Systemische Erlebnistherapie - Annette Arla'ma Bergmann - E-Book

Systemische Erlebnistherapie E-Book

Annette Arla'ma Bergmann

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Beschreibung

Annette Bergmann, Gründerin des SISPA-Institutes teilt in diesem Buch Ihr umfangreiches Wissen rund um die "Systemische Erlebnistherapie – Heilprozesse in Naturräumen (SET)" und vermittelt die Grundlagen, erklärt Methoden und beschreibt ausführlich die heilenden Wirkungen der einzelnen Naturräume. Aufschlussreiche Erlebnisberichte aus ihren Therapien runden das Gesamtbild ab, das sich aus diesem Buch ergibt: Die Natur und deren elementare Kräfte können erfolgreich dazu beitragen, dass Selbstheilungsprozesse unterstützt werden und Menschen wieder zurück in ihre ursprüngliche Kraft finden.

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Dieser Titel ist auch als Printausgabe erhältlich

ISBN 978-3-96557-126-6

Sie finden uns im Internet unter

www.ziel-verlag.de

Wichtiger Hinweis des Verlags: Der Verlag hat sich bemüht, die Copyright-Inhaber aller verwendeten Zitate, Texte, Bilder, Abbildungen und Illustrationen zu ermitteln. Leider gelang dies nicht in allen Fällen. Sollten wir jemanden übergangen haben, so bitten wir die Copyright-Inhaber, sich mit uns in Verbindung zu setzen.

Inhalt und Form des vorliegenden Bandes liegen in der Verantwortung der Autorin.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Printed in Germany

ISBN 978-3-96557-127-3 (eBook)

Verlag:

ZIEL – Zentrum für interdisziplinäres erfahrungsorientiertes Lernen GmbHZeuggasse 7–9, 86150 Augsburg, www.ziel-verlag.de1. Ausgabe 2024

Fotos:

Titel und Innenteil: Symbole (Adobe Stock: BDCreations), Rand (Adobe Stock: Corri Seizinger)

Gesamtherstellung:

FRIENDS Menschen Marken Medienwww.friends.ag

© Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Klimaneutral gedruckt mit mineralölfreien Druckfarben auf möglichst umweltschonend produziertem Papier.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Wer ist Annette Arla’ma Bergmann?

1.Grundlagen

Einführung in die Erlebnistherapie

Berufsbild Erlebnistherapeut:in

Systemische Erlebnistherapie nach Annette Arla’ma Bergmann

Axiome Systemischer Erlebnistherapie

Mehrdimensionales Menschenbild

Die Geschichte der Erlebnistherapie – Entstehung & Entwicklung

Medizinisches Grundverständnis

Neue Wege: Settings der Systemischen Erlebnistherapie

Arbeiten unter dem Himmelszelt: Der Arbeitsplatz eines Systemischen Erlebnistherapeuten / einer Systemischen Erlebnistherapeutin

Time-IN®

Anwendbare Methoden der Systemischen Erlebnistherapie

Die heilende Wirkung einzelnen Elemente

Rückkehr und Abschluss

Ausblick

2.Gesundheit

Anamnese in der Systemischen Erlebnistherapie

Beobachtungskriterien in der Systemischen Erlebnistherapie

Therapieverlauf & Rolle des Therapeuten / der Therapeutin in der Systemischen Erlebnistherapie

Abgrenzung von Coaching und Psychotherapie

Rechtliche Aspekte von Coaching und Psychotherapie

Erlebnistherapeutische Abgrenzung

Natur & Gesundheit

Psychisch gesund – psychisch krank

Krankheitsbilder der Psychiatrie

Anwendungen der Systemischen Erlebnistherapie in der Behandlung von relevanten psychiatrischen Störungen

Krankheitsbilder, Symptomatiken & Behandlungsmöglichkeiten

Präsuizidales Syndrom

Sucht

Affektive Störungen am Beispiel Depression

Neurotische Störungen

Zwänge

Angststörungen

Panikstörung

Generalisierte Angststörung

Soziale Angststörung (Soziale Phobie)

Spezifische Phobien

Borderline-Persönlichkeitsstörung

Posttraumatische Belastungsstörungen

Burnout

3.Die Grundelemente in der Systemischen Erlebnistherapie

Elementare Kräfte in der Systemischen Erlebnistherapie: Feuer, Wasser, Erde, Luft

Die 4 Elemente – Urstoffe des Lebens

Lieder und Mantras für die Elemente aus verschieden Kulturen

Die Geschichte der Elemente / Streit der Elemente

Was bedeutet „Naturräume und deren elementare Kräfte“?

Was sind „Luft-Plätze“, ein „Süßwasser-Raum“ und was hat das mit diesem Buch zu tun?

Heilprozesse in Naturräumen und ihre elementaren Kräfte

Die Elemente und ihre therapeutischen Potentiale auf uns Menschen

Wasserräume

Erdräume

Feuerräume

Lufträume

Friedensräume

Bedeutung der Resilienz in der Systemischen Erlebnistherapie

4.Methoden der Systemischen Erlebnistherapie in Naturräumen

Achtsamkeitsübungen

Naturimpulse

Kollegiale Fallberatung in der Natur

Das Buffet

Solo

Sonnenaufgangswanderung

Rituale & rituelle Gestaltungen

Räuchern

Mantra singen

Externalisieren

Visionsarbeit

Archetypisches Arbeiten

Elementare Verschreibung

Natursportarten

Aufstellung

Gestalttechnik

Kooperative Abenteuerspiele

Naturhandwerk

Sprache & Metaphorisches Arbeiten

5.Erfahrungen aus Arbeitsbereichen der Systemischen Erlebnistherapie

Erlebnisbericht: Chiara und die Arbeit mit Erde und Wasser

Erlebnisbericht: Annika und die Arbeit mit Feuer und Wasser

Erlebnisbericht: Erik und das Feuer

Erlebnisbericht: Jeremy und die Arbeit mit Feuer, Luft und Bergen

6.Anderswelt und geistige Kräfte: Systemische Natur- und Erlebnistherapie im spirituellen Kontext

Literatur / Quellen

Anhang

Ausrüstungsliste – Systemische Erlebnistherapie

Beispiele für den Notfall- und Ressourcenkoffer

Nachwort & Danksagung

Zitat:

Eine Soldatin mit Posttraumatischer Belastungsstörungverbrachte Silvester in einem Holzhaus im Allgäuer Wald,da dort keine Silvesterknaller sie triggerten.

Ihre Rückmeldung war:

„Es müsste Kliniken als Baumhäuser geben,dann würden wir alle gesund werden können!“

Prolog

Schön, dass Sie dieses Buch lesen! Ich heiße Sie herzlich willkommen, mit mir gemeinsam in einige elementare Erfahrungen einzutauchen, und ich freue mich, mein Wissen und meine Beobachtungen mit Ihnen teilen zu können.

Basis für dieses Buch ist die Aus- und Weiterbildung „Systemische Erlebnis & Naturtherapie – Heilungsprozesse in Naturräumen (SENT)“, die ich seit vielen Jahren unterrichte. Ich begleite Menschen in die Natur und erlebe dort die großartigen Geschenke und Schätze, die sie für uns bereithält.

Die Natur ist mehr als nur ein Spiegel oder eine Methode. Sie gibt uns Kraft, unterstützt unsere Selbstheilungskräfte, beschenkt unsere Seele mit kraftvollen Bildern, sendet unserem Immunsystem wichtige Botenstoffe – wie Terpene und Sauerstoff – und sie verbindet uns mit dem „großen Ganzen“. Wir fühlen uns eingebunden und sind dort ein geliebtes Wesen zwischen Himmel und Erde.

Menschen schützen das, was sie lieben und Menschen respektieren etwas in ihrer ursprünglichen Kraft, wenn sie mit ihrer eigenen Quelle verbunden sind. Wenn Menschen diese Ganzheitlichkeit erleben, können sie erkennen, dass das, was sie im Außen bewirken, immer zu ihnen zurückkommt, und sie können danach handeln. (Resonanzprinzip)

Ich habe in meinem Leben viele Orte, viele Ausbildungen und viele Arbeitsbereiche kennengelernt.

Meine Gabe der Hochsensitivität und die Gabe, die Wahrheit in allen Dingen zu spüren, ließen mich einen biografischen Weg gehen, auf dem ich in verschiedenen Bereichen als Pionierin voranging und auf dem ich neue Konzepte entwickelte, die für mich sinnvoll erschienen und dem Wohle aller dienten.

Auch wenn die Natur für jeden unterstützend wirkt, so sind es vermehrt die Menschen, die in ihrem Helfersystem an Grenzen gekommen sind, die mein Team, Netzwerk und ich im Rahmen der Systemischen Erlebnis- & Naturtherapie in Naturräumen begleiten dürfen.

Dabei führt mich eine Kraft, die viel größer ist als mein Verstand und die ich erst mit der Zeit immer besser in Worte zu fassen vermag. Es ist das erwachte Bewusstsein, das mir meinen Weg zeigt.

Ich möchte ausgewählte Aspekte schriftlich weitergeben. Auch wenn ich noch keine Schriftstellerin bin, habe ich im Rahmen meiner Ausbildungen bereits großes Wissen vermitteln dürfen; ein Wissen, das aus einer tiefen Intuition und spirituellen Eingebung entspringt.

Im beruflichen Kontext braucht es eine Sprache auf Augenhöhe, die in der derzeitigen Arbeitswelt und dieser Zeit anerkannt und angenommen werden kann.

Mit diesem Buch möchte ich die Grundlagen und Grundpfeiler der Systemischen Erlebnistherapie darlegen und manifestieren. Auch ist dieses Buch für mich eine Auswahl von erzählenswerten, wertvollen Geschichten und von erlebten Erfahrungen – vor allem im beruflichen Kontext.

Ich danke dem großartigen Dozenten-Team der Ausbildungsreihe „Systemische Erlebnis- & Naturtherapie“, das mit mir in den vergangenen Jahren forschend, wissenschaftlich und professionell unterwegs war. Jede einzelne Person stellte mir dabei sein/ihr Wissen zur Verfügung, um aus diesem eine neue Ausbildung zu weben. Ich danke einem ganz wertvollen SISPA-Team, das in allen Situationen an meiner Seite steht. In unserem gemeinsamen Feld von Medizin, Psychiatrie, Seelsorge, Bundeswehr, Jugendhilfe, Coaching, Gesundheit, Prävention, Wissenschaft, Erlebnispädagogik, Wildnispädagogik und Geistheilung fühlte und fühle ich jederzeit einen wohltuenden Rückhalt und Unterstützung.

Ich danke Vater Himmel und Mutter Erde für die Verbindung, für das Gebären in dieser Zeit, die von Wandlung und Neubeginn geprägt ist.

Ich danke den vielen Menschen, die sich von uns vertrauensvoll haben ausbilden lassen, die sich auf die tiefe Wirkung, die die Ausbildung zum Systemischen Erlebnis- & Naturtherapeuten / zur Systemischen Erlebnis- & Naturtherapeutin entfaltet, eingelassen haben.

Ich danke für die Berufszweige, die wir entwickeln konnten.

Ich danke den vielen Menschen, die sich meinen und unseren Handlungen anvertraut haben, die mit uns einen gemeinsamen Weg gegangen sind.

Ich danke den vielen Kindern, die wir begleiten durften, die uns den Mut gegeben haben, von unserer Arbeitsweise und unserem Weltbild zu erzählen, von denen wir so sehr viel Lernen durften.

Ich bin dankbar für die großen Lehrer, denen ich bei Nature & Healing, Nägele & Partner, dem KAP-Institut, im Bundesverband für Individual- und Erlebnispädagogik e.V. sowie dem geistigen Heilen begegnen durfte.

Mein vierbeiniger Wegbegleiter Bruno lehrte mich, dass die Dinge in erzählten Geschichten weiter leben können. Meine Webbegleiterin Berta lehrt mich Vertrauen und Treue in tiefer Verbindung.

Ich wünsche jedem Leser, dass er das herausnimmt, was für ihn wichtig ist, und dass er dies in seine Arbeit und Leben integriert.

Viel Freude beim Lesen.

Herzlichst, Ihre

Annette Arla’ma Bergmann

Wer ist Annette Arla’ma Bergmann?

Annette Arla’ma Bergmann ist Inhaberin von „SISPA – Institut für Entwicklungsprozesse in der Natur GmbH“. Sie sagt über sich:

„Meine Mission ist es, Menschen tief in ihrem Herzen zu berühren, so dass sie die Essenz ihres wahren Lebens wiedererkennen und darin leben. Dabei sind die Elemente der Natur die großen Therapeutinnen und Therapeuten.“

Ich lebe mit meiner Labradorhündin überall dort wo es uns hin ruft. Geboren bin ich in Düsseldorf. Meine Lebensstationen befinden sich am goldenen Rhein entlang, von der Quelle in den Bergen bis zur Nordsee. Als „Bergmann“ hole ich Schätze aus den Bergen, was eine meiner großen Ressourcen in der Begleitung von Menschen ist.

In einer persönlichen Krise, einer Zeit eines eigenen Burnouts im Alter von 28 Jahren, in der ich in einer Klinik für Psychosomatik war, erlebte ich in meinem Prozess die „Heilkraft“ des Waldes. Für mich war dies sehr wichtig: Auf der Suche nach der Wirksamkeit der Natur fand ich diese im Inland, an meinen Orten, in meiner Nähe – und später dann ebenso im Ausland und bei vielen Schamanischen Lehrern, ins besonders denen der indigenen Völkern. Gemeinsam mit vielen unterstützenden Kräften haben wir Foren und europäische Kongresse gestaltet, um die Wirksamkeiten und die Wirkweisen der Natur auch in Deutschland sichtbar zu machen.

Ich folge meinem Herzensweg und verbinde meine Erfahrungen in unterschiedlichen Naturräumen und all die Erfahrungen, die ich im Rahmen meiner Ausbildungen gemacht habe. Aus dieser Verbindung von Erfahrungen heraus habe ich die eigenständige Aus- und Weiterbildung „Systemische Erlebnis- & Naturtherapie – Heilprozesse in Naturräumen (SENT)“ in Deutschland entwickelt. Dabei unterstützen mich handverlesene Dozenten, die jeweils Koryphäen in ihren Fachgebieten sind.

Ich verstehe mich als Herzenswegbegleiterin – eine Aufgabe, die mehr Berufung als Beruf für mich ist. Immer wieder bin ich überwältigt, welche intensiven Prozesse der Selbst-, Team-, und Gemeinschaftsentwicklung in und mit der Natur stattfinden können, und es macht mich glücklich, eine Vermittlerin zwischen vielen Welten und Menschen sein zu dürfen. Dabei halte ich stets die Verbindung von Himmel & Erde über mein Feld der Liebe.

Meine Kontaktdaten finden Sie auf Seite 178.

1.Grundlagen

Grundlagen

Einführung in die Erlebnistherapie

In Deutschland fand ich kaum bis wenig Literatur über die Erlebnistherapie. Natürlich findet die Erlebnistherapie in und mit der Natur statt und sie ist systemisch eingebettet. Was denn auch sonst! – so dachte ich.

Ich stellte allerdings schnell fest, dass wir in Deutschland kein einheitliches Selbstverständnis des Begriffes „Erlebnistherapie“ haben. Zur Verdeutlichung, dass ich therapeutische Erlebnisse immer im Zusammenhang mit der Systemischen Naturtherapie sehe, habe ich diese deswegen begrifflich als „Systemische Erlebnis- & Naturtherapie – Heilprozesse in Naturräumen“ bezeichnet.

Meine Motivation führte dazu, dass beim Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik e.V. eine Arbeitsgruppe zum Thema Erlebnistherapie gegründet wurde. Dort arbeiteten wir in konstruktiven Arbeitseinheiten bundesweit an einer Definition des Selbstverständnisses der Erlebnistherapie. Unsere Arbeitsergebnisse veröffentlichten wir erstmals im Mai 2020. Diese sind die Grundlage für dieses Buch, auf dieses in der Arbeitsgruppe definierte Selbstverständnis der Erlebnistherapie berufen wir uns. Vielen Dank an dieser Stelle auch noch einmal an alle Beteiligten.

Berufsbild Erlebnistherapeut:in

Erlebnistherapie ist ein erfahrungs- und handlungsorientierter Ansatz, der erlebnis- und naturbasierte Methoden nutzt, um positive Wirkungen in Heilungs-, Gesundungs- bzw. Entwicklungsprozessen zu erzielen.

Die Erlebnistherapie spricht ganzheitlich kognitiv-intellektuelle, praktisch-aktionale, sowie affektiv-emotionale Ebenen im Präventions- bzw. biopsychosozialen Gesundungsprozess an. Sie kann als Fachtherapie oder als therapeutisches Ergänzungsverfahren sowohl ambulant als auch in einem stationären Bereich in unterschiedlichen Arbeits- und Handlungsfeldern stattfinden.

Aufgaben und Tätigkeiten

Erlebnistherapeut:innen gestalten erlebnis-, erfahrungs- und handlungsorientierte Settings, die Entwicklungs- und Selbstheilungsprozesse anstoßen oder ermöglichen. Für erlebnistherapeutische Prozesse sind eine Anamnese und Diagnostik erforderlich. Darauf aufbauend findet eine Auftragsklärung mit der Formulierung des Therapieziels und der Rahmenbedingungen mit den Klient:innen zusammen statt. Die Planung und Durchführung der Intervention orientieren sich an den Therapiezielen. Der Prozess und die Ziele werden regelmäßig überprüft und nach Bedarf angepasst. Ein Transfer in die Lebenswelt des:der Klient:in wird angebahnt. Die Prozessqualität zeichnet sich insbesondere durch eine bedarfsgerechte Auswahl der Methoden und Materialien, die Prozessbegleitung und bedarfsgerechte Intervention aus. Dies umfasst gegebenenfalls auch Krisenintervention.

Zur Qualitätssicherung führen Erlebnistherapeut:innen eine Selbstreflexion sowie eine Evaluation des Prozesses durch. Dabei kommen sie ihrer Dokumentationspflicht nach. Erlebnistherapeut:innen gestalten eine therapeutische Beziehung zum:zur Klient:in, um Vertrauen für die Zusammenarbeit aufzubauen und Verständnis für die Wirklichkeit der Klient:innen zu entwickeln.

Sie sind verantwortlich für die Planung, Gestaltung, Umsetzung und Auswertung erlebnistherapeutischer Prozesse unter Berücksichtigung der physischen und psychischen Sicherheit. Nach Bedarf arbeiten sie in multiprofessionellen Teams und interdisziplinär.

Erlebnistherapeut:innen schaffen Angebote in Naturräumen, welche Herausforderungs- und Entwicklungspotentiale anbieten, die dem subjektiven Empfinden des:der Klient:in Rechnung tragen. Erlebnistherapeut:innen beziehen soziokulturelle und ökologische Fragestellungen in ihre Arbeit mit ein. Hierfür prüfen sie mögliche Methoden auf deren Belastung für die Natur im Verhältnis zum therapeutischen Nutzen. Ihr Handeln folgt den ethischen Prinzipien von Natur- und Klimaschutz.

Therapieräume und Aktivitäten

Erlebnistherapie findet vorzugsweise in natürlichen und naturnahen Erfahrungsräumen statt. Ergänzend wird auch in urbanen Settings therapeutisch gearbeitet. Die Auswahl der Aktivitäten und Therapieräume orientiert sich am individuellen Bedarf, den vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten sowie der Anamnese und Diagnostik.

Sie bedient sich vorwiegend erlebnispädagogischer, motorischer, naturbezogener, ressourcenorientierter und systemischer Konzepte und Aktivitäten. Daraus entstehen Schnittmengen mit anderen Therapieformen. Unterschiedliche Reflexions- und Transfermethoden unterstützen nachhaltige Therapieerfolge.

Erlebnistherapie ist gekennzeichnet durch Prozesstiefe, Beziehung und Dauer. Daher finden erlebnistherapeutische Angebote in der Regel über einen längeren Zeitraum und/oder über mehrere Tage am Stück statt. Als Ergänzung zu anderen Therapieformen können sie auch zeitlich variieren.

Arbeits- und Handlungsfelder

Die Rollen und Aufgaben eines:r Erlebnistherapeut:in (z.B. als Fachtherapeut:in oder Ergänzungstherapeut:in stehen in Abhängigkeit von der Fallverantwortung) sind bedingt durch die Kontexte und Rahmenbedingungen der Arbeits- und Handlungsfelder, in denen diese sich bewegen.

Die nachfolgenden Bereiche sind typische Handlungsfelder der Erlebnistherapie.

Im Bereich der „Gesundheitsförderung“ sind Erlebnistherapeut:innen in Prävention und Rehabilitation, beispielsweise zur medizinischen Wiederherstellung, beruflichen und sozialen Wiederbefähigung oder Wiedereingliederung tätig.

Im Bereich der „Psychotherapie und Psychiatrie“ sind Erlebnistherapeut:innen unter anderem als ergänzende (Spezial-)Therapeut:innen tätig, beispielsweise in der Sucht- und Traumatherapie.

Im Rahmen von Therapieformen wie z.B. „Ergo-, Logo- und Physiotherapie“ arbeiten Erlebnistherapeut:innen ergänzend zur Behandlung der jeweiligen Themenschwerpunkte. Beispielsweise zur Förderung der psychomotorischen Entwicklung und zur Behandlung von Sprachentwicklungsstörungen.

Erlebnistherapeut:innen sind im Bereich der „Kinder-, Jugend- und Familienhilfe“ im therapeutischen Prozess zur Behandlung psychosozialer Probleme und zur Förderung der seelischen Gesundheit, der Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und gesellschaftlicher Teilhabe tätig.

Im Bereich der „Sozialtherapie“ werden erlebnistherapeutische Angebote eingesetzt als Teil der Behandlung von körperlichen, psychischen und/oder psychosomatischen Erkrankungen, psychosozialen Krisen oder Einschränkungen. Im Bereich der Arbeit mit straffälligen Menschen arbeiten sie in Prävention und Resozialisierung.

Im Rahmen der „Soziotherapie“ unterstützen Erlebnistherapeut:innen die Klient:innen bei der Aufnahme von weiteren Therapien und medizinischen Hilfen.

Erlebnistherapeutische Angebote finden ebenso in der „Arbeit mit Menschen mit Behinderung“ statt, beispielsweise mit dem Ziel der Rehabilitation, gesellschaftlichen Teilhabe und der Förderung lebenspraktischer Fertigkeiten.

Erlebnistherapeut:innen können auch in den Arbeitsfeldern „Beratung, Supervision und Coaching“ aktiv sein.

Qualifikationen und Ausbildung

Erlebnistherapeut:innen verfügen über erlebnispädagogische und erlebnistherapeutische Kompetenzen (nach den Standards des be).

Ein typischer Zugangsweg ist eine erlebnispädagogische Qualifikation (entsprechend dem Titel Erlebnispädagoge be®) in Verbindung mit einer erlebnistherapeutischen Qualifikation.

Erlebnistherapeutische Kompetenzen umfassen:

•Wissen und Fertigkeiten über klinische/medizinische Störungsbilder, Auffälligkeiten und dysfunktionale Verhaltensweisen und deren Behandlungsmöglichkeiten sowie deren Auswirkung in der Erlebnistherapie.

•Kenntnisse über Theorie und Praxis über therapeutische Konzepte.

•Eine berufsfeldspezifische professionelle Haltung. Diese umfasst auch therapeutische Selbsterfahrung in der Natur, Selbstreflexivität sowie Resonanzfähigkeit.

•Prozessgestaltung und -begleitung von Einzelpersonen und Gruppen in einer therapeutischen Beziehung inklusive des therapeutischen Milieus. Diese umfassen auch Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen zur interdisziplinären Zusammenarbeit und Kooperation, zum Risiko- und Sicherheitsmanagement sowie zu rechtlichen Themen.

•Die erforderlichen technischen, fachsportlichen, natur- und erlebnispädagogischen Qualifikationen zur sicheren Anleitung und Prozessbegleitung der Klient*innen.

Erlebnistherapeut:innen verfügen über Stabilität, Stressresilienz, professionelle Reflexionskompetenz, Berufs- und Lebenserfahrung, sowie ein Mindestalter von 25 Jahren.

Systemische Erlebnistherapie nach Annette Arla’ma Bergmann

Systemische Erlebnistherapie ist eine handlungsorientierte Form der Therapie und Beratung, bei der Menschen in unterschiedlichen Naturräumen und mit Hilfe der dortigen Kräfte durch Erlebnisangebote begleitet werden und Selbstheilungsprozesse unterstützt werden. Sie verfolgt einen ressourcen- und lösungsorientierten Ansatz.

Die Naturtherapie ist nach Annette Arla’ma Bergmann nicht losgelöst zu betrachten, genauso der systemische Ansatz, in dem die Erlebnistherapie wirkt. Die Naturräume können Heilräume sein, die die Erlebnistherapeuten und Erlebnistherapeutinnen zur Unterstützung und Heilung für die Anliegen der Klienten und Klientinnen gemeinsam mit ihnen aufsuchen. Die Natur ist die wirkliche Therapeutin. Der Erlebnistherapeut / die Erlebnistherapeutin versteht sich, mit ihr zu verbinden und Menschen in der angemessenen Dosis zu begleiten, damit der Klient oder die Klientin nicht über- oder unterfordert ist. Das Methodenrepertoire der Erlebnistherapie unterstützt Klienten dabei, in ihre volle Kraft zu kommen, ihren Seelenplan zu erkennen und diesen auszuleben. Blockaden und Hindernisse können angeschaut, bewusst gemacht und aufgelöst werden.

Das Ziel von Systemischen Erlebnistherapeuten und -therapeutinnen ist es, Menschen in ihren Prozessen zu unterstützen, sofern diese den Auftrag dazu gegeben haben. Nach einer ausführlichen Anamnese und einem Vorgespräch werden die Ziele gemeinsam abgesteckt. Systemische Erlebnistherapeuten und -therapeutinnen arbeiten auch mit psychisch erkrankten Menschen, die eine Störung und eine Diagnose haben.

Das Besondere in der Systemischen Erlebnistherapie ist das passgenaue, exakt auf die Klienten / Klientinnen zugeschnittene Setting, das diese erhalten, damit sie sich in ihrer Komfortzone befinden können und eine vertrauensvolle Atmosphäre aufgebaut werden kann. Idealerweise arbeiten Systemische Erlebnistherapeuten und -therapeutinnen in einem multiprofessionellen Team, schulmedizinische und alternative Heilmethoden können sich mit der Erlebnistherapie verbinden. Das Arbeitsklima ist auf Augenhöhe und bestenfalls mit männlichen und weiblichen Therapeuten ausgestattet.

Ob bei einem klärenden Austausch unter freiem Himmel, beim Wandern oder bei einem intensiven Gespräch am Lagerfeuer – die Systemischen Erlebnistherapeuten und -therapeutinnen bauen Brücken und stellen die Verbindung zwischen Mensch und Natur her. Ein solcher Ansatz stärkt Klienten und Klientinnen, traut und mutet ihnen Handlungsmacht zu, verleiht ihnen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und unterstützt aktiv die Selbstheilungskräfte, die zu einer individuellen Lösungsfindung und Heilung beitragen.

Auch die Naturorte verändern sich. Die Absicht eines Systemischen Erlebnistherapeuten und Erlebnistherapeutinnen in der Natur ist es, einen Ort schöner zu hinterlassen als er vorgefunden wurde, ein echter Dank ist für sie selbstverständlich, wenn sie einen Naturraum verlassen. Dies sind sehr oft die entscheidenden Schlüssel, mit denen sich heilsame Räume öffnen und wieder schließen.

Einfacher ausgedrückt: Systemische Erlebnistherapeuten und -therapeutinnen sind qualifizierte „Hüter“ der Elemente, die achtsam und mit viel Herzgefühl dazu beitragen, dass die Elemente ihre volle Wirkkraft und ihr ganzes Potenzial entfalten können. Ihnen ist bewusst, dass sie eine Verantwortung für die Klienten und den Naturraum tragen; sie handeln somit auf allen Eben professionell.

Zielgruppen

Jeder Mensch kann von der Systemischen Erlebnistherapie profitieren – egal ob ein in Obhut genommenes, traumatisiertes Kind, ein gestresster Manager, ein Mensch in Phasen der Krise oder bei größeren Umbrüchen. Erfahrungsgemäß sind es Familien, Paare, Einzelpersonen oder gleichgeschlechtliche Gruppen aus allen Bildungsschichten, die zu den Hauptzielgruppen gehören. Gerade ausländische Menschen wie z.B. Flüchtlinge können besonders stark von der Systemischen Erlebnistherapie profitierten, da die Methoden wenig Sprache benötigen und keine Übersetzungsschwierigkeiten den Prozess erschweren.

Weniger geeignet ist die Systemische Erlebnistherapie für akut Suchtkranke und psychotisch stark erkrankte Menschen. Beispielsweise kann eine Panikattacke in einem steilen, ausgesetzten Gelände eher kontraindikativ wirken. Ein stark plätschernder Wasserfall kann bei einem schon gereizten, traumatisierten Menschen mit Flashbacks erhebliche Unruhe und Aggression auslösen.

Aus diesem Grund möchten wir unsere negativen Erfahrungen ebenfalls teilen, da wir auf diesem Feld noch forschen und über erlebte Erfahrungen, die wir untereinander austauschen, profitieren können.

Lagerfeuer

Gruppengröße und Betreuerschlüssel

In Settings der Systemischen Erlebnistherapie werden meistens ab zwei teilnehmenden Personen mit zwei Fachkräften begleitet, optimal ist noch eine weitere Person, die sich vor allem um Back-Up und Logistik kümmert. Ideal ist die Kombination aus einer weiblichen und einer männlichen Fachkraft, wobei das auch individuell variieren kann.

Aus gruppendynamischer Sicht ist die Größe einer Gruppe für eine erlebnistherapeutische Intervention mit maximal 5 – 8 teilnehmenden Personen zu empfehlen. Es ist aber auch mit größeren Gruppen möglich, erlebnistherapeutische Sequenzen zu erleben. Hierbei sollte dann die Zahl der Begleiter und Begleiterinnen entsprechend angepasst werden.

Es ist jedoch auch immer eine individuelle Betrachtung nötig. So kann es sein, dass in dem einen Fall – z.B. für eine erlebnistherapeutische Mutter-Kind-Einheit – ein Betreuersetting mit drei Therapeuten, einem Back-Up und einem Hund genau richtig ist, weil es die Stabilität bietet, bei der die psychisch erkrankte Person sich sicher und stabilisiert fühlt und sich so für die erlebnistherapeutische Einheit öffnen kann. In einem anderen Setting ist es eine einzeltherapeutische Einheit, die Sicherheit und Stabilität bietet, da die belastete Person gerade zu diesem einen Systemischen Erlebnistherapeuten oder der Erlebnistherapeutin ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat. Hier würden weitere Personen eher verunsichern. Oft sind es bindungsgestörte Kinder, bei denen eine Person, die sie aushält und ein Naturraum wie ein Wald, der konstant bleibt, genau die nährende, beruhigende und heilsam wirkende Energie ausstrahlen, durch die eine wichtige Phase im Leben dieser Kinder nachgenährt werden kann. Da können triangulierende Betreuer-Settings mit einem Tier evtl. noch unterstützend wirken, allerdings auch schon überfordernd und kontraindiziert sein.

Triangulierung beschreibt in der Psychoanalyse das Hinzutreten eines Dritten zu einer Zweierbeziehung. Nach neuen Konzeptualisierungen (D. Bürgin, M. Rotmann, K. v. Klitzing), die als Ergebnis aus Beobachtungsstudien hervorgehen, wird der Vater als gleichwertig neben der Mutter gesehen und die Triade als eine Urform menschlicher Beziehungsmuster. (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Triangulierung_(Psychoanalyse)).

Handlungsschema nach Astrid Habiba Kreszmeier

Die Menschen erleben vier zentrale therapeutische Bewegungen. Psychotherapie hilft nicht nur bei akuten oder chronischen Leiden, sondern ist oft auch ein Raum der Selbstschulung, der Inspiration und Prävention.

1)Der Prozess des Ziehen-Lassens, des Verabschiedens, der Loslösung: Wenn das, was nicht zu uns gehört, gehen darf, entstehen neue Ich-Kräfte, bilden sich starke, flexible Grenzen. (loslassen)

2)Der Prozess der Einverleibung: Verdrängtes, nicht Gesehenes wird wieder hinzugenommen, um leidvolle Wiederholungen zu unterbrechen. (integrieren)

3)Der Prozess der Anbindung: Verbindung der Dimensionen des Körpers, Psyche, Seele. (Verankerungen des Identitätspunktes in einer Dimension auflösen). Menschen, deren Identitätspunkt über lange Zeit in einem Raum fixiert ist, können Zerrissenheit, Austrocknen oder Ausbrennen erleben. Hier ist als dritte Bewegung die Wieder-Anbindung oder auch die Integration der Lebensebenen angezeigt. Der Prozess der Wahrnehmung wird als zentraler Schlüssel für Wandel angesehen. Von welchem Ort aus blicke ich auf die Welt? Womit identifiziere ich mich selbstverständlich? Welcher Raum, welche Perspektiven lenken mein Wahrnehmen, Denken, Spüren und Handeln? (Anbinden)

4)Der Prozess der Einmittung: Dazu gehören Momente der Durchlässigkeit und Hingabe-Momente, der Glücks „Flow“. (Zentrieren)

Vgl. Grote & Kreszmeier, 2008, S. 5f / Kreszmeier, 2008, S. 74. Die Wahrnehmung dieser Prozessverläufe ist richtungweisend für die Bildung von Hypothesen und die Wahl des Naturraums bei Begleitungsprozessen, sowie der ergänzenden methodischen Mittel.

Gruppenprozesse und Systemische Erlebnistherapie

Die treibende Kraft einer gelingenden Entwicklung ist Gruppendynamik. Diese lässt sich nach Bruce Wayne Tuckman in vier Phasen aufgliedern: Forming, Storming, Norming und Performing.

Fünf Leitlinien

1.Keine der vier Phasen lässt sich vermeiden.

2.Ein „Überspringen“ einer Phase bedeutet, dass diese später nachgeholt wird.

3.Gruppenentwicklung lässt sich unterstützen, aber nicht erzwingen.

4.Nach jeder größeren Gruppenerschütterung werden die Phasen erneut durchlaufen.

5.Gruppenentwicklung passiert nicht von alleine, sie braucht Zeit, Geduld und Bemühen.

Norming:

Die Gruppe trifft Vereinbarungen (Organisation von Normen und Verbindlichkeiten). Die Struktur ist dadurch charakterisiert, dass Normen entwickelt werden, die u.a. den Umgang miteinander und die Vorgehensweise bei der Arbeit betreffen. Die Gruppe entwickelt ein Wir-Gefühl, Verantwortung für sich und für andere. Das Klima ist durch Verbindlichkeiten und Offenheit geprägt.

Storming:

In der Gruppe entsteht Konkurrenz und Machtkampf (Positionssuche).Die Gruppenstruktur ist charakterisiert durch Konkurrenz und Machtkampf. Es geht um Beziehungsklärung und Positionssuche. Die Teammitglieder kommen mehr aus sich heraus und äußern ihre Bedürfnisse. Das Klima ist durch Konfrontation charakterisiert. Konflikte werden angesprochen. Lösungen werden gemeinsam gesucht.

Forming:

Die Gruppe bildet sich (Annäherung und Kontakt). Die Gruppenstruktur ist charakterisiert durch langsame Annäherung und Kontakt. Die Mitglieder legen Wert auf Sicherheit und sind offen für Beziehungen. Das Klima ist gekennzeichnet durch Vorsicht und Freundlichkeit. Die Gruppenmitglieder machen sich untereinander mit den Fähigkeiten bekannt, beobachten Interaktionsprozesse und stimmen das weitere Vorgehen ab.

Performing:

Gemeinsame Leistung, Verantwortung & Solidarität (Realisierung). Die Gruppenstruktur ist charakterisiert durch Kooperation und Identifikation mit der Gruppe. Die Mitglieder erleben durch den Einsatz ihrer Fähigkeiten ihre Nützlichkeiten für die Gruppe und das Erreichen der Ziele. Das Klima ist durch konzentrierte Aktivität, gegenseitige Verantwortung und Solidarität geprägt. Akzeptanz, Vertrauen untereinander, ein hohes Maß an Gruppenzugehörigkeit und offene Kommunikation ermöglichen den Blick auf den gemeinsamen Erfolg.

In der Begleitung eines gelingenden erlebnistherapeutischen Settings braucht es die Möglichkeit, alle Phasen zu durchlaufen. Besonders gut und stabil kann die Norming-Phase für Systemische Erlebnistherapie sein.

Aus meiner Erfahrung sind gleichzeitig beginnende Settings besonders wichtig. Das Team sollte bestenfalls vor einer beginnenden systemisch erlebnistherapeutischen Veranstaltung die Norming-Phase erreicht haben und den Teilnehmenden genügend Zeit und Raum anbieten, damit sie sich gemeinsam in dieser Phase entwickeln können. Somit sind diese äußeren Rahmenbedingungen wie Anfangs- und Endzeiten, An- und Abreise sowie Teamabsprachen ganz besonders wichtig. Je achtsamer wir in der Leitung einer Veranstaltung an diesen Punkten sind, sich also der äußere Rahmen tragend bilden kann, desto mehr gibt dieser die nötige Sicherheit, sich auf innere Prozesse einzulassen oder nicht.

Gruppen sind ständig im Begriff sich zu entwickeln, so wie auch die Menschen sich entwickeln (Stahl, 2012).

Ressourcenorientierung

Entwickelt und angewendet habe ich viele Methoden der Systemischen Erlebnistherapie in der Arbeit mit belasteten und einsatzgeschädigten Soldaten und ihren Angehörigen.

Ich bin sehr dankbar, dass sich z.B. viele Soldaten mit ihrer PTBS-Problematik vertrauensvoll und Feedback gebend auf diese Methoden eingelassen haben. Ein paar Erkenntnisse möchte ich hier teilen, um die Ressourcenorientierung zu erläutern.

Systemische Erlebnispädagogik bewegt sich in einer Pendelbewegung zwischen Komfortbereich und Risikozone (Zuffellato & Kreszmeier, 2007, S. 81). Zur Förderung von Lernerfahrungen werden Menschen aus ihren Komfortzonen in Lernzonen begleitet. In der Panikzone ist Lernen nicht möglich.

Abb. 1: Stabilisieren in der systemischen Erlebnistherapie

Ich erlebe in der Arbeit mir traumatisierten Menschen die angeleitete Bewegung oft umgekehrt. Diese befinden sich schnell in der Panikzone und müssen von dort aus in die Lern- und Komfortzone begleitet und dort stabilisiert werden. In Panik reagieren traumatisierte Menschen mit Übererregung (Panik) oder gehen in Untererregung (Dissoziation). Ein Beispiel hierzu: Wenn traumatisierte Soldaten negative Erlebnisse mit Feuer verbinden, das dann als Trigger wirkt und Flashbacks auslöst – wie soll Feuer dann auf sie beruhigend wirken können? Schließlich wollen unangenehme Gefühle wie Ängste in der Regel vermieden werden. Soldaten gehen Erlebnissen aus dem Weg, die sie an Einsätze erinnern, z.B. dem zerstörenden Feuer. Oft vermeiden sie auch andere Naturerlebnisse. Allerdings haben Soldaten während ihrer Ausbildung gerade in der Natur sehr viele Ressourcen erworben. Ressourcen, die sie in extremen Situationen handlungsfähig machen.

An dieser Ressourcenlage setzt die Systemische Natur- und Erlebnistherapie an. Sie fokussiert auf diese grundlegenden Ressourcen und macht bewusst und erlebbar, welche stabilisierenden Ressourcen und Resilienzen trotz Belastung und Störung im Menschen vorhanden sind.

In der Arbeit mit PTBS-belasteten Soldaten fokussieren wir uns auf die meist vor den traumatischen Erlebnissen erworbenen positiven Erlebnisse in und mit der Natur, holen diese zurück ins Bewusstsein und gestalten weitere, positive Erlebnisse in diesem Zusammenhang. So bekommen die Menschen wieder Zugang zu ihren verschüttet geglaubten Ressourcen.

Zum Beispiel bekam ein junger Mann beim Entfachen eines Feuers am Rhein wieder Zugang zu seinen ihm nicht mehr bewussten Ressourcen. Zusätzlich konnte er das entstandene Feuer aktiv kontrollieren, bändigen und am Leben halten. Er konnte es regulieren. Eingesetzt als externalisierte Übung bekam er das Gefühl, seiner eigenen Überflutung wieder Herr zu werden, sich selbst wieder kontrollieren, seine Gedanken begrenzen zu können. Er fand ins Hier und Jetzt zurück. Die Fokussierung seines Blicks auf seinen Auftrag, das Feuer zu hüten, holte ihn in einem vertrauten Metier ab und minimierte seine Angst. Der Soldat wurde so aus der Panikzone bis in seine Komfortzone begleitet.

Axiome Systemischer Erlebnistherapie

•Alles ist mit allem verbunden.

Wir beeinflussen mit unserer Haltung und unserem Feld unser Umfeld und umgekehrt. Wir hinterlassen durch unser Wirken an Orten Energie und nehmen Energie von dem Ort mit.

•Energie folgt der Aufmerksamkeit.

Achte auf Deine Gedanken, Worte und Deine Energie. Im Resonanzprinzip ziehen wir das an, was wir ausstrahlen. Damit ist auch die Verantwortung nicht getätigter Handlungen und Worte und ihre Wirkung mit einbegriffen.

•Heilung geschieht in der Stille.

Schlaf, einfaches Sein und Ebenen, bei denen Gedanken und Funktionen des Körpers pausieren.

•Was Du rufst, das kommt auch.

In der Natur geschieht dies oft direkt, klar und ohne „Weichmacher“.

•Nehmen und Geben gehört im nachhaltigen Sein zusammen.

Hinterlasse den Platz schöner als Du ihn vorgefunden hast, auch für die nächsten Generationen. Im Sinne von Geben und Nehmen haben wir nicht nur eine Erwartungshaltung, sondern geben dem Naturplatz auch etwas zurück. (Es kann ein gedankliches „Danke“ sein, etwas Horn der Haare oder ein Lied, das wir singen.) Bevor wir einen Platz oder Raum betreten, fragen wir um Erlaubnis und warten auch die Antwort ab. (Würde hier eine Störung im Außen auftauchen, würden wir diesen Platz / den Raum nicht einnehmen.)

•Sicherheit ist wichtig

Sicherheit ist sehr wichtig und geht vor. Es gibt Situationen (Wetterumbrüche, Verletzungen, Gefahrenstellen abseits der Wege), auf die zu achten sind und bei denen wir auch die Intervention abbrechen sollten.

Allerdings haben wir die Erfahrung gemacht: wenn wir eine herzoffene Haltung haben und die Natur betreten und sie um Unterstützung bitten, wenn die Ereignisse in einem heilsamen Kreislauf eingebunden sind, dann entstehen Wunder an Stellen, die wir im Vorfeld nicht planen können. Eine lösungsorientierende Haltung, Vertrauen und das Eingebundensein sind ausschlaggebend.

•Wir gestalten Zukunft im Hier und Jetzt

Wir sprechen bewusst, mit unseren Gedanken und Worten schöpfen wir Zukunft. Die Sprache ist eher im Umfang gering und gut überlegt. Bei Auftragsformulierungen, Bitten und Gebeten achten wir auf positive Formulierungen, wir bleiben präzise und sprechen und denken in der Gegenwart und in der positiven Erfüllung. (positiv, präsent, präzise)

•Achte die Struktur und den Ablauf des Tages

Struktur vermittelt Sicherheit. Diese ist die Grundvoraussetzung eines Aufbruchs in die erlebnistherapeutische Arbeit. Innerhalb der Struktur ist es wichtig, möglichst flexibel zu sein, um aus dem „Hier & Jetzt“ zu handeln. Wichtig sind deswegen freie Zeiten im gesamten Prozessverlauf. Es ist wichtig, sich dem aktuellen Tempo der Klienten und Klientinnen jederzeit anzupassen. Es hat sich bewährt, den Tag mit Morgen- und Abendimpulsen und Gesprächen zu beginnen und zu beenden. Auch hier wird der Fokus auf die individuelle Gestaltung der Struktur und des Ablaufs gesetzt.