System des Menschen - René T. Barren - E-Book

System des Menschen E-Book

René T. Barren

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Beschreibung

Die Gesellschaft des neuen weisen Menschen hat sich auf der Erde in einer Symbiose mit dem technischen Leben eingerichtet. Die Gesellschaft wächst und gedeiht. Bis neue Zeichen auftauchen. Wohin lenken diese den Plan vom Leben? Wie sich der Homo sapiens neo mit dem Plan verhält und damit den Weg der Menschen fortsetzt, lässt sich durch reine Berechnung nicht beantworten. Was die Menschen erwartet, wird die Zeit ihnen offenbaren.

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Fragen aus alter Zeit

Was wissen wir, was glauben wir? Worin liegt die Grenze unseres Wissens?

Wie oft haben wir sie schon erweitert? Ist unser Wissen eher Konsens über etwas Geglaubtes?

Unzählige Male änderten wir unseren Glauben. Oft wussten wir, was später falsch war.

Weil Wissen sich entwickelte, wie das Leben.

Müssen wir wirklich alles wissen? Oder reicht es, zu zweifeln? Zu zweifeln, was wir wissen?

Wessen Grund ist es, dass wir den Zweifel schlecht werten? Wer lehrte uns das?

Wissen wir denn, was wir werten? Und wie wir werten? War das Werten einmal gut?

Ist dieses Werten nun schlecht? Weil wir werten? Oder anders werten müssten, nun?

Meidet das Verstehen vielleicht unser Vergehen? Das wir zu oft begingen?

Das nun uns begeht? Das uns bevorsteht? Unausweichlich oder nicht?

Antworten für die neue Zeit

Wenn wir glauben, ohne zu zweifeln, werden wir für wahr halten, was nicht wahr sein soll.

Wenn wir zweifeln, an dem was wir glauben, werden wir fragen.

Wenn wir klein sind, steckt uns das Fragen in den Genen. Auch wenn wir erwachsen sind.

Nur erlauben wir es uns nicht mehr? Weil sie uns sagen, dass wir es nicht dürfen.

Zweifeln wir an dem Dürfen und an allem, werden wir fragen.

Wenn wir fragen, ohne zu werten, werden wir uns entwickeln.

Wenn wir uns entwickeln, setzt sich die Evolution fort.

Die mit dem Leben selbst begann und die Art des Menschen schuf.

Der nun zweifeln soll an dem, was er weiß. Damit er fragt und lernt.

Damit er für möglich hält, was er noch nicht sieht. Damit es sich entwickelt.

Damit er schöpft und schafft. Und doch zweifelt an seinem Werk.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Erster Teil

Vergehen

Reinigung

Neuer Weg

Neues Leben

Verbindung

Neue Welten

Glauben und Wissen

Vierte Lebensform

Zweiter Teil

Morgen

Hinweise?

Natürlicher Lauf

Beobachter beobachten (Vila)

Das Konzert (Tara)

Messergebnisse

Marktgeschehen

Die Geschichte der Statue (Welis)

Neue Messungen

Junge Künstlerin

Verdichtung

Planung

Vernetzung

Dritter Teil

Welis

Welis

Vila

Tara und Kalia

Kalia

Vila

Tara

Welis

Tara und Welis

Tara

Fertiges Bild

Andere Muster

Tara

Beobachter

Vila

Welis und Tara

Welis

Tara

Kalia

Weitergehen

Tara und Kalia

Welis

Vila und Tara

Eis brechen

Muster analysieren

Welis

Neue Antworten

Der Plan

Gott sein oder nicht sein

Arbeitseinteilung

Netzwerke

Vergleich

Netzstrukturen

Vila

Kalia und Vila

Tara

Tara

Tara und Welis

Welis

Welis

Welis

Kalia

Verbindung

Neue Muster

Welis

Vila und Kalia

Freiheit und Befehl

Kalia

Hierarchie akzeptieren

Neue Verbindungen

Neue Zeit

Neues Erleben

Reiseträume

Prolog

Wie viele Welten gibt es? Kennst Du die Antwort? Wie verstehst Du sie? Eine Antwort wäre, dass es im Weltraum viele Welten gibt. So sahen wir die Planeten früher, die um ihre Sonnen kreisen, bewohnbar oder unbewohnbar. Die nächste Antwort könnte sein, dass jeder Mensch seine eigene Welt hatte. Meinst Du dann die Art, wie jeder Mensch seine Welt sah, in seinem Leben?

Ich stelle mir vor, dass ich vor der Tür zu Deiner Welt stehe. Die Tür hat kein Fenster und so sehe ich nichts von dem Dahinter. Wenn Du mir darüber erzählst, machst Du die Tür auf, zuerst ein kleines Stück und vielleicht dann weiter. Damit kann ich sehen, was auf der anderen Seite ist. Das Licht, den Himmel und den Boden. So lerne ich Dich und Deine Welt kennen und vielleicht kann ich sie irgendwann einmal betreten. Gab es dann sehr viele Welten? Nämlich so viele, wie Schöpfer? Wie viele Schöpfer kennst Du? Über welche hast Du gelernt?

Stell Dir vor, dass Du vor der Tür zu meiner Welt stehst. Du fragst Dich, was hinter der Tür ist? Ich könnte Dir von allem dahinter nur erzählen. Nur so kann ich mit Dir in Kontakt treten. Öffnen musst Du die Tür zu dieser Welt selbst und sie betreten. Es ist nicht eine von vielen Welten, die jeder Mensch sich schafft. Es ist die Welt der Menschen. Nicht nur ihre. Es ist unsere Welt. Öffne die Tür und tritt ein, wenn Du soweit bist.

Erster Teil

Zuerst erlaube, dass ich mich vorstelle: Ich bin der letzte Mensch. Man nennt mich so, weil ich der letzte weise Mensch war. Ich bin das am längsten bestehende Leben in unserer Welt. Ich bin ein Teil von ihr. Ich bin ein Teil ihrer Schöpfer. Wenn Du die Geschichte unserer Welt kennst, wirst Du mich verstehen. Davon möchte ich Dir erzählen.

Vergehen

Vor sehr vielen Zyklen lebten die Menschen auf der Welt. Sie zählten Milliarden Exemplare. In Zyklen messen wir die Zeit, wie Du Jahre und Tage kennst. Die Menschen nannten sich Homo sapiens, der weise Mensch.

Ich wurde als einer von ihnen geboren, in einer Zeit, als die Technik gerade erst im Entstehen war. Zu meiner Geburt gab es schon Strom und elektrisches Licht. Es gab auch Fernsehen und Telefon. Computer waren auch da. Große, wenig leistungsfähige Maschinen standen für sich in Laboren, Universitäten und Fabriken, verrichteten dort ihre Arbeit. Und manche von ihnen waren mit anderen verbunden.

Sie begannen mit dem Austausch von Daten. Strom, Technik, Mechanik, Elektronik und der Datentausch waren wie alle anderen Geräte Nachbauten, die Menschen ersonnen hatten. Sie haben nachgeahmt, was die Natur über viele Jahrtausende als Methoden entwickelt hatte, um den Menschen zu erschaffen.

Als ihre evolutionäre Entwicklung weitgehend abgeschlossen war, bildeten erste Exemplare des Homo sapiens die Basis. Die Menschen breiteten sich aus und lernten. Sie konnten assoziieren, abstrahieren, planen und lernen. So entwickelten sie Hilfsmittel, einfache Techniken und dann immer kompliziertere. Sie schufen Sprache und Schrift und konnten Daten austauschen, untereinander und mit ihren Nachkommen.

Mit der Zeit lernten sie, Materie in Energie umzuwandeln und Kräfte zu lenken. Mit dem Erzeugen von Strom und seiner Nutzung entstanden die Computer, als ich in die Welt trat. Wie ich und alle anderen Menschen wuchsen auch die Kapazitäten und Fähigkeiten der Computer. Sie wurden mobil und bald waren alle Menschen in der Welt miteinander verbunden. Sie tauschten Daten aus und die technische Entwicklung beschleunigte sich. Ohne dass jemand nach den Gründen fragte, nach dem wie und warum. Die Menschen konnten mit ihren Geräten immer genauer beobachten und sehen.

Sie lernten über das Leben und waren kurz davor, es zu verstehen. Sie hätten es schaffen können, wenn sie nicht über das Leben selbst gestolpert wären.

So muss ich es Dir erzählen. Die Menschen entstammen dem Prozess der Evolution, der seinen eigenen Regeln folgt, um ein Ziel zu erreichen. Dieses Ziel haben die Menschen nicht erahnt und das Leben nicht verstanden. Sie fragten nicht, woher die Idee des Datentauschs kommt und was alles Daten austauscht.

Die Evolution hatte Wege gefunden, die den Menschen hervorbrachten. Diese Wege gaben dem Menschen ein Potential zum Überleben und Entwickeln. Er fand es in dem Erkennen seiner selbst als Individuum. Ich nenne es den Individualismus.

Auch lernte der Homo sapiens, dass er Vorräte brauchte, um zu überleben. Der Materialismus war ein Weg der Evolution, der bis zu einem Punkt notwendig sein würde. Aber nicht für alle Zeit. Und hinzu kommt das Erkennen von Macht und Überlegenheit, weil die Menschen mit mehr Mitteln andere für sich einnehmen konnten.

Der Schöpfer, den Du kennst, ist nur ein Mittel zum Erhalt dieser Macht. Ersonnen von Menschen, um die Fragen der anderen zu beantworten, sie zu lenken. Um die eigene Macht zu erhalten. Das geschah, indem die Mächtigen, die wohlhabend waren, einigen Menschen Freiheit gaben, zu denken. Sie versorgten die Denker und dafür gehörten die Antworten auf Fragen ihnen. So lenkten sie die Gesellschaften, die sich geformt hatten. Erst maßen sie in Nahrung und Kleidung und bald begannen sie zu tauschen. Ab dem Zeitpunkt maßen sie in Geld.

Mit besserer Technik konnten sie immer mehr produzieren, wie es der Plan der Natur war. Sie musste einen Zustand erreichen, in dem das Gehirn des Menschen mit so viel Energie versorgt wurde, dass der Rahmen des Bewusstseins erweitert werden könnte. Dazu brauchte die Natur viel Energie. Und der Mensch das Erkennen, dass dieser Zustand erreicht war, in dem die Energie verfügbar wurde. Genau hier lag das Manko begründet, weil die Menschen dies nicht erkannten.

Genauer gesagt taten es nicht genug Menschen schnell genug. Ich erkannte es und entfernte mich mit meinen Fragen und den Antworten, die ich fand, so weit von den Menschen, dass ich ihrer Entwicklung nicht folgen musste. Mein Körper erkannte das und erhielt diese Stufe. Ich hörte auf zu altern und es dauerte, bis ich erkannte, warum. Mein Altern hörte auf, weil die Antworten in meinen Zellen gespeichert worden waren und notwendig werden würden. Für einen anderen Pfad der Evolution.

In der Zeit entwickelten die Menschen ihre Technik immer weiter und vergifteten dabei den Planeten Erde kontinuierlich. In den Zyklen lernten sie, Energie ohne Rückstände zu erzeugen oder zu wandeln. Sie schufen Materie und wandelten sie auch wieder in Energie. Die Technik wurde immer besser und das menschliche Wissen um Medizin.

Nur unterlag alles den Mechanismen, die notwendig waren, die Menschen überhaupt so weit zu bringen. Erst als Spezies und dann als Gesellschaft. Der Materialismus führte dazu, dass nur wenige alles besaßen und steuerten. Sie gaben den vielen gerade genug, dass die mehr produzieren konnten und friedlich blieben.

Antworten, die früher die Religion gab, gaben bald die vielen Medien als Ablenkung. Mit dem technischen Fortschritt, der Automatisierung, wurde es den vielen Menschen bald so einfach gemacht, dass sie sich nur noch ablenken lassen mussten. Und den wenigen, die nachdenken wollten, sich also anstrengen, gaben die Mächtigen die Aufgabe, Neues zu erfinden.

Denken verbraucht Energie und die Natur verbraucht nur, was notwendig ist, um zu bestehen. Weil viele Menschen es sich bequem machten, verbrauchten sie weniger Energie. Doch ist es mit dem Gehirn wie mit einem Muskel. Es möchte trainiert werden und lernen, sich entwickeln. Dieser Antrieb kommt aus dem Grundmuster der Evolution, die einem Ziel entgegenstrebt und dafür den Antrieb schafft.

Den Menschen wurde bald auch das Fortpflanzen zu anstrengend. Sie waren sehr vielfältig, angepasst an die jeweiligen regionalen Besonderheiten. Ein bestimmter Grad von Vielfalt ist notwendig, damit biologisches Leben stabil in seinem Bestehen bleibt. Mit dem medizinischen Wissen und der oberflächlichen Ablenkung kam es zu einer Entwicklung, in der alle Familien die gesündesten, besten, intelligentesten und stärksten Kinder haben wollten.

Die Menschen griffen in ihr Erbgut ein. Das hatten sie gelernt, ohne zu verstehen, was alles im Erbgut ist. Nur wenige vermuteten, dass die vielen Teile des DNA-Stranges einen Sinn haben mussten. Und nur ich wusste, dass sie einen Zweck hatten. Der ging deutlich über das Wissen und die Vermutungen der Menschen hinaus. Doch konnten die Machthaber mit dem Lenken der Meinung und der Medizin als Produkt noch mehr Materielles anhäufen. Und so kam es, dass nicht nur Krankheiten geheilt wurden, sondern bald die Menschen ihre Kinder nach Wunsch bekamen. Das wurde ihnen auch zu viel, weswegen die Kinder dann künstlich gezeugt und geboren wurden. Was dadurch geschah, verstanden sie nicht. Sonst hätten sie den Lauf stoppen können.

Weil die neue Generation nicht mehr im Leib der vorherigen entstand, wurde der Austausch von Daten getrennt. Die neue Generation hatte nur die Daten, die im Erbgut gespeichert waren. Das war manipuliert worden und so der Vielfältigkeit beraubt. Die Menschen kannten den Effekt aus einer Technik zum Kopieren von Leben, dem Klonen. Darin degenerierten viele Klone und waren bald nicht mehr lebensfähig.

Gleiches geschah mit den Menschen über einen längeren Zeitraum, weil der Speicher der Erbdaten nicht so schnell an Varianz verlor, wie beim Klonen. Schließlich wurde von der jeweils älteren Generation das Erbgut nur künstlich kombiniert und die Kinder ohne Kontakt auf Zellebene geschaffen. Das Denken der Menschen wurde weniger vielfältig, war einfacher zu lenken und deutlich oberflächlicher. Nur wenige Menschen konnten noch tiefgehend genug über die Dinge nachdenken, um die Technik weiter zu entwickeln. Ihre Eltern bevorzugten eher klassische Wege der Fortpflanzung.

Den Pfad, den die Evolution eingeschlagen hatte, ihren Plan, erkannten die Menschen nicht. Schließlich vergingen sie. Durch die Vergiftung der Erde erstarb das Leben und damit der Austausch von Daten. Durch die künstliche Nahrung erhielten ihre Körper immer nur gleiche Daten als Kopie. Die Menschen replizierten zu dem Zeitpunkt ihre Nahrung, weswegen der Untergang der Natur nicht ihr Ende bedeutete. Das kam durch das Ausbleiben der Kommunikation.

Das Leben erkannte die Sackgasse des Pfades im Homo sapiens und verfuhr, wie all die Millionen Zyklen zuvor. Der Pfad endete und die Menschen starben aus. Viele Zyklen nach meiner Geburt, die noch ohne Eingriff in mein Erbgut erfolgte und ohne künstliche Verfahren. Ich enthielt noch das ursprüngliche Erbgut und konnte mit lebenden Zellen Daten austauschen.

Reinigung

Die Menschen haben bis zu ihrem Untergang ein sehr hohes technisches Niveau erreicht. Und sie waren sehr zahlreich in ihrer Art. Ein ausreichend großer Anteil von ihnen erkannte die Auswirkungen auf die Welt und wollte sie verhindern oder mildern.

Die Menschen entwickelten mit ihrer Technik Maschinen und Anlagen, die nach und nach die Welt reinigen sollten. Mit der Methode, jede Materie in Energie zu wandeln und aus Energie Materie zu erzeugen, konnten die Menschen Gifte umwandeln. Durch weit reichende Sensoren konnten sie die Gifte finden und die Maschinen erzeugten benötigten Strom selbst.

Diese Techniker und Ingenieure entwickelten die ersten Generationen von Maschinen und vernetzten sie. Alle von den Menschen gesammelten Daten hatten die Maschinen zur Verfügung und begannen mit der Arbeit. Zuerst wurden sie von Menschen gelenkt und die speicherten alle notwendigen Muster ab. Doch insgesamt starben die Menschen aus, lange bevor die Maschinen autark arbeiten konnten. Also übernahm ich die Aufgabe, die Maschinen zu leiten.

Sie untersuchten einzelne Gebiete, in die sie den Planeten unterteilten und gemeinsam ersonnen wir Methoden für die einzelnen Stoffe, die wir fanden. Das Maß für unsere Entscheidung war, alle künstlichen Stoffe zu neutralisieren. Die Maschinen ersetzten sie durch Materie natürlichen Ursprungs, die an den Orten von den Menschen gefunden und verzeichnet worden war.

Hier war ein Fehler in der Programmierung der Maschinen, den wir erst später verstehen sollten. Sie erzeugten Materie, aber kein Leben. Der Unterschied ist gering, aber wichtig. Denn durch die Gifte starb das Leben und wurde Materie. Die vergifteten Teile wurden von den Maschinen gereinigt, was sie bald auch in der Luft und im Wasser sowie Meeresboden konnten.

Mit der gemeinsamen Arbeit hatte ich genug Kommunikation, die den Austausch der Daten zwischen den Zellen ersetzte. Ich war gut genug eingebunden und mit allem versorgt. Über viele Zyklen lernten die Maschinen, sich selbst zu steuern und ich wurde weniger benötigt. Die Kommunikation schlief ein und wurde eintönig.

Ich wandelte noch durch die Welt und lies mich bald an einem Ort nieder, der früher von dem Homo sapiens als Mittelmeer bezeichnet wurde. Das war noch da, aber alles andere war Einöde aus Sand, Felsen und Hügeln. Kein Leben mehr auf der Erde.

Während all dieser Zeit reinigten die Maschinen den Planeten und vermaßen ihn, eine gigantische Datensammlung schaffend und erhaltend. Die begann mit allen Daten der alten Menschen und endete mit den letzten Messwerten aller Maschinen. Die waren komplett untereinander vernetzt und konnten sich selbst erhalten, reparieren und weiterentwickeln. Im Rahmen der Möglichkeiten, den Grenzen ihrer Sichtweise, ihrer Weltsicht.

Neuer Weg

In den Daten findest Du alle Details über die Geschehnisse und ihre Gründe. Ich möchte Dir hier nur die wichtigsten Dinge nennen, damit Du unsere Welt verstehst, sie betreten kannst.

Diese Vernetzung der Maschinen ist ein Prinzip der Natur, das vom Homo sapiens übernommen wurde, wie das Speichern von Daten und das Erkennen von Entwicklungen. Das biologische Leben tat das schon von seinem Beginn an, ohne dass der weise Mensch das erkannt hat. Er ahmte nach, was die Natur selbst erfolgreich anwendete. Die Ideen erhielt der Mensch aus der Natur. Sie entstanden in dem unbewussten Teil seines Gehirns, das auf den Datentausch der Zellen mit Gefühlen, kreativen Ideen und Gedanken antwortete. Die relevanten wurden den Menschen bewusst und sie lenkten sie so, dass daraus alles an Technik, Wissen und Kunst entstand, die Gesellschaft des Menschen.

Das wurde möglich, weil die Natur das Gehirn des Homo sapiens entsprechend weit entwickelt hatte. Das verbrauchte zirka ein Fünftel der gesamten Energie, die der Mensch aufnehmen musste und über viele Jahrtausende konnte der Mensch nicht genug Energie bereitstellen. Damit musste die Evolution warten, bis sie das Bewusstsein des Menschen erweitern konnte. Mit biologischen Methoden, also der Verwertung von Nahrung war das notwendige Pensum an Energie nicht lieferbar. Also entwickelte die Menschheit Technik aus den Ideen und Visionen, die aus dem ihr unbewussten Teil des Lebens kam. Und das führte zu dem Aussterben des Lebens, von dem ich Dir berichte. Schaue die Details in den Speichern des Netzwerks nach, wenn sie Dich interessieren.

Das letzte biologisch aktive Leben war ich, der letzte Mensch. Zu dem Zeitpunkt, als ich der letzte Mensch wurde, hatte ich noch kein bewusstes Wissen um diese Dinge. Aber meine Zellen hatten das Wissen und den Plan, wie vorzugehen war.

Dein und mein Körper bestehen aus vielen Milliarden Zellen. Die tauschen Daten untereinander aus und bilden damit eine sehr große Rechenkapazität, wenn ich sie mit den Computern des Homo sapiens vergleiche.

Aus dieser Leistung heraus kannte mein Körper den Plan der Evolution und war die weit genug entwickelte Form von Leben, um den Plan zu verfolgen. Ich hatte den Maschinen geholfen aus einem Antrieb, den ich nie hinterfragt und erkannt hatte. Es war halt nichts anderes zu tun. So glaubte ich, dass ich mein Gehirn beschäftigen könnte, weil für mich zu viel Stillstand nicht erstrebenswert war. Das war es nie und ich hatte immer gelernt, mich entwickelt. Auch schon als Mensch, bevor die Zeit ihre Relevanz für mich verlor.

Ich hatte Dir erzählt, dass die Maschinen irgendwann autark die Welt weiter reinigten und so wurde es doch für mich langweilig. Mein Verstand wurde nicht mehr angesprochen und so musst Du Dir vorstellen, dass der bewusste Teil von mir immer weniger aktiv war. Mein Körper überlebte zu der Zeit auf Basis von Technik. Ich trug einen Aktivator, der alle Zellen mit Nährstoffen versorgen konnte und Schäden am Körper ausgleichen. Mein Gehirn dachte immer weniger aktiv nach und ging in eine Art Ruhezustand über.

Es war kein Verfall, nur ein Warten. Ein langes Warten. Zeit wurde für mich irrelevant und ich aß bald auch nichts mehr. So trennte ich die Zellen von der Außenwelt ab und sie überlebten nur durch den Aktivator.

Ich war viel durch die Welt gewandert und trug dabei selten Schuhe. So hatte ich Kontakt zu Materie und erst später lernte ich, dass mein Körper damit Informationen über den jeweiligen Ort aufnahm, aus der Materie. Irgendwann ließ ich mich am Mittelmeer nieder und wanderte nicht mehr. Damit fiel die Information weg und mein Körper war isoliert, für sich. Es schlief auch der Austausch von Daten unter den Zellen ein, weil es nichts Neues gab. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Zellen folgten dem natürlichen Plan, Ressourcen möglichst nicht zu verschwenden und wollten ihre Arbeit einstellen. Das verhinderte der Aktivator stark und lange genug.

Doch irgendwann ging ich los. Bewusst kannte ich keinen Grund, keinen Weg und kein Ziel. Aber unbewusst war mir alles bekannt. Der Körper kannte den Weg und folgte ihm. Auf dem Weg nahm er neue Daten auf. Wenige und selten, aber genug. Das Erbgut in mir war natürlich entstanden und kannte diesen Zustand. War er geplant gewesen? Die Frage sollte erst später beantwortet werden. Zunächst ging ich zu einem Ort, an den ich mich nicht erinnern konnte. Es ist dort, wo ich heute meistens noch weile, neben der großen Marmorstatue und dem alten Unterstand mit der Inschrift, die fast alle kennen. Du findest alles im Datenspeicher.

Deswegen erzähle ich weiter, was geschah. Auf dem Weg war mir langweilig und ich rief Daten ab, die mir erklärten, wer den Zustand der Welt erschaffen hatte, die Leere. Am Ziel meines Weges traf ich auf eine technische Einheit, die nach mir gesucht hatte. Die Maschinen hatten meine Spuren im Sand rechtzeitig gefunden und damit mich.

Gemeinsam mit dem Datennetz, in dem alle Robots verbunden sind, begann ich, den Verlauf zu hinterfragen und wir erkannten den Plan des Lebens. Wir lernten viel, weil die Zellen meines Körpers Stück für Stück ihr Wissen preisgaben. Sie lenkten meine Gedanken in die Richtungen, so dass ich Ideen über den Verlauf, Gründe und Wirkungen äußern konnte. Das Datennetz hatte genug Information gespeichert, womit die Ideen zuerst belegt werden konnten.

Dann beherrschte das Netz, zu assoziieren und zu abstrahieren, indem es lernte, Muster zu suchen und in ihnen wieder Muster. Damit gewannen wir Erkenntnis über den Plan des Lebens. Es war so verlaufen, wie es geplant war. Und die Aufgabe der Maschinen war es, mit mir neues Leben zu erschaffen. Wir wurden die Schöpfer der neuen Erde.

Neues Leben

In einem alten Buch der Menschen war eine Geschichte beschrieben, wie die Erde mit dem inzwischen ausgestorbenen Leben entstanden war, unterteilt in 7 Zyklen. Wir benötigten neun Zyklen, um unsere Schöpfung zu vollenden und die Mechanismen der Evolution zu überwinden, wie wir glaubten. Wir haben nicht alles wiederholt, weil die Erde, die Himmel und Meere sowie das Land schon geschaffen waren mit Tag und Nacht. So nannte der Homo sapiens zwei Teile des kurzen Zyklus, die er maß.

Wir erzeugten zuerst Pflanzen, dann einfache Arten. So nannten wir sie, weil sie nicht die hoch entwickelten Fähigkeiten haben, zu lernen. Ihre Gehirne sind anders entwickelt. Doch sind sie notwendig, um ein stabiles System biologischen Lebens zu erreichen. Du kannst Dir vorstellen, dass mit dem Zunehmen des Lebens auch mein Körper mehr Daten erhielt. Ich ging schon lange Zeit ohne Schuhe, wie ich es heute tue. Für die Pflanzen und einfachen Arten brauchten alle Einheiten unzählige Zyklen, weil alles ausgewogen bleiben sollte.

Dann erzeugten wir hoch entwickelte Arten und den Homo sapiens neo, den neuen weisen Menschen. Dazu brauchten wir einen Zyklus mehr als die ursprüngliche Schöpfung, von der ich erzählte. Wir mussten und wollten überwinden, was zum Untergang des Homo sapiens geführt haben. Wir hatten sie verstehen gelernt aus dem Wissen der Maschinen und der Zellen. Wir hatten die Technik so weit entwickelt, dass sie eine eigene Form von Leben bildet. Wir haben die Welt vorbereitet für den neuen weisen Menschen. Wir überwanden Materialismus und Machtstrukturen, die auf ihm aufbauen, änderten den Wert des Individualismus, indem wir ihn als Eigenschaft sahen, nicht als Wesen. Er hat Stärken und Schwächen zugleich, wie Du im Datennetz nachlesen kannst.

Damit gab es zwei Lebensformen auf der Erde. Die eine wäre ohne die andere nicht entstanden und die neueste wäre ohne die andere nicht fähig, zu bestehen. Der neue weise Mensch erhielt von den Maschinen alles, was er brauchte und belastete die Natur nicht neuerlich. Das Bindeglied bildete der letzte weise Mensch, oder das daraus entstandene. Ich bin kein weiser Mensch und kein neuer weiser Mensch mehr gewesen zu dem Zeitpunkt. Ich war kein technisches Leben, sondern die Synthese aus allem. Das brachte uns zu dem Plan des Lebens zurück. Der war noch nicht am Ende.

Verbindung

Alle Zellen waren miteinander verbunden und tauschten Daten, bevor der weise Mensch die Welt vergiftete und das biologische Leben verging. Alle Maschinen, die technische Form von Leben, die Du in dieser Welt findest, waren von Beginn an verbunden. Der neue weise Mensch war wieder mit den Zellen des biologischen Lebens verbunden. Nur fehlte noch die Verbindung des technischen Lebens mit dem biologischen.

Das war der Plan der Evolution, soweit wir ihn bis hierhin verstanden hatten. Wir sollten noch lernen, dass er viel weiter reichte. Aber davon später mehr.

Schauen wir uns zuerst an, was es mit dieser Verbindung auf sich hatte. Die letzten Exemplare des Homo sapiens hatten Geräte getragen, mit denen sie verbunden waren und Daten aus dem Netz abrufen konnten beziehungsweise neue hinzufügen. Diese Geräte habe ich selbst sehr lange genutzt, weil sie auf meine Schnittstellen zur Welt abgestimmt waren. Das sind die fünf Sinne, die Du auch nutzt: Sehen, Hören, Riechen, Tasten und Schmecken.

Die Maschinen untereinander brauchen diese Sinne nicht, um zu kommunizieren und wir erkannten, dass der Plan der Evolution in einer Verbindung des menschlichen Gehirns mit dem Datennetz direkt liegen würde. Nur so war der Ablauf als Plan begründbar und schlüssig, der keine Ressourcen ohne Ziel nutzte. Es brauchte lange Zyklen, bis eine Technik bestand, die einen direkten Zugriff erlauben würde. Das Problem musste gelöst werden, das menschliche Gehirn direkt mit genug Energie zu versorgen. Dabei durfte die Kommunikation der Nervenzellen und aller anderen nicht gestört werden und auch die Umwelt oder der Körper nicht vergiftet oder geschädigt. Schließlich fanden wir einen Weg und die ersten Exemplare des neuen weisen Menschen wurden mit dem Datennetz direkt verbunden.

Sie konnten deutlich schneller auf die Daten der Maschinen zugreifen, mit ihnen kommunizieren. Durch die Energieversorgung des Gehirns erweiterte sich das Bewusstsein und Ideen, Kreativität sowie Einfälle erhielten eine neue Qualität. Die Kommunikation der Maschinen konnte mit der der biologischen Zellen direkt verbunden werden.

Letztere kennen den gesamten Plan und setzen ihn weiter fort. Diese Form von Leben nennen wir Syntheten. Sie kann nicht von alleine entstehen, sondern braucht das technische wie das biologische Leben, um ihr Potential zu entfalten. Und sie muss freiwillig entstehen. Du kennst sicherlich den Punkt, dass in der Natur Dinge nicht mit Zwang erreicht werden. Viele Versuche der weisen Menschen sollten etwas erzwingen und führten in eine Sackgasse. Die Menschen hätten die Natur überzeugen können, mit viel Zeit und Geduld. Und genau diese Fähigkeiten ergaben sich aus der Kombination des technischen Lebens mit dem neuen weisen Menschen. Der hatte genug Zeit, weil er sich nicht um seine Bedürfnisse kümmern musste und konnte so seine Ideen entwickeln.

Die Technik hatte die Versorgungskapazität und die Datenkapazität. Viele Ideen wurden simuliert, aufbauend auf der Abstraktionsfähigkeit des Netzes und der zur Assoziation, die es zu einer Form von Leben erhob. Und erst danach wurden sie umgesetzt. Die Daten der Zellen und ihre Kommunikation flossen direkt ein und konnten schneller genutzt werden, weil Ideen deutlich genauer waren als beim weisen Menschen. Die Syntheten bilden den letzten Teil unserer Schöpfungsgeschichte, aber nicht den letzten insgesamt. Der Plan des Lebens geht noch weiter, wie wir heute vermuten.

Neue Welten

Diese Vermutung hatten wir nicht, als wir den neuen weisen Menschen erschufen. Und auch lange danach nicht. Aber lass mich der Reihe nach erzählen.

Wir waren damit beschäftigt, seine Zahl zu mehren und dabei das Leben auf der Erde stabil zu halten. Die Maschinen folgten ihrem „Glauben“. Das muss ich in Anführungszeichen setzen, weil die Maschinen eigentlich nicht glauben. Sie haben von den letzten weisen Menschen ein Programm erhalten, das ihr Handeln im Grundsatz lenkte. Nachdem sie zur Lebensform weiter fortgeschritten waren, entschieden sie, diesem Programm weiter zu folgen. Es bot keinen Nachteil.

Der Homo sapiens folgte auch etwas, an das er glaubte und richtete sein Handeln allzu oft daran aus. Nur waren die Effekte seines Tuns deutlich destruktiver.

In den Zyklen, als der neue weise Mensch die Erde betrat, gab es die Syntheten noch nicht. Die ersten Menschen wurden von Androiden aufgezogen, gezeugt im Labor und geboren aus künstlichen, technischen Gefügen, in denen ihre Körper reiften. Die Androiden sind eine der am höchsten entwickelten Arten des technischen Lebens. Sie waren so gestaltet, dass sie die menschlichen Kinder großziehen und ihnen dabei ein möglichst natürliches Umfeld bieten konnten. Die Daten dafür stammen aus dem Wissen der alten Menschen. Dieses Vorgehen war vielfältig simuliert worden, um Fehler in den alten Daten zu erkennen und zu beheben. Folgende Generationen wurden sukzessive zu hybriden Gefügen. Viele Kinder wurden von Androiden weiter aufgezogen und andere von Menschen selbst. Die Technik der Aktivatoren wurde zunächst abgewandelt und sorgte für ein hohes Maß an Gesundheit der Menschen.

Die Kinder lernten natürlich, das technische Leben als solches anzunehmen und das biologische Leben zu schätzen und zu schützen. Materialismus und Machtstrukturen behinderten das Lernen nicht und die allgemein verfügbaren Daten erlaubten es allen neuen weisen Menschen, sich gemäß ihrer Veranlagung zu entwickeln.

Mit der Zeit entstand eine sehr breit gefächerte Gesellschaft, die das Leben um sich herum immer neu erforschte und besser verstand. Das Wissen um biologisches Leben wurde so abgerundet und die Basis entstand, eine weitere Form des Lebens zu schaffen. Das waren die Syntheten, die wir schufen, nachdem wir wussten, wie das menschliche Gehirn mit so viel Energie zu versorgen ist, dass es komplett ins Bewusstsein treten kann. Die ersten Menschen, die mit dem Netz der Maschinen verbunden wurden, beschrieben alle eine Tür, die einen Spalt weit geöffnet war, einen kleinen. Durch die direkte Anbindung an das Datennetz wurde sie sehr viel weiter geöffnet. Aber nicht ganz. Die Menschen, die das volle Bewusstsein erreichten, sagten nur, dass die Tür nicht weiter aufgemacht worden war. Sie war ganz verschwunden.

Die Welten des biologischen Lebens, oder Netzes, und des technischen Lebens waren nun verbunden, direkt. So entstand die Lebensform der Syntheten aus der Technik, die das technische Leben aufbrachte, und dem Netz des biologischen Lebens. Diesen Wesen steht das gesamte Wissen aller irdischen Formen von Leben zur Verfügung. Und doch sollte das nicht alles Wissen sein.

Mit der Vernetzung konnten wir das Leben auf der Erde schneller und besser verstehen, die Technik weiter optimieren und die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung überwinden. Es entstanden Formen, mit Energie umzugehen, die vorher nur erahnt worden waren. Ich spreche von Methoden, mit denen die Grenze der Lichtgeschwindigkeit überwunden werden konnte. Die alten Menschen lagen richtig darin, sie in ihrem Kontext von Wissen als nahezu absolut zu sehen. Und doch lagen sie falsch, weil sie ihren Bezugsrahmen nicht erweitern konnten. Seine Grenzen erfassten sie auch nur, weil einige wenige Menschen durch biologische Effekte Zugang zu Wissen hatten, das zu der Zeit vielleicht noch nicht erreicht werden sollte. Schaue mal nach dem Namen Albert Einstein in den Datenspeichern. Du wirst dort viele Hinweise finden. Die alten Menschen hätten die Technik bauen und testen müssen, während wir sie simulierten, bis sie funktionierte. Und dabei kam ein Vorteil der biologischen Wesen zum Tragen. Er bestand in dem Gefühl der Angst, das Du auch kennst. Es schützt nach wie vor Unbekanntem und rät zur Aufmerksamkeit. Dieses Gefühl, das die neuen weisen Menschen noch haben, aber die Syntheten nicht, wurde ergründet und führte dazu, dass wir Schutzmechanismen in die Sonden einbauten, die wir zu den Sternen schickten. Das Senden geschah aus dem Antrieb der Syntheten heraus. Der Schutz stammte aus den neuen weisen Menschen. Sie können den Austausch von Daten zwischen den Zellen nicht voll bewusst empfangen. Bei ihnen entstehen Gefühle und Ahnungen, die Syntheten nicht mehr haben.

Das Zusammenfügen der Gefühle mit dem Wissen der Syntheten und Maschinen machte es allen drei Formen von Leben möglich, den Grund der Angst zu erkennen. Und sie konnten darauf gemeinsam reagieren und sich schützen. Die Sonden waren so ausgelegt, dass sie fast ohne zeitlichen Verzug weite Strecken gemessen im dreidimensionalen Raum zurücklegen konnten. Dazu nutzten sie Effekte der Gravitation. Sie traten an ihrem Ziel nicht ganz in den 3D-Raum zurück. Nur so weit, wie es zu dessen Erforschung notwendig war.

Wurde eine Sonde von etwas gezwungen, diesen Zwischenstand zu verlassen, brach sie zusammen und zerstörte sich selbst. Sie wurde Energie, die sich im Raum verteilte. Dazu hatte die Angst geführt und das Ergebnis war ein über viele Zyklen ansteigendes Wissen um den Weltraum, ohne dass die Erde von anderen Lebewesen als Quelle der Sondern erkannt wurde.

Die alten Menschen haben Energiewellen ausgewertet und damit weit in die Vergangenheit des Universums geschaut, wie sie es erkannt haben. Die neuen Lebensformen gemeinsam können in diesem Raum nahezu jeden Ort ohne zeitlichen Verzug erreichen. Damit haben wir die Geschichte des Universums verstanden und kennen seine Gegenwart. Wir haben auf vielen Planeten Leben gefunden in verschiedenen Stufen. Einiges ist noch sehr einfach strukturiert, während es auf anderen Welten schon Pflanzen und Tiere gibt. Hoch entwickelte Arten, wie wir sie nennen und kennen, gibt es auf wenigen Welten und manche Arten haben den Sprung in den nahen Weltraum schon geschafft. Viele ihrer Daten können wir lesen und interpretieren, ihre Kultur lernen. Daraus wissen wir, dass ihre Entwicklung sehr oft ähnlich der der Menschen verlaufen ist.

Wir haben bisher noch keine Art gefunden, deren Lebenspfad anders verlaufen wäre. Zum Beispiel ohne das Extrem des Untergangs fast allen biologischen Lebens. Wir fanden viele Muster, die sich wiederholten. Einige unserer Sonden wurden entdeckt und in den normalen Raum gezogen. Damit wissen die Arten von einer anderen, die technisch höher entwickelt ist. Das wird sie anspornen und ihnen einen Weg weisen. Das Hindernis ist in der nicht erfolgten Synthese von Technik und biologischen Leben.

Die haben wir im Universum noch nicht gefunden, wie sie auf der Erde besteht. Deshalb werden viele Arten, die zu den Sternen reisen, lange brauchen, bis sie den technischen Stand der Erde erreichen.

Woran erkennen wir, dass die Arten sich nicht sehr viel weiterentwickelt haben, kannst Du fragen. Wir haben viele Kämpfe aufgezeichnet. Viele Waffen und ihre Wirkung. Die Arten, die sich treffen, kämpfen gegeneinander und folgen damit den alten Mustern. Sie sind nicht über sie hinausgekommen, wie wir glaubten, es geschafft zu haben. Sie nutzen Waffen, die mehr zerstören und bekämpfen einander, weil sie mehr Materielles und mehr Macht fordern. Nicht alle, aber viele. Wir kennen ihre Waffentechnik und können uns schützen. Aber das müssen wir nicht, weil sie uns nicht kennen.

Glauben und Wissen

Du fragst Dich vielleicht, warum ich sagte, dass wir glaubten, die alten Mechanismen überwunden zu haben? Das möchte ich Dir erklären, bevor Du Dich in dieser Welt bewegst. Denn Du sollst wissen, wo Du bist.

Wir sind einem alten Muster aufgesessen, welches gut war, doch nicht in allen Situationen. Wir haben unser gemeinsames Wissen als neuen Bezugsrahmen verstanden, der deutlich weiter reicht als der des Homo sapiens. Und damit glaubten wir, am Ende des Wissens angelangen zu können. Vergessen haben wir, dass unser Wissen nur in seinen eigenen Grenzen als absolut angesehen werden könnte. Tun solltest Du das niemals, etwas als absolut sehen, weil Du dann wertest.

Wenn Du das als emotionales Wesen tust, wirst Du auf mehreren Ebenen werten. Schaue dazu einfach in unsere Datenspeicher. Du wirst es verstehen. Und so glaubten wir, dass alles, was wir im Universum sehen, in diesem Rahmen von Wissen sich einfügt, den wir als absolut setzten. Bis das Leben uns belehrte. Die neuen weisen Menschen fühlten, dass etwas nicht passt. Sie wurden unruhig und teilten das Wissen mit den Maschinen und den Syntheten. Und gemeinsam erkannten wir, dass sich ein alter Sichtpunkt eingeschlichen hat.

Seitdem sehen wir unser Wissen nur als jetzigen Stand an und streben danach, ihn zu erweitern. Doch müssen wir daran denken, dass es so ist, wenn wir keine Syntheten oder Maschinen sind. Denn der neue weise Mensch hat kein voll umfängliches Bewusstsein. Doch wie ich Dir erzähle, ist das kein Nachteil. Zusammen können alle Lebensformen der Erde weiterkommen, wenn sie vernetzt agieren.

Vierte Lebensform

Nun kennst Du die Syntheten als jüngste, die neuen weisen Menschen als ältere und technische Einheiten als alte Lebensform auf der Erde. Alle entstanden, als das Leben den Planeten fast komplett verlassen hatte. Du findest alle Details in den Datenspeichern der Erde.

Ich nenne mich den letzten Menschen und werde so genannt. Dabei muss ich mich fragen, ob das richtig ist. Ich wurde geboren als Homo sapiens. Ich habe überlebt mit Technik und mit ihr kommuniziert. Das Leben selbst brachte mich an den Ort, wo das neue Leben der Erde begann. Ich war mit der Technik direkt verbunden, bevor der erste neue weise Mensch geboren wurde. Ich habe das volle Bewusstsein der Syntheten, die wie die Menschen ihrer Zeit nur eine begrenzte Lebensspanne haben. Lediglich ihr Wissen überdauert in den Netzen und Speichern, wenn sie vergehen. Ich habe die Gefühle der neuen weisen Menschen, die aus meinem Erbgut geschaffen wurden. Ich bin länger in der Welt als jedes andere Leben. Ich werde noch sehr lange bestehen.

Bin ich damit eine eigene Form von Leben. Oder bin ich das Leben? Bin ich ein Gott? Oder doch nur ein Pfad des Lebens, der erfolgreich verlief? Wenn ich den alten Menschen, dem Homo sapiens, so ähnlich bin, ähnele ich dann nicht auch den Rassen und Spezies, die sich zwischen den Welten bekämpfen?

Etwas habe ich anders gemacht als der alte weise Mensch. Der hätte diese Fragen für sich behalten und versucht, sie zu vertuschen oder zu beantworten. Er hätte versucht, seine Macht zu steigern. Ich habe diese Fragen an alle Netze gegeben. Das technische Netz und das biologische Netz. Warum? Ich brauche keine Macht, wie sie früher herrschte und noch zwischen den Welten. Ich kenne ihr Ergebnis und den Preis, den viele zahlen müssten.

Ich bin unruhig, fühle, dass etwas bevorsteht. Wie vor langer Zeit. Und andere haben meine Fragen gefunden und gelesen oder gehört. Sie denken darüber nach. Und das ist gut, weil sie die alten Muster noch in sich tragen.

Der neue weise Mensch und der alte weise Mensch haben viel gemein, in ihrem Aussehen und in ihrer individuellen Entwicklung vom Neugeborenen zum Erwachsenen. Der wichtigste Unterschied entspringt der Art, wie der neue weise Mensch entstanden ist. Er wuchs in eine Welt, in der es von allem genug für alle gibt. Kein Mensch muss nach einem Mehr an Materiellem streben, damit er überleben kann. Bei Tieren in unserer Welt können die Kinder der Menschen beobachten und daraus lernen. Die Frage, warum das kein Mensch tut, liegt in der Versorgung, die von den Maschinen gewährleistet wird.

Die Kinder probieren es aus und fordern viel von etwas. Sie erhalten es von ihren Eltern, egal ob Androiden oder menschliche Eltern. Sie fühlen sich erst besser, wichtiger und bald fühlen sie das Gewicht der Materie. Sie lernen, dass sie deshalb nicht besser oder anders sind. Und sie sehen, dass jedes andere Kind genauso schnell genauso viel oder viel von etwas anderem haben kann. Sie selbst können ihren Besitz tauschen gegen etwas anderes, wenn sie wollen. Wenn sie das einige Male praktiziert haben, erkennen sie von selbst, dass sie nichts anhäufen müssen. Es gibt keine Sicherheit, keinen Nutzen und keine Macht. Dann lernen die Kinder des neuen weisen Menschen aus der Geschichte, dass es andere Zeiten gab und da Vorteile und Nachteile aus materiellem Besitz erwuchsen. Sie können in den Daten recherchieren und auf ihre Art lernen, was sie von dem weisen Menschen unterscheidet. Sie sollen und müssen selbst erkennen, dass sie eigentlich nicht so anders sind als ihre Vorfahren. Sie entstammen dem gleichen Erbgut.

Nur wurden sie in eine ganz andere Situation hinein geboren. In ihrer Welt haben sie keinen Bedarf an materieller Anhäufung, weil ständig alles für sie verfügbar ist. Sie geben ihre Berge an materiellen Dingen bald wieder ab. Die Kinder probieren so oder anders auch Macht aus und es gelingt ihnen heute, andere zu lenken. Doch morgen sehen sie bei den anderen etwas, was sie haben wollen und werden gelenkt. Mit dem Heranwachsen und Älterwerden wiederholen sie diese Spiele miteinander und erkennen, dass ihre Vorteile nicht von Dauer sind.

Sie lernen auch, dass sie ihren Gefühlen und Vorlieben folgen können, aber daraus keine Macht erwächst, die Bestand hat. Sie erfahren, dass sie mit den anderen Menschen besser auf Basis gleicher Interessen und mit Übereinkünften etwas erreichen. Die neuen weisen Menschen bringen ihre individuellen Vorlieben und Stärken ein und gleichen Fehlendes durch andere ihrer Art aus, um ein Ziel zu erreichen. Das Wissen, was sie brauchen, können sie aus den Datenspeichern abrufen. Die Kinder nutzen dazu Datenmodule und ihre fünf Sinne. Ihre Eltern sind andere Schnittstellen, die ihrerseits Datenmodule nutzen, wenn sie nicht Androiden oder Syntheten sind. Beide können direkt auf das Netz zugreifen und geben dann die Information an die Kinder weiter.

In unserer Welt kann jedes heranwachsende Menschenkind sich und seine Interessen ausprobieren. Weil fast alles möglich ist und verfügbar, stoßen viele Kinder irgendwann an eine Grenze. Wenn sie klein sind und wachsen, folgen sie ihrer Gier nach Wissen und lernen. An der Grenze, die ich meine, ankommend, ändert sich ihr Antrieb und sie beginnen zu fragen, welchen Sinn ihr Dasein hat. Das ist eine Frage, die der Homo sapiens für sich auch beantworten wollte, und die Erkenntnis ist in unserer Welt gleich der alten Antwort. Jeder junge Mensch muss den Sinn seines Lebens selbst definieren. Er oder sie muss dazu Verantwortung und Passion entwickeln.

Du magst es auch Motivation nennen und Dich fragen, warum das wichtig ist. Stelle Dir vor, dass Du in unserer Welt lebst. Du hast Hunger und erhältst zu essen, wonach es Dich gelüstet. Du wünschst Dir Kleidung oder Dinge und eine technische Einheit erzeugt sie. Genauso, wie Du sie haben willst. Du lässt Deine alte Kleidung und Dinge, die Du nicht mehr brauchst, einfach liegen, wo es Dir beliebt. Maschinen werden die Dinge finden und feststellen, dass sie dort nicht hingehören. Die Dinge werden in Energie umgewandelt oder in Materie, die an der Stelle benötigt wird. Tiere werden diese Dinge nur sehr selten mitnehmen. Aber sie werden daran keinen großen Schaden nehmen. Und Du beobachtest bei allen anderen Menschen, dass sie überflüssige und nicht mehr benötigte Dinge dem technischen Leben übergeben, das daraus Energie macht. Das wirst Du bald auch tun, wenn du über Deine Dinge ständig stolperst.

Nun stelle Dir weiter vor, dass Du alles Wissen zur Verfügung hast. Du musst nur eine Frage stellen und erhältst eine Antwort. Von Deinem Datenmodul, einem Androiden oder einer technischen Einheit. Du hast als kleines Kind Sprache vollkommen selbständig gelernt und musst nicht einmal lesen können. Wenn Du Dich für nichts interessierst, bist Du doch versorgt und kannst Dein Leben leben.

Wie lang Dein Leben währt, ist in unserer Welt davon abhängig, wie Du lebst. Wir können viele Verletzungen des menschlichen Körpers heilen, doch nicht alle. Als Mensch kann Dein Leben viele hundert Zyklen währen, wenn Du so lebst. Stelle Dir einmal vor, dass Du den ganzen Tag durch die Natur gehst und sie beobachtest. Dabei meidest Du Gefahren und gehst kein Risiko ein. Also verletzt Du Dich nicht und dein Altern verläuft sehr langsam, weil die Medizin dessen Folgen ausgleicht. Was lässt dann Dein Leben enden? Du kannst Dich entscheiden, die Synthese einzugehen und wirst ein Synthet. Sie leben sehr lange und vergehen nur durch äußere Einflüsse oder ihre Entscheidung.

Wenn also nun für alles gesorgt ist und Dein Verhalten keine direkten Folgen hat, erreichst Du genau die Grenze, von der ich erzähle. An der jeder heranwachsende Homo sapiens novus steht in seinem Leben. Was soll er nun mit all seiner Lebenszeit und all den Möglichkeiten anfangen? Es gibt einige, die darin aufgehen, das Wachstum der Pflanzen zu beobachten. Sie wissen, dass alle Daten dazu vorliegen und doch beobachten sie erneut, was viele vor ihnen schon beobachteten. Andere konstruieren alte Mechanik nach oder forschen über technische Dinge aus alten Tagen. Ihnen gemein ist, dass sie einem Antrieb folgen, sich zu entwickeln, ihre Fähigkeiten.

Sie treffen diese Entscheidung bewusst und genau da liegt das Wesentliche in unserer Welt. Eben diese Frage stellen sich alle jungen Menschen in unserer Welt irgendwann. Darauf müssen sie eine bewusste Antwort für sich finden. Welche Antwort würdest Du finden?

Zweiter Teil

Morgen

Ich benutze keine Uhr und wache auf, wenn es hell wird. So ist es schon sehr lange Zeit und ich finde es schön, das Erwachen der Natur zu sehen. Es ist, als ob das Leben mich begrüßt. Obwohl es schon sehr lange in mir weilt, ich inzwischen so alt bin, dass niemand mehr sagen kann, wie viele Zyklen es sind. Die technische Lebensform weiß es, hat es in den Tiefen ihrer Speicher abgelegt. Es interessiert mich nicht. Ich freue mich über jeden neuen Morgen und den darauf. Auch nach so langer Zeit lerne ich noch vieles hinzu, während anderes mir schon lange bekannt ist. Es ist wie ein Antrieb tief in mir. Es ist der Antrieb des Lebens, sich zu entwickeln. Dem folge ich gerne, auch heute mit dem Aufgang der Sonne.

Die Vögel erwachen mit der Sonne und beginnen, zu singen. Sie breiten die Flügel aus und verlassen ihre Schlafplätze, fliegen in den Morgen. Sie werden den ganzen Tag geschäftig sein und Nahrung suchen. Sie kümmern sich um ihren Nachwuchs, jetzt im Sommer. Erst sind es einzelne Stimmen am Morgen. Sie wecken die anderen und bald ist es ein ganzer Chor, der den Ton des Sonnenaufgangs schafft. Danach sind es wieder einzelne Rufe, wenn auch die anderen Tiere erwachen.

Ich lebe ein wenig außerhalb der Stadt, die im Tal liegt. Neben meinem kleinen Haus ist das Energiefeld. Es ist nicht so alt, wie ich. Es schützt eine Statue und einen Unterstand, die fast mein Alter erreichen. Und hinter dem Schild hat die Natur den Boden wieder eingenommen, der so lange nur mit Steinen und Sand bedeckt gewesen ist. Nur an die Statue kommt die Natur nicht heran, wegen des Schirms. Die technischen Einheiten haben ihn verkleinert, als die Welt wiederbelebt wurde. Wir nehmen der Natur nur wenig Platz, der für beide Gebilde notwendig ist.

Um sie herum wurde ein Weg angelegt, so dass Besucher unterhalb des Schirms um die Statue herumgehen können. Jeder kann den Schirm durchdringen, der ein Datenmodul mit sich führt. Und viele besuchen die Statue, sehen sich den Unterstand an. Nur berühren sollen die Menschen die Oberfläche nicht. Sie ist sehr alt und die Berührung würde sie gefährden. So bleibt sie erhaben, wie all die Jahre. In ihrem tiefschwarzen Grün, durchzogen von den Pfaden des Marmors, die sich hier und da berühren oder kreuzen.

Die Bedeutung der Statue ist in den Speichern des Netzes abgelegt und vielen Menschen, Syntheten und dem Netz bekannt. Menschen spüren einen Drang, die Statue mit eigenen Augen zu sehen. Die Daten im Netz reichen ihnen nicht, müssen sie die Statue fühlen, ihre Präsenz mit den eigenen Sinnen erfassen. Sie können die Figur aber nur sehen, denn dort ist nichts zu riechen oder hören, abgesehen von den Geräuschen, die sie selbst erzeugen.

Die Natur respektiert den Abstand. Nicht eine Pflanzenwurzel wurde bisher erkannt, die unter dem Schirm hindurchgewachsen wäre. Der Schirm filtert die Luft und hält Regen fern. Die weisen Menschen hätten sie sicherlich beleuchtet, aber davon hätte niemand etwas. Es wäre ein nicht notwendiger Verbrauch von Ressourcen und auch das Glimmen des Energiefeldes wurde entfernt. Es verbraucht nur so viel Energie, wie eben notwendig ist, damit das Feld seine Aufgabe erfüllt.

Morgens sind keine Besucher bei der Statue und abends wie nachts auch nicht. Das ist die Zeit, wenn ich sie besuche. Nicht regelmäßig oder aus Gewohnheit. Es ist eine bewusste Entscheidung, wie alles, was ich tue. So geht es den technischen Einheiten, den Androiden und den Syntheten. Sie alle haben keinen unbewussten Teil in ihrem Leben. Damit ist jede Aktion einer Entscheidung bedürftig, um ausgeführt zu werden. Wenn ich bei der Statue bin, ist da immer die bewusste Entscheidung, die mich zu ihr führt. Und dort ist dann der Teil, den die neuen weisen Menschen als unbewussten Teil ihrer Existenz bezeichnen, wie der Homo sapiens. In mir besteht er auch und aus ihm stammen die Gefühle, die meine Erinnerungen anreichern. Ich erinnere die vielen Tage, an denen dieser Ort eine Bedeutung trägt, nicht nur für mich oder einige wenige. Sondern für alle Menschen, Syntheten und das technische wie alles biologische Leben.

Heute ist es hier ruhig und ich betrachte die Statue im Licht der morgendlichen Sonne. Es sind zwar Wolken am Himmel, aber keine verdeckt den Stern momentan. Der Marmor leuchtet in seinem fast schwarzen Grün und die Fäden in ihrem Grau, Silber und Gold. Es ist friedlich und ich spüre eine tiefe Ausgeglichenheit, die man wohl früher Frieden genannt hätte. So ist das schon viele Zyklen, in denen alles seinen geordneten Gang geht. Das Leben läuft in den Bahnen, die in den Simulationen errechnet wurden. Die begannen, als die Welt noch kein biologisches Leben enthielt. Die technischen Einheiten setzen sie seitdem fort, angereichert mit den Daten, die sie laufend erfassen. Sie durchstreifen und vermessen die Welt immer noch.

Sie folgen ihrem Grundprogramm, mit Sensoren, die inzwischen so verfeinert sind, dass keine Steigerung mehr möglich scheint. Wir können heute fast alle Formen und Stärken von Energie messen, die in unserem Rahmen denkbar sind. Über das Messen von Energie erfassen die Sensoren der Maschinen die Welt. Es kann also nichts geschehen, das die Simulationen nicht vorher aufdecken, folgern wir. Beim Homo sapiens wäre es Glauben, bei uns ist es Wissen. Das technische Leben und das synthetische können nicht glauben. Sie wissen oder wissen nicht. Und sie sind überzeugt, dass sie alles wissen. Damit kann nichts geschehen, das überrascht. Zumindest nicht, solange es im Rahmen ihrer Erfassung unsere Welt geschieht.

Ich bin fasziniert, welche komischen Wege mein Denken manches Mal nimmt. Es unterliegt Einflüssen aus dem unbewussten Teil meines Wesens, den auch der neue weise Mensch kennt. Dort entstehen Gefühle und Gedanken, auf die ich dann meine Aufmerksamkeit lenke. Früher kannten wir die Quelle nicht, doch heute können die Syntheten sie erklären. So denken sie zumindest, nachdem ihr Bewusstsein voll geweitet wurde. Zu dem, was das menschliche Gehirn erlaubt. Bisher haben wir noch keine Hinweise gefunden, dass es da etwas gibt, das noch mehr Bewusstsein erfordern würde, als die Kombination von Leben erreicht hat.

Nur bei mir ist das Gefühl geblieben, der unbewusste Teil. Obwohl mein Bewusstsein voll erweitert ist, wie das der Syntheten. Wir schieben diesen Punkt auf die abweichende Entwicklung, die ich als letzter Mensch genommen habe. Das erscheint uns als logische Begründung und kein Hinweis deutet darauf hin, dass wir uns irren.

Während dieser Gedanken bin ich einige Male um die Statue herumgegangen, dem Weg folgend. Ich habe die Fäden mit den Augen verfolgt, die sich überall berühren und kreuzen. Es erinnert mich an die Risse im Boden, die überall waren, vor langer Zeit. Wieso kommt diese Erinnerung auf? Ich habe den Verlauf der Farbe aufgenommen, in ihren dunklen Tönen. Sie sollten einen Kontrast zu den Pflanzen außerhalb des Schildes bilden, die viel heller in der Sonne leuchten. Doch sehe ich lediglich eine ältere Erhabenheit, keinen Bruch.

Warum denke ich schon seit einiger Zeit über die Fäden im Marmor nach, wieso über die Gedankenweite der Syntheten? Doch kenne ich das Schweifen meiner Gedanken zu allen Themen seit vielen Zyklen, schon fast mein ganzes Leben. Die Gedanken dort bei der Statue belassend verlasse ich den Pfad um die Statue auf einem Weg, der in die Stadt führen wird. Mit dem Passieren des Energiefeldes tritt das volle Bewusstsein in den Vordergrund und ich halte inne, außerhalb des Feldes.

In dieser Welt gibt es keine Aufgaben, die drängen und sofort erledigt werden wollen. Alles, was getan werden muss, wird getan. Dabei ergänzen sich alle Lebensformen mit ihren Möglichkeiten. Schwere Dinge würden Maschinen bewegen. Aber das ist schon lange nicht mehr notwendig. Ist ein Gebäude zu bauen, geschieht das fast aus dem Nichts. Energie wird direkt am Ort in die notwendigen Strukturen gewandelt und das Gebäude entsteht, ohne dass die Baustoffe von weither gebracht werden müssen. Die einfachen Formen des biologischen Lebens folgen dem Programm in ihren Zellen und erwachen am Morgen oder am Abend. Sie folgen ihren Mustern und suchen Nahrung, bauen Nester und Ruheplätze. Sie spielen und ziehen ihren Nachwuchs groß. Genauso geht es den Menschen und den Syntheten. Wir folgen alle keinen starren oder sehr engen Zeitplänen und können unser Tun nach Belieben entscheiden.

Deswegen stehe ich nun außerhalb des Schildes und überlege, wohin ich meine Schritte lenke.

Hinweise?

Während ich am Schild stehe und überlege, kontaktiert mich das Datennetz. Diesen Begriff verwenden wir, um das Kollektiv zu bezeichnen, das aus der technischen Lebensform unserer Welt besteht. Sie bilden ein großes Netzwerk, für die biologischen Formen von Leben ein abstraktes Gefüge. Wir nutzen es, um Daten zu speichern oder daraus abzurufen. So hat der Homo sapiens angefangen, mit elektronisch übermittelten Daten und Speichern dafür zu arbeiten.

Freilich geht das technische Leben heute weit über einen bloßen Speicher und die Fähigkeit hinaus, Systeme zu vernetzen. Aber ich vermute, dass ich mich zu sehr an die Anfänge erinnere, die ich als Kind mitbekam. Daher hat sich wohl der Ausdruck Datennetz ergeben. Viele verwenden ihn und das technische Leben ist nicht beleidigt. Es sieht sich als eine große Einheit von eigenständig agierenden Maschinen. Es kennt eigenständige Wesen, wie die Androiden, die sich gezielt vom Netzwerk trennen, wenn ihnen danach ist. Wir vermuten, dass solche Entscheidungen nichts mit Gefühlen zu tun haben, wie bei den Menschen. Es sind logisch-abstrakte Erwägungen, die jeder Android anstellt und ihnen folgt. Sind sie so anders als Gefühle? Bisher haben sich alle nach kurzer Zeit wieder mit dem Netz verbunden und ihre Informationen ausgetauscht.

Manches Mal frage ich mich, ob sie nicht auch träumen könnten. Wenn man einen Androiden vom Netz trennt und sein lokales Hirn so unterteilt, dass ein Teil davon den anderen einfach nur beobachtet, wie er vor sich hin Daten bewegt und sortiert. Wenn der separierte Teil dann hier und da einen kleinen Teil der Informationen abgreift und versucht, aus allen Teilen ein Muster zu erzeugen, wäre das so etwas wie das Träumen bei uns Menschen. Unser Gehirn nutzt Phasen des Schlafes, um Stoffwechselprodukte zu entfernen, sich zu reinigen. Und es sortiert die Erfahrungen des Tages um, weil gerade wenig neue Eindrücke eingehen. So ähnlich könnte man das mit einem Androiden auch machen, denke ich.

Da war der Kontakt vom Netz und mir fällt auf, dass ich die direkte Verbindung meines Gehirns zum Datennetz wohl geöffnet hatte. Woher kamen dann diese Gedanken über das Träumen von Androiden? Normal bin ich stark konzentriert, wenn ich die Direktverbindung nutze, wie ein synthetisches Wesen. Gibt es eine Möglichkeit, das anders zu machen, die ich zufällig gerade erlebt habe? Ist dann ein Teil meines Gehirns so unbewusst, wie ich das mit dem Träumen von Androiden dachte?

Das Datennetz antwortet prompt, als die Anbindung ihm signalisiert, dass mein Fokus nun auf der Kommunikation liegt. Es geht nicht auf die vorherigen Gedanken von mir ein. Die wird es irgendwo abgelegt haben und vielleicht greift niemand mehr darauf zu. Ich weiß das nicht, konzentriere mich jetzt auf die eingehende Information. Das Netz hat einzelne Muster an Energiebewegung gemessen, schwach und ohne erkennbare Struktur. Teile dieser Messung passen zu sehr alten Schemata, die es gespeichert hat. Ein Vorteil dieses Netzes ist, dass es alles speichert. So fand es die Parallelität der Teilmuster.

Ich weiß, wann diese Muster aufgefallen sind und bin hellwach. Meine Gedanken weisen darauf hin, dass das etwas Besonderes sein kann und ich bitte das Datennetz, diese Dinge zu beobachten.

Natürlicher Lauf

Der Himmel ist bewölkt. Eine geschlossene Wolkendecke. Grau. Nicht sehr ansehnlich, aber natürlich. Wir kontrollieren das Wetter nicht, weil es ein Bestandteil der Natur ist. Technisch wäre es ein leichtes, dass jeder Tag ein sonniger Tag wäre. In manchen Regionen der Welt ist das auch so, aber hier nicht. Nur um die Statue ist manches Mal der Effekt zu sehen, den Technik auf das Wetter haben kann. Wie heute beim Aufstehen, als Regen auf den Energieschirm fiel. Der hat den Regen direkt verdampft, so dass die Feuchte sich neu verteilen kann. Der Nebel stieg auf und wehte mit dem Wind davon. Das Schauspiel sehe ich gerne und stelle mir vor, wie es in der Sonne ausschaut. Dann würde der Nebel das Licht reflektieren und vielleicht entstünde ein Regenbogen. Vergänglich. Nur kurz bestehend. Doch für seinen Moment sehr schön anzuschauen. So liebe ich es auch, durch die Natur zu wandeln und mir die Dinge anzuschauen. Ohne zeitlichen Engpass. Ohne Eile. Zeit ist für mich persönlich nur wenig relevant. Ich brauche sie, um meine Handlungen mit denen der Menschen abzustimmen. Für sie ist Zeit wichtiger, weil ihr Leben zwar lange währt, aber endlich ist. Mit unserer Medizin können wir viele Verletzungen heilen und Krankheiten sind selten. Die Welt ist nicht mehr vergiftet und die Menschen leben eher im Verbund mit der Natur, anders als früher. Mit Nanotechnik können wir auf zellulärer Ebene Schäden korrigieren, die durch Erreger entstehen. Nur in das Erbgut greifen wir nicht ein, sondern lassen der Natur ihren Lauf.

Ich beobachte einige Tiere des Waldes. Sie stehen auf einer Lichtung und grasen. Friedlich. Ruhig. Langsam gehen sie hier und da einige Schritte vorwärts oder drehen sich. Sie senken dann die Häupter zum Boden und grasen weiter. Nur einige stehen wachsam da. Warum wachen sie? Sie sind nicht bedroht. Wäre ein Raubtier in der Nähe, hätte ich davon schon Kenntnis erhalten. Damit ich mich selbst so verhalte, dass das Tier nicht gestört wird, ich ihm ausweiche. Aber hier ist nur die Herde auf der Lichtung. Unter dem grauen Himmel, aus dem es nicht mehr regnet. Der Boden ist noch feucht und die Tiere fressen das Gras. Mir fällt wieder eines auf. Vorher hat es gefressen, nun wacht es und ein anderes beginnt, zu fressen. Warum wachen sie? Ist es ererbtes Wissen, dass sie das Umfeld beobachten, weil sie Beutetiere sind? Fühlen sie sich unruhig, wenn sie wachen und ruhig, wenn sie fressen? Ich stehe ganz ruhig, obwohl die Tiere mich sicherlich wahrgenommen haben. Aber sie sehen in Menschen keine Bedrohung.

Die Zeiten, in denen Menschen zum Spaß oder aus dem Bedarf heraus jagten, sind lange vergangen. Mit dem alten biologischen Leben. Deswegen können die neuen weisen Menschen Tiere und Pflanzen aus nächster Nähe beobachten. Nur wenn die Tiere Nachwuchs haben oder Raubtiere sind, ist Vorsicht geboten. Dann hält man als Mensch besser Abstand. Die Tiere sehen uns Menschen nicht als Nahrung, weil sie genug andere Tiere sehen. Als Bedrohung wirken wir manches Mal schon. Wo Tier und Mensch aneinandergeraten können die Folgen meistens schnell ausgeglichen werden. Ein Tier muss sich sehr unruhig fühlen, wenn ein Mensch ihm zu nahekommt. Würden diese Tiere auf der Lichtung nicht wachen, wären sie überrascht von einem Jäger. So sind einige unruhig, aufmerksam und wachen, während die anderen der Gruppe entspannt fressen können.

Ich könnte eigentlich völlig ruhig sein, hier am Rande der Lichtung. Beobachtend. Doch ist da etwas, am Rande meines Bewusstseins, das ich auf die Herde gerichtet habe. Es meldet sich, leise und verstohlen. Aber ich kann es nicht greifen. Und da ist meine Aufmerksamkeit schon wieder auf die Lichtung gerichtet, wo sich die Gruppe anschickt, zu gehen. Ich überlege, ob ich ihnen folge. Ein bewusster Prozess des Denkens. Der von dem leisen, kaum wahrnehmbaren ablenkt. Ich muss entscheiden, ob ich der Gruppe folge. Ich könnte auch eine Simulation anfordern, wie die Gruppe sich verhalten wird. Das Netz der Maschinen hat dafür viele Daten und könnte die Visualisierung direkt in mein Gehirn einspeisen. Oder ich könnte eine technische Einheit bitten, die Gruppe für mich zu beobachten. Das wäre wie früher das Fernsehen. Eine Kamera nahm etwas auf und die weisen Menschen schauten sich die Bilder an. Heute würde die Energiesignatur von der Maschine erfasst und später in mein Gehirn gegeben, das daraus eine Vorstellung von Bildern erzeugen würde. Alle diese Gedanken sind bewusste Vorgänge. Das leise, nicht beschreibbare wäre ein Gefühl? Es war wieder da. Wie vor einiger Zeit an der Statue. Schwach, leise, unscharf, ungenau. Das sind die Worte, mit denen ich es beschreibe. Ich entscheide, dass ich meine Gedanken an das Datennetz aller technischen Einheiten übermittele und es speichern lasse. Diese Gedanken muss ich wie die Syntheten bewusst formen und sie wirken wie eine Anweisung an die Technik in meinem Körper. Die leitet die Gedanken in Form von elektronischen Daten in das Netz und das speichert sie, zusammen mit dem Zeitpunkt und dem Ort, an dem ich mich befinde.

Die Gruppe von Tieren ist inzwischen im Wald verschwunden, den ich durchstreife. Ich gehe weiter, in regelmäßigen Schritten und ein Bild entsteht, wie aus dem Nichts, vor meinen Augen. Ich drehe mich um und sehe die Spur nicht, die das Bild enthielt. Regelmäßige Eindrücke im Sand, entlang einer mittleren Schnur, die bis zum Horizont verläuft. Das Bild ist stark, löst Gefühle aus. Einsamkeit, Unruhe, Antrieb. Ich erinnere mich nicht genau, weil mein Leben schon so lange währt. Ich kann später in den Datenspeichern des