Tatort Mekong - Elsbeth Weckerle - E-Book

Tatort Mekong E-Book

Elsbeth Weckerle

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Beschreibung

Elli und Lausi beschließen diesmal zusammen mit Kommissar Köberle eine Reise durch Indochina zu machen. Es soll in Kambodscha losgehen und über Laos und Thailand bis nach Vietnam führen. Dabei sein muß natürlich Angkor Wat ein alter Traum von Elli, eine Schiffsreise auf dem Mekong und eine Fahrt in der Halong Bucht. Alles Ziele und Sehenswürdigkeiten die eigentlich nur faszinierend sind, nur bei all der Schönheit schleicht sich auch hier wieder das Böse ein!

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Seitenzahl: 193

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Elsbeth Weckerle

*

Tatort Mekong

oder

Auch Schönheit fordert ihren Preis

*

Aus der Reihe

Elsbeths Schwaben-Urlaubs-Krimis

Impressum

Tatort Mekong

Elsbeth Weckerle

Copyright: © 2013 Elsbeth Weckerle

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-3124-5

Die Personen, Namen und Handlungen dieses Buches sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen wäre rein zufällig und ist nicht gewollt oder beabsichtigt. Lediglich verschiedene Städte, Plätze und Örtlichkeiten in den Ländern entlang des Mekong entsprechen der Wirklichkeit!

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Vorgeschichte und Vorgedanken

Die Anreise

Ankunft in Kambodscha

Der erste richtige Urlaubstag

Immer noch in Kambodscha

Auf dem Weg nach Laos

Entlang des Mekong

Es soll aufs Schiff gehen

Von Laos nach Thailand und zurück

Endlich an Bord

Es tut sich was an Bord

Der Tag danach

Es war nicht nur ein Mord!

Zurück nach Laos

Das Ende der Schiffsreise

Ein weiterer Tag in Laos

Wasserfälle und eine Großstadt

Ab in die Halong Bucht

Zurück nach Hanoi

Der letzte Tag

Wieder in Deutschland

Alltag oder so

Noch ist nicht alles geklärt

Elvira beichtet doch noch

Der Alltag kehrt zurück

Anmerkungen

Vorgeschichte und Vorgedanken

„Hallo Elsbeth, hier ist Friedericke aus dem hohen Norden, du weißt schon wer? Ob du es glaubst oder nicht, wir kommen gerade von einer ganz tollen Reise durch Südostasien zurück und davon muß ich dir einfach erzählen. Mein guter Ehemann Rainer wird euch schon noch eine CD mit entsprechenden Aufnahmen schicken. Die müßt ihr euch sofort ansehen, damit ihr diese Reise auch schnellstmöglich bucht.“

Solch einen Anruf oder einfach eine CD mit entsprechend animierenden Aufnahmen und einem netten Begleitbrief bekomme ich in Abständen immer wieder von Friedericke und ihrem Ehemann. Beide haben wir auf einer Äthiopienreise kennengelernt und Kontakt gehalten.

Die beiden lieben es wie wir, das bedeutet mein Sohn Lausi und ich, viel zu reisen und zwar nicht nur in die allseits bekannten Gegenden der Welt, um dort am Strand zu liegen oder irgendwelche Events zu besuchen. Wir bevorzugen es, in uns unbekannten Ländern, wenn möglich abseits der üblichen Touristenströme, Land und Leute kennenzulernen.

Friedericke und Rainer haben uns gegenüber natürlich einige ganz wichtige Vorteile: Sie müssen auf niemand aus der Familie Rücksicht nehmen und sind bereits im absolut sorgenfreien, da sicher gut vorgesorgten, Nachberufsleben angekommen.

Das alles kann man von uns leider nicht so behaupten. Lausi, mein Sohn, ist in einem, wie man so landläufig sagt, wenig einträglichen, rechtsverdrehenden Beruf tätig. Ich selbst bin zwar im Ruhestand, aber ich, manchmal auch wir, habe bzw. haben eine Katzendame und einen Kater zu versorgen. Leider ist in naher und in weiterer Zukunft keine Erbschaft zu erwarten und ich bin auch nicht sehr kreditwürdig, wie mir neulich bei einem Interneteinkauf von Katzenfutter mitgeteilt wurde.

Ich bin eben nur eine ältere, meist mit meinem Sohn beschäftigte oder von ihm beschäftigte Rentnerin und wir wohnen in einem wenig vornehmen Ort in der Nähe einer Kreisstadt und dies auch noch im Einzugsbereich von Stuttgart. Also nahe bei einer Stadt, die bald mit der Realisierung von S 21 auch noch völlig den Bach runtergehen wird, sprich ebenfalls weder kreditwürdig noch überhaupt für irgend etwas würdig oder besser vertrauenswürdig ist oder dann sein wird!

Leider hat die Bahn derzeit, wenigstens recht pressewirksam in der Ferien-Sauregurkenzeit,  in Mainz jetzt gezeigt, was zu leisten sie in der Lage ist. Nur leider versteht vermutlich wieder keiner, daß es hier in Stuttgart noch viel, viel schlimmer werden wird, wenn es das nicht schon ist. Nur die engagierte Presse und die Streiter dagegen sind schon etwas müde geworden, weil zu wenig Bevölkerung, kaum Politiker und erst recht die Medien die Sache ernst nehmen.

Nach einem recht bösen Brief an diese Katzenfutterfirma bekam ich zwar eine Entschuldigung oder etwas in der Art und einen so etwas wie recht ansehnlichen Gutschein.

Das bedeutet, „unsere“ Katzen, oder das doppelte Unikum, das sich bei uns eingenistet hat, bekommt von uns tagtäglich was es will. Ich muß nur, wenn Lausi und ich außer Haus oder im Urlaub sind, dafür sorgen, daß sich jemand um sie sorgt!

Ähnlich wie bei der Katzenfutterfirma und den Bonitätsauskünften sollte es auch generell bei uns im Lande vor sich gehen. Also zuerst überprüfen und dann weitersehen, nur wie machen wir das, wenn wir hier in Deutschland demnächst zur Wahl, egal wofür, gehen sollten?

Noch etwas enger oder wie der Schwabe sagt „päber“ betrachtet ist auch hier im  Schwabenland, meiner früher so geschätzten Heimat, zwischenzeitlich alles, wie es so schön heißt:

„Blos no am Arsch!“

Bei uns im Ländle, egal ob bei Grün, Rot, Schwarz, Gelb oder bunt gemustert, gibt es nur noch Korruption, Lobbyismus oder einfach schwäbisch ausgedrückt, die gute und ach so praktische Vetterleswirtschaft mit dem uralten Motto:

Eine Hand wäscht die andere!

Es kann einem nur schlecht werden, wenn man alleine die tendenziellen Zeitungen hier aufschlägt, denn andere gibt es auch kaum mehr und sich auch nur deren Überschriften ansieht. Dann erkennt man glasklar, daß die meisten Zeitungen eigentlich nur dazu dienen, wozu man sie sogar noch vor gut sechzig Jahren in vielen Haushalten kleingeschnitten und dann auf der Toilette oder besser dem „Abort oder Aabee“ verwendet hat.

Natürlich warte ich trotz Friederickes Aufforderung nach Beeilung zuerst etwas ab. Ich sehe mir zum Mekong und zu Indochina oder Südostasien dann so einige Sendungen, die gerade im „Intelligenzfernsehen“ laufen an und informiere mich sogar im Internet mal wieder genauer über das Wichtigste. Nach eben doch längst vergangener Schulzeit und dem damals aktuellen Wissen und den damals bekannten Tatsachen kann das schließlich nicht schaden, sogar mir Besserwisserin nicht!

Bei meinen Recherchen erinnere ich mich plötzlich doch tatsächlich an meinen, seit Kindertagen verdrängten Wunsch, einmal nach Angkor Wat zu reisen, um mich dort in dieser riesigen Anlage umzusehen und mich einfach an Ort und Stelle von den sicher gewaltigen Eindrücken überwältigen zu lassen. Schon immer wollte ich einfach alles dort live erleben und genießen!

Als ich Lausi auf Indochina anspreche, kommt zuerst natürlich sein übliches: ja, ja, heraus! Dies bringt er seit einiger Zeit immer dann, wenn er angeblich mit Arbeit mehr als nur vollgeladen ist, mit welcher auch immer!

Aber da Männer kaum oder eigentlich gar nicht multitaskingfähig sind, ist es auch kein Wunder, daß mein Sohn von meinen neuen, gerade noch unterschwellig vorhandenen Reisewünschen gar nichts mitbekommt. Seine Arbeit nimmt einfach alles da oben, im etwas festeren Teil des inneren Kopfes ein!

Sein Vater hat eh nichts mit Kultur oder „so was“ am Hut, was daran liegt, daß er zwischenzeitlich wohl vor allem altersbedingt, familiengeschädigt und natürlich fremd-, freunde- und medienbeeinflußt ist und es zunehmend noch mehr wird. Er braucht derzeit den sogenannten Sport-, Aktiv- und Abenteuerurlaub, also etwas für hyperaktive, unzufriedene und sich selbst darstellende Alte!

Auch als die CD von Rainer eintrifft und Lausi und ich uns diese sogar gemeinsam ansehen, ist Lausi immer noch weit von irgendeinem Reisegedanken entfernt. Erst als ich durch einen reinen Zufall, in einer nicht regionalen Zeitung, einen sehr außergewöhnlichen Reisebericht über den Mekong finde und feststelle, daß er von Caro, unserer Journalistin, die wir auf der Antarktisreise kennengelernt haben stammt, von der wir jedoch seit Wochen nichts gehört haben, da endlich entwickelt Lausi dann doch tatsächlich Initiative.

Zuerst einmal informiert er sich in einem mehr als nur langen Telefongespräch bei Caro, vermutlich sogar unter anderem auch über die Mekongreise. Verständlicherweise ist, wie gesagt, vieles andere aber sicher bei diesem Telefonat noch viel wichtiger, denn Lausi schätzt Caro sehr, vielleicht aber doch auch mehr!

Deshalb muß ich mich anschließend nochmals bei Friedericke nach dem Reiseveranstalter ihrer Reise erkundigen, etwas das Lausi natürlich wieder vergessen hat. Verständlich bei einem so langen Telefongespräch mit Caro!

Natürlich bleibt es auch wieder mir überlassen, Infos zu den anderen unterschiedlichen Reiseveranstaltern aus dem Internet zu organisieren, die Reisen auf dem Mekong und in den angrenzenden Ländern anbieten.

Nachdem ich festgestellt habe, daß wirklich der Veranstalter von Friedericke und Rainers Reise  genau das anbietet, was ich mir so vorstelle, begebe ich mich zu unserem Lieblingsreisebüro in der nahen Kreisstadt. Dort ist unser treuer Berater Herr Mahr, der jetzt der neue Besitzer ist, in ein noch stilvolleres Haus in der absoluten Altstadt, in eine der Fußgängerzonen,  umgezogen.

Herr Mahr, zwar weltweit und reisetechnisch sehr gut informiert, kann mir dieses Mal aber über den von mir genannten Reiseveranstalter zuerst einmal nicht gar so viel sagen, da dieser vermutlich in unseren südlichen Gegenden nicht so sehr bekannt ist.

Recht schnell bekommen wir aber dann schon ein Angebot für die gewünschte Reise und als wir beide am Spätnachmittag noch bei Lausi im Büro sitzen, um dieses noch einmal, mit so allem rundherum, genauer durchzusehen, klingelt es und vor der Türe steht unser zwischenzeitlich sehr guter Freund, Kommissar Hans Köberle von der Stuttgarter Kripo.

Ihn hatten wir vor ein paar Jahren nach einem recht üblen und tödlichen Segeltauchurlaub kennengelernt und seit damals haben wir immer wieder sowohl privat wie auch „mördermäßig“, also beruflich, mit ihm zu tun. Den Kontakt haben wir einfach aufrechterhalten, weil er ein ausgesprochen netter, sympathischer und normaler Zeitgenosse ist, der außerdem auch unser immer mal wieder ganz gutes schwäbisches „Gekoche“ schätzt. Die Chemie zwischen uns hat einfach gestimmt und stimmt weiterhin!

Er braucht beim Hereinkommen in Lausis gute Stube, also in das Büro oder die Kanzlei, nur einen kurzen Blick, um in den Blättern und Prospekten auf dem Schreibtisch das zu erkennen, was Sache und damit wichtig ist. Deshalb kommt dann auch sofort:

„Nein, das haut mich ja um. Mensch Elli, Lausi, das ist genau das, was ich schon lange will, der Mekong, Angkor Wat und das ganze alte „Zeugs“ so rundherum. Wobei eine romantische Dschunkenfahrt in der Halong Bucht dann auch nicht von schlechten Eltern wäre!“

Lausi und ich starren ihn nur an und dann können wir eigentlich nur breit grinsend dem zuletzt Gesagten unseres werten Kommissars zustimmen.

„Hans wo du recht hast, hast du recht! Die Dschunkenfahrt dort in dieser berühmten und beeindruckenden Bucht darf man wirklich nicht auslassen, wenn man schon in diesen Gebieten herumreist. Ob du es glaubst oder nicht, die ist tatsächlich auch in dem Reiseverlauf, den uns der gute Herr Mahr zusammengestellt hat, mit enthalten.

Hans, wir haben eigentlich bereits alles vorgeplant, du mußt nur noch zusagen und schnell schauen, ob noch ein Platz in der Reisegruppe frei ist!

Du weißt, daß wir uns sehr freuen würden, wenn du mit dabei wärst. Lausi sicher schon deshalb, damit er mich nicht ständig alleine ertragen muß und natürlich auch, damit ihr zwei euch endlos über so vieles im rechtlich ach so beeinträchtigten Alltag auslassen könnt. Tut ihr doch so gerne!“

Wir besprechen noch einiges Weitere, wie über die Zimmer, die Preise, die zusätzlichen extra Ausflüge und natürlich sehen wir uns auch nochmals das Mekong - Schiff genauer im Internet an und suchen uns die passenden Kabinen heraus.

Hans Köberle will nun unbedingt ebenfalls an dieser Reise mit uns zusammen teilnehmen. Laut Angebot soll sie uns von Kambodscha, Laos über Thailand nach Vietnam führen und dabei sowohl eine achttägige Mekongflußfahrt beinhalten, wie auch diverse Busfahrten und Inlandflüge. Diese, von Herrn Mahr zusammengestellte Reise soll in einer Kleingruppe stattfinden, was hierbei bedeutet, daß nicht mehr als zwölf bis vierzehn Leute daran teilnehmen werden. Klingt gut, aber man weiß dabei natürlich im Voraus nie, ob man auch einen Draht zu diesen wenigen Mitreisenden finden wird. Egal aber alles besser als ganz alleine zu reisen, das ist meist viel anstrengender und viel langweiliger!

Einige Tage des Wartens vergehen und dann steht unsere Reise. Alles hat genau so funktioniert wie wir es gewünscht hatten und wir freuen uns, daß es dann Mitte-Ende Dezember losgehen soll. Lausis Vater will sich während unseres Urlaubs um unsere beiden Chaotenkatzen kümmern!

Die Anreise

An einem Samstagmorgen im Dezember müssen wir dann wirklich sehr früh aufstehen. Am Tag zuvor hatten wir noch die letzten Klamotten verstaut und ebenfalls die Cremes und sonstigen Hygieneartikel im Miniformat im Handgepäck untergebracht, so daß wir nach dem langen Flug wenigstens etwas aufgefrischter in Laos ankommen.

Da es bei uns recht winterlich ist und wir ja nicht wissen, wie unsere Deutsche Bahn sich auf der Fahrt nach Frankfurt verhalten wird, ist doch wärmere Kleidung oben drüber angesagt, vor allem da auch derzeit nie vorausgesagt werden kann, wie lange wir auf den diversen Bahnhöfen zwischen Stuttgart und Frankfurt zusätzlich herumstehen dürfen. Verspätungen gehören ja zwischenzeitlich zum festen Fahrplan und sind absolut üblich. Also ist unterwegs viel Zeit zu verlieren nichts Neues und Ungewöhnliches. Dieses Dilemma kennen die armen Bahnkunden leider, seit man an S21 und unserem bisher hervorragenden Bahnhof von „privater“ Managerseite herumpfuscht, schon zur Genüge.

Oben im Stuttgarter Hauptbahnhof, vor den Gleisen, treffen wir auf Hans Köberle. Noch recht frohgelaunt erstehen wir in der Buchhandlung dort noch drei Krimis, da Hans der Meinung ist, so was brauchten wir als Ablenkung ganz dringend, denn wir würden ja eine reine Kulturreise machen! Na, wenn er sich da nicht ganz gewaltig irrt, denn überall wo ich hinkomme, ist schließlich doch etwas noch ganz anderes los!

Los geht es auch schon gleich hinter Stuttgart! Kurz nach dem Feuerbacher Bahnhof, also noch vor Zuffenhausen bleibt unser ICE so einfach mitten in der Landschaft stehen und nichts passiert mehr.

Nach guten zehn Minuten, die Schaffner oder wer auch immer in Uniform rennen hin und her, sind aber nicht ansprechbar, da kommt endlich eine Durchsage, daß es dann doch bald weitergehen wird, allerdings etwas langsamer, man hätte jetzt einen Schaden!

Wir können eigentlich nur müde grinsen, denn wir hatten schon aus diesem Grunde der absoluten Verläßlichkeit unserer Deutschen Bahn, seit sie von diesen überaus noch tolleren Managern, hochgelobt oder herausgelobt aus ihren früheren Tätigkeiten, geführt wird, eine recht frühe Verbindung gewählt. Vorsorge ist bei dem Verein zur Zeit immer besser als Nachsorge oder man findet sich allein im Regen stehend wieder!

Nachdem sich unser Zügle oder Bimmelbähnle, denn genauso schnell fährt der ICE nun, in Bewegung gesetzt hat und man uns mitteilt, wir müssen auch noch in Mannheim umsteigen, reduziert sich damit selbst unser großzügiger Zeitrahmen ganz erheblich.

Kurz und gut, wir kommen doch noch rechtzeitig in Frankfurt an und können sogar noch kurz in der Lounge unseres Fliegers die Beine ausstrecken und einen Kaffee mit Butterhörnchen zu uns nehmen. Diesmal wollen wir nicht in der Bretterklasse fliegen, denn es soll schließlich nicht gerade ein ganz kurzer Flug werden.

Wir drei sitzen oder besser liegen in Sichtweite zueinander und unterhalten uns zuerst noch eine Zeitlang, bis wir feststellen, daß ein Schläfchen nichts Dummes ist.

Ankunft in Kambodscha

Halbwegs gut ausgeruht und satt vom guten Essen bei der ausländischen Fluglinie, landen wir in  Hanoi, also in der Hauptstadt von Vietnam, wo wir einen Zwischenaufenthalt haben.  Hanoi ist dabei nicht das Schwäbische „Ha Noi“ (Steigerung von Nein), aber es kommt schon in diese Richtung, denn der Flughafen oder besser der Transit Bereich hier ist recht düster und leicht gewöhnungsbedürftig.

Bevor ich mich darüber groß auslasse, geht es aber dann schon rasch weiter nach Siem Reap, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im demokratischen Königreich von Kambodscha. Siem Reap ist die Stadt, die nahe an der Region von Angkor liegt. Von Siem Reap aus kann man gut die Tempelanlagen von Angkor erreichen. Auch das gesamte historische Khmer-Reich wird häufig als Angkor bezeichnet

Dort, am Ausgang des Flughafens, erwartet uns ein blonder, sympathisch aussehender, hochaufgeschossener, recht junger Mann, namens Simon. Er hält ein Schild hoch, auf dem der Name unseres Reiseveranstalters steht.

Recht schnell kommen noch weitere Reisende mit ihrem Gepäck hinzu und als dann alle da sind, geht es gemeinsam zum genau vor der Türe stehenden Bus. Dort wird uns, während das Gepäck eingeladen wird, auch noch unser zusätzlicher kambodschanischer Reiseführer mit Namen Rangsey vorgestellt. Rangsey hat angeblich früher einmal in der damaligen DDR studiert und deshalb spricht er auch deutsch.  

Unterwegs auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel erhalten wir an einem Häuschen auf einem Parkplatz auch sogleich noch unsere Ausweise für die Besichtigungen der nächsten Tage in und um die Anlagen von Angkor.

Dann endlich erreichen wir das Hotel, ein zwar mehrere Stockwerke hohes, aber sehr hübsches, weißes Gebäude mit viel französisch kolonialem Charme. Im Hinterhof entdecken wir, durch riesige Glastüren hindurch, einen sehr schön angelegten Garten mit einem recht großen Pool und vielen Sitz- und Liegegelegenheiten.

Da nach der langen Reise keiner der Mitreisenden mehr große Lust auf irgend etwas hat, wird beschlossen, sich erst wieder zum Abendessen zu treffen. Bis dahin ist genügend Zeit zur freien Verfügung. Hans und wir beide beschließen, uns nach Bezug der Zimmer und einer dringend benötigten Dusche, am Pool an der Bar zu treffen.

Kaum im Zimmer angekommen, muß ich natürlich bereits Lausi mit meinen ersten Eindrücken zu unseren neuen Mitreisenden zumüllen. Aber Lausi ist meist so höflich oder so abgekämpft wie jetzt, daß er mich nicht mal zurechtweist und alles über sich ergehen läßt.

„Du, da hat es ja schon recht sonderbare Gestalten dabei, vor allem das eine ältere Paar, die scheinen gerade aus den Sechzigern und aus einer der damaligen Hippieenklaven ausgebrochen zu sein. Das Alter der beiden paßt auch genau dazu. Irgendwie scheint bei denen außer dem Alter bis heute nichts Neues dazugekommen zu sein.

Zu den anderen habe ich noch keine große Meinung. Schade daß nichts direkt junges Weibliches für dich dabei zu sein scheint, außer es kommt noch einiges hier dazu. Wenigstens gibt es diesmal noch einen weiteren alleinreisenden Herren und nicht nur allzuviel an älteren weiblichen Wesen, abgesehen von denen der beiden Paare.“

„Geliebte Mutter, halte dich jetzt aber bitte etwas zurück und warte einfach auf das Abendessen, denn da wirst du wohl das wichtigste über unsere Mitreisenden, wenigstens kurz im Überblick erfahren.“   

Am Pool treffen wir, nach einer gelungenen Auffrischung unserer Person, auf Hans Köberle, der sich in einem angeregten Gespräch mit dem älteren Herren befindet, der auch zu unseren Mitreisenden zählt. Dieser stellt sich als Richard Maier vor und kommt anscheinend aus der Umgebung von München.

Mit etwas gut gekühltem, fruchtigem Alkohol verbringen wir gemeinsam mit viel small talk die Zeit bis zum Abendessen.

In einem sehr stilvoll und behaglich eingerichteten Raum hat man für unsere Gruppe eine lange Tafel gedeckt. Als alle Platz genommen haben, bittet Simon, unser Reiseleiter, darum, daß sich doch jeder der Reihe nach kurz vorstellt. Anschließend, wenn alle einverstanden sind, können wir uns auch nur mit Vornamen anreden, denn dann ist vieles etwas einfacher!

Simon selbst beginnt mit der Vorstellung und erzählt, daß er nun seit fünf Jahren hier in Indochina arbeitet, ansonsten bei seinen Eltern in Frankfurt noch eine kleine Wohnung hat, die er jedoch immer seltener benutzt, da er einfach gerne hier unterwegs ist.

Nach ihm stellt sich unser recht großgewachsener Guide aus Kambodscha vor. Sein Name ist Rangsey, was sieben Farben bedeutet und er hat ehemals in Dresden irgend etwas mit Technik studiert. Er spricht ein sehr gutes Deutsch und hat angeblich derzeit hier in Siem Reap auch noch eine deutsche Freundin, die mit ihm eben immer wieder deutsch spricht.

Das Hippiepaar, Margot und Erwin sind beide ehemalige Buchhändler mit einem eigenen Buchgeschäft. Nun, jetzt im Ruhestand, leben sie auf einem Bauernhof irgendwo im hohen Norden bei Bremen und versuchen sich selbst mit eigenen Produkten aus Landwirtschaft und Viehzucht zu ernähren.

Das zweite, etwas ältere Paar, neben den Hippies, ist sehr elegant gekleidet, beinahe zu elegant für diese Reise. Nach den etwas verschwommenen Aussagen von beiden, hat man angeblich etwas mit Medizin zu tun, aber genaueres ist nicht zu erfahren. Selbst ich bin noch etwas zu müde, um direkt nachzufragen, wie es sonst bei mir üblich ist.

Der männliche Teil der beiden gibt sich, meiner unmaßgeblichen Meinung nach, etwas zu großartig und großspurig und sie scheint nur elegant aber nicht sehr gesprächig zu sein. Sie kommen aus der Gegend Richtung Bodensee, etwas unklar, wie alles was man von sich gibt! Den werten Namen muß er natürlich bei der Vorstellung zur Gänze anführen:

Dr. Norman und Frau Elvira Haselhof, aber anscheinend nicht mit dem bekannten David Hasselhoff aus der TV-Serie verwandt!

„Ha, ha“, mehr fällt mir dazu nicht ein!

Dann haben wir noch das jüngere Paar, Vanessa und Torsten. Er scheint sehr nett zu sein, etwas unbedarft, nett und wortkarg. Er arbeitet an einer Uni in Baden Württemberg, sie in einer Arztpraxis, wo und als was auch immer.

Vanessa hinterläßt bei mir einen leicht dümmlichen, überdrehten Eindruck, da sie ständig versucht bei Torstens Vorstellung noch etwas zu seiner Wichtigkeit dazuzusagen. Von ihr erfahren wir eigentlich nichts, vielleicht gibt es auch nichts! Aber auch ich kann mich irren!

Dann stellen sich Richard Maier als Rentner und Köberle als Beamter des Landes BW und wir beide uns als Mutter Elli im Ruhestand und Sohn Lausi als selbständig vor.

Köberle hatte zuvor gebeten nichts über seine eigentliche Tätigkeit zu sagen und ihn nur als Beamten hinzunehmen. Er hatte auf einigen seiner früheren Reisen die Erfahrung gemacht, daß schon allein das Wort Kriminalkommissar bei vielen entweder Angst oder zuviel Neugier ausgelöst hatte und deshalb wollte er einfach völlig neutral sein.

Es wird trotz der unterschiedlichen Charaktere unserer Mitreisenden ein ganz netter und sogar lustiger Abend, der jedoch aufgrund unserer Müdigkeit aber nicht ewig lange ausgedehnt wird, zumal es am nächsten Morgen schon um 8.30Uhr losgehen soll.

Es fällt vermutlich nur mir auf, daß Elvira die Arztfrau oder auch Ärztin sich plötzlich alleine mit uns in der Lobby befindet, als wir uns dort von der Gruppe verabschieden. Ebenso wie Norman fehlt dabei auch unser einheimischer Guide. Aber was soll‘s! Jeder so wie er will! Wir machen uns auf ins Heiabett!

Der erste richtige Urlaubstag

Nach einem sehr guten und ausführlichen Frühstück, zu für alle doch mehr als früher Stunde, geht es mit dem Bus nach Angkor Thom, der großen Stadt. Schon als wir vor dem Zugang dazu, auf dem Parkplatz, den Bus verlassen, stehen wir inmitten des Gewusels vieler Menschen, sowohl der einheimischen Betreiber der Marktstände am Weg, wie auch der Touristen aus den verschiedensten Winkeln der Erde. Dies ist sowohl immer wieder an den Gesichtern, der Hautfarbe, den Kleidern und natürlich der Sprache zu  erahnen.

Als erstes versuche ich, nachdem Simon sich noch mit dem Busfahrer und Rangsey unterhält, an einem der vielen Stände einen der hoffentlich hier hergestellten Sonnenhüte zu erstehen. Denn daß ich so etwas dringend brauche, ist bei diesem absolut blauen Himmel wohl verständlich.

Lausi trägt seit unserem Australienaufenthalt in unseren Urlauben stets nur noch seinen echten Crocodile Dundee Hut, während ich, je nach Landesart, mir eben jeweils einen dort hergestellten, vielleicht aber auch billigst aus China eingeführten Hut vor Ort anschaffe.

Margot und Vanessa kommen dann auch noch zu dem von mir ausgewählten Stand und kramen in den Hüten herum, während ich bereits, nach zäher Verhandlung, ich hatte mich bereits beim Einsteigen in den Bus bei Rangsey nach den üblichen Gepflogenheiten des Handelns beim Kauf von irgendwelchen Dingen erkundigt, meinen Hut vermutlich ganz günstig bekommen habe.

Die zwei Damen haben bei meinem Gelächter und dem Spaß der einheimischen Verkäuferin und deren Familie, die mich auch alle anfassen müssen, nur geschockt geschaut und dann den vollen genannten Preis bezahlt. Die ganz breit grinsenden Gesichter der Standbesitzer, als sie mir nachwinken, sagen dazu alles!

Nachdem Lausi mein grinsendes Gesicht gesehen hatte und ich von ihm einen Stoß in den Rücken bekommen hatte, nehme ich mir eben vor, meine Einkäufe in Zukunft etwas abseits dieser Gruppe zu tätigen. Vermutlich kennt von unseren Mitreisenden niemand die fast überall im Ausland üblichen Gepflogenheiten des Handelns.

„Also Elli sei vorsichtig und vermassele den Einheimischen nicht das Geschäft und den Spaß mit den Touris! Dir selbst aber auch nicht!“

Gut behütet machen wir uns nun auf, um durch das Südtor die Stadt Angkor Thom zu betreten. Der Weg dahin führt über eine alte, steinerne Brücke über den, heute noch an einigen Stellen etwa 100 m breiten, gefüllten Wassergraben, der einmal die Stadt umgeben hat. Diese Brücke oder besser dieser Damm ist rechts und links von 54 sehr großen steinernen Gestalten, die hintereinander sitzen begrenzt. Es handelt sich um Riesen, Götter und Dämonen mit sehr unterschiedlichen Gesichtern.

Die Brücke allein ist schon gigantisch aber das genau dahinter gebaute Tor selbst ist noch beeindruckender. Ein riesiges, lächelndes Gesicht, ob vom erbauenden König oder jemand anderem, schaut direkt auf uns herunter und drei weitere  Gesichter blicken in die anderen Richtungen. Dazu kann ich noch als weitere Verzierungen am Tor  Elefanten, Göttergestalten und Dämonen, die auch noch die heilige Naga Schlange halten, erkennen.

Nagas sind in der Mythologie das göttliche Schlangenvolk, halb Mensch und halb Schlange. Eine Naga kann aber auch jederzeit menschliche Gestalt annehmen und sich so unter die Menschen mischen. Die Nagas leben in unterirdischen Reichen, auch unter heiligen Bäumen und in Gewässern. Sie sind die Schutzgötter der Quellen, Brunnen und Gewässer. Sie bringen den Regen und damit die Fruchtbarkeit, aber auch die Flut und die Überschwemmung.

Schon gleich an diesem ersten Tag kommt es leider vor, daß ich unserem Guide Rangsey immer häufiger nicht lange zuhören kann. Zum einen erklärt nur er und nicht Simon uns alles und dies auch noch mit total monotoner Stimme. Dabei gibt es überall rund um mich herum immer noch so viel Beeindruckenderes zu entdecken, daß ich einfach nicht zuhören kann und manchmal auch nicht will.

Je länger er redet um so mehr geht mir sein eintöniges, etwas regional mundartig gefärbtes Deutsch und das ständige Wiederholen von irgendwelchen Zahlen, Fakten und Namen langsam auf den Geist und zuhören ist dann einfach für mich nicht mehr drin. Klingt zwar gemein, ist es aber nicht, nur ehrlich! Aber vermutlich versäume ich dabei sowieso nicht allzuviel, denn die Sinneseindrücke über die Augen sind hier einfach nur phänomenal!