Tausend Küsse einer Seele - Angellika Bünzel - E-Book

Tausend Küsse einer Seele E-Book

Angellika Bünzel

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Beschreibung

Als Luci auf Damian trifft, wird ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt. Sie findet sich mitten in der Gesellschaft eines Vampirs wieder, der in ihr seine wiedergeborene Gefährtin sieht. Natürlich will Luci weder davon noch von seinen Annäherungsversuchen etwas wissen. Doch dabei hat sie nicht mit Damians Hartnäckigkeit gerechnet, der ihr und ihren Freunden nicht nur bis in den Italienurlaub folgt, sondern auch noch ihren Tod voraussagt.

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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Epilog
DIE AUTORIN

 

 

 

 

 

 

 

WELTENBAUM VERLAG

Vollständige Taschenbuchausgabe

11/2022 1. Auflage

 

Tausend Küsse einer Seele

 

© by Angellika Bünzel

© by Weltenbaum Verlag

Egerten Str. 42

79400 Kandern

 

Umschlaggestaltung: © 2021 by Magicalcover

Lektorat: Sarah Di Fabio / www.zeilensucht.de

Korrektorat: Giusy Amè

Buchsatz: Giusy Amé

Autorenfoto: Logo / Magicalcover Design

 

 

ISBN 978-3-949640-31-5

 

www.weltenbaumverlag.com

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar.

 

 

Printed in Germany

 

 

 

Angellika Bünzel

 

 

 

Tausend

Küsse

Einer

Seele

 

 

 

 

 

Urban Fantasy

 

Kapitel 1

 

Ich nahm zum dritten Mal Anlauf und sprang. Meine Finger krallten sich am Mauervorsprung fest, die Fußspitzen setzte ich in die von der Witterung geschliffenen Kuhlen. Meine Turnschuhe waren nicht gerade dafür geschaffen, im Wald über Mauern zu klettern, aber mit den Armen schaffte ich es, mich mühevoll hochzuziehen. Oben, geblendet von der tieferstehenden Sonne, hielt ich inne und sprang dann auf die andere Seite.

Mit einem dumpfen Aufprall kam ich auf dem Boden auf, strauchelte kurz und hielt mich an den Zweigen eines Haselnussstrauchs fest. Keine Sekunde später schlüpfte ich in deren grünen Schutz, kramte krakelige Aufzeichnungen aus meiner Tasche und musterte sie. Anschließend blickte ich zum Renaissanceschloss hoch, dessen Park ich gerade widerrechtlich betreten hatte.

Die Grundmauern des Anwesens stammten aus dem zwölften Jahrhundert. Im Laufe der Zeit hatten die adeligen Besitzer die einstige fürstliche Residenz umgebaut und es war allmählich das herrliche Schloss entstanden, das jetzt vor mir aufragte. Gotische und barocke Züge hoben eine ebenmäßige Fassade und in Reihe stehende Fenster zu einer ansehnlichen Inszenierung hervor. Gut, es sah nicht bloß ansehnlich aus. Mit den zahlreichen Volutengiebeln und arabesken sowie blumigen Ornamenten war es großartig, charmant und faszinierend. Leider befand es sich in Privatbesitz und öffentliche Führungen gab es nicht. Streng genommen durfte ich mich nicht einmal hier auf dem privaten Grundstück aufhalten, woran mich ein auf dem Schotterweg parkendes Auto erinnerte. Hinzu kam ein beleuchtetes Fenster im Erdgeschoss des Anwesens. Das Licht hinter der Glasscheibe flackerte beunruhigend auf, erlosch ganz und wenige Sekunden später leuchtete es im Nebenraum auf.

Ein Kribbeln durchlief meinen Körper und unterstrich ein banges Gefühl, das sich in meinem Magen breitmachte, doch zum Umkehren war es zu spät. Jetzt konnte ich mir auch alles anschauen. Ich musste aber vorsichtig sein und mich von den Bewohnern fernhalten.

Ich drehte mich zur Seite, um einen besseren Blick auf einen der fünf kunstvollen Türme zu erhaschen, aber zwischen all den Zweigen und Blättern vor meinem Gesicht konnte ich ihn nicht richtig erkennen. Also beugte ich mich leicht vor, sah nach rechts und links, ignorierte das beinahe schon juckende Kribbeln und trat wagemutig aus dem Haselnussstrauch. Mein Blick streifte über das Areal. Von den Türmen über Ornamente bis hin zu efeubewachsenen Säulen und moosgrünen Giebelfiguren. Alles zu weit weg, um Einzelheiten auszumachen, und dennoch beeindruckend. Aber ich wollte sie erkennen. Sie näher betrachten und berühren.

Das Schloss rief nach mir. Nein, ganz so stimmte das nicht. Es fühlte sich anders an. Trotz des widerrechtlichen Betretens durchflutete mich Wohlbefinden. Ein Gefühl, das ich seit Jahren vermisste. Als wäre ich zu Besuch bei meiner Familie – die nicht mehr existierte.

Ich verzog die Mundwinkel, dann überflog ich oberflächlich den üppigen Park. Der Gärtner besaß eindeutig einen grünen Daumen und eine Vorliebe für malvenüberwucherte Beete.

Da niemand zu sehen war, lief ich vorwärts, bis ich nur die Hand ausstrecken musste, um das alte Gestein anzufassen. Es war seltsam, als könnte allein die seichte Berührung mich, in die Vergangenheit und damit in ein anderes Leben bringen. Vielleicht stimmte etwas an der ganzen Sache mit der Wiedergeburt und mein jetziges Ich erinnerte sich an früher. Lächelnd dachte ich an adlige Hofdamen, Könige und Generäle in geschichtsträchtigen Gängen, bei Unternehmungen oder Spaziergängen durch den Park. Vielleicht hatte es sogar das ein oder andere heimliche Treffen mit einem Verehrer bei romantischem Mondschein gegeben.

Ich seufzte. Meine Notizen, die ich heute Morgen auf die Schnelle im Internet rausgesucht hatte, ließen jedenfalls weder viel über die einstigen Bewohner noch deren Gäste erahnen. Aber auf Reisen waren sicher so einige Persönlichkeiten an der Ortschaft vorbeigekommen und hatten sich hier der Idylle hingegeben genau wie ich jetzt.

Ich überwand die wenigen Zentimeter und streichelte mit den Fingern die kleinen Unebenheiten des Gemäuers, das seit Jahrhunderten im Schein der Sonne badete. In ein anderes Leben tauchte ich damit nicht ein.

»Kann ich helfen?«, erklang im selben Moment aus dem Nichts eine männliche Stimme.

»Was?« Ich zuckte, sprang erschrocken zurück und stieß gegen etwas Hartes oder vielmehr jemanden. Verflucht, erwischt. Was tat ich jetzt? Behaupten, dass das Tor offen stand? Ich saß wohl ziemlich in der Patsche.

Zögernd drehte ich mich um. Schwarze Hose. Mein Blick glitt langsam an ihr hinauf und weiter. Die Stimme gehörte einem gleichaltrigen Mann, vielleicht Mitte zwanzig, piekfein angezogen – weißes Hemd, einwandfrei gebügelt, darüber ein dunkles Jackett.

Zu warm für diese Jahreszeit, aber die Kleidung passte zu ihm. Zu den schwarzen Haaren, die ein helles Gesicht und makellose blaue Augen einrahmten. Letztere leuchteten durch den Kontrast förmlich auf. In ihnen lag ein Hauch von Belustigung, was das Kribbeln in meinen Gliedern intensivierte. Ich rieb meine Finger aneinander, um es zu verscheuchen. »Ich … Es.« Ich sah an dem Unbekannten vorbei zum Haselnussstrauch. Wäre ich doch dort geblieben.

Mein Gestotter blieb unbeachtet.

»Ein prachtvolles Gebäude, nicht?« Der Mann sah gemächlich am Gemäuer hoch. »Zwölftes Jahrhundert. Na ja, wenn man von den Umbauten absieht.«

Meine Finger und mein Körper verkrampften. Ich schaffte es dennoch, zu nicken und einen Schritt zurückzugehen. Schöne Augen hin oder her, ich sollte verschwinden.

»Ich bin übrigens Damian«, sagte er, ohne mich anzuschauen. »Und du?«

»Luci.«

»Luci«, wiederholte er langsam, fast fragend. »Was führt dich her?« In seiner Stimme lag kein Tadel. Wahrscheinlich passierte es öfter, dass Neugierige über die Mauer kletterten oder unangekündigt durch das Tor spazierten.

Ich zwang mich zur Ruhe. Was sollte schon passieren? War es bereits Hausfriedensbruch, wenn man sich im Garten umsah? Nicht einmal im Garten, im Park. Und das war kein Haus, sondern ein Schloss. Gab es für solche Bauwerke nicht Ausnahmeregelungen? Meine Finger entspannten sich. Ich sah zu Damian auf, um ihm genau das zu sagen. Im selben Augenblick schaute er zu mir. Die Luft entwich schlagartig aus meiner Lunge und die Worte auf meiner Zunge wollten nicht mehr über meine Lippen kommen, stattdessen segelten meine Aufzeichnungen zu Boden.

Damian reagierte nicht. Seine blauen Augen hafteten weiter auf mir und sein Blick wirkte fast schon unnatürlich. So ernst und … einnehmend. Hätte mich jemand gebeten, ihn zu beschreiben, gekonnt hätte ich es kaum. Aber was immer er bezwecken wollte, er erreichte nur, dass ich mich unbehaglich fühlte, und da war noch etwas: Eine Regung, ein nervöses Zucken an meiner Schläfe. Ich schloss die Augen, um den Anflug von Kopfschmerzen loszuwerden, und zählte von zehn herunter. Das unangenehme Gefühl verschwand langsam. Ich blinzelte ein, zweimal und sah den Fremden wieder an.

Damian wirkte verblüfft. Er öffnete den Mund und beließ es dabei. Die Worte entfielen wohl auch ihm, was mir wiederum meine Sicherheit wiedergab.

»Eine Schlosstour führt mich her.« Ich lächelte gezwungen. »Ich habe das Schloss im Internet gefunden, aber es gab keine Angaben zu öffentlichen Führungen.«

»Also dachtest du, dass du einfach über die Mauer kletterst und dich auf eigene Faust umsiehst?«

Ich zögerte, weil genau das zutraf. »Nein …«

Sein rechter Mundwinkel zuckte.

»Na gut, ja. Ausreden bringen wohl nichts. Ich wollte nicht einbrechen, sondern mir das Schloss ansehen.« Ich sah auf den Boden, und damit auf meine Aufzeichnungen. »Nur kurz von außen«, fügte ich eilig hinzu und bückte mich nach den Papieren.

Ich nahm mir vor, schnell das Weite zu suchen, bevor mir eine Verhaftung und eine Klage drohten. Hoffentlich würde er nicht die Polizei rufen. Vermutlich handelte es sich bei ihm um den Butler. Die trugen solche Anzüge, oder nicht? Vielleicht würde er meinen Besuch für sich behalten. Auf jeden Fall war er so nett, sich ebenfalls herunterzubeugen und mir zu helfen.

Schnell schob ich die Gedanken beiseite und stopfte eilig ein Blatt nach dem anderen in meine Tasche, ohne darauf zu achten, ob sie dabei zerknitterten. Und hätte Damian nicht im selben Moment wie ich nach dem letzten Blatt gegriffen, hätte ich es eingesteckt und wäre aufgesprungen, um die Flucht zu ergreifen. So aber legte sich seine Hand auf meine und ein Schauer durchlief meine Glieder. Ich erstarrte in der Bewegung. Kurz fühlte sich seine weiche Haut kühl und warm zugleich an, dann verflüchtigte sich die Kälte und im nächsten Augenblick drehte Damian geschickt unsere Hände, sodass sich unsere Handflächen berührten.

Ich wagte nicht, mich zu rühren. Meine Pupillen glitten erneut an ihm hoch und ich stellte fest, dass er mich wieder mit diesem durchdringenden Blick ansah. »Nun, wir sollten eintreten.«

»Darf ich das denn?« Ich sprach, ohne nachzudenken. Mein Mund fühlte sich trocken an.

Damian sah mich erstaunt an, als hätte er nicht mit einer Gegenfrage gerechnet. »Das sollte kein Problem sein.«

Ich zögerte. Eigentlich bot sich gerade eine Flucht gerade zu an. Er kannte nicht mehr als meinen Vornamen. Wenn ich jetzt zurücksprintete und das Glück auf meiner Seite stand, würde er vielleicht zu spät reagieren und mich nicht mehr einholen. Im Nu wäre ich zu Hause. Kein Hausfriedensbruch, keine Anzeige.

Sein Blick verlor das Einnehmende und ich meinte sogar, ein belustigtes Funkeln in seinen Augen zu sehen, vermutlich weil er meine Gedanken erriet.

Andererseits war das Schloss zum Greifen nahe. Und wenn ich ehrlich mit mir selbst war, dann würde er mich einholen, ehe ich zur sandfarbenen Mauer kam. Ich sah zu meiner Hand, die vergessen auf seiner ruhte. Damians Finger schmiegten sich sanft gegen meine. Die Berührung fühlte sich leicht und zwanglos an.

»Keine Angst, ich beiße dich schon nicht. Wir wären im Haus außerdem nicht allein.«

Auch jetzt antwortete ich nicht, weshalb er kurzerhand aufstand und mich an der Hand hochzog.

›Ich beiße dich schon nicht‹, daran hatte ich nicht gedacht. Aber nun, da er es ansprach, hörte es sich irrsinnig an, mit einem Fremden mitzugehen.

»Also Luci, woher das Interesse an alten Steinen?« Damian wartete meine Antwort nicht ab und zog mich mit sich zu einer walnussbraunen Doppeltür, die durch ihre beachtliche Größe und schmiedeeiserne Beschläge an ein filigranes Portal erinnerte.

»Ähm, nicht an Steinen, sondern an der Geschichte.«

Weder konnte ich mich gegen seinen Griff wehren noch wollte ich es wirklich. Die Berührung mit seiner Haut fühlte sich überraschend vertraut an, dabei schrie mein Verstand, dass ich schleunigst wegrennen sollte. Ich kannte den Kerl nicht. Und wer wusste schon, was er vorhatte.

Mit Konsequenzen für mein Eindringen musste ich vermutlich auch rechnen. Dennoch siegte wie so oft meine Neugierde. Geschichte und geheimnisvolle Orte verliehen mir das Gefühl, lebendig zu sein. Schon vor ein paar Tagen, als ich das Schloss zum ersten Mal auf alten Fotos gesehen hatte, war der unwiderstehliche Drang in mir aufgekommen, den Ort zu besuchen. Er erinnerte mich irgendwie an zuhause, obwohl das graue Reihenhaus, in dem ich einst lebte, dem nicht annähernd gleichkam. Nein, nicht gelebt. Ich hatte in einer Pflegefamilie vor mich hinvegetiert und war an meinem achtzehnten Geburtstag von dort abgehauen.

»Und warum interessiert du dich gerade für Geschichte?«

»Weil … ich kurz vor meinem Abschluss zur Historikerin stehe.«

»Ach.« Er hielt die Tür auf.

Zuallererst fiel mir ein großer schmuckvoller Kronleuchter ins Auge. Er erhellte einen Saal, an dessen linke und rechte Seite sich jeweils eine Treppe anschmiegte. Rote Teppiche mit goldenen Applikationen hoben das einwandfreie Weiß der Wände hervor, das von verschlungenen Ornamenten im selben Goldton unterbrochen wurde. Der Bereich zwischen den Treppen lag leicht angehoben und erinnerte an ein Podest, auf dem einstmals sicher ein pompöser Thron seinen Platz gefunden hatte. Doch nun gab es lediglich eine unscheinbare Tür in der zentralen Treppenwand, umgeben von zahlreichen überwuchernden Grünpflanzen. Die Stufen führten auf eine Empore, an deren Wänden sich unzählige Bilder zwischen weißen Türen befanden. Auch hier reihte sich eine Pflanze an die andere.

»Ich weiß wirklich nicht. Es wäre besser, ich würde nach Hause gehen«, protestierte ich endlich. »Den Besitzern wird es sicher nicht gefallen, wenn jemand ihnen Unbekanntes durch ihr Zuhause läuft und in ihre Privatsphäre eindringt.«

»Du bist eingeladen. Mach dir keine Sorgen.«

»Vermutlich …« Ich sah über meine Schulter nach hinten und dann wieder ins Innere des Schlosses. Es versprach beeindruckend zu werden. Trotzdem war dieser Damian ein Fremder. Ein guttausehender Fremder, das musste ich zugeben. Dennoch änderten attraktive blaue Augen nichts an der Tatsache, dass ich ihn nicht kannte. Außerdem … Müsste er nicht eigentlich die Polizei rufen? Er verhielt sich vollkommen irrational. Wer lud schon eine Einbrecherin auf eine Schlosstour ein? Außer es verbarg sich eine andere Intention hinter seinem Verhalten. Vielleicht fürchtete er, dass ich weglief, ehe sein Zeigefinger auf dem Anrufsymbol lag.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, funkelte er mich charmant aus seinen strahlenden Augen an. Sein Ausdruck schien einem klischeehaften Roman zu entspringen – selbstsicher, beharrlich und attraktiv zugleich. Ich hätte am liebsten aufgelacht, besann mich aber auf meine Manieren.

»Das Innere ist mindestens genauso interessant wie das äußere Gestein, wenn nicht interessanter.«

»Nun, ich weiß nicht.« Ich zögerte. Irgendwie klang seine Einladung zu nachdrücklich und sein Lockruf zu übertrieben. Als gäbe es kein Nein, das er akzeptieren würde. Nun ja, er wirkte nicht gerade wie ein typischer Mörder oder Entführer. Zumindest nicht so, wie ich mir einen solchen vorstellte, und die goldenen Ornamente wären, aus der Nähe betrachtet, sicher um einiges beeindruckender. Ich haderte mit mir. Sollte ich es wagen und mit ihm hereingehen?

»Wenn du dich für Geschichte interessierst, dann wird dir die umfassende Bibliothek sicher gefallen.«

»Nein, das kann ich nicht. Es wäre nicht richtig, hier einzudringen.« Entgegen meiner Aussage lief ich ungewollt einen Schritt vorwärts. Die Tür fiel hinter mir zu und ich – dumme Gans – gefror. Wieso folgte ich einem Wildfremden in ein mir genauso fremdes Haus – nein, ein Schloss? Ich verlor den Verstand, eine andere Erklärung gab es nicht. Meine Neugier würde mich irgendwann in ernste Schwierigkeiten bringen, wenn das nicht schon längst passiert war.

Umdrehen! Ich musste meinem Verstand gehorchen und weglaufen. Ich dachte zu wenig nach, was wohl am Schlafmangel lag. Vor Vorfreude auf den heutigen Tag hatte ich gestern kaum geschlafen, und das zahlte sich nun aus.

»Kommst du?«, fragte Damian und schreckte mich aus meinen Gedanken auf. »Wir können natürlich weiter hierbleiben. Das Foyer sieht beeindruckend aus und die alten Bücher laufen ja nicht weg.«

Jetzt gewann er mich wieder für sich. Wann bot sich einem schon die Gelegenheit, eine Privatführung in einem Schloss zu erleben? Aber zuerst sollte ich sichergehen, dass ich nicht in einem modrigen Kellerverließ enden würde. Kopfüber hängend, mit Ketten an eine feuchte Wand gefesselt.

»Ähm, in Ordnung. Ich brauche aber noch einen Moment.« Irgendwo in meiner Handtasche musste mein Smartphone sein. Ich durchwühlte sie, bis ich es endlich fand. Dann schickte ich meiner besten Freundin, Marie, in einer knappen Nachricht meinen Standort und beschrieb ihr meine Situation. Sie würde einen Tobsuchtsanfall bekommen, sobald sie das las.

Die Führung konnte beginnen.

Damian stand bereits auf der Treppe, lehnte sich auf das Geländer und beobachtete mich mit einem hochgezogenen Mundwinkel. Erneut schien ich ihn zu belustigen.

»Kann es weitergehen?«

Es war seltsam. Das eindringliche Gefühl von vorhin beschlich mich wieder, obwohl es diesmal anders war. Und dennoch fühlte ich mich mulmig, deshalb reichte es nur für ein Nicken.

»Wir haben Besuch?«, drang eine männliche Stimme zu mir durch, schon drehte ich mich auf dem Absatz um und das einnehmende Gefühl verging. Aus einem angrenzenden Raum trat ein älterer Herr zu uns. Er trug einen braunen Tweedanzug, der mich eher an die Mode des späten neunzehnten als an die des einundzwanzigsten Jahrhunderts erinnerte. Seine grauen Haare waren ordentlich nach hinten gekämmt und standen damit im extremen Gegensatz zu Damians schwarzen Strähnen, die ihm ungeordnet auf die Stirn fielen.

»Ich sollte wirklich lieber gehen«, murmelte ich und wandte mich zur Tür, doch Damian reagierte schneller. Er überwand die Treppenstufen, streckte den Arm aus und hielt die Tür geschlossen.

»Bleib doch.« Wieder sah er mit diesem durchdringenden Blick zu mir, den ich diesmal ignorierte.

Vor Scham heißen Wangen, konzentrierte ich mich auf den älteren Herrn. »Entschuldigen Sie die Störung.«

»Oh, schon in Ordnung. Mich freut Besuch immer.« Er lachte herzlich auf, setzte anschließend eine ruhigere Miene auf und wandte sich an Damian. »Soll ich Tee aufsetzen, mein Herr?« Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, und meine Wangen glühten nun förmlich.

»Gerne, Edward. Zwei Tassen«, sagte Damian, ohne von mir aufzusehen.

»Zwei?« Der ältere Herr hörte sich verblüfft an.

»Ja, zwei.« Er ließ seinen Arm sinken, den er bis jetzt gegen die Tür gestemmt und der sich beinahe an meine Wange geschmiegt hatte. »Grünen?«

Ich nickte leicht. Schon wieder hatte ich falsch getippt. Bei dem älteren Herrn musste es sich um den Butler handeln, dann war Damian … Die Hitze sprang auf mein ganzes Gesicht, meinen Hals und das Dekolleté über; erneut vor Scham und vielleicht ein wenig wegen Damians herbem Duft und seiner Nähe.

»Wie du siehst, störst du nicht. Also, wollen wir?«

Ich sah die Stufen hoch, was er als Zustimmung aufnahm, da er vorging.

»1153 errichtete Lord Byroné, ursprünglich Franzose, das Gebäude. Dabei handelt es sich um meinen Ur… Ehrlich gesagt, weiß ich nicht einmal wie viele Urs dahin gehören. Seitdem befindet es sich durchgehend in Familienbesitz.« Er wartete, bis ich ihm zaghaft die Treppen hinauffolgte, und öffnete eine Tür. »Die Zimmer wurden alle nach demselben Prinzip angelegt und eingerichtet. Ich … Wir haben seitdem nicht viel verändert. Es gab kleinere Renovierungen. Elektrizität, Heizung und so weiter. Alles, was das Leben erleichtert und das Gemäuer instand hält.«

Ich blickte in ein schmuckvolles Schlafzimmer. Die Einrichtung entsprach weder einer bestimmten Stilrichtung noch einer bestimmten Epoche. Es wirkte vielmehr wie eine anachronistische Zusammenstellung, die trotz allem zum Charakter des Schlosses passte. Hellblaue Wände mit goldenen Applikationen, ein prunkvolles weißes Bett, eine Truhe mit Beschlägen aus Gold und eine Chaiselongue, in Blau und so aufgestellt, dass sich dem Sitzenden ein guter Blick nach draußen bot. Eine moderne Lampe, die wie ein eigens für den Raum geschaffener Stern alles erhellte, vervollständigte die Einrichtung.

»Das ist beeindruckend, obwohl die kleinen Änderungen subjektiv gesehen werden könnten.«

Er lachte. »Nicht zu protzig?«

Jetzt lächelte ich doch. »Nun, ein wenig.«

Damian handelte etwas ruppig, doch er schien sich zu bemühen, freundlich zu sein. Vermutlich bekam er nicht häufig Besuch.

Meine Fingerspitzen glitten behutsam über die Beschläge der Truhe. »Sind die aus echtem Gold?«

»Ich nehme es an. Die Truhe gehörte irgendeiner Prinzessin.«

Etwas überhastet zog ich die Finger zurück. »Einer Prinzessin?«

»Hat sie hier vergessen. Das muss …« Er dachte kurz nach, bevor er weitersprach. »Das muss um 1580 gewesen sein, wenn ich mich richtig erinnere.«

»Sie hat die Truhe vergessen?«, hakte ich nochmal nach, wobei ich mir ein Stirnrunzeln nicht verkneifen konnte. Niemand vergaß einfach so eine goldene Truhe, selbst eine Prinzessin nicht. Da musste also eine spannende Geschichte dahinterstecken, aber Damian ging nicht richtig auf die Frage ein, stimmte mir bloß zu und trat einen Schritt zurück. »Wollen wir weiter? Der Tanzsaal ist einen Blick wert.«

Ich nickte, das Geheimnis hinter der Truhe würde ich schon noch herausfinden. Als ich seiner Aufforderung nachkommen wollte, erreichte Edward gerade den oberen Treppenabsatz. In den Händen hielt er ein Tablett, auf dem zwei dampfende Tassen standen.

»Soll ich in der Bibliothek servieren?«

»Ja, bitte«, antwortete Damian, erneut ohne seinen Blick von mir zu nehmen. Er drückte den Rücken durch und zeigte mit der Hand einladend und irgendwie formell nach rechts. Erneut ignorierte ich den intensiven Glanz in seinen Augen und blieb entgegen seiner Aufforderung stehen. Etwas kam mir an ihm bekannt vor. Ja. War es sein Ausdruck? Die Augen, die Lippen? Womöglich hatte ich ihn schon einmal in der Uni gesehen?

»Wollen wir? Die anderen Zimmer werden auf uns warten.« Er deutete auf den Gang. »Die Bibliothek ist gleich nebenan. Wollen wir zuerst dahin?«

»Ja, gern.« Ich riss mich von Damians Gesicht los und folgte ihm durch zwei große Flügeltüren, die für sich schon wie ein Kunstwerk wirkten und die Gemälde an den Wänden in den Hintergrund rücken ließen. In vier Szenen zeigten sie ein phantastisches Schauspiel, das wie ein Krieg zwischen Nixen, Zauberern und Katzen aussah.

Edward stellte das Tablett auf ein Tischchen, das zwischen zwei Lesesesseln stand. Als er Damian und mich bemerkte, richtete er sich auf. »Kann ich noch etwas bringen? Kekse?«

»Nein, danke. Du kannst gehen, Edward. Den Rest übernehme ich«, sagte Damian und deutete, während Edward seiner Aufforderung folgte, auf die unzähligen Bücher. »Wunderschön, oder? Eine umfassende Sammlung meiner Lieblingsbücher und einiger anderer Werke.«

Der Raum quoll förmlich über vor Büchern. Sie füllten die tiefbraunen Regale, stapelten sich auf dem Boden und belagerten die Fensterbänke. An einem Fenster stand ein Schreibtisch, und auch auf ihm erhoben sie sich in die Höhe. Zwischen alten Werken lagen und standen neue, zwischen glänzenden Buchrücken lugten vergilbte hervor. Der Duft nach beschriebenem Papier durchzog die Luft. Eine Note von Gras, eine Spur Säure und ein Hauch Vanille erfüllten den Raum und verschluckten beinahe vollkommen den Geruch des dampfenden Tees.

Fast hätte ich die Augen geschlossen, um die Gerüche in mich aufzusaugen.

»Tee?«, fragte der Schlossherr und reichte mir gleich darauf galant eine Tasse, wobei seine Finger meine Haut streiften. Ein leichtes Kribbeln sprang von seiner Berührung über. Das Erschauern von vorhin blieb aus.

»Danke.« Ich nahm zwar die Tasse und trank einen Schluck des heißen Tees, meine Augen huschten jedoch weiter von Buch zu Buch. Im Geist stöberte ich längst zwischen den alten Seiten nach unentdeckten Schätzen.

Als hätte er meine Gedanken erraten, zog er ein Buch heraus und reichte es mir. »Du darfst sie dir ruhig ansehen. Was wäre eine anständige Bibliothek, wenn die Bücher auf ihren Plätzen verstauben würden?«

Wie unauffällig berührten seine Finger die meinen, aber ich bemerkte an Damians Grinsen, dass es voller Absicht geschah. Ich ging nicht darauf ein und widmete mich der Erstausgabe von Dracula, während Damian sich lässig an die Fensterbank lehnte und mich beobachtete. Angestrengt versuchte ich, mich davon nicht stören zu lassen, und fuhr bedächtig, fast streichelnd, die Buchstaben des Titels nach. Durch wie viele Hände das Buch wohl schon gewandert war? Oder hatte es all die Zeit hier, umgeben von schützenden Wänden, überdauert?

Ich wollte zu Damian aufsehen und ihn ausfragen, doch ich zögerte. Sein Blick lag immer noch auf mir und ich glaubte zu spüren, dass er grinste.

Als ich beim letzten Buchstaben auf dem Einband ankam, donnerte es laut. Das Licht im Raum flackerte zwei Mal und erlosch dann gänzlich. Ich zuckte zusammen, wobei meine Finger abrutschten und auf der Buchkante landeten. Mein Herz pochte. Dabei donnerte es bloß, nichts Ungewöhnliches während eines sommerlichen Gewitters. Und doch stand ich mit einem gutaussehenden Fremden in der Bibliothek eines Schlosses und der Strom war ausgefallen. Oder anders ausgedrückt: Ich befand mich in einer guten Vorlage für einen Thriller. Und dann war es noch dunkel. Nein, bloß düster.

»Keine Sorge, die Leitungen spinnen ein wenig. Das kommt in einem so alten Haus hin und wieder vor.« Damian lief an mir vorbei, betätigte mehrmals den Lichtschalter, da aber seine Bemühungen nichts brachten, kam er wieder zurück und schaute aus dem Fenster. »Hmmm seltsam, ein Unwetter, dabei schien gerade noch die goldene Abendsonne. Das Wetter wird immer unberechenbarer. Aber Edward wird den Strom gleich einschalten, vermutlich muss er eine Sicherung reindrehen, dann wird es hier wieder behaglicher.« Er nahm ein Buch vom Stapel auf der Fensterbank, schlug es auf und hielt es schräg vor das Fenster. »Hier ist es hell genug. Du kannst dich auf die Fensterbank setzen und dir in Ruhe die Bücher anschauen.«

Ich nickte. Gleich würde das Licht wieder angehen und meine Anspannung genauso schnell wieder abfallen. Ich würde mich durch die Bücher wühlen und vielleicht sogar das ein oder andere für meine Abschlussarbeit finden. Privatsammlungen boten oft genug ungeahnte Schätze.

Etwas beruhigter lief ich zum Stapel auf der Fensterbank, wo es wenigstens ein wenig heller war. Im Nu beschleunigte sich mein Herzschlag wieder, weil Damian keinen Schritt zur Seite gewichen war. Dabei passte kaum eine Hand zwischen uns. Seine Wärme legte sich auf meine Haut. Ging da ein hauchfeiner Duft nach Zitrone und Rosmarin von ihm aus? Vorhin waren die einzelnen Noten nicht so deutlich hervorgestochen, nun aber roch ich sie eindeutig. Süß und herb zugleich.

Damian beobachtete mich eine Weile, dann trat er endlich zurück. »Ich sollte nach Edward sehen, eigentlich müsste das Problem längst behoben sein«, sagte er besorgt, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und ließ mich allein.

Es donnerte wieder und diesmal folgte auf den Krach das sanfte Rauschen des Regens.

Weil auf dem Stapel mir unbekannte Romane lagen, wandte ich mich dem Schreibtisch zu. Die darauf ausgebreiteten Bücher sahen älter aus. Sie wirkten geradezu so, als könnten sie zerfallen, wenn ich sie nur schief ansah. Deshalb wagte ich es nicht, sie zu berühren, stattdessen begnügte ich mich mit den aufgeklappten Seiten, die erfreulicherweise Fakten zur griechischen Antike enthielten. Und gleich im nächsten Augenblick blieb ich an einem älteren Schriftstück hängen. Es zeigte eine Karte und undefinierbare Schriftzeichen.

Ich schmunzelte. Sie erinnerten mich an die A-Linearschrift, aber das war eigentlich unmöglich. Bisher grübelten die Wissenschaftler über ihre Bedeutung … oder versuchte sich auch Damian daran? Bisher wusste ich nicht, was er beruflich machte oder was ihn interessierte. Gut, eine Gelegenheit zum Ausfragen hatte es nicht wirklich gegeben und eigentlich ging mich das alles nichts an. Ich musterte wieder die Karte und hielt erschrocken die Luft an. Meine Kombinationsgabe meldete sich: Die Beschäftigung mit alten Schriftzeichen, und dann kam er mir auch noch bekannt vor. Womöglich arbeitete er als Dozent an der Uni? Nicht an meinem Fachbereich, vermutlich lehrte er in der Archäologie. Also sollte ich nicht zu lange hierbleiben, nur bis es aufhörte zu regnen.

Ich wandte mich ab und blickte in den Raum. Es war zu dunkel, um richtig zu stöbern. Aber rumstehen und die Zeit unnütz verstreichen lassen, wollte ich ebenfalls nicht. Daher holte ich das Smartphone aus meiner Handtasche und aktivierte die Taschenlampe, deren kleiner Lichtstrahl auf die Regale und Buchrücken fiel.

23% Akku. Das würde sicher reichen, um eine passende Lektüre zu finden und auf dem Nachhauseweg Musik zu hören.

Mit einem Finger auf dem dunklen Holz der Regalbretter lief ich den Gang entlang und zog hier und da einzelne Werke hervor. Es fühlte sich gut an, eine Verbindung zur Bibliothek zu schaffen. Wahrscheinlich konnten das allein andere Buchverrückte nachvollziehen, die ebenfalls am liebsten alle Bücher der Welt in ihrem Wohnzimmer zusammentragen und horten würden.

Erstaunlich, was sich hier alles verbarg. Erstausgabe reihte sich an Erstausgabe. Zwischen Klassikern standen Werke neuer Autoren, als hätten sich die Hausbewohner in all der Zeit nicht für eine sinnvolle Reihenfolge entscheiden können.

Ich sortierte meine Bücher nach Farbe, Größe, Genre und Autor, und das alles gleichzeitig. Aber ich besaß leider auch nicht die schiere Menge, um an die Grenzen meiner Sortiererei zu kommen.

Vor dem zweiten Regal blieb ich länger stehen und grinste. Hier stand doch tatsächlich Die Familie des Wurdalak, meine Lieblingsgeschichte. Ich zog die Zeitschrift, deren beinahe zweihundert Jahre alten Seiten nachträglich mit Leder umschlagen wurden, vorsichtig hervor und ging mit ihr zum Fenster. Gerade als ich die erste Seite aufschlug, öffnete Damian die Tür und kam herein. In seiner linken Hand hielt er eine flackernde Kerze, die er auf dem Schreibtisch abstellte. Die Flamme beruhigte sich sogleich und warf einen warmen Schein auf das dunkle Holz, die Bücher und ihn selbst. Anstelle seines Jacketts trug er ein weißes Hemd und eine rote Krawatte, die locker um seinen Hals hing und mir vorhin gar nicht aufgefallen war.

»Das wird leider etwas länger dauern. Edward sucht noch nach dem Fehler, vermutlich werde ich einen Handwerker anrufen müssen. Die Leitungen hätten schon längst erneuert werden müssen.«

»Oh.« Enttäuschung suchte sich einen Weg in meine Stimme. Ich sollte wirklich besser gehen, mein Besuch dauerte nun schon viel zu lange. Meine Augen huschten ein weiteres Mal über Damian. Ich versuchte, das Kribbeln zu unterdrücken, das mich wieder heimsuchte, und schlug die Zeitschrift zu. »Ich sollte nach Hause gehen.«

Damian schüttelte den Kopf und trat aus dem Kerzenschein auf mich zu, so nah, dass ich erneut seine Wärme spürte. Es fühlte sich nicht einmal unangenehm an. Die Nähe, die Hitze und das kleine Kribbeln in meiner Brust erschienen mir bloß unpassend. Und sein Geruch würde mich wohl noch heute Nacht verfolgen.

»Das musst du nicht. Du kannst gern bleiben. Ich hole ein paar Kerzen, dann wird es hier gleich heller«, sagte er, wobei seine Stimme einen Ton tiefer klang.

Vorsichtig legte ich die Zeitschrift neben mir auf den Stapel und atmete tief durch. Ich wusste, was er bezwecken wollte. Es war irgendwie süß, aber auch sehr offensichtlich. Das aufgeregte Kribbeln verschwand dennoch nicht. Es spornte mich aber wenigstens an, mich zu beeilen. Ich musste nach Hause. Die Wohnung aufräumen, lesen, mich ablenken und auf meine Mitbewohner, Julian und Marie, warten. Vielleicht würde ich die beiden anrufen.

»Nein, der Regen wird sicher schlimmer und ich bin mit dem Fahrrad hier. Ich sollte mich also besser auf den Weg machen.«

»Du machst mir keine Umstände, falls du das denkst. Ganz im Gegenteil. Ich treffe selten Menschen wie dich.« Er trat einen Schritt näher. Uns beide trennte kaum ein Hauch voneinander.

»Wie mich?« Das ungute Gefühl von vorhin meldete sich.

»So schön.«

Ich wich zurück, um mehr Platz zwischen ihn und mich zu bringen, und stieß gegen die Fensterbank. Jetzt saß ich beinahe auf dem kühlen marmorierten Stein. Damian roch gut und sah verdammt gut aus, aber … Sendete ich ihm falsche Signale? Ich biss mir auf die Unterlippe. Natürlich, dabei wollte ich das nicht einmal. Schließlich hatte ich Julian. Na ja, noch nicht ganz. Bald. Marie versicherte mir fast täglich, dass ihr Bruder bald sein Interesse offen an mir zeigen würde, und auf ihr Wort verließ ich mich immer.

»Ich sollte wirklich nach Hause«, murmelte ich, schaffte es aber nicht, meinen Blick von Damian zu nehmen.

Er beugte sich vor, ganz sachte, nahm meine Hand und führte sie sich galant zu den Lippen. Sie fühlten sich weich und sanft an, als sie meine Haut küssten.

Wie ein Gentleman des 18. Jahrhunderts, dachte ich und hätte beinahe aufgelacht. Es passte nur nicht, dass er meine Hand nicht losließ, stattdessen verschränkte er unsere Finger miteinander.

»Du spürst es, oder?«, flüsterte er und sah mir in die Augen.

»Ich weiß nicht, was du meinst.« Ich rutschte ein Stück nach hinten, als könne ich durch das Fenster entkommen; als würde das mein Herz ruhiger schlagen lassen. Aber das war unmöglich, weil von seiner Hand kleine, elektrisierende Stöße übersprangen und durch meinen Körper jagten. Schön und beängstigend zugleich.

»Ich habe es nicht sofort erkannt. Dafür habe ich zu lange deine Gegenwart nicht gespürt, aber als du nicht auf die Mesmerisierung reagiert hast und ich dich berührt habe, da wusste ich es.«

Ich runzelte verwirrt die Stirn, das Kribbeln rückte in den Hintergrund. Was redete er da? Mesmerisierung? Ich zog meine Hand zurück.

»Es ist verrückt. Nach so vielen Jahren kletterst du einfach über die Mauer und stehst vor mir, und das nachdem ich dich so lange gesucht habe. Lu…« Er kam ins Stocken. »Du … erinnerst dich nicht an mich. Schon wieder.«

»Ähm … Sie müssen mich verwechseln.« Verstohlen sah ich an Damian vorbei. Der Wechsel zum Sie würde vermutlich deutlich machen, dass er sich irrte in dem, was oder wen auch immer er in mir sah. Oder aber er verstand, dass ich kein Interesse an ihm hatte, das würde dann hoffentlich diesen plumpen Flirtversuch beenden.

Damian ignorierte demonstrativ meine Worte und kam stattdessen sogar näher. Sein Körper berührte meine Beine, seine Hände streckten sich vorsichtig nach meinen.

»Lucille, du musst dich an mich erinnern oder das Band wenigstens spüren. Diesmal muss es doch anders sein.« Seine Stimme klang verzweifelt und verlief sich in einem Flüstern.

Woher wusste er meinen vollen Namen? Hatte ich mich mit Lucille vorgestellt? Nein. Vorhin hatte ich wie sonst immer meinen Rufnamen genutzt. Niemand nannte mich Lucille, nicht einmal meine Eltern hatten mich so genannt.

Ich sah zu ihm auf. Überrascht und verwirrt.

»Ich habe dich endlich gefunden«, murmelte Damian und hielt mich weiter fest. Offensichtlich verstand er die Geste falsch.

»Ich muss jetzt wirklich nach Hause.«

Ein irritierter Ausdruck huschte über sein Gesicht, dann verzog er seine Lippen missbilligend. »Nein, du erinnerst dich tatsächlich nicht. Da …« Er deutete auf meinen Kopf. »Ist nichts mehr von meiner Lucille. Es ist das Band. Nur die Kraft. Wie beim letzten Mal.«

»Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen. Wir haben uns vielleicht auf dem Campus gese…« Ein rotes Aufflackern inmitten des Blaus seiner Iris ließ mich meine Worte vergessen.

Seine Finger drückten sich fester an meine und ein Anflug von Angst breitete sich in mir aus, was in Anbetracht der Situation reichlich spät kam.

Schweiß benetzte meine Handflächen. Hilfe. Ich musste jemanden rufen und … Edward. Er würde mir nicht helfen. Noch verharrte Damian in der Position und kam mir nicht näher, er schien noch immer nach etwas in meinem Gesicht zu suchen, was nicht da war.

Ich sah weg. Der Stapel Bücher auf dem Sims lag wenige Zentimeter von mir entfernt. Meine Finger tasteten sich langsam vor. Wenn ich eines herausziehen und ihm damit auf den Kopf schlagen könnte, würde er mich loslassen. Dick genug waren die Wälzer ja. Aber schade wäre es, nicht um den hübschen Kerl, sondern um das historische Werk, das vermutlich unbezahlbar war. Damian würde weniger Schaden nehmen. Aber aus dem Konzept bringen würde es ihn. Wenn auch nur kurz.

Mein Blick glitt nach oben, um meinen Plan nicht zu verraten. Von dem roten Funkeln sah ich nichts mehr. Vermutlich hatte ich mich geirrt und nur die Spiegelung eines Blitzes gesehen. Der Gedanke beruhigte mich ein wenig. Da fiel mir eine weitere Erklärung ein: Es war eine absurde Einbildung meines Verstands.

Mein Herz pochte. Damian sah unverschämt gut aus, mindestens genauso sehr, wie er verrückt war. Vielleicht würde mir Edward doch helfen? Der Butler wusste vermutlich um den Geisteszustand des Schlossherren, gerade deshalb sollte er mir doch zur Hilfe eilen?

Meine Fingerspitzen stießen gegen einen Buchrücken.

»Oder …«, sagte Damian und schon im nächsten Atemzug beugte er sich vor und küsste mich. Nicht stürmisch oder übergriffig, sondern zart und vorsichtig, begleitet von einer Hand auf meinem Hinterkopf, von einem liebkosenden Streicheln den Rücken entlang und dem süßen Geschmack nach Erdbeeren auf der Zunge. Ich fühlte mich wie eine längst verlorene Geliebte, die er nach Jahren des Suchens und des Wartens endlich vor sich hatte. Der Kuss schmeckte nicht einmal schlecht. Ich musste sogar zugeben, dass er mir gefiel, aber dennoch, es ging ums Prinzip.

Meine Finger schlossen sich um das sicher 600 Seiten schwere Buch. Eine gute Fülle und ein stolzes Gewicht. Ich musste es nur hervorziehen und zuschlagen, sobald seine Lippen … Ich sah in Damians Gesicht, sah die Regale hinter ihm, die plötzlich in einer schwarzen Wolke aus meinem Sichtfeld verschwanden und mit ihnen seine langen schwarzen Wimpern.

Alles wurde schwarz. Das stetige Rauschen des Regens schwieg.

Im nächsten Augenblick sah ich mich selbst in der Finsternis stehen, wie mich zunehmend gleißendes Licht umhüllte. Das grelle Leuchten schmerzte und zwang mich, meine Augen zu schließen, das alles, um sie keine zwei Sekunden später wieder aufzureißen.

 

 

Über mir erstreckte sich ein strahlend blauer Himmel.

Ich blinzelte.

Jemand saß neben mir. Ich spürte seine Anwesenheit, also setzte ich mich auf und blickte mich um.

Eine grüne Wiese, unter mir eine beigefarbene Decke.

Und was trug ich da überhaupt? Eine Stola? Das musste ein Traum sein. Ich runzelte die Stirn, konzentrierte mich. Gerade noch befand ich mich in einer Bibliothek, dann kam die Finsternis. Nein, davor …

»Entschuldige, ich habe noch etwas abgeholt. Ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten?« Die Worte trugen einen süß-herben Duft mit sich, nach Zitrone und Rosmarin.

Damian? Ich drehte mich um und zögerte. Das war nicht Damian, oder doch? Der junge Mann sah ihm ähnlich, aber er wirkte jünger. 17 oder 18 Jahre alt.

Er lachte. »Lucille, warum schaust du mich so an, als hättest du einen Geist gesehen? Habe ich etwas in den Haaren?« Er fuhr sich über den Kopf und schüttelte ihn leicht.

Es handelte sich um seine Stimme, da war ich mir sicher. Er klang genauso wie Damian. Und der Geruch … Gerade noch hatte ich darüber nachgedacht, dass er mich in meine Träume begleiten würde. Und jetzt stand er vor mir.

»Luci?« Er setzte sich vor mich auf die beigefarbene Decke.

Ich phantasierte. Beinahe hätte ich der Halluzination wegen aufgelacht, aber es reichte gerade mal für ein Lächeln, dessen Bedeutung auch dieser Damian falsch interpretierte. Er nahm meine Hand.

»Lucille, ich komme zu spät, weil ich … Ich weiß, dass ich in vielerlei Art anders bin, seitdem das Portal geschlossen ist.« Er stoppte, schwieg und sah verbittert auf das satte Gras herunter, dann ließ er sogar meine Hand los. In seinen Augen sammelten sich Tränen, was mir einen Stich versetzte. Es tat weh, ihn so zu sehen. Ich konnte nicht anders und tastete nach seiner Hand, deren Wärme auf mich überging und ich wünschte mir, sogleich hier und jetzt mit ihm zu verschmelzen.

Er sah auf und lächelte schwach. »Du weißt, dass ich dir niemals wehtun würde.« Sachte führte er meinen Handrücken zu seinen Lippen, genauso wie der andere Damian es getan hatte.

Mein Kopf vollführte ganz automatisch ein Nicken, ohne dass ich es

ihm befohlen hätte, als lenkte mich ein Puppenspieler.

»Meine Eltern werden das Problem sicher bald geklärt haben. Sie konnten meinen Großvater bloß noch nicht erreichen, aber es wird ihnen gelingen. Er wird wissen, was zu tun ist. Der Blutrausch wird schon bald Geschichte sein.«

Blutrausch? Irgendetwas kam mir an dem Wort bekannt vor … Es machte mich traurig. Aber ich konnte nicht nach dem Wissen in meinem Kopf greifen, obwohl es so nahe lag. Ein Schritt, eine Armlänge. Ich packte zu, doch es entglitt mir jedes Mal, wenn ich glaubte, es gleich zu haben. Was meinte er? Ich versuchte, mich stärker zu konzentrieren, aber es gelang mir nicht, nur Schwärze kehrte zurück.

»Würdest du trotzdem bei mir bleiben?«, lenkte Damian mich wieder

ins Hier und Jetzt, zur Decke und der Wiese. Zur Halluzination.

»Ich …« Mein Blick fiel auf seine andere Hand, die er vor mir ausbreitete. Auf seiner Handfläche lag ein filigraner Ring, der golden im Licht der Sonne schimmerte. So gleißend. So warm und … hart. Hart?

Der Ring verschwand. Die Hand, das Gras und der Himmel lösten sich in dunkler Finsternis auf.

 

 

Auf einmal spürte ich den Buchrücken zwischen meinen Fingern und die Lippen, die sich von meinen lösten.

Ich öffnete die Augen. Er neigte den Kopf leicht und lächelte. »Du erinnerst dich«, murmelte er hoffnungsvoll.

»Nein!« Ich schüttelte hektisch den Kopf und zog schnell das Buch hervor. Der Stapel fiel dumpf auf den Boden. Doch den Sturz verfolgten nur Damians Augen, denn ich schlug zu. Er wankte nicht einmal, ging bloß einen Schritt zurück. Überraschend war der Schlag jedenfalls.

Ich rannte los, an ihm vorbei, durch die pompöse Tür. Als ich die erste Treppenstufe erreichte, erschien Edward im Eingangssaal, eine Taschenlampe in der Hand, die langgezogene Schatten auf Möbel und Wände warf. »Was ist passiert?«

Ich antwortete nicht und lief zielstrebig die Stufen hinab. Nahm manchmal zwei auf einmal.

Hinter mir ertönte Damians Stimme: »Es ist alles in Ordnung. Vielen Dank, Edward. Ich kümmere mich um alles.« Er folgte mir und war leider keineswegs benommen, dem Klang nach viel eher motiviert und munter. Er würde mich einholen, dämmerte es mir und ich legte mehr Schwung in die nächste Bewegung, sprang gleich über drei Stufen und stolperte. Das Geländer erwies sich als ungemein glatt, dennoch bekam ich es zu fassen. Meine Handfläche brannte, als sie einige Zentimeter zu viel über das Holz rutschte, aber das bewahrte mich vor einem Sturz und brachte mich zum Ende der Treppe.

Das leichte Kribbeln, das der Kuss ausgelöst hatte, lag noch immer auf meinen Lippen. Meine Zunge fuhr von selbst über die Haut, sammelte die restliche Süße auf.

Verflucht. Ich musste damit aufhören. Mein klarer Verstand ließ heute eindeutig zu wünschen übrig.

Hektisch zog ich die Eingangstür auf und ließ sie offen stehen, als ich ins Freie lief. Der Regen prasselte auf meinen erhitzten Körper, kühlte ihn ab und klärte meinen Geist.

»Luci! Bleib doch bitte stehen. Es ist ein Missverständnis.« Damians Stimme klang flehend, ernst und keineswegs bedrohlich, und dennoch trieb sie mich zum Weiterlaufen an.

»Luci, bitte. Ich kann es erklären. Bleib stehen!«

Ich stockte, kurz davor zurückzublicken, besann mich aber und rannte schneller. Auf keinen Fall durfte ich stehenbleiben. Die Mauer stellte kein großes Hindernis dar und das pastellgrüne Fahrrad lehnte etwa drei Meter entfernt an einem Baum.

Kapitel 2

 

»Ich bin froh, dass mein letztes Seminar endgültig der Vergangenheit angehört.« Erleichtert atmete ich durch. Die letzte Klausur über die griechische Antike lag hinter mir. Zwei Nächte nach dem seltsamen Vorfall im Schloss, lief ich mit meinen Kommilitoninnen den Kiesweg auf dem Campus entlang mit dem Ziel, ein kleines japanisches Café in der Innenstadt zu besuchen. Dort wollten wir das Ende des Semesters feiern. Schade nur, dass Marie und Julian nicht dabei sein würden. Meine beste Freundin und zugleich Mitbewohnerin war vor drei Tagen mit ihrem Zwillingsbruder, Julian, zu deren Eltern gereist. Ich vermisste beide, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. Marie und ich waren unzertrennlich, und das seit ich denken konnte. Wir teilten und erzählten uns alles, von daher wusste sie, dass ich seit der Pubertät für Julian schwärmte. Es wäre schön gewesen, das Semester zusammen mit den beiden ausklingen zu lassen, aber ich ließ mir meine Laune nicht verderben.

Clara hingegen wirkte nicht so begeistert, was nicht an der Abwesenheit der beiden lag. Sie und ich gingen nach dem Schulabschluss gemeinsam zur Universität und hatten bis jetzt fast alle Kurse zusammen belegt, und doch überholte ich meine Freundin. Nun musste sie ihr letztes Semester ohne mich verbringen, weil ihr eine Hausarbeit fehlte.

»Ich weiß ja nicht, vielleicht solltest du noch ein oder zwei Kurse belegen. Rein aus Wissensdurst und Spaß«, meinte Clara.

Ich lachte auf. »Nichts da! Ich genieße mein freies Semester und bereite mich auf meine Stelle als Doktorandin vor.«

Claras Mundwinkel sackten gespielt vorwurfsvoll ab.

»So Mädels, jetzt ist gut. Wir haben frei und ich freue mich auf den Matcha-Kuchen. Deshalb denken wir nicht mehr an die Uni«, mischte sich Tatjana ein, was Claras Mundwinkel wieder nach oben schnellen ließ.

»Also eigentlich hat …«, begann Letztere, ehe ich ihr ins Wort fiel.

»Nein, sie hat recht. Wir sollten uns auf den Kuchen konzentrieren.«

»Ich habe immer recht.« Tatjana grinste, warf ihr schulterlanges Haar zurück und blieb dann wie angewurzelt stehen. »Wer ist das denn?«

Ich sah in die angedeutete Richtung.

Verdammt.

Bei seinem Anblick hätte ich sofort weiterlaufen sollen. Nein, rennen. Jedoch hielt nun Clara ebenfalls an, weshalb auch ich widerwillig zum Stehen kam. Ich verschränkte erst die Arme vor der Brust, ließ sie gleich darauf wieder fallen und fummelte unsicher an einem Bändel meiner Tasche herum.

Er war mir gefolgt. Woher sonst wusste er, dass ich hier zur Uni ging? Hatte er wie ich die Mauer erklommen und war mir dann zu Fuß bis in die Bahn und anschließend nach Hause nachgerannt? Und das bis nach Frankfurt? Ich stutzte. Nein, das hätte ich gemerkt. Außerdem war ich schnell unterwegs gewesen und er hätte seit vorgestern ohne Schlaf und Essen vor meiner Haustür ausharren müssen, bis ich heute Morgen zum Westcampus aufbrach.

Ich verlagerte unruhig mein Gewicht erst auf das linke Bein, dann auf das rechte und wechselte wieder zum linken.

»Vielleicht ein neuer Dozent? Luci, wie gesagt, du wirst etwas verpassen, wenn du nächstes Semester nichts belegst.«

»Können wir bitte weitergehen?« Ich packte meine Freundinnen an den Unterarmen und versuchte, sie mit mir zu ziehen. Meine Bemühungen brachten nichts. Sie bewegten sich keinen Zentimeter und starrten Damian an, der unbekümmert den Weg entlanglief und direkt auf uns zusteuerte. Meine Augen hefteten sich auf sein Gesicht, lesen konnte ich nichts aus diesem, genauso wenig wie aus seinen blauen Augen oder von den weichen Lippen.

»Der sieht nicht aus wie ein Dozent«, meinte Tatjana und erntete sogleich Claras zustimmendes Kopfnicken.

»Dann ist er vielleicht ein neuer Doktorand und braucht jemanden, der ihm den Campus zeigt.«

Keine zehn Schritte trennten ihn von uns.

»Mädels, Kuchen!«, versuchte ich es nochmal, aber die beiden rührten sich nicht. »Lasst uns wenigstens da hinten hingehen.« Ich zeigte über die Schulter, ohne meinen Blick vorher von Damian abzuwenden. Clara hingegen folgte meinem ausgestreckten Finger und schmunzelte. »In den Busch?«

»Ähm …« Worte, ich brauchte Worte. Warum fielen mir jetzt nicht die richtigen ein? Irgendwie musste ich es schaffen, ihre Aufmerksamkeit von dem Verrückten wegzulenken. Sonst würde es auf das hinauslaufen, worauf unangenehme Situationen mit neuen Kerlen immer hinausliefen. Tatjana und Clara waren seit Jahren in einer festen Beziehung, und das sahen sie auch für mich vor, nicht aber mit Julian, denn der passte ihrer Meinung nach nicht zu mir. In Wahrheit mochten sie ihn einfach nicht. Stattdessen sprachen sie irrationalerweise jeden halbwegs gutaussehenden Kerl an und versuchten, mich zu einem Date zu zwingen, was ihnen nicht immer gelang. Manchmal aber schon, in meinen schwachen Momenten, wenn ich mich zu müde für Diskussionen fühlte oder einfach keine Lust auf diese hatte. Erst vor einem Monat war ich mit einem Jurastudenten ausgegangen, der während des Dates nicht nur die ganze Zeit von seinen Frettchen-Spielzeugfiguren gesprochen, sondern auch erst meine Salzkartoffeln gegessen und dann meinen Eistee ausgetrunken hatte. Anschließend hatte er eine getrennte Rechnung verlangt, vergebens nach seinem Portemonnaie gesucht und mich schlussendlich alles selbst bezahlen lassen.

»Wir sollten ihn ansprechen«, verkündete Tatjana, was mir einen Aufschrei entlockte.

»Nein! Wir sollten ins Café, sonst verfällt unsere Reservierung. Außerdem sieht er nicht einmal gut aus. So blass wie er ist, sieht er aus wie jemand, der nie das Haus verlässt, und die schwarzen Haare sind überhaupt nicht meins.«

Tatjana zog eine Augenbraue hoch. »Die schwarzen Haare, die Julian übrigens auch hat, stören dich? Sicher passen die Schultern ebenso nicht zu deinem Geschmack. Sind sie zu breit?«

Zwei Schritte. Eine Flucht war ausweglos, also atmete ich tief durch. Wenn ich mich reserviert verhielt, würde er vielleicht gehen.

»Hallo Lucille.« Damian blieb keinen Meter vor mir stehen. Wieder viel zu nah.

Mein Herz schlug wild gegen die Brust, fast schon panisch. So musste sich eine Maus im Angesicht einer Katze fühlen.

Tatjana und Clara sahen überrascht erst zu Damian, dann zu mir und wieder zurück, sagten aber nichts. Sie dachten sich vermutlich ihren Teil. Wie sollte ich ihnen das später erklären? Ich konnte ihnen schlecht die Wahrheit sagen, dann würden sie an meinem Verstand zweifeln. Und für meine Dummheit hatte Marie mich gestern beim Telefonieren schon genug zusammengestaucht.

»Hallo Damian.« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Was machst du hier?«

»Ich gehe spazieren.«

»Auf dem Campus?«

»Warum nicht? Die Wege sind ganz ansehnlich. Es gibt sogar einen roten Fächerahorn, einen Ginkgo und einen Springbrunnen, der eine interessante Geschichte hat. Wusstest du, dass der Campus …«

»Du bist also wegen der Bäume und des Springbrunnens hier?« Ich bemühte mich um eine ruhige Stimme, als ich ihn unterbrach. Das glaubte er sich doch selbst nicht? Wenn er mir gestern gefolgt war, war er ein viel größerer Spinner, als ich angenommen hatte. Obwohl …, da wäre noch der Kerl, der zwei Tage nach unserem ersten Date plötzlich halbnackt in meinem Zimmer aufgetaucht war. Schon sechs Monate lag das zurück. Ich sollte wirklich aufhören, mich mit irgendwelchen Kerlen zu treffen, die mir von Anfang an suspekt vorkamen.

»Ich erwäge, mich für eine Lehrstelle zu bewerben.«

Tatjanas Augen leuchteten auf. »Für welche? Ich meine, an welchem Fachbereich?«

»Geschichte«, antwortete Damian, ohne ihr einen einzigen Blick zu schenken. Tatjana schien das nicht zu bemerken.

»Da sind wir auch. Was für ein Zufall! Wenn es klappt, werden wir deinen Kurs belegen.«

»Das denke ich nicht!«, schritt ich ein. »Ich denke eher, dass wir uns jetzt auf den Weg machen und Damian allein den Campus erkunden lassen.« Ich langte erneut nach Tatjana und Clara, doch sie zogen einfach ihre Arme weg. »Wir haben es nicht so eilig. Wenn wir ein paar Minuten später kommen, ist es halb so schlimm.«

»Die Reservierung wird verfallen.« Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich fieberhaft nachdachte, wie ich ihn wieder loswerden konnte.

»Dann sollte Damian mit uns kommen.« Wie meine andere Freundin entzog Clara mir ihren Arm.

»Was? Nein! Das kommt nicht in Frage.« Der Spinner würde garantiert nicht mitkommen.

»Mir gefällt die Idee.« Er lächelte freundlich, und da erstrahlte wieder dieser seltsame Glanz in seinen Augen. Er wandte sich an Clara und Tatjana. »Noch besser würde es mir allerdings gefallen, wenn ich allein mit Lucille in das Café gehen könnte. Ihr habt doch sicher noch anderes zu tun?«

Was fiel ihm ein? Er benahm sich unverschämt und zuckte dabei nicht einmal. Der Protest lag mir bereits auf den Lippen, da nickten Clara und Tatjana plötzlich. Wie bei zwei Puppen, denen man Leben eingehaucht hatte, knickte ihr Kopf nach vorne und hinten. Dann drehten sie sich weg und gingen. Einfach so.

Fassungslos starrte ich ihnen hinterher und gewann die Sprache erst wieder, als die beiden schon einige Meter entfernt waren. »Wohin geht ihr?«, rief ich ihnen nach.

Sie reagierten nicht.

»Tatjana! Clara! Kommt sofort zurück! Was denkt ihr euch? Ihr könnt mich hier nicht stehen lassen.«

Fast schon abrupt, als seien sie aus einem tiefen Schlaf erwacht, blieben die beiden stehen und drehten sich langsam zu mir um.

»Ich habe noch Hausaufgaben«, meinte Clara mechanisch. Tatjana nickte beipflichtend.

Diese Antwort entsprach blankem Unsinn. »Ihr habt keine Hausaufgaben, was redet ihr da? Das Semester ist vorbei und auf uns warten köstliche Desserts.«

»Clara meint, dass wir eine Hausarbeit über … Ja, was eigentlich? Auf jeden Fall müssen wir etwas schreiben«, antwortete Tatjana, nicht so mechanisch wie Clara, aber dennoch hörte sie sich an, als wäre sie nicht ganz sie selbst. Sie warteten nicht einmal auf eine Antwort, da drehten sich beide um und gingen weiter.

Das war ein schlechter Scherz. Ich atmete entrüstet aus. Normalerweise machten die beiden sich wenigstens die Mühe, den Kerl etwas auszuquetschen, um sicherzugehen, dass es sich nicht um jemand Gefährlichen handelte. Obwohl sie da offensichtlich nicht allzu genau hinsahen. Und jetzt, da die ungalanten Fragen mal angebracht wären, besannen die beiden sich auf höfliches Verhalten und hauten auf ziemlich schräge Art ab.

Ein Grinsen schlich sich auf Damians Gesicht. »Nun, wie es aussieht, sind wir jetzt zu zweit. Wollen wir los? Nicht, dass die Reservierung verfällt.«

Zu zweit, gerade das wollte ich vermeiden.

Meine Augen glitten unauffällig zu beiden Seiten. Der Campus leerte sich bereits. Das hieß, ich musste Damian entweder schnell loswerden oder irgendwohin gehen, wo sich mehr Menschen aufhielten, denn Alleinsein wollte ich mit ihm nicht.

»Leider habe ich keine Zeit mehr übrig«, sagte ich, ging einen Schritt zurück und sah mit Absicht übertrieben auffällig auf mein Smartphone. »Es ist schon spät. Also … muss ich los.«

Damian wirkte gekränkt. Der Glanz in seinen Augen erlosch und das Grinsen verlor sich. Stattdessen blieb er still, schob eine Hand in die Hosentasche, fuhr sich mit der anderen durch das Haar und kam nicht näher. Diese Geste sah so unbeholfen und niedergeschlagen aus, dass sich wieder ein Kribbeln in meine Mitte schlich. Jetzt verstand er wohl, dass er Abstand halten sollte und sich falsch verhalten hatte. Oder er wandte einen Trick an.

»Ich wollte mich eigentlich nur entschuldigen. Würdest du mir bitte eine Chance geben, mich zu erklären? Es dauert auch nicht lang.«

Das überraschte mich. Wobei eine eingängige Erklärung in Anbetracht seines Verhaltes vielleicht ganz gut wäre.

Der flehende Klang seiner Worte und die traurigen blauen Augen ließen mich hadern. Vielleicht lag es aber auch am Kribbeln, das ich sogar bereits auf meinen Wangen spürte. »Nun«, meinte ich bloß und schon stahl sich erneut ein Lächeln in sein Gesicht.

Ich seufzte. Im Café wären wir schließlich nicht allein und die Reservierung verfallen lassen, wollte ich ebenfalls nicht. »Na gut. Aber ich warne dich, lass deine Hände und … Lippen bei dir.«

Er nickte zwar, doch ich meinte, ein gefährliches Funkeln in seinen Augen zu sehen. Worauf ließ ich mich da nur ein?

»Das Café ist nicht weit weg, lass uns gehen. Ich habe nicht viel Zeit.«

Den Weg brachten wir still hinter uns. Obwohl sich die Ruhe komisch anfühlte, war ich für sie dankbar. Sie gab mir die nötige Zeit zum Nachdenken. Ich konnte mir immer noch keinen Reim darauf machen, wie Damian es geschafft hatte, meine Universität zu finden. Eine Verfolgungsjagd ging nicht gerade unauffällig vonstatten. Hatte auf den Aufzeichnungen, die mir vorgestern aus den Händen gesegelt waren und die er mit mir gesammelt hatte, etwas Verräterisches gestanden? Meine Adresse schon mal nicht. Oder befand sich irgendwo in der Ecke der Zettel das unauffällige Logo der Uni? Ich nutzte immer den Drucker in der Bibliothek, weil sich für einen eigenen kein Platz in meinem Zimmer fand.

Das Café lag wenige Gehminuten vom Campus entfernt und dementsprechend schnell erreichten wir es. Als ich die Tür öffnete, strömte mir ein herrlicher Duft nach allerlei köstlichem Gebäck entgegen. Ein Blick Richtung Theke verriet, dass die heutige Auswahl mindestens genauso appetitlich schmeckte wie sie duftete. Bunte Baumküchlein, pastellgrüne und -blaue Macarons, Shuukurimu und Short Cake mit frischen Erdbeeren warteten darauf, gegessen zu werden.

Ich ließ mir von einer vorbeieilenden Kellnerin unseren Tisch zeigen, hängte zunächst meine Tasche über die Stuhllehne und wollte den Stuhl gerade zurückziehen, als Damian ebenfalls zur Lehne griff. Unsere Finger berührten sich leicht. Ein Gefühl, einem feinen Kitzeln ähnlich, floss von ihm zu mir. Ein wenig erschrocken und in der Erwartung einer weiteren Halluzination, erstarrte ich, und dann stand der Stuhl bereits in der richtigen Position, um mich zu setzen. Mein Verfolger zog die Finger weg und die Kellnerin brachte zwei Karten, in die ich nicht erst reinschauen musste. Da ich nicht zum ersten Mal hier aß, wusste ich, was mir schmeckte, also bestellte ich direkt ein Stück Matcha-Kuchen und einen grünen Tee, wobei sich Damian meiner Bestellung anschloss.

»Also, was hast du zu sagen?«, begann ich das Gespräch ohne Umschweife, als die Kellnerin davoneilte.

»Erst einmal möchte ich mich bei dir entschuldigen. Ich habe mich total danebenbenommen. Es … Ich hätte dich einfach nicht küssen dürfen, da bin ich etwas zu direkt gewesen. Entschuldige.«

In seiner Stimme lag allerdings kein Bedauern.

»Das war falsch von mir.«

Immer noch nicht. Stattdessen schlich sich eine amüsierte Miene auf sein Gesicht, die seine Worte nichtig und mich ein wenig sauer machte. Er log, und das nicht einmal gut.

»Ich hätte deine Hände nicht halten dürfen, deine Haut nicht berühren und meinen …« Damian beugte sich leicht vor und dämpfte seine Stimme. »Meinen Körper nicht an deinen pressen, mit meinen Lippen nicht die deinen berühren dürfen.«

Mir schoss das Blut in die Wangen. Unabsichtlich, fast reflexartig, sah ich auf seinen Mund, dessen feine Linien ich in Gedanken nachvollzog, und das Kribbeln in meiner Mitte meldete sich erneut. Ich versuchte, das Gefühl von mir zu schieben, doch seine Worte reichten aus, um das sanfte Gefühl seiner Lippen auf meinen heraufzubeschwören, als hätte er sich gerade eben nach vorne gebeugt und mich geküsst.

»Ja, das hättest du nicht machen dürfen.« Meine Stimme zitterte leicht.

Die Kellnerin kam mit einem vollbeladenen Tablett zurück, weshalb er sich wieder aufrichtete und ihr höflich den Matcha-Kuchen und grünen Tee abnahm, der in einer blumigen weißen Kanne serviert wurde.

Wie Clara und Tatjana veränderte sich die Kellnerin in Damians Anwesenheit, was mir bei unserer Ankunft gar nicht aufgefallen war. Jetzt aber stach ihr Verhalten allzu deutlich hervor. Gerade noch am Nachbartisch auf die nötigste Freundlichkeit beschränkt, wirkte sie nun wie ausgewechselt. Sie strahlte Damian mit ihrem schönsten Lächeln an und verwandelte ihre Stimme in einen fast schon grauenhaften Singsang, bevor sie wieder verschwand. Nun, attraktiv sah er ja aus. Wenn sie nur wüsste, wie es um seinen Kopf stand.

»Das ist nicht wirklich eine Entschuldigung, aber nun gut. Vielleicht ist deine Erklärung besser«, fügte ich recht kühl an.

Er stutzte und schwieg einen Moment. Ich gönnte ihm diese Pause und griff nach der Gabel. Der Kuchen duftete köstlich und sein kläglicher Versuch, sich zu entschuldigen oder mich auf die Palme zu bringen, hielt mich nicht davon ab, mein Stück zu genießen.

Erst als ich die Hälfte gegessen hatte, sprach Damian weiter. »Ich sollte einfach drauflosreden, zumindest meinte Edward das. Zuerst hielt ich es für eine gute Idee, aber jetzt fühlt sich sein Rat falsch an. Ich hätte wohl lieber mit Mathilda, seiner Frau, sprechen sollen. Sie kann sich sicher besser in andere Frauen hineinversetzen. Ich war noch nie gut darin.«

Ich nahm einen Schluck Tee, um Zeit zu schinden. »Wie wäre es erst einmal mit der Info, woher du meinen Namen kennst. Ich habe mich dir nicht als Lucille vorgestellt.«

Damian lachte auf. »Das lässt sich ebenfalls nicht so leicht erklären.« Er musterte seinen Tee, der noch immer unberührt dastand, und schwenkte nun seinen Löffel ziellos in der Tasse herum, dann sah er zu mir auf. »Versprich mir bitte, dass du nicht sofort aufspringst und wegrennst. Lass mich erst aussprechen und alles erläutern. Es wird sich seltsam anhören und wahrscheinlich wirst du mich für verrückt halten.«

Und wie ich ihn für verrückt hielt, dafür brauchte es keine langen Reden, und vermutlich würde seine Begründung daran rein gar nichts ändern. »Okay, ich verspreche es«, sagte ich dennoch und lehnte mich leicht zurück.

Sein Blick wurde ernst. »Ich bin ein Schattenwesen.« Eine kleine Pause schlich sich ein, in der er meine emotionslose Miene eingehend musterte. »Ein Abkömmling der Götter. Wobei das nicht mehr ganz zutrifft, nicht mehr im ursprünglichen Sinn. Du hast sicher viele Fragen, die werden sich alle nach und nach klären, das verspreche ich.«

Beinahe hätte ich aufgelacht, aber ich unterdrückte den Impuls. Ein belustigter Ausdruck schien sich dennoch auf mein Gesicht zu schleichen, da Damian schon wieder Unsinn redete. Ich schwieg und starrte ihn an, in der Hoffnung, dass dieses Gespräch bald vorbei sein würde.

Er ließ den Löffel in Ruhe und faltete die Hände, die Finger nervös knetend. »Geht man euren Erzählungen nach, müsste ich in diesem Augenblick zu Asche zerfallen. Doch kein Sonnenlicht wird mich davon abhalten, bei dir zu sein. Schon seit Jahrtausenden bin ich ein … Vampir. Ja, ich denke, dass ihr uns zurzeit so nennt. Oder ist der richtige Begriff Upyr? Die Menschen neigen nicht gerade dazu, eine Bezeichnung durchgängig zu benutzen, da verliert man im Laufe der Jahrhunderte leicht den Überblick. Wobei mich das, ehrlich gesagt, nie interessiert hat. Und dann noch die geografischen Unterschiede und Vorurteile. Ein reines Durcheinander, wenn du mich fragst.«