Strange Red Ground - Ronny Eckert - E-Book

Strange Red Ground E-Book

Ronny Eckert

4,4

Beschreibung

Ein britischer Medizinstudent kämpft nach einer Apokalypse, die durch Mikroben vom Mars ausgelöst wurde, um sein Überleben und folgt einem Funkspruch, der Lebensmittel und Unterkunft für alle verspricht. Er schlägt sich durch Länder und Kontinente, wo er auf verschiedene Gefahren aber auch Freunde trifft, die ihn bis zu seinem Ziel begleiten. Inhaltsangabe: Im Jahr 2034 gelingt es dem ersten Weltraumunternehmen Bodenproben vom Mars zur Erde zu bringen. Wissenschaftler beginnen damit, die Gesteinsproben zu extrahieren und stoßen dabei auf Mikroben. Die Menschheit feiert diese Entdeckung, bis die Welt sich plötzlich verändert. Pflanzen sterben und die Lebensmittel werden knapp. Die Wohlhabenden ziehen sich in Biosphären zurück und überlassen den Rest der Menschheit sich selbst. Jim, Medizinstudent, und seine Familie versuchen die beginnende Apokalypse im Haus auszusitzen. Doch die Unruhen und Plünderungen nehmen drastisch zu. So sucht Jim im nahen Wald für sich und seine Familie ein Versteck, um der Meute zu entkommen. Als er zurückkommt, sind alle Menschen spurlos verschwunden.

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Seitenzahl: 575

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Ähnliche


Für meine Frau - die mich riesig unterstützt hat.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 1

Man hörte es in allen Nachrichten. Die Mars Mission. Es sollte ein Erfolg werden, wie damals bei der Mondlandung. Die ersten Menschen auf dem Mars. Dieses Spektakel wurde weltweit übertragen. Es gab kaum noch ein anderes Thema, welches so in den Medien vertreten war. Regierungen und Weltraumunternehmen brüsteten sich mit dieser Mission. Auf dem Mars lief derzeit das volle Programm. Erkundungen, Bodenproben sammeln und Vermessungen machen. Nachdem die Astronauten ihre Arbeit erledigt hatten, machten sie sich mit einer Menge Marsgestein auf den Heimweg. Die Medien berichteten ohne Unterbrechung von den Heimkehrern. Dann war der Tag gekommen. Sie waren wieder auf der Erde zurück. Alle feierten sie, wie Superhelden. Ein Interview nach dem anderen war in den Medien zusehen. Sie erzählten von den roten Steinen, welche sie mit zur Erde brachten. Zur selben Zeit machten sich die Wissenschaftler daran, das Gestein zu untersuchen. Schnell stellte sich heraus, dass diese Proben aus einer mikroskopisch heterogenen Vereinigung von Mineralen und Rückständen von Organismen, sowie Mikroben bestand. Dies war eine Entdeckung, wie sie keiner erwartet hätte. Was lange Zeit vermutet wurde, war nun bestätigt. Auf dem Mars gab es Leben. Die Wissenschaftler machten sich an die Arbeit die Mikroben zu extrahieren. Es dauerte einige Wochen, doch dann gelang ihnen der Durchbruch. Die Medien sprachen von einem nie dagewesenen Ereignis. Sämtliche Regierungen und Unternehmen beglückwünschten sich zu diesem Erfolg.

Doch einige Wochen später veränderte sich unsere Welt. Die Medien berichteten von massenhaftem Tier und Pflanzen sterben in den Regionen der Weltraumunternehmen. Wenig später häuften sich die Berichte, bis sie aus allen Ländern der Welt kamen. Die Menschen gerieten allmählich in Panik. Die Regierungen versuchten zu beruhigen, doch dann wurden Fälle bekannt, wo sich bei Menschen die Haut rötlich färbte. Und es wurden immer mehr. Das absolute Chaos brach aus. Stimmen wurden laut, die Mikroben vom Mars seien daran schuld. Die Regierungen versuchten krampfhaft ein Gegenmittel zu entwickeln. Jeder wollte eine Dosis abhaben, denn jeder dachte es erginge ihm wie den Tieren und Pflanzen. Die weltliche Wirtschaft kam zum Erliegen. Keiner ging mehr zur Arbeit. Die Anarchie brach aus. Dann kam die Nachricht, es gäbe eine Impfung. Das Militär fuhr durch die Straßen und versammelte die Menschen. Die ersten bekamen ihre Injektionen, aber etwas stimmte nicht. Wenige Tage nachdem die Dosis verabreicht wurde, spuckten die Menschen Schaum und wurden epileptisch. Das Militär stellte die Impfungen sofort ein. Mehr als die Hälfte der Menschheit wurde mit dem Impfstoff behandelt. Wilde Spekulationen gingen umher. Wollte die Regierung etwa die Gefahr eindämmen indem sie absichtlich eine tödliche Dosis verabreichte, oder war der Wirkstoff einfach nur toxisch im Zusammenhang mit den Mikroben? Alle Menschen, die bisher geimpft wurden, verstarben letztendlich daran. Die Regierungen der gesamten Welt schotteten sich ab. Inbegriffen waren auch die großen Konzernchefs und die Multireichen. Die Rede war von unterirdischen Biosphären. Eigene Luft, Wasseraufbereitungssysteme, angebaute Nahrung, selbst eigene Krematorien waren vorhanden. Das Leben auf der Erde, wie wir es kannten, war völlig zusammengebrochen. Manche meinten, es würde dasselbe passieren, wie einst auf dem Mars. Seit die Mikroben vom Mars extrahiert wurden sind mehr als die Hälfte aller Tiere und Pflanzen ausgestorben. Mit zwei Ausnahmen. Der Mensch war immun gegen die Mikroben. Er bekam lediglich eine rote Haut. Die zweite Ausnahme waren Hunde. Diese verloren zwar alle Haare, aber verstarben nicht. Doch die Menschen in ihren künstlichen Biosphären wussten von all dem nichts.

Langsam färbte sich der gesamte Planet, durch die Mikroben die sich ausbreiteten, rötlich. Wasser, Erde alles war rot gefärbt. Ebenso die restlichen Pflanzen die allmählich abstarben. Nun waren sechs Monate seit dem Ausbruch vergangen. Die Nahrung sowie Trinkwasser wurde immer knapper. Niemand traute sich das rote Wasser zu trinken. Die Medien berichteten von weltweiten Ausschreitungen, dann hörten sie auf zu senden. Die Menschen an der Oberfläche gingen aufeinander los. Es war die Hölle auf Erden.

Wir schreiben das Jahr 2034.

Wer ich bin? Mein Name ist Jim Forster.

Mein Ziel? Überleben.

Kapitel 2

Ich lebte mit meinen Eltern Steve und Marge, sowie meiner Schwester Kate, in Harlow, einem Vorort Londons. Am Tag der Revolte war ich in den Wäldern, um einen passenden Ort zu suchen, an dem wir uns vor der Meute verstecken konnten. Als ich zurückkam, waren die Straßen leer. Keine Menschenseele war zu sehen. Ich rannte schneller und immer schneller, um zu unserem Haus zu kommen. Dann war ich endlich da. Die Tür stand weit offen und ich schaute mich um. Die Straße war wie leer gefegt. Es war so still. Ganz anders wie in den letzten Wochen, als wir uns im Haus verschanzten. Ich suchte alle Zimmer ab. Vom Keller bis zum Dachboden. Doch es war niemand meiner Familie zu finden. Was war hier passiert? Wo sind denn alle? Ich weinte stundenlang. Sie hatten keine Kleidung oder ähnliches mitgenommen. Es war alles noch da. Was ist hier nur los? Ich fragte mich das immer und immer wieder. Dann verriegelte ich das Haus und wollte abwarten, ob sie wieder kommen würden. Es gab noch ein paar Konservendosen und einige Flaschen Trinkwasser. Dies sollte mir einige Zeit reichen.

Allmählich wurde es Abend. Ich schaute durch das Fenster hinaus, aber ich konnte nichts erkennen, es war zu dunkel. Keine Beleuchtung, kein helles Mondlicht. Absolute Finsternis. Mir war so mulmig. Ich hatte nicht einmal Appetit etwas zu essen. Ich legte mich hin und hoffte, dass meine Familie jeden Moment vor der Tür stehen würde. Ich schlief ein und träumte von Sonne und Meer. Es war so ein wohliges Gefühl. Die saubere Luft, das Meeresrauschen und das Geschrei der Möwen. Es war so...... Dann plötzlich klopfte es an die Tür und ich wachte auf. Mein erster Gedanke war, meine Familie ist zurück. Ich rannte hinunter zur Tür und öffnete sie. Es war nicht meine Familie. Es war ein älterer Mann mit Vollbart und einem Stock in der Hand. Er schrie: „Gib mir dein Wasser!“

Ich versuchte die Tür zu schließen, doch er stemmte sich dagegen. Er brüllte erneut: „Gib mir dein Wasser!“ Ich spürte, dass er stärker war als ich. Was sollte ich nur tun? Neben der Tür stand eine Tischlampe von Oma Margret. Ich nahm die Tischlampe in die Hand und sprang von der Tür zurück. Der Mann kam ins Haus und schrie wieder: „Gib mir dein Wasser!“ Schnell rannte ich zum Schrank in dem unser Wasser gebunkert war, nahm eine Flasche und warf sie ihm entgegen. Er ließ den Stock fallen, öffnete die Flasche und trank. Jetzt wäre die Möglichkeit ihm die Tischlampe über den Kopf zu schlagen. Doch ich tat es nicht. Als der Mann getrunken hatte sagte er: „Mein Name ist George.“ Ich schaute ihn stumm an. Er meinte wir müssen das Haus besser verriegeln, und fing an alle Möbel vor die Türen und die Fenster zu schieben. „Hilf mir!“ knurrte er, aber ich konnte mich nicht bewegen. Dann war er fertig, sah mich an und fragte, was los sei mit mir. Ich wimmerte: „Wo ist meine Familie?“ Er blickte mich an als hätte er mich nicht verstanden. Ich wiederholte meine Frage. Er meinte, wir sind einige der Letzten. Ich wiedersprach ihm sofort. Ich erklärte, dass ich nur einen Tag nicht hier war und alle waren verschwunden. George schaute stumm auf den Boden, setzte sich hin und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche. „Sie sind alle weg“, grummelte er. „Wohin?“, wollte ich von ihm wissen. Er antwortete nicht. Ich wiederholte meine Frage mit lauter Stimme: „Wohin?“ Er stöhnte: „Leg dich schlafen. Morgen haben wir einen anstrengenden Tag vor uns.“ Er legte sich hin und schlief ein. Ich ging in mein Zimmer, setzte mich hin und weinte bis ich einschlief.

Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, war es sehr still. Die Sonne schien durch mein Fenster und ich betrachtete meine Haut mit ihrem roten Glanz. Ich fragte mich, was hier eigentlich passiert? Ich stand auf und ging hinunter. Ich war gespannt, ob George noch da sei. Als ich die Treppen herunterkam, saß er auf dem Boden und sah mich an. Er sagte kein Wort. Ich blieb stehen und fragte, was wir jetzt machen sollten. Er meinte, ich solle mich setzen, was ich dann auch tat. Er Atmete tief ein: „Was weißt du über die Mikroben vom Mars?“ Ich antwortete: „Ich weiß das die Mikroben alles aussterben lassen außer Menschen und Hunde.“ Er nickte und sah auf den Boden. Dann stand er auf und sah aus dem Fenster. „Wir müssen hier weg.“ Fragend sah ich ihn an. „Wohin denn?“ Er erzählte mir von einem Funkspruch den er gehört hatte, indem es hieß, dass es in Australien offene Biosphären gäbe. "Wie offen?" Er erklärte: „Wo jeder hinein kann, nicht nur die Regierung und die Reichen.“ Ich wunderte mich woher er dies denn wissen wolle. Er meinte, dass er sich in einem Truck versteckt hatte und im Funkgerät diesen besagten Satz in einer Endlosschleife gehört habe. Ich war erstaunt, und schwieg. Er meinte dann: „Zu deiner Familie“…..“Ja was denn?“, seufzte ich. Dann schwieg er wieder. Ich fragte ihn, ob er etwas wüsste und wenn ja, dass ich dies wissen müsste. Er murmelte nur: „Wir müssen hier weg.“ Ich kreischte: „Wo sind alle Leute hin!“ Er schrie zurück: „Sie sind alle tot oder werden als Versuchskaninchen von der Regierung festgehalten!“ Ich sackte zusammen und war geschockt. George hob mich auf und ermutigte mich stark zu sein. „Es muss weiter gehen, Junge.“ „Weiter.....wohin?“ Er wurde wütend: „Hast du mir nicht zugehört, die einzige Chance ist der Funkspruch über Australien. Was verstehst du daran nicht?“ Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. George erklärte standhaft, dass wir morgen los müssten. „Und wie?“, fragte ich. „Mit allem, was uns voranbringt.“, flüsterte er.

Morgen? Morgen hatte ich Geburtstag dachte ich, aber ich sagte nichts. Sollte ich auf meine Familie warten? Was wenn George recht hatte und sie alle weg waren? Die Lebensmittel wurden knapper und ich wäre allein. Ich starte also eine Reise ins Unbekannte an meinem 23. Geburtstag. Ich glaubte ich würde träumen. George sagte, ich müsse noch viel lernen und die Welt da draußen sei nicht mehr die Welt die ich kannte. "Wie zum Geier sollen wir nach Australien kommen und selbst wenn wir das schaffen, was ist wenn dort auch alles so wie hier ist?", wollte ich von ihm wissen. Er stöhnte: „Wenn du hier bleibst dann stirbst du. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann dir die Verpflegung ausgeht. Und Dann?“ Ich wusste, dass er Recht hatte und nickte ihm zu. „Nimm alles mit was wir gebrauchen könnten!“, rief er, als er sich am Vorratsschrank zu schaffen machte. Ich packte alles ein, was nützlich sein könnte. Streichhölzer, Verbandssachen, Medikamente und eine Taschenlampe. Dann suchte ich im Keller nach brauchbaren Dingen. In einer Kiste fand ich ein altes CB Funkgerät meines Vaters. Ich dachte wenn George Recht hat, müsste der Funkspruch zu hören sein. Ich suchte alle Batterien im Haus zusammen und nahm das Funkgerät mit nach oben in mein Zimmer. Dort legte ich die Batterien ein und schaltete auf ON. Ein rauschen war zu hören. Ich drehte an den Reglern und dann hörte ich es. Ich war wie im Schockzustand. In allen Sprachen wurde es gesendet: „Kommt nach Australien, hier ist es sicher. Wir haben Unterkunft und Verpflegung.....“, dann riss die Verbindung ab. Ich versuchte die Verbindung erneut herzustellen, aber es gelang mir nicht. Ich hob den Kopf und George stand an der Tür. Er zwinkerte mir zu und sagte energisch: „Also los geht’s.“ Nun wusste ich, dass er Recht hatte und begann weiter zu packen. Das Funkgerät nahm ich auch mit. Ich würde wohl nie mehr zurückkommen, also nahm ich noch eines unserer Familien Fotos mit und steckte es in meine Hosentasche. „Bist du bereit?“ Ich antwortete: „Wehe du lässt mich unterwegs im Stich.“ Er lachte: „Mach dir keine Sorgen Kleiner, schlimmer kann es nicht werden.“

Kapitel 3

Ich schloss die Haustür so, als wollte ich bald wiederkommen. George sah mich an als würde er sagen wollen, was treibt der Junge da nur. Aber er verlor kein Wort darüber. Als wir die ersten Meter mit unserem Gepäck hinter uns gelassen hatten, grinste er „Weißt du warum ich dein Haus ausgewählt hatte?“ Ich wunderte mich und fragte ihn warum. Er erzählte, er habe mich beobachtet, wie selbstverständlich ich in dieses Haus ging. Das war ein Zeichen für Lebensmittel im Haus. Ich war ganz erstaunt, da ich mich ja umsah und niemanden gesehen hatte, als ich vom Wald zurückkam. Ich müsse noch viel lernen und dass die Welt wie ich sie kannte in keiner Weise mehr die Alte sei, versuchte er mir beizubringen.

Als wir ein paar Straßen weiter waren, fragte er mich wie er mich denn nennen solle. Ob er mich weiterhin Kleiner nennen sollte oder ob ich einen Namen hätte. „Mein Name ist Jim und ich habe heute Geburtstag.“ Er lachte. „Okay Jim, Happy Birthday.“ Ich dachte nur was ist daran happy. Mir ging meine Familie nicht aus dem Kopf. Was ist mit ihnen geschehen. Ich traute mich aber nicht George auf dieses Thema anzusprechen. Er machte einen sehr nüchternen Eindruck. Es schien fast so, als wäre er mit dieser Situation vertraut. „Woher weißt du was du tust?“, wollte ich wissen. Er blieb stehen, schaute mich an und sagte: „Ich war in der Royal Navy.“ Ich staunte nicht schlecht. „Ich habe gedient und sie haben uns einfach uns selbst überlassen“, fuhr er fort. Er fragte mich, was ich so vor dem Tag der Apokalypse tat. Ich antwortete, dass ich Student sei und mich mit dem Medizinstudium befasste. Er nickte: „Okay Doc, gut zu wissen.“ Als wir eine Weile weiter liefen stoppte er. „Sei ruhig.“ Wir liefen rasch an eine Hausecke. „Duck dich und nicht bewegen“, schnaufte er. Ich war wie versteinert. Dann hörte ich es. Eine Frau schrie aus vollem Halse. Es war so ein schlimmer Klang. Ich sagte zu George: „Wir müssen doch helfen.“ Er meinte nur, dass ich still sein sollte. Wir gingen in Deckung und schauten in die Richtung aus der die Schreie kamen. Dann sah ich sie. Mir wurde ganz kalt. Ich bekam Gänsehaut am ganzen Körper.

Drei Männer schlugen eine junge Frau. „Mach was...“, flüsterte ich. Er unterbrach mich: „Sei still!“ Dann schleppten die drei Männer die Frau in ein Haus. George rief: „Lauf...!“ Ich rannte ihm nach. Als wir ein paar Ecken weiter waren, wollte ich wissen, warum er nicht geholfen habe. George packte mich am Hals und drückte mich an die Wand. „Das ist nicht mehr die Welt wie du sie kanntest Jim, wie oft muss ich dir das noch erklären. Sei froh dass du lebst und misch dich nie in Sachen ein, die dich nicht betreffen. Vergiss das nie.“ Dann ließ er mich wieder los. Ich war wie erstarrt. „Los weiter Jim. Wir müssen immer in Bewegung bleiben.“ Ich rannte ihm nach ohne ein Wort zu verlieren. Gleichzeitig dachte ich wieder an meine Familie. Es vergingen Stunden bis wir vor den Toren Londons standen. Ich fragte George, ob es nicht besser sei außen herum zu gehen. „Nein das dauert zu lang, und außerdem bin ich mir sicher in London finden wir mehr Verpflegung und vielleicht auch ein Auto was genügend Sprit hat und fahrtüchtig ist.“ Ich ahnte, dass er Recht haben könnte und folgte ihm schweigend. Er fragte mich, ob ich schon einmal mit einer Waffe geschossen hätte. „Nein warum?“ Er sah mich an und seufzte: „Dann musst du das lernen.“ Ich dachte nur, und wie? George wusste was ich dachte. Ich konnte es an seinem Blick erkennen. „Wir besorgen uns in London Waffen, wir müssen uns schützen.“ In diesem Moment dachte ich nur, wäre ich doch lieber Zuhause geblieben.

Langsam wurde es dunkel. „Wir brauchen ein Lager“, stammelte George. Ich nickte ihm zu. Kurz darauf fanden wir einen alten Bahnhof. Dort stand ein alter Wagon. „Schau Jim, Perfekt.“ Die Türen waren bereits aufgebrochen. Wir suchten alles Mögliche zusammen, mit dem man diesen Wagon von innen verbarrikadieren konnte. Dann schlossen wir uns ein und legten uns hin. Ich hatte solchen Hunger. George hatte die Lebensmittel und ich fragte ihn, ob ich eine Konservendose haben könne. Er sah mich an und warf mir eine zu. „Wir brauchen mehr davon“, knurrte er. Ich erwiderte: „Ja, ich weiß.“ „Zeit zum schlafen“, nuschelte er noch und schloss kurz darauf die Augen. Ich öffnete die Konservendose und schob mir den Inhalt mit den Fingern in den Mund. Es schmeckte wirklich sehr gut und ich wunderte mich noch, warum George nichts essen wollte. Ich putzte mir die Finger an der Hose ab und legte mich ebenfalls hin. Ich dachte wieder an meine Familie als ich plötzlich dieses Jaulen hörte. Es klang grauenvoll. Mein Herz schlug schneller und schneller. George drehte lachend seinen Kopf zu mir: „Das sind nur die Hunde, die haben wahrscheinlich Hunger. Die können ja keine Dosen öffnen.“ Dann drehte er sich wieder um und schlief ein. Das Jaulen ließ mich einfach nicht einschlafen, bis die Müdigkeit mich letztendlich übermannte.

Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, saß George schon aufrecht da und war dabei seine Konservendose zu öffnen. „Gleich geht es weiter, bist du bereit, Jim?“ „Uns bleibt ja nichts anderes übrig.“, quengelte ich müde. Er sah mich an und lächelte: „Jetzt hast du es verstanden.“ Er schaute durch die Schlitze des Wagons nach draußen. „Wir dürfen uns nur Tagsüber bewegen.“ „Die Hunde?“ wollte ich wissen. „Nicht nur.“, murmelte George und öffnete die Tür.

Wir marschierten auf den Gleisen weiter in Richtung London ohne zu wissen was uns dort erwartete. Ich sah zum Himmel hinauf. Er war so leer. Keine Vögel oder Flugzeuge. Einfach nichts. Ich bekam allmählich Hunger und fragte ob ich eine Konservendose haben könne. „Nein“, stöhnte George. „Warum, du hast doch heute auch eine gegessen?“ Er blieb stehen. „Du hast deine Ration gestern Abend verbraucht“. Ich wurde wütend. „Jetzt hör mal zu, das ist meine Verpflegung, die ist ja wohl aus meinem Haus. Außerdem habe ich den Funkspruch auch selbst gehört, ich brauche dich nicht George…!“ „Ohne mich wärst du schon längst tot, weil du dich erschlagen lassen hättest um einer Frau zu helfen, die du nicht kanntest!“, unterbrach er mich, als es plötzlich hinter uns knurrte. Wir drehten uns langsam um und sahen einen dieser haarlosen Hunde mit blutverkrustetem Maul. „Oh Shit“, flüsterten wir beide. George richtete seinen Stock auf den Hund und fragte mich ob ich einen Fluchtweg sehen würde. „Ein Container der auf ein Dach führt.“, stotterte ich mit zitternder Stimme. „Wenn ich jetzt sage, geht’s los Jim.“ „Was?“ „Jetzt!“ George warf den Stock auf den Hund und rief: „Lauf!“ Ich rannte so schnell wie noch nie zuvor in meinem Leben. Wir sprangen auf den Container und kletterten dann auf das Dach daneben. Ich war fix und fertig. George meinte das würde davon kommen wenn man nicht gut Frühstücken würde. Ich fragte ihn, ob er mich verarschen wolle. „Ich wollte doch eine Dose, du hast mir keine gegeben.“ „Abends gibt es nichts mehr nur noch morgens, damit du fit bist. Du brauchst nachts keine Energie, klar soweit“, schnaufte er. Jetzt hatte ich es verstanden was er meinte. „Was machen wir jetzt mit dem Hund?“, wollte ich wissen. George überlegte, während der Hund um das Haus schlich. „Mach so viele Dachziegel wie möglich locker und leg diese auf einen Haufen.“ Ich begann sofort damit. Er nahm die Dachziegel und warf einen nach dem anderen auf den Hund. Als er einmal traf rannte der Hund jaulend davon. „Wir müssen schnell weiter, der kommt wieder.“ Ohne ein Wort folgte ich ihm. Wir stiegen vom Dach, rannten eine Weile und verließen die Gleise. Dann kamen wir in ein Wohnviertel. Auf dem Schild stand Stratford. Ich kannte dieses Viertel. Ich hatte hier im Newham Universitätsklinikum studiert.

Kapitel 4

Wir mussten nach Wasser und Nahrung sowie Waffen suchen, also gingen wir von Haus zu Haus. Überall standen Autos kreuz und quer. An vielen Häusern waren Scheiben eingeschlagen und Türen aufgebrochen. Wir zogen geduckt weiter. „Wir gehen in dieses Haus dort.“, flüsterte George. „Warte hier, Jim.“, meinte er und schlich zu dem besagten Haus. Er ging einmal herum und gab mir ein Zeichen, dass ich kommen könne. Ich lief geduckt auf ihn zu, als schlagartig jemand auf mich schoss. Ich schlug Haken und versteckte mich hinter einem Auto. „Alles Okay?“, rief George mir zu. „Ja, wo kam denn das jetzt her?“, kreischte ich zurück. „Bleib wo du bist, ich hol dich Jim!“ George versuchte zu mir zu gelangen, doch sobald er aus seiner Deckung kam wurde auch auf ihn geschossen. Dabei sah ich, dass die Schüsse aus einem Haus schräg gegenüber kamen. Ich brüllte es George hinüber. „Okay Jim, du machst jetzt folgendes, du öffnest die Tür vom Auto und löst die Bremse. Dann schiebst du das Auto als Deckung neben dir her bis du bei mir bist.“ „Alles klar George!“ Als ich das Auto bewegte, wartete ich darauf beschossen zu werden, aber es passierte nichts. Wenige Minuten später war ich angekommen. Ich musste nur noch zwei Meter ohne Schutz ins Haus schaffen. „Spring Jim!“, schrie George. Ich sprang mit einem Satz los und während ich durch die Luft flog zischten zwei Kugeln an mir vorbei. Ich landete unsanft im Eingang. Zügig schoben wir einen Schrank vor die Tür. „Wir müssen alle Räume durchsuchen und alle Eingänge dicht machen.“ Ich bestätigte hektisch seine Aussage. Er brach zwei Tischbeine ab und warf mir eines zu. „Du wirst es brauchen.“ Ich hoffte, dass er Unrecht hatte. „Und halte dich von den Fenstern fern!“ Ich schlich langsam nach oben mit dem Tischbein in der Hand als wäre es ein Baseballschläger, bis ich vor der ersten Tür stand. Ich öffnete sie und setzte einen Schritt zurück. Ich wartete kurz und ging dann hinein um mich umzusehen. Dieses Zimmer war einmal ein Kinderzimmer gewesen. Spielsachen lagen überall auf dem Boden herum. Ich schloss die Tür und ging zum nächsten Zimmer. Ich öffnete wieder die Tür und ging hinein. Es war ebenfalls ein Kinderzimmer gewesen. Zeichnungen hingen an den Wänden. Ich schaute mir diese Bilder genauer an, als mich auf einmal etwas an der Schulter packte. Ich drehte mich um und hob mein Tischbein. Es war George. „Hast du alle Räume durchgesehen?“ Ich starrte ihn an: „Hier waren kleine Kinder, wo sind sie hin?“ „Frag dich mal lieber, wer da auf uns geschossen hat!“

Wir suchten Raum für Raum ab. Es war niemand zu finden. „Hier gibt es keine Vorräte Jim, und wir müssen vorerst hier bleiben, bis wir wissen wer da auf uns geschossen hat.“, seufzte George als er sich auf den Boden setzte. „Und wie willst du herausbekommen wer das ist?“, wunderte ich mich. „Wir warten bis es dunkel ist, dann gehen wir rüber.“ Ich dachte ich höre nicht richtig. „Du spinnst wohl!“ „Hast du eine bessere Idee Jim?“ Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. „Ich gebe dir eine Aufgabe Kleiner. Such Nägel und einen Hammer im Keller!“ „Wozu?“ Er lachte: „Wir verschönern unsere Tischbeine.“

Ich wusste genau was er damit meinte und ging in den Keller. Es lag allerhand Werkzeug herum. Als ich nach den Nägeln suchte, fand ich eine Landkarte von Europa. Ich schlug diese auf und dachte nur, wenn wir das hier überleben sollten, was würde wohl noch alles auf uns warten. Ich steckte die Karte ein und suchte weiter Nägel und einen Hammer. George rief nach unten ob ich etwas gefunden hätte. Ich antwortete nicht und suchte immer weiter bis ich einen Hammer und eine Schachtel mit Nägeln fand. Ich flitzte nach oben und begann die Tischbeine mit Nägeln zu bestücken. Es war sehr mühsam und wir wechselten uns ab damit einer immer am Fenster Wache halten konnte. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich den Vorhang an dem Fenster wackeln, aus dem geschossen wurde. Ich konnte jedoch nichts erkennen. „Fertig!“, stöhnte George. Also warteten wir bis es dunkel wurde. Mein Herz schlug immer schneller umso dunkler es wurde. Dann war es soweit. „Bist du bereit Jim?“ Ich dachte nein und sagte ja. „Okay Kleiner, dann mal los.“ Wir schlichen uns zur Hintertür hinaus und krochen durch den Garten bis zum nächsten Haus. Ich spürte wie die Nägel sich in die Erde gruben. Als wir am nächsten Haus ankamen, stoppte George. „Was ist los?“ Er antwortete nicht. Kurze Zeit später gab er mir ein Handzeichen das ich ihm folgen sollte und wir krochen weiter bis zum nächsten Haus. Noch ein Haus weiter dann wären wir am Ziel. „Bleib immer unten Jim, wir wissen nicht ob die Nachtsichtgeräte haben.“ Ich dachte nur, Super, danke für den Tipp. Dann waren wir angekommen. Es war so still, ich konnte mein Herz schlagen hören als wir an einem Kellerfenster ankamen. Man konnte nicht hineinsehen es war stockdunkel darin. George hebelte das Kellerfenster mit seinem Tischbein auf. Knack und es war offen. Wir stiegen leise ein und suchten die Treppe nach oben. Oben an der Tür angekommen flüsterte er: „Bist du bereit, es kann jederzeit los gehen.“ Ich klopfte zweimal auf seinen Rücken. „Okay, los.“ Er öffnete ganz langsam und leise die Tür und steckte den Kopf heraus. „Sauber“, hauchte er und schlich in den Flur. Es war finster im Haus und ich schlich ihm nach. Wir suchten das Erdgeschoss ab, aber niemand war zu finden. Wir pirschten langsam Schritt für Schritt die Treppenstufen nach oben. Meine Hände fingen an zu schwitzen und mein Mund war völlig trocken. Die Treppenstufen knarrten leise. Mein Herz schlug so laut, ich dachte man könnte es hören. Im Obergeschoss angekommen standen wir vor einer Tür unter der Licht durchschien. Es war ein flackerndes Licht wie bei einer Kerze. Mein Herz sprang mir gleich aus dem Hals. George flüsterte mir ins Ohr: „Wir brauchen eine Ablenkung damit die aus dem Raum herauskommen.“ Ich nahm ein Bild von der Wand und deutete an es die Treppe hinunter zu werfen. George zwinkerte mir zu. Ich verstand das als ein okay. Wir stellten uns an die Wand und ich zählte leise bis drei. Dann warf ich den Bilderrahmen hinunter.

Es krachte ordentlich als der Rahmen die Treppe hinunter fiel. Ich war starr vor Angst, weil ich überhaupt nicht wusste was nun passieren würde. Wir sahen uns an aber nichts passierte. Dann konnte man leise Schritte in Richtung Tür vernehmen. Ich machte mich bereit, für was auch immer. Ich dachte kurz an meine Familie als sich plötzlich die Tür einen kleinen Spalt öffnete. Ich konnte aber nichts sehen. Langsam schob sich ein Gewehrlauf aus der Tür heraus. George gab mir ein Zeichen das ich warten sollte. Das Gewehr schob sich immer weiter aus dem Raum hinaus. Ich wusste nicht was ich tun sollte und fragte mich ob die Idee wirklich gut war. George sprang auf den Lauf zu und packte das Gewehr. Er zog kräftig daran und hatte es in der Hand. Ein alter Mann fiel zu Boden und rief: „Tut uns nichts!“

George zog ihn zu sich und drückte ihn mit seinem Fuß nach unten, während er sich das Gewehr zur Brust nahm. Der alte Mann stöhnte wieder: „Tut uns nichts!“ „Wieviel seit ihr?“, flüsterte George dem alten Mann zu. Er wimmerte: „Nur ich und meine Frau.“ Ich wollte einen Schritt nach vorn machen aber tat es nicht. Ich sah diesen Mann am Boden liegen und schämte mich. Ich wusste dass er auf mich geschossen hatte, aber das was hier abging war absolut nicht human. Gleichfalls wusste ich aber, dass ich ohne George schon längst tot wäre. George rief in den Raum: „Komm raus!“ Aber es tat sich nichts. Der alte Mann stöhnte: „Meine Frau ist taub.“ George sah ihn fragend an und rief erneut: „Komm raus!“ Es tat sich wiederum nichts. George warf mir das Gewehr zu und sagte ich solle auf ihn zielen. Dann legte er sich auf den Boden und schaute in den Raum hinein. Er stand wieder auf und war der Ansicht, dass alles sicher sei. Ich fragte ob er es genau wisse. „Schau selbst“, antwortete er. Ich ging einen Schritt nach vorn und steckte langsam meinen Kopf in das Zimmer. Da saß eine alte Frau und sie starrte mich an. Sie hatte Todesangst in ihren Augen. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Sie wimmerte, aber gab kein einziges Wort von sich. George fragte sie ob noch mehr im Haus seien. Aber sie antwortete nicht. „Sie ist taub, tut ihr nichts!“, rief der Mann auf dem Boden. Ich nahm das Gewehr und durchsuchte alle restlichen Räume des Hauses. Es war niemand zu finden. Ich fühlte mich unglaublich stark mit dem Gewehr. Als ich zurückkam, hatte George den Mann bereits zu seiner Frau gesetzt. „Warum habt ihr auf mich geschossen?“, wollte ich wissen. Der Mann sah mich an und sagte nichts. „Warum!“, rief ich. George meinte ich solle mich beruhigen. Die alten Leute klammerten sich aneinander. Sie erinnerten mich an meine Eltern. „Tut uns nichts“, wiederholte der alte Mann. „Wir wollen euch nichts tun, und wir schießen nicht auf fremde Leute“, brüllte ich ihm zu. Der alte Mann atmete erleichtert auf. „Das ist Mary und ich heiße Steve“, dann reichte er mir die Hand. Ich blieb einen Moment ruhig stehen, dann ging ich auf ihn zu, streckte ihm meine Hand entgegen und sagte: „Mein Name ist Jim. Und das ist George.“ Der alte Mann nickte und meinte: „Schön euch kennenzulernen.“

Ich kniete mich zu ihm runter und fragte erneut: „Warum habt ihr auf mich geschossen?“ Steve sah mich an und flüsterte: „Ihr seid wohl nicht von hier? Es war die Hölle los. Anfangs war die Armee in den verschiedenen Vierteln und hat versucht alles unter Kontrolle zu halten. Doch dann sind alle durchgedreht. Sie haben geplündert. Menschen sind gestorben und verschwunden, so wie unser Sohn James.“

Ich war wie versteinert. „James?“, fragte ich. Der Mann sah auf den Boden und nuschelte: „Ja, James. Unser Sohn wollte helfen das Chaos zu verhindern. So wie es ein Polizistensohn nun mal gelernt hat.“ George unterbrach Steve. „Polizistensohn?“ Stille war im Raum. „Ja, Polizistensohn. Ich war früher bei der Polizei, bevor ich in den Ruhestand ging“, flüsterte Steve. Ich fragte ob er von dem Funkspruch gehört habe. Steve schüttelte den Kopf. Ich packte mein Funkgerät aus und suchte die Frequenz, auf der dieser Funkspruch gesendet wurde. Dann hatte ich sie. Steve sah mich mit großen Augen an. Mary fragte ihn mit Hilfe von Zeichensprache was los sei und was zu hören war. Er erklärte ihr was er gehört hatte. Sie hatte Tränen in den Augen. Steve strich ihr über den Kopf und gab ihr einen Kuss. Sie machte hektische Handzeichen und Steve schüttelte den Kopf. „Was hat sie gesagt?“, wollte ich gern von Steve wissen. „Sie glaubt, dass James dahin unterwegs ist, aber ich glaube das nicht. Er würde uns niemals allein lassen.“

George fragte, ob es noch andere Nachbarn hier in der Umgebung gäbe. Steve schüttelte den Kopf. „Nach dem Chaos waren alle verschwunden, die Navy hat sie geholt.“ „Blödsinn!“, rief George: „Ich war bei der Navy. Die haben uns einfach uns selbst überlassen. Sie hatten keine Verwendung mehr für uns. Plötzlich standen wir alle da ohne Befehle, ohne Plan was zu tun sei. Die Regierung hat Soldaten behalten. Aber nicht von der Royal Navy. Deshalb bin ich hier. Ich wollte nachdem sie uns einfach zurückgelassen haben zu meiner Frau und meiner Tochter, aber sie hatten sich im Auto in der Garage vergiftet. Ich fand sie dort leblos vor. Sie dachten wohl ich wäre in einer künstlichen Biosphäre und komme nie zurück. Ich fand sie in unserem Wagen und…..“, dann brach George zusammen. Ich war geschockt. Er wirkte immer so stark und allwissend. Alle waren still. Mary wollte wissen was gesprochen wurde. Steve gab ihr aber nur einen Kuss und streichelte ihren Kopf. Dann sah Steve uns an und wollte wissen ob wir dem Funkspruch folgen würden. Ich nickte ihm zu. „Kommt mal mit auf den Dachboden“, sagte er. George stand auf und lief ihm nach. Ich blieb bei Mary. „Jim, komm hoch!“, rief George hinunter. Ich rannte schnell hinauf. Es lagen unzählige Waffen herum. „Ich hab das Polizeirevier geplündert als es losging. Ich konnte froh sein, dass der Tür Code derselbe wie früher war.“, lachte Steve. Ich hatte so etwas nur in Filmen gesehen. George sah mich an und grinste. „Damit kann man was anfangen.“, stammelte er fröhlich.

„Steve, willst du und deine Frau nicht mit uns kommen?“, fragte ich freundlich. „Nein wir bleiben hier. Vielleicht kommt James wieder zurück. Außerdem sind wir schon viel zu alt für so eine Reise. Aber ich glaube ich kann euch helfen.“, murmelte Steve. „Und wie?“, staunte ich. „Morgen früh zeige ich euch beiden meinen Schatz. Nun ruht euch etwas aus, ich werde Wache halten.“ Ich blickte George fragend an und er zwinkerte mir zu. Darauf legte ich mich in eine Ecke und deckte mich mit einer Decke zu, die mir Mary reichte. Es verging keine Minute und ich war eingeschlafen.

Ich schlief sehr fest und träumte ich würde mit einem Schiff in Seenot geraten. Die Wellen schlugen gegen das Schiff und es lief Wasser hinein. Aber ich war nicht allein auf dem Schiff. Bei mir war ein Hund. Aber es schien als wäre er mein Freund. Dann wachte ich auf. Es war bereits hell geworden. Ich wunderte mich noch über meinen Traum. Er war so real gewesen. Aber ich fragte mich wieso ein Hund bei mir gewesen sei. Die Hunde sind doch unser größtes Problem. Als ich aufstand, war der Raum leer. Keiner war zu sehen. Ich ging zum Fenster und sah hinaus. Es war sehr ruhig draußen. Roter Staub zog durch die Straßen. Dann hörte ich von unten Stimmen. Ich schlich zur Tür und legte mein Ohr an. Ich konnte jedoch nichts verstehen. Vorsichtig und leise öffnete ich sie. Die Stimme von George war deutlich zu hören. Er sprach über die Biosphären in denen sich die Regierungen zurückgezogen hatten. Er erzählte Steve Dinge da wurden meine Beine weich wie Butter. Es gab Weltweit kein einziges Land indem das System noch bestand. Langsam ging ich die Treppen hinunter. George schnaufte: „Da ist er ja, na hast du ausgeschlafen?“ Ich nickte. Steve meinte wir sollten mit in die Garage kommen er hätte uns etwas zu zeigen. So folgten wir Steve. Mary kam nicht mit was mich stutzig machte. Eine Tür bei der Küche führte direkt in die Garage. Als wir dort ankamen lag da ein Schraubenzieher auf dem Werkzeugtisch. Ich nahm diesen und versteckte ihn in meinem Ärmel. Ich war auf alles gefasst. Vielleicht würde er auf uns schießen? Steve blieb stehen und sagte: „Hier ist mein Schatz.“ Er zog ein staubiges Tuch von einem Auto und zeigte auf den Wagen. „Ein Jaguar S-Type in meiner Lieblingsfarbe dunkel grün“, schilderte Steve. „Diesel, Automatik, 6 Gänge und Ledersitze. Er ist voll betankt und gehört jetzt euch beiden.“ George und ich sahen uns fragend an. „Versteh ich nicht“, stotterte ich. „Wie schon gesagt wir sind zu alt für so eine Reise. Aber vielleicht hilft euch das. Wir brauchen ihn nicht mehr.“ Steve klopfte auf das Dach und grinste. „Jim und ich brauchen noch Waffen, Steve.“ „Wir haben mehr als genug“. Die beiden gingen nach oben um die Waffen einzupacken. Ich setzte mich in das Auto und sah alle Fächer durch. Ich fand ein Foto von James. Ich legte es auf den Werkzeugtisch zusammen mit dem Schraubenzieher den ich eingesteckt hatte. Den Kofferraum musste ich noch untersuchen und öffnete ihn. Eine Reisetasche befand sich darin. Ich wollte sie gerade öffnen als die beiden wieder in die Garage kamen. Schnell schloss ich den Kofferraum und ging einen Schritt zur Seite. George hatte eine riesige Tasche in der Hand. Ich half ihm diese ins Auto zu schieben. Sie war sehr schwer. Mary brachte uns eine Kiste mit Lebensmitteln. Wasser und Konservendosen waren darin. Sie lächelte und drückte sie mir in die Hand. Ich sagte danke, worauf sie eine Träne verlor. Steve nahm sie in den Arm und sah mich ganz verwirrt an. „Wenn ihr James findet nehmt ihn bitte mit. Im Auto ist ein Foto von ihm. Passt auf euch auf und eine gute Reise.“ George stieg in den Wagen und startete ihn. „Komm schon Kleiner!“, rief er. Ich dachte daran das Foto von James mit zu nehmen, doch ich wollte es Steve und Mary lassen. Ich setzte mich in den Wagen und George fuhr langsam los. Im Seitenspiegel beobachtete ich Steve und Mary. Sie standen da, eng umklammert. Sie sahen uns nach bis wir aus ihrem Blickfeld verschwanden. Mir gingen die beiden nicht mehr aus dem Kopf. „Hätten wir sie nicht doch mitnehmen sollen?“ wollte ich von George wissen. „Vergiss die zwei. Die wirst du nie wieder sehen“, hauchte er leise.

Ich verstand langsam was George meinte, als er sagte, die Welt sei nicht mehr so wie ich sie kannte. Ich war bedrückt und lehnte mich an das Fenster. Wir fuhren in eine Straße ein, in der viele Tote umherlagen. „Gewöhn dich besser daran“, knirschte George. Es war ein Anblick wie aus einem Horrorfilm. Ich konnte meine Augen nicht vom Fenster lassen. Langsam fuhren wir weiter. Es dauerte Stunden, bis wir aus London heraus waren. Ich war so froh, dass es endlich vorbei war. Ich fragte mich, was uns wohl noch alles erwarten würde. Die Straßen waren voll mit liegengebliebenen Autos. Viele waren total zerstört, oder ausgebrannt. „Halte immer schön die Augen offen Jim.“ Ich wusste ganz genau was er meinte und mir wurde richtig unwohl. George sah mich ernst an: „Wir haben zwei Möglichkeiten von dieser Insel zu kommen. Entweder wir versuchen ein Schiff zu bekommen um nach Frankreich zu gelangen, oder wir fahren durch den Eurotunnel. Sollte wir uns für das Schiff entscheiden, wenn wir eines finden sollten was fahrtüchtig ist, müssten wir das Auto zurücklassen.“ Bei dem Wort Schiff musste ich sofort an meinen Traum denken. „Wir nehmen den Tunnel George.“ Er sah mich an und überlegte. „Was ist los?“, fragte ich ihn. „Es könnten unerwartete Hindernisse im Tunnel auftreten.“ Wir haben doch haufenweise Waffen, dachte ich und meinte: „Das schaffen wir schon.“ Wir hatten noch etwa zwei Stunden Autofahrt vor uns bis nach Folkestone, wo der Tunnel begann. Ich griff nach hinten und öffnete die Tasche mit den Waffen. Es war allerhand darin. Schießen konnte ich jedoch nicht. Ich beruhigte mein Gewissen damit, dass es nicht so schwer sein könne. „Wir sind bald da Jim. Bevor wir in den Tunnel einfahren nimmst du ein Gewehr aus der Tasche und öffnest das Fenster.“ Ich hoffte ich müsste nicht schießen, aber sagte locker: „Alles klar, wird gemacht.“

Plötzlich entdeckte ich den Eingang des Eurotunnels in der Ferne. Als wir näher kamen erkannte ich, dass eine Seite komplett mit Autos verstopft war. Überall lagen Menschen auf dem Boden. Männer, Frauen und Kinder. Es war ein grauenvoller Anblick. „Wir müssen zum anderen Tunneleingang und sehen ob der frei ist.“ George wollte bestimmt lieber das Schiff nehmen aber ich tat so als sei dies die bessere Entscheidung. „Das Gewehr, Jim.“ Ich holte es aus der Tasche. Er zeigte mir wie ich es laden sollte. „Das Fenster, Jim.“ Er wurde langsam nervös, was mich auch unruhig machte. Vor dem anderen Tunneleingang lag nur ein Auto quer. George schob es langsam mit unserem Wagen zur Seite. Man konnte gut in den Tunnel hineinsehen. Er schien frei zu sein und wir fuhren langsam hinein. Es war sehr holprig und schleichend wurde es immer dunkler. „Achte auf jede Kleinigkeit, Jim.“ Ich konnte in seiner Stimme hören das George Angst hatte und daher wuchs bei mir die Anspannung erheblich.

Wir fuhren eine Weile weiter. Ich starrte nach vorne und nach hinten. Das Gewehr fest in den Händen. Es roch sehr streng im Tunnel. Es war ein Gemisch aus Benzin und fauligem Fleisch. „Mach das Fenster zu, Kleiner“, schnaufte George und hielt sich die Nase zu, doch es wurde kaum besser. „Noch 25 km. Die Hälfte haben wir geschafft, Jim.“ Ich konnte es kaum erwarten, dieses Loch hinter mir zu lassen, bis George auf einmal stehen blieb. „Was ist los“, stotterte ich nervös. „Da hinten.“ Ich konnte nichts erkennen. „Nimm das Gewehr Jim.“ Ich lud das Gewehr und zielte aus dem Fenster. „Wo denn George?“, fragte ich mit zitternder Stimme. „Einer dieser Höllenhunde.“, knurrte er. Ich hielt das Gewehr aus dem Fenster und schoss in die Luft um den Hund, der uns den Weg versperrte, zu verscheuchen. Doch der Hund rührte sich kein Stück. Ich konnte seine Augen, die von unseren Scheinwerfern angestrahlt wurden, leuchten sehen. Ich schoss erneut in die Luft, bis der Hund anfing zu jaulen.

Kapitel 5

Wir fuhren langsam weiter und ich schloss das Fenster. Dann konnte ich den Hund genau erkennen. Er lag auf dem Boden und sah uns mit trübseligen Augen an. Er war anders als die anderen Hunde und wirkte irgendwie treu. Wie aus heiterem Himmel, reflektierten noch mehr Augen aus dem Dunkeln. Drei weitere Hunde kamen langsam mit fletschenden Zähnen auf uns zu. Einer der Hunde schnappte nach dem am Boden liegenden. Er wehrte sich heftig, während die anderen weiter auf uns zu hielten. „Was ist denn das jetzt!“, kreischte ich. Einer der Hunde sprang auf die Motorhaube und starrte uns ganz tief in die Augen. Seine Augen waren so hasserfüllt. Das Auto fing an zu wackeln. „Was ist das?“ Der andere Hund versuchte einen Reifen zu zerbeißen und man konnte seine Kraft spüren. „Wir müssen etwas unternehmen, Jim.“ „Unbedingt“, stimmte ich zu. „Öffne das Fenster einen Spalt und schieß in die Luft.“ Ich tat was George vorschlug, doch es brachte nichts. „Die interessiert das überhaupt nicht, was nun?“ Unsere Sorge war, dass der eine Hund es schaffen könnte, den Reifen durchzubeißen. George fuhr weiter. Der andere Hund sprang ebenfalls auf die Motorhaube und schlug mit seinem Kopf gegen die Scheibe. Immer fester und fester. Die Geräusche dabei machten mich wahnsinnig. Ich hielt es nicht mehr aus, nahm das Gewehr und schoss direkt durch die Scheibe. Alles ging so schnell. Nun war ein großes Loch in der Scheibe. „Spinnst du, Jim?“

Ich war wie erstarrt und gab keinen Laut von mir. Das Gewehr hielt ich immer noch fest in den Händen. Die zwei Hunde waren nicht mehr zu sehen. „Jetzt sind wir ungeschützt“, fauchte George und setzte den Wagen in Bewegung. Vor uns kämpften die anderen Hunde direkt in der Mitte des Tunnels. Ich nahm das Gewehr, lud es und zielte auf den Hund der den anderen angriff. George verharrte ganz still. Ich wartete und wartete bis die Gelegenheit kam. Dann drückte ich ab. Der Höllenhund fiel sofort um. „Den anderen noch.“, flüstere George. Der Hund sah uns an und humpelte an die Seite so als wolle er uns den Weg freimachen. Ich nahm die Waffe runter und meinte: „Der ist nicht wie die anderen.“

Als wir schleichend an ihm vorbeifuhren sah ich aus meinem Fenster zu ihm hinaus. Es war ein merkwürdiges Gefühl als mich der Hund ebenfalls anblickte. Er hatte keinerlei Anzeichen von Aggressivität. Langsam ließen wir ihn hinter uns. Ich schaute die ganze Zeit in den Rückspiegel bis seine Augen im Dunkeln verschwanden. „Stopp!“, rief ich. „Halte an, George!“ Er stieg auf die Bremse und wollte wissen was los sei. Ich sprang aus dem Wagen und rannte zu dem Hund. Ich konnte ihn nicht sehen, es war zu dunkel. Ich hörte ihn hecheln und lief langsam auf ihn zu. „Jim! Komm sofort wieder ins Auto!“, hörte ich George rufen. „Jim!“ Ich ignorierte ihn und tastete nach dem Hund. Auf einmal leckte er an meiner Hand. Ich streichelte über seinen Rücken und spürte dass er verletzt war. Also nahm ich ihn hoch und lief zum Wagen. George stand plötzlich mit einer Waffe da. „Lass den Hund liegen, Jim.“ Ich tat nicht was er sagte und lief weiter in Richtung Auto. „Lass verdammt noch mal den Hund liegen, Jim!“ „Er ist verletzt und braucht unsere Hilfe!“, schrie ich zurück. „Das können wir nicht gebrauchen, Jim.“ „Willst du mich daran hindern? Schieß doch. Erschieß uns doch gleich beide!“ George steckte die Waffe weg. „Du bist verrückt Junge.“ „Öffne die Tür und hilf mir“, keuchte ich ihm zu. Wir legten den Hund auf die Rückbank und fuhren weiter. „Wenn du alles einsammelst was dir über den Weg läuft, dann brauchst du einen größeren Wagen.“, meinte George empört. „Du hättest ihn liegen lassen, obwohl du, genau wie ich gesehen hast, dass dieser Hund anders ist als die anderen, oder?“ „Das hält uns nur auf, Jim.“ „Das werden wir ja sehen. Ich hätte mir das nicht verzeihen können, ihn einfach so liegen zu lassen. Siehst du denn nicht, dass er anders scheint wie die Höllenhunde?“ „Das macht mir ja Sorgen, Jim. Genau das macht mir Sorgen“.

Wir fuhren also weiter in das finstere tiefe Loch. Ich legte meine Hand nach hinten auf den Bauch des Hundes. Er leckte wieder meine Hand. „Ich werde ihn behalten, da kannst du machen was du willst. Und ich nenne ihn Spike.“ George war ein paar Sekunden still. Dann sagte er: „Du bist echt verrückt Kleiner.“

Die Fahrt wurde immer holpriger. Der Tunnel war nicht für Autos gemacht sondern für Züge. Hin und wieder kamen Hindernisse, doch wir konnten diese umfahren. „Der andere Tunnel wäre keine gute Wahl gewesen, oder George?“ Er sah mich an: „Spike? Echt jetzt?“ Ich grinste: „Wieso nicht?“ Die Fahrt ging noch eine Weile, dann konnte man in der Ferne Licht sehen. „Ich habe gestern nichts gegessen, es wird mal langsam Zeit. Und Spike hat bestimmt auch Hunger.“, ließ ich George wissen. „Spike.“, nuschelte er. „Was ist denn das für ein Name?“, lachte er, als wir aus dem Tunnel in das Tageslicht fuhren. „Schau dich gut um, Jim.“ Ich konnte ein Schild erkennen auf dem Calais stand. Ich war noch nie in Frankreich gewesen und wusste absolut nicht wo wir waren. Ich nahm die Europakarte die ich in dem Haus gefunden hatte und sah hinein: „Die nächste Stadt müsste Bethune sein, wenn wir den schnellsten Weg nehmen.“ George sah ebenfalls kurz auf die Karte: „Alles klar, Kleiner.“ Ich mochte es überhaupt nicht, wenn er mich so nannte, aber ich ließ mir nichts anmerken. Während wir weiter fuhren, sah ich aus dem Fenster. Keine Menschen oder Tiere waren zusehen. Alles war wie ausgestorben. Ich dachte mir, wir sind doch auch noch hier, dann muss es doch auch noch andere geben. Vielleicht war meine Denkweise zu überheblich, aber ich hoffte es innerlich. Ich schaute weiterhin aus dem Fenster und betrachtete die Wiesen um uns herum. Sie waren fleckig. Also etwas Gras dann Erde dann wieder Gras. Es machte den Eindruck, als hätte jemand stellenweise das Gras entfernt. Die Mikroben vernichteten langsam den gesamten Planeten. Kurz dachte ich daran, was passieren würde, wenn alle Pflanzen aussterben würden. Man könne dann nicht mehr Atmen. Dieser Gedanke spornte mich noch mehr an, diese Reise nach Australien zu schaffen.

Wir fuhren an mehreren Kuhskeletten vorbei. Sie lagen teilweise direkt auf der Straße. Es war ein grauenhafter Anblick. Wir sprachen länger kein Wort miteinander. Ich sah nach hinten zu Spike und konnte seine Wunde nun gut sehen. „Ich muss Pissen.“, schnaufte George und hielt an. Wir stiegen beide aus. Er ging ein paar Meter und erleichterte sich. Ich dachte dass im Kofferraum sicher ein Verbandskasten sein müsste und öffnete ihn. Im Kofferraum und fand diesen schließlich. Dann sah ich wieder diese Tasche von den alten Leuten, in die ich noch hineinsehen wollte. Zuerst musste ich aber Spike versorgen. Ich nahm die Verbandstasche und stieg zu ihm auf die Rückbank. Ich konnte die Bisswunde des anderen Hundes gut sehen. Ich verband Spike und gab ihm etwas von unserer Verpflegung. „Ich glaub ich spinne!“, rief George als er das sah. „Du hast wohl einen Knall Junge. Hast du überhaupt eine Ahnung wie wichtig die Verbandstasche ist. Und von der Verpflegung wollen wir gar nicht erst reden. Das ist ein Hund, verdammt!“ Ich sprang aus dem Auto: „Das ist nicht ein Hund, das ist mein Hund!“ Ich sah in seinen Augen, dass er dies nicht gut fand. „Schwing deinen Arsch rein, Jim!“ An seiner Stimme konnte ich erkennen, dass er richtig sauer war. Dies war mir aber egal. Wir fuhren also weiter. Wir hatten den Monat Mai und eigentlich sollte alles blühen, grübelte ich vor mich hin, als ich mir die Landschaft ansah. „Träumst du, Kleiner?“ Ich sah ihn an: „Hey alter Mann, schau auf die Straße und umfahr lieber die Toten Tiere und die kaputten Autos, als mich anzusehen.“ Er verdrehte die Augen und schwieg. Wir fuhren eine Weile, bis wir eine Kleinstadt erreichten. Hier sah es aus, als wären wir mitten in einem Kriegsgebiet gelandet. Zerschossenen Autos, tiefe Löcher in den Straßen und kaputte Fenster. Dieser Anblick machte keinen guten Eindruck. Langsam schlichen wir mit unserem Jaguar durch die Straßen. Plötzlich sah ich einen Buchladen. „Bleib mal stehen George.“ „Ist wieder was mit dem Köter?“ „Halt einfach an, verdammt!“

Der Wagen stoppte und ich stieg aus. Penibel beobachtete ich alle Fenster. Dann nahm ich das Gewehr, mit dem ich die Hunde erschossen hatte und meinte: „Ich bin gleich wieder da.“ Ich rannte zu der Tür des Buchladens, sah hinein und stieß die Tür mit meinem Fuß auf. Ich zielte mit dem Gewehr in den Raum und ging Schritt für Schritt hinein. Es lag eine Plastiktüte auf dem Boden. Ich hob sie auf und suchte alle Räume die zu dem Buchladen gehörten ab. Es sah aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Im hinteren Bereich lag eine halb verweste Leiche. Es stank abscheulich. Nun suchte ich nach Medizin oder etwas das wir gebrauchen könnten. Leider fand ich nichts. Dann nahm ich die Plastiktüte und sammelte das ein, was für mich wichtig schien. Von Landkarten bis Sprachlektüre aus aller Welt. Ich nahm so viel wie in die Tüte passte und rannte zurück zum Auto. „Was hast du denn da geholt, Kleiner?“ „Etwas was wir sehr gut gebrauchen können.“ Ich zeigte ihm meine Auswahl. „Du überraschst mich. Gut gemacht, Jim.“

Die Fahrt ging weiter und wir fuhren so schnell es ging aus der Kleinstadt hinaus. „Da waren mit Sicherheit noch Menschen“, stammelte George. „Wieso suchen wir sie nicht, vielleicht können sie uns helfen so wie Steve und Mary?“ „Ja genau, und vielleicht schießen sie ja auch auf uns, so wie Steve und Mary. Wir haben ein Ziel und das wird ohne Zwischenfälle erreicht. Klar Soweit?“

„Jawohl, Kapitän George.“, flüsterte ich und sah nach Spike. Diese Augen waren mir so vertraut. Ich wusste nur noch nicht warum dieser eine Hund so anders war. Wir fuhren und fuhren. Es verging eine gefühlte Ewigkeit. „Siehst du dahinten ist Rauch.“, bemerkte George. „Ja und wir fahren direkt darauf zu.“ Die Rauchschwaden wurden immer größer, je näher wir kamen. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Schlagartig wurde Spike unruhig. Umso näher wir dem Rauch kamen, umso aufgeregter wurde er. Es dauerte nicht lang und wir waren direkt davor. Man konnte jedoch nichts sehen, da der Rauch hinter einem Hügel war. „Das schauen wir uns besser genauer an. Das ist zu gewaltig für einen Hausbrand.“, erklärte George. Also liefen wir zu dem Hügel um zu sehen was da los sei. Wir duckten uns und schlichen langsam hinauf.

Als ich es genauer sah, gefror mir das Blut in den Adern. Hunderte Menschen lagen auf einem Haufen und brannten. Es waren so unbeschreiblich viele. Ich fiel auf meine Knie und war wie erschlagen. Ich konnte sehen, wie Männer mit Schutzanzügen die Toten auf den Haufen warfen und sie mit einem Flammenwerfer in Brand setzten. Man hörte die Flammen in die Luft schlagen. Es zischte und knackte. Es war so unvorstellbar entsetzlich. Dann kam ein Lastwagen angefahren. Die Männer in den Schutzanzügen öffneten die Ladeluke und trieben lebende Menschen aus dem Hänger. Sie weinten und schrien. Dann fielen viele Schüsse. Sie wurden einfach erschossen. Einfach so. Sie warfen die Toten ebenfalls auf den Haufen der hundert brennenden Leichen und entflammten diese ebenfalls.

„Das ist das Militär der unterirdischen Biosphären. Die Regierungen wollen wohl hier oben alles säubern.“, schluchzte George. Einer dieser Männer entdeckte uns. Wir standen wie auf dem Präsentierteller. „Vous là, arrêtez!“, rief er. Ich verstand ihn nicht. „Wir müssen hier sofort verschwinden!“, brüllte George. Ich rannte so schnell wie ich konnte zum Wagen. Als erster war ich am Auto und sprang auf die Fahrerseite die zu mir gewandt war. George stieg auf der Beifahrerseite ein und brüllte, dass ich losfahren solle. Ich drückte das Gaspedal voll durch. Die Reifen quietschten laut und George packte sich die Tasche mit den Waffen, die hinten bei Spike lag. Er kramte darin herum und schnappte sich ein Maschinengewehr. „Fahr, fahr, Jim!“ Schlagartig hörte ich das Schlagen von Rotorblättern. Es dröhnte sehr tief und laut. Spike fing an zu bellen. „Scheiße, die folgen uns mit einem Helikopter!“, schrie George. Er lud das Maschinengewehr und öffnete die Fenstertür. Im gleichen Moment schlugen Kugeln bei uns ein. Sie beschossen uns ohne Pause. Ich versuchte den Wagen so zu lenken, dass sie uns nicht treffen konnten. Gleichfalls musste ich allem ausweichen was auf der Straße lag. Die Zeit verging wie in Zeitlupe. Durch meine Fahrweise waren kaum noch einschlagende Kugeln im Wagen zu hören. Spike bellte weiterhin. Da kaum noch Einschläge der Kugeln wahrzunehmen waren, lehnte George sich aus dem Fenster und beschoss den Helikopter. Die Patronenhülsen flogen durch die kaputte Windschutzscheibe in das Auto hinein. Es war so laut, selbst das Bellen von Spike konnte ich nicht mehr hören. Gleichzeitig schlugen wieder Kugeln bei uns ein. Die Heckscheibe zersprang in tausend Stücke. „Fuck!“, schrie ich aus vollem Halse. George kam zurück in den Wagen lud schnell das Gewehr nach und lehnte sich erneut hinaus. Ich hörte den Helikopter von einer Seite zur anderen schwenken. Dampf stieg aus der Motorhaube empor. Wieder flogen mir die Hülsen durch die Scheibe ins Gesicht. Plötzlich zischte es merkwürdig vom Helikopter. Ich sah in den Rückspiegel und konnte erkennen, dass er am hinteren Teil von George getroffen wurde. Die Kugeleinschläge hörten sofort auf und der Helikopter fing an zu trudeln. Schneller und immer schneller. Ein heftiger Windstoß war zu spüren während der Helikopter an uns vorbei sauste und mit einem gewaltigen Knall auf die Straße vor uns stürzte. Ich blieb stehen und sah zu George rüber. Er hing aus dem Fenster. Ich zog ihn sofort rein und erkannte, dass er am Hals getroffen wurde. Blitzartig flogen uns wieder Kugeln um die Ohren. Sie kamen aus dem abgestürzten Helikopter. Ich nahm das Gewehr und schoss durch die Windschutzscheibe direkt auf den Schützen. Ich ließ den Finger nicht mehr vom Abzug. „Ihr Schweine!“, rief ich währenddessen. Ich schoss bis das Magazin leer war. Dann wurde es still. Der Helikopter rauchte stark. Es bewegte sich nichts darin. Niemand war zu sehen. George wimmerte sehr. Ich sah nach Spike, doch es ging ihm gut. Er hatte sich auf den Boden des Wagens gelegt. Das Heck war total zerschossen und der Motor qualmte. Ich nahm eine andere Waffe aus der Tasche und stieg aus. Langsam lief ich auf den Helikopter zu. Überall war Rauch. Bei jedem Schritt den ich machte, konnte ich den Dreck unter meinen Schuhen knirschen hören. Dann war ich am Helikopter angekommen. Ich erkannte drei Männer in ihren Schutzanzügen. Ich schoss erneut auf sie. Sie waren jedoch bereits tot. Sie hatten weiße Haut, nicht so wie wir. Es waren welche aus einer Biosphäre. Da verstand ich was George meinte mit der Säuberung. Die Menschen in den Biosphären glaubten wirklich, dass wir an den Mikroben sterben würden. Und deshalb schickten sie Säuberungsteams, die alle Infizierten auslöschen sollten. Ich durchsuchte den Helikopter. Das Funkgerät war kaputt. Aber zwischen den Toten fand ich einen Magnetschlüssel. Es stand X-905KV darauf. Ich zog dem Piloten seine Militärschuhe aus, denn diese Schuhe waren besser für mich geeignet, als meine Turnschuhe. Im Helikopter suchte ich nach einem Verbandskasten für George. Ich konnte jedoch keinen finden, also lief ich zurück zum Auto. Er sah mich an und atmete schwer. George hatte sein T-Shirt zerrissen und es auf die Wunde gelegt. Ich dachte mir vielleicht könnten wir etwas in der nächsten Stadt finden womit ich ihn flicken könnte. Also stieg ich schnell ein und wollte losfahren. Doch der Motor ließ sich nicht mehr starten. Ich öffnete die Motorhaube und erkannte, dass der Kühler zerschossen war. Ich rannte zurück zu dem Helikopter und zerriss den Schutzanzug des Piloten. Es war eine Art Plastik, ideal zum abdichten. Ich stopfte den Stoff in den Kühler und füllte ihn mit etwas Trinkwasser welches wir von Steve und Mary bekommen hatten. Jetzt ließ sich der Motor endlich starten. Ich fuhr an dem Schrotthaufen vorbei und gab wie der Teufel Vollgas. „Halte durch George!“, rief ich immer wieder. Wir ließen ein gutes Stück hinter uns. George wimmerte weiterhin und verlor viel Blut. Es lief ihm am ganzen Körper hinunter. Nach einer Weile wurde er immer stiller. Ich sah zu ihm rüber. Seine Augen waren geschlossen. Dann hielt ich an. Ich rüttelte ihn. „George!“, rief ich. „George!“ Doch seine Augen blieben zu. Ich suchte seinen Puls, doch ich fand keinen. Ich lehnte mich über ihn: „George!“ Er atmete nicht mehr. Ich sah mir schließlich seine Wunde genauer an. Die Kugel hatte ihn so schwer verletzt das er zu viel Blut verloren hatte. Spike fiepte von hinten leise. Da wusste ich das George seine Reise beendet hatte. Er war nun an einem besseren Ort, als in dieser Hölle. Jetzt war ich auf mich gestellt. Wie sollte ich nur weiterkommen ohne ihn. Sollte ich vielleicht zurück fahren und auf meine Eltern warten. Was aber, wenn er Recht hatte? Australien. Wir haben ein Ziel und das müssen wir strickt verfolgen sagte er immer. Ich kannte ihn nicht lang, aber er war wie ein großer Bruder für mich geworden. Ohne ihn hätte ich es bis hierher nicht geschafft. „Spike, hör zu. Wir haben eine lange Reise vor uns und wir werden dieses Ziel strickt verfolgen.“ Ich zog George aus dem Wagen bis auf eine Anhöhe. Ich sah in seinen Taschen nach. Es war ein Foto von seiner Familie darin. Ich steckte es zurück und fragte mich wie sie wohl geheißen hatten. Ich hatte nie danach gefragt, was ich nun bereute. Er sollte eine ehrbare Bestattung haben. So suchte ich alle größeren Steine zusammen und bedeckte ihn damit. Aus zwei Stöcken baute ich ein Holzkreuz und rammte es in den Boden. „Mach es gut Großer.“, flüsterte ich und ging langsam zum Wagen. „Jetzt gibt es nur noch uns beide Spike.“

Spike und ich fuhren langsam auf dieser Straße weiter. Auf dem Sitz neben mir war das ganze Blut von George und ich ließ das Geschehen noch einmal in meinem Kopf ablaufen. Ich hatte auf Menschen geschossen. Was ist hier los? Ich bin doch kein Soldat. Mir wurde schlecht und ich hielt an um mich zu übergeben.