Surina - Petra Schneider - E-Book

Surina E-Book

Petra Schneider

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Beschreibung

Surina, Hausfrau und Mutter, immer in Aktion. Bis sie plötzlich eine Stimme hört. Bin ich verrückt? Eine Zeit der Liebe, aber auch großer Anstrengung beginnt. Ein ganz anderer Weg wird geöffnet. Eine Mischung aus Roman und Ratgeber, für ein zufriedenes glückliches Leben.

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Seitenzahl: 206

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Unruhig lag Surina im Bett, wälzte sich hin und her und konnte keinen Schlaf finden. Ihr Herz raste. So ging das nun schon seit Monaten. Als sie endlich einschlief, klingelte der Wecker. So gerne wäre sie noch etwas liegen geblieben, aber es half nichts. Sofort dachte sie an ihre beiden Kinder, an ihren Job und an Thomas, ihren Mann. Sie quälte sich mühsam aus dem Bett, ging ins Badezimmer und lies sich jede Menge kaltes Wasser über ihr Gesicht laufen. Ein Blick in den Spiegel, war das Surina?

Sie hatte einen guten Job in einem Reisebüro, war Mutter von zwei Kindern, Sofie 13 Jahre und Max 7 Jahre und nicht zu vergessen Ehefrau eines Bankdirektors, der in seiner Arbeit aufging und die meiste Zeit im Büro verbrachte.

Eilig ging sie ins Zimmer von Sofie, die morgens nie aus dem Bett kam, Sofie aufstehen!

Max stand schon am Fenster und beobachtete die Flugzeuge am Himmel.

Sie bereitete das Frühstück zu und die Pausenbrote der Kinder. Sofie, steh doch auf!

Surina war morgens schon müde und fühlte sich schlapp. Max kam gut gelaunt die Treppe herunter, drückte seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und Surina wurde für einen Augenblick ruhiger. Eilig lief sie die Treppe empor, Sofie lag immer noch im Bett. Sofie, weist du eigentlich wie spät es ist? Mit einem Ruck riss sie die Fenster auf, ganz gemütlich krabbelte Sofie aus dem Bett, schlenderte ins Bad und blockierte dieses, wie jeden Morgen. Surina atmete einmal kräftig durch, raste die Treppen hinunter, um gerade noch die Milch für den Kakao zu retten, die fast am überlaufen war. So das Frühstück war fertig, Max saß da und mampfte sein Brot mit viel Nutella, er grinste von vorne bis hinter die Ohren. Mama, heute bekommen wir Besuch in der Schule. Doch Surina war schon weg, sie hatte vergessen ihren Mann zu wecken. Als sie an der Badezimmertüre vorbei kam, klopfte sie heftig um Sofie zu ermahnen, sich zu beeilen. Hastig stürmte sie ins Schlafzimmer, ihr Mann lag in den Kissen und schnarchte leise vor sich hin. Am liebsten hätte sie einen Schrei losgelassen, jedoch besann sie sich und weckte ihren Mann zärtlich. Wie spät ist es denn? Doch bevor Surina antworten konnte, warf er einen Blick auf die Uhr. Was kurz nach sieben und du kommst erst jetzt? Surina, du denkst nur an dich, ich sollte pünktlich im Büro sein, schimpfte Thomas und schon war er verschwunden. Sie hörte die Streiterei zwischen Thomas und Sofie, die immer noch im Bad beschäftigt war.

Surina stand am Fenster und sah in den Himmel. Sie hatte eine Familie, einen guten Job, ein schönes Haus und trotzdem fehlte ihr etwas. Doch diese Gedanken verwarf sie schnell, sie dachte an Max, der ganz allein in der Küche saß. Max du wolltest mir doch etwas von der Schule erzählen. Doch Max stand auf, schnappte seine Schultasche, drückte seiner Mutter noch einen Kuss auf die Wange und lief vergnügt aus dem Haus. Sofie hörte sie nur noch an der Eingangstür rufen: Ich bin weg, bis heute Mittag! Thomas immer noch ärgerlich, kam auf sie zu. Surina so geht das nicht, bekomme endlich dein Leben auf die Reihe. Doch sie war so müde, ging ins Bad, denn auch sie musste los um pünktlich an ihrem Arbeitsplatz zu sitzen. So ging das jeden Morgen, außer am Wochenende, da konnten alle ausschlafen.

Surina saß an ihrem Schreibtisch in einem großen Reisebüro. Sie war in Gedanken, es ratterte nur so in ihrem Kopf. Max kommt um 13 Uhr, Sofie um 14 Uhr, Essen kochen, Staub saugen, nur nichts vergessen, wie in einem Karussell fühlte sie sich, das sich langsam in Bewegung setzte und immer schneller fuhr.

Frau Schwarz ein Kunde für Sie, Frau Schwarz? Surina fuhr hoch, ihr Chef stand vor ihr mit einem Kunden. So riss sich Surina zusammen und ging professionell auf die Wünsche des Kunden ein. Der Vormittag verging und um 12 Uhr hatte sie es geschafft, jetzt noch schnell zum Einkaufen. Sie stand im Supermarkt vor den Regalen, was sollte sie nur wieder kochen? Es sollte etwas einfaches schnelles sein, das die Kinder gerne mögen. So griff sie zu einem Glas Tomatensoße und Käse, Nudeln hatte sie zuhause, das aßen die Kinder immer gern. Ihr Handy klingelte, auch das noch. Schatz ich bringe heute Abend Bernd mit, du weist ja, wie immer was Feines zum Essen und vergiss nicht den Wein zu besorgen, den Bernd so gerne trinkt. Aufgelegt, ihr kamen die Tränen, Surina reiß dich zusammen, sagte sie zu sich selbst. Schnell fuhr sie noch beim Weinhändler vorbei und kurz darauf war sie endlich zuhause. Max stand schon an der Tür, Mama wo bist du? Ich habe Hunger! Gleich Max, ich koche gleich was. Sie stürmte in die Küche, stellte Wasser auf und dachte an den Abend mit Thomas und Bernd. Mama das Wasser kocht über, so ein Mist, schnell zog sie den Topf von der Herdplatte. Sofie kam schreiend nach Hause, so eine Gemeinheit, ich habe eine fünf in Englisch, obwohl ich so viel gelernt habe, das ist gemein. Surina versuchte ihre Tochter zu trösten, nebenbei bereitete sie das Essen zu und endlich saßen alle Drei am Esstisch. Max lies es sich schmecken, Sofie hatte keinen Hunger und Surina war der Appetit auch vergangen. Es war einfach zu viel, viel zu viel für sie.

In ihrem Kopf lief das Karussell schneller und schneller. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Ich schaffe das, redete sie sich ein. Wie jeden Tag hatte sie das Haus geputzt, das Essen stand bereit, jetzt fehlte nur noch ihr Mann und Bernd. Pünktlich um 19 Uhr standen beide im Esszimmer. Surina hatte sich hübsch Zurecht gemacht. Sie trug ein blaues Kleid, das ihrem Mann besonders gut gefiel. Setzt euch doch, ich serviere gleich den ersten Gang. Sie hatte wundervoll gekocht, als Vorspeise Blätterteigpastete. Thomas und Bernd waren begeistert von Surinas Kochkünsten. Surina bringst du den Wein? Ihr wurde heiß und kalt zugleich, sie hatte vergessen den Wein kalt zu stellen. Wie sollte sie das Thomas beibringen, ihm waren diese Geschäftsessen so wichtig.

Mama, Mama schrie Max, eine Biene, mein Fuß, Mama, Mama! Auch das noch, sie rannte nach oben, Max jammerte vor sich hin. Warte mein Schatz. Schnell holte sie ein kaltes feuchtes Tuch und kühlte den Bienenstich an seinem Fuß. Surina, wo bleibst du, der Wein? Ich schaffe das, sagte sich Surina und ging die Treppe hinunter. Unten wurde sie von Thomas erwartet. Surina was soll das, wo bist du, du weist genau wie wichtig mir dieses Essen mit Bernd ist. Wo ist der Wein?

Ihr Herz klopfte, ihr Kopf schmerzte. Als ihr Mann erfuhr, dass der Wein noch immer im Auto lag, rastete er aus. Surina ich versteh dich nicht, ich arbeite täglich 10 Stunden und du halbtags und bekommst nichts auf die Reihe. Sie stand da wie ein kleines Mädchen, ihr Körper fühlte sich an wie Wackelpudding. Jetzt nur nicht umfallen, du schaffst das, sprach sie sich selbst in Gedanken Mut zu. Der Abend endete für Thomas in einer Katastrophe und für Surina in einem Bad der Gefühle. Sie weinte still vor sich hin, bis sie endlich einschlief.

Am nächsten Morgen öffnete sie langsam die Augen. Guten Morgen ich hab Hunger, Max stand am Bett mit einem Grinsen im Gesicht. Ich komme gleich Max, gehe schon einmal hinunter, bin gleich da. Am liebsten hätte sie sich die Decke über den Kopf gezogen, jetzt steh auf, ermahnte sie sich. Schritt für Schritt ging sie die Treppe hinab. Das Karussell in ihrem Kopf lief langsam an, ihr Herz klopfte bis zum Hals. Ich kann nicht mehr! Du kannst, ermahnte sie sich erneut, ging in die Küche, wo Max wartete.

Mama, baden, See, essen, Hunger! Es dröhnte in ihrem Kopf. Sofie lief eilig die Treppe herab, gibt’s Frühstück ich bin gleich weg. Thomas rief: Schatz ist das Frühstück schon fertig?

Surina schaffte den Tag, wie so viele vorher. Abends lag sie erschöpft in den Kissen und weinte sich, wie jeden Abend in den Schlaf.

So vergingen die Tage, Surina fühlte sich müder und schlapper, als je zuvor. So suchte sie einen Arzt auf. Frau Schwarz, ich verschreibe ihnen etwas, damit wird es Ihnen besser gehen und treten sie etwas kürzer. Ja, der hatte gut reden und wer sollte sich um alles kümmern? Thomas war mit seinem Büro verheiratet, Sofie in der Pubertät und Max, der brachte sie zum Lachen mit seiner lustigen Art, jedoch hatte er jede Menge Unfug im Kopf. Surina schluckte die Tabletten, jedoch der Stress blieb, ebenso wie die Karussellfahrten und das Herzrasen. Es wurde von Tag zu Tag immer schlimmer. Nachts hatte sie Alpträume und am Tag ging alles wie von einem Roboter gesteuert von der Hand. Eine Auszeit nur sie irgendwo ganz allein, aber schnell verwarf sie den Gedanken, sie hatte so viel zu tun und wer sollte sich in ihrer Abwesenheit um alles kümmern? Thomas würde es nie verstehen und für Max wäre es eine Katastrophe ohne seine Mama. Surina spürte ihr Herz, es klopfte wie wild, ihr Kopf steckte in einem Karussell, plötzlich wurde es dunkel um sie herum und sie verlor den Boden unter ihren Füssen und sackte zusammen.

Wie viel Leid soll ich dir noch schicken? Hast du noch nicht genug? Ich habe noch mehr auf Lager und werde keine Ruhe geben, bis du endlich beginnst zu leben. Ja auch ich möchte leben in Ruhe und Frieden. Täglich deine Karussellfahrten, nicht auszuhalten, die Herzraserei, es schüttelt mich von links nach rechts. Hörst du mir überhaupt zu?

Surina öffnete langsam die Augen, sie lag in einem Bett mit weiß bezogenen Bettdecken. Ich habe geträumt, wo bin ich? Sie sind im Krankenhaus Frau Schwarz, man hat sie zu Hause gefunden, sie waren ohnmächtig. Jetzt werden wir sie erst einmal untersuchen und dann sehen wir weiter, meinte der Oberarzt Dr. Paulsen.

Nach vielen Untersuchungen durfte sie wieder nach Hause. Thomas konnte es nicht fassen, komm wir fahren, ich versteh dich nicht, pass doch besser auf, was machst du für Sachen?

Etwas kürzer treten, meinte Dr. Paulsen. Max schrie: Mama da bist du ja endlich, stürmisch umarmte er sie und Surina bekam einen nassen Kuss mitten auf die Stirn. Gibt es jetzt etwas zu essen? Ungeduldig hüpfte er von einem Fuß auf den anderen. Später Max ich möchte mich etwas ausruhen. Thomas sah sie verständnislos an und Sofie, die gerade nach Hause kam platzte gleich heraus: Mama hast du meine Lieblingsbluse schon gebügelt? In ihrem Kopf setzte sich das Karussell in Bewegung, schneller und schneller.

Ich koche gleich und deine Bluse ist auch gleich fertig und ….

Thomas stand in der Tür, genervt von dem ganzen Theater. Denkst du auch an meine Hemden? Ja, jedoch im Stillen dachte sie, an was soll ich noch alles denken, was soll ich denn immer alles tun? Was möchten alle nur von mir?

Sie bereitete das Essen zu, nebenbei bügelte sie und kurze Zeit später saßen alle am Esstisch. Sofie schlang ihr Essen hinunter, wie immer hatte sie keine Zeit. Ich treffe mich gleich mit Beate und Rita, wir gehen schwimmen.

Ich will auch schwimmen, bettelte Max. Was hältst du davon, wenn wir beide hier bleiben und was schönes spielen und Eis essen? Der Vorschlag gefiel Max, er rannte in sein Zimmer, um kurz darauf mit seinem Lieblingsspiel auf der Terrasse zu sitzen. Mama, kommst du? Gleich Max, sie verabschiedete Thomas, der viel zu spät ins Büro kam und mit bösen Blicken nicht sparte. Mit einem schlechten Gewissen und zwei Schälchen mit Eis ging sie zu Max.

Abends im Bett tadelte Thomas: Wegen dir war ich heute viel zu spät im Büro. Nimm doch mehr von diesen Tabletten, wenn du es so nicht schaffst.

Vielleicht hatte Thomas Recht, sie nahm noch eine dieser Tabletten und schlief bald darauf ein. Mitten in der Nacht stand sie auf, an Schlaf war nicht zu denken. Stattdessen fuhr das Karussell, es wurde schneller und schneller, ihr Herz schlug wie immer bis zum Hals.

Willst du noch mehr? Ich könnte dir noch eine Verdauungsstörung oder eine Magengrippe schicken und wenn das nichts hilft, habe ich noch viel mehr auf Lager.

Surina fasste sich an die Stirn, wurde sie verrückt? Solche Stimmen hören nur Verrückte, dachte sie und legte sich wieder ins Bett. Sie wälzte sich unruhig hin und her, dachte an den nächsten Tag und ihre Aufgaben, die sie zu erledigen hatte. Irgendwann war sie eingeschlafen und träumte von Max und seinem Grinsen.

Es regnete und Max war heute nicht zum Aushalten, er wollte etwas unternehmen ihm war einfach langweilig. Max du weist doch ich muss heute arbeiten und du verbringst den Tag bei Onkel Fritz. Max stand der Zorn im Gesicht, aber da ist es so langweilig, kein Aber Max, Mittag bin ich wieder da und wir kochen gemeinsam.

Der Vormittag im Reisebüro verlief ganz gut, nette Kunden und so begab sich Surina mittags auf den Weg, um Max abzuholen. Onkel Fritz war wie immer genervt und Max sauer, dass er seine Ferien vormittags immer hier verbringen sollte. Ich kann auf mich selbst aufpassen, bin kein Baby mehr. Surina hörte gar nicht zu, ihre Gedanken waren zu Hause und bei der nun anfallenden Arbeit. Sofie lag immer noch im Bett, jetzt steh doch auf, es ist Mittag. Ist das Essen fertig? rief Sofie nach unten. Nein, aber ich beeile mich und so wurde in der Küche geschnitten und gekocht. Max erzählte von Onkel Fritz und das er da nie wieder hin gehen würde. Aber Max, doch Surina verstummte, Thomas stand in der Tür und schimpfte mit hochrotem Kopf vor sich hin. Kochst du mir einen Tee, ich lege mich ins Bett, so ein Mist, was wird nun aus meiner Arbeit, ohne mich das gibt eine Katastrophe. Was ist denn los Thomas, du glühst ja. Grippe, kam es noch leise über seine Lippen. Auch das noch, Surina war den Tränen nahe. Der Nachmittag verlief überraschend ruhig, Max spielte in seinem Zimmer Lego, Sofie hatte Besuch von ihrer Freundin Beate, nur Thomas wollte dies und das.

Als die Kinder abends im Bett waren, auch Thomas schien zu schlafen, saß Surina im Wohnzimmer und starrte an die Wand.

Schau aus dem Fenster, was siehst du?

Was?

Schau aus dem Fenster!

Was soll das, was soll ich tun? Ich bin verrückt, als erstes dachte sie an Max, was würde mit ihm geschehen, wenn sie im Irrenhaus landet.

Schau aus dem Fenster!

Surina hielt sich ihren Kopf, das Karussell begann sich zu drehen und drehen. Nicht auch noch dieses Herzrasen, bitte nicht, stammelte sie leise vor sich hin.

Surina, schau aus dem Fenster!

Wie ein Roboter ging sie langsam zum Fenster und sah in den dunklen Himmel. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, ein paar Sterne leuchteten und der Mond schimmerte sanft, wie eine leuchtende Scheibe.

Mama, Mama in meinem Zimmer ist eine Spinne, Mama! Max schrie und sie vergaß den Himmel, eilte die Stufen hinauf. Eine kleine Spinne saß am Fenster, vorsichtig öffnete sie dieses und die Spinne krabbelte hinaus. Max jetzt wird geschlafen! Zärtlich schmiegte sich Max an seine Mutter. Surina streichelte über seinen Kopf, gute Nacht Max, schlaf gut. Leise schloss sie die Türe und ging noch einmal ins Wohnzimmer. Wie selbstverständlich sah sie aus dem Fenster. Sterne leuchteten und der Mond strahlte, nur warum sollte sie aus dem Fenster sehen? Mond und Sterne sah man fast jeden Tag, also nichts Besonderes.

Als sie im Bett lag, schnarchte Thomas und so konnte sie keinen Schlaf finden. Sie dachte an Sofie, die viel zu schnell groß wurde. An Max der sie mit seinem Grinsen immer wieder erfreute. Dann sah sie in das Gesicht von Thomas, das sie in der Dunkelheit nur erahnen konnte. Viel Zeit war vergangen, sie hatte sich sofort verliebt als sie Thomas vor 15 Jahren das erste Mal sah. Damals war er ein kleiner Bankangestellter, wie sich das anhörte, kleiner Bankangestellter. Sie liebte diese Zeit sehr, die Zweisamkeit, die gemeinsamen Urlaube, ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Doch was war geblieben?

Ein Mann der immer mehr wollte im Job und mit harter Arbeit vor ein paar Jahren zum Bankdirektor aufstieg. Sie wünschte sich den kleinen Bankangestellten zurück. Ihre Kinder die ihr Leben so bereicherten und sie doch auch so forderten, dass sie oft nicht wusste was sie zuerst tun sollte. Warum war sie nicht zufrieden, sie hatte alles und doch fehlte ihr etwas, nur was?

Sie grübelte noch lange und schlief irgendwann erschöpft ein.

Guten Morgen Surina, schau aus dem Fenster!

Was? Nicht schon wieder diese Stimme, sie zog sich die Decke über den Kopf.

Hallo Surina, schau aus dem Fenster!

Wieder vernahm sie diese Stimme, doch außer Thomas der noch schlief, war keiner im Zimmer. Es war viel zu viel für sie, schnell rannte sie ins Bad, stellte sich unter die Dusche, ich spinne, ich bin verrückt. Langsam ging sie die Treppe hinunter und starrte in die Küche. Das Geschirr vom Vortag stand noch da und so versuchte sie erst einmal aufzuräumen. Ihre Gedanken wanderten zu Max. Ich muss heute noch einen Kuchen backen, Max hat morgen Geburtstag, nur nicht vergessen.

Es war zu viel, der Tag begann mit viel zu vielen Aufgaben. Sie setzte sich ins Wohnzimmer und zog eine Decke über ihren Kopf. Die Tränen rollten über ihre Wangen, bis sie schließlich heftig zu weinen begann. Ihr Körper bebte, sie bekam kaum Luft. Ich mag nicht mehr, warum lebe ich, ich möchte am liebsten sterben. Schweiß rannte über ihre Stirn, innerlich war sie fix und fertig.

Thomas fand sie so im Wohnzimmer, er zog die Decke weg und meinte: Was soll das? Hör auf zu weinen, bevor die Kinder aufstehen, möchtest du vielleicht, dass sie dich so sehen? Das ist ja nicht auszuhalten mit dir, reiß dich zusammen, schrie er mit rotem Kopf.

Max und Sofie kamen angerannt, was ist denn los, Mama?, riefen Beide. Ach ich bin nur gestolpert, halb so schlimm, es geht schon wieder.

Morgen hab ich Geburtstag, plapperte Max los, welchen Kuchen bekomme ich, Mama? Welchen möchtest du denn? Erdbeerkuchen mit viel Sahne. Wir fahren nach dem Frühstück einkaufen und ich habe noch eine Überraschung für dich. Was denn? Wenn ich es verrate, dann ist es ja keine Überraschung mehr.

Juhu Überraschung, Überraschung, Max hüpfte von einem Bein auf das andere. Ja und ich fahre auch mit, meinte Sofie, ich brauche eine neue Jeans.

Thomas stand die ganze Zeit in der Tür und wurde zornig und ich möchte nun ein Frühstück, oder soll ich hungern. Ich muss das Geld verdienen, da ist es wohl nicht zu viel verlangt, das ich mich an einen gedeckten Tisch setzen kann, oder?

Dabei sah er seine Frau mit ernstem Blick an. Entschuldige, du hast Recht, ich bin schon unterwegs, in 10 Minuten ist alles fertig. Surina hatte sich extra zwei Tage frei genommen um Max Geburtstag vorzubereiten und mit ihm eine tolle Party zu feiern.

Ihre Knie zitterten, ihr Körper fühlte sich so leer an, im Kopf das Karussell und ein Herzschlag bis zum Hals, so stieg sie mit ihren Kindern ins Auto und fuhr los, Richtung Stadt. Max war so aufgeregt, Geburtstag feierte man auch nicht jeden Tag. Überraschung, Überraschung, sang er vergnügt in den schiefsten Tönen.

Mama fahren wir als erstes Jeans kaufen? Ja, Sofie! Jeans kaufen, Überraschung, Erdbeeren und und und, nur nichts vergessen. Surinas Zustände wurden immer schlimmer, doch sie schaffte es einzukaufen. Max bekam eine Rennbahn, die er sich schon so lange wünschte. Sofie fand wie üblich keine Jeans, da sie überall etwas zu meckern hatte.

Bei der Rückfahrt dachte Surina, ich schaff das, es soll ein toller Geburtstag für Max werden.

Es wurde eine Megaparty, Als Max abends im Bett lag strahlte er über das ganze Gesicht, es war mein schönster Geburtstag Mama, er fiel seiner Mama um den Hals und küsste sie auf beide Wangen. Sogar Thomas war früher aus der Arbeit gekommen um mit seinem Sohn zu feiern. Was für ein schöner Nachmittag, dachte Surina. In dieser Nacht schlief sie ruhig, das Karussell stand still.

Die Ferien der Kinder waren zu Ende und der Alltag hatte sie wieder. Surina ging es immer schlechter, zu ihrem Herzrasen, ihrer Atemnot, die sie seit kurzem auch hatte und ihren Karussellfahrten, kamen nun auch noch Verdauungsstörungen dazu. Sie litt unter Bauchkrämpfen, konnte kaum ihrer Arbeit nachgehen und doch war sie tapfer und versuchte alles so gut wie möglich zu erledigen.

An diesem Tag war es besonders schlimm, sie saß am Küchentisch, eine Tasse Kaffee vor sich und schloss die Augen.

Hallo Surina, schau aus dem Fenster!

Sie schreckte hoch, es war niemand in der Küche, drehte sie nun voll durch?

Du drehst nicht durch, sondern ich, wenn du so weitermachst!

Was ist nur los mit mir, sie trank einen Schluck Kaffee, zog die Knie an ihre Brust und schloss erneut ihre Augen.

Surina, ertönte erneut eine liebliche feine Stimme, schau aus dem Fenster.

Sie öffnete die Augen, stellte ihre Füße auf den Boden und richtete ihren Blick zum Fenster. Doch was sollte sie sehen, es war alles wie immer. Sie senkte den Kopf und kam sich so hilflos vor.

Surina, mach es dir doch nicht selbst so schwer, hebe deinen Kopf und schaue aus dem Fenster!

Langsam hob sie ihren Kopf und blickte aus dem Fenster. Ein gelber Schmetterling tanzte vergnügt auf und ab. Sie ging Schritt für Schritt, ihre Füße trugen sie kaum und doch wollte sie den Schmetterling beobachten. Dieser zarte Körper, die wundervollen Flügel, sie war wie gefangen, konnte den Blick nicht verändern, so sehr ruhte sie in dem Anblick des Schmetterlings. Es war ein Schauspiel der besonderen Art, er folg höher und höher, bis er hinter einem großen Baum verschwunden war. Sie stand nur da, spürte eine Ruhe und einen Frieden, erfüllt mit einer wohltuenden Wärme die durch ihren Körper strömte.

Das hast du gut gemacht!

Wer hat was gemacht?

Na du, du bist einfach toll!

Was, wer ist toll?

Surina, du bist toll!

Ich?

Ja, du!

Hei, mit wem rede ich denn da, woher kommt diese Stimme?

Du kennst mich schon viele Jahre, oder besser gesagt, du kennst mich schon immer!

Immer?

Ja, ich bin immer bei dir, bin immer da. Nur du ignorierst mich, willst nichts mit mir zu tun haben. Aber das funktioniert so nicht, wir gehören zusammen, du und ich, für immer und ewig.

Was gehört mit wem zusammen?

Na, du und ich!

Was bedeutet, du und ich?

Du, das bist du Surina und ich bin deine Seele!

Was meine Seele bist du?

Ja!

Eine Seele kann nicht sprechen. Was willst du von mir. Lass mich in Ruhe!

Ich würde dich ja gerne in Ruhe lassen und mit dir friedlich leben, das wünsche ich mir schon so lange. Doch du lässt mir keine andere Wahl. Ich möchte in einem friedlichen Körper wohnen, voller Liebe und Licht. Jedoch bei dir ist es kaum auszuhalten!

Ich verstehe das nicht?

Ganz einfach, dein Karussell im Kopf, ständig bist du am Denken. Dein Herzrasen schüttelt mich von links nach rechts. Ich finde in deinem Körper keine Ruhe.

Aber ich habe immer so viel zu tun!

Ja, du hast immer viel zu tun, mit Max und Sofie, mit Thomas und deinem Job, mit dem Haus und dem Garten. Alles ist dir wichtig nur du und ich sind unwichtig.

Für kurze Zeit war es ganz still im Raum.

Deshalb habe ich dir diese Atemnot geschickt, aber das war zu wenig. Also hab ich nachgelegt und dir noch die Verdauungsstörung ……..

Was du warst das? Ich glaube du spinnst, weist du, ich habe genug zu tun und jetzt soll ich auch noch all diese Krankheiten verkraften?

Surina, ich sah doch keinen anderen Weg, erst musste es dir ganz schlecht gehen, sonst konnte sich doch nichts ändern. Warum seit ihr Menschen nur so kompliziert, ihr benötigt immer erst etwas Negatives, damit ihr zur Besinnung kommt.

Was soll sich denn ändern? Ich bin am Ende, reicht das noch nicht?

Es würde mich freuen, wenn du mit mir zusammen arbeitest. Ich habe viele Tränen geweint, doch jetzt habe ich Hoffnung.

Tränen?

Surina kämpfte mit den Tränen, aber sie wollte tapfer sein, wie immer.

Höre doch endlich auf zu kämpfen. Lass es doch einfach zu, dein Leben.

Surina konnte die Tränen nicht mehr aufhalten, ganz langsam kullerten diese über ihre Wangen.

Weine Surina, weine, hörte sie die Seele sprechen.

Surina bebte und weinte, sie schluchzte und schrie: Warum Ich?

Die Seele wartete geduldig bis alle Tränen versiegt waren und Surina immer ruhiger wurde.

Schau aus dem Fenster!

Sie hob den Kopf und sah den gelben Schmetterling, der vergnügt vor ihrem Fenster tanzte. War das alles nur ein Traum?