Tantrische Ebenen und Pfade - Geshe Kelsang Gyatso - E-Book

Tantrische Ebenen und Pfade E-Book

Geshe Kelsang Gyatso

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Beschreibung

Ein definitives Handbuch um den spirituellen Pfad durch die Übungen des Höchsten Yoga Tantra zu vollenden. Eigentliches Tantra, auch bekannt als "Geheimes Mantra" oder "Vajrayana", ist eine besondere Methode, die von Buddha gelehrt wird, um unsere Welt, unser Selbst, unsere Vergnügungen und unsere Handlungen zu reinigen. Obwohl es ein großes Interesse an Tantra gibt, verstehen nur sehr wenige Menschen seine wahre Bedeutung. Dieses Buch stellt einen bedeutenden Meilenstein bei der Enthüllung der tiefen Geheimnisse des Tantra für die moderne Welt dar. Ausgehend von seiner eigenen Erfahrung und den Werken von Je Tsongkhapa und anderen großen Yogis präsentiert Geshe Kelsang einen maßgeblichen und umfassenden Leitfaden zu den vier Klassen des Tantra im Allgemeinen und zu den Erzeugungs- und Vollendungsstufen des Höchsten Yoga-Tantra im Besonderen. "Der Vajrayana-Pfad ist wie ein Fahrzeug, das uns direkt zu unserem endgültigen Ziel bringt, und die gemeinsamen Pfade sind wie die Straße, auf der das Fahrzeug fährt. Um die größte Essenz aus diesem kostbaren menschlichen Leben zu gewinnen, das Erlangen der vollen Erleuchtung, müssen wir uns daher zuerst in den gemeinsamen Pfaden des Lamrim und dann in den außergewöhnlichen Vajrayana-Pfaden schulen." Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche

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Tantrische Ebenen

Über den Autor

Der Ehrwürdige Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche ist ein vollkommen verwirklichter Meditationsmeister und international bekannter Lehrer des Buddhismus, der den Weg für die Einführung des modernen Buddhismus in unsere heutige Zeit bereitet hat. Er ist der Autor von 22 hoch angesehenen Büchern, die die alte Weisheit des Buddhismus in unsere moderne Welt übertragen. Des Weiteren ist er der Gründer von über 1.200 Zentren und Gruppen des Kadampa Buddhismus auf der ganzen Welt.

Kadampa Tempel für den Weltfrieden

Am Manjushri Kadampa Meditationszentrum (Ulverston, England)

Einer der vielen Tempel, die vom Autor errichtet wurden. 

Das Internationale Tempelprojekt wurde vom Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche mit dem Ziel ins Leben gerufen, den buddhistischen Glauben und die Praxis der Neuen Kadampa Tradition öffentlich zugänglich zu machen und eine zeitgemäße buddhistische Praxis durch den Dienst an der Allgemeinheit zu veranschaulichen. 

Dies wird durch den Bau traditioneller und nichttraditioneller Tempel, Meditationszentren und Retreatzentren erreicht, sowie durch den Betrieb von Kadampa Schulen, Weltfriedenscafes und dem Tharpa Verlag.

Auch vom Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche

Allumfassendes Mitgefühl

Einführung in den Buddhismus

Das neue Meditationshandbuch

Herzjuwel

Acht Schritte zum Glück

Freudvoller Weg

Sinnvoll zu betrachten

Verwandle dein Leben

Das klare Licht der Glückseligkeit

Führer ins Dakiniland

Mahamudra Tantra

Moderner Buddhismus

Das neue Herz der Weisheit

Wie wir den Geist verstehen

Wie wir unsere menschlichen Probleme lösen

Sinnvoll leben, freudvoll sterben

Das Bodhisattva Gelübde

Der vom Tharpa Verlag erzielte Erlös aus

dem Verkauf dieses Buches fließt gemäß den

Richtlinien in Ein Geldhandbuch in den NKT-IKBU

Internationalen Tempelprojekt Fonds in Deutschland

(eingetragen unter: VR 33517 B) - ein buddhistischer

Geshe Kelsang Gyatso

Tantrische Ebenen und Pfade

WIE WIR IN DEN VAJRAYANAPFAD EINTRETEN, AUF IHM FORTSCHREITEN UND

Originaltitel: Tantric Grounds and Paths

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Reproduktion ist unzulässig, außer zur Verwendung kurzer Passagen für privates Studium, Forschung und Buchbesprechungen.

Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Herausgeber:

Tharpa Verlag Deutschland, ein Teil des

Dipankara Kadampa-Meditationszentrum e.V. (VR 33517 B)

Mittelbruchzeile 109

13409 Berlin

Erste Auflage 2015

© Deutsche Übersetzung

Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche und

Neue Kadampa Tradition –

Internationale Union des Kadampa Buddhismus 2015

Satz: Tharpa Verlag Deutschland

ISBN: 978 390854308 4 - Broschur

ISBN: 978 390854331 2 - ePub

ISBN: 978 390854375 6 - Kindle

Inhalt

Abbildungen

Danksagung

Einleitung

Die niederen Tantras

Das Höchste Yoga Tantra

Erzeugungsstufe

Isolierter Körper

Isolierte Rede und Isolierter Geist

Illusorischer Körper, klares Licht und Vereinigung

Die Endergebnisse

Widmung

Anhang I ­ Die zusammengefasste Bedeutung des Textes

Anhang II ­ Die vorbereitenden Übungen

Befreiendes Gebet

Ein Handbuch für die tägliche Praxis der Bodhisattva Gelübde und der tantrischen Gelübde

Große Befreiung der Mutter

Große Befreiung des Vaters

Eine Erklärung der Praxis

Glossar

Bibliografie

Studienprogramme des Kadampa Buddhismus

Abbildungen

Die Federzeichnungen bilden die Mahamudra Überlieferungsliniengurus ab.

Vajradhara

Manjushri

Je Tsongkhapa

Togdän Jampäl Gyatso

Baso Chökyi Gyaltsän

Drubchen Dharmavajra

Gyalwa Ensäpa

Khädrub Sangye Yeshe

Panchen Losang Chökyi Gyaltsän

Drubchen Gendun Gyaltsän

Drungpa Tsöndru Gyaltsän

Könchog Gyaltsän

Panchen Losang Yeshe

Losang Trinlay

Drubwang Losang Namgyal

Kachen Yeshe Gyaltsän

Phurchog Ngawang Jampa

Panchen Palden Yeshe

Khädrub Ngawang Dorje

Ngulchu Dharmabhadra

Yangchän Drubpay Dorje

Khädrub Tendzin Tsöndru

Dorjechang Phabongkha Trinlay Gyatso

Yongdzin Dorjechang Losang Yeshe

Dorjechang Kelsang Gyatso Rinpoche (aufgenommen auf Bitten seiner vertrauensvollen Schüler)

Danksagung

Da es ein großes Interesse an der Praxis des buddhistischen Tantra gibt, brauchen wir einen umfassenden Leitfaden eines voll qualifizierten tantrischen Meisters. Das vorliegende BuchTantrische Ebenen und Pfadedes Ehrwürdigen Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche, der mit diesem Werk ein klares Handbuch für reine tantrische Praxis verfasst hat, erfüllt dieses Bedürfnis.

Tantrische Ebenen und Pfadeerläutert die Beziehung zwischen Sutra und Tantra und die Notwendigkeit, tantrische Praxis auf Sutra zu stützen. Zudem ist es ein maßgeblicher und umfassender Leitfaden zu den vier Klassen des Tantra im Allgemeinen und der Erzeugungs­- und Vollendungsstufe des Höchsten Yoga Tantra im Besonderen.

Der Autor beschreibt unmittelbar aus eigener Erfahrung alle Stufen des Pfades zur Erleuchtung. Zum ersten Mal wird in der Geschichte der buddhistischen Literatur ein solch klarer, tiefgründiger und umfassender Leitfaden veröffentlicht. Von ganzem Herzen danken wir Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche für seine unermessliche Güte, dieses Buch verfasst zu haben.

Wir danken auch all den hingebungsvollen, langjährigen Dharmaschülern, die dem Autor bei der Übersetzung ins Englische geholfen und die endgültige Druckvorlage für die Veröffentlichung vorbereitet haben.

Roy Tyson,

Administrative Director,

Manjushri Kadampa Meditation Centre,

Vajradhara

Einleitung

Damit alle Lebewesen die große Befreiung oder volle Erleuchtung erlangen können, enthüllte Buddha zwei Pfade: den allgemeinen Pfad und den außergewöhnlichen Pfad. Hier bezieht sich «Pfad» auf einen inneren Pfad oder eine spirituelle Verwirklichung, die uns zur Befreiung von Leiden oder zu dauerhaftem inneren Frieden führt. Der außergewöhnliche Pfad ist der Vajra­yanapfad. Vajrayanapfad, tantrischer Pfad und Pfad des Geheimen Mantra sind Synonyme. Sie werden in diesem Buch umfassend erläutert. Der allgemeine Pfad wird von Buddha in seinen Sutra Lehren enthüllt. Die Stufen des allgemeinen Pfades sind die einundzwanzig spirituellen Pfade, beginnend mit der Verwirklichung, sich auf den spirituellen Meister zu verlassen, bis hin zur Verwirklichung des höheren Sehens. Sie werden «Lamrim» oder die «Stufen des Pfades» genannt. Die Schulung in diesen allgemeinen Pfaden ist die Grundlage für die Praxis des Vajrayanapfades. Der Vajrayanapfad ist wie ein Fahrzeug, das uns direkt zu unserem endgültigen Ziel bringt, während die allgemeinen Pfade wie die Straße sind, auf der dieses Fahrzeug fährt. Um die größte Essenz unseres kostbaren menschlichen Lebens zu gewinnen, die Erlangung der vollen Erleuchtung, müssen wir uns deshalb zuerst in den allgemeinen Pfaden des Lamrim schulen und danach in den außergewöhnlichen Pfaden des Vajra­yana.

Die Übungen aller allgemeinen Pfade sind in einem sehr verdichteten Lamrimtext von Je Tsongkhapa enthalten, demGebet der Stufen des Pfades.Dieser Text ist der Urtext des Lamrim. Wir brauchen dazu keinen eigenen Kommentar, denn wenn wir eine vollständige Darlegung des Lamrim studieren, wie zum Beispiel inFreudvoller Wegoder inDas neue Meditationshandbuch, verstehen wir in natürlicher Weise die ganze Bedeutung dieses Urtextes.

Möchten Sie die in diesem Buch erklärten Vajrayana­pfade üben, dann sollten Sie eine Ermächtigung des Höchsten Yoga Tantra erhalten wie die Ermächtigung von Heruka oder Vajrayogini und sich in Lamrim, den Stufen des Pfades, schulen. Sie sollten dasGebet der Stufen des Pfadesauswendig lernen und es jeden Tag verbal oder in Gedanken rezitieren, während Sie sich auf seine Bedeutung konzentrieren. Wann immer Sie in diesem Buch lesen möchten, beginnen Sie bitte mit der Rezitation dieses Urtextes. Zuerst visualisieren Sie die heiligen Wesen wie folgt:

Im Raume vor mir ist der lebendige Buddha Shakyamuni, umgeben von allen Buddhas und Bodhisattvas gleich dem Vollmond inmitten von Sternen.

Dann rezitieren Sie das Gebet:

GEBET DER STUFEN DES PFADES

Der Pfad beginnt mit tiefem Vertrauen

Zum gütigen Lehrer, Quelle alles Guten.

O segne mich, damit ich dies verstehe,

Um ihm mit großer Hingabe zu folgen.

O segne mich, dass ich verstehen möge,

Die Seltenheit und Bedeutsamkeit

Dieses menschlichen Lebens mit allen Freiheiten

Und dann Tag und Nacht seinen Sinn erfasse.

Schnell wird mein Körper vergehen und sterben

So wie eine Luftblase im Wasser.

Nach dem Tod reifen die Folgen des Karmas,

So wie der Schatten dem Körper folgt.

Segne mich, dass ich durch diese Gewissheit

Und diese Erinnerung sehr achtsam bin,

Stets schädliche Handlungen vermeide

Und eine Fülle von Tugend ansammle.

Die Vergnügen Samsaras sind täuschend,

Geben keine Zufriedenheit, nur Qualen.

Bitte segne mich, damit ich aufrichtig

Die Glückseligkeit vollkommener Befreiung erstrebe.

O segne mich, dass aus diesem reinen Gedanken

Achtsamkeit und größte Vorsicht entstehen,

So dass die Wurzel der Lehre, die Pratimoksha,

Als meine essenzielle Praxis bewahrt sei.

Gleich mir ertrinken all meine gütigen Mütter

Im weiten Ozean Samsaras.

Segne mich, dass ich mich in Bodhichitta schule,

Damit ich sie bald erlösen kann.

Ohne drei Arten moralischer Disziplin

Kann ich jedoch kein Buddha werden.

O segne mich darum bitte mit der Kraft,

Den Bodhisattva Gelübden zu folgen.

Durch das Überwinden meiner Ablenkungen

Und die Analyse vollkommener Bedeutungen,

Segne mich, die Vereinigung schnell zu erlangen,

Von höherem Sehen und ruhigem Verweilen.

Wenn ich durch allgemeine Wege

Zu einem reinen Gefäß werde,

Segne mich, in das höchste Fahrzeug Vajrayana,

Die essenzielle Praxis des Glücks, einzutreten.

Die Grundlage der zwei Erlangungen

Sind heilige Gelübde und Verpflichtungen.

Segne mich, dass ich dies klar verstehe

Und sie noch höher schätze als mein Leben.

Durch beständige Praxis in vier Sitzungen,

Wie von den heiligen Lehrern erklärt,

Segne mich, dass ich beide Stufen vollende,

Welche die Essenz der Tantras sind.

Mögen alle, die mich auf dem Pfad führen,

Und meine Gefährten lange leben.

Segne mich, damit ich alle Hindernisse,

Innere und äußere, überwinden kann.

Möge ich stets vollkommene Lehrer finden

Und mich am heiligen Dharma erfreuen,

Alle Ebenen und Pfade schnell vollenden

Und den Zustand Vajradharas erlangen.

Es wird oft gesagt, dass der Pfad des Tantra dem Pfad des Sutra überlegen ist. Um aber zu verstehen, warum das so ist, müssen wir sowohl Sutra als auch Tantra genau studieren, sonst sind unsere Äußerungen über die Überlegenheit des Tantra bloß leere Worte. Wenn wir außerdem weder Sutra noch Tantra richtig studieren, wird es uns schwerfallen zu verstehen, wie die Ver­einigung von Sutra und Tantra geübt wird. Und dann besteht die große Gefahr, dass wir entweder die Praxis des Tantra ablehnen oder die Praxis des Sutra außer Acht lassen.

Die Lehren des Tantra, manchmal auch Geheimes Mantra genannt, sind die seltensten und kostbarsten Lehren Buddhas. Nur indem wir dem Pfad des Geheimen Mantra folgen, können wir Erleuchtung oder Buddhaschaft erlangen. Warum können wir die volle Erleuchtung nicht einfach durch die Praxis der Sutrapfade erreichen? Dafür gibt es zwei Hauptgründe. Der erste Grund ist, dass wir, um Buddhaschaft zu erlangen, sowohl den Wahrheitskörper als auch den Formkörper eines Buddha vollenden müssen. Obwohl Sutra Unterweisungen eine allgemeine Erklärung darüber geben, wie diese zwei Körper in Abhängigkeit von den Stufen des Pfades der Weisheit und Methode vollendet werden, erklären sie nicht genau die eigentlichen unmittelbaren, substanziellen Ursachen dieser zwei Körper. Die unmittelbare, substanzielle Ursache des Wahrheitskörpers ist das sinnklare Licht und die unmittelbare, substanzielle Ursache des Formkörpers ist der illusorische Körper. Diese werden nur im Geheimen Mantra erklärt.

Der zweite Grund, warum Sutrapfade uns nicht zur vollen Erleuchtung führen können, ist, dass Sutra Unterweisungen keine Methoden darlegen, um die sehr subtilen Behinderungen zur Allwissenheit zu überwinden, die subtilen dualistischen Erscheinungen, die mit dem Geist der weißen Erscheinung, der roten Vermehrung und der schwarzen Naherlangung verbunden sind. Diese drei Geistesarten manifestieren sich, wenn sich unsere inneren Winde während des Schlafes, des Todesprozesses oder der Vollendungsstufenmeditation im Zentralkanal auflösen. Obwohl diese Geistesarten subtile Geistesarten sind, sind sie dennoch verunreinigte Geistesarten, weil ihre Objekte – die Erscheinung des Raums durchdrungen von weißem Licht, die Erscheinung des Raums durchdrungen von rotem Licht und die Erscheinung des Raums durchdrungen von Dunkelheit – als inhärent existierend erscheinen. Diese Erscheinungen inhärenter Existenz sind subtile dualistische Erscheinungen und sehr subtile Behinderungen zur Allwissenheit. Weil Sutra Lehren nicht erklären, wie die subtilen Geistesarten der weißen Erscheinung, der roten Vermehrung und der schwarzen Naherlangung erkannt werden, können Sutra Bodhisattvas nicht einmal die mit ihnen verbundenen subtilen dualistischen Erscheinungen erkennen, geschweige denn sie aufgeben. Im Allgemeinen ist dualistische Erscheinung die Erscheinung für den Geist von sowohl seinem Objekt als auch inhärenter Existenz. Alle Geistesarten der Lebewesen, ausgenommen das erhabene Gewahrsein des meditativen Gleichgewichts höherer Wesen, haben diese Erscheinung.

Eine direkte Verwirklichung der Leerheit mit einem groben Geist hat nicht die Kraft, die subtilen dualis­tischen Erscheinungen zu überwinden, die mit den Geistesarten der weißen Erscheinung, der roten Vermehrung und der schwarzen Naherlangung verbunden sind. Der einzige Weg, diese subtilen dualistischen Erscheinungen aufzugeben, ist, Leerheit mit einem sehr subtilen Geist des klaren Lichts direkt zu verwirklichen. Da die Methoden, den sehr subtilen Geist des klaren Lichts zu manifestieren und zu nutzen, nur im Geheimen Mantra erläutert werden, muss jeder, der Buddhaschaft erlangen möchte, auf jeden Fall in diesen Pfad eintreten.

Es heißt, dass nur der vierte, der elfte und der letzte der eintausend Buddhas dieses glücklichen Äons das Geheime Mantra lehren werden. Bedeutet das, dass die Schüler der anderen Buddhas keine Möglichkeit haben werden, Erleuchtung zu erlangen? Wird zum Beispiel niemand unter der Führung von Buddha Maitreya Erleuchtung erlangen? Obwohl Buddha Maitreya kein Tantra lehren wird, werden viele seiner Schüler durch das Üben seiner Sutra Lehren die zehnte Sutraebene eines Bodhisattva erreichen. Dann werden die Buddhas der fünf Familien aus allen zehn Richtungen vor ihnen erscheinen, ihnen tantrische Ermächtigungen gewähren und ihnen zeigen, wie das sinnklare Licht erlangt wird, die vierte der fünf Vollendungsstufen. Indem sie über das sinnklare Licht meditieren, werden diese Bodhisattvas schließlich Buddhaschaft erlangen. Deshalb wird Buddha Maitreya trotzdem für zahllose Lebewesen den Weg zur Erlangung der Buddaschaft öffnen, obwohl er selbst nicht den Pfad des Geheimen Mantra enthüllen wird.

Buddha lehrte drei «Fahrzeuge» oder Wege, zur Erleuchtung fortzuschreiten: das Hinayana, das Paramitayana und das Vajrayana. Unter diesen ist das Vajrayana oder Fahr­zeug des Geheimen Mantra das erhabene Fahrzeug, weil es uns direkt zur Buddhaschaft führt. Üben wir die tantrische Praxis aus tiefstem Herzen, mit reiner Motivation und großem Vertrauen, dann werden wir die volle Erleuchtung leicht und schnell erlangen, ohne große Entbehrungen. Deshalb sollten wir bedenken, welch außerordentliches Glück wir haben, diese Lehren über das Geheime Mantra studieren zu können.

Manjushri

Manche Menschen sagen, dass Buddhaschaft ein unerreichbares Ziel ist, während andere meinen, dass das Geheime Mantra zu fortgeschritten ist und dass es besser sei, sich auf Sutra zu konzentrieren. Solche Vorstellungen sind heutzutage sehr verbreitet, doch dürfen sich diejenigen, die tantrische Ermächtigungen empfangen haben, nicht auf diese Weise entmutigen lassen. Geben wir den Wunsch auf, Buddhaschaft zu erlangen, weil wir denken, dass sie unerreichbar ist, begehen wir eine Hauptübertretung unserer Bodhisattva Gelübde. Undgeben wir die Absicht auf, das Geheime Mantra zu üben, weil wir denken, dass es zu schwierig ist, begehen wir eine Hauptübertretung unserer tantrischen Gelübde. Durch das Studium der Lehren der tantrischen Ebenen und Pfade, wie sie in diesem Buch dargestellt sind, werden wir verstehen, wie wir Buddhaschaft erlangen können, indem wir uns auf das Geheime Mantra verlassen, und wir werden große Begeisterung für die tantrische Praxis entwickeln. In dieser Weise sind wir davor geschützt, unsere Bodhisattva- und tantrischen Gelübde zu brechen.

Vielleicht fragen wir uns, warum Buddha die Sutrapfade überhaupt gelehrt hat, wenn das Geheime Mantra der direkte Pfad zur Buddhaschaft ist. Der Grund ist, dass Sutra die Grundlage für Tantra ist. Tantra ist wie ein Flugzeug, das uns direkt zur Buddhaschaft bringt, Sutra aber ist wie die Startbahn. Ohne Startbahn kann ein Flugzeug nicht starten und ohne die Grundlage des Sutra können wir keine authentische Erfahrung des Geheimen Mantra machen. Deshalb müssen diejenigen, die Buddhaschaft erlangen möchten, die Vereinigung von Sutra und Tantra üben.

Wir müssen alle Pfade zur Buddhaschaft vollenden, um ein voll erleuchtetes Wesen zu werden. Im Allgemeinen gibt es zwei Arten von Pfad: äußere Pfade und innere Pfade. Äußere Pfade können wir verstehen, wenn wir Landkarten oder Ähnliches zu Rate ziehen, doch sie helfen uns nicht Befreiung zu erlangen. Selbst wenn wir in einem Raumschiff bis ans Ende des Universums reisen würden, niemals würden wir Befreiung erreichen. Die einzige Methode, Befreiung zu erlangen, ist, dass wir ­richtigen inneren Pfaden folgen, die nur im Dharma erläutert werden.

Buddhas haben zehn besondere Eigenschaften, die fühlende Wesen nicht besitzen. Sie werden die «zehn Kräfte» genannt und eine davon ist die Kraft, die alle Pfade kennt. Buddhas kennen alle inneren Pfade und wissen, wo sie hinführen. Aus großem Mitgefühl zeigen sie den Lebewesen, wie sie zwischen richtigen und falschen Pfaden unterscheiden können. Hätten Buddhas keinen Dharma gelehrt, wüssten wir nichts von den Pfaden, die zur Befreiung führen, und aufgrund unserer Vertrautheit mit dem Festhalten am Selbst würden wir ohne jede Hoffnung auf Befreiung ewig in Samsara wandern. Seit anfangsloser Zeit sind wir falschen Pfaden gefolgt. Doch jetzt haben wir dank Buddha Shakyamunis Güte die Möglichkeit, eine vollständige Darlegung der spirituellen Pfade zur Befreiung und vollen Erleuchtung zu studieren.

Es gibt zwei Arten von innerem Pfad: weltliche innere Pfade und überweltliche innere Pfade. Weltliche innere Pfade führen uns tiefer in Samsara hinein, überweltliche innere Pfade führen uns jedoch zur Befreiung und Erleuchtung. Es gibt zwei Arten weltlicher Pfade: tugendhafte weltliche Pfade und nichttugendhafte weltliche Pfade. Tugendhafte weltliche Pfade sind tugendhafte Handlungen, die zu einer Wiedergeburt als Mensch, Halbgott oder Gott führen. Nichttugendhafte weltliche Pfade sind nichttugendhafte Handlungen, die zu einer Wiedergeburt als Tier, hungriger Geist oder Höllenwesen führen. Ausführliche Erklärungen zu den weltlichen Pfaden finden wir in Buddhas Lehren über Karma und die zwölf in abhängiger Beziehung stehenden Glieder.

Überweltliche Pfade sind tugendhafte Geistesarten, die zur Befreiung und Erleuchtung führen. Was die überweltlichen Pfade betrifft, sind Pfad, Ebene, ­spirituelles Fahrzeug und erhabenes Gewahrsein Synonyme. Spiri­tueller Pfad wird als ein erhabenes Gewahrsein definiert, das mit nichtgeschaffener Entsagung verbunden ist. Es gibt zwei Arten von spirituellem Pfad: Hinayanapfade und Mahayanapfade. Es gibt fünf Hinayanapfade: die Hinayanapfade der Ansammlung, der Vorbereitung, des Sehens, der Meditation und des Nicht­-mehr-­Lernens. Hinayanapfade führen zur kleinen Erleuchtung eines Hörers oder zur mittleren Erleuchtung eines Alleinigen Eroberers. Es gibt auch fünf Mahayanapfade: die Maha­yanapfade der Ansammlung, der Vorbereitung, des Sehens, der Meditation und des Nicht­-mehr-­Lernens. Mahayanapfade führen zur vollkommenen Erleuchtung eines Buddha.

Spirituelle Ebene wird als eine klare Verwirklichung definiert, die die Grundlage vieler guter Eigenschaften ist. Wie bei den spirituellen Pfaden gibt es auch zwei Arten spiritueller Ebenen: Hinayana Ebenen und Mahayana Ebenen. Es gibt acht Hinayana Ebenen, die alle in den fünf Hinayanapfaden enthalten sind. Es gibt auch zehn Mahayana Ebenen, die alle in den fünf Mahayanapfaden enthalten sind. So wie die Erde die Grundlage des Wachstums der Pflanzen, Bäume, Früchte und so weiter ist, so sind Hinayana Ebenen die Grundlage der Entwicklung guter Hinayana Eigenschaften und die Mahayana Ebenen sind die Grundlage der Entwicklung guter Mahayana Eigenschaften.

Spirituelles Fahrzeug wird als ein erhabenes Gewahr­sein definiert, das uns zu unserem endgültigen spirituellen Ziel führt. Es gibt zwei Arten von spirituellem Fahrzeug: das Hinayana oder Kleine Fahrzeug und das Mahayana oder Große Fahrzeug. Das Mahayana wird aufgeteilt in das Paramitayana oder Vollendungsfahrzeug und das Vajrayana oder Vajrafahrzeug. Die ersten vier der fünf Pfade werden «fortschreitende Pfade» oder «fortschreitende Fahrzeuge» genannt, weil sie uns zu unserem endgültigen spirituellen Ziel führen. Der fünfte Pfad, der Pfad des Nicht-mehr-Lernens, wird «resultierender Pfad» oder «Auswirkungsfahrzeug» genannt.

Erhabenes Gewahrsein wird als eine spirituelle Verwirklichung definiert, die die Natur ihres Hauptobjekts auf vollkommene Weise kennt. Alle spirituellen Pfade sind erhabene Gewahrseinsarten. Erhabenes Gewahrsein unterscheidet sich insofern von Weisheit, als Weisheit ihr Objekt notwendigerweise durch eigene Kraft verwirklicht, während erhabenes Gewahrsein sein Objekt durch die Kraft eines anderen Geistes verwirklichen kann. Bodhi­chitta ist zum Beispiel ein erhabenes Gewahrsein, aber keine Weisheit. Bodhichitta kennt die Natur seines Haupt­objekts, Erleuchtung, doch geschieht dies eher durch die Kraft des begleitenden geistigen Faktors Weisheit als durch eigene Kraft. Ebenso sind andere geistige Faktoren, die mit Bodhichitta verbunden sind, wie Konzentration, Absicht und Gefühl, ebenfalls erhabene Gewahrseinsarten, aber keine Weisheiten.

Deswegen ist Bodhichitta gleichzeitig ein Pfad, eine Ebene, ein spirituelles Fahrzeug und ein erhabenes Gewahrsein. Aus der Sicht, dass er zur Erleuchtung führt, ist er ein Pfad. Aus der Sicht, dass er die Grundlage von vielen guten Eigenschaften des Mahayana ist, ist er eine Ebene. Aus der Sicht, dass er das Mittel ist, um zur Erleuchtung voranzuschreiten, ist er ein Fahrzeug. Und aus Sicht seines Wissens und seiner Art, sein Objekt zu verstehen, ist er ein erhabenes Gewahrsein.

Da Lebewesen unterschiedliche Neigungen und geistige Fähigkeiten haben, lehrte Buddha Shakyamuni drei Fahrzeuge: das Hinayana, das Paramitayana und das Vajrayana. Für diejenigen mit begrenztem Bestreben, die sich hauptsächlich um ihre eigene Erlösung von Leiden kümmern, lehrte Buddha das Hinayana. Die Hina­yanisten sind sich der Fehler der Anhaftung sehr bewusst und sehen Anhaftung als Hauptobjekt, das aufzugeben ist. Deshalb wird das Hinayana manchmal «Fahrzeug der Trennung von Anhaftung» genannt. Um Anhaftung vorübergehend zu überwinden, entsagen Hinayanisten ihrer Familie, ihrem Heim und so weiter, ziehen sich an einen einsamen Ort zurück und meditieren über Unattraktivität. Und um Anhaftung vollständig aufzugeben, meditieren sie über Leerheit.

Für diejenigen, die vom weiten Pfad angezogen werden, lehrte Buddha das Paramitayana, in dem er die sechs Vollkommenheiten und die zehn Bodhisattva Ebenen erläuterte. Die Hauptobjekte, die von Bodhisattvas aufzugeben sind, sind die Behinderungen zur Allwissenheit. Bodhisattvas fürchten sich nicht vor Anhaftung, denn sie wissen, wie sie diese in den spirituellen Pfad umwandeln können. So wie Bauern unreine Substanzen wie Kuhmist als Dünger nutzen, um ihren Boden fruchtbar zu machen, so nutzen höhere Bodhisattvas Verblendungen wie zum Beispiel Anhaftung als Hilfsmittel auf dem Weg zur Buddhaschaft, indem sie sie durch die Kraft ihrer Weisheit und ihres Mitgefühls unschädlich machen.

Für diejenigen, die vom tiefgründigen Dharma angezogen werden, lehrte Buddha das dritte Fahrzeug, das Vajrayana. Das Vajrayana oder Fahrzeug des Geheimen Mantra wird manchmal auch «Fahrzeug der Anhaftung» genannt, denn anstatt zu versuchen, Anhaftung sofort aufzugeben, nutzen Übende dieses Fahrzeuges Anhaftung als Hilfsmittel, um spontane große Glückseligkeit zu erzeugen, mit der sie dann über Leerheit meditieren. Zudem zeigen sie sich, wenn sie schließlich Erleuchtung erlangen, in einem Aspekt als hätten sie Anhaftung, obwohl sie keine begehrende Anhaftung mehr haben; sie erscheinen als tantrische Buddhas im Aspekt von Vater und Mutter in sexueller Umarmung.

Obwohl wir durch die Praxis des Geheimen Mantra Anhaftung in den spirituellen Pfad umwandeln können, brauchen wir dazu großes Geschick, denn normalerweise stört eine sich stark entwickelnde Anhaftung automatisch unseren friedvollen Geist. Der Hauptgrund für die meisten Buddhas, das Geheime Mantra nicht darzulegen, ist die große Gefahr, dass unqualifizierte Übende dieses Fahrzeug für weltliche Vergnügen missbrauchen, und qualifizierte Übende sind in der Schülerschaft sehr selten. Buddha Shakyamuni aber ist eine Ausnahme. Durch die Kraft seiner früheren Gebete und besonderen Entschlossenheit haben seine Schüler das besondere Karma, das Geheime Mantra zu üben.

Es gibt die Vorhersage, dass die Praxis des Geheimen Mantra in dieser Welt für kurz Zeit stark aufblühen wird, wenn der Dharma Buddha Shakyamunis dabei ist zu erlöschen, so wie eine Kerzenflamme kurz vor dem Erlöschen hell aufleuchtet. Heutzutage scheint es viele Bücher über Tantra zu geben, viele Lehrer, die Tantra lehren, und viele Schüler, die versuchen Tantra zu üben. Doch nicht alle diese Bücher und Lehrer sind rein und authentisch. Deswegen wird es zunehmend wichtiger, authentische tantrische Lehren von jenen zu unterscheiden, die mit nichtbuddhistischen Lehren vermischt wurden. Wir haben außerordentlich viel Glück, den vollkommen reinen tantrischen Lehren begegnet zu sein, die von Buddha Shakyamuni über Je Tsongkhapa und vielen verwirklichten Lehrern der Neuen Kadampa Tradition überliefert wurden. Je Tsongkhapa, der eine Emanation des Weisheitsbuddha Manjushri war, klärte viele Aspekte tantrischer Praxis, die in der Vergangenheit oft missverstanden wurden. Insbesondere zeigte er, wie es möglich und in der Tat äußerst wichtig ist, die Vereinigung von Sutra und Tantra zu üben. Bevor Je Tsongkhapa erschien, dachten viele Menschen, dass das Geheime Mantra und die moralische Disziplin der Vinaya widersprüchlich seien und niemand beides zugleich praktizieren könne. Doch Je Tsongkhapa zeigte, dass die Praxis des ­Geheimen Mantra, statt mit der Vinaya im Widerspruch zu stehen, das erhabene, geschickte Mittel ist, um die Disziplin der Vinaya rein einzuhalten. Ich bin überaus glücklich diese reinen tantrischen Lehren von Je Tsongkhapa weiter­geben zu können und auch der Leser sollte sich sehr glücklich schätzen die Gelegenheit zu haben, diese Lehren zu studieren.

DIE GUTEN EIGENSCHAFTEN DES GEHEIMEN MANTRA

Je Tsongkhapa

GEHEIMES FAHRZEUG

Da Tantra die wirkliche Essenz der Lehren Buddhas ist, gleicht es einem seltenen und kostbaren Schatz. Im Allgemeinen verbergen Menschen ihren kostbarsten Besitz und zeigen ihn nur ihren engsten Verwandten und Freunden. Besäßen wir zum Beispiel einen Diamanten von unschätzbarem Wert, wäre es sehr unklug, ihn für jedermann sichtbar in ein Regal zu stellen, denn das würde nur Diebe anlocken. In gleicher Weise ist es unklug, denjenigen tantrische Lehren zu enthüllen, die keine Ermächtigungen oder kein tiefes Vertrauen in Buddhadharma haben, denn das würde viele Hindernisse hervorrufen. Deshalb sollten wir Tantra diskret praktizieren.

Das Geheime Mantra gibt es nur im Buddhismus. Obwohl es gewisse nichtbuddhistische Lehren gibt, die vordergründig dem Geheimen Mantra ähneln, sind sie in Wirklichkeit ganz anders. Außerdem ist das Geheime Mantra ausschließlich eine Mahayana Praxis und kann nur von Mahayana Praktizierenden geübt werden, die großes Vertrauen, Verdienste und Weisheit haben. Obwohl das Geheime Mantra außerordentlich kostbar und tiefgründig ist, ist es nicht für diejenigen geeignet, die diese Eigenschaften nicht haben. Vajradhara verglich das Geheime Mantra mit der Milch eines Schneelöwen. Wird diese Milch in einem goldenen Gefäß aufbewahrt, bleibt sie süß und stärkend. Wird sie aber in einem Gefäß aus einer minderwertigen Substanz aufbewahrt, wird die Milch sofort sauer. In gleicher Weise wird jemand mit geringem Vertrauen, der die tantrischen Lehren studiert und sich bemüht sie in die Praxis umzusetzen, ohne sich auf einen qualifizierten Vajrameister zu verlassen, wahrscheinlich Missverständnisse entwickeln, die zu seinem oder ihrem Schaden sind.

MANTRAFAHRZEUG

«Mantra» bedeutet «Schutz des Geistes». Durch die Kraft der Praxis des Geheimen Mantra wird unser Geist vor gewöhnlichen Erscheinungen und gewöhnlichen Vorstellungen geschützt. Dem Tantra zufolge sind gewöhnliche Erscheinungen und gewöhnliche Vorstellungen die Wurzel von Samsara und die Grundlage allen Leidens. Gewöhnliche Erscheinung ist jede Erscheinung eines unreinen Geistes und gewöhnliche Vorstellung ist jeder Geist, der sich aufgrund gewöhnlicher Erscheinung etwas vorstellt. Da Phänomene uns als gewöhnlich erscheinen und wir sie uns als gewöhnlich vorstellen, erschaffen wir verunreinigtes Karma und wandern weiterhin in Samsara. Gewöhnliche Vorstellungen sind Behinderungen zur Befreiung und gewöhnliche Erscheinungen sind Behinderungen zur Allwissenheit.

Klammern wir uns daran, eine gewöhnliche Person zu sein und denken: «Ich bin Peter», «Ich bin Sarah» und so weiter, dann entwickeln wir gewöhnliche Vorstellungen. Da wir uns an eine gewöhnliche Identität klammern, fürchten wir uns, wenn uns jemand angreift oder bekommen Angst, wenn wir kein Geld mehr haben. Würden wir jedoch gewöhnliche Vorstellungen überwinden, indem wir den göttlichen Stolz entwickeln, Heruka oder Vajrayogini zu sein, anstatt uns an eine gewöhnliche Identität zu klammern, hätten wir weder Furcht noch Angst oder irgendeinen anderen negativen Geisteszustand. Wie kann jemand Heruka schaden? Wie kann Vajrayogini kein Geld mehr haben?

Warum entwickeln wir den gewöhnlichen Gedanken, Peter oder Sarah zu sein und so weiter? Gewöhnliche Vorstellungen hängen von gewöhnlichen Erscheinungen ab. Wir sehen uns selbst aufgrund der gewöhnlichen Anhäufungen, die unserem Geist erscheinen, als gewöhnlich. Weil uns ein grober, unreiner Körper und grobe, unreine Geisteszustände erscheinen, entwickeln wir den Gedanken «Ich» und stellen uns vor, ein gewöhnliches Wesen zu sein. Handeln wir unter dem Einfluss dieser gewöhnlichen Vorstellungen, erschaffen wir verunreinigtes Karma und säen dadurch wieder die Samen für die Erscheinung eines gewöhnlichen Körpers, Geistes und einer gewöhnlichen Welt in der Zukunft. Stimmen wir diesen gewöhnlichen Erscheinungen zu und beziehen uns in einer gewöhnlichen Weise auf uns selbst und unsere Welt, werden wir diesen Kreislauf gewöhnlicher Erfahrung schlichtweg ewig fortsetzen. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, müssen wir gewöhnliche Erscheinungen überwinden, indem wir uns als eine Gottheit visualisieren, und gewöhnliche Vorstellungenüberwinden, indem wir den göttlichen Stolz erzeugen, die Gottheit zu sein. Die meisten tantrischen Pfade sind Methoden, um gewöhnliche Erscheinungen und Vorstellungen zu überwinden.

Gewöhnliche Vorstellungen sind nicht notwendigerweise Verblendungen, weil sie nicht notwendigerweise falsche Gewahrseinsarten sind, doch sie sind Behinderungen zur Befreiung. Für tantrische Praktizierende sind deshalb nicht Verblendungen die Hauptobjekte, die aufgegeben werden müssen, sondern gewöhnliche Erscheinungen und gewöhnliche Vorstellungen, denn tantrische Praxis funktioniert nicht, wenn sich diese stark manifestieren. Qualifizierte tantrische Praktizierende fürchten sich nicht vor Verblendungen. Tatsächlich erlaubt Buddha in einigen Tantras tantrischen Praktizierenden begehrende Anhaftung zu entwickeln und in anderen Tantras erlaubt er ihnen Wut und Neid zu entwickeln. Allerdings wird darüber diskutiert, ob Buddha auch erlaubt Unwissenheit zu entwickeln. Einige Gelehrte sind der Meinung, dass er dies nicht tut, weil es niemals irgendeinen Nutzen haben kann, Unwissenheit zu entwickeln. Sie vertreten die Auffassung, dass zwar Anhaftung genutzt werden kann, um Glückseligkeit zu erzeugen und dass Wut in die Kraft umgewandelt werden kann, anderen zu helfen, dass aber Unwissenheit niemals zu etwas Gutem führen kann. Andere Gelehrte wenden ein, dass Buddha, indem er erlaubt Wut und Anhaftung zu entwickeln, indirekt auch die Entwicklung von Unwissenheit erlaubt, die die Wurzel aller Verblendungen ist. Es sollte jedoch beachtet werden, dass tantrische Praktizierende Verblendungen zwar nicht als ihre Hauptobjekte betrachten, die aufgegeben werden müssen, dennoch aber die Absicht haben, diese schließlich aufzugeben. Tatsächlich verringern oder überwinden Praktizierende ihre Verblendungen automatisch, wenn sie gewöhnliche Erscheinungen und gewöhnliche Vorstellungen verringern oder aufgeben.

AUSWIRKUNGSFAHRZEUG

Hier bezieht sich «Auswirkung» auf die vier endgültigen Auswirkungen der spirituellen Praxis: die reine Umgebung eines Buddha, den reinen Körper eines Buddha, die reinen Vergnügen eines Buddha und die reinen Taten eines Buddha. Sie werden auch «die vier vollkommenen Reinheiten» genannt. Das Geheime Mantra wird das «Auswirkungsfahrzeug» genannt, weil Praktizierende diese vier vollkommenen Reinheiten in den spirituellen Pfad bringen. Üben wir zum Beispiel das Vajrayogini Tantra, dann bringen wir die reine Umgebung eines Buddha in den spirituellen Pfad, indem wir unsere Umgebung als Vajrayoginis Mandala visualisieren. Wir bringen den reinen Körper eines Buddha in den Pfad, indem wir unseren Körper als Vajrayoginis Körper visualisieren. Wir bringen die reinen Vergnügen eines Buddha in den Pfad, indem wir uns vorstellen, dass unsere Nahrung, Getränke und so weiter Nektar sind, den wir uns selbst als Vajrayogini darbringen. Wir bringen die reinen Taten eines Buddha in den Pfad, indem wir Lebewesen helfen, während wir den göttlichen Stolz bewahren, Vajrayogini zu sein. Diese Übungen sind die schnelle Methode, die vier vollkommenen Reinheiten zu erlangen.

VAJRAFAHRZEUG

Die Hauptbedeutung des Wortes «Vajra» ist «unteilbar» oder «unzerstörbar». Das Geheime Mantra wird auch «Vajrafahrzeug» genannt, weil es Yogas der unteilbaren Methode und Weisheit enthält. Das sind Meditationen, die gleichzeitig vor allem Verdienste und Weisheit ansammeln. Dem Sutra zufolge gibt es keine einzige Konzentration, die gleichzeitig die Hauptursache für den Formkörper und Wahrheitskörper ist, doch gemäß dem Geheimem Mantra gibt es solche Arten der Konzentration. Meditieren wir zum Bespiel über die Erzeugungsstufe des Höchsten Yoga Tantra, meditiert in einer einzelnen Konzentration ein Teil des Geistes über den Körper der Gottheit, während ein anderer Teil über seine Leerheit meditiert. Die Meditation über den Gottheitskörper ist die Ursache für das Erlangen des Formkörpers und die Meditation über Leerheit ist die Ursache für das Erlangen des Wahrheitskörpers. Erreichen wir das sinnklare Licht, die vierte der fünf Vollendungsstufen, meditieren wir über die Vereinigung von Glückseligkeit und Leerheit, die die eigentliche unteilbare Methode und Weisheit ist. Diese eine Konzentration dient dazu, gleichzeitig sowohl die Ansammlung von Verdiensten als auch die Ansammlung von Weisheit zu vervollkommnen und ist auf diese Weise die Hauptursache sowohl für den Formkörper als auch den Wahrheitskörper. Aus diesen Gründen ist Vajrayana das erhabene Fahrzeug, das dem Sutrayana überlegen ist.

METHODENFAHRZEUG

Obwohl im Sutra die Stufen des Methodenpfades gelehrt werden, sind diese Methoden nicht so tiefgründig, geschickt und schnell wie diejenigen, die im Tantra erklärt werden. Die wirklich schnellen und direkten Methoden zur Erlangung der Buddhaschaft, wie zum Beispiel isolierter Körper, isolierte Rede, isolierter Geist, illusorischer Körper und klares Licht, werden nur im Geheimen Mantra gelehrt. Alle Schlüsselübungen des Sutra werden jedoch auch im Tantra erklärt. Bodhichitta zum Beispiel wird sowohl im Sutra als auch im Tantra gelehrt. Obwohl die Natur des Bodhichitta im Sutra wie im Tantra dieselbe ist, ist die Art und Weise, wie wir über Bodhichitta meditieren, im Tantra tiefgründiger. Im Tantra meditieren wir über Bodhichitta, indem wir das zukünftige Ergebnis in den Pfad bringen. In jeder tantrischen Meditationssitzung erzeugen wir zuerst Bodhichitta in der üblichen Weise. Dann jedoch stellen wir uns vor, dass wir, mit der Motivation ein Buddha zum Wohle aller Lebewesen zu werden, augenblicklich ein Buddha werden und erleuchtete Taten ausführen. In dieser Weise wird unsere Meditation über die Selbsterzeugung eine kraftvolle Methode, unseren Bodhichitta zu verbessern und das Ziel des Bodhichitta zu vollenden. Erzeugen qualifizierte tantrische Praktizierende Bodhichitta, dann wissen sie genau, was volle Erleuchtung ist, die Vereinigung von sinnklarem Licht und illusorischem Körper, und sie wissen genau, was die eigentlichen Pfade zur vollen Erleuchtung sind, isolierter Körper, isolierte Rede, isolierter Geist und so weiter. Infolgedessen ist ihr Bodhichitta Wunsch, Erleuchtung zu erlangen, sehr qualifiziert. Deswegen ist die Art und Weise, Bodhichitta gemäß Tantra zu üben, der Art und Weise, Bodhichitta gemäß Sutra zu üben, überlegen. Es gibt noch viele andere besondere tantrische Methoden, um Bodhichitta zu verbessern und zu stärken.

TANTRISCHES FAHRZEUG

Es gibt vier Arten des Tantra: Grundlagentantras, Pfadtantras, Auswirkungstantras und Schrifttantras. Unser gewöhnlicher Körper, Rede und Geist werden «Grund­lagentantra» genannt, weil sie die Grundlage sind, die durch tantrische Praxis gereinigt wird. Die Yogas der vier Klassen des Tantra, wie die Yogas mit Zeichen und der Yoga ohne Zeichen des Handlungstantra, sowie die Yogas der Erzeugungsstufe und der Vollendungsstufe des Höchsten Yoga Tantra sind Pfadtantras. Die drei Körper eines Buddha, die durch die Pfadtantras erlangt werden, sind Auswirkungstantras. Und jede Schrift, diediese drei Arten von Tantras enthüllt, ist ein Schrifttantra. Durch die Reinigung von Grundlagentantras mit Hilfe von Pfadtantras werden wir schließlich die Auswirkungstantras erlangen. Dies wird erreicht, indem wir uns auf die Schrifttantras verlassen.

InGroße Darlegung der Stufen des Geheimen Mantranennt Je Tsongkhapa sieben besondere Vorteile der Praxis des Geheimen Mantra:

(1) Wir erhalten schneller die Segnungen der Buddhas und Bodhisattvas.

(2) Wir stehen unter der Fürsorge und Anleitung unserer persönlichen Gottheit oder Yidam.

(3) Wir können uns zum Zeitpunkt unseres Todes, während des Zwischenzustands und in zukünftigen Leben an die Buddhas erinnern.

(4) Wir vervollständigen schnell die Ansammlungen von Verdiensten und Weisheit.

(5) Wir werden von allen Hindernissen befreit sein.

(6) Wir werden sowohl die allgemeinen Erlangungen vollenden – die befriedenden, vermehrenden, kontrollierenden und zornvollen Erlangungen sowie die acht großen Erlangungen – als auch die außergewöhnliche Erlangung der Vereinigung des Nicht-mehr-Lernens oder Buddhaschaft.

(7) Durch unsere täglichen körperlichen und sprachlichen Handlungen werden wir eine große Menge an Verdiensten anzusammeln.

DIE VIER KLASSEN DES TANTRA

Da es hinsichtlich der Weisheit, Verdienste und geistigen Fähigkeit viele unterschiedliche Ebenen von Praktizierenden des Geheimen Mantra gibt, lehrte Buddha vier Klassen des Tantra: Handlungstantra, Ausführungstantra, Yoga Tantra und Höchstes Yoga Tantra. Eine Art, diese vier Klassen des Tantra zu unterscheiden, ist anhand der Methoden, die sie enthüllen, um sinnliches Vergnügen in den spirituellen Pfad umzuwandeln. Die Wesen des Begierdebereichs haben starke Anhaftung an sinnliche Vergnügen wie wunderschöne Formen, angenehme Klänge, wohlduftende Gerüche, köstliche Geschmäcke und weiche oder stimulierende Tastobjekte. Genießen wir diese fünf Objekte des Begehrens, erleben wir eine gewisse Glückseligkeit. Doch leider führt diese Glückseligkeit normalerweise zu Anhaftung und ist deshalb eine Ursache für samsarische Wiedergeburt. Deshalb führt die Glückseligkeit, die gewöhnliche Wesen erleben, wenn sie mit angenehmen Sinnesobjekten in Berührung kommen, indirekt dazu, dass sie leiden. Buddha lehrte mit seinem unendlichem Geschick besondere Methoden, um weltliches Vergnügen in den spirituellen Pfad umzuwandeln, damit es, statt zu künftigem Leiden zu führen, zu einer Ursache für die endgültige Glückseligkeit der Buddha­schaft wird. Verlassen wir uns auf diese Methoden, können wir unsere natürliche Schwäche für sinnliche Vergnügen als Vorteil sehen und die fünf Objekte des Begehrens nutzen, anstatt sie aufzugeben, und dadurch unsere spirituelle Praxis anspornen.

Wie der große Mahasiddha Saraha sagte, ist den meisten Menschen dieser Welt sexuelle Glückseligkeit sehr wichtig und sie verwenden eine Menge Energie darauf, sie zu bekommen. Doch keiner weiß, wie diese Glückseligkeit in einer sinnvollen Weise erlebt und wie vermieden werden kann, dass unsere Verblendungen dadurch zunehmen. Buddha lehrte etliche Methoden, um sexuelles Vergnügen in den spirituellen Pfad umzuwandeln. Davon sind einige für diejenigen mit höheren geistigen Fähigkeiten und einige für diejenigen mit geringeren Fähigkeiten geeignet.

Jede der vier Klassen des Tantra hat ihre eigenen, besonderen Techniken, um sinnliche Glückseligkeit umzuwandeln. Erzeugen sich zum Beispiel Praktizierende des Handlungs­tantra als männliche Gottheit des Handlungstantra, wie Manjushri oder Avalokiteshvara, visualisieren sie vor sich eine wunderschöne Göttin und indem sie diese Göttin anschauen, erzeugen sie Glückseligkeit, mit der sie dann über Leerheit meditieren. Um ihre Erfahrung der Glückseligkeit, klaren Erscheinung und des göttlichen Stolzes zu verbessern, führen sie auch viele Rituale aus wie Mudras und rituelles Baden. Praktizierende des Ausführungstantra visualisieren vor sich eine wunderschöne Göttin und darüberhinaus visualisieren sie, dass diese sie verführerisch anlächelt. Auf diese Weise erzeugen sie Glückseligkeit, mit der sie dann über Leerheit meditieren. Auch sie führen Rituale aus, jedoch werden im Ausführungstantra Meditation und äußere Handlungen gleich stark betont. Praktizierende des Yoga Tantra stellen sich vor, dass sie und die Göttin sich bei den Händen halten, und meditieren mit der erzeugten Glückseligkeit über Leerheit. Führen sie die Rituale durch, betonen sie die inneren Übungen mehr als die äußeren. Praktizierende des Höchsten Yoga Tantra stellen sich vor in sexueller Umarmung mit der Göttin zu sein und wandeln dann die Glückseligkeit, die sie erzeugen, in den spirituellen Pfad um, indem sie über Leerheit meditieren. Bevor wir die Glückseligkeit der Umarmung in den ­spirituellen Pfad umwandeln können, muss uns dies mit der Glückseligkeit des Händchenhaltens gelingen und bevor uns dies gelingt, müssen wir die Glückseligkeit aus dem bloßen Anschauen einer männlichen oder weiblichen Gottheit umwandeln können. Deshalb muss jeder, der Glückseligkeit gemäß Höchstem Yoga Tantra umwandeln möchte, sich zuerst darin üben, die Glückseligkeit gemäß den drei niederen Tantras in den Pfad umzuwandeln.

Durch die Schulung, Glückseligkeit umzuwandeln, indem wir eine visualisierte Göttin anschauen, sehen wie sie lächelt, sie bei der Hand halten und sie umarmen, werden wir schließlich die Glückseligkeit des eigentlichen Geschlechtsverkehrs in den Pfad umwandeln können. Ohne Schulung in Meditation ist es aber unmöglich, sexuelle Handlungen in den spirituellen Pfad umzuwandeln. Indem sie Tantra missverstehen, geben sich manche Menschen, die keine Erfahrung in Meditation haben, sexuellem Fehlverhalten hin und behaupten große tantrische Praktizierende zu sein. Diese Menschen zerstören den Buddhadharma und säen die Ursache, in der Hölle wiedergeboren zu werden.

Wir müssen deshalb unsere eigene Kapazität beurteilen und entsprechend üben. Zuerst sollten wir, innerhalb des göttlichen Stolzes der Gottheit, versuchen die Glückseligkeit umzuwandeln, die durch das bloße Anschauen einer visualisierten männlichen oder weiblichen Gottheit entsteht. Haben wir damit einige Erfahrung gemacht, dann versuchen wir die Glückseligkeit umzuwandeln, die entsteht, wenn wir einen tatsächlichen Mann oder eine Frau anschauen. Von diesem praktischen Standpunkt aus betrachtet sind wir dann ein Übender des Handlungstantra. Danach stellen wir uns vor, dass die Gottheit uns anlächelt, und nutzen die Glückseligkeit, die entsteht, um über Leerheit zu meditieren. Gelingt uns dies, dann können wir versuchen die Glückseligkeit umzuwandeln, die entsteht, wenn wir unseren Partner anschauen, während er uns anlächelt. Schließlich können wir uns mit dem starken göttlichen Stolz einer Gottheit des Höchsten Yoga Tantra, wie Heruka oder Vajrayogini, in sexueller Umarmung mit unserem Gefährten visualisieren. Wenn wir uns als Heruka erzeugen, visualisieren wir uns unabhängig davon, ob wir ein Mann oder eine Frau sind, in Umarmung mit Vajrayogini, und wenn wir uns als Vajrayogini erzeugen, visualisieren wir uns in Umarmung mit Heruka. Können wir die Glückseligkeit beim Umarmen einer visualisierten Gefährtin umwandeln, dann können wir versuchen die Glückseligkeit des eigentlichen Geschlechtsverkehrs in den schnellen Pfad zur Buddhaschaft umzuwandeln.

Unsere Motivation für diese Übung muss Mitgefühl und Bodhichitta sein. Und erlangen wir durch irgendeine der oben genannten Methoden eine Erfahrung der Glückseligkeit, dann sollten wir sofort versuchen diese Glückseligkeit mit Leerheit zu mischen und in einsgerichteter Meditation in der Vereinigung von Glückseligkeit und Leerheit zu verweilen. Das ist die Methode, um sich im Umwandeln sinnlicher Vergnügen in den spirituellen Pfad zu schulen, was die eigentliche Essenz der Vajrayanapraxis ist. Der Erfolg in dieser Praxis hängt von der Kraft unseres Verständnisses der Leerheit und unserer Erfahrung von Glückseligkeit ab.

Das Ziel, Glückseligkeit in den Pfad umzuwandeln, wird ausführlicher im Abschnitt über das Höchste Yoga Tantra erläutert. Die Essenz der Praxis des Höchsten Yoga Tantra ist die Vereinigung von Glückseligkeit und Leerheit. Sind wir geschickt darin, Glückseligkeit in den Pfad umzuwandeln, wird es uns gelingen, unser Vergnügen an allen fünf Objekten des Begehrens in kraftvolle Ursachen für die Buddhaschaft umzuwandeln.

Die niederen Tantras

HANDLUNGSTANTRA

Buddha enthüllt die Stufen des Pfades des Handlungstantra in unterschiedlichen Schriften, vor allem inAllgemeines Geheimes Tantra,Ausgezeichnetes Gründungs­tantra,Das von Subahu erbetene TantraundTantra des Konzentrationskontinuums. Diese vier Schriften sind die Wurzeltantras des Handlungstantra. InAllgemeines Geheimes Tantraerläutert Buddha dreitausendachhundert Arten von Mandalas des Handlungstantra. InAusgezeichnetes Gründungstantraerläutert er, wie über die zornvolle Gottheit Susiddhi meditiert wird. InVon Subahu erbetenes Tantraerläutert er, wie Annäherungsretreats im Handlungstantra durchgeführt und wie befriedende, vermehrende, kontrollierende und zornvolle Handlungen vollendet werden. Und imTantra des Konzentrationskontinuumserläutert er die vier Arten von Konzentration des Handlungstantra. Zusätzlich zu diesen vier Wurzeltantras gibt es viele Zweigtantras und tantrische Kommentare.

Togdän Jampäl Gyatso

InGroße Darlegung der Stufen des Geheimen Mantrastellt Je Tsongkhapa die Stufen des Pfades des Handlungstantra in vier Teilen vor: Ermächtigungen, Gelübde und Verpflichtungen, Annäherungsretreats sowie allgemeine und außergewöhnliche Erlangungen. Obwohl die Übungen des Handlungstantra sehr umfangreich sind, fasstJe Tsongkhapa sie in diese vier Teile zusammen und macht sie dadurch leicht verständlich. Da Je Tsongkhapas Darlegung so klar und praktisch ist, stützt sich mein Kommentar hauptsächlich auf seine Gliederung.

Das Handlungstantra wird nun in sechs Teilen erklärt:

1. Ermächtigungen erhalten, die Methode, mit der wir unser geistiges Kontinuum zur Reife bringen

2. Die Gelübde und Verpflichtungen einhalten

3. Ein Annäherungsretreat durchführen, die Methode, um Verwirklichungen zu erlangen

4. Wie die allgemeinen und außerwöhnlichen Erlangungen vollendet werden, nachdem wir Erfahrung in den vier Konzentrationen haben

5. Wie wir in Abhängigkeit vom Handlungstantra durch die Ebenen und Pfade fortschreiten

6. Die Familien der Gottheiten des Handlungstantra

ERMÄCHTIGUNGEN ERHALTEN, DIE METHODE, MIT DER WIR UNSER GEISTIGES KONTINUUM ZUR REIFE BRINGEN

Wir müssen eine Ermächtigung erhalten, um das Handlungs­tantra zu üben. Die Ermächtigungen des Handlungstantra sind viel einfacher als die Ermächtigungen des Höchsten Yoga Tantra und bestehen hauptsächlich aus einer Wasser-Ermächtigung und einer Kronen-Ermächtigung. In diesen Ermächtigungen gewährt der Vajrameister dem Körper und Geist der Schüler besondere Segnungen mit heiligem Wasser aus einer Vase und mit einer Krone, um ihre Samen der Stufen des Pfades des Handlungstantra reifen zu lassen.

DIE GELÜBDE UND VERPFLICHTUNGEN EINHALTEN

Da es im Handlungstantra keine Ermächtigung des spirituellen Meisters des Vajrayana gibt, ist keine Grundlagevorhanden, um tantrische Gelübde zu gewähren. Die Bodhisattva Gelübde werden aber gewährt. Auch gibt es in den Ermächtigungen einige Verpflichtungen, die sich jeweils in Abhängigkeit von der Familie der Gottheit unterscheiden.

EIN ANNÄHERUNGSRETREAT DURCHFÜHREN, DIE METHODE, UM VERWIRKLICHUNGEN ZU ERLANGEN