer Personalabteilung informiert, dass sie sich auf die Suche nach einem neuen Job machen könnten. Das hat beide zunächst einmal ziemlich umgehauen an jenem Tag. Mit Mitte 40 ist es ja auch gar nicht einfach, wieder etwas zu finden. Beide fühlen sich vom Schicksal schlecht behandelt – in ihrem Job sind sie schließlich gut gewesen und haben so etwas weiß Gott nicht verdient! Sie haben beide eine unruhige Nacht.

Aber schon beim Frühstück am nächsten Tag zeichnet sich ein Unterschied in ihrem Verhalten ab. Robert fühlt sich nach der schlechten Nacht ziemlich zerschlagen und möchte am liebsten überhaupt nicht aufstehen. Er fühlt sich völlig energielos und hängt trübsinnigen Gedanken nach: »Mich braucht sowieso keiner mehr. Wie soll ich denn in meinem Alter eine neue Stelle finden? Es ist ja sogar für die Jungen schwer, etwas Gutes zu finden. Ich habe sowieso keine Chance.« Max jedoch, der auch nicht gut geschlafen hat, beginnt noch während des Frühstücks eine Liste zu erstellen mit den Dingen, die jetzt getan werden müssen. Er hat sich einiges überlegt, das er anpacken will. Drei Wochen später erhalten beide auf eine Bewerbung eine Absage. Robert fühlt sich dadurch in der negativen Beurteilung seiner Lage absolut bestätigt: »Ich hab’s doch gleich gesagt. Der Markt ist zu, mich will keiner mehr – was soll ich mich überhaupt noch anstrengen.« Er ist sehr enttäuscht und will eigentlich nur noch eines: Die Flinte ins Korn werfen. Er geht aus dem Haus, weil er einen Spaziergang braucht, um diesen Tiefschlag zu verdauen, nimmt dabei aber nichts von seiner Umgebung wahr, sondern ist ziemlich neben sich.

Max verkraftet die Ablehnung leichter. Er denkt sich: »Na ja, das war ja zu erwarten, dass es nicht gleich hinhaut. Mit weniger als 50 Bewerbungen kommt kaum einer zu einer neuen Stelle, ich muss es halt weiter versuchen.« Er beschließt, einen Teil seiner Abfindung in ein Bewerbungs-Coaching zu investieren, und setzt sich ans Telefon, um jeden anzurufen, der ihm einfällt, der ihm bei der Jobsuche vielleicht behilflich sein kann.

Zufällig treffen sich die beiden am Abend in einem Lokal. Beim Austausch darüber, wie es ihnen geht und was sie machen, ergibt sich folgendes Gespräch:

Robert: »Ach, es hat doch alles keinen Sinn. Schau dir doch die Zeiten an, wir gehören ja schon zum alten Eisen. Da findet man doch im Leben keine Stelle mehr. Unser Wissen gilt doch schon als längst veraltet. Jetzt ärgert es mich richtig, dass ich nicht viel öfter Fortbildungen besucht, sondern immer gearbeitet habe. Immer hab ich mich für die Firma aufgeopfert – und das ist jetzt der Dank!«

Max: »Was hast du denn bisher gemacht?«

Robert: »Ich habe drei Bewerbungen geschrieben, aber schon eine Absage bekommen – na ja, die anderen werden auch noch kommen. Und du?«

Max: »Ich habe auch schon eine Absage geschickt bekommen. Aber ich sehe das nicht so dramatisch. Klar, der Markt ist eng, einfach ist es nicht. Aber wir bringen doch jede Menge Erfahrungen mit – das könnte doch auch für eine andere Branche ganz interessant sein. Ich fände es jedenfalls ganz spannend, auch mal woanders was Neues auszuprobieren. Außerdem habe ich mit einem Bewerbungs-Coaching begonnen. Man muss sich doch schlau machen, worauf es heutzutage ankommt. Und mir tut es auch richtig gut, dass ich mich da so viel mit meinen Stärken beschäftige. Fünfzehn Bewerbungen habe ich bisher geschrieben, aber das ist eigentlich noch nicht viel. Ich habe jedenfalls nicht damit gerechnet, dass es so schnell etwas wird.«

Drei Monate später hat Robert insgesamt zehn Bewerbungen geschrieben, die zu keinem Erfolg geführt haben. Er hat innerlich aufgegeben und sich darauf eingestellt, dass es für ihn vorbei ist mit der Karriere. Er schreibt keine Bewerbungen mehr, denn weitere Absagen verkraften zu müssen, will er nicht in Kauf nehmen. Er hat auch eine ganz gute Entschuldigung dafür, denn seine Gesundheit ist nicht mehr die beste: Er leidet zunehmend unter Magenproblemen und fühlt sich oft erschöpft.

Max hat in derselben Zeit 40 Bewerbungen geschrieben. Er hat ebenfalls jede Menge Absagen kassiert, doch jetzt hat er zwei Gespräche vor sich, die ganz verheißungsvoll klingen. Das Bewerbungs-Coaching hat er abgeschlossen und hat den Eindruck, viel Wichtiges dabei gelernt zu haben. Er ist voller Energie und fühlt sich insgesamt gut.

Wie Sie gesehen haben, sind die Ausgangsbedingungen und die Zukunftsaussichten bei Max die gleichen wie bei Robert. Trotzdem geht es dem einen verhältnismäßig gut und dem anderen verhältnismäßig schlecht. Man kann sich leicht ausrechnen, wer von den beiden wohl die besseren Chancen hat, wieder einen guten Job zu finden. Wie kommen solche Unterschiede zustande? Wieso ist Max zu einer ganz anderen Vorgehensweise in der Lage als Robert? Was bringt ihn dazu, so ganz anders mit einem Problem umzugehen als sein Kollege?

Vielleicht haben Sie das ja auch schon erlebt, bei sich selbst oder bei Menschen, die Sie kennen: In der gleichen Situation sind die einen unverzagt und geben die Hoffnung nicht auf, während die anderen schnell allen Mut verlieren und deswegen auch gar nichts mehr unternehmen. Meist wird das dann damit begründet, dass sich der ganze Aufwand doch gar nicht lohne: »Das kostet nur Kraft und Zeit, die Energie kann man sich sparen.«

Dabei wird aber leider übersehen, dass diese Art des »Energiesparens« sehr schnell in die Hoffnungslosigkeit führt und damit in etwas, was die Psychologen »erlernte Hilflosigkeit« nennen (über die wir im nächsten Kapitel ab Seite 52 noch ausführlicher sprechen). Damit fühlt man sich erstens nicht wohl, weil man nämlich keineswegs mehr, sondern sehr viel weniger Energie hat, und zweitens ist man in diesem Zustand nicht mehr so handlungsfähig – was ebenfalls eher zu Gefühlen von Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit bis hin zur Verzweiflung führt. Diese psychische Belastung kann sogar die körperliche Gesundheit angreifen, was sich dann wiederum negativ auf die gesamte Disposition eines Menschen auswirkt, und so ist man in einem Teufelskreis gefangen, dem man ohne fremde Hilfe kaum entkommt. Dabei fängt alles, wie Sie in diesem Buch noch sehen werden, ganz einfach an: Nämlich mit den falschen Denkstrategien.

Die spielen auch bei einem anderen der häufigsten Phänomene unserer Zeit eine große Rolle: nämlich bei Stress. Stress ist allgegenwärtig, Stress kennt jeder. Vielleicht haben Sie aber auch schon einmal die Erfahrung gemacht, die im folgenden Beispiel geschildert wird, dass Sie eine Situation ganz locker bewältigen, die für einen anderen mit höchster Anspannung verbunden ist. Oder umgekehrt, jemand scheint sogar Spaß zu haben bei etwas, das für Sie Stress pur ist.

Beispiel

Marianne Uhland und Gabi Schmidt arbeiten als Kundenbetreuerinnen bei einer Firma, die gerade gravierende Qualitätsprobleme mit einem neuen Produkt hat. Täglich sind sie mit aufgebrachten Kunden konfrontiert, die sich zum Teil lautstark und verärgert beschweren, besonders wenn man ihnen klarmachen muss, dass es gar nicht so einfach sein wird, die Reklamation zu bearbeiten, weil sich das Problem nicht so schnell abstellen lassen wird. Seit drei Wochen geht das schon so, und da der Zulieferer erst in etwa zwei Wochen in der Lage sein wird, die benötigten Ersatzteile zu liefern, wird es auch noch eine ganze Weile so weitergehen.

Gabi hat gerade ein solches »Kundengespräch« hinter sich – es hatte mehr den Anschein eines handfesten Streits und war für beide Beteiligten sehr unerfreulich. Bei einer Zigarette versucht sie, ihre aufgebrachten Nerven wieder zu beruhigen. Marianne, die das Verhalten ihrer Kollegin schon seit einer Weile besorgt beobachtet, fragt sie: »Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Du wirkst vollkommen entnervt und stehst dermaßen unter Dampf. Man traut sich ja kaum, das Wort an dich zu richten!«

Gabi antwortet: »Na, das ist doch auch furchtbar. Wir haben seit vier Wochen nichts als Ärger. Jeder, der kommt, will nur schimpfen und sich beschweren. Ich kann es bald nicht mehr hören! Ich bin doch für den elenden Fehler nicht verantwortlich. Aber die tun alle so, als sei es nur meine Schuld und nur meinem bösen Willen zuzuschreiben, dass ihr blödes Gerät nicht augenblicklich in Ordnung kommt. Alle hacken auf mir rum – jeder lädt seine Wut bei mir ab. Ich kann das nicht, mit so etwas umzugehen liegt mir absolut nicht. Und dafür bin ich, nebenbei bemerkt, auch nicht eingestellt worden. Ich kann nachts schon gar nicht mehr richtig schlafen, so sehr wühlt mich das auf. Vorgestern war ich wegen der Schlafprobleme beim Arzt. Der hat gesagt, ich hätte zu viel Stress, den müsste ich abbauen. Ich wäre ihm am liebsten ins Gesicht gesprungen. Und dazu die ewige Unordnung und das Geschrei der Kinder zu Hause, wir giften uns bald nur noch an. Am Sonntag habe ich deswegen mit meinem Mann gestritten. Er meint, ich solle nicht so ungeduldig mit den Kindern sein. Die paar Spielsachen, die herumliegen, seien doch nicht so schlimm! Ha, ich bin ja auch die Einzige, die immerzu alles aufräumt! Daheim nichts als Ärger und hier nichts als Ärger – irgendwann ist es einfach zu viel.«

Marianne versteht gar nicht so recht, was ihrer Kollegin dabei so zu schaffen macht: »Es stimmt schon, die Reklamationen haben in letzter Zeit zugenommen – aber das sind doch höchstens ein Viertel unserer Kunden. Und außerdem ist das doch in zwei Wochen sowieso vorbei, wenn das Ersatzteil endlich da ist.«

Diese unbeschwerte Haltung ist für Gabi wiederum nicht nachvollziehbar: »Na, du hast gut reden. Aber die Schwierigen, die so richtig unangenehm werden, habe ohnehin immer ich. Allerdings kannst du auch irgendwie besser mit den Leuten umgehen. Da beruhigen sie sich schneller. Ich kriege eben einfach nichts gebacken. Die Kinder sind nervtötend, mit meinem Mann gibt es dauernd Streit, und im Geschäft bringe ich es auch nicht!«

Marianne versucht, sie zu trösten: »Na ja, ein paar schwierige Kunden hatte ich ja auch. Das ist schon sehr lästig. Aber ich sage mir dann immer, dass die wohl gerade sehr schräg drauf sind. Du nimmst dir das einfach zu sehr zu Herzen.« Viel mehr als einen skeptischen Blick und einen tiefen Seufzer bewirkt sie bei Gabi damit allerdings nicht.

Nicht die Situation erzeugt die Gefühle,sondern wie wir darüber denken

Wie würde es Ihnen in einer solchen Situation gehen? Würde ein schwieriger Kunde, der Sie aus Unzufriedenheit über ein Produkt beschimpft, für das Sie doch gar nichts können, Ihren Ärger auslösen? Kämen Sie in Stress, wenn das zum dritten, vierten, fünften Mal an einem Tag passiert? Und wenn es so wäre, dass Sie ebenso wie Gabi an Stress-Symptomen litten, würden Sie glauben, dass das an der schwierigen Situation liegt?

Mit dieser Überzeugung befänden Sie sich im Einklang mit dem, was die allermeisten Menschen glauben – dass gefühlsmäßige Reaktionen jeder Art aus der jeweiligen Situation entstehen: Weil ich so viele schwierige Gespräche führen muss, habe ich Stress. Weil ich so viele Absagen auf meine Bewerbungen bekomme, fühle ich mich niedergeschlagen. Ich fühle mich so schlecht, dass ich gar nicht mehr zur Arbeit gehen, gar keine Bewerbungen mehr schreiben will.

Aber nur, weil die meisten Menschen etwas glauben, muss es noch nicht richtig sein. Schon die alten Griechen – jedenfalls die Weisen unter ihnen – haben erkannt, dass es nicht die Situation ist, die unsere Gefühle erzeugt, sondern das, was wir über diese Situation denken. Sonst müsste ja die gleiche Situation bei allen Beteiligten die gleichen Gefühle auslösen. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Dass jeder unterschiedlich auf die gleiche Situation reagiert, liegt folglich an den unterschiedlichen Denkstrategien, mit denen Menschen ihre Erlebnisse bewältigen. Bei der Check-your-Mind-Methode geht es unter anderem darum, die eigenen Denkstrategien kennen zu lernen, um sie, wenn sie sich als untauglich oder wenig zufriedenstellend erweisen sollten, zu verändern.

Wie Sie Ihre eigenen Denkstrategien erkennen

Sie sollten sofort damit beginnen, sich mit Ihren Denkstrategien vertraut zu machen. Je besser Sie sich selbst kennen lernen, desto leichter fällt es Ihnen, sich zu verändern, wenn Sie das wollen. Man wird beherrscht von dem, was man nicht kennt, und ist Meister dessen, was man kennt. Da wir jedoch meist keinen direkten Zugang zu unseren Denkstrategien haben, ist es leichter, mit dem zu beginnen, was man unmittelbar erlebt: nämlich mit den Gefühlen. Jede innere Blockade ist mit unangenehmen Gefühlen verbunden, und das genaue Beobachten der Gefühle gibt Ihnen einen Einblick in die dahinter liegenden Denkstrategien. Um den Weg zu erfolgreichen Denkstrategien zu ebnen, müssen Sie sich zunächst darüber klar werden, in welchen Situationen Sie sich blockieren. Wir möchten Sie deshalb bitten, jetzt Ihre Lektüre zu unterbrechen und sich mit sich selbst zu beschäftigen. Nehmen Sie sich die Zeit, in Gedanken die letzten Wochen oder Monate Revue passieren zu lassen, und erinnern Sie sich: Welches war die letzte »Katastrophe«, die Ihnen zugestoßen ist? Welches Ereignis – oder welche Ereignisse, wenn es mehrere waren – haben Sie aus der Fassung gebracht, geängstigt, geärgert, wütend oder niedergeschlagen gemacht? Nehmen Sie nun bitte einen Stift zur Hand und beschreiben Sie alles, was damit zusammenhängt: Schildern Sie die Situation so genau wie möglich.

Notieren Sie, wie Sie mit der Situation umgegangen sind.

Beschreiben Sie so detailliert wie möglich, welche Gefühle das Ereignis bei Ihnen ausgelöst hat.

Schreiben Sie auf, wie lange es gedauert hat, bis Sie sich von diesen Gefühlen wieder lösen konnten.

Beziehungsweise notieren Sie, was vielleicht noch immer an negativen Gefühlen da ist.

An einem Beispiel möchten wir Ihnen erläutern, wie das aussehen könnte:

Beispiel

Ich habe Streit mit meiner Kollegin. Ich habe im Moment sehr viel zu tun. Meine Kollegin soll mich eigentlich unterstützen und mir Arbeit abnehmen. Doch sie verschwendet sehr viel Zeit mit privaten Telefongesprächen. Je länger ich mir das mit ansehen musste, desto wütender bin ich geworden. Eine Zeit lang habe ich nichts dazu gesagt. Aber schließlich habe ich doch eine Bemerkung gemacht, auf die sie total empört reagiert hat. Sie hat mir sogar Mobbing vorgeworfen.

Wie bin ich damit umgegangen: Weil es mir peinlich ist, jemanden zur Rede zu stellen, habe ich zu lange nichts zu ihren privaten Telefonaten gesagt. Als es dann zum Streit kam, habe ich ihr gesagt, dass ich auf ihre Unterstützung in Zukunft verzichte.

Meine Gefühle dabei: Ich habe mich zu lange einfach nicht getraut, ihr etwas zu sagen. Ich hatte Angst, als kleinlich dazustehen. Als sie dann gleich so verärgert reagiert hat, hat sich mein Ärger ebenfalls gesteigert. Außerdem bin ich enttäuscht, dass sie mich so hängen lässt. Ich fühle mich schlecht behandelt, weil sie sich so unkollegial verhält, sie müsste doch sehen, wie viel Stress ich habe. Aber ich habe auch Angst, mich noch weiter mit ihr anzulegen. Solche Auseinandersetzungen sind mir extrem unangenehm.

Von den Gefühlen lösen: Bisher konnte ich mich überhaupt nicht von den Gefühlen lösen, denn jedes Mal, wenn sie wieder privat telefoniert, werde ich innerlich stinksauer. Aber noch überwiegt die Angst, es zu einem neuen Streit kommen zu lassen.

Dieses Beispiel kann Ihnen eine Anregung sein, wie Sie die obige kleine Übung durchführen können. Es geht zunächst einmal noch nicht um Ergebnisse oder Lösungen, sondern es geht einfach darum, Sie darin zu trainieren, Ihre Gefühle und nach Möglichkeit auch die Gedanken dabei bewusst und detailliert wahrzunehmen. Das dient als Vorbereitung für die Check-your-Mind-Methode, denn Sie können Ihre Denkstrategien erst dann verändern, wenn Sie sie bewusst wahrnehmen. Und vielleicht erhalten Sie ja beim Aufschreiben der Situationen und beim Nachdenken über die dabei aufgetretenen Gefühle und Gedanken schon einen ersten Einblick in den Zusammenhang zwischen Ihren Gedanken und den daraus resultierenden Gefühlen.

Sie selbst sind für Ihre Gefühle verantwortlich

Zunächst mag es für viele Menschen ein totales Umdenken erfordern, sich auf die Idee einzulassen, dass die eigenen Gedanken negative Gefühle, den Ärger und den Hass, die Angst, Wut und Niedergeschlagenheit erzeugen. Denn das bedeutet ja nichts weniger, als dass sich die ganze Verantwortlichkeit für unsere Gefühle verschiebt. Wenn man nicht mehr länger die Umstände, die Situation oder andere Menschen für die eigenen Gefühle verantwortlich machen kann – wer trägt dann die Verantwortung dafür, wie man sich fühlt?

Genau – jeder selbst! Und dagegen sträubt man sich sehr gern. Es ist doch eigentlich viel bequemer, sich sagen zu können: »Ich bin deshalb so wütend, weil mein Mann zum hundertsten Mal zu spät zum Essen kommt und mir damit zeigt, dass er meine Arbeit gering schätzt!«, statt zu erkennen, dass man wütend ist, weil man wütend sein will und den ganzen Ärger selbst produziert.

Vielleicht möchten Sie jetzt einwenden: »Aber der Ärger entsteht doch, weil er zu spät zum Essen kommt, obwohl wir eine ganz klare Vereinbarung getroffen haben!« Doch da lohnt es sich, unsere deutsche Sprache ernst zu nehmen, die ist in dieser Hinsicht nämlich sehr präzise: »Ich ärgere mich« sagen wir, wenn uns etwas nicht passt – und in diesem Satz kommt ein anderer Beteiligter überhaupt nicht vor. Wenn ich mich ärgere, geschieht nämlich meistens das Wesentliche, lange bevor der andere die Szene betritt. Das Essen ist fertig, die festgesetzte Zeit verstreicht, und bevor wir noch wissen, was den anderen aufgehalten hat, beginnen in unserem Kopf fantasierte Zwiegespräche, die die Wut schüren – denn sie sind keineswegs liebevoller Natur.

Und wenn man es schließlich dank eines solchen inneren Dialogs so weit gebracht hat, dass man sich richtig schlecht fühlt, hat man die nötige Rechtfertigung, dafür zu sorgen, dass es dem anderen auch schlecht geht, wenn er endlich kommt: Zuerst ärgere ich mich, dann sorge ich dafür, dass sich der andere auch ärgert, damit wir uns in einem Gleichgewicht befinden, das ist schließlich nur gerecht.

Aber was ist tatsächlich passiert? Es gab das Ereignis »später kommen als vereinbart«. Dieses Ereignis kann auf unterschiedlichste Weise interpretiert werden. Man kann dieses Ereignis zum Beispiel dazu benutzen, um ganz haarsträubende Horrorfilme vor dem inneren Auge ablaufen zu lassen, indem man sich Unglücksfälle aller Art ausmalt. Diese innere Bewertung führt vermutlich dazu, dass man sich selbst ängstigt und sich Sorgen macht. Kennen Sie jemanden, dessen Lieblingsgefühle Sorgen sind? Wir kennen einige Menschen, die geradezu darin schwelgen.

Man kann das Ereignis aber auch interpretieren als bewusste Bösartigkeit: »Das macht er absichtlich! Wenn er nur wollte, könnte er schon pünktlich sein. Er will mich verletzen!« Das schürt Wut und Hass. Eine andere Möglichkeit, sich unglücklich zu machen, wäre, sich zu sagen: »Er interessiert sich nicht wirklich für mich. Er liebt seine Arbeit mehr als mich, ich bin ihm völlig gleichgültig.« Man könnte auch der eigenen Eifersucht Nahrung geben, indem man sich sicher ist: »Er kommt zu spät, weil er bei einer anderen ist. Der Kerl betrügt mich!«

Man könnte sich aber auch für eine mitleidige Interpretation entscheiden: »Der Arme! Bestimmt hat ihm sein Chef wieder in letzter Minute noch etwas ganz Dringendes zu erledigen gegeben. Er sitzt bestimmt schon auf glühenden Kohlen.« Die Gefühle, die man nach solchen Gedanken entwickelt, werden sicherlich ganz anderer Natur sein, als wenn man zu den negativen Gedanken neigt.