Summertime Dreams - Stine Mertens - E-Book
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Stine Mertens

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Beschreibung

5 Freundinnen – 1 Mission. Und die ganz große Liebe. Wenn man plötzlich Gefühle für den besten Freund und Untermieter, der zudem als Hamburgs Bad Boy gilt, entwickelt, dann hat man ein ernsthaftes Problem. Das muss die alleinerziehende Maike feststellen, als sie sich in Steve verliebt. Der wichtigste Mann in ihrem Leben ist allerdings ihr sechsjähriger Sohn Leon, und deswegen kommt Steve als Partner nicht infrage. Aus der verworrenen Situation flüchtet Maike nach Himmelreich und widmet sich den Nachforschungen rund um den Tod ihrer Jugendfreundin Nattie – keine leichte Aufgabe, wie sie schnell feststellen muss, zumal sie von ihrer quirligen Familie ständig abgelenkt wird: Papa nimmt Viagra, Mama lässt sich tätowieren und Philip, Maikes Bruder, verheimlicht eindeutig etwas – etwas, das mit Nattie zu tun hat. »Summertime Dreams« von Stine Mertens ist eine Neuauflage von »Sieben Minuten Himmelreich« (ursprünglich unter dem Pseudonym Violet Truelove veröffentlicht). Es handelt sich um Band 4 der Himmelreich-Reihe von Emma Wagner, Lana N. May, Jo Berger, Stine Mertens und Mia Leoni.

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SUMMERTIME DREAMS

STINE MERTENS

INHALT

1. Waschbäraugen und Sommersprossen

2. Neuigkeiten aus Himmelreich

3. Katzenjammer

4. Nächtliche Ruhestörer

5. Auf Bärenjagd

6. Zu Hause ist es doch am schönsten

7. Abschied nehmen

8. Papa nimmt Viagra

9. Die Knallzeugin

10. Hier geht es zu wie im Affenhaus

11. Ich glaub mich laust der Affe

12. Mitternachtshitze

13. Eine Botschaft aus dem Jenseits

14. Von Litfaßsäulen, Zitronenlimonade und Schweinehunden

15. Mama hat ein Tattoo

16. Die Gerüchteküche brodelt

17. Hendriks Geheimnis

18. Es ist nicht so, wie es aussieht. Ehrlich!

19. In trockenen Tüchern

Danksagung

Über die Autorin

1

WASCHBÄRAUGEN UND SOMMERSPROSSEN

Ich verteile die Sonnencreme auf Leons Gesicht und verfluche gedanklich die brutale Hitzewelle, unter der ganz Hamburg seit mehr als einer Woche leidet. Schweiß rinnt mir den Rücken hinab, dabei trage ich nur ein leichtes Sommerkleid.

»Sei schön brav«, sage ich zu Leon. Ich wuschle einmal durch seine rotblonden Haare, ehe ich ihm die Baseballmütze reiche, die ihm mein bester Freund und Untermieter Steve geschenkt hat. Sie ist ein Unikat und Leon liebt sie heiß und innig, denn unübersehbar prangt sein Lieblingstier, eine Giraffe, darauf. Sie trägt eine Brille sowie einen dicken Schal und streckt frech die Zunge heraus.

»Wann kommt Tim denn?«, fragt Leon zum gefühlt tausendsten Mal. Er klingt ungeduldig und quengelig.

»Ich weiß es nicht«, erwidere ich und frage in dem Versuch, ihn abzulenken: »Hast du alles? Schlafsack? Zahnbürste? Schlafanzug?« Bevor ich jedoch mit meiner Aufzählung fortfahren kann, biegt der blaue Sharan der Familie Koch in unsere Einfahrt.

»Tim ist da!«, ruft Leon und schnappt sich seinen Rucksack. Ehe er davonstürmen kann, ziehe ich ihn in eine Umarmung. »Ich habe dich lieb, Schatz!«

»Ich dich auch, Mami«, quietscht er. Die Aufregung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Seit Tagen redet er von nichts anderem mehr als von Tims Übernachtungsparty. Seine Wangen glühen regelrecht.

»Und hör auf das, was Jana und Dennis sagen.«

Leon grinst spitzbübisch. »Klar!«

Jana kommt die Treppe hinauf. »Keine Sorge, Maike. Sollte was sein, dann rufen wir selbstverständlich an.«

Natürlich ist es nicht das erste Mal, dass Leon woanders übernachtet, doch bei seinem neuen Freund Tim hat er noch nie geschlafen. Jana und Dennis wollen es aber auch wirklich wissen. Tim durfte gleich vier Freunde zu seiner Übernachtungsparty einladen – alles Jungs aus dem Fußballverein. Fünf wilde Kerle! Keine Ahnung, was sie sich dabei gedacht haben. Ich wüsste nicht, wie ich so eine Riesenparty stemmen sollte, doch zu zweit ist das sicherlich einfacher zu handhaben.

»Ach warte, die Jahreskarte!« Schnell flitze ich noch mal rein. Im Haus ist es, im Vergleich zu draußen, angenehm kühl. Bis ich wieder an der Tür bin, ist Leon samt Isomatte und Schlafsack bereits im Auto verschwunden. Er winkt mir zu und ich winke kurz zurück, ehe ich Tims Mutter die Jahreskarte für den Zoo aushändige. »Ich wünsche euch viel Spaß!«

»O ja, den werden wir haben«, erwidert sie und fügt hinzu: »So ab elf Uhr, wenn die Jungs dann schlafen.« Ich lache und sie zwinkert mir zu.

»Steve holt Leon dann morgen nach dem Frühstück ab.«

»Super, dann weiß ich Bescheid und freue mich schon.« Sie grinst breit. Auch wenn sie und Dennis glücklich verheiratet sind, ist Jana ein klein wenig in Steve verschossen. Irgendwie sind das alle weiblichen Wesen in meinem Umfeld, und inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass sie in seiner Gegenwart immer ihr Honigkuchenpferde-Lächeln auspacken, sich Haarsträhnen um die Finger wickeln und ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen. Meine Kolleginnen hoffen immer darauf, dass Steve mich abholt, die Mütter aus dem Fußballverein schwänzeln stets wie eine aufgescheuchte Vogelschar um ihn herum und selbst die strengen Erzieherinnen aus Leons Kindergarten, die mir immer das Gefühl geben, die reinste Rabenmutter zu sein, liegen ihm zu Füßen.

»Dann euch einen schönen Abend«, meint sie und es klingt irgendwie zweideutig, doch auch das ist nichts Neues. Seit Steve vor rund fünf Jahren mein Untermieter wurde, gehen all meine Bekannten davon aus, dass sich etwas zwischen uns entwickeln wird, und ich bestreite auch gar nicht, dass Steve unfassbar heiß ist. So heiß, dass sich die Frauen reihenweise die Finger an ihm verbrennen. »Und Grüße an Steve.« Immerhin nennt sie ihn nicht ›sexy Steve‹ wie meine lieben Kolleginnen. Keine Ahnung, wie er das macht, doch in seiner bloßen Gegenwart werden die Frauen mit schöner Regelmäßigkeit willenlos. Ein Wunder, dass sie nicht wie Dominosteine umkippen, sobald er einen Raum betritt. Selbst meine coole Freundin Schoscho bekommt bei seinem Anblick Schnappatmung und schwärmt ständig von seinem ›Sexpack‹, während Cleo ihn stets als ›heißes Teil‹ bezeichnet.

»Oh, das kannst du ihm selbst sagen«, entgegne ich und nicke in Richtung des schwarzen SUVs, der in diesem Moment in die Auffahrt einbiegt und neben dem Sharan der Kochs parkt. Steve steigt aus und Jana entfährt ein leiser Seufzer. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um ein Grinsen zu unterdrücken. Er und Dennis begrüßen sich auf Männerart: erst ein lässiger Handschlag, dann eine kumpelhafte Umarmung. Sie reden kurz miteinander, ehe Steve einen Haufen Einkäufe aus seinem Auto holt und auf uns zukommt.

Er trägt ein königsblaues T-Shirt, das die gleiche Farbe hat wie seine leuchtenden Augen, und verwaschene Jeans. »Neue Frisur?«, zwitschert Jana und strahlt ihn mit einem Megawatt-Lächeln an.

Ich weiß nicht, ob Steve Janas schmachtenden Blick wirklich nicht bemerkt oder einfach nur großzügig darüber hinwegsieht. Allerdings müsste er blind sein, wenn ihm entgehen würde, wie sehr sie ihn anhimmelt.

»Hallo, Jana. Ja, war gerade beim Haareschneiden. Babs hat mich zu diesem Starfriseur geschleift. Wie heißt der doch gleich?« Steve runzelt die Stirn. »Ach ja, Hugo Schnalz. Nicht, dass ich den überhaupt zu Gesicht bekommen hätte«, sagt er lachend.

Janas Blick klebt an seinen vollen Lippen, als wäre er die Lottofee, die exakt die Zahlen verkündet, die sie getippt hat. »Sieht toll aus«, schmeichelt sie ihm und klimpert mit den Wimpern.

»Findest du?«, fragt er zweifelnd. »Ich finde den Haarschnitt irgendwie affig, aber Babs hat mich dazu überredet.«

»Nein! Gar nicht!«, beruhigt sie ihn hastig. »Du schaust aus wie Nick Bateman mit der Frisur.« Und ja, jetzt, wo sie es sagt, fällt es mir auch auf. Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen. Sein Haar hat den gleichen dunklen Braunton und auch Steve trägt meistens einen Dreitagebart, allerdings ist sein Lächeln noch eine ganze Spur bezaubernder als das von Nick Bateman.

Steve zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung, wer das ist.«

»Nick ist ein amerikanischer Schauspieler und Model«, lässt Jana ihn wissen, »und irre heiß!«

»Ah, daher weht der Wind also. Scheint, dass der Kerl ziemlich angesagt ist, was?«

»O ja, das ist er in der Tat«, stimme ich ihm zu.

»Das erklärt natürlich, warum Babs auf diese bescheuerte Frisur bestanden hat«, murrt er und klingt etwas genervt. »Sorry, ich muss die Einkäufe einräumen.«

Kaum ist er im Inneren verschwunden, zischt Jana mir ein »Wer ist Babs?« zu.

»Seine aktuelle Flamme«, mutmaße ich, denn bisher hat er sie noch mit keiner Silbe erwähnt, doch das ist typisch Steve. Bei seinen wechselnden Frauenbekanntschaften sollte er am besten die Schlafzimmertür durch ein Drehkreuz ersetzen.

Leon springt aus dem Auto und kommt noch mal die Treppe zum Haus hochgesaust. »Hast du was vergessen?«, frage ich, als er an Jana und mir vorbei in den Flur flitzt.

»Beeilt euch!«, drängt Dennis vom Auto her, weshalb ich Leon ins Innere des Hauses folge.

Er und Steve stehen in der Küche und Leon hat beide Arme um Steve geschlungen. »Ich wünsche dir ganz viel Spaß, mein Großer!«

»Wir gehen in den Zoo«, informiert Leon ihn freudestrahlend.

»Habe ich auf der Einladung gesehen. Total cool!«

»Leon, du musst los. Die anderen warten auf dich«, erinnere ich meinen Sohn.

»Ich wollte nur Steve ›Tschüss sagen‹ und mir die Brausestäbchen holen«, erklärt Leon mir. Ich werfe Steve einen mahnenden Blick zu. Hat er Leon doch glatt wieder dieses ungesunde Zeug gekauft.

»Die sind aber nicht alle für dich, sondern auch für deine Freunde«, erinnert Steve ihn, ehe er fragt: »Hast du auch alles?« Leon nickt. »Auch Willi?«, hakt er nach.

»Klar! Ich würde Willi NIE vergessen.«

Ich bringe Leon zur Tür, drücke ihn abermals kurz an mich und schaue ihm zu, wie er die Stufen hinuntereilt. Steve gesellt sich zu mir und gemeinsam stehen wir vor dem Haus und beobachten, wie der Sharan der Familie Koch mitsamt meinem Sohn rückwärts aus der Ausfahrt rollt. Leon winkt uns zu und wir winken zurück.

»Ich fürchte, wenn Jana weiterhin so ungeniert mit mir flirtet, wird Dennis mich irgendwann einmal richtig fies verhauen.«

»Du kannst ja nichts dafür, dass du der Traum der schlaflosen Nächte seiner Frau bist.«

»Das würde mich nicht davon abhalten, den Kerl rundzumachen, den meine Frau anhimmelt«, behauptet er.

»Als ob die Frau, die mit dir zusammen wäre, es nötig hätte, einen anderen Kerl anzuschmachten«, necke ich ihn und stoße ihm meinen Ellbogen in die Rippe.

Steve seufzt. »Na ja, das Problem stellt sich ja nicht wirklich.«

Nachdem das Auto außer Sichtweite ist, gehen wir wieder ins Haus. Steve schließt die Tür hinter uns. »Warum? Was ist mit der Tussi, mit der du diese Nummer mit dem Spielzeugauto und den Kopfhörern …« Ich verstumme, denn ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll. »Na ja, die du für deine perversen Spielchen …«

»Hey«, protestiert er, »was bitte schön war denn daran pervers? Das war völlig harmlos.« Diesmal seufze ich, denn er ist einfach unverbesserlich. Wenn das für ihn harmlos war, dann will ich nicht wissen … Nein, ich will es wirklich nicht wissen, und daher vermeide ich tunlichst jeden Gedanken daran. Ich weiß sowieso mehr über sein Liebesleben, als mir recht ist – allerdings hat mich das gegen seinen Charme grundimmunisiert. »Aber abgesehen davon, dass das eine einmalige Sache gewesen ist, war es auch nichts Wildes.«

»Nichts Wildes? Ich sage nur ›Spielzeugauto und Kopfhörer‹.«

»Das macht dich echt fertig, oder?«

»Ja! Wie kommt man denn bloß auf solche Ideen?«

Beschwichtigend hebt er die Hände in die Höhe. »Ich habe keine Ahnung. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen.« Scheinbar ist mir deutlich anzusehen, dass ich seiner Beteuerung keinen Glauben schenke, weshalb er ein »Ich schwöre es!« hinzufügt. »Und? Hast du Pläne für heute Abend?«, wechselt er schnell das Thema.

»Yep!«

»Eine Verabredung?«

Ich lache belustigt auf. »Du kennst mich doch.« Meine letzte Verabredung liegt Monate zurück und war der totale Flop.

»Lass mich raten. Ein Date mit der Badewanne und dem neuen Nicholas Sparks Roman.« Er bleibt vor dem großen Spiegel im Flur stehen und beäugt skeptisch seine neue Frisur. Mit spitzen Fingern macht er sich daran zu schaffen und schaut dabei mehr als unglücklich drein.

Ich stelle mich neben ihn. »Du liegst so was von falsch, mein Lieber!«, verkünde ich und füge hinzu: »Es ist der neue Roman von Jojo Moyes.«

Steve grinst und zeigt dabei seine strahlend weißen Zähne. »Dann will ich nichts gesagt haben.« Er fährt sich erneut durchs Haar und zieht verärgert die Augenbrauen zusammen.

»Der neue Haarschnitt ist …«, beginne ich, doch Steve unterbricht mich.

»… furchtbar, oder? Nennt man wohl Faux Hawk – jedenfalls behauptet das die Friseurin. Sie und Babs waren ganz aus dem Häuschen.« Er checkt noch mal sein Spiegelbild. »Sieht das jetzt besser aus?«, fragt er zweifelnd.

Ich verdrehe die Augen und schüttle den Kopf. »Nun hast du den Look endgültig ruiniert.«

»Rette mich, Maike. Ich sehe aus wie ein gerupftes Huhn«, fleht er und wirft mir einen Hilfe suchenden Blick über den Spiegel hinweg zu.

»Aber nur, wenn du mir versprichst, mir das nächste Mal derart pikante Details deines Liebeslebens zu verschweigen.«

»So schlimm?«

»Kopfhörer und Spielzeugauto!«, erinnere ich ihn, woraufhin er losprustet. Zugegeben, ich klinge entsetzt. Ich bin bisher einfach davon ausgegangen, dass man Sexspielzeug bei Beate Uhse oder ORION kauft und nicht bei VEDES und im Media Markt.

»Ich verspreche es!«, behauptet er und klingt dabei sogar aufrichtig. Doch mich täuscht er mit seinem treuen Hundeblick nicht. Ich weiß genau, wie er drauf ist, und würde jeder Frau, die bei Verstand ist, raten, einen weiten Bogen um diesen Casanova zu machen. Ganz offensichtlich stimmt also etwas mit mir nicht, denn ich beginne damit, ihm seine Frisur zu richten.

»Man trägt es so«, lasse ich ihn wissen, während ich Hand an seinen weichen Schopf lege. »Viel besser«, befinde ich, nachdem ich ihn umgestylt habe. Skeptisch betrachtet Steve mein Werk im Spiegel. »Und? Was denkst du?«

»Ich glaube, so ähnlich sah es vorhin auch aus«, murmelt er und fügt hinzu: »Ich schicke dir bei Gelegenheit mal die Fotos, die Babs gemacht hat.« Zufrieden klingt allerdings anders. Na ja, kommt davon, wenn man sich seiner Freundin zuliebe umstylen lässt. »Meinst du, ich kann so rumlaufen?«

Ob er so rumlaufen kann? Im Ernst? Er sieht scharf aus und dieser Look steht ihm wirklich, doch ich werde sein Ego nicht noch unnötig pushen, also erwidere ich betont unbeteiligt: »Wird schon gehen. Du weißt doch, einen schönen Mann kann so schnell nichts entstellen.«

Ich hingegen? Mmh, ich sehe aus, als hätte ich seit Jahren keine Nacht mehr durchgeschlafen. Meine Augenringe sind so groß, die bräuchten eigentlich eine eigene Postleitzahl. Neben Steve wirke ich wie ein Waschbär – noch dazu einer, der Sommersprossen hat, und zwar im Moment richtig viele. Bei dem Wetter vermehren sie sich wie die Karnickel. Es ist zum Verrücktwerden. Sie verunstalten nicht nur in Massen mein Gesicht, sondern auch meine Arme und mein Dekolleté. Ich schneide meinem Spiegelbild eine Grimasse, was Steve zum Lachen bringt. Ich lasse ihn und das Seine stehen, gehe in die Küche und hänge mein Handy ans Stromnetz. Tagelang war es verschollen, doch beim Aufräumen von Leons Zimmer habe ich es im Playmobilhaus gefunden. Natürlich hatte er mich vorher nicht gefragt, ob er es haben darf, und nun ist der Akku leer.

Steve folgt mir und fragt: »Einen Kaffee?«

»Bei der Bullenhitze?«

»Ich dachte, Kaffee geht immer?«

»Eiskaffee wäre toll, aber wir haben kein Eis mehr.«

Mit einer triumphierenden Geste und einem »Tada!« zaubert Steve aus dem Gefrierfach eine Packung Vanilleeis hervor.

»Oh mein Gott«, keuche ich. »Du bist der Allerbeste.«

»So? Und was sagst du, wenn ich dir verrate, dass ich dir noch mehr mitgebracht habe?« Er kramt ein wenig in der Tüte mit den Einkäufen herum und holt schließlich meinen Lieblingsbadezusatz hervor.

»Ich würde sagen, wenn du nicht so ein elender Casanova wärst, dann könnte ich mich glatt in dich verlieben.« Ich ignoriere seinen verdatterten Gesichtsausdruck, schnappe mir das Eis und mache mich an unserem Kaffeevollautomaten zu schaffen. Kaum habe ich ihn angeschaltet, beginnt er hektisch zu blinken.

»Ich hoffe, du hast auch Kaffee mitgebracht, sonst wird das nichts.«

»Äh, Maike …«

»Du hast den Kaffee vergessen!« Ich kann nicht umhin, vorwurfsvoll zu klingen, denn wie soll ich morgen früh ohne meinen geliebten Koffeinschock aus dem Bett kommen? »Ich nehme alles zurück, was ich zuvor behauptet habe.«

»Was?«, fragt er verwirrt.

»Na, dass du ohne all deine Weibergeschichten der perfekte Partner wärst.«

Er rollt mit den Augen. »Du bist der reinste Junkie!«, wirft er mir vor.

»Ich?«, echoe ich gespielt empört, dabei weiß ich, dass er recht hat. Ja, ich bin ein Kaffeejunkie.

»Okay, wenn du keiner bist, dann vielleicht Eisschokolade?«

»Das ist nicht dasselbe«, jammere ich.

»Wir können ja nachher noch mal einkaufen gehen.« Ein Vorschlag, der wie Musik in meinen Ohren klingt.

* * *

Kurze Zeit später, Steve hat sich zwischenzeitlich umgezogen, sitzen wir draußen auf der Terrasse im Schatten und trinken unseren Kakao mit Vanilleeis. »Der Rasen müsste mal wieder gemäht werden«, stellt Steve fest.

»Ja, aber das musst du nicht bei der Hitze machen.« Die ist wirklich brutal und ich habe keine Nacht mehr durchgeschlafen, seit es so heiß ist. Leon hat sich zu mir ins Bett geflüchtet, weil sich sein Zimmer unter dem Dach in die reinste Sauna verwandelt hat, und leider ist er ein sehr unruhiger Schläfer.

»Ach, das stört mich nicht«, behauptet Steve. Er hat seine Jeans gegen Boardshorts und das T-Shirt gegen ein Muskelshirt getauscht. »Wenn ich es nicht erledige, dann regt sich der Stolz wieder auf, wie es bei uns aussehen würde. Willst du das? Ich kümmere mich heute noch drum.«

Ich verdrehe die Augen. Wenn ich mir Gedanken darüber hätte machen wollen, was die Nachbarn über mich denken, dann wäre ich in Himmelreich geblieben. Zugegeben, manchmal vermisse ich es. In der Stadt zu leben, hat schließlich nicht nur Vorteile. Gerade mit Kind wäre ein Dorf wie Himmelreich die bessere Wahl, doch irgendwie bringe ich es nicht fertig, das Haus, das Mark und ich damals ausgesucht haben, aufzugeben. Es war die reinste Bruchbude und der Schandfleck in Jenfeld, doch dafür war es spottgünstig. Wir haben fast alles selbst gemacht und es monatelang auf Vordermann gebracht. Ich hänge daran, ebenso, wie ich auch nach all der Zeit noch an Mark hänge. Es kommt mir nicht vor, als wären seit seinem Tod bereits sechs Jahre vergangen.

»War das eigentlich dein Ernst?«

»Was?«, frage ich irritiert.

»Das mit dem Casanova und dass …«

»Hey, das ist allein deine Sache«, beruhige ich ihn. Ich habe wirklich kein Problem damit, dass er so ein Aufreißer ist. Solange ich keine Details erfahre, wie die mit den Kopfhörern und dem Spielzeugauto oder die Sache mit der perfekten Woche, kann ich damit gut leben. Okay, das mit der perfekten Woche war schon ziemlich krass. Sieben Frauen in sieben Tagen ist heftig und irgendwie auch ein wenig eklig, doch vielleicht bin ich auch einfach nur zu verkrampft, was dieses Thema anbelangt. In meinem Leben gab es bisher schließlich nur Mark und ich wusste bereits mit sechzehn Jahren, dass er der Richtige ist.

»Der Rasen müsste mal wieder gemäht werden!«, dringt die penetrante Stimme von Herrn Stolz zu uns herüber. Ich sehe seine Glatze und das halbe Gesicht, als er über die Hecke späht.

»Den hast du heraufbeschworen«, flüstere ich Steve zu. »Ja, aber nicht bei der Hitze. Körperliche Anstrengungen sind bei diesen Temperaturen zu vermeiden«, wende ich mich an Herrn Stolz.

»Ist das ein ärztlicher Rat? Ich dachte, Sie wären bloß Krankenschwester.«

Ich ignoriere die Spitze und erwidere zuckersüß: »Das sagt man heutzutage nicht mehr. Die korrekte Bezeichnung lautet Gesundheits- und Krankenpflegerin. Doch Sie können darauf vertrauen, dass ich in all den Jahren, die ich meinen Beruf inzwischen ausübe, das eine oder andere gelernt habe. Diese Hitze stellt eine massive Belastung für den Kreislauf dar, weshalb man es ruhig angehen lassen sollte.«

»Sonst noch irgendwelche schlauen Ratschläge?«, murrt er.

»Ja, klar. Achten Sie darauf, dass Sie genug trinken, und am besten halten Sie sich in klimatisierten Räumlichkeiten auf.«

»Das könnte Ihnen so passen! Mich aus meinem Garten vertreiben zu wollen. So weit kommt es noch!«, faucht er und schlappt davon.

»Was war das denn gerade?«, will Steve von mir wissen. »Kommt es mir nur so vor, oder war der noch sonderbarer als sonst?«

»Keine Ahnung, aber gegen den Stolz ist der alte Axthelm der reinste Sonnenschein.«

»Der alte Axthelm? Ist das ein Patient?«

»Nee, der ist der Nachbar meiner Eltern. Er hat die einzige Pension in Himmelreich. Die Villa Axthelm.«

»Klingt ja nobel.«

»Das war der Schuppen sicherlich auch mal, vor drei Millionen Jahren oder so.« Eine Schande, wie heruntergekommen das hübsche Haus mit dem eindrucksvollen Turm mittlerweile ist. »Aber ich liebe dieses Haus. Als ich klein war, habe ich mir immer vorgestellt, darin zu leben.«

»Du bist immer noch klein«, zieht Steve mich auf.

»Und ich stelle mir immer noch vor, wie es wäre, dort zu wohnen«, erwidere ich grinsend.

Ich höre das Piepsen der Waschmaschine und erhebe mich. Steve folgt mir ins Haus. Wir räumen die benutzten Gläser in die Spülmaschine und gehen hinunter in den Keller, um die Wäsche aufzuhängen. Hier unten lässt es sich aushalten, denke ich und beneide Steve dafür, dass es in der Einliegerwohnung ähnlich kühl sein dürfte.

»Wollen wir nachher zusammen essen?«, fragt er und fügt rasch hinzu: »Ich koche auch.«

»Wenn das so ist, dann gerne«, erwidere ich. Steve kann wirklich gut kochen und ich freue mich schon jetzt aufs Essen, allerdings wird meine gute Laune bereits im nächsten Moment getrübt, als ich Leons neue Jeans in die Finger bekomme. »Toll«, grummele ich.

»Nicht im Ernst, oder?«

»Doch! Mist, dieses Zeug hält keine zwei Wochen.« Ich betrachte das Loch am Knie, das die Größe von Russland hat. Ich werde sie wohl abschneiden müssen. Jetzt, wo es so heiß ist, braucht er sowieso keine lange Hose.

»Eine«, verbessert Steve mich. »Wir haben die erst letzte Woche gekauft.« Er reicht mir das Wäschenetz mit meinen BHs. Ich befreie sie daraus und hänge sie auf. »Die Frage ist, ob es an der Qualität liegt oder ob Leon so ein Wildfang ist, wenn wir nicht hinschauen?«

»Wenn du dem Stolz Glauben schenkst, dann leidet Leon ja an ADHS und ist die Ausgeburt des Teufels.«

»Der Stolz hat einen an der Klatsche. Leon ist so brav.« Tja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ich war auch immer eher ruhig. »Ich meine, der beschwert sich über alles und jeden. Neulich hat er sogar Frau Schlick beschimpft, weil angeblich ihr Einkaufstrolley zu laut wäre. Die Arme war völlig eingeschüchtert, weil er drohte, sie wegen Ruhestörung anzuzeigen.«

»Ja, der Typ hat echt eine Macke.«

»Der reinste Troll!« Steve hält meinen Sport-BH hoch. »Heiß, Maike«, neckt er mich.

»Gib den her, du Perversling«, quietsche ich und schnappe nach dem schwarzen Stück Stoff. Steve zieht seine Hand zurück und hält meine Unterwäsche über seinen Kopf und damit außerhalb meiner Reichweite. »Witzig!«, fauche ich und bin bereits auf dem Weg um den Wäscheständer herum. Steve flüchtet vor mir. Wir hetzen zwei- oder dreimal um den Ständer herum. »Warte! Ich kriege dich«, rufe ich.

»Im Leben nicht!«, erwidert er und legt einen Zahn zu. Abrupt wirble ich herum und jage ihm entgegen. Damit hat er nicht gerechnet. Er stoppt, wirft sich ebenfalls herum, doch da habe ich ihn bereits am T-Shirt gepackt. »Ah, nein! Mein Shirt!«, kreischt er.

»Netter Versuch, aber du entkommst mir nicht.« Ich schlinge meinen Arm um seine Mitte, während ich mit dem anderen nach meinem BH fische. Doch Steve ist viel größer als ich und es reicht, dass er den Arm in die Höhe hält, damit ich nicht rankomme. »Boah, du kannst so ein Arsch sein!«, fluche ich, denn so sehr ich mich auch recke und strecke, ich schaffe es nicht an meine Unterwäsche zu gelangen. »Das ist ein unverzeihlicher Eingriff in die Intimsphäre«, stoße ich keuchend hervor.

Steve lacht belustigt, windet sich aus meiner Umarmung und dreht sich dabei zu mir herum. Ich blicke in sein feixendes, siegessicheres Gesicht. »Na warte, du Schuft!« Ich greife erneut nach dem BH und er weicht nach hinten aus, woraufhin ich mich gegen ihn werfe und wir beide auf der alten Schlafcouch landen. Steve entfährt ein erschrockener Laut, als er unfreiwillig auf dem ollen Ding Platz nimmt, während ich mich schlapplache. Ehe er reagieren kann, knie ich über ihm und erbeute meinen BH zurück. »Tada!«, triumphiere ich.

Steve schüttelt fassungslos den Kopf. »Du bist unglaublich!«

»Unglaublich? Wirklich? Sonst behauptest du immer, ich sei unmöglich.«

»Das auch«, erwidert er. Ich rutsche von seinem Schoß und setzte mich neben ihn auf das Sofa. »Weißt du, dass ich mit niemandem so viel lachen kann wie mit dir?«, fragt er.

Ich sehe ihn von der Seite an. »Nein, wusste ich noch nicht. Geht mir aber ebenso.«

»Was hältst du davon, wenn ich meine Verabredung heute Abend absage und wir etwas zusammen unternehmen? Also nicht nur zusammen essen, sondern irgendetwas unternehmen. Also natürlich nur, wenn du Zeit und Lust hast.«

»Du musst doch dein Date wegen mir nicht canceln«, sage ich.

»Es ist sowieso zu heiß für deine Verabredung mit diesem Autor in der Badewanne.«

Ich lache, weswegen ich einen irritierten Blick von ihm ernte. »Es ist eine Autorin«, lasse ich ihn wissen, woraufhin er doch glatt sagt: »Du gehst mit einer anderen Frau baden? Da würde ich ja gerne zuschauen.«

Ich schnaube empört. »Spinner!«

»Mein letzter Dreier ist eine Ewigkeit her«, verteidigt er sich.

»Too much information, Steve!« Ich erhebe mich und kümmere mich hastig um die Wäsche. Dinge, die ich wirklich nicht wissen will. Vermutlich liegt es einfach daran, dass ich kein Sexleben habe – im Gegensatz zu ihm.

»Heißt das, du magst heute Abend nicht mit mir ausgehen?«

»An was hast du gedacht?«

»Autokino? Karaoke? Bungee-Jumping?« Ich lache, denn ich weiß, dass er mindestens genauso viel Angst vor großen Höhen hat wie ich vor Gewittern.

»Bei dir muss es echt immer was Ausgefallenes sein, oder?«

»Klar. 08/15 kann schließlich jeder.« Womit klar ist, dass ich wohl jeder bin. Mir würden Spaghetti mit Muschelsoße und ein schöner Film reichen. Als hätte er meine Gedanken erraten, schlägt Steve vor: »Oder wir machen es uns auf dem Sofa gemütlich, gucken einen Film und futtern Spaghetti Vongole à la Steve. Mmh, was meinst du, Sommersprosse?«

O Gott, das klingt fantastisch! »Du weißt echt, wie du eine Frau rumbekommst«, scherze ich und ernte einen vielsagenden Blick. »Okay, ich bin dabei.« Wir hängen den Rest der Wäsche auf und während Steve kocht, nehme ich doch noch ein Bad. Allerdings nicht in der Wanne, sondern im Pool. Entspannen kann ich mich jedoch nicht, denn Herr Stolz sucht erneut die Konfrontation.

»Der Rasen ist ja immer noch nicht gemäht«, meckert er.

»Sieht so aus.«

»Und Sie liegen hier jetzt faul rum, oder wie?«

»Offensichtlich«, erwidere ich knapp.

»Sie kümmern sich weder um den Garten noch um Ihr Kind, Sie sind eine dieser typischen modernen Frauen«, wirft er mir vor und verzieht dabei abfällig das Gesicht. »Zu meiner Zeit hätte es das nicht gegeben.«

»Zum Glück sind diese Zeiten schon lange vorbei«, kontere ich und gehe gar nicht auf seine haltlosen Vorwürfe ein. Was Leon anbelangt, habe ich zwar immer ein schlechtes Gewissen, doch was soll ich bitte schön machen? Ich muss arbeiten gehen. Das ist nichts, was ich mir aussuchen könnte. Wovon sollten wir denn sonst leben? Die Witwen- und Waisenrente, das Kindergeld und die Mieteinnahme reichen nicht aus – jedenfalls nicht, wenn ich das Haus behalten will. Und wer sagt, dass man nicht berufstätig und dennoch eine gute Mutter sein kann?

»Dieser Garten ist eine Schande«, mosert der Stolz. Was für ein Käse. Mein Garten ist wunderschön. Sehr romantisch und verwunschen, und er ist eine Oase der Ruhe in meinem stressigen Alltag. Zufrieden lasse ich meinen Blick über die kunterbunte Blumenpracht schweifen. Auch unser kleiner Gemüsegarten gedeiht prächtig. »Damals war alles besser. Da gab es so was nicht.« Er deutet auf mich. Jetzt bin ich schon ›so was‹, oder wie? »Die Frauen wussten genau, was ihre Aufgabe war. Dem Mann den Rücken freihalten und die Kinder großziehen. Sie haben sich ums Haus und den Garten gekümmert. Meine Siggi, die hätte sich geschämt. Nie hätte die sich einfach so in den Pool gelegt, während der Haushalt verkommt.« Diese Litanei schon wieder. Genervt verdrehe ich die Augen. Der Typ ist einer dieser Ewiggestrigen. »Wenn ich von meiner Schicht gekommen bin, dann stand das Essen bereits auf dem Tisch.«

Just in diesem Moment ruft Steve: »Essen ist fertig.«

Ich erhebe mich, grinse Stolz an und erwidere: »Ist bei uns auch so, wenn ich von der Schicht komme, dann ist auch bei uns das Essen fertig und Steve kocht wirklich fantastisch.«

»Auch noch frech werden! Die jungen Leute haben keinen Respekt mehr vor dem Alter.« Ich verstehe den Punkt, denn er trifft zu, doch wie könnte ich vor diesem Zausel Respekt haben? Er ist ein absoluter Unsympath und nachdem Steve mir erzählt hat, dass er die arme Frau Schlick angegangen ist, habe ich jegliche Achtung vor ihm verloren.

2

NEUIGKEITEN AUS HIMMELREICH

Und? Waren die nicht himmlisch?«

»Das waren sie«, lobe ich die Spaghetti Vongole à la Steve. »Du bist ein Gott am Herd.«

»Das bin ich!«

»Ja, und gar nicht eingebildet«, erwidere ich grinsend und nippe an meinem Weißwein.

»Komm, lass uns schnell in der Küche klar Schiff machen, uns dann aufs Sofa verziehen und einen Film gucken.«

»Du willst echt auf dein Date verzichten?«, frage ich zweifelnd, während wir das schmutzige Geschirr in die Küche tragen.

»Hey, du hast mich vor körperlichen Anstrengungen gewarnt, also besteht keine Notwendigkeit, auszugehen«, scherzt er. Im nächsten Moment frage ich mich, ob er wirklich scherzt. Er trifft sich doch nicht nur mit dieser Frau, um Sex zu haben, oder? Dann erinnere ich mich daran, dass der schlimmste Aufreißer Hamburgs vor mir steht und muss erkennen, dass er sich natürlich nur dann mit einer Frau trifft, wenn er auch zum Schuss kommt.

»Ich glaube nicht, dass dieser Rat Sex beinhaltet, sondern eher wirklich anstrengende und schweißtreibende Aktivitäten.«

Steve sieht mich mit einem sonderbaren Blick an. »Verzeih mir, Sommersprosse, aber diese Steilvorlage kann ich nicht unkommentiert lassen.«

»Was für eine …«, beginne ich, doch er unterbricht mich mit den Worten: »Ich weiß zwar nicht, was du im Bett so anstellst, aber so, wie ich Sex handhabe, ist das eine anstrengende und schweißtreibende Aktivität. Genau genommen ist es sehr anstrengend und sehr schweißtreibend.«

Ich verdrehe genervt die Augen und ernte ein breites Grinsen. »Wobei wir wieder beim Thema ›eingebildet‹ wären. Du bist echt unmöglich.«

»Hey, ich weiß einfach, wo meine Stärken liegen. Beim Kochen und beim …« In dem Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen, hebe ich die Hand und er schluckt netterweise runter, was auch immer er sagen wollte, und schiebt ein »anderen Kochen« hinterher.

»Okay, du Meisterkoch. Du hast es nicht anders gewollt. Statt Anstrengung und Schweiß gibt es dann gleich einen Film und Wein. Und weil du so ein leckeres Essen zubereitet hast, darfst du dir aussuchen, was wir schauen.«

»Echt?«, fragt er erfreut, denn normalerweise bin ich es, die unser Fernsehprogramm bestimmt.

»Yep!« Ich räume den letzten Teller in die Geschirrspülmaschine und stelle sie an.

»Erinnerst du dich an den Film, den ich auf dem Flug nach New York gesehen habe und von dem ich mir sicher bin, dass er dir gefällt? Den gibt es jetzt auf Netflix. Magst du ihn sehen?«

»Ja, klar!« Actionreiche Agentenfilme sind genau mein Ding. „Aber der Fire TV Stick spinnt.“

Das Telefon klingelt. »Ich gehe schon.«»Ich kümmere mich derweil um den Stick. Vermutlich reicht es, ihn zurückzusetzen und neuzustarten.«

»Na, dann habe ich ja genug Zeit, in Ruhe zu telefonieren!« Die Suche nach dem Telefon führt mich ins Badezimmer, wo es neben der Wanne liegt. Ein Blick auf das Display verrät mir, dass der Anruf von meiner Mutter stammt. »Hi, Mum!«, begrüße ich sie fröhlich.

»Ich muss dir was sagen, Schatz.« Die Stimme meiner Mutter klingt sonderbar. Ich ahne, dass irgendetwas passiert ist, etwas Schlimmes. Mein Herz macht einen ängstlichen Hüpfer in meiner Brust und beginnt dann wie wahnsinnig darin zu hämmern. »Was?«, frage ich, und weil sie einen Moment braucht, schiebe ich ein »Was ist passiert?« hinterher. Meine Angst gilt meiner Familie. Meinem Vater und meinen drei Brüdern, ihren Frauen und ihren Kindern.

»Nattie ist tot«, erwidert Mama tonlos.

»Nattie? Wie? Wann?«, stammle ich und muss mich auf den Badewannenrand setzen, weil meine Beine mich nicht mehr tragen wollen.

»Ein Autounfall. Gestern Mittag«, sagt sie und unwillkürlich frage ich mich, warum ich erst jetzt davon erfahre – als würde das eine Rolle spielen. Nattie und ich sind zusammen zur Schule gegangen und waren gute Freundinnen. Ich kann nicht fassen, dass sie tot ist. Der Unglaube lähmt mich und er lähmt im ersten Moment auch den Schmerz. Ich denke wieder und wieder, dass Nattie unmöglich tot sein kann. Doch diese Gefühle und diesen Zustand kenne ich. Das alles erscheint mir wie ein Déjà-vu. Ein tödlicher Autounfall, der Verlust eines geliebten Menschen, der viel zu früh gestorben ist … alte Wunden reißen brachial wieder auf und als ich zu weinen beginne, da weine ich nicht nur um Nattie, sondern auch um Mark. Mama weiß das. Sie versteht mich. Das hat sie schon immer getan und dafür liebe ich sie heiß und innig.

»Oh, Schatz, es tut mir so leid, dass du das schon wieder erleben musst«, murmelt sie mitfühlend.

»Mach dir keine Sorgen«, entgegne ich und meine Stimme klingt so viel fester, als ich mich fühle. Meine Familie behandelt mich seit dem Tod meines Mannes wie ein rohes Ei – eines, das schon einmal zerbrochen ist und nur durch Tesafilm zusammengehalten wird. Ich atme tief durch und versuche, mich zu beruhigen, meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, doch es will mir nicht gelingen. Ich kann nicht aufhören zu weinen. Nattie war so jung. Sie kann unmöglich tot sein. Das geht einfach nicht und doch weiß ein Teil von mir, dass das sehr wohl geht. Denn dem Schicksal ist es egal, ob man jung oder alt, reich oder arm ist. Der Tod macht keinen Unterschied. Es ist völlig irrelevant, ob man niemanden hat, der um einen trauert, oder ob die ganze Welt Tränen vergießt, und es ist auch nicht von Bedeutung, dass zusammen mit Nattie all ihre Träume, Wünsche und Hoffnungen gestorben sind.

Der Gedanke ist so entsetzlich, dass ich laut aufschluchze. Ich weine wie ein kleines Kind. Mama versucht mich zu trösten. Doch ich bin untröstlich, und dass sie Hunderte von Kilometern entfernt ist, macht ihre Bemühungen vergeblich. »Maike, ist Steve da?«, fragt Mama.

»Ja«, wimmere ich.

»Geh zu ihm, Schatz, und lass mich mit ihm sprechen.«

Zittrig erhebe ich mich und verlasse das Bad. Meine unsicheren Schritte bringen mich ins Wohnzimmer, doch von Steve fehlt jede Spur. Bebend steige ich die Treppe hinunter in den Keller hinunter. Die Tür zur Einliegerwohnung steht offen, und ich trete ein, ohne zu klopfen.

»Ist was mit Leon?«, keucht Steve nach einem Blick auf mein verheultes Gesicht erschrocken. Ich schüttle den Kopf.

»Gib ihn mir, Maike«, sagt Mama am anderen Ende der Leitung bestimmt. Ich drücke Steve das Telefon in die Hand. Meine Beine wollen mich erneut nicht mehr tragen und ich setze mich auf die Kante seines Bettes. Ich bin so in meinem Schmerz gefangen, dass ich gar nicht richtig mitbekomme, was Steve mit meiner Mutter bespricht und wie er das Telefonat beendet. Er legt das Telefon beiseite und setzt sich neben mich. Ich beobachte ihn durch den Tränenschleier hindurch und bin froh, als er mich in seine Arme zieht und an sich drückt. »Schsch, Maike, alles ist gut«, murmelt er.

»Nichts ist gut. Nattie ist tot!«

»Ich weiß, Sommersprosse, ich weiß.« Ich spüre seine Lippen auf meiner Stirn und kralle mich wie eine Ertrinkende an ihm fest. Ich weine eine ganze Weile und höre erst auf, als Steve fragt: »Hast du Hunger oder Durst?«

»Nein«, presse ich mühsam beherrscht hervor. Ich fürchte, wenn ich in diesem Augenblick etwas essen würde, müsste ich mich umgehend übergeben. Mir ist entsetzlich schlecht.

»Du zitterst ja. Soll ich dir eine Decke holen? Oder willst du in die Badewanne?«

Am liebsten würde ich ihm sagen, dass er mich einfach nur weiterhin im Arm halten soll, doch ich weiß, dass das für ihn die reinste Qual ist. Er kann mit meiner Trauer nicht umgehen. Das konnte er noch nie. Immer, wenn ich heule, verfällt er in hektische Aktivität und versucht mein Seelenleben durch einen Kaffee, Schokolade oder irgendetwas zu besänftigen. Nicht, dass mich das trösten würde – oder irgendjemanden, der wirklich traurig ist, aber vielleicht ist es in seinem Fall die Geste, die zählt. Steve hat noch nie jemanden verloren, der ihm nahestand, und deshalb kann er ganz schlecht nachvollziehen, was das mit einem macht.

Ich atme tief durch und löse mich von ihm. »Geht es wieder?«, fragt er besorgt.

»Ja«, flunkere ich und zwinge mich zu einem Lächeln.

»Du bist eine schreckliche Lügnerin«, meint er und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Er wischt mir mit den Daumen die Tränen von den Wangen. Sein Gesicht ist dem meinen mit einem Mal so nah. Ich kann seinen frischen, minzigen Atem auf meiner Haut spüren. Irgendetwas verändert sich zwischen uns, doch in meiner Verwirrung und Trauer kann ich die Situation nicht richtig einschätzen und daher bin ich nicht nur überrascht, sondern regelrecht erschrocken, als seine samtweichen Lippen plötzlich auf meine treffen.

Sein Kuss ist ungemein zärtlich und wirkt wie ein Ventil, durch das der Schmerz, der sich in meiner Brust ausgebreitet hat und mir den Atem zu rauben drohte, entweichen kann. Ein Teil von mir weiß jedoch sehr wohl, dass das hier keine gute Idee ist. Dieser Teil rät mir, mich zurückzuziehen und mich auf keinen Fall auf Steve einzulassen, und einen kurzen Moment lang gelingt es mir auch, mich emotional freizustrampeln. Gedanklich löse ich mich aus Steves Umarmung und beende den Kuss, gedanklich kehre ich zurück in die Realität, erinnere mich daran, dass Nattie tot ist und … Nein, daran will ich einfach nicht denken. Ich will das hier. Ich will ihn, denn er allein macht diese Situation erträglich. Irgendwie bin ich in seinen Sog geraten und er reißt mich mit sich fort, und das ist gut so. Ich schiebe meine Hand in seinen dunkelbraunen Schopf und erwidere seinen Kuss verlangend, während ich näher an ihn heranrutsche. Die Streicheleinheiten seiner Zunge lassen mich dahinschmelzen. Wild und unverfroren leckt sie über meine und der Strom der Tränen versiegt. Wohlige, begierige Hitze breitet sich in mir aus. Alles um mich herum verblasst. Es gibt nur noch Steve und mich.

Seine Hände beginnen über meinen Körper zu wandern. Viel zu langsam finden sie ihren Weg von meinen Hüften zu meinen Brüsten. Ich bin ungeduldig und gerate in einen regelrechten Rausch. Getrieben von meinem Verlangen erobere ich seinen Schoß und setze mich rittlings auf ihn. Steve keucht unter mir auf, als ich mein Becken gegen ihn dränge. Endlich umfasst er mit beiden Händen meine Brüste und knetet sie zärtlich. Er reibt mit seinen Daumen über die Schalen meines BHs. Doch das ist mir zu wenig. Ihm zum Glück auch, denn er zieht mir das Top über den Kopf und auch mein BH muss weichen. Einhändig öffnet er ihn. Ich lasse seine Haare los, denn ich will, dass er meine Brüste küsst. Ich will seine Zunge … O Gott! Ja, genau das! Das und noch viel mehr.

3

KATZENJAMMER

Ich liege in Steves Armen und lausche seinem gleichmäßigen Atem, der meinen Nacken streift. Das Licht der Straßenlaterne, dass durch die Fenster fällt, erhellt das Bett so weit, dass ich unmöglich schlafen kann. Ich beobachte die Schatten, die ein Eigenleben zu führen scheinen und fahre mit meinen Fingern über Steves Unterarm. Die feinen Härchen, die diesen zieren, fühlen sich weich und flauschig an. Steve liegt eng an mich geschmiegt da und ich spüre seinen kräftigen Herzschlag an meinem Rücken.

Langsam ebbt der rauschhafte Zustand ab, in dem ich mich verloren hatte. Mir wird klar, was für ein schwerwiegender Fehler das alles war, und ich fühle mich entsetzlich. Nattie ist tot und ich habe nichts Besseres zu tun, als über Steve herzufallen und es mit ihm zu treiben. Gott, was bin ich bloß für ein schrecklicher Mensch? Wie konnte ich in diesem Moment nur an Sex denken? Ja, seine Küsse haben sich wunderbar angefühlt. Sie haben mich aus meinem Schmerz gerissen und in eine Art Paralleluniversum katapultiert, wo alles in Ordnung war, und dennoch hätte das hier niemals passieren dürfen. Niemals! Und schon gar nicht unter diesen Umständen. Was würde Nattie über mich denken? Was würde sie davon halten, dass ich versucht habe, mich ausgerechnet auf diese Art über ihren Tod hinwegzutrösten? Würde sie das verstehen? Ich glaube nicht.

Vorsichtig, um Steve nicht zu wecken, krieche ich unter seinem Arm hervor, klaube meine Sachen zusammen und verlasse auf Zehenspitzen die Einliegerwohnung. Nachdem ich die Tür zum Haus hinter mir geschlossen habe, lehne ich mich mit dem Rücken dagegen und atme erleichtert auf. Der Gedanke, ihm ins Gesicht sehen zu müssen, ist furchtbar. Ich habe mich so gehen lassen, war in meinem Wunsch, zu vergessen, so hemmungslos und gierig. Ehrlich, ich kann nicht fassen, was ich da getan habe. Das sieht mir gar nicht ähnlich, aber ich fühle mich auch in diesem Moment nicht wie ich selbst. Ich spüre das Türblatt hart in meinem Rücken und die Fliesen kalt unter meinen Füßen, doch irgendwie kommt es mir nicht vor, als wäre das mein Körper, der hier nackt im Keller steht. Dennoch gelingt es mir, Bewegung in ihn zu bringen. Ich ziehe rasch mein Kleid über, ehe ich den Lichtschalter betätige und dann die Treppe zum Wohnzimmer emporschleiche.

Die volle Tragweite der Geschehnisse begreife ich jedoch erst in dem Moment, in dem ich mein Schlafzimmer betrete und mein Blick auf das Bild von Mark und mir über unserem Ehebett fällt. All die Jahre habe ich mich regelrecht dagegen gewehrt, jemanden in mein Leben zu lassen. Nach seinem Tod war ich mit niemandem mehr intim. Es ist nicht so, als hätte ich den Sex nicht vermisst, doch irgendwie wollte ich auf jemanden warten, der es wert ist, auf jemand Besonderen, der es ernst mit mir und auch mit Leon meint. Und was ist stattdessen geschehen? Ich habe aus einer Laune heraus mit Steve geschlafen. Einem Mann, dem - was Sex anbelangt - nichts heilig ist.

Ich setze mich aufs Bett und schlage mir die Hand vor den Mund, um den Schluchzer zu unterdrücken, der in meiner Kehle aufsteigt. Ich komme mir dumm vor und kann nicht verstehen, was in mich gefahren ist. Steve, antwortet eine zynische Stimme in meinem Kopf und obwohl das überhaupt nicht witzig ist, beginne ich hysterisch zu lachen, während erneut Tränen über mein Gesicht rinnen.

Ich liege die halbe Nacht wach, weine und denke an Nattie und die anderen Mädels. Ob sie es schon wissen? Für Tina muss es am schwersten sein. Sie und Nattie waren die besten Freundinnen. Ich frage mich, wie es ihr, Lisa, Schoscho und Cleo geht, und denke an unsere gemeinsame Kindheit und Jugend in Himmelreich zurück. Erst im Morgengrauen finde ich in einen unruhigen und von wirren Träumen geprägten Schlaf.

Nattie trägt einen weißen Hosenanzug und einen großen Hut. Sie sitzt an einer Strandbar. Ihre Lippen sind knallrot geschminkt und stehen in krassem Kontrast zu ihren langen dunklen Haaren. Sie sieht aus wie ein Filmstar und ich kann nicht glauben, dass sie gesund und munter hier ist.

»Hi, Nattie«, begrüße ich sie erfreut und will sie umarmen.

Abwehrend hebt Nattie die Hände. »Kenne ich Sie?«, will sie wissen.

Ich erstarre in der Bewegung und lächle sie unsicher an. »Ja, klar. Wir waren zusammen in der Schule. Ich bin Maike. Erinnerst du dich nicht an mich?«

Sie schüttelt den Kopf. »Maike? Mmh, Maike?« Sie legt die Stirn in Falten und gibt sich allem Anschein nach wirklich Mühe, doch ihr will nicht einfallen, wer ich bin. »Maike? Bist du nicht die mit dem Mützentick?«

»Nein, das ist Schoscho. Die war auch in unserer Clique.«

»Ja, Schoscho, die ist echt zum Brüllen gewesen. Jetzt, wo du es sagst, erinnere ich mich an sie und auch an Cleo, Lisa und natürlich Tina, aber an dich kann ich mich nicht erinnern.«

Ihre Worte versetzen mir einen Stich. »Aber du kannst mich doch nicht einfach vergessen haben«, wispere ich erschrocken.

»Tut mir wirklich leid«, erwidert sie mitfühlend, dann wendet sie sich an den Barkeeper, auf dessen Schultern der Kopf einer Ente sitzt. »Mixt du mir bitte noch einen Sex on the Beach?«

»Der Drink geht auf mich«, sagt Steve und gleitet auf den Hocker neben Nattie. »Hallo, schöne Frau«, schnurrt er.

»Hallo«, erwidert sie und lächelt ihn an.

»Hast du heute Abend schon was vor? Ich könnte dir mein Zimmer zeigen. Du fehlst mir noch als Kerbe in meinem Bettpfosten.« Echt jetzt?, frage ich mich verärgert. Er hat eben noch mit mir geschlafen und nun baggert er Nattie an? Und viel schlimmer noch, er ignoriert mich komplett.

»Äh, hallo!«, mische ich mich ein. »Ich bin auch noch da!«

Beide schauen mich verwundert an. Nattie ist es schließlich, die sich an ihre guten Manieren erinnert. »Oh, entschuldige, wie unhöflich von mir. Das ist Mareike und …«

»Maike!«, korrigiere ich sie verärgert. »Und Steve kennt mich!«

Nattie fängt an albern zu kichern. »Entschuldige, Maike.« An Steve gewandt fügt sie hinzu: »Ich weiß deinen Namen ja noch gar nicht und ich kann dich ja schlecht als den heißen Fremden vorstellen.«

»Warum nicht? Stimmt doch, oder? Wenn du magst, dann sag einfach Steve zu mir. Du kannst mich auch ruhig ›sexy Steve‹ nennen. So nennen mich sowieso alle. Und wie heißt du, du scharfes Stück?« Er hebt die Augenbraue und sieht derart schmierig aus, dass ich den Wunsch habe, mich zu übergeben.

»Ich bin Nattie«, säuselt sie und wirft ihm einen betörenden Blick zu. Ihre Hand wandert über seinen Unterarm.

»Steve?«, sage ich.

Sein Kopf ruckt hoch und er schaut mich an. »Ja?«

»Was bitte schön soll das hier?«

»Was soll was?«

»Na, eben hatten wir noch Sex und nun …«

»Hatten wir? Sorry, ich kann mich echt nicht an jede Frau erinnern, mit der ich mal was hatte. Ist nicht böse gemeint. Nimm‘s nicht persönlich.« Ist nicht böse gemeint? Und wie könnte ich das nicht persönlich nehmen? Ich sehe, wie er seine Hand auf Natties Knie legt und dieses zu streicheln beginnt. Am liebsten würde ich sie ihm abhacken.

»Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du wunderschöne Augen hast, Nattie?«

»Nein, das hat mir noch nie jemand gesagt, sexy Steve«, haucht sie.

Mit einem »Quak, quak!« stellt der Barkeeper Natties Drink auf den Tresen und in diesem Moment wird mir klar, dass ich träume und einfach nur die Augen öffnen muss, damit das Elend ein Ende hat. Eine Erkenntnis, der ich umgehend nachkomme.

Mein Herz galoppiert wild in meiner Brust und ich wage nicht, die Augen wieder zu schließen, weil ich dann Steves Gesicht vor mir sehe, und zwar nicht das Gesicht meines besten Freundes Steve, sondern das von dem ekelhaften Schmierlappen aus meinem Traum. Sexy Steve! Widerlich! Aber vielleicht sehe ich ihn ja unterbewusst wirklich so und vielleicht ist mir nicht egal, dass er ein Weiberheld ist und ich seine neuste Eroberung bin.

Am nächsten Morgen fühle ich mich wie gerädert. Nach einer kurzen Dusche mache ich mich für die Arbeit fertig und entdecke zu allem Übel einen gigantischen Knutschfleck an meinem Hals. Ich schließe die Augen. O nein! Bitte nicht! Ich bin fast dreißig Jahre alt und somit deutlich aus dem Knutschfleckenalter raus. Peinlicher geht es wohl nicht! Ich versuche, das Ding, so gut es geht, mit Make-up abzudecken. Ein Unterfangen, für das ich fast fünfzehn Minuten brauche.

Als ich das Bad verlasse, bin ich froh, dass ich Steve nicht über den Weg laufe. In seiner kleinen Einliegerwohnung hat er zwar auch eine winzige Küchenzeile, doch die benutzt er – genau wie den separaten Eingang zu seiner Wohnung – schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr. In der Regel essen wir zusammen, doch allein der Gedanke, ihm über den Weg zu laufen, verursacht mir Übelkeit. Ich habe keine Ahnung, was ich ihm sagen oder wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.

Daher hinterlasse ich lediglich eine knappe Notiz für ihn auf dem Küchentisch, in der ich ihn daran erinnere, bitte Leon abzuholen. Ich schnappe mir mein Handy, stopfe es in die Handtasche und verlasse eilig das Haus. Erst, als ich im Bus sitze, atme ich erleichtert auf. Meine Gedanken wandern in Richtung des gestrigen Abends. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Nattie tot ist. Um mich abzulenken, wühle ich in der Handtasche nach meinem Handy und checke die verpassten Anrufe und ungelesenen Nachrichten. Da es tagelang verschollen war, hat sich einiges angesammelt. Mein Herz macht einen erschrockenen Sprung in meiner Brust, als ich plötzlich Natties Namen in der Anruferliste entdecke. Vor drei Tagen hat sie versucht, mich zu erreichen. Ich höre die Mailbox ab und als ich ihre Stimme vernehme, ist es ein Schock. So sehr ich auch versuche, die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen, es ist mir unmöglich, in diesem Moment nicht zu weinen.

Auch Nattie hat geweint, als sie mir aufs Band gesprochen hat. Sie klingt verzweifelt, als sie sagt: »Maike? Maike, wenn du das hörst, dann ruf mich bitte an. Ich muss dringend mit jemandem reden. Bitte melde dich.« Ich rufe ihre Nachricht wieder und wieder ab und habe sie, bis der Bus vor der Klink hält, ganze siebenmal angehört. Benommen steige ich aus und gehe auf den Eingang zu. Warum wollte Nattie mit mir reden? Es muss wirklich wichtig gewesen sein. Je öfter ich die Aufzeichnung angehört habe, desto verzweifelter und dringlicher klang ihre Bitte um Rückruf.

Ich betrete das Backsteingebäude des Klinikums und eile ins Schwesternzimmer. Jetzt brauche ich erst mal eine Tasse Kaffee. Vielleicht gelingt es mir dann, einen klaren Kopf zu bekommen.

»Hi, Mädels«, begrüße ich meine Kolleginnen.

»Gott, Maike, was ist passiert? Hast du geweint?«

»Nein, bloß eine allergische Reaktion. Alles gut«, flunkere ich.

»Selbst wenn, wäre das auch egal«, kommt es von Silke, woraufhin Rosi sie strafend ansieht. »Was denn? Mich interessiert eben eher, woher sie den Knutschfleck am Hals hat.« Silke kommt näher. »Schaut euch das Ding mal an, Mädels«, trompetet sie in einer Lautstärke, dass man es vermutlich sogar noch in Himmelreich hören könnte. »Der ist so groß, dagegen wirkt der Mount Everest wie ein Maulwurfshügel.«

»Ist nicht wahr! Dass ich das noch mal erleben darf!«, kommt es von Schwester Rosi.

»Dass du was erleben darfst?«, frage ich und klinge angespannt.

»Sei doch nicht gleich so zickig, Maike. Wir alle wissen, dass du eine ziemliche Durststrecke hattest«, wirft Schwester Jasmin ein. Ich verdrehe die Augen. Das ist nicht ihr Ernst, oder?

»Und jetzt, wo du nicht mehr chronisch untervögelt bist, sollte deine Stimmung eigentlich etwas sonniger sein«, informiert Silke mich. »Also, wen hast du in dein Höschen gelassen?« Das werde ich dir ganz sicher nicht erzählen, denke ich. Silke ist eine Klatschbase vom Feinsten, und außerdem hatte sie mal etwas mit Steve.

»Wir werden nicht fürs Quatschen bezahlt, sondern fürs Arbeiten«, versuche ich die Unterhaltung auf professionelle Füße zu stellen und bediene mich am Kaffee. Den brauche ich heute dringender als jemals zuvor.

»Maike, du hast gar nicht erzählt, dass du ein Date hattest«, beschwert sich Jasmin und ignoriert meinen Einwurf. »Lief das wieder über diese Partnervermittlung?«

»O nein«, widerspreche ich hastig, »mit Onlinedating bin ich durch. Das sind alles … nein, das ist nichts für mich.« Die beiden Spinner, die ich über eine angeblich seriöse Plattform kennenlernen musste, haben mich gelehrt, dass das nicht meine Welt ist und es auch niemals sein wird. Nicht einmal in einer Million Jahren.

»Ja, ich erinnere mich an mein letztes katastrophales Date«, meint Silke und verdreht die Augen. Auch sie hat sich dazu entschieden, dass Onlinedating nicht das Gelbe vom Ei – ja, nicht einmal der weiße Glibber davon – ist. »Aber nun raus mit der Sprache. Wer ist er?«

»Es ist unbedeutend«, murre ich und nippe an meinem Kaffee.

»Ich weiß sowieso nicht, warum Maike es überhaupt nötig hat, auf Männerfang zu gehen«, wendet Jasmin ein. »Immerhin lebt sie mit dem heißesten Typen Hamburgs zusammen.« Hätte Steve einen eigenen Fanclub, Jasmin wäre die Vorsitzende, Rosi die Stellvertreterin und Silke das Ehrenmitglied, das schon mal mit dem Star gevögelt hat. Verdammt, ich schätze, Letzteres macht mich ebenfalls zum Ehrenmitglied.

»Ja, aber Steve ist schwer bindungsgestört«, kommt es von Silke. Amen, Schwester, denke ich. Ja, das ist er wohl. Seit ich ihn kenne, hatte er nie eine Beziehung, die länger als zwei oder drei Wochen ging – die meisten seiner Frauengeschichten dauern lediglich eine einzige Nacht.

»Darüber würde ich bei seinem Hintern großzügig hinwegsehen«, scherzt Rosi.

»Und diese Haare. Habt ihr schon mal einen Mann gesehen, der so schönes, volles und weiches Haar hat?«, schwärmt Jasmin.

»Mal abgesehen davon, dass er ein echter Arsch ist, wenn er hatte, was er wollte und ich eigentlich auf blonde Männer stehe …«, wirft Silke grimmig ein.

Jasmin verdreht die Augen und sagt: »Oh, komm schon, du hast doch auch bekommen, was du wolltest. Immerhin schwärmst du nach fast drei Jahren noch, wie gut er im Bett war. Und mal abgesehen davon, dieses schokobraune Haar in Kombination mit diesen unglaublich blauen Augen …«

»… und diesem Hammerbody …«, fügt Rosi hinzu. Silke grinst bei der Erinnerung an Steves Hammerbody versonnen.

»… ist der absolute Wahnsinn!«, vollendet Jasmin ihren und Rosis Lobgesang über Steve und seine körperlichen Vorzüge.

»Ich habe gehört, es gibt Frauen, die bekommen von seinem bloßen Anblick einen Orgasmus. Und selbst eine Frau in meinem Alter verspürt ein heißes Brennen, wenn er lächelt.«

»Könnte auch eine Blasenentzündung sein, Rosi«, meckere ich. »Aber mal im Ernst, Mädels. Ihr redet hier über meinen besten Freund und ich will wirklich nichts über eure schmutzigen Fantasien hören.« Irgendetwas in meinem Tonfall muss die Aufmerksamkeit meiner Kolleginnen erregt haben, denn mit dem untrüglichen Instinkt eines Jagdhundes ruckt Silkes Kopf zu mir herum. Rosi wirft mir einen durchdringenden Blick zu und Jasmin hebt die Augenbraue, als wollte sie fragen: »Gibt es etwas, das du uns sagen willst?«

»Was?«, fauche ich und wende mich der Kaffeemaschine zu.

»Der Typ, der dir den Knutschfleck verpasst hat, war nicht zufällig Steve, oder?«, zischt Silke. »Mensch, Maike, bist du von allen guten Geistern verlassen? Hast du denn damals gar nichts aus der Sache gelernt, die er mit mir abgezogen hat? Er ist ein notorischer Aufreißer, der alles besteigt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.«

»Du hattest Sex mit sexy Steve?«, fragt Rosi ungläubig. Ich werde rot, und wenn es bis dahin Zweifel gegeben hätte, räume ich sie mit meiner verräterischen Gesichtsfarbe aus.

»Maike, das ist ja irre!«, ruft Jasmin aus und hüpft aufgeregt auf der Stelle. »Der absolute Wahnsinn! Ach, ich freue mich so für dich. Und wie war es? Ist er so gut, wie Silke behauptet?«

»Hört zu, Leute! Was da zwischen ihm und mir passiert ist, war ein Fehler, und es ändert rein gar nichts an unserer Beziehung zueinander. Steve ist mein Freund und Untermieter und ich hatte gestern einen schwachen Moment, mehr nicht.«

»Was für ein ausgemachter Blödsinn«, poltert Rosi. Sie stemmt ihre Hände in die gut gepolsterten Hüften und schaut mich streng an: »Das glaubst du doch nicht wirklich! Sex, Maike, ändert alles.«

»Unsinn! Wir sind schließlich erwachsen«, behaupte ich, allerdings bin ich selbst nicht davon überzeugt, denn schließlich war ich es, die heute Morgen fluchtartig das Haus verlassen und gebetet hat, ihm nicht zu begegnen.

Mit einem Mal wird mir ganz sonderbar. »Alles okay?«, fragt Rosi besorgt.

»Du bist total weiß«, sagt Jasmin.

Ich haste ohne ein weiteres Wort aus dem Schwesternzimmer, um mich erst einmal auf der gegenüberliegenden Toilette zu übergeben. Wunderbar, denke ich und versuche mich zu beruhigen. Die Übelkeit liegt sicherlich nur am vielen Stress und meinen zum Zerreißen angespannten Nerven. Ich besorge mir eine Zahnbürste und ernte einen komischen Blick von Rosi. »Mir war schlecht«, verteidige ich mich.

»Aber schwanger bist du nicht, oder?«

Ich zeige ihr den Vogel. Ich weiß sehr gut, wie man verhütet. Doch selbst wenn wir kein Kondom benutzt hätten, wäre das etwas arg früh. »Eher Nachwehen der Magen-Darm-Grippe, die uns letzte Woche ausgeknockt hat.«

»Uhhhhh, dann bleib bloß weg! Darauf kann ich echt verzichten.«

Die Übelkeit bleibt, denn auch wenn ich versuche, an etwas anderes zu denken, so kreisen meine Gedanken doch wahlweise um Nattie und den Anruf, den sie auf meiner Mailbox hinterlassen hat, oder um Steve und unseren Ausrutscher in der vergangenen Nacht. Das Gedankenkarussell lässt sich nicht abschalten und ich stehe derart neben mir, dass ich spontan zugreife, als mir der ältere Herr aus Zimmer 538 Nüsse anbietet. Meine Finger stecken schon längst in der Schale, als mir klar wird, dass die bereits alle angesabbert sind. Das machen die betagten Herrschaften aus unerfindlichen Gründen gerne. Von den mit Schokolade ummantelten Nüssen die Schoki lutschen und die Reste dann unters Volk bringen. Und ich dummes Huhn wäre auch beinahe noch darauf reingefallen. Angewidert entsorge ich die Nüsse und muss mich dafür auch noch von dem edlen Spender dieser Delikatesse beschimpfen lassen.

Der Tag ist die reinste Katastrophe. Es geht zu wie im Affenhaus. Eine Patientin ist spurlos verschwunden, weshalb die halbe Belegschaft sich auf die Suche macht, sie jedoch nicht aufspüren kann. »Die hat bestimmt kalte Füße wegen der OP bekommen«, meint Silke und fragt dann: »Das mit Steve und dir, ist das jetzt was Festes? Ich meine, du weißt ja, wie er ist.« Und dann erzählt sie mir die nächste Stunde lang all das, was mir absolut klar ist, weil sie es mir heute Morgen bereits in Erinnerung gerufen hat. »Was ich damit sagen will, Maike, er ist und bleibt ein schlimmer Finger und er wird dich verletzen, wenn du nicht aufpasst.«

Gegen Mittag bringen zwei Polizisten die Dame samt Infusionsständer zurück. Alles, was sie trägt, ist eine Badehaube, Unterwäsche und Schlappen. »Wo waren Sie denn?«, will Jasmin wissen. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht.«

»Hier war es so heiß. Ich wollte nur mal kurz frische Luft schnappen«, erklärt sie. »Darf ich das nicht?«

»Na ja, heute wäre ja ihr OP-Termin gewesen, also war das keine so gute Idee«, gebe ich zu bedenken.

»Ich glaube nicht, dass Sie das beurteilen können«, meint sie schnippisch und stolziert von dannen. Wir schauen ihr etwas verwundert nach.

»Na ja, immerhin ist der Infusionsständer wieder da«, sagt Silke lakonisch, woraufhin Rosi ihr die Hand zu einem High five hinhält. Silke schlägt ein.

»Stimmt, an denen herrscht ja mal wieder chronischer Mangel.«

»Ja, aber nicht nur daran, Jasmin.«

»Was fehlt denn noch?«, will sie wissen.

»Rollstühle mit Beinauflage rechts, Klopapier und gut aussehende, aber vor allem kompetente und nette Ärzte«, kommt es wie aus der Pistole geschossen von Rosi.

»Und sie sollten sich nicht für Götter in Weiß halten«, wirft Jasmin ein.

Allerdings ist es ein Gott in Weiß, der mir kurze Zeit später den Hintern rettet. Noch immer in Gedanken versunken, behaupte ich nämlich einer Patientin mit Pilonfraktur gegenüber, sie könnte das Bein belasten, wenn es in der Orthese steckt. Zum Glück besteht die Patientin darauf, noch einmal mit dem behandelnden Arzt zu sprechen. »Fünf Monate keine Belastung. Und damit meine ich gar keine Belastung, denn sonst fliegt Ihnen das Ganze um die Ohren«, instruiert er sie und nimmt mich kurz darauf im Flur, während wir auf den Aufzug warten, ins Gebet.

»Gott, Maike, was haben Sie sich dabei bloß gedacht«, herrscht er mich an. »Das hätte ganz böse ins Auge gehen können. Sobald da Gewicht draufkommt, war die ganze OP umsonst.«

Die Türen des Fahrstuhls öffnen sich und wir steigen ein. Gerade schließen sie sich, als eine Bahre hineingeschoben wird. Na toll, eine weitere Leiche hat mir zu meinem Glück gerade noch gefehlt. »Ich weiß, es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen«, entschuldige ich mich.

»Was ist denn bloß los mit Ihnen? Sie sind doch sonst nicht so.«

»Todesfall im Freundeskreis«, erwidere ich und kämpfe mit den Tränen.

»Dann sollten Sie vielleicht besser nach Hause gehen«, erwidert er mitfühlend und reicht mir ein Taschentuch, denn Doktor Knapp ist ein netter Gott in Weiß.

»Mist, ich habe den Totenschein vergessen«, entfährt es dem Pfleger, der die Leiche transportiert.

»Dann müssen Sie wohl noch mal hoch«, meint Doktor Knapp. Der Aufzug hält, und Doktor Knapp steigt aus.

»Kannst du kurz bei der Leiche bleiben?«, fragt mich der Pfleger und springt, ohne eine Antwort abzuwarten, aus dem Aufzug. Er reißt die Tür zum gegenüberliegenden Treppenhaus auf und ich sehe durch die Glasscheibe, wie er – immer zwei Stufen auf einmal nehmend – die Treppe hinaufhechtet. Ehe ich reagieren kann, schließen sich die Türen und der Aufzug setzt sich erneut in Bewegung. Hektisch drücke ich ein paar Knöpfe, was dazu führt, dass der Fahrstuhl abrupt zwischen dem dritten und zweiten Stock stoppt.

»Nein!«, entfährt es mir panisch. Ich beuge mich über den Toten und bediene erneut das Eingabefeld. Als alles Rumgedrücke nichts bringt, betätige ich die Notruftaste und sage, dass der Aufzug feststeckt. Allerdings erhalte ich keine Antwort und weiß somit nicht einmal, ob meine Bitte um Hilfe überhaupt Gehör gefunden hat. Na ganz toll! Ich habe den Aufzug gekillt und bin mit einer Leiche darin gefangen. So was kann auch nur mir passieren.

* * *