Susanne - Karla Quirin - E-Book

Susanne E-Book

Karla Quirin

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Beschreibung

Das Leben ist lebenswert, so wie es ist! Augen auf für die Möglichkeiten, die uns gegeben werden! Susanne, eine hochsensible Frau, erzählt über den Wandeln ihrer Gefühle. Sie kommt von der Fremdbestimmung in die Selbstbestimmung und führt ein erfülltes Leben. Zwei Menschen werden nie denselben Willen und dieselben Wünsche haben! Es ist gut, dies zu wissen. Susanne hat erfahren, was es heißt für sich selber zu sorgen und sie weiß, dass es jeder herausfinden kann. Spaß wird zu Spaß Liebe zu Liebe Das Leben wird lebenswert! Susanne wünscht sich, dass dieses Buch möglichst viele Menschen dazu ermutigt, ihren persönlichen Weg zu gehen.

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Die Liebe, die uns verbindet, ist das Beste in unserem Leben.

Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.

Susanne

Susanne wohnt in einem Vorort einer Großstadt, in einem kleinen Dorf. Es ist von vielen, weiten Feldern umgeben.

Sie wohnt, mit ihrer Familie, in einem kleinen Einfamilienhaus, die hier in der ganzen Siedlung stehen.

Ihr Schreibtisch steht direkt am Fenster.

So hat Susanne viel Sonnenschein im Zimmer, so wie auch im Herzen. Sie schaut auf viele Gärten, hohe alte Bäume, und die nett hergerichteten Einfamilienhäuser.

Manch wunderschöner Text entsteht hier.

An der Wand, hängt eine Pinnwand, wo die allerneusten Fotos, der ganzen Familie und deren Urlaube zu sehen sind.

Durch die Fotos kommen immer wieder Geschichten ans Tageslicht, die sonst in der Schublade unsichtbar geblieben wären. Susannes Zimmer, ein Zimmer zum Wohlfühlen, ein kleines Reich für sie.

Es ist aber auch gleichzeitig ihr Büro.

Sie ist Buchhalterin und mit einigen Firmen vernetzt, so kann sie von zu Hause aus arbeiten. Einige technische Geräte, mit denen Susanne arbeitet, mussten hier untergebracht werden. Ein Telefon und ein Faxgerät unterbrechen oft ihre Arbeit und auch ihre Gedanken.

So gibt es dann auch Störungen privater Natur.

Sei es durch, ihre Familie, die Post, aber auch ihr Hund Tjago, ein Mini - Australien – Shepperd, hat eine Begabung zum Stören.

Viele Ideen, die ihr hier tagsüber kommen, werden sofort stichpunktartig aufs Papier gebracht. Dann kann sie je nach Tagesverfassung arbeiten oder mit dem Bücherschreiben fortfahren. Sie liebt diese Flexsibilität.

Bevor sie beginnt, gehen ihr immer wieder ihre Grundsätze durch den Kopf.

Sie schreibt, weil es ihr Freude macht.

Sie schreibt, weil sie sich mitteilen möchte.

Sie schreibt, weil ihr Lebensweg sehr ungewöhnlich ist.

Sie schreibt, weil sie sich auf ihren persönlichen Weg gemacht hat und wunderbare Erfahrungen damit verbindet, die sie gerne weitergeben möchte.

Sie schreibt, um ihre Persönlichkeit zu festigen und reifen zu lassen.

Sie schreibt, um ihr bisheriges Leben zu verarbeiten.

Die Geschichte ihrer Eltern

Der Zweite Weltkrieg ist in vollem Gange.

Auf dem großen Gutshof in Schlesien werden die ersten Vorbereitungen für die Flucht in den Westen getroffen.

Drei Generationen, die auf dem Gut leben, müssen sich nun auf die Flucht in den Westen vorbereiten, die Großeltern und die Eltern mit ihren drei Kindern.

Sie wissen nicht wie die Zukunft aussehen wird.

Voller Verzweiflung wird das Nötigste zusammengepackt und bei Allen ist eine große Angst und Anspannung zu spüren. Die großen Sorgen und die vielen Ängste lassen sich nicht verleugnen.

Wie geht es weiter?

Werden sie alle zusammenbleiben?

Werden sie sich verlieren, werden sie sich alle eines Tages wiedersehen?

Werden alle überleben?

So viele Fragen, die niemand beantworten konnte! Frieda, die Tochter des Großgrundbesitzers, ist 19 Jahre alt, ihre Schwester Gudrun 27 Jahre alt und ihr Bruder Fritz, gerade mal 4 Jahre alt.

Die Mägde und Knechte sind schon entlassen und in ihre Heimatorte zurückgekehrt.

Die Zeit drängt, der Aufbruch steht bevor.

Frieda, die Tochter des Gutsbesitzers läuft gerade durch den Innenhof des elterlichen Bauernhofes, da kommt ein uniformierter, junger Mann in den Hof geritten, ein deutscher Soldat.

Er soll die Gegend erkunden und feststellen, wie weit die Russen schon, in Richtung der umliegenden Ortschaften, vorgedrungen sind.

Als Frieda und er sich sehen, trifft es sie wie ein Blitz, sie verlieben sich auf den ersten Blick. Er in einer tadellos sitzenden Uniform mit Knöpfen, die sich in der Sonne spiegeln, hoch zu Ross.

Er springt vom Pferd und bleibt wie angewurzelt vor ihr stehen.

Sie mit blonden, langem Haar, zu einem Bauernzopf geflochten.

Ein wunderschönes Paar.

Er wird ins Haus gebeten und die Großeltern, die Eltern, sowie die Kinder, Frieda und ihre Geschwister, erfahren die aktuellsten Nachrichten von der Kriegsfront.

Der junge Soldat stellt sich vor. Er heißt Erwin.

Er erzählt von seiner Heimat und der Sehnsucht, die Heimat das Rheinland, endlich wiederzusehen.

Die Namen der Familien und die Namen der Heimatorte werden ausgetauscht.

Der junge Soldat erfährt nun, dass seine große heimliche Liebe Frieda heißt.

Zwischen den Beiden werden vielsagende Blicke getauscht.

Er drängt die Besitzer, den Hof schnell zu verlassen, da der Russe jeden Tag einmarschieren kann.

Mit wehmütigen und vielsagenden Blicken verabschieden sich die Gutsbesitzer, vor allem Frieda und der junge Soldat Erwin.

Sie zeigen ihre Zuneigung und versprechen sich ein Wiedersehen im Westen, im Rheinland.

Der Soldat reitet schnell davon und Frieda blickt ihm sehnsüchtig nach.

Die Uniformjacke mit den blankpolierten Knöpfen, die tadellos sitzende Hose, die ganze Statur des Mannes, haben sie tief beeindruckt.

Sie hat nun ein Ziel im Kopf, sie will ihn unbedingt wiedersehen.

Es kommt, wie es kommen muss, die Flucht beginnt.

Mit Pferdewagen und dem nötigsten Besitz, schließen sich Frieda und ihre Familie, den anderen Flüchtigen an.

So kommen sie Wochen später, nach vielen schrecklichen Erlebnissen, im Rheinland an.

Frieda verliert ihren Traum aus den Augen und ist froh, dass sie und ihre Familie, die Flucht überlebt haben.

Am Rande ihrer Kräfte, aber glücklich noch am Leben zu sein, arbeitet nun die ganze Gutsfamilie, jetzt als Mägde und Knechte auf einem Bauernhof, der an einem großen Fluss liegt.

Dort finden sie auch eine Bleibe, eine kleine Wohnung, in der Nähe des Hofes.

Frieda, denkt nicht mehr an ihren Traum.

So viel ist passiert! So viel muss verarbeitet werden! Es tut gut, wenn man vergessen kann, verdrängen kann, um zu überleben! Es gibt so viele Veränderungen! Die ersten Suchmeldungen über das rote Kreuz laufen an.

Plötzlich, Frieda arbeitet gerade auf einem Kartoffelacker, steht der junge Soldat Erwin vor ihr.

Beide sind starr vor Schreck.

Sie erkennen sich kaum wieder, da er nun in Zivil vor ihr steht, und sie beide von den Spuren des Krieges gezeichnet sind.

Sie hat die Fröhlichkeit, die Leichtigkeit verloren.

Der schöne Bauernzopf ist verschwunden und ihre Blicke verraten so einiges, was besser schon vergessen wäre.

Sekundenspäter liegen sie sich in den Armen und ein Beben geht durch ihre Körper.

Lange, sehr lange, stehen sie so auf dem Kartoffelacker und sprechen kein Wort.

Nur fühlen, den Anderen einatmen, nicht reden, nur spüren!!! Viele Tränen, Tränen der Erleichterung, der Freude, aber auch Tränen des vielen Leidens, der Verzweiflung rollen den Beiden über die Wangen.

Frieda erfährt jetzt, dass er die Suche nach ihr nicht aufgegeben hat, und durch manche gute Beziehung sie nun endlich gefunden hat. Er ist Schmied von Beruf und hat im Krieg die Hufschmiede von einer Kaserne geführt.

Hier ist er mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammengekommen, die ihm später bei der Suche, nach seiner großen Liebe Frida, geholfen haben.

Jetzt sind sie endlich ein Paar.

Über die Vergangenheit wird nicht mehr gesprochen.

Die Zukunft, der Aufbau, den Eltern eine Heimat geben, eine eigene kleine Familie gründen und vieles mehr, steht im Vordergrund.

Der Wiederaufbau der Wirtschaft, das Aufbauen der Städte, Dörfer und Straßen, und der Aufbau der Infrastruktur, hat begonnen.

Alle Menschen sind voller Zuversicht und können etwas bewegen. Sie alle sind motiviert. Der Frohsinn, die Fröhlichkeit kehrt langsam zurück in den Alltag.

Die Vergangenheit wird verdrängt oder man versucht sie zu vergessen. Jede Erinnerung an die Kriegsjahre ist mit unendlich viel Leid und Schmerzen verbunden.

Kurzentschlossen nimmt Erwin seine große Liebe Frieda mit in sein Dorf, zu seinen Eltern und hier wird später geheiratet und sie gründen ihre eigene kleine Familie.

Eine Familie, die, die Wirtschaftswunderjahre erlebt.

Eine Familie der Nachkriegszeit.

Susannes Geschichte

Frieda und Erwin bekommen zwei Kinder, Susanne und Elisabeth.

Sie wohnen in einem Vorort einer Großstadt.

Das kleine Haus der Familie, mit den grünen Fensterläden, die jeden Abend geschlossen werden, steht direkt hinter dem Deich, an einem großen Fluss auf dem viele Transportschiffe, Ausflugsdampfer, kleine Sportbote und Ruderboote fahren.

Vater Erwins Hobby ist das Rudern, das Wasser mit seinen vielen Möglichkeiten. Er besitzt ein kleines Ruderboot, auf dem die ganze Familie Platz hat.

Wenn er alleine mitten auf den Fluss rudert und endlose Freiheit und Ruhe ihn umgeben, kann er sein Glück kaum fassen. Frieden, auf den alle so lange gewartet haben, fühlt er. Die Natur hat sich erholt. Viele Möwen umkreisen sein kleines Boot und kreischen. Ein kleines Glücksgefühl macht sich in ihm breit.

Der Alltag nimmt seinen Lauf.

Susanne, wird in eine einfache Arbeiterfamilie hineingeboren. Ihre Schwester Elisabeth ist bei ihrer Geburt bereits 2 Jahre alt.

Sie sind eine kleine Familie der Nachkriegszeit, Vater Erwin, Mutter Frieda, ihre Schwester Elisabeth und sie, Susanne.

Der Vater Erwin fährt jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit, und Mutter Frieda führt den Haushalt und nimmt hin und wieder kleine Aufgaben außer Haus an.

Das Leben scheint in geregelten Bahnen zu laufen.

Susanne ist der Sonnenschein der Familie.

Doch ihr unbeschwerter Alltag verändert sich eines Tages.

Sie bekommt viele Stimmungen und Gespräche mit, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren.

Solange Susanne denken kann, spürt sie, dass irgendetwas in der Luft liegt. Etwas Unausgesprochenes, ein dunkles Geheimnis. Sie kann es nicht zuordnen. Wenn sie erwachsen ist, wird sie erfahren, dass es tatsächlich ein Geheimnis in der Familie gibt.

Elisabeth, ihre Schwester geht schon lange in den Kindergarten und jetzt ist Susanne an der Reihe.

Sie bekommt ein neues Kleid, eine kleine Tasche, um ein Frühstück mitzunehmen und dann geht es los.

Elisabeth und Susanne gehen nun gemeinsam in den Kindergarten.

Susanne ist überglücklich, dass sie jetzt mit Elisabeth, ihrer großen Schwester, jeden Morgen zusammen in den Kindergarten gehen kann.

Susanne wird nach kurzer Zeit, die sie dort verbringen durfte, wieder abgemeldet und muss zu Hause bleiben.

Da Susanne erst 3 1/2 Jahre alt ist, versteht sie das überhaupt nicht und ist sehr traurig.

Da ihre Mutter durch die Kriegserlebnisse eine ängstliche Person geworden ist, braucht sie jemanden bei sich. Sie braucht Susanne, was Susanne zu der Zeit nicht versteht.

Die Kriegserlebnisse sitzen tief und jede Auseinandersetzung vermeidet sie.

Susanne verbringt nun eine intensive Zeit mit ihrer Mutter.

Sie und ihre Mutter erledigen gemeinsam kleine Hausarbeiten und Susanne hilft ihr am allerliebsten in der Küche, beim Kochen und Backen.

Der alte Küchenofen, der mit Kohle geheizt wird, strahlt immer etwas Warmes, Gemütliches aus. Er ist mit einem großen Ofenrohr, das anderthalb Meter hoch hinausragt, mit dem Kamin verbunden. Das Ofenrohr ist immer warm, was im Winter sehr praktisch ist. Um die heiße Herdplatte führt ein Handlauf, an dem die nassen Küchentücher hängen. Hier werden die tollsten Gerichte gekocht.

Später kommt ein kleiner Gasofen mit einem Backofen hinzu. Ab sofort gibt es wunderbaren Napfkuchen, Sandkuchen und Tortenböden, die sie mit leckeren Beeren belegen. Die Beeren pflücken sie von den Sträuchern, die an dem großen Fluss stehen.

Die ganze Familie versammelt sich, dann zum gemeinsamen Essen, um den kleinen Esstisch.

Susanne freut sich jeden Mittag auf ihre Schwester Elisabeth, die sie mit der Mutter vom Kindergarten abholt.

Ihre Schwester Elisabeth ist oft neidisch auf Susanne, da sie immer zu Hause bei der Mutter ist und sie ganz für sich alleine hat.

Susanne ist oft neidisch auf ihre Schwester, da sie viele Kinder kennt, mehr Freundinnen hat und viel erlebt im Kindergarten.

Gerne hätten die Geschwister die Rollen wenigstens hin und wieder getauscht. Verstehen können sie beide die Situation überhaupt nicht.

Leider wird ihnen auch nichts Verständliches erklärt.

Im Gegenteil, immer wenn es um die Familie geht, kommt eine geheimnisvolle Spannung auf, die von ihrer Mutter aus geht und der sie alle, auch der Vater, ratlos gegenüber stehen.

Bei Susanne entsteht der Eindruck, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt.

Ihre Mutter Frieda beantwortet viele ihrer Fragen nicht.

Warum darf sie nicht in den Kindergarten?

Warum hält sie ihre Hand immer so fest umklammert, wenn sie unterwegs sind?

Warum kann sie nicht unbefangen auf den Opa, den Papa zugehen?

Was macht Susanne falsch?

Sie fragt sich das immer wieder.

Ihre Mutter ist dann wie versteinert und verschlossen. Sie wirkt sehr ängstlich, zurückhaltend, fast unscheinbar.

Sie trägt langes Haar, das sie jeden Morgen zu einem straffen Knoten zusammenbindet. Sie ist immer häuslich und einfach gekleidet und trägt im Alltag ständig eine bunte Schürze, die sie nur zum Einkaufen und für Besorgungen ablegt.

Sie ist eine liebevolle, umsorgende Mutter und geht ganz in dieser Arbeit auf.

Sie schminkt sich nie und Schmuck trägt sie nur am Sonntag, wenn sie in die Kirche geht.

Sie holt dann ihre wunderschöne Perlenkette aus dem Schrank, tritt vor den Spiegel, legt sie sorgfältig um den Hals, betrachtet sich eine Zeitlang und dann schweift ihr Blick in die Ferne und sie träumt.

Susanne sieht an ihrem Gesicht, dass es etwas Wunderschönes sein muss.

Warum spricht sie nicht darüber?

Das Glück, das Wiedersehen mit dem jungen Soldaten, mit der tadellos sitzenden Uniform, ihren Mann Erwin, der sie nach Kriegsende gesucht und gefunden hat, möchte sie nicht mehr loslassen.

In dem Moment ist sie für Susanne eine wunderschöne, geheimnisvolle und glückliche Frau.

Später erfährt Susanne, dass mit ihren Empfindungen Recht behalten sollte.

Wenn sie in den Alltag zurückkehrt, verändert sich schlagartig ihr Gesichtsausdruck und sie wird ernst und verschlossen.

Oft hat Susanne sie dabei beobachtet.

Der Vater Erwin ist in Kriegsgefangenschaft geraten und deshalb gesundheitlich nicht stabil.

Seinen Beruf Schmied, kann er nach Kriegsende nicht mehr ausüben.

Seine kleine Schmiede, direkt neben dem Wohnhaus musste geschlossen werden.

Durch eine Bandscheibenoperation wird er nach Kriegsende als Querschnittsgelähmter aus dem Krankenhaus entlassen.

Sein starker Wille, wieder laufen zu können, seine endlose Ausdauer, und viel Ehrgeiz geben ihm den Mut immer weiter zu trainieren, bis sich der Erfolg einstellt.

Er kann wieder laufen.

Seit dem Tag fährt er nur noch mit dem Fahrrad und auch das regelmäßige Schwimmen gehört nun zum Alltag.

Vater ist ein geselliger, musikalischer Mensch.

Er spielt Akkordeon und seine natürliche, humorvolle Art bringt Wärme und Harmonie ins Haus. Im Sommer, an besonders schönen Tagen sitzen alle, die Familie, die Nachbarn, Gäste des naheliegenden Bootshauses und am Fluss Verweilende auf der Mauer direkt am Wasser. Es wird Akkordeon gespielt, dazu gesungen, erzählt, manch netter Scherz geht über die Lippen. Die Laune steigt und alle sind fröhlich.

Susanne liebt ihren Vater über alles, er ist streng, aber gerecht. Die Sommerabende am Fluss vergisst Susanne nicht. Noch heute träumt sie oft davon und würde gerne einmal so einen Abend wieder erleben.

Häufig bekommen sie Besuch von ihrem Onkel Fritz.

Er wird zu einer wichtigen Person im Leben von Susanne und Elisabeth.

Onkel Fritz ist der Bruder der Mutter, noch um viele Jahre jünger und nicht verheiratet. Viel später erfahren Susanne und Elisabeth, dass der Bruder der Mutter (Fritz) nicht der Bruder ist, sondern ihr eigener, unehelicher Sohn. Er ist der Halbbruder von Susanne und Elisabeth.

Eine Zeit lang lebt er mit ihnen, in dem kleinen Haus.

Weiterhin kümmert sich die Mutter um ihre Eltern, die auf dem Bauernhof leben und um die Eltern ihres Mannes, die im gleichen Dorf wohnen.

Ihre Mädels liegen ihr besonders am Herzen.

Susannes und Elisabeths Leben scheint in geregelten Bahnen zu laufen.

Da Susanne sehr sensibel ist, spürt sie viele Spannungen, die immer wieder aufkommen.

Elisabeth, die zwei Jahre älter ist, hat einen starken eigenen Willen und setzt ihn auch durch. Susanne konnte nie mit ihrer Schwester über ihre Empfindungen und Zweifel reden.

Eine aufregende Zeit mit Onkel Fritz beginnt.

Susanne schwärmt für Onkel Fritz.

Er hat immer gute Laune und ein fröhliches Liedchen auf den Lippen, oder einen Scherz im Gepäck.

Er hat die Kriegserlebnisse als Kleinkind erlebt, Mutter und Vater nicht verloren und sein ganzes Leben liegt jetzt vor ihm. Seine Gedanken sind frei und er sieht voller Zuversicht in die Zukunft.

Wenn die Familie sich Abends in der kleinen Küche zum gemeinsamen Essen versammeln, wird jetzt viel erzählt, gelacht und eine behagliche, entspannte Atmosphäre entsteht.

Dann geht es zur Nachtruhe.

Elisabeth und Susanne teilen sich ein großes Bett.

So gibt es viel Spaß unter der gemeinsamen Decke oder ein heftiger Kampf entsteht, wer an welcher Seite schläft, bzw.

wer den meisten Platz mal wieder einnimmt und den anderen in die Ecke drängt, bis endlich Ruhe eintritt.

Manchmal poltert es an der Tür.

Mit tiefer Stimme werden die Geschwister ermahnt: „Hier ist die Abendmutter. Ihr seid mal wieder so laut, dass ich es hörte und kommen muss.

Jetzt wird geschlafen und ich möchte das Ruhe einkehrt.

Wenn ich wiederkommen muss, wird es eine Strafe geben."

Susanne und Elisabeth sind jedes Mal starr vor Schreck, verstecken sich unter der Decke und warten gespannt darauf, dass sich die Abendmutter polternd entfernt.

Sie geben dann keinen Laut mehr von sich, aber unter der Decke wird noch manche Vermutung über die Abendmutter ausgetauscht.

Die Fantasie der Beiden kennt keine Grenzen und manch gruselige Geschichte bleibt im Gedächtnis haften.

Viel später erfahren sie, dass es gar keinen Poltergeist bzw.

Abendmutter, gibt. Die Abendmutter hieß Onkel Fritz.

Susannes Schwester Elisabeth geht in die dritte Klasse, als Susanne eingeschult wird.

Die Geschwister sind nun so unterschiedlich aufgewachsen, dass sie sich oft aus dem Weg gehen.

Susanne hat darauf gehofft, dass ihre Schwester Elisabeth, ihr bei den anfänglichen Schwierigkeiten in der Schule hilft, aber das stellt sich als großen Irrtum heraus.

Elisabeth hat jetzt ihre Freundinnen und Susanne war ihr irgendwie lästig.

Susanne fühlt sich oft allein gelassen.

Viele ihrer Mitschüler kennen sich aus dem Kindergarten und sind befreundet.

Susanne lernt nun eine völlig neue Welt kennen.

Die Mutter ist plötzlich nicht immer gegenwärtig.

Susanne verändert sich. Sie wird still und verschlossen.

Doch langsam bekommt sie Boden unter den Füßen, und als sie in die dritte Klasse der Volksschule (heute Grundschule) geht, kommt der Durchbruch.

Der Herbst und der Winter sind für Susanne die schönsten Jahreszeiten.

Auch heute noch liebt sie den Herbst mit seiner vielfältigen Farbenpracht und den Winter, die langen Abenden bei Kerzenschein.

Susanne liebt die Kühle der Natur, Väterchen Frost und die vielen Eiskristalle, die sich immer an den Fenstern bilden.

Handarbeiten, die größtenteils im Winter zum Tagesablauf gehören, sind immer noch Susannes große Leidenschaft.

Auch in der Schule gehört das Fach Handarbeiten zu ihren Lieblingsfächern.

Sie lernt hier das Nähen, Stricken, Sticken, Häkeln und vieles andere, was zur Textilgestaltung gehört.

Aber auch das Anfertigen von hübschen, sehr vielfältigen Bastelarbeiten, liebt Susanne von ganzem Herzen.

Sie bastelt also jedes Jahr zum Sankt Martinsfest, ihre eigene Laterne.

So auch in diesem Jahr.

Sehnsüchtig wartet sie jedes Mal auf den Tag, an dem der Laternenbau beginnt.

Ende September, Anfang Oktober ist es dann soweit.

Susanne kann es kaum erwarten und ist schon sehr ungeduldig.

Ihre Lehrerin teilt endlich die Zettel aus, worauf steht, was sie zum Laternenbau benötigen.

Stolz und sehr eilig läuft Susanne nach Hause, damit sie mit ihrer Mutter in das Schreibwarengeschäft gehen kann, um das wunderschöne Papier und die Pappe und das restliche Zubehör zu kaufen.

Susannes Mutter zeigt vollstes Verständnis für ihre Eile, denn sie weiß natürlich, wie wichtig ihr der Laternenbau ist.

Susanne kann sich lange, sehr lange, im Bastelgeschäft aufhalten und das wunderschöne vielseitige Papier bestaunen.

Nach reiflichen Überlegungen entscheidet sie sich für die Farben des Papiers, die ihre Laterne erhalten soll. Das Grundgerüst wird aus schwarzer Pappe gebaut, die schnell gekauft ist. Transparentpapier in vielen bunten Farben, darf auch nicht fehlen.

Dann endlich kommt der Schultag, an dem der Laternenbau beginnt.

Wie jedes Jahr sind alle sehr aufgeregt, aber nach den ersten Vorbereitungen und Zuschnitten, können alle die Laternen nach ihren Vorstellungen basteln.

Susanne ist mit sehr viel Eifer bei der Sache. Sie ist rundherum glücklich und geht ganz darin auf.

Das Motiv soll irgendetwas aus der Natur sein.

Susanne liebt Sonnenuntergänge und -aufgänge und versucht es in ihre Laterne, die einen Rahmen aus schwarzer Pappe besitzt, unterzubringen. Einiges an Transparentpapier geht dabei drauf.

Dann steht sie da, die schönste Laterne, die Susanne je gebastelt hat. Auf ihrer Laterne sieht man die glutrote, untergehende Sonne, hinter dunklen, schwarzen Bäumen ohne Laub. Es ist Herbst.

Susanne ist sehr stolz und strahlt übers ganze Gesicht.