Stimmen im Raum -  - E-Book

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Beschreibung

Der Band versammelt die Beiträge des Symposiums für und mit Beat Furrer «Stimmen im Raum» unter der Leitung von Hans-Klaus Jungheinrich im Rahmen von «Auftakt 2010» der Alten Oper Frankfurt/Main. Beat Furrer, 1954 im schweizerischen Schaffhausen geboren, gehört heute zu den profiliertesten mitteleuropäischen Komponisten seiner Generation. Er lebt seit seinem 21. Lebensjahr vornehmlich in Österreich, war zunächst in Wien Schüler von Roman Haubenstock-Ramati und ist seit längerem Professor in Graz, aber auch in Frankfurt am Main. Zentrale Elemente des Furrer'schen Komponierens sind Sprache, Stimme und Raum. Gleichsam in einer Laborsituation (Furrer betreibt umfangreiche analytische Klangforschungen) kristallisieren sich zunächst kleinere Stücke heraus, die oft zu größeren Forma­ten, besonders zu musiktheatralischen Einheiten, zusammenwachsen. Bedeutende Werke dieser Art waren in letzter Zeit «Begehren» und «Wüs­ten­buch».

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Hans-Klaus Jungheinrich (Hg.):Stimmen im Raum. Der Komponist Beat Furrer

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Bestellnummer SDP 91ISBN 978-3-7957-8639-7© 2015 Schott Music GmbH & Co. KG, MainzAlle Rechte vorbehalten

Als Printausgabe erschienen unter der Bestellnummer NZ 5026© 2011 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainzwww.schott-music.comwww.schott-buch.de

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlags. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung kopiert und in ein Netzwerk gestellt werden. Das gilt auch für Intranets von Schulen oder sonstigen Bildungseinrichtungen.

Umschlag: HJ Kropp unter Verwendung zweier Fotos von Charlotte Oswald

Stimmen im RaumDer Komponist Beat Furrer

Symposion, 18. September 2010, Alte Oper Frankfurt am Main

Herausgegeben von Hans-Klaus Jungheinrich

Vorwort

Beat Furrer, 1954 im schweizerischen Schaffhausen geboren, gehört heute zu den profiliertesten mitteleuropäischen Komponisten seiner Generation. Er lebt seit seinem 21. Lebensjahr vornehmlich in Österreich, war zunächst in Wien Schüler von Roman Haubenstock-Ramati und ist seit längerem Professor in Graz (aber auch in Frankfurt am Main).

Zentrale Elemente des Furrer’schen Komponierens sind Sprache, Stimme und Raum. Dabei geht es freilich nicht um Abbildungsverhältnisse, sondern um strukturelle Ausgangspunkte, die im experimentellen Umgang mit dem Material konfiguriert und bearbeitet werden. Gleichsam in einer Laborsituation (Furrer betreibt umfangreiche analytische Klangforschungen) kristallisieren sich zunächst kleinere Stücke heraus, die oft zu größeren Formaten, besonders zu musiktheatralischen Einheiten, zusammenwachsen. Bedeutende Werke dieser Art waren in letzter Zeit BEGEHREN und WÜSTENBUCH (letzteres in Basel im Februar 2010 uraufgeführt in einer Inszenierung von Christoph Marthaler). Die jetzt entstehenden kleineren Arbeiten Furrers sind überwiegend Wegstationen zu dem für 2014 vorgesehenen Theater-Großwerk Solaris, das sich besonders der Inspiration des Films von Andrej Tarkowskij verdankt.

Beat Furrer ist zugleich ein hochprofessioneller Dirigent, der seine Uraufführungen in der Regel selbst einstudiert und leitet, sich aber auch vielen Werken anderer Komponisten, auch derjenigen der «klassischen» Moderne sowie des älteren Repertoires, zuwendet. Die Doppelrolle als Dirigent und Komponist fällt Furrer nicht leicht. Er versteht sich als ein «dirigierender Komponist», keineswegs als ein «komponierender Dirigent». So würde er es ablehnen, seine Komponistenlaufbahn ähnlich wie Pierre Boulez nach und nach und mehr und mehr und nolens volens einer lukrativen Dirigentenkarriere zu opfern. Gerade die beabsichtigte Insistenz des Komponierens erzeugt aber in Furrers Biografie beträchtliche Reibungen und in seinem Terminkalender heftige Kollisionen – Spannungen, deren Auflösung ein ebenso verführerischer wie gnadenloser Musikbetrieb kaum zulässt. Der an sich erfreuliche Umstand, dass sich die kompositorischen Ideen und Projekte drängen und ihre Realisierung Staus hervorruft, wäre als Dauerzustand wohl doch auch ein gefährliches Produktionshemmnis.

Mit Julia Cloot und Marie Luise Maintz figurieren in diesem Band intime Kennerinnen des breiten Furrer-Œuvres und seiner materialästhetischen wie «poetologischen» Beweggründe. Entsprechend subtil leuchten diese Beiträge, ähnlich wie der profund der Vokalmusik nachspürende von Éva Pintér, in die Zusammenhänge von Sprache, Klang und vokaler Textualität in der Musik Furrers hinein. Einem ganz anderen Aspekt wendet sich Gerhard R. Koch zu, der sich der Klaviermusik Furrers widmet und damit der «raummusikalischen» Realität eines «großen Instruments» in seiner ganzen auratischen Qualität. Furrers Musik als eine «innere Bühne» zu erleben, entspricht der Einladung, die der Vortrag Max Nyffelers auch für den Leser darstellt. Zur «postdramatischen» und nichtnarrativen Musiktheatralik äußert sich Jörn Peter Hiekel anhand einer eingehenden Untersuchung des WÜSTENBUCHs, das man wohl als eine vorläufige Summe von Furrers Schaffen bezeichnen kann. Philosophische Außenseiter wie Roland Barthes und Max Bense beschäftigten sich gerne mit ästhetischen Randbegriffen wie dem «Rauschen» (in dem Bense einen Grenzwert seiner informationstheoretischen Ästhetik sah), was in meinem eigenen Referat mit einigen für die Erscheinungsweise der Furrer’schen Musik auffälligen Merkmalen in Verbindung gebracht wird. Wie stets, bietet die (gekürzte) Dokumentation der Schlussdiskussion vor allem die Gelegenheit, die «authentische» Diktion des Künstlers, um den es ging, zu vernehmen. Ich prägte während der Schlussdiskussion den an ein Oxymoron heranreichenden Begriff der «zögernden Bestimmtheit» – und meinte damit eine gerade in ihrer Schwerzüngigkeit bewundernswert gehaltvolle Art des Sich-Äußerns, die für Beat Furrer typisch ist. Leichtgängige Verbalisierung und ein hoher Mitteilungswert sind oft nicht dasselbe.

Frankfurt am Main, 29. Dezember 2010Hans-Klaus Jungheinrich

Inhalt

Vorwort

Die Vielfalt der Stimmen

Singen und Sprechen im Musiktheater von Beat Furrer

Julia Cloot

Die Erzählung in die Tiefe

Klangraum und Erlebnisraum im Werk von Beat Furrer

Max Nyffeler

Beat Furrer, das Klavier und mancherlei Mobile-Dialektik

Gerhard R. Koch

Nah dem Rauschen

Zur Erscheinungsweise der Furrer’schen Musik

Hans-Klaus Jungheinrich

Sprachfindung

Zu Beat Furrers Musiktheaterwerk «WÜSTENBUCH»

Jörn Peter Hiekel

Stille, Geräusch, Klang

Zu den Chorwerken von Beat Furrer

Éva Pintér

«War dies die Erinnerung?»

Zeitstrukturen in Beat Furrers Musik

Marie Luise Maintz

Fremde Räume, innen und außen

Schlussdiskussion mit Beat Furrer

AutorInnen

Die Vielfalt der Stimmen

Singen und Sprechen im Musiktheater von Beat Furrer

Julia Cloot

Beat Furrer hat in den letzten beiden Jahrzehnten sechs Werke für das Musiktheater komponiert. In all diesen musiktheatralen Arbeiten werden literarische Vorlagen verschiedener Sprachräume, Epochen und Gattungen miteinander verknüpft.1 Mehrfach hat Beat Furrer antike Mythen verwendet und diese mit einem oder mehreren Sujets aus der Literatur des 20. Jahrhunderts kunstvoll verwoben. In der 1989 geschriebenen Oper nach von Maurice Maeterlinck sind Ausschnitte aus dem Gedicht von Friedrich Hölderlin und aus Platons «Höhlengleichnis» eingeschoben, ein Gedicht von Arthur Rimbaud steht am Ende. Dem Musiktheaterwerk von 1994 liegt der Mythos von Narziss zu Grunde, wie er in Ovids beschrieben ist, im Original und in deutscher Übersetzung. , 2001 als Auftragswerk des Steirischen Herbstes uraufgeführt, kreist mit Texten von Ovid und Vergil, Hermann Broch, Cesare Pavese und Günther Eich, dessen Hörspiel den Ausgangspunkt bildete, um den Orpheus-Mythos. Das 2005 in Donaueschingen uraufgeführte «Hörtheater» individualisiert den bei Ovid beschriebenen Mythos von der im Erdinneren alles Leid der Welt aufnehmenden Göttin Fama mit dem herzzerreißenden Schicksal von Arthur Schnitzlers Novellenfigur Fräulein Else. Hinzu treten als weitere Texteinsprengsel von Lukrez, von Carlo Emilio Gadda und ein anonymes Fundstück. Der Mythos von Fama ist ein für Furrer zentrales Bild, das er bereits in (2003) verwendet hat. Neben dem Ovid-Mythos flankieren in diesem Stück ein Gedicht von Cesare Pavese, ein Fragment von einem spanischen Anonymus aus dem 16. Jahrhundert, zwei Gedichte des spanischen Dichters Juan de la Cruz und die Nr. 30 in griechischer und deutscher Sprache den thematischen Kern, Marguerite Duras’ Roman .

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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