Tee? Kaffee? Mord! Arsen und Käsekuchen - Ellen Barksdale - E-Book
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Tee? Kaffee? Mord! Arsen und Käsekuchen E-Book

Ellen Barksdale

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Beschreibung

Folge 7: In Nathalies Cafe findet der alljährliche Käsekuchen-Wettbewerb von Earlsraven statt. Doch statt eines Preises für den leckersten Kuchen gibt es einen Toten!
Stuart Ridlington, Chefjuror und Inhaber der erfolgreichen Bäckereikette "Baker’s Belly", fällt während der Verkostung tot um. War es Mord? Und hat Rita Buffridge, seit zehn Jahren in Folge die Gewinnerin des Wettbewerbs, womöglich etwas mit seinem Tod zu tun? Nathalie und Louise helfen dem Constable bei den Ermittlungen und müssen feststellen, dass auch ein Backwettbewerb sehr weit von Friede, Freude, Eierkuchen entfernt sein kann.

Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ...
Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das "Black Feather". Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Epilog

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Über diese Folge

In Nathalies Cafe findet der alljährliche Käsekuchen-Wettbewerb von Earlsraven statt. Doch statt eines Preises für den leckersten Kuchen gibt es einen Toten!Stuart Ridlington, Chefjuror und Inhaber der erfolgreichen Bäckereikette »Baker’s Belly«, fällt während der Verkostung tot um. War es Mord? Und hat Rita Buffridge, seit zehn Jahren in Folge die Gewinnerin des Wettbewerbs, womöglich etwas mit seinem Tod zu tun? Nathalie und Louise helfen dem Constable bei den Ermittlungen und müssen feststellen, dass auch ein Backwettbewerb sehr weit von Friede, Freude, Eierkuchen entfernt sein kann.

Über die Autorin

Geboren wurde Ellen Barksdale im englischen Seebad Brighton, wo ihre Eltern eine kleine Pension betrieben. Von Kindheit an war sie eine Leseratte und begann auch schon früh, sich für Krimis zu interessieren. Ihre ersten Krimierfahrungen sammelte sie mit den Maigret-Romanen von Georges Simenon (ihre Mutter ist gebürtige Belgierin). Nach dem jahrelangen Lesen von Krimis beschloss sie vor Kurzem, selbst unter die Autorinnen zu gehen. »Tee? Kaffee? Mord!« ist ihre erste Krimireihe.

Ellen Barksdale lebt mit ihrem Lebensgefährten Ian und den drei Mischlingen Billy, Bobby und Libby in der Nähe von Swansea.

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

ARSEN UNDKÄSEKUCHEN

Aus dem Englischen von Ralph Sander

beTHRILLED

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dorothee Cabras

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © shutterstock/SJ Travel Photo and Video, © Mary Ro/Shutterstock, © Mary Ro/Shutterstock, © Nick Hawkes/Shutterstock

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-6892-5

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Prolog, in dem beschlossen wird, Schicksal zu spielen

»Da! Ab da musst du es laufen lassen«, sagte die Frau. »Genau da, wo er sich umdreht.«

Die andere Frau, die etwas älter war, tippte auf die Taste der Fernbedienung, das Band leierte kurz, Störungen huschten über den Bildschirm.

»Du solltest wirklich allmählich den alten Videorekorder deiner Eltern entsorgen«, stöhnte die jüngere Frau frustriert. »Das Bild wird immer schlechter, und neue Kassetten kannst du schon seit Jahren nicht mehr kaufen.«

»Du weißt, ich liebe meine Videokamera über alles«, widersprach die Ältere. »Mit dem Handy kann jeder filmen. Und jetzt sei still, ich will das hören.«

»… und so erkläre ich Rita Buffridge zum neunten Mal in Folge zur Käsekuchenkönigin der Region Greater Cornwall«, verkündete ein beleibter weißhaariger Mann mit kunstvoll gezwirbeltem Schnauzbart, der im schwarzen Anzug und mit Zylinder auf dem Kopf auf einer Bühne stand und jemanden zu sich winkte.

Eine schwarzhaarige Frau Anfang fünfzig ging ein paar Stufen hoch und stellte sich zu dem Herrn mit dem Zylinder. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als der Mann ihr eine Urkunde überreichte.

»Mrs Buffridge«, sagte er, »ich möchte fast sagen, dass es mir jedes Mal ein fast noch größeres Vergnügen als im Vorjahr ist, Ihnen die Siegerurkunde zu überreichen und Sie zur Käsekuchenkönigin der Region Greater Cornwall auszurufen. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie …«

»Spul mal vor«, sagte die jüngere Frau. »Ridlington redet jedes Mal das gleiche Blabla. Der könnte auch einen Mitschnitt vom Jahr zuvor abspielen und dazu nur den Mund bewegen; kein Mensch würde den Unterschied bemerken.« Sie ließ den Bildschirm nicht aus den Augen. »Jetzt.«

Die ältere Frau drückte auf die Wiedergabetaste, gerade als Rita Buffridge ins Bild rückte, die ein Mikrofon in der Hand hielt.

»… möchte ich der Jury danken, dass sie mich auch diesmal wieder auf den ersten Platz gewählt hat«, erklärte die Frau, die genauso routiniert klang wie Mr Ridlington. »Natürlich freut und ehrt mich das, aber es ist mir auch ein bisschen peinlich, und ehrlich gesagt spiele ich im Augenblick mit dem Gedanken, beim nächsten Wettbewerb nicht anzutreten.«

»Das Gleiche hat sie schon erzählt, als sie das fünfte Mal gewonnen hatte«, schnaubte die jüngere Frau. »Wetten, dass die liebe Rita ihre zehnte Dankesrede schon griffbereit hat? Schade, dass sie sich die Arbeit gemacht hat.«

»Jede Glückssträhne muss einmal enden«, erwiderte die andere Frau lächelnd und hielt eine kleine braune Flasche hoch.

Die Jüngere betrachtete das Objekt. »Und du bist dir sicher, dass das funktionieren wird?«

Ein siegesgewisses Lächeln umspielte die Lippen der anderen Frau. »Todsicher, meine Liebe. Todsicher.«

Erstes Kapitel, in dem Nathalie unversehens zur Gastgeberin wird

»Sind wir zu früh?«

Nathalie sah von ihrem Schreibtisch auf und entdeckte Fred Estaire, der gemeinsam mit seiner Künstlerkollegin Belle Starr in der Tür zu ihrem Büro stand. Fred hatte in den letzten Monaten seinem Haarwuchs freien Lauf gelassen, weshalb sich seine Frisur allmählich wieder in Richtung Marc Bolan entwickelte. So hatte er ausgesehen, als er vor nicht ganz einem halben Jahr erstmals in Earlsraven aufgetaucht war. Belle Starr, die gut eineinhalb Köpfe kleiner war als Fred, trug ihre langen Haare seit ein paar Tagen grellgrün gefärbt, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis daraus wieder ein Sonnengelb oder ein metallisches Grau werden würde.

Ein Blick auf die Uhr zeigte Nathalie, dass es fast fünf Uhr nachmittags war. »Nein, ihr seid auf die Sekunde pünktlich«, antwortete sie lächelnd und deutete auf die beiden Stühle vor ihrem Schreibtisch. »Ich muss nur noch zwei Posten für die Bestellung ergänzen, dann bin ich für euch da.«

»Was bestellst du denn?«, wollte Belle wissen.

»Bürobedarf. Stifte, Ordner, Papier und so weiter. In Earlsraven gibt es leider kein Geschäft, das so etwas anbietet.«

Fred grinste ironisch. »War nicht vor Jahren von allen Computerexperten mal das ›papierlose Büro‹ prophezeit worden? Wenn ich das sehe«, er deutete mit einer Kopfbewegung auf ihren Schreibtisch, »habe ich nicht den Eindruck, dass da irgendwas papierlos abläuft.«

»Das war schon in meinem alten Job so«, bestätigte Nathalie und strich sich die Haare hinters Ohr, die ihr immer wieder ins Gesicht fielen, sobald sie sich vorbeugte. Eigentlich war ein Friseurbesuch längst überfällig, aber je länger sie hier auf dem Land in Earlsraven lebte und das Black Feather führte, desto mehr hatte sie Lust, mal etwas Neues auszuprobieren und diese Veränderung auch nach außen zu zeigen. »Hunderte Seiten Statistik, fünfzehnmal ausgedruckt, damit die Kollegen aus der Chefetage während der Konferenz bei Bedarf etwas nachsehen konnten, anstatt mit der Zeit zu gehen und Tablets zu benutzen …« Sie notierte den letzten Posten, dann legte sie den Vorgang zur Seite. »So, das war’s.« Sie sah die beiden Künstler an. »Weshalb ich euch hergebeten habe …« Nathalie machte eine kurze Pause. Fred war sichtlich interessiert, Belle dagegen wirkte zurückhaltender. »Ich habe da ein Projekt, das mit euch steht und fällt.«

»Eine Kunstgalerie?«, fragte Belle hoffnungsvoll. »Das wäre eine Chance, meine Skulpturen den Menschen zu zeigen.«

»Nicht ganz, jedenfalls nicht vorrangig«, erwiderte Nathalie. »Ich weiß nicht, ob ihr den leer stehenden Supermarkt drüben in Stapledon kennt.«

»War das nicht ein Woolies?«, hakte Fred nach.

»Ganz früher war das ein Woolworth, das ist richtig«, bestätigte sie. »Aber das ist lange her, danach haben sich die Discounter die Klinke in die Hand gegeben, und seit zwei Jahren steht das Gebäude leer.«

»Und was haben wir damit zu tun?«, wollte Belle wissen.

»Das kommt ganz darauf an«, sagte Nathalie und wurde für einen Moment abgelenkt, als sie ihre Köchin am Büro vorbeigehen sah. »Louise, hast du ein paar Minuten Zeit?«

Die ältere Frau mit der markanten silbergrauen Kurzhaarfrisur machte kehrt und kam ins Büro. »Klar. Was gibt es denn?«

»Ich möchte Belle und Fred einen Vorschlag unterbreiten, doch wenn du dich dazusetzt, dann muss ich das Ganze nicht zweimal erzählen«, erklärte Nathalie. »Denn mit dir müsste ich anschließend über etwas anderes reden, was aber mit der Sache hier zu tun hat.«

Louise ging um den Schreibtisch herum, damit sie auf dem Stuhl Platz nehmen konnte, der am Fenster stand. »Wenn ich in der Küche gebraucht werde, schreien die sowieso ganz laut nach mir.«

»Okay, danke«, sagte Nathalie. »Also, es ist so, dass ich in diesem Ladenlokal in Stapledon einen Landsupermarkt eröffnen möchte.«

»Was ist denn ein Landsupermarkt?«, fragte Belle.

»Das ist ein regionaler Supermarkt, der ausschließlich Produkte anbietet, die hier in der Umgebung angebaut, geerntet und verarbeitet werden, also Milch, Mehl, Brot, Gemüse, Obst und so weiter«, erläuterte Nathalie. »Allerdings mit dem Unterschied, dass nicht der Supermarkt bestimmt, was ins Regal kommt, sondern der Erzeuger selbst. Das heißt auch, dass der Supermarkt nicht die Waren einkauft, sondern nur die Fläche zur Verfügung stellt, die vom jeweiligen Landwirt so genutzt werden kann wie auf einem ganz normalen Marktplatz.«

»Aber wenn die alles selbst erledigen, was haben wir dann damit zu tun?«, wollte Fred wissen. »Ich hatte jetzt erwartet, dass du uns als Personal einsetzen willst, das Regale einräumt und kassiert und so.«

»Genau darum geht es mir auch.« Nathalie war froh darüber, dass Fred ein wenig enttäuscht geklungen hatte. Sie hatte schon befürchtet, in diesem Punkt auf Widerstand zu stoßen, weil sich der eine oder andere aus dem Künstlerkollektiv dafür womöglich zu fein war. Aber wenn Fred bereits damit rechnete und kein Problem damit zu haben schien, war das ein gutes Zeichen. Er war schließlich der Wortführer der Gruppe und würde den anderen bestimmt vermitteln können, welche Chancen in dieser Idee lagen. »Die Landwirte können sich nicht selbst zu ihren Waren stellen, um sie zu verkaufen, weil sie keine Zeit dafür haben. Darum möchte ich ihnen sozusagen ein Sorglos-Paket anbieten, das bedeutet, dass sie frühmorgens ihre Ware liefern und gegebenenfalls nachmittags das abholen, was noch übrig ist und anderweitig verarbeitet werden soll. Darum brauche ich eine bestimmte Anzahl an Kräften, die die Waren annehmen, im Markt einräumen, sich um den Verkauf kümmern und alles in Schuss halten.« Sie sah zwischen Fred und Belle hin und her. »Das wäre eure regelmäßige Aufgabe. Dazu käme noch eine einmalige Aufgabe, nämlich die Gestaltung des Supermarkts.«

»Meinst du die Fassade oder das Innenleben?«, fragte Fred.

»Beides. Ich habe noch keine konkrete Idee, wie das aussehen könnte, doch ich weiß, dass es weder innen noch außen nach einem Supermarkt aussehen soll. Wir brauchen etwas Markantes, das die Autofahrer anspricht und neugierig macht, wenn sie an Stapledon vorbeikommen. Ich würde euch gerne bitten, vier oder fünf sehr unterschiedliche Rohentwürfe auszuarbeiten, damit ich ein Gefühl für die Richtung bekomme, in die das Ganze gehen kann.«

Die beiden Künstler sahen sich an, dann nickten sie zustimmend.

»Wir haben freie Hand?«, wollte Belle wissen. Ihre Augen funkelten dabei begeistert, obwohl sie auf die Haarfarbe abgestimmte Kontaktlinsen trug.

»Im Rahmen des Themas«, stellte Nathalie hastig klar. »Es sollte einen Bezug zur Landwirtschaft haben, und es muss noch als Geschäft erkennbar sein, in dem man Lebensmittel kaufen kann. Ich will nichts haben, was nach einem abgestürzten Ufo aussieht oder nach einem zweiten Stonehenge.«

Während Fred verstehend nickte, setzte Belle eine missmutige Miene auf, die hinlänglich bewies, dass Nathalies Einschränkung gerade noch rechtzeitig gekommen war.

»Ich brauche also diese Entwürfe – wenn es machbar ist – bis Mitte nächsten Monats. Und gleichzeitig brauche ich eine verbindliche Zusage, dass ich auf eure Mitarbeit im Markt zählen kann.« Sie gab Fred einen Zettel. »Das ist eine Übersicht der Stellen, die voraussichtlich zu besetzen sind, sowie der Arbeitszeiten. Ich habe jeweils die Stundenzahl dazugeschrieben, damit ihr euch überlegen könnt, wie ihr das untereinander aufteilen möchtet. Mir ist egal, ob einer von euch die dreißig Stunden pro Woche allein arbeitet oder ob zwei Leute je fünfzehn Stunden arbeiten, solange ich weiß, dass in der angegebenen Zeit einer von beiden anwesend ist und ich nicht ohne Mitarbeiter dastehe.«

Fred und Belle sahen sich an, was einen Moment lang so wirkte, als unterhielten sie sich via Gedankenübertragung. Dann sagte Belle: »Das ist ein völlig irres Angebot, ich bin sofort dabei! Ich kann es irgendwie gar nicht glauben, dass du mir … dass du uns allen zutraust, dass wir das hinkriegen. Ich … wow … ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

»Wir müssen das natürlich mit den anderen besprechen«, ergänzte Fred, »aber ich glaube nicht, dass irgendeiner dankend abwinken wird. Du gibst uns hier eine echte Chance, weißt du das?«

»Die gebe ich euch nur, weil ich daran glaube, dass ihr das schafft und mich nicht enttäuscht«, entgegnete sie. »Ach ja, dieser Supermarkt bekommt natürlich auch einen Manager, aber so einen Posten kann ich nur jemandem geben, der einen Bachelor in BWL hat. Du kennst da nicht zufällig jemanden, oder, Fred?«, fragte sie so betont, dass er unwillkürlich den Kopf ein wenig anhob und sie forschend ansah.

»Woher weißt du das?«, gab er schließlich zurück.

Nathalie schmunzelte. »Sagen wir, ich habe so meine Quellen, die wiederum ihre Quellen haben.« Sie vermied es tunlichst, Louise anzusehen.

»Interessant«, sagte er nachdenklich, während Belle ratlos zwischen ihm und Nathalie hin- und herschaute. »Was haben dir denn deine Quellen sonst noch so über mich verraten?«, wollte er wissen und konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht ganz verkneifen.

»Tja, wenn du wüsstest, Fred«, antwortete sie in einem Tonfall, der alles Mögliche bedeuten konnte, was so von ihr auch beabsichtigt war. Sollte er ruhig ein wenig grübeln.

Plötzlich ging Belle ein Licht auf. »Du hast einen Bachelor, Freddie? Mann, das ist ja so … so etabliert.«

Er drehte sich zu ihr um. »Das ist nichts, wofür ich mich schämen müsste.«

»Hey, so war das nicht gemeint«, versicherte sie hastig. »Ich finde das gut. Ich wünschte, ich hätte auch was Brauchbares gelernt, wenn das mit der Kunst nichts werden sollte.«

»Du bekommst in Nathalies Supermarkt die Chance, was Brauchbares zu lernen«, betonte er.

Belle sah sie an und zwinkerte Nathalie zu. »Ja, ich weiß. Danke, Nathalie!«

»Ist schon okay«, wehrte sie ab.

Fred nickte Nathalie zu, doch sein Zwinkern war längst nicht so harmlos wie das seiner Kollegin. Dieses Zwinkern hatte etwas Verlockendes an sich, etwas, was Nathalie in seinen Bann zu schlagen verstand.

Nachdem die beiden sich nochmals bei ihr bedankt und sich dann verabschiedet hatten, erwartete Nathalie eigentlich, dass Louise sich zu ihr an den Tisch setzen würde. Doch die Köchin machte keine Anstalten, ihren Platz neben dem kleinen Fenster aufzugeben, durch das man die Terrasse vor dem Lokal sehen konnte.

»Ein Landsupermarkt«, sagte Louise in einem undefinierbaren Tonfall.

»Keine gute Idee?«

Die ältere Frau wiegte nachdenklich den Kopf. »Die Idee ist gut, aber … übernimmst du dich damit nicht ein klein wenig? Ich meine, du hast mit dem Black Feather von deiner Tante eine Kombination aus Pub, Café und Hotel geerbt. Das sollte doch schon Arbeit genug sein, oder nicht?«

Nathalie winkte gelassen ab. »Ganz im Gegenteil. Ich gebe zu, ich hatte ziemlich hochtrabende Pläne, wie ich hier alles umstrukturieren und effizienter machen wollte …«

»Ich erinnere mich daran«, sagte Louise schmunzelnd. »Ich habe mich insgeheim immer gefragt, wann du eigentlich damit anfangen willst, doch ich wollte dich nicht darauf ansprechen.«

»Um mich nicht auf dumme Gedanken zu bringen, richtig?«

»Womöglich«, gab die ältere Frau zurück und zwinkerte ihr zu. »Was ist daraus geworden?«

Nathalie drehte sich mit ihrem Stuhl zu Louise um, lehnte sich nach hinten und schlug die Beine übereinander. »Gar nichts. Weil hier alles reibungslos läuft. Es ist nicht alles effizient, das sage ich immer noch. Aber hier jetzt alles auf den Kopf zu stellen und damit diese gut eingespielten Abläufe zu riskieren, ergibt einfach keinen Sinn.«

»Eine weise Entscheidung«, meinte Louise anerkennend.

»Danke!« Nathalie musste lachen. »Das muss das Leben auf dem Land sein, das mich so ›weise‹ macht, dass ich über solchen Dingen stehen kann. Jedenfalls fühle ich mich hier nicht ausgelastet, was natürlich auch daran liegt, dass ich so hervorragend eingearbeitetes Personal habe.«

Louise nickte. »Ich danke im Namen der ganzen Belegschaft.«

»Außerdem bringt der Landsupermarkt auch nicht so viel Arbeit mit sich«, fuhr sie fort. »Ich werde dafür wie gesagt einen Manager einstellen, der sich um alles kümmert.«

»Und das soll wirklich Fred sein?«

»Vielleicht. Das hängt davon ab, ob er sich das zutraut.«

»Und ob du ihn entlassen kannst, wenn er nichts taugt und ihr beide zusammen seid.« Bei ihren letzten Worten umspielte ihre Lippen ein verschmitztes Lächeln.

Nathalie hob abwehrend die Hände. »Wir sind ja nicht zusammen. Ich kann meine Entscheidung nicht davon abhängig machen, dass wir uns möglicherweise näherkommen. Außerdem denke ich schon, dass ich in der Lage wäre, das Private und das Berufliche voneinander zu trennen. Wie glaubwürdig wäre ich denn für all meine anderen Angestellten, wenn ich mich schützend vor Fred stelle, obwohl die Arbeit ihn überfordert?«

»Da wärst du sicher nicht die Erste, der so etwas passiert«, warnte Louise sie in sanftem Tonfall.

»Na ja, jedenfalls werde ich einen Manager einstellen, was für mich bedeutet, dass ich nur eine Handvoll Zahlen mehr bei der Buchhaltung zu berücksichtigen habe.«

»Apropos Zahlen«, sagte Louise, was so klang, als hätte sie schon auf eine Gelegenheit gewartet, diesen Punkt anzusprechen. »Ich will nicht indiskret sein, aber es geht hier auch um einige Arbeitsplätze, meinen eingeschlossen. Selbst wenn das für dich kaum mehr Arbeit als vorher sein wird … ist das nicht finanziell ein bisschen zu gewagt? Ich meine, ich kenne keine konkreten Zahlen, doch ich kann mir grob ausrechnen, was allein das Black Feather jeden Monat an Personalkosten verschlingt. Und dazu dann noch der Supermarkt?«

Nathalie starrte einen Moment lang auf ihre Hände und hielt sich vor Augen, dass Louise zwar ihre Angestellte, aber längst auch eine gute Freundin geworden war. Nathalie sah sich selbst als eine Arbeitgeberin, der die Gefühle ihrer Mitarbeiter nicht gleichgültig waren. Doch wenn es eine enge Freundin wie Louise war, die sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz machte, dann ging das Nathalie erst recht nahe. »Vor zwei Wochen habe ich einen Brief von einer spanischen Bank erhalten«, berichtete sie. »In diesem Schreiben wurde ich darauf hingewiesen, dass Tante Henrietta dort ein Konto hatte, auf dem eine … na ja, nennen wir es mal ›eine beträchtliche Summe‹ für zehn Jahre fest angelegt worden war. Da diese zehn Jahre Anfang Januar abgelaufen sind, kann ich über Geld verfügen, von dessen Existenz mir vor zweieinhalb Wochen noch nichts bekannt war. Mit einem Teil davon kann ich den alten Supermarkt kaufen und auf Vordermann bringen. Danach brauche ich eigentlich kein weiteres Geld mehr dafür, weil die laufenden Kosten durch die Beträge gedeckt werden sollen, die von den Landwirten zu zahlen sind. Wenn alle so mitmachen, wie ich das erhoffe.«

»Das sind ja erfreuliche Neuigkeiten. Und warum sollten nicht alle mitmachen wollen? Die Idee ist gut, die Landwirte werden darauf anspringen, und diese Künstlertruppe ist beschäftigt«, meinte Louise.

Nathalie grinste ihre Freundin an. »Das klingt fast so, als fändest du es gut, dass die Künstler arbeiten, weil sie so weniger Unfug anstellen können.«

»Na, für diesen Kerl mit den orangefarbenen Rastalocken wäre das wirklich die bessere Alternative«, fand sie. »Ich lasse mich jedenfalls von dem Typen nicht noch mal ›kunstvoll‹ mit Katzenfutter bewerfen und dann beleidigen, weil ich was gegen seine ›Kunst‹ gesagt habe.«

Nathalie lachte. »Was war ich froh, dass der die Nummer nicht hier im Pub, sondern im Jim’s Old Chair aufgeführt hat! Ich glaube, der Wirt bereut jetzt noch, dass er ihn uns so erfolgreich abwerben konnte. Der Kollege hat ebenso wenig wie ich geahnt, was genau sich unter dem angepriesenen ›Happening‹ verbarg.«

Louise rollte bei der Erwähnung des angeblichen Kunst-Events mit den Augen. Nachdem Nathalie und sie eine Weile schweigend dagesessen hatten, murmelte sie: »Ein Konto bei einer Bank in Spanien. Und du hattest davor in Henriettas Unterlagen nicht den kleinsten Hinweis auf dieses Konto entdeckt?«

»Ganz genau, Louise. Weißt du, ich habe meines Wissens sämtliche Unterlagen gesichtet, doch mir sind keine Kontoauszüge irgendeiner spanischen Bank untergekommen, und ich habe auch keine Korrespondenz mit dieser Bank finden können. Ich frage mich jetzt, ob es wohl noch irgendwelche anderen Dinge gibt, von denen ich nichts weiß. Andere Konten, irgendwelche Schließfächer … irgendwas in der Art.«

»Hm, ich glaube, das könnte ich herausfinden«, überlegte Louise. »Ich könnte meine Kontakte befragen, ob die mal nach Henriettas Aktivitäten suchen können, von denen du noch nichts weißt.«

Nathalie schüttelte den Kopf. »Ich möchte aber nicht, dass du dafür irgendwelche Gefallen einlösen musst.«

»Gefallen werden nur bei gravierenden Angelegenheiten eingelöst, nicht bei so harmlosen Auskünften«, sagte Louise und zwinkerte ihr zu. »Das ist auch nichts, was du in zwei Stunden wissen musst. Darum kann das irgendeiner meiner Ex-Kollegen nebenbei erledigen. Kein Problem.«

»Danke!«

»Du musst mir nicht danken, Nathalie«, antwortete die Köchin ungewöhnlich ernst. »Aber du kannst gern jederzeit mit mir über das reden, was du auf dem Herzen hast. Deine Sorgen sind bei mir gut aufgehoben.«

Nathalie war gerührt. »Das weiß ich, Louise, und darüber freue ich mich. Ich würde vorschlagen, dass wir nach nebenan in meine Wohnung gehen«, sagte sie, »dann können wir dort weiterreden und dabei ein Glas Wein trinken. Dort ist es gemütlicher als hier im Büro.«

Louise stand von ihrem Stuhl auf. »Gute Idee.«

»Geh schon mal vor, ich hole vorne noch eine Flasche«, sagte Nathalie und folgte dem schmalen Korridor, der zwischen Café und Pub verlief. Im gut besuchten Pub nickte sie dem Personal hinter der Theke im Vorbeigehen freundlich zu, nahm eine Flasche Rotwein aus dem Weinregal und kehrte zum Durchgang zurück.

»Miss Ames?«, hörte sie jemanden rufen. »Miss Ames!«

Nathalie drehte sich um und entdeckte eine Frau von höchstens Anfang zwanzig, die ein Blatt oder eine dünne Mappe in die Luft gereckt hielt und ihr damit zuwinkte. Ihre Haare waren für Nathalies Geschmack zu hellblond gefärbt, die Augenbrauen im Gegensatz dazu viel zu dunkel, wodurch zusätzlich betont wurde, dass die junge Frau mit dem Bleichmittel sehr großzügig umgegangen war.

»Ja, bitte?«, fragte Nathalie, als die blonde Frau am Tresen angekommen war. Nach der allerneuesten Mode gekleidet, wirkte sie im Pub seltsam fehl am Platz, wohingegen sie in Nathalies Heimatstadt Liverpool genau richtig aufgehoben gewesen wäre. Hier jedoch, inmitten von Leuten aus Earlsraven sowie Fernfahrern, Geschäftsleuten und Touristen auf der Durchreise nach London oder in Richtung Cornwall, sah sie seltsam exotisch aus.

»Ich bin Lydia Beaumont«, stellte sie sich vor. »Meine Mutter Rose ist in der Jury und hat mich gebeten, noch einmal alle Stellen abzufahren, wo die Plakate aufgehängt wurden. Dabei habe ich gerade gesehen, dass Ihr Plakat nicht mehr draußen hängt. Ich nehme an, es ist vom Wind abgerissen worden. Deshalb würde ich Ihnen gern ein neues geben, damit die Leute sehen, wohin sie müssen.«

»Plakat? Jury?«, wiederholte Nathalie verdutzt. »Darf ich fragen, um was es geht?«

»Um den Käsekuchenwettbewerb«, antwortete Lydia Beaumont und wirkte ein wenig irritiert, so als wäre das doch offensichtlich.

»Käsekuchenwettbewerb?« Nathalie nickte bedächtig. »Klingt interessant. Wann findet der denn statt?«

Die junge Frau sah sie befremdet an. »Na, am Samstag.«

»Am kommenden Samstag?«

»Ähm … ja, genau.«

»Und wo?«

Lydia kniff einen Moment die Augen zusammen, als überlegte sie, ob Nathalie sie auf die Probe stellen oder auf den Arm nehmen wollte. »Na … hier«, sagte sie zögerlich.

»Hier?«

»Hier im Black Feather.«

Zweites Kapitel, in dem Constable Strutner zwischen die Fronten gerät

»Ja, stimmt, der Käsekuchenwettbewerb«, sagte Louise, als Nathalie ein paar Minuten später mit einer Flasche Wein, dem Ankündigungsplakat und einem Fax in ihre Wohnung kam. Louise hatte bereits zwei Gläser auf den Couchtisch gestellt und sich die Zeitung vom Wochenende genommen, die dort gelegen hatte. »Aber der sollte doch dieses Jahr woanders stattfinden, nicht bei uns.«

»Wenigstens weißt du, dass er überhaupt irgendwo stattfinden sollte«, bemerkte Nathalie seufzend, gab Louise die Flasche und setzte sich in den Sessel, um das Fax in Ruhe zu lesen. »Ich wusste ja nicht mal, dass es den Wettbewerb überhaupt gibt.«