Tao-te-King - Lao Tse - E-Book

Tao-te-King E-Book

Lao Tse

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das ›Tao-te-King‹ von Lao Tse, das Buch vom rechten Sinn und Weg, dürfte nach der Bibel das am weitesten verbreitete und meistübersetzte Buch sein. Die Alternativbewegung könnte bei Lao Tse manche Anregung oder Bestätigung finden. Er ist geradezu der Verkünder der Maxime ›small is beautiful‹ und eines einfachen Lebens. Die Hauptlehre: Lebe nicht nach außen, sondern nach innen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 50

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Lao Tse

Tao-Te-King

Ins Deutsche übertragen von Hans J. Knospe und Odette Brändli

Mit einem Nachwort von Knut Walf

Diogenes

1

Der Weg, von dem wir sprechen können,

ist nicht der ewige Weg;

der Name, den wir nennen können,

ist nicht der ewige Name.

Das Namenlose ist der Anfang

von Himmel und Erde;

das Namentragende ist die Mutter

der zehntausend Dinge.

Wer wunschlos ist,

kann das Wunder des Weges erkennen;

wer Wünsche hat,

wird nur Scheinbares entdecken.

Diese beiden entspringen der gleichen

Quelle, aber sie tragen verschiedene

Namen. In ihrer Einheit sind sie ein

Geheimnis, ein unendliches Geheimnis –

das Tor aller Wunder.

2

Unter diesem Himmel

können alle Menschen das Schöne als schön erkennen,

denn es gibt ja auch das Hässliche;

alle Menschen können das Gute als gut erkennen,

denn es gibt ja auch das Böse.

Sein und Nichtsein erzeugen einander,

Schwieriges und Einfaches ergänzen sich,

lang und kurz gestalten einander,

hoch und tief streben zueinander,

Stimme und Klang harmonieren miteinander,

Vorderseite und Rückseite folgen einander.

Deshalb verweilt der Weise

bei allem, was er tut, im Nicht-Tun

und lehrt nicht durch Worte.

Die zehntausend Dinge gehen aus dem Weg hervor,

doch er erhebt keinen Anspruch auf Macht;

er schenkt ihnen Leben,

doch er erhebt keinen Anspruch auf Besitz;

er hilft ihnen,

doch er verlangt keinen Dank;

er vollendet sein Werk,

doch er erhebt keinen Anspruch auf Ehre.

Weil er keinen Anspruch auf Ehre erhebt,

kommt ihm stets Ehre zu.

3

Wer Menschen, die Ansehen genießen, nicht ehrt.

bewirkt, dass das Volk nicht streitet;

wer schwer zu erlangenden Gütern keinen Wert beimisst,

bewirkt, dass das Volk nicht stiehlt;

wer Begehrenswertes nicht zur Schau stellt,

bewirkt, dass die Herzen des Volkes nicht

in Verwirrung geraten.

Deshalb leert der Weise die Herzen,

wenn er das Volk regiert,

doch er füllt die Bäuche;

er schwächt den Willen,

doch er stärkt die Knochen.

Er bewirkt, dass das Volk

ohne Wissen und ohne Wünsche bleibt,

und sorgt dafür, dass die Besserwisser

sich nicht einzumischen wagen.

Verweile bei allem, was du tust, im Nicht-Tun,

und es wird Ordnung herrschen.

4

Der Weg ist wie ein leeres Gefäß,

man schöpft aus ihm,

doch er bleibt unerschöpf‌lich.

Er ist ein Abgrund,

der Ursprung der zehntausend Dinge.

Er mildert die Schärfen,

löst die Knoten,

schwächt den blendenden Glanz,

wischt den Staub fort.

Der Weg verbirgt sich,

aber er ist immer gegenwärtig.

Ich weiß nicht, woher er kommt.

Er ist das ursprüngliche Bild vom Ursprung des Himmels.

5

6

Der Geist des Tals stirbt nie.

Er ist die weiblich-ursprüngliche Mutter.

Ihr Tor ist die Wurzel

von Himmel und Erde.

Er verbirgt sich,

aber er ist immer gegenwärtig.

Man schöpft aus ihm,

doch er bleibt unerschöpf‌lich.

7

Himmel und Erde

überdauern alle Zeit.

Sie überdauern alle Zeit,

weil sie nicht um ihrer selbst willen leben.

Deshalb können sie immer leben.

Der Weise tritt zurück,

und gerade deshalb ist er so weit voraus.

Er gibt sein Selbst auf,

und gerade deshalb bleibt es erhalten.

Weil er sein Selbst vergisst,

kann er sein Selbst finden.

8

Das höchste Gute gleicht dem Wasser.

Weil Wasser den zehntausend Dingen nützt,

ohne mit ihnen zu streiten,

und selbst dahin fließt,

wo kein Mensch sein mag,

kommt es dem Weg nahe.

Beim Wohnen ist der geeignete Platz wesentlich,

beim Denken die Tiefe,

beim Umgang mit andern die Güte,

beim Reden die Ehrlichkeit,

beim Regieren die Gerechtigkeit,

beim Arbeiten das Können,

beim Handeln der richtige Zeitpunkt.

Wo kein Streit, da ist auch keine Schuld.

9

Es ist besser,

ein Glas nur halb zu füllen

und nicht bis zum Rand.

Wenn die Klinge zu scharf ist,

ist sie schnell wieder stumpf;

wenn ein Laden voller Gold und Edelsteine ist,

ist es fast unmöglich, ihn zu schützen;

wer nach Titeln und Reichtum strebt,

dem folgt das Unglück ganz von selbst.

Zieh dich zurück,

wenn die Arbeit getan ist:

Das ist der Weg des Himmels.

10

Kannst du die Gegensätze in dir

vereinigen und die Einheit umfangen, ohne loszulassen?

Kannst du dich auf deinen Atem

konzentrieren und zart werden wie ein Säugling?

Kannst du den dunklen Spiegel in dir

reinigen und ihn makellos erhalten?

Kannst du die Menschen lieben und den Staat regieren

und beim Nicht-Tun bleiben?

Wenn sich die Tore des Himmels öffnen und schließen,

kannst du dann bei der Rolle des Weiblichen verweilen?

Wenn deine Erleuchtung alles durchdringt,

kannst du dann ohne Wissen bleiben?

Der Weg schenkt den zehntausend Dingen Leben,

und er ernährt sie;

er schenkt ihnen Leben,

doch er erhebt keinen Anspruch auf Besitz;

er hilft ihnen,

doch er verlangt keinen Dank;

er ist der Meister,

doch er übt keine Macht aus.

Dies nennt man die ursprüngliche Tugend.

11

Dreißig Speichen gehören zu einer Nabe,

doch erst durch das Nichts in der Mitte

kann man sie verwenden;

man formt Ton zu einem Gefäß,

doch erst durch das Nichts im Innern

kann man es benutzen;

man macht Fenster und Türen für das Haus,

doch erst durch ihr Nichts in den

Öffnungen erhält das Haus seinen Sinn.

Somit entsteht der Gewinn

durch das, was da ist,

erst durch das, was nicht da ist.

12

Die fünf Farben machen das Auge blind;

die fünf Töne machen das Ohr taub;

die fünf Geschmacksarten machen den Gaumen unempfindlich;

Rennen und Jagen machen den Geist verrückt;

schwer zu erlangende Güter verwirren das Herz.

Deshalb ist der Weise für den Bauch

und nicht für das Auge.

Er lässt das eine

und zieht das andere vor.

13

Gnade und Ungnade sind etwas Erschreckendes;

Ehre ist wie der Körper eine Quelle vieler Sorgen.

Was heißt denn:

Gnade und Ungnade sind etwas Erschreckendes?

Wird jemandem eine Gnade erwiesen,

ist das genauso erschreckend,

wie wenn sie ihm entzogen wird.

Das heißt:

Gnade und Ungnade sind etwas Erschreckendes.

Was heißt denn:

Ehre ist wie der Körper eine Quelle vieler Sorgen?

Ich habe Sorgen, weil ich einen Körper habe.

Bin ich erst ohne Körper, wie könnte ich da Sorgen haben?

Darum:

Wer seinen Körper mehr achtet

als die Herrschaft über das Reich,

dem kann das Reich anvertraut werden.

Wer seinen Körper mehr liebt

als die Herrschaft über das Reich,

dem kann das Reich übergeben werden.

14

Schau hin, du wirst es nicht sehen –

man nennt es: unsichtbar.

Horche, du wirst es nicht hören –

man nennt es: unhörbar.

Greif danach, du wirst es nicht fassen –

man nennt es: unfassbar.

Diese drei sind unergründlich,

deshalb sind sie zu einem Einzigen miteinander verbunden.

Es strahlt nicht von oben,

und doch ist es von unten her nicht dunkel.

Wie ein unendlicher Faden

und doch nicht zu beschreiben.

Es kehrt zurück ins Nichts.

Man nennt es: die Gestalt des Gestaltlosen,

das Bild des Wesenlosen;

unvorstellbar

und jenseits aller Phantasie.

Du stehst davor, doch du siehst sein Gesicht nicht,

du folgst ihm, doch du siehst seinen Rücken nicht.

Bleib auf dem uralten Weg,

um das Reich der Gegenwart zu meistern.

Die Fähigkeit, den Anfang allen Seins zu erkennen,

nennt man den Faden, der sich durch den Weg zieht.

15

Die wegkundigen Meister der Antike

waren feinfühlig, geheimnisvoll verstehend

und zu tiefgründig, um verstanden zu werden.

Weil sie nicht verstanden wurden,

kann nur ihr Verhalten beschrieben werden:

zögernd und vorsichtig

wie Leute, die im Winter über das gefrorene Wasser gehen;

wachsam

wie Menschen, die ihre Nachbarn fürchten;

zurückhaltend

wie ein Gast;

nachgiebig

wie schmelzendes Eis;

schlicht und einfach

wie ein unbehauener Holzklotz;

weit und leer

wie ein Tal;

undurchsichtig

wie schlammiges Gewässer.

Wer kann schon ruhig warten,

bis sich der Schlamm gesetzt hat?

Wer kann das Ruhende bewegen,

bis es sich allmählich belebt?

Wer dem uralten Weg folgt,

strebt nicht nach Fülle.

Weil er ohne Fülle bleibt,

kann er zwar wie abgetragen

und doch erneuert sein.

16

Ich tue mein Äußerstes, um leer zu werden,

und versenke mich tief in die Stille.

Die zehntausend Dinge kommen und gehen,

wenn dein Selbst darauf achtet.

Sie wachsen und blühen

und kehren zu ihrem Ursprung zurück.

Zum Ursprung zurückkehren heißt: in die Stille gehen.

In die Stille gehen heißt:

zu seiner Bestimmung zurückkehren.

Zu seiner Bestimmung zurückkehren heißt: das Ewige erkennen.

Das Ewige erkennen heißt: erleuchtet sein.

Weh dem, der mit Absicht handelt,

ohne das Ewige zu erkennen!

Doch wer das Ewige erkennt und danach handelt,

dessen Tun führt zu Gerechtigkeit,

Gerechtigkeit zu einem königlichen Wesen,

das königliche Wesen zum Himmel,

der Himmel zum Weg,

der Weg zur Ewigkeit.

Auch wenn der Körper stirbt –

der Weg währt ewig.

17

18

Wird der große Weg nicht mehr benutzt,

gibt es Güte und Gerechtigkeit;

wenn die Klugheit auf‌taucht,

gibt es große Heuchelei;

wenn zwischen den sechs Verwandten Zwist herrscht,

gibt es pflichtbewusste Kinder;

wenn der Staat unwissend ist,