TAKEN - Du gehörst mir - Adriana Kossov - E-Book
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TAKEN - Du gehörst mir E-Book

Adriana Kossov

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Beschreibung

Ein Spiel voller Gefahr, Unterwerfung und Leidenschaft: Der erotische Roman »TAKEN – Du gehörst mir« von Adriana Kossov jetzt als eBook bei dotbooks. Wie lange kannst du in einem goldenen Käfig leben, bevor du erstickst? Kira sollte immer die perfekte Tochter ihrer reichen und angesehenen Eltern sein: bildhübsch, sittsam, still … und auf keinen Fall eine Rebellin! Kein Wunder, dass die junge Frau aus diesem Leben ausbricht – doch auf ihrer Flucht gerät sie in größte Gefahr. Im letzten Moment wird Kira von dem ebenso attraktiven wie geheimnisvollen Stephen Smythe gerettet. Sein dunkler Blick weckt ein nie gekanntes Verlangen in ihr, und von seiner starken Hand geleitet entdeckt Kira eine Welt voller tabuloser Leidenschaft, in der ihre sehnlichsten Wünsche Erfüllung finden. Aber welche Pläne hat der ehemalige Ermittler einer Spezialeinheit wirklich mit ihr – und darf Kira es riskieren, ihm zu vertrauen? Dark Romance für alle Fans von Vi Keeland und Sandra Henke, voller Spannung, erotischer Höhepunkte und ungeahnter Wendungen! Jetzt als eBook kaufen und genießen: der erotische Spannungsroman »TAKEN – Du gehörst mir« von Adriana Kossov. Wer liest, hat mehr vom Leben! dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 326

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Über dieses Buch:

Wie lange kannst du in einem goldenen Käfig leben, bevor du erstickst? Kira sollte immer die perfekte Tochter ihrer gefühlskalten Eltern sein: bildhübsch, sittsam, still … und auf keinen Fall eine Rebellin! Kein Wunder, dass die junge Frau nun aus diesem Leben ausbrechen will – doch auf ihrer Flucht gerät sie in größte Gefahr. Im letzten Moment wird Kira von dem ebenso attraktiven wie geheimnisvollen Stephen Smythe gerettet. Sein dunkler Blick weckt ein nie gekanntes Verlangen in ihr, und von seiner starken Hand geleitet entdeckt Kira eine Welt voller tabuloser Leidenschaft, in der ihre sehnlichsten Wünsche Erfüllung finden. Aber welche Pläne hat der ehemalige Ermittler einer Spezialeinheit wirklich mit ihr – und darf Kira es riskieren, ihm zu vertrauen?

Über die Autorin:

Adriana Kossov ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die bereits zahlreiche Liebesromane und historischen Romane veröffentlich hat – und unter diesem Decknamen nun ihre Leidenschaft für sinnliche Fantasien und erotische Geschichten auslebt.

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Originalausgabe Oktober 2020

Copyright © der Originalausgabe 2020 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Ralf Reiter

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / just dance / Nik Merulov / aekky

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-96655-321-6

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Adriana Kossov

TAKEN – Du gehörst mir

Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Entweder gehörte dieser Mann zu denen, die an mir ihre Gutherzigkeit demonstrieren und ihr schlechtes Gewissen beruhigen wollten, oder aber zu denjenigen, die auf einen billigen Blowjob oder einen schnellen Fick hofften. Ersteres sollte mir recht sein, Letzteres lehnte ich strikt ab. Es gab hier auf der Straße Mädchen, die so etwas machten, aber ich hatte mir einen Rest von Stolz bewahrt. Ich war bereits unten, aber damit wäre ich ganz unten angekommen. Deshalb: kein Sex mit Kunden!

Kunden … so nannte ich die Leute, die an mir vorbeigingen und mir etwas Kleingeld in den Plastikbecher warfen, den ich vor mir stehen hatte. Wenn ich sie so bezeichnete, empfand ich mein Betteln als nicht ganz so erniedrigend, sondern eher als eine Art Arbeit.

Mein Stammplatz direkt neben dem Eingang der Kirche in der High Street war Gold wert. Die High Street war eine Fußgängerzone und allein schon deshalb ein hervorragendes Gebiet, um milde Gaben zu erbitten. Im Schatten des Gotteshauses zeigten sich die Passanten oft barmherziger als neben Boutiquen und Handy-Shops, und diese Barmherzigkeit drückte sich in recht munter klimpernden Münzen aus. Außerdem lief man an der Kirche selten Gefahr, vom Geschäftsinhaber verjagt zu werden, denn der Pfarrer hätte dann ja nicht mehr glaubhaft über Nächstenliebe predigen und »Selig sind die Armen« verkünden können.

Dieser spezielle Kunde wirkte nicht gerade wie ein frommer Kirchgänger. Vielmehr hatte er etwas an sich, das mir ein bisschen Angst machte … und das gleichzeitig einen ganz besonderen Reiz auf mich hatte. Ich hatte die Bad Guys schon immer lieber gemocht als die netten Jungs von nebenan.

Er dachte wahrscheinlich, ich würde nicht merken, dass er jeden Tag kam und ein bisschen Kleingeld in meinen Becher fallen ließ. An manchen Tagen tat er das sogar zwei- oder dreimal. Er war mir sofort aufgefallen. Die Art, wie er mich schon bei seiner ersten »Spende« angeschaut hatte, war mir so sehr durch und durch gegangen, dass es unmöglich gewesen wäre, ihn zu vergessen oder zu ignorieren.

Natürlich bildete ich mir nicht ein, dass er ein ernsthaftes Interesse an mir haben könnte. Wenn man lange genug auf der Straße lebt und unter der Brücke schläft, gibt man sich solchen Illusionen nicht mehr hin. Edle Ritter, die ein Mädchen retten, gibt es nur im Märchen und in Hollywood-Filmen. Trotzdem stachelte er meine Fantasien an und brachte mich ein bisschen zum Träumen.

Vielleicht arbeitete er in der Gegend und spazierte deshalb täglich durch die High Street. Womöglich wohnte er sogar in der Nähe. Oder vielleicht hatte er sich auf den ersten Blick in mich verliebt und …

Wo denkst du hin, Kira?, ermahnte ich mich in Gedanken. Ein so gutaussehender Mann wie dieser würde sich doch nicht in ein Straßenmädchen verlieben, das nachts unter der Brücke schlief und dringend mal eine Dusche oder ein Bad nötig hatte. Nein, er fühlte sich wahrscheinlich einfach nur wohl in der Rolle des Samariters, oder er hatte sehr schmutzige Hintergedanken. Es gab schließlich genug Kerle, die dachten, sie müssten nur ein paar größere Münzen lockermachen, um mich zum Blasen oder zum Ficken zu animieren. Solche Angebote bekam ich täglich, also warum sollte sich ausgerechnet der attraktive Mister Bad Guypersönlich so viel Mühe mit mir geben und um mich herumschleichen, statt mich direkt anzusprechen?

Entweder fiel es mir nur deshalb auf, weil ich genauer auf ihn achtete und ihn jeden Tag schon regelrecht erwartete, oder er trieb sich tatsächlich immer häufiger in meiner Nähe herum. Er schlenderte die High Street auf und ab, schaute hier in ein Schaufenster und betrat dort ein Geschäft – und alles stets in meiner Sichtweite.

Betteln ist kein Geschäft, das große Aufmerksamkeit und Konzentration erfordert. Ich hatte nicht viel zu tun, also machte ich mir einen kleinen unterhaltsamen Zeitvertreib daraus, ihn zu beobachten und mir Geschichten darüber auszudenken, wer er wohl war, welchen Beruf er hatte, was er hier machte … und in jeder Variation dieser Geschichten landeten wir früher oder später vor dem Traualtar – oder doch wenigstens im Bett.

Es wurde zu meinem täglichen Highlight, ihn zu sehen und dabei vor mich hin zu träumen. Noch wusste ich nicht, dass ich selbst beobachtet wurde.

Kapitel 2

»Kira ist verliebt, Kira ist verliebt!«

Ausgerechnet Trish, diese dumme Pute, musste sich über mich lustig machen. Ich hätte es ahnen müssen. Es wäre besser gewesen, den Mund zu halten. Aber es war nun einmal ein festes Ritual, das wir Mädchen allabendlich hier an unserem Schlafplatz unter der Brücke zelebrierten. Wir ließen die Rotweinflasche herumgehen und erzählten uns gegenseitig alles, was wir am Tag erlebt hatten. Und ich hatte den Fehler gemacht, ein wenig zu schwärmerisch von diesem Mann zu berichten, der mir einfach nicht mehr aus dem Kopf ging. Ich freute mich sogar schon auf morgen und auf die prickelnde Spannung, ob und wann er kommen würde, um mir ein wenig Kleingeld und ein paar Sekunden seiner Aufmerksamkeit zukommen zu lassen … und ob er mich anlächeln und womöglich sogar endlich einmal etwas zu mir sagen würde.

»Kira ist verliebt!«

Trish gackerte vor Vergnügen wie ein Huhn, und die anderen lachten ebenfalls. Ich konnte es ihnen nicht übel nehmen. In unserer Situation gab es nicht allzu viel zu lachen, und ich hatte mich schließlich auch schon über die anderen amüsiert. So what?

»Gar nicht«, erwiderte ich und merkte, dass ich dabei so kindisch und albern klang wie eine kleine Göre, die auf dem Spielplatz mit ebenso kleinen und görenhaften Freundinnen stritt. »Er fällt mir nur auf, weil er jeden Tag kommt.«

»Soso, er kommt jeden Tag?«, spottete Trish weiter und lief allmählich in ihrer weinseligen Laune zu Bestform auf. »Ich habe auch ein paar Typen, die jeden Tag kommen!«

Sie lachte über ihren ach-so-tollen Witz ebenso schallend wie die anderen. Ich lachte mit. Was blieb mir anderes übrig? Natürlich hatte Trish Männer, die jeden Tag kamen. Die meisten von ihnen kamen in Trishs Mund, denn sie gehörte zu denen, die in dieser Hinsicht nicht Nein sagten zu ein paar schnell und leicht verdienten Pennies und Pfund. Sie war der Ansicht, dass ein bisschen Sperma im Mund besser war als Hunger im Bauch, und da konnte ich ihr nicht widersprechen.

»Wann läuten denn die Hochzeitsglocken?«, fragte Amy kichernd. »Oder will er dich erst noch seinen Eltern vorstellen, Kira?«

»Hey, ich will aber auf jeden Fall deine Trauzeugin sein«, meldete sich auch Sue zu Wort. »Und wenn du Tipps für die Hochzeitsnacht brauchst, frag mich ruhig!«

Sicher muss ich nicht erst erwähnen, dass Sue ebenfalls mit ihrem Körper Geld verdiente. Erstaunlich viele Männer störten sich nicht an ihrem heruntergekommenen, schmutzigen Äußeren, sondern vögelten sie mit einer Begeisterung, als wäre sie ein Topmodel, das von allen begehrt wurde.

»Eins nach dem anderen!« Ich schaute schmunzelnd in die Runde und legte meine melodramatische Stimme auf. »Wir haben beide schlimme Erfahrungen in früheren Beziehungen gemacht und wollen es deshalb langsam angehen.« Ich seufzte theatralisch. »Deshalb hatten wir auch noch keinen Sex … er will, dass ich weiß, dass er mich nicht nur wegen meines Körpers will!«

Unsere Flasche drehte die nächste Runde, und wir lachten, bis uns die Bäuche wehtaten. Für eine kurze Zeit vergaßen wir, wie schlimm wir eigentlich dran waren. Wir waren das, was die Gesellschaft als Pennerinnen oder Abschaum bezeichnete. Jede von uns hatte ihre eigene Geschichte, die sie auf der Leiter Sprosse für Sprosse nach unten geführt hatte. Und wenn man erst unten ist, verschwindet die Leiter wie von selbst. Dann gibt es keine Chance mehr, jemals wieder nach oben zu kommen. Aber wenigstens lachen konnten wir noch.

Eine halbe Stunde später rollte ich mich in meinen Schlafsack ein und träumte vor mich hin, dass mein edler Spender kommen und mir gestehen würde, er habe sich in mich verliebt und er begehre mich. Er ließ mich in seinen Wagen einsteigen und fuhr mit mir zu seiner Villa, die natürlich aussah wie ein viktorianisches Schloss, das von einem riesigen Park umgeben war. Hier solle ich von nun an mit ihm leben, sagte er in meiner Fantasie, und ich solle die schönsten Kleider und Dessous für ihn tragen und er werde mich immer küssen und wolle mich mindestens dreimal täglich in seinem Bett haben, um mit mir zu vögeln …

Ich biss die Zähne zusammen, um nicht zu stöhnen. Trish, Amy und Sue sollten auf keinen Fall merken, dass ich an mir herumspielte und es mir selbst machte. Wir teilten vieles miteinander, aber alles hatte seine Grenzen. Mein Lieblingskunde und meine feuchten Träume, in denen er die Hauptrolle spielte, gehörten mir ganz allein.

Leider schlief ich ein, bevor es mir kam.

Ich habe noch nie viel Wein vertragen.

Kapitel 3

Was war nur los mit mir? Es war seltsam und geradezu unheimlich, wie sehr es mir zu schaffen machte, an diesem Tag vergeblich auf ihn zu warten. Aber was hatte ich mir nur eingebildet? Wie dumm war ich, zu glauben, er würde seinen Tagesablauf nach den Wünschen der kleinen Pennerin an der Kirche in der High Street gestalten! Hatte ich denn wirklich gedacht, ich wäre ihm so wichtig?

Das durfte ich auf keinen Fall den anderen Mädchen erzählen. Ich würde mich damit bis auf die Knochen blamieren, und beißender Spott wäre mir sicher. Es genügte, dass ich fast so etwas wie Liebeskummer spürte – zumindest aber eine Enttäuschung, als wäre ich bei einem Date versetzt worden.

Vielleicht war er krank geworden und deshalb zu Hause geblieben? Vielleicht hatte er einfach zu viel Arbeit und konnte keine Pause machen, um mich zu besuchen? Es konnte tausend Gründe geben, warum er nicht auftauchte. Dennoch hegte ich die leise Hoffnung, er würde eventuell nach Feierabend eiligst den Weg zu mir einschlagen, um Geld in meinen Becher zu werfen und meine Träume und Fantasien zu stimulieren …

Vielleicht hatte Trish mit ihrem albernen »Kira ist verliebt!«-Singsang doch recht. Jedenfalls benahm ich mich wie ein dummes, verliebtes Schulmädchen, das seinen Verstand nicht mehr beisammen hatte. Es wurde immer später, und ich harrte weiter an meinem Platz aus. Als bereits der Abend dämmerte, setzte ein leichter Nieselregen ein, der rasch stärker wurde. Ich zog mich weiter unter das Vordach des Kirchenportals zurück, doch der aufkommende Wind sorgte dafür, dass ich auch dort nass wurde. Mist! Zu spät! Bis zur Brücke, wo ich geschützt sein würde, konnte ich es nicht mehr schaffen. Der Weg war zu weit, und ich würde völlig durchnässt sein, bevor ich dort ankäme.

Um das Maß meines Pechs voll zu machen, beglückte mich auch noch Cliff mit seinem Besuch. Cliff the Spliff, wie er sich – im Glauben, das sei irgendwie verdammt cool – gerne nannte, war eine Schmeißfliege, die ich einfach nicht loswurde. Er hielt sich für einen ganz großen Geschäftsmann, tatsächlich aber war er nichts weiter als ein heruntergkommener Junkie, der sich mit Dealen und Zuhälterei über Wasser hielt.

»Oh, arme Kira«, meinte er mit einem Grinsen, das seine dunklen, lückenhaften Zahnreihen entblößte und all die romantischen kleinen Träumereien, denen ich mich gerne hingab, innerhalb einer Sekunde zerstörte. »Du wirst ja ganz nass!« Er warf einen Blick auf mein heute gesammeltes Kleingeld. »Und die Geschäfte laufen wohl auch nicht so gut, was?«

Ich zuckte mit den Schultern und versuchte ihn zu ignorieren, was jedoch – eben wie bei einer Schmeißfliege – unmöglich war. Ich konnte ihn schließlich nicht mit der Begründung »Ich habe zu tun!« abwimmeln. Außerdem war Cliff mit Vorsicht zu genießen. Je nachdem, was er gerade geschluckt oder geraucht hatte, konnte er schnell aggressiv und gefährlich werden.

»Wenn du für mich anschaffen würdest, müsstest du nicht hier im Regen sitzen und betteln«, erklärte er mir mit seinem schmierigen Charme, den nur er selbst für unwiderstehlich hielt. Ich kannte diesen Vortrag. Er hielt ihn mir mindestens einmal pro Woche, meist jedoch öfter. »Du hättest ein prima Leben und würdest viel mehr Kohle machen als diese paar lausigen Kröten.«

»Zum hunderttausendsten Mal, Cliff: Danke für das Angebot, aber ich bleibe bei meinem Nein.«

Ich lebte auf der Straße und balancierte sozusagen täglich am Rande der Gosse – aber das prima Leben, das Cliff the Spliff mir in Aussicht stellte, würde sicherlich in der alleruntersten Gossen-Etage stattfinden. Und die große Kohle würde nur einer von uns machen – nämlich er.

»Ich habe sehr viel Geduld mit dir gehabt«, knurrte er plötzlich. Ich zuckte zurück, als er mir so nahe kam, dass das Odeur seines üblen Mundgeruchs meine Nase umschmeichelte. Das Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden und hatte der furchteinflößenden Grimasse eines hungrigen, reißenden Raubtiers Platz gemacht. »Bisher war ich nett und habe dich höflich gefragt.«

Ich wich immer weiter vor ihm zurück, bis ich mit dem Rücken gegen das Kirchenportal stieß. Cliff war noch nie handgreiflich geworden – er hatte mich noch nicht einmal berührt. Jetzt aber schien es mir unausweichlich zu sein, dass er mich gleich verprügeln würde, um mich mit schlagkräftigen Argumenten von den Vorzügen einer geschäftlichen Partnerschaft zu überzeugen.

»Aber ich kann auch anders, du kleine Schlampe!«

Daran zweifelte ich keine Sekunde. Ich biss in der Erwartung, gleich hart angepackt oder vielleicht sogar geschlagen zu werden, die Zähne zusammen. Er stand nun so dicht vor mir, dass seine Brust meine berührte.

»Zum letzten Mal: Ich will, dass du für mich anschaffen gehst und …«

Weiter kam er nicht. In einem Anflug von Mut der Verzweiflung nahm ich alle Kraft zusammen und stieß ihn von mir. Cliff schaute völlig entgeistert drein. Mit meiner Gegenwehr hatte er nicht gerechnet. Noch verdutzter wurde sein Gesichtausdruck, als er auf den Kirchenstufen das Gleichgewicht verlor und rückwärts hinunterpolterte.

»Autsch, verdammt ...«, fluchte er und rieb sich den Hinterkopf. Im Nu war er wieder auf den Beinen, taumelte jedoch ein wenig. Etwas in mir schrie mich an, ich solle weglaufen, solange Cliff noch schwankte und sich sammeln musste. Aber ich war vor Angst wie erstarrt. Ein »Es tut mir leid, Cliff« lag mir auf den Lippen, aber selbst die zitterten so sehr, dass ich diesen Satz nicht aussprechen konnte.

Als er zähnefletschend auf mich zukam, war mir klar, dass mich nun große Schmerzen erwarteten. Ich konnte nur hoffen, dass er mich nicht ernsthaft verletzen würde.

»Ich mach dich ...«, raunte er, und in seinen Augen funkelte etwas, das Gewalt und Schmerzen verhieß. Die nächsten Tage würde ich wohl im Krankenhaus verbringen müssen.

Aber manchmal werden Märchen eben doch wahr, und manchmal erfüllen sich Wünsche, wenn man es nur wirklich will und ganz fest daran glaubt. Wie aus dem Nichts tauchte mein Lieblingskunde auf und stellte sich zwischen uns. Mit sanfter, aber sehr bestimmter Stimme fragte er: »Belästigt dich dieser Kerl, Kleine?«

Das konnte doch nur ein Traum sein! Den Ritter in schimmernder Rüstung, der im genau richtigen Moment auftaucht, gibt es doch nur im Märchen. Ich nickte, schüttelte den Kopf, nickte wieder und versuchte etwas zu sagen, doch ich konnte nur stammeln.

»Verpiss dich, Alter, das hier geht nur meine Kleine und mich etwas an«, grunzte Cliff und sah dabei so aus, als wollte er jeden Moment über meinen Retter herfallen. »Wenn du sie ficken willst, hast du mit mir zu verhandeln, und du bezahlst auch bei mir, ist das klar?«

Der schöne Mann schaute ihn ruhig und gelassen an, hob mit staunender Miene die Augenbrauen und murmelte: »Ist das so?«

»Und ob das so ist, Alter.«

»Also, für mich sah es gerade so aus, als wolltest du der jungen Dame Gewalt antun … und das kann ich selbstverständlich nicht dulden.« Ein wahrer Gentleman! Er sprach so ruhig, als wäre er jeden Tag mit solchen Situationen konfrontiert. Und genau diese Ruhe brachte Cliff offenbar immer mehr auf die Palme. Ich stand nur da wie eine unbeteiligte Zuschauerin und begriff nicht, welcher Film sich gerade vor meinen Augen abspielte.

»Soso, das kannst du nicht dulden«, bellte Cliff und bleckte die Zähne. Ich schrie auf, als ich das Klicken hörte und sah, wie das Springmesser in seiner Hand aufschnappte. »Und ich kann Typen wie dich nicht dulden, die mir das Geschäft ruinieren.«

Es ging so schnell, dass ich mit Blicken kaum folgen konnte. Cliff versuchte, meinen Retter mit dem Messer anzugreifen, doch nur einen Sekundenbruchteil später fiel die Klinge scheppernd auf den Boden, während mein Held das Handgelenk des Junkies fest im Griff hatte und ihm den Arm so sehr verdrehte, dass Cliff aus Leibeskräften winselte und schrie.

»Wie schon gesagt«, fuhr dieser geheimnisvolle Mann seelenruhig fort. »Ich kann es nicht dulden, dass du so mit der jungen Dame umspringst.«

»Aaargh«, kreischte Cliff und hatte vor Schmerzen Tränen in den Augen.

»Ich schlage also vor, wir beenden das hier wie Gentlemen. Du gehst deiner Wege und belästigst die junge Frau nie wieder. Ist das ein Deal?«

»Fick dich!«, schrie Cliff und spuckte verächtlich auf den Boden.

»Vielleicht hast du die Frage nicht verstanden«, sagte mein Held und gab dem Handgelenk eine weitere Drehung, die Cliff vor Schmerz noch lauter aufheulen ließ. »Haben wir einen Deal?«

»Ja, Mann, ja … haben wir!«

»Gut!« Er ließ Cliff los. Der schaute zunächst meinen rettenden Ritter und dann mich wütend an. Seine Tränen des Schmerzes und der Demütigung waren nicht zu übersehen. Er schnappte sich sein Messer, steckte es ein und hatte es sehr eilig, so viel Abstand wie möglich zwischen sich, meinen Schutzengel und mich zu bringen.

»Ich mach dich fertig, Schlampe«, zischte er. »Ich schwör dir, ich erwisch dich, und dann mach ich dich fertig!«

Als der Mann einen Schritt auf ihn zu machte, fing Cliff an zu rennen. Für einen heruntergekommenen Junkie legte er ein beachtliches Tempo an den Tag.

Und was nun? Ich konnte mir an fünf Fingern abzählen, dass er wiederkommen würde, sobald mein Held nach Hause gegangen war. An den restlichen fünf Fingern konnte ich mir abzählen, was Cliff dann mit mir anstellen würde. Mist!

»Danke«, sagte ich trotzdem, denn immerhin hatte sich dieser Mann für mich eingesetzt und mich gerettet.

»Keine Ursache«, antwortete er und winkte ab. »Bist du okay?«

Ich nickte.

»Hat er dich verletzt?«

Ich schüttelte den Kopf.

Sein sanftes »Meine Güte, Mädchen, du holst dir bei diesem Wetter ja den Tod!« sorgte dafür, dass mein Herz für ein paar Schläge aussetzte.

Ganz allmählich fand das, was gerade geschehen war, seinen Weg in meinen Verstand. Er war tatsächlich gekommen! Trotz des Regens hatte er sich auf den Weg gemacht, um nach mir zu sehen … und mich zu retten. Ich war sprachlos, starrte ihn nur an und spürte dabei das dümmlich-selige Lächeln auf meinem Gesicht. Mein Mund öffnete und schloss sich wie der eines Fischs auf dem Trockenen, und ich brachte kein einziges Wort heraus.

»Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?« Er runzelte die Stirn und schaute mich besorgt an. Dann zog er seinen Trenchcoat aus und legte ihn mir um die Schultern.

»Ja … alles … gut«, stammelte ich und konnte immer noch nicht glauben, was hier gerade geschah.

»Das sieht aber nicht danach aus«, murmelte er mit einer Stimme, die mich dahinschmelzen ließ. Wie konnte ein Mann so einfache Worte nur so schön sagen? »Wir müssen dich ins Trockene bringen … du bist ja ganz nass.«

O ja, und wie nass ich war! Er hatte ja gar keine Ahnung, dass er gerade für sehr viel mehr Nässe an mir sorgte, als es der Regen konnte.

»Ja«, antwortete ich mit einem Seufzen, das in jeden romantischen Kinofilm gepasst hätte. Mein Held legte schützend den Arm um mich. Es gab sie also doch, die Ritter in schimmernder Rüstung, die stets im rechten Moment kamen, um eine junge Frau zu retten.

»Mein Wagen steht gleich um die Ecke!« Er packte mich, als fürchtete er, ich könnte nicht allein laufen. »Komm mit!«

Wahrscheinlich hätte ich in diesem Augenblick ohne nachzudenken sowieso alles getan, was er sagte. Ich war völlig hin und weg und konnte es immer noch nicht glauben. Meine Füße setzten sich wie von selbst in Bewegung, und ich ließ mich von diesem hübschen Mann, dessen Bad Guy-Ausstrahlung mich sogar jetzt völlig verrückt machte, führen.

Er drückte mich nahe genug an sich heran, dass ich den Duft seines Eau de Toilette riechen konnte, und sofort schämte ich mich. Mein eigener »Duft« musste eine Beleidigung für seine Nase sein! Doch es schien ihn nicht im Geringsten zu stören.

Ich kam überhaupt nicht auf die Idee, ihn zu fragen, wohin er mich führte. Mein Retter hatte nur von seinem Wagen gesprochen. Und dann? Mit etwas Glück konnte ich ihn überreden, mich zur Brücke zu fahren. Vielleicht waren sogar die anderen Mädels da. Ich stellte mir vor, wie ihnen die Augen aus dem Kopf fallen würden, wenn sie mich mit diesem Mann sahen!

Allerdings erwartete mich keine Luxuslimousine, wie meine Eltern sie fuhren und mit der ich bei Trish, Amy und Sue hätte angeben können, sondern nur ein ganz normaler Vauxhall, wie es sie zu Tausenden gab.

»Schnell«, sagte mein Begleiter und hielt mir die Beifahrertür auf wie ein Kavalier. »Steig ein!«

Merkwürdigerweise dachte ich in diesem Moment an die Botschaft, die meine Eltern mir einst eingetrichtert hatten: »Steig nie zu Fremden ins Auto!«

Aber damals war ich ein Kind gewesen. Jetzt war ich erwachsen und konnte selbst auf mich aufpassen. Der Regen wurde stärker und der Fremde ungeduldiger. Das waren zwei gute Gründe, die Ermahnungen, die ich als kleines Mädchen bekommen hatte, in den Wind zu schießen.

»Na los, worauf wartest du?«, raunte der edle Samariter.

Ich stieg ein und hatte zum ersten Mal, seit ich von zu Hause weggelaufen war, wieder ein Dach über dem Kopf – auch wenn es nur das Dach eines Autos war.

Der schöne Mann lief um den Wagen herum und stieg auf der Fahrerseite ein, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und rieb sich die Hände trocken.

»Ich danke Ihnen«, sagte ich. »Es tut mir leid, dass Sie wegen mir …«

Er winkte ab. »Schon gut! Ich kann dich ja nicht da draußen im Regen sitzen lassen und zuschauen, wie du eine Erkältung bekommst.« Sein Lachen jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. »Das nutzt mir ja nichts.«

Schlagartig wurde mir klar, dass ich vielleicht gerade einen großen Fehler gemacht hatte. Ich verstand nicht, was er mit dem Nutzen meinte, aber ich spürte die Angst, die sich in mir aufbaute und mich regelrecht lähmte. War ich gerade buchstäblich vom Regen in die Traufe geraten? Cliff wollte mich fertigmachen, und ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was mein edler Retter mit mir im Sinn hatte. Ich wollte dem Impuls folgen, die Tür aufzureißen und aus dem Auto zu fliehen, doch ich konnte mich vor Angst nicht rühren.

Er startete den Wagen und grinste dabei.

»Ich heiße Kira«, sagte ich im Versuch, eine persönliche Beziehung herzustellen. In meinem früheren Leben war mir diese Methode für den Fall einer Entführung beigebracht und eingebläut worden.

Das Grinsen des Mannes wurde breiter. Er schaute mich triumphierend an, und in seinem Blick lag etwas Teuflisches.

»Ich weiß«, raunte er, und bevor ich fragen konnte, woher er meinen Namen kannte, legte er seine Hand auf die Stelle zwischen meinem Schlüsselbein und meinem Hals. Unwillkürlich kam mir der Mister-Spock-Griff aus der Star Trek-Fernsehserie in den Sinn. Während ich noch verblüfft dachte Oh, das funktioniert ja wirklich!, drückte er zu.

Es tat nicht weh. Nein, es fühlte sich an, als würde man vom höchsten Punkt einer Achterbahn rasend schnell in die Tiefe schießen. Ich spürte ein wohliges Erschlaffen aller Muskeln, und dann wurde mir schwarz vor Augen.

Kapitel 4

Eine angenehme Wärme hüllte ich mich ein, als ich wieder zu mir kam. Ich erinnerte mich an dieses Gefühl, doch mein Kopf brauchte eine Weile, um es einzuordnen.

Heißes Wasser, duftender Schaum … nur langsam setzte mein Verstand diese beiden Details so zusammen, dass ich begriff, dass ich in einer Badwanne lag. Ich registrierte außerdem, dass sich Hände an mir zu schaffen machten. Jemand wusch mich!

Es dauerte ein paar weitere Sekunden, bis die Bedeutung dieser Feststellung in mein Bewusstsein vordrang. Ich riss die Augen auf und versuchte, die fremden Hände wegzustoßen.

»Nein, bitte nicht, ich …!«

»Sei still!«, knurrte mich der Mann an, den ich für meinen Retter gehalten hatte. Sehr schnell musste ich aber erkennen, dass er mich sprichwörtlich vom Regen in die Traufe gebracht hatte.

»Ich … ich kann das allein«, stammelte ich und wollte ihm den Schwamm abnehmen, mit dem er mich wusch und dabei meinen intimsten Stellen mehr Aufmerksamkeit widmete, als mir lieb war.

»Du sollst still sein!«, fuhr er mich an. Im nächsten Augenblick quietschte ich vor Schreck, als er den Schwamm über meinem Kopf auswrang und meine Haare damit durchnässte.

»Du willst es allein machen? Gut, dann wasch dir die Haare, und zwar gründlich!«

Er drückte mir eine Shampooflasche in die Hand, und während ich noch immer zu verstehen versuchte, was passiert war und was gerade mit mir geschah, bekam ich ein »Sofort!« in einem Ton zu hören, der eher auf einen Kasernenhof als in ein Badezimmer gepasst hätte. »Das kannst du ja wohl, oder hattest du zu Hause eine Zofe, die das für dich gemacht hat?«

Warum war er nur plötzlich so böse zu mir? Warum bellte er mich regelrecht an? Er war doch immer so nett gewesen, hatte mir Geld gegeben, mich angelächelt und hatte mir sogar seinen Mantel gegeben, um mich vor dem Regen zu schützen. Wohin war dieser Kavalier verschwunden?

»Nein, ich kann das selbst«, antwortete ich und merkte, dass ich redete wie ein ängstliches kleines Mädchen. Er schaffte es nahezu mühelos, mich innerhalb kürzester Zeit vollkommen einzuschüchtern. Die Tatsache, dass ich nackt war und mich ihm dadurch noch schutzloser ausgeliefert fühlte, trug erheblich dazu bei.

Natürlich hatte es zu Hause Bedienstete gegeben, aber woher wusste er das? Wieso kannte er meinen Namen? Ich besann mich auf die Dinge, die mir für den Fall einer Entführung beigebracht worden waren. Während ich das Shampoo im Haar verteilte und eine sehr gründliche Waschung vornahm, versuchte ich die Ruhe zu bewahren und ihn in ein Gespräch zu verwickeln.

»Wie haben Sie das gemacht?«, fragte ich und legte so viel Neugierde wie nur möglich in meine Stimme, während ich gleichzeitig versuchte, das Zittern darin zu unterdrücken. Er sollte glauben, ich interessiere mich aufrichtig für ihn. Auf diese Weise konnte ich ihm vielleicht wichtige Informationen entlocken. »Dieser Griff – ich dachte, das gäbe es nur im Fernsehen.«

Er lachte leise und mit der Überheblichkeit eines Mannes, der alles unter Kontrolle hatte und sich auf der absolut sicheren Seite glaubte.

»Das lernt man in dem Job, den ich gemacht habe.«

»Was für ein Job war das denn? Ganz sicher nicht bei einer Versicherung, oder?«

Wenn es mir gelang, die Stimmung zwischen uns mit ein paar kleinen Scherzen aufzulockern, konnte ich ihn vielleicht in Sicherheit wiegen und ihn dazu bringen, mehr preiszugeben, als er eigentlich wollte.

»Ich habe meinem Land und den Menschen gedient.«

»Oh, Sie waren Soldat?«

Wieder lachte er, doch diesmal klang es bitter und zynisch.

»Nein, ich habe auf der Seite von Recht und Gesetz gearbeitet.«

»Sie sind Polizist?«

»So ähnlich. Ich war bei einer Spezialeinheit.«

»Wow!« Ich schaute ihn staunend und mit großen Kulleraugen an. Ich wusste genau, welche Wirkung das auf Männer hatte. Es war wichtig, seinen Beschützerinstinkt zu wecken. Noch war mir nicht klar, ob er mich entführt oder nur in Sicherheit gebracht hatte, aber sein Verhalten ließ vermuten, dass seine Absichten keine guten waren. »Und da haben Sie diesen Griff gelernt?«

»Keine Angst«, entgegnete er mit einem Grinsen. »Der ist völlig ungefährlich. In ein, zwei Stunden hast du dich wieder vollständig erholt. Du warst nur für eine Weile bewusstlos.«

»Wie lange?«

»Etwas mehr als eine halbe Stunde.«

Ich nickte und murmelte ein leises »Okay«. In meinem Kopf ratterten die Zahnrädchen. Wenn er mich auf diese Weise betäubt, hierher gebracht, ausgezogen und in die Wanne gesteckt hatte, die er vorher noch einlaufen lassen musste, konnte ich nicht allzu weit von der Kirche in der High Street entfernt sein … Das war eine wichtige Information, und ganz offensichtlich war ich recht gut darin, ihn ein wenig zu umgarnen, denn er schien keine Bedenken zu haben, mir alles zu erzählen, was ich wissen wollte. Dass er dabei häufiger auf meine Brüste und meine Nippel starrte, die wie kleine kuppelförmige Inseln aus dem schaumigen Badewasser herausragten, trug sicherlich dazu bei, dass er unvorsichtig wurde.

Meine Haare auszuspülen tat ebenso gut wie das Bad selbst. Es war lange her, seit ich zum letzten Mal Gelegenheit gehabt hatte, mich von Kopf bis Fuß zu waschen. Das Gefühl, den Schmutz und Staub von Tagen und Wochen endlich loszuwerden, war unbeschreiblich. Wäre da nicht diese dunkle Ahnung gewesen, dass mich mein Gastgeber nicht aus reiner Nächstenliebe badete, hätte ich es noch mehr genießen können.

»Und jetzt haben wir genug geredet«, knurrte er plötzlich. Mist, er hatte wohl mein Vorhaben durchschaut. Schlagartig wurde mir im angenehm warmen Wasser kalt vor Angst. »Steh auf! Wasch dir den Arsch und die Möse!«

Als ich nicht sofort reagierte, wurde sein Ton noch sehr viel schärfer.

»Wird’s bald?«

Obwohl mir klar war, dass er mich zwangsläufig bereits nackt gesehen hatte, empfand ich Scham und Scheu, mich ihm so zu präsentieren. Meine Hemmschwelle war so groß, dass ich zitterte, als ich mich langsam aus dem Wasser erhob.

»Na, komm schon, Kira!« Sein spöttisches Feixen gefiel mir nicht. Es strotzte vor Boshaftigkeit und Niedertracht. »Erzähl mir nicht, es wäre das erste Mal, dass du dich einem Mann nackt zeigst.«

Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss.

»Du bist doch eine von diesen hübschen, verwöhnten Gören aus reichem Haus, die glauben, ihnen gehört die Welt und sie müssten nur ein bisschen mit dem Arsch und den Tittchen wackeln, damit ihnen alle Männer zu Füßen liegen!«

Jedes seiner Worte tat weh. Noch nie zuvor in meinem Leben hatte es jemand gewagt, so mit zu reden. Zwar hatte ich auf der Straße einiges zu hören bekommen, aber dieser Mann setzte wohl alles daran, mich vollständig zu erniedrigen.

Nicht weinen! Zeig ihm bloß keine Tränen!, ermahnte ich mich in Gedanken, und ich biss so tapfer wie möglich die Zähne zusammen. Trotzdem konnte ich nicht vermeiden, dass mir ein trotziges »Gar nicht wahr!« über die Lippen kam. Mein unheimlicher Gastgeber lachte.

»Oh, sieh mal einer an, die junge Dame zeigt sich widerborstig.« Er rieb sich die Hände – eine Geste, die mir in dieser Situation noch mehr Furcht einflößte, als ich ohnehin schon hatte. »Das macht das Ganze noch viel reizvoller.«

Ich stand aufrecht in der Wanne, und er betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Als ich versuchte, meine Brüste mit dem Arm und meine Muschi mit der Hand zu bedecken, gab er mir zu verstehen, ich solle das lassen, da er sonst … Er führte den Satz nicht zu Ende, aber das war auch nicht nötig. Ich wollte dieses »sonst« auf gar keinen Fall herausfinden.

Ich ließ meine Arme sinken und schloss die Augen, um nicht sehen zu müssen, wie er mich anglotzte. Ich konnte seine gierigen und geilen Blicke auf meiner Haut spüren, und sie taten mir weh.

»Hübsch«, murmelte er. »Sehr hübsch.«

Die ersten Tränen wollten mir in die Augen treten, doch ich hielt sie tapfer zurück. Nein, diese Blöße wollte ich mir auf keinen Fall vor diesem Kerl geben. Die Worte »Bitte tun Sie mir nicht weh!« lagen mir auf der Zunge, aber es gelang mir, sie zurückzuhalten.

»Umdrehen!«, befahl er. »Zeig mir deinen Arsch!«

Was blieb mir anderes übrig? Langsam und vorsichtig, um nicht in der Wanne auszurutschen, drehte ich mich um und präsentierte ihm meine Kehrseite.

»Sehr schön!« Das leise Keuchen in seiner Stimme gefiel mir nicht. Mein Anblick machte ihn offenbar geil, was ich unter anderen Umständen als Kompliment empfunden hätte. »Und jetzt zieh die Backen auseinander.«

»Wie bitte?« Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Es konnte doch nicht wahr sein, dass er gerade wirklich so etwas von mir verlangt hatte!

Mehr vor Schreck als vor Schmerz schrie ich auf, als er mir mit der flachen Hand auf den Po schlug und seine Forderung mit einem »Na los, mach schon!« unterstrich. Einen zweiten, diesmal festeren Schlag bekam ich, als ich noch immer nicht reagieren konnte. Meine Hinterbacken brannten. Dieser Kerl hatte eine sehr deutliche Handschrift, die ich sicher noch eine ganze Weile spüren würde.

Glücklicherweise konnte er nicht sehen, dass mein Gesicht vor Scham puterrot war, als ich endlich seiner Aufforderung nachkam. Ich hatte keine Ahnung, ob er gefährlich werden konnte und was er zu tun imstande war, wenn ich mich ihm widersetzte. Also machte ich gute Miene zum bösen Spiel, griff meine Pobacken und zog sie auseinander. Sollte er doch meinen Hintereingang betrachten, wenn es ihm Spaß machte. Solange er mir nichts antat …

»Niedlich«, sagte er mit einem rauen Lachen. »Bist du schon anal genommen worden?«

Ich schluckte. Mein Mund war so trocken wie eine Wüste. Ich schüttelte den Kopf und antwortete wahrheitsgemäß: »Nein.«

»Noch nie?« Er klang, als würde er mir nicht glauben.

»Na ja …« Wieder musste ich schlucken, bevor ich meine Hemmungen überwinden und gestehen konnte: »Einmal … mit einem Finger.«

»Aha, und welcher Kerl hat das gemacht?«

»Eine … eine Freundin«, antwortete ich und konnte das Schluchzen, das mir fast die Kehle zuschnürte, nicht mehr länger unterdrücken. Mein Peiniger lachte.

»Sieh an, eine kleine Lesbe!«

»Nein«, presste ich hervor, und es klang wie ein empörter, verzweifelter Schrei. »Es war nur … wir waren noch jung und …«

»Schon gut, schon gut«, meinte er in großzügigem Ton. »Du wirst noch viel Zeit haben, mir all das zu erzählen.«

Diese Bemerkung traf mich wie eine Ohrfeige. Viel Zeit haben? Er hatte also offenbar nicht vor, mich bald wieder gehen zu lassen. Aber hatte ich das denn erwartet?

»Und jetzt raus aus der Wanne, trockne dich ab!«

Obwohl sich in mir ein massiver Widerwille regte, gehorchte ich, um diesen unberechenbaren Kerl nicht zu provozieren und um meine Situation nicht zu verschlimmern. Ich stieg aus der Wanne und nahm das große Handtuch entgegen, das er mir reichte.

»Hören Sie«, sagte ich so gefasst und ruhig, wie ich konnte. »Ich danke Ihnen für das Bad, aber ich will Ihnen keineswegs zur Last fallen.« Die Art, wie er mich angrinste, während ich versuchte, vernünftig mit ihm zu reden, verursachte mir eine Gänsehaut. Hatte ich nicht vor ein paar Stunden noch von seiner Ausstrahlung des Bad Guy geschwärmt? Jetzt musste ich mit den Konsequenzen fertig werden. Er sah nicht nur so aus, nein, er war ein sehr böser Junge.

»Wenn Sie mir also meine Sachen geben, werde ich gehen und wir vergessen das Ganze, okay?«

Er lachte so schallend, dass es mir in den Ohren und in der Seele wehtat. Er konnte überhaupt nicht mehr aufhören zu lachen, und dabei schüttelte er ungläubig den Kopf, als hätte ich einen ganz tollen Witz gemacht.

»Deine Sachen habe ich entsorgt, Kira«, erklärte er mir schließlich, als er sich endlich einigermaßen gefangen hatte. »Oder dachtest du, ich würde dir erlauben, deine dreckigen, stinkenden Klamotten in meiner Wohnung zu tragen?«

»Aber … aber was soll ich denn anziehen?«

Er zuckte mit den Schultern, als wäre ich zu dumm, das Offensichtliche zu erkennen. »Du wirst sowieso die meiste Zeit nackt sein.«

Ich hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Vielleicht schwankte ich sogar ein bisschen, denn der Mann, der sich nun eindeutig als mein Entführer herausgestellt hatte, packte mich am Arm, um mich festzuhalten.

»Und jetzt mach uns etwas zu essen, Mädchen!«

Kapitel 5

Wenn er nur aufhören würde, mich ständig auszulachen, dachte ich. Er gab mir ständig das Gefühl, als wäre ich das dümmste und ungeschickteste Ding unter der Sonne. Als ich ihm sagte, ich könne nicht kochen, brüllte er vor Lachen und amüsierte sich darüber, dass er das schon geahnt habe. Schließlich sei ich eine verwöhnte Göre aus reichem Hause, die erst noch lernen müsse, sich die Hände schmutzig zu machen.

So mühte ich mich am Herd mit dem Inhalt einer Konservendose ab und versuchte, ihm und mir Ravioli zuzubereiten. Tatsächlich ließ er mich all das völlig nackt tun, und ich war die ganze Zeit seinen Blicken preisgegeben. Jeder Versuch, meinem natürlichen Instinkt zu folgen und wenigstens meine Brüste und meine Scham mit den Händen zu bedecken, wurde von ihm unter Androhung von Strafen im Keim erstickt.

»Wie soll ich Sie ansprechen?«, fragte ich, während ich im Topf rührte und versuchte, weder zu weinen noch vor Angst zu schlottern. Immer noch glaubte ich daran, dass das Herstellen einer persönlichen Beziehung von Vorteil für mich sein würde. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wie persönlich unsere Beziehung werden würde.

»Stephen«, antwortete er knapp. »In erster Linie wirst du mich Sir oder Herr nennen.«

Nun hatte er mir seinen Namen verraten. Das war ein gutes Zeichen … hoffte ich zumindest.