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Eigentlich ist alles, also das sogenannte Dorfleben, ganz normal oder doch nicht mehr so ganz? Ein Puff und dessen Besitzer, ein Schulfreund von Elsbeth Weckerles Sohn Lausi, sorgen plötzlich für so einiges an dörflichem Klatsch und Tratsch. Als dann auch noch ein Schützenverein gründet wird und es plötzlich wieder so einiges an Toten in und um Gettlingen herum gibt, stecken die beiden Weckerles und ihr alter Freund Kommissar Köberle erneut mitten im kriminellen und mörderischen Geschehen.
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Seitenzahl: 257
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Impressum
Copyright: © 2019 Elsbeth Weckerle
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Die Personen, Namen, Orte und Handlungen dieses Buches sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen oder tatsächlichen Ereignissen wäre rein zufällig und ist nicht gewollt oder beabsichtigt.
Gute fünf Jahre sind vergangen, seit ich etwas zu unserem derzeitigen Wohnort Gettlingen aufschreiben mußte, da damals doch so einiges an viel zu viel Mörderischem in unserem Dorf geschehen war. Eigentlich sollte ich mehr als nur dankbar sein, daß sich bisher, gerade das Mörderische, aus unserer Umgebung, also diesem Dorf, das immer noch, abgesehen von einigen größeren Industrieanlagen auf der anderen Flußseite, großenteils ein Wein- und Gemüsebauernort ist, ziemlich außen vor gehalten hat und alles anscheinend, wenigstens oberflächlich gesehen, so beinahe einen normalen, täglichen Gang geht und ging.
Nur leider haben sich in der letzten Zeit gerade die Weinbauern und Bauern nun doch ebenfalls etwas außen vor gehalten und deshalb hat sich doch mehreres dahingehend auch in unserem Ort gravierend, aber nicht zum Positiven hin, geändert. Sowohl der Bauernstand wie auch die Wengerdr (Weingärtner oder Winzer) haben sich hier rundum drastisch dezimiert, nicht aber die Weinberge im Gegensatz zu den Acker- und Grünflächen.
Man hat viele der einzelnen, kleineren Weinberge und auch die vielen sonstigen, recht unterschiedlichen großen Flächen teilweise zusammengelegt und diese werden jetzt immer häufiger von einigen wenigen, auch ortsfremden Großbetrieben bewirtschaftet. Passende Erben fehlen leider immer häufiger, vor allem solche, die die bäuerlichen Betriebe übernehmen wollen oder können.
Die Gemeinde oder auch die Stadtverwaltung hat daraus schnell gelernt und noch schneller reagiert und so hat man einfach, wie in ach so vielen Gegenden, trotz Widerstand der Bevölkerung, die bisherigen Flächennutzungspläne einfach geändert. Man konnte also auf viele der verbleibenden kleinen Ackerflächen, bei denen sich eine weitere Bearbeitung oder Zusammenlegung angeblich nicht lohnt, lukrative oder so in der Hinsicht lobbyintensive Industrie ansiedeln und nun zudem neue Wohngebiete an die meistbietenden Investoren verscherbeln.
Viele der Einzelhandelsgeschäfte in unserem Ort haben zugemacht und die freien Ladenflächen sind mit Bars, Kneipchen und sogenannten Cafés, Imbißbuden, Spielebars oder Wettgeschäften belegt, bei denen im Eingangsbereich, wie beim Vorbeigehen gut zu erkennen ist, überall eben die drei Spielautomaten stehen, für die man keine Genehmigung braucht. Kaffee oder etwas anderes als Bier aus der Flasche und Schnaps bekommt man dort natürlich nicht. Dafür herrscht in diesen Räumlichkeiten bereits am frühen Morgen reger Andrang, meist oder nur von Männern aller Altersstufen und Nationalitäten, wobei ich mich stets, eben beim nicht vermeidbaren Vorbeigehen zum Einkaufen in unserem ersten und „alten“ Supermarkt frage, ob denn von diesen, keineswegs gebrechlich aussehenden Mannsbildern keiner arbeiten muß, oder ob eben, wie heute so häufig, nicht nur bei der nicht deutschen Bevölkerung, die Frau auch noch das Geld verdienen muß, damit es dem Macho gut geht.
Irgendwie habe ich den Eindruck, daß wir durch zu viel, nicht nur politisch falsch verstandenes Multikulti, zurück und zwar nicht nur zum Mittelalter, sondern zur Steinzeit befördert werden und zudem irgendeine ausländische, vielleicht sogar heute auch inländische Mafia nun auch in unserem Ort, wenigstens derzeit, sicherlich noch weiterhin, im nebeligen Untergrund, herrscht!
Ich selbst sehe mich in meinen zwar seltenen, aber doch wiederkehrenden Alpträumen irgendwann auf einem Scheiterhaufen angebunden stehen und die Flammen prasseln rings um mich herum, weil ich es gewagt habe, sogar in meinem hohen Alter, ohne Kopftuch, ohne Gesichtsschleier und Wallemantel, also tatsächlich nicht im Ganzkörperkondom, durch unser Dorf zu gehen und sogar zu Sommerzeiten eine kurze Hose und eine kurzärmelige Bluse dabei getragen habe.
Erschreckend für mich ist es, mitansehen zu müssen, daß es bei uns im Ort tatsächlich doch immer mehr Frauen und sogar ganz junge Mädchen in diesem schwarzen Ganzkörperkondom gibt und dazu eben die typisch muslimischen Macho-Männer, mit entsprechendem schwarzen Wallebart, oft sogar hochgeschlossen bekleidet oder aber doch zu Sommerzeiten auch in kurzer, modischer Hose mit entsprechendem muskeldarstellenden, engen kurzärmeligen Oberteil angetan und deutlich sichtbar all überall bemalt!
Sind wir hier im Schwabenland jetzt auch auf dem Weg in den alten, von Mullahs beherrschten, tiefsten, dunklen, also nur von machtgeilen Männern beherrschten, muslimischen Orient, wo immer noch und weiterhin das etwas abgewandelte, alte Stichwort gilt:
„Frauen drei Schritte hinter dem Mann und natürlich müssen die Frauen an den Herd und zu den Kindern, die sie auch jedes Jahr zu bekommen haben!“
Nein, ich bin nicht fremdenfeindlich, aber wozu haben wir dann etwa 100 Jahre Emanzipation, wenn niemand etwas sagen darf, wenn zwei total vollverschleierte Frauen samt vielen Kindern, drei Schritte hinter einem dieser bärtigen, kurze Hosen und T-Shirts tragenden, muskelbepackten und bemalten Macho herdackeln, die jedem Blondinchen auf den Hintern oder sonstwohin starren, aber ihre eigene Frauen (ja, es sind häufiger als man denkt-mehr als nur eine), wie Sklavinnen zu Hause halten. Dafür habe ich absolut kein Verständnis.
Als einheimische, eben vielleicht auch etwas emanzipierte und weltaufgeschlossene Frau, die dann plötzlich durch die enorme Einwanderung und Übernahme ganzer Einrichtungen im Ort durch nicht sehr integrationswillige und nicht ganz ungefährliche Zuwanderer schon allein visuell beeinträchtigt und bedrängt wird, fühlt man sich doch irgendwie nicht nur etwas frustriert und fragt sich, wie das alles von unseren Politikern aus falsch verstandener, sogenannter Liberalität oder Offenheit gehandhabt wird. Vielleicht wird es das gar nicht und man kümmert sich da „oben“ gar nicht mehr um die Bedürfnisse der einheimischen Bevölkerung, die doch meist auch das steuerzahlende Volk darstellt oder geht es nur noch eben um deren Geld?
Ich habe zwischenzeitlich den Eindruck, es geht bei uns heute, wie früher in weit entfernten, auch angeblich ach so korrupten Ländern, tatsächlich nur um viel Geld, das von irgendwoher selbst in die tiefste Provinz fließt, damit wir unsere Kultur und unser eigenes Dasein freiwillig aufgeben und eben nicht, wie zu früheren Zeiten, in einem Krieg überrannt und somit zu Untertanen gemacht werden. Werden wir einfach von unseren Politikern für Geld verkauft und dafür einfach eben übernommen, also auch versklavt?
Doch nun ganz direkt zu unserem immer noch einheimischen Dasein. Abgesehen von einem, der ganz großen, ach so sauberen Industriebetriebe unseres Landes, dessen Gebäude sich seit vielen, vielen Jahren durch unsere Gegend am Fluß entlang hinziehen, einigen kleineren Firmen, neuen größeren Betrieben und natürlich einigen Kleinhandwerkern haben wir allein schon dadurch natürlich ebenfalls neue Mitbewohner bekommen, da es hier jetzt doch einiges an Arbeitsplätzen gibt und sogar die Schaffung von Wohnraum eigentlich noch möglich wäre, ohne viel an Landschaft zu zerstören. Wobei leider unsere nahegelegene Reichsstadt gerade die Zerstörung der Landschaft zwischenzeitlich aufs trefflichste beherrscht, denn da regieren eben „Geld“ und viele Konglomerate vor allem anderen! Die Menschen, die Umwelt, also die Luft, das Wasser, die Landwirtschaft oder gar die alten Gemäuer sind den Oberen da völlig egal, Hauptsache die Kasse stimmt. Natürlich ist damit nicht die der Stadt gemeint, sondern meist die eigene Kasse dieser heimischen Politiker irgendwo im Nirgendwo.
Noch haben wir hier im Ort, also in unserem Gettlingen, außer sogar einigen Ärzten, einer Apotheke, zwei einheimische Gaststätten, eine mit Zimmervermietung, einen einheimischen Bäcker, einen Friseur, einen Obst- und Gemüseladen, einen sogenannten Zeitungs- und Schreibwarenladen, der gleichzeitig, wie so fast überall, auch die Post beinhaltet und einen größeren Supermarkt, der sogar von einem Einheimischen geführt wird und natürlich stehen am Ortsrand weiterhin die Billig-Supermärkte, und zwar nicht nur die der beiden bekanntesten Namen. Das strittige Einkaufszentrum bei uns um die Ecke wurde stillgelegt und in Wohnraum umgewandelt.
Zudem gibt es bei uns im Ort wenigstens noch so einiges an beinahe Einheimischem, wobei in unserem normalen Supermarkt sogar seit einiger Zeit ein einheimischer Metzger und ein weiterer Bäcker eine Theke, also einen Verkaufsstand betreiben.
Von unserem Supermarktbesitzer, einem tatsächlich Einheimischen, wir kaufen da regelmäßig ein, weiß man, daß er schon mehrere ältere und auch neuere Häuser hier im Ort erstanden hat, als die Besitzer entweder verstorben oder weggezogen sind. Er hatte dann stets schnell wieder vermieten oder weiterverkaufen können, denn wie erwähnt, unser Ort ist zwischenzeitlich wieder recht beliebt, da rundum eben doch immer mehr an Arbeit vorhanden ist, neue hinzukam, hinzukommt und wir zudem mit Bus und Bahn derzeit noch nach vielen Seiten hin recht gut angebunden sind. Die Auswirkungen bis hin zum nicht mehr Funktionieren wegen S 21 sind jedoch bereits zu spüren. Demzufolge kommt vieles an dem öffentlichen, ehemals sehr gut funktionierenden Verkehr nur noch verspätet oder gar nicht an!
Unser familiäres Dasein hier im Ort hatte sich ja leider im letzten Jahr einschneidend geändert, als nämlich mein Ehemann und der Vater meines Sohnes plötzlich ausgezogen ist um, wie bei älteren, jetzt nochmals pubertierenden Männern so häufig zu bemerken ist, nun endlich ein völlig freies und ungebundenes Dasein genießen zu können und vor allem zu wollen, natürlich mit vielerlei Weiblichkeiten und ohne jede Rücksicht auf uns, seine kleine Familie, die eigentlich stets, also weit über vierzig Jahre, auf ihn Rücksicht genommen hatte.
Uns bedeutet immer noch wir beide und das sind mein Sohn Ladislaus, genannt Lausi, von Beruf Rechtsverdreher und ich, Elsbeth Weckerle, genannt Elli. Ich bin jetzt von Beruf Pensionärin, weil ehemalige Lehrerin einer angeblich heute kaum mehr gebrauchten Spezies derer von Sonder- oder Förderschulen, die heute anscheinend ZBBS genannt werden, falls sie überhaupt noch existieren. Zu „uns“ zählen aber auch die vierbeinigen Mitbewohner, die Wecki ins Haus geholt hat und sich dann kaum mehr um sie kümmerte, nämlich die beiden ausgesetzten Katzen Pummelchen und Kekschen.
Geändert hat sich auch so einiges an Menschlichem bei meinem Sohn und mir hier im Ort. Wir haben zwischenzeitlich endlich zu einigen echten Einheimischen, ob nun deutschstämmig oder zu den ersten Zugewanderten gehörend, weil vor vielen Jahren arbeitsmäßig gebrauchten Miteinwohnern, echten freundschaftlichen Kontakt bekommen, da nun Wecki jetzt einem ganz normalen, zwischenmenschlichen Kontakt nicht mehr mit seinen, woher auch immer stammenden, völlig abartigen, standesdünkelhaften Vorstellungen im Wege steht. Er selbst stammt natürlich auch nicht aus den angeblich „besseren“ Stadtteilen seines Heimatortes, im Gegenteil!
Zu unserem Supermarktbesitzer ist vor allem zu bemerken, daß Lausi ihn, den Waldemar, schon seit Kindertagen kennt und bereits seit eben diesen Kindertagen nennt man ihn meist nur Waldi. Weshalb sich dies nun aber heute als so „passend“ erweist, finden wir erst sehr viel später heraus.
Beide Jungs haben immer mal wieder zusammen auf dem nahen Spielplatz gespielt, sich aber zu Schul- und Studienzeiten kurzfristig aus den Augen verloren. Erst als dann, wegen des frühen Todes des Vaters von Waldemar, dieser ganz schnell das elterliche Geschäft übernahm oder übernehmen mußte und wir eben irgendwann bei einem Einkauf ihm über den Weg liefen, erfuhren wir dabei, daß er sogar verheiratet ist, nicht mehr hier im Ort, sondern etwas außer- und oberhalb von Gettlingen gebaut hat und er und seine Frau nun dort wohnen.
Man sieht ihn eigentlich nur ganz selten direkt im eigentlichen Geschäft, denn er arbeitet ansonsten meist nebenan im Büro. Er hat einen sehr netten Geschäftsführer, den Herrn Maier und der und seine übrigen Angestellten passen anscheinend ganz gut zusammen, was wir ja ebenfalls beim Einkauf hier immer wieder feststellen und schätzen. Auch deshalb kaufen wir so gerne bei ihm, also nun in seinem Supermarkt ein. Zudem hat er ein sehr großes, breitgefächertes Sortiment und wenn etwas fehlt, ist man schnell bereit, es noch schneller zu besorgen.
Also alles in allem scheint hier noch beinahe die heile Welt zu existieren. Nur leider dann doch nicht so ganz. Aber ansonsten wäre es auch zu schön, denn nichts hält bekanntermaßen ewig.
Im Dorf ging und geht derzeit oder seit eben etwas längerer Zeit der Dorfklatsch hin und her und dies leider sehr häufig zu Lasten von Waldemars Ehefrau, die jedoch nicht einmal im Supermarkt mitarbeitet. An ihr, einer Italienerin, namens Letitia, läßt man meist kein gutes Härchen. Was man ihr so alles nachsagt ist kaum druckreif, jedoch ist ihr eigenes Verhalten auch nicht immer sehr freundlich, sondern meist recht hochnäsig und überheblich. Ihr Aussehen ist, wie es scheint, gut „nachgearbeitet“, ebenso ihre Figur. Ihre Kleidung entspricht sicherlich meist nicht den klösterlichen, also unseren dörflichen Vorgaben, sondern bringt nicht nur die natürlichen, sondern vor allem auch die überarbeiteten Kurven an ihrem Körper mehr als gut zur Geltung. Die Blicke der Männerwelt rundum sprechen für sich, ich will nicht sagen, denen fallen nicht allein die Augen aus dem Gesicht, sondern auch das Wasser tropft nur so aus den Mündern bei Letitias Anblick. Was da sonst an manchen männlichen Körpern noch passiert, darüber sollte man besser schweigen.
Den örtlichen Polizeiposten hätte ich beinahe vergessen zu erwähnen. Auch der ist zwischenzeitlich aus einem der älteren Häuser ausgezogen und befindet sich nun in einer kleinen Betonbaracke neben einem Kiosk, dessen Hauptverkaufsschlager flüssiger Natur in kleinen Fläschchen ist - passend oder? Man muß bei uns, wie so überall, auch bei der Polizei sparen, obwohl das Sparen angeblich sowieso zu den Schwaben gehören soll! Nur hier, also an der Polizei ganz allgemein, spart man bekanntermaßen auch bundesweit an der absolut falschen Stelle!
Ehemals hatten wir drei „Dorfsheriffs“, die man eigentlich gut kannte und die man auch mal beim durch die Gegend laufen traf und die gerne, bei allem und jedem, auch jedem halfen. Seit einiger Zeit sind die zwei, die ich etwas besser kannte, im Ruhestand und wie so häufig bei uns zu bemerken, sind sie weggezogen, nämlich beide zu ihren erwachsenen Kindern.
Zurück blieb der eine ältere, unverheiratete Mann und dazu kam ein etwas jüngerer Mann, den ich als nicht sehr freundlich empfand, als ich neulich in die Wache ging, um mich über ein Auto zu beschweren, das seit Tagen direkt neben unserer Garage im Halteverbot stand und uns beim Hinein- und Herausfahren extrem behinderte. Schon allein mein Erscheinen in der kleinen Wache schien dem Typen nicht zu passen und wenn nicht der ältere Kollege aus dem Hinterzimmer dazugekommen wäre, wäre ich wohl, etwas unfein, sehr laut geworden. Alles ändert sich eben und auch bei der Polizei ist nicht mehr alles Gold was glänzt, aber das wissen wir ja aus erster Hand!
Wie gesagt, vieles hat sich geändert und das Neueste kam dann ganz direkt über den Dorfklatsch an mich dran, als ich doch mal wieder gerade die berühmte Schwäbische Kehrwoche tätigte oder es wenigstens so aussehen ließ. Da wurde ich nämlich von einer vorbeigehenden älteren, mir unbekannten Dame angesprochen. Sie blieb einfach vor mir stehen und fragte ganz direkt, ob ich denn schon wüßte, daß wir nun statt der Gaststätte Schwanen, also der mit den vielen Zimmern, einen gutgehenden Puff bekommen hätten. Man würde munkeln, daß dabei der Waldemar vom Supermarkt seine Hände im Spiel habe, denn das Haus gehöre doch dem. Komisch sei nur, daß dort ein Russe das Sagen habe.
Wie an den Kennzeichen der Autos zu sehen sei, schienen die Kunden nun von überall her zu kommen. Nur die einheimischen Mannsbilder würden natürlich die absolute Dunkelheit für ihren Besuch zu Fuß dort vorziehen. Manche Männer hätten also doch so etwas wie Hemmungen, wenn eben jemand sie beim Besuch dort erkennen würde. Allerdings hätte man auch bereits in der Nachbarschaft versucht, gegen diese neue „Einrichtung“ vorzugehen, leider bisher ohne Erfolg.
Ich bin nun doch ziemlich geschockt, nicht wegen eines Puffs, sondern mir wird wieder bewußt, daß ich mich die letzten Monate, besser Jahre etwas mehr mit unserem Ort und dem Dorfklatsch hätte auseinandersetzen müssen, aber derartiges liegt mir eigentlich doch nicht so sehr und zudem habe ich mit Haus, Garten, Katzen, Halbexmann, Sohn und allem was da dazugehört, genug zu tun und meinen leider recht vielen Hobbies möchte ich auch noch etwas Zeit widmen können. Selbst nach dem kurzen Gespräch oder dieser Info komme ich zuerst einmal nicht dazu, mir darüber groß Gedanken zu machen.
Dann kommen aber, wenige Tage später, an einem Mittwoch im September, drei Ereignisse zusammen, die mich doch nicht nur einmal wieder etwas zu neugierig werden lassen. Zuerst lese ich, ganz früh an diesem einschneidenden Tag, in meiner ach so geliebten, einheimischen Reichsstadtzeitung, daß es in unserem Dorf einen Mord gegeben habe und man im Milieu, in welchem auch immer, ermitteln würde. Selbst unsere recht große, russische, ost- oder südosteuropäische Gemeinde ließe man nicht außen vor. Über den Artikel könnte ich nun hin und her spekulieren, leider geht das nicht, die Hausarbeit ruft!
Dann, zwischen gerade dieser hochwichtigen und hochgeistigen Arbeit, die ja laut vielen Männern keine ist, leere ich den Briefkasten und finde darin einen, schon äußerlich etwas ausgefalleneren Brief an Lausi, abgesandt, wie es scheint, von Waldemar, unserem Supermarktbesitzer. Neugierig wie ich bin, will ich natürlich wissen, ob der nun auch Mandant von meinem Sohn werden will oder was sonst damit los ist und bringe ihn deshalb sogleich zu Lausi ins Büro!
Nein, es handelt sich um eine Einladung zur Eröffnung einer Schießanlage für großkalibrige Waffen, die Waldemar erworben und ausbauen hat lassen. Dazu hat er nun einen Schützenverein gegründet und wirbt mit eben einer Einführungsveranstaltung um Mitglieder.
Diese neue Schießanlage befindet sich nicht weit entfernt von uns am Ortsrand, in einem kleineren Industriegebiet, fast direkt an unserem doch etwas größeren Flußlauf und verfügt anscheinend über eine 25 und eine 50Meterbahn. Dazuhin kann man aber auch auf 3,5 und 10m schießen. Genügend Waffen zum Ausprobieren gibt es ebenfalls! All das wird in einer Hochglanzbroschüre angepriesen wie man sie sonst eher als Werbeträger von „erstklassigen“ Pizzadiensten her kennt. Rechtschreibfehler inklusive.
Na toll, jetzt sind wir also hier auch noch gut bewaffnet und können den Gettlinger Krieg mit echten Waffen führen, ist zuerst einmal, ohne mein Gehirn einzuschalten, fast alles, was mir dazu einfällt. Lausi ist gerade, als ich das Pamphlet lese, mit einem Telefonanrufermandanten so beschäftigt, daß ich mich wieder zu meiner Hausarbeit zurückziehe.
Nur auch dabei werde ich fast sogleich wieder durch ein Klingeln an der Haustüre gestört, wobei sich dieses Stören dann doch, wenn auch nicht auf den ersten Blick, als sehr angenehm erweist. Am Gartentor steht ein Mann, dessen Gesicht ich nicht erkennen kann, da er seinen Hut tief ins Gesicht gezogen hat. Der Mann entpuppt sich dann, wie ich an der Aussprache durch die Sprechanlage höre, erstaunlicherweise als unser Freund, Kommissar Hans Köberle. Schnell öffne ich ihm die Türen und empfange ihn, als er schon ganz schnell die Haustüre hinter sich zugezogen hat, im Treppenhaus.
Hans begrüßt mich mit einer Umarmung und erst da bemerke ich, was durch den Hut auch noch gut verdeckt war. Hans hat jetzt weißblondgraue Haare und einen dieser schrecklichen, für mich ach so islamistisch wirkenden Bärte, der den unteren Teil seines Gesichts verdeckt und aussieht als wolle er etwas verstecken. Er krümmt sich vor Lachen, als er mein nun total entsetztes Gesicht sieht und Lausi, der dazukommt, bleibt mit offenem Mund vor uns beiden stehen. Unter weiteren Lachern meint Hans nun, er hätte jetzt gerne einen Kaffee, viel Wasser und dann würde er uns so einiges bei geschlossenen Fenstern und Türen erklären! Die Zeit dränge!
Nachdem wir drei dann doch gemütlich an unserem großen Wohnzimmertisch beisammen sitzen, jeder mit einem Porzellanbecher Kaffee bewaffnet, meint Hans, er sei seit Tagen nun als ein Undercoverer, wie es so schön auf ausländisch heißt, im Einsatz und brauche nun dazu auch noch unsere Mithilfe, weil sich in unserem Dorf Gettlingen mal wieder einiges abspielen würde, was sicher nicht ganz so dörflich angenehm sei und zudem noch größere Auswirkungen habe. Wegen seines „geschönten“ Aussehens und seines etwas geänderten Namens mit anderer Adresse hätte er sich eben die letzten Wochen nur per Telefon bei uns gemeldet, denn er will jetzt hier im Ort eben ganz „neu“ aussehen, um auch unerkannt herumspazieren zu können.
Uns beide benötigt er dabei ganz direkt und offensichtlich zur Mithilfe und unser Haus als immer wieder Aufenthaltsort für seine zukünftig sehr häufigen Besuche. Nicht nur einiges Wenige sei nämlich in unserem Dorf so gar nicht mehr in Ordnung.
Hans ist zum einen hier wegen eines Polizisten, der nicht ganz „sauber“ ist und hierher strafversetzt wurde und dies als bisheriges Ende einer langen Reihe neuer Stellen! Sicher ist bislang, daß gerade dieser Polizist scheinbar zu gute Kontakte zum Geschäftsführer des Puffs hat, wobei auch gerade dort bereits jetzt, kurz nach der Eröffnung, sowieso nicht alles so ganz in Ordnung ist. Dazu kommt noch der neue Schützenverein vom Supermarkt-Waldemar, bei dem er gerne irgendwie häufiger reinschauen möchte, nicht nur in den Supermarkt natürlich, sondern vor allem in den Schützenverein und dort wegen der Waffen.
Ich kann zuerst einmal tatsächlich gar nichts sagen, was recht selten bei mir vorkommt. Dann fällt mir nur ein, zu meinem Sohn, der dasitzt und den Kopf schüttelt, zu sagen:
„Siehst du, ich habe dir doch gesagt, mit diesem neuen Kerl auf der Polizeiwache stimmt was nicht, der ist nicht sauber, bei dem ist viel zu vieles nicht passend!“
„Mutter, höre bitte auf mit deinen Spinnereien. Wir wissen, daß du immer noch auf deinem ersten Eindruck von deinen lieben Mitmenschen bestehst. Manchmal hast du zwar recht damit, meistens eigentlich, aber fundiert ist etwas anderes.
Wir haben es hier vermutlich, wenn Hans sich sogar äußerlich verändert, mit etwas Größerem an Kriminellem hier im Dorf zu tun. Da ist alles, was bisher hier passiert ist, nur Kleinkram dagegen, wie ich denke. Ich selbst vermute dies ja schon seit längerer Zeit, obwohl ich dir davon nichts gesagt habe, denn ich wollte dich nicht beunruhigen oder gar zu neugierig machen. Ich habe derzeit gerade einige Mandanten hier aus dem Ort und aus der Umgebung, die nur noch Probleme haben, egal ob es nun Einheimische oder Zuwanderer aus den verschiedensten Ländern sind. Fakt ist, daß alle ihre Probleme mit, wie sie es nennen, Leuten aus dem Osten haben, die kein gutes Deutsch sprechen, also nicht nur aus dem ehemaligen Osten von Deutschland stammen, sondern auch aus noch östlicheren und südöstlicheren Gebieten!“
Hans nickt zustimmend und meint, das Wort Maffia würde so nach Film und Fernsehen klingen, sei aber vielleicht als Oberbegriff, nicht als Beleidigung der Ausländer allgemein, eine ganz gute Aussage. Zudem ist unser neuer Polizist, mit Namen Fredi Schwarz, anscheinend recht gut vertraut mit so einigen oder zu vielen Ausländern in der Landeshauptstadt und spricht zudem viel zu gut sogar Russisch und noch so einige andere Sprachen aus dem Süden, Osten und Südosten.
Da erst fallen mir nun wenigstens doch die restlichen zwei, etwas für mein Dasein ungewöhnlicheren Dinge ein, die normalerweise so gar nicht zu meinem Alltag passen. Ich hole also schnell die heutige Zeitung und den Brief, den Lausi von Waldemar bekommen hatte, aus meiner sogenannten Ablage.
„Hans, hier der Artikel in der Zeitung, weißt du etwas darüber, paßt dies zu deinem Auftrag. Wer ist der Ermordete? Was gibt es überhaupt zu dem neuen Puff im Ort zu sagen? Zudem gleich weiter. Dies ist die persönliche Einladung von Waldemar an Lausi zur Eröffnung seiner neuen Schießbahn oder Schießanlage.“
„Elli du bist wirklich ein Schatz und hast eben doch den richtigen Riecher, wenn du aus der Zeitung ausgerechnet die richtige und passende Leiche herausfindest. Dies kann nur dir gelingen. Ob ihr es glaubt oder nicht, der Tote, er hieß Sergeij, war der Geschäftsführer des Puffs und eigentlich ein sehr unauffälliger Mann, natürlich aus den östlichen Gegenden. Leider hatte er häufiger als so üblich Besuch von unserem Herrn Schwarz. Vor allem war dieser Fredi Schwarz meist in Zivil bei ihm. Vorgestern lag nun der Russe tot im tiefen Gewölbekeller seines Etablissements. Gefunden hat ihn eine der Damen, die sich über seine zu lange Abwesenheit gewundert hatte und nun alle gerade unbeschäftigten Damen richtig kirre gemacht und so alle angestachelt hatte, nach ihm zu suchen. Ganz schnell oder zu schnell war natürlich Schwarz zur Stelle, noch vor seinen, doch eher zuständigen Kollegen aus der Reichsstadt. Passend, wie so vieles bei ihm!
Waldemar scheint total geschockt reagiert zu haben, als die Polizei ihm mitteilte, daß der Russe tot ist und auch noch im Puff selbst sicherlich ermordet, nämlich erschossen worden war. Das erste was der gute Waldi nun machte war, dort bei einer der „Damen“ anzurufen und sie anzuweisen, für den Tag einfach zuzumachen. Das war aber natürlich völlig unmöglich, denn das Geschäft dort läuft viel zu gut. Also schickte er einen Bekannten hin, nämlich Marc, einen Bodybilder, den Waldemar woher auch immer kennt und mit dem er zwischenzeitlich so was wie recht eng befreundet zu sein scheint. Gerade dieser Bekannte muß auch in dem neuen Schützenverein irgendwie mit zugange sein. Diese ganzen Verwicklungen und Ereignisse haben mich nun doch schon sofort und heute bei euch hier auf den Plan gerufen etwas, das ich eigentlich noch einige Tage hinausschieben wollte.
Ich möchte euch beide bitten, mich nun überall hier im Ort und bei all euren Bekannten, von denen ich ja bisher nie einen aus gutem Grunde kennenlernen wollte, als ganz alten, weitläufigen Verwandten, also so was wie einen Onkel, der jetzt erst aus dem Ausland wieder hierhergezogen ist, bekannt zu machen. Ich werde mich dann einfach des öfteren bei euch aufhalten und so einiges gemeinsam mit euch mitmachen und unternehmen, so ganz familiär. Dies natürlich nur, wenn ihr mit meinem Vorschlag und den eventuellen Risiken einverstanden seid!“
Lausi sieht mich nur grinsend an und meint: „Das ist doch genau das, was Mutter so liebt, mitten in einem Kriminalfall selbst dabei sein und das mal wieder hier, in ihrem ach so geliebten Gettlingen.“
Von Hans kommt nun: „Jetzt muß ich euch aber dazu noch etwas Weiteres erklären und auch darum bitten. Ihr müßt unbedingt Mitglied in dem Schützenverein werden und da dann die Prüfung, die man als Sachkundeprüfung bezeichnet ablegen, um eine sogenannte Waffenbesitzkarte zu bekommen und um damit dann auch Waffen selbst zu erwerben. Das muß sein! Ich selbst habe auf meinen neuen Namen, also auf Hansjörg Köhler, eben weiterhin Hans, natürlich auch bereits so eine Waffenbesitzkarte, denn meinen eigenen Waffenschein kann ich für diesen Einsatz ja eben nicht so ganz offiziell verwenden.
Wenn ihr diese Sachkunde und damit die Besitzkarte habt, auch du Elli brauchst so etwas, dann könnt ihr, genauso wie auch ich, in dem schon seit einiger Zeit existierenden, neuen Waffengeschäft in der Reichstadt einkaufen. Da geht ihr beide dann hin und seht euch um. Ich mache das zuerst auch mal alleine und dann später mit euch zusammen. Erst nach einem Jahr Wartezeit könnt ihr dann eigene Waffen besitzen. Ihr seid eben nur im Verein aktiv und wenn ich nicht dasein kann, seid ihr meine Augen und Ohren.
Unsere Ermittlungen werden sowieso nicht so einfach von heute auf morgen abgeschlossen sein. Es kann dauern. Wie lange ist unklar. Jedoch hoffe ich, daß sich einiges doch auch schneller erledigen läßt und zudem ist eben bei meiner Behörde nur mein Chef eingeweiht und somit sind wir, vor allem ich, bei euren Polizisten hier nur das ganz normale Volk. Wobei bei euch beiden der Begriff normal schon sehr weit hergeholt ist!
Zudem wißt ihr, oder solltet ihr wenigstens wissen, was man über euer beider Zusammenleben in einem Haus und mit euren gemeinsamen Einkäufen immer wieder oder gar mit den gemeinsamen Urlauben, wenn man die mitbekommen hat oder wenn gar euer Wecki darüber getratscht hat, so erzählt! Man hält euch beide für ziemlich pervers, denn wo lebt ein ziemlich erwachsener Sohn zusammen mit seiner Mutter noch in einer Wohnung, beziehungsweise einem Haus und geht auch noch zusammen mit der einkaufen und in den Urlaub? Das geht gar nicht und deshalb seid ihr zwei, ja auch vermutlich rein sexuell gesehen, alles andere als normal und recht abartig, also nicht akzeptabel!“
„Hans jetzt reicht es! Natürlich kennen wir das Getuschel hinter unserem Rücken, das noch eindringlicher, also häufiger geworden ist seit Weckis Auszug. Ob und wie er mit dahintersteckt läßt sich kaum nachvollziehen und schon gar nicht oder nur schlecht beweisen.
Abgesehen davon interessieren Waffen mich schon immer, vor allem wegen meiner Krimileidenschaft, denn wenn im Fernsehen, egal ob in den Krimis oder in welchen Western auch immer, mit Waffen geballert wird und es gleich dabei irgendwelche Leichen gibt, auch wenn die Erschossenen weit entfernt vom Gegner standen, so frage ich mich, ob das so tatsächlich möglich ist, vor allem mit einem Revolver oder einer Pistole und zusätzlich noch so einfach schnell und ohne Konzentration. Mit einem Gewehr und einem richtigen Fernrohr oben drauf sieht es vielleicht anders aus, genauso vielleicht mit den Maschinengewehren der Soldaten. Nur wie die immer genau ins Schwarze treffen oder eben einen Gegner auf über 100m genau in die Stirn treffen, möchte ich schon mal gerne selbst erfahren. Natürlich nicht indem ich jemand in die Stirn schießen möchte, es geht mir lediglich darum, wie einfach die Treffsicherheit auf verschiedene Distanzen ist und dies eben auch mit unterschiedlichen Waffen. Ich werde also dann aus reiner Neugierde Mitglied in dem Verein, wenn ich da überhaupt Mitglied werden kann. Ob Lausi da mitmacht kann ich nicht sagen, aber da auch er gerne Krimis liest und vielleicht bei ihm allein schon aus beruflichen Gründen, ist dies vielleicht zusätzlich etwas für ihn.“
„Ihr beiden seid wirklich das Letzte und wißt das auch“, ist das, was von Lausi nun mit Drohgebärde folgt.
„Natürlich mache ich bei deinen Recherchen mit Hans und natürlich auch aus Interesse an Waffen ganz allgemein. Ich schlage also vor, daß wir gemeinsam der Einladung von Waldemar folgen und uns dazu, wie so üblich bei uns, einfach etwas unbedarft anstellen, also ganz normal tun. Wir werden dich entsprechend deiner neuen Vita vorstellen und dann können wir eigentlich nur mal sehen, was da so alles auf uns zukommt.“
Wir verbringen noch einen angenehmen Mittag, indem Hans und ich gemeinsam in der Küche aus vorhandenen Zutaten, wie den bei mir immer, wenn auch eingefroren vorhandenen hervorragenden Maultaschen aus unserer Gegend und viel grünem Salat, so etwas wie ein Mittagessen basteln und aus unseren Beeren vom Garten sogar noch ein schnelles Dessert aus „Schäumle“, Beeren und Joghurt dazu zaubern.
Nach einer Tasse Kaffee verabschiedet sich Hans und wir beide tätigen noch einiges an Schneide- und Mäharbeit in unserem Garten.
Erst am Abend als ich, eigentlich zwar müde und abgekämpft von der Arbeit, im Bett liege und den Schlaf herbeisehne, kommen die Erinnerungen daran, daß ich mir eigentlich vor langer, langer Zeit geschworen hatte, nie mehr irgendeinem Verein beizutreten, da mich die Erfahrungen früherer Zeiten, gerade eben zu Vereinen, nichts Gutes, oder wie man so schön sagt „Positives“, gelehrt hatten.
Vereine und Vereinsleben begleiteten mich von den frühsten Kindertagen an. Mein Vater war nicht nur Mitglied im einheimischen Sportverein, er war dort sogar lange Zeit einer der Stars in der örtlichen, recht großen Fußballabteilung, wo er fast jedes Wochenende spielte oder besser spielen mußte. Ich als Kind begleitete ihn meist, um dort neben dem Spielfeld irgendwo mit anderen Kindern zu spielen, also um beschäftigt zu sein.
Meine Mutter war damals nämlich ständig in der Gaststätte meiner Großmutter tätig und schon deshalb also froh, daß dann am Wochenende mein Vater auf mich aufpassen konnte oder so was in der Richtung. Zudem kamen natürlich regelmäßig und immer wieder die Mitglieder nicht nur dieses Sportvereins in die Gaststätte, natürlich vor allem auch wegen meinem Vater. So bekam ich das Vereinsleben vieler Vereine hautnah mit. Besonders angenehm fand ich derartiges schon damals nicht, denn es war nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Häufig gab es Ärger, der eine wollte eben immer besser sein als der andere und jeder konnte alles besser und wußte alles besser als der Rest. Neid, Mißgunst bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen, einschließlich sexueller Übergriffe waren nicht selten dabei.
Dennoch wurde auch ich Mitglied in einem Verein, nicht im heimischen Sportverein, dafür in einem Tennisverein des Nachbarortes, in den mich mein Patenonkel einführte. Er schenkte mir, als ich noch nicht mal in die Grundschule ging, einen Tennisschläger und nahm mich dann häufig mit in diesen Tennisverein, in dem er selbst auch Mitglied war. Einige Jahre lang spielte ich sogar ganz gerne Tennis, fand das angenehmer als irgendeine andere Sportart mit Ausnahme von Ballett, Gymnastik und Skifahren. Alle diese Sportarten lernte oder mußte ich schon als Kleinkind aus verschiedenen Gründen lernen, war jedoch nie dazu in einem Verein.
Nur als dann irgendwann beim Tennis immer mehr Wert auf Wettkampf und nicht auf Spaß in dem anfangs recht kleinen und netten Verein gesetzt wurde und sich, als ich älter wurde, dann die Jungen um uns Mädchen bemühten und umgekehrt, es dann Probleme eben mit den Beziehungen gab, weil sich Pärchen bildeten, die nicht mehr freundschaftlich mit anderen umgingen, da hatte ich keine große Lust mehr auf Tennis. Dazu kam, daß zu dieser Zeit mein Vater sehr krank wurde und sich außer meiner Mutter und mir keiner um ihn kümmerte. Seine ehemaligen Vereinskameraden besuchten ihn nie und kamen nicht mal zu seiner Beerdigung!
Danach trat ich keinem Verein mehr bei, denn Sport hatte ich genug beim Studium und anschließend als Lehrerin, die zusätzlich Sport unterrichten mußte!