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Nathalie und ihre Freunde können es kaum erwarten: Sie sind kurz davor, die Zerstörung des Naturschutzgebietes bei Earlsraven zu verhindern. Dazu brauchen sie wichtige Informationen, die ihnen eine anonyme Quelle zuspielen will. Doch dann der Schock: Während der Radiosendung, in der alles live enthüllt werden sollte, wird der Journalist Brian Burkoff erschossen! Nathalie und Louise machen sich gemeinsam mit dem Raven-Team auf die Suche nach Brians Mörder und nach dem unbekannten Informanten - und erhalten dabei Hilfe von gänzlich unerwarteter Seite ...
Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ... Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...
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Seitenzahl: 220
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Grußwort des Verlags
Über diese Folge
Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie
Titel
Prolog
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebtes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Epilog
Über die Autorin
Impressum
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Nathalie und ihre Freunde können es kaum erwarten: Sie sind kurz davor, die Zerstörung des Naturschutzgebietes bei Earlsraven zu verhindern. Dazu brauchen sie wichtige Informationen, die ihnen eine anonyme Quelle zuspielen will. Doch dann der Schock: Während der Radiosendung, in der alles live enthüllt werden sollte, wird der Journalist Brian Burkoff erschossen! Nathalie und Louise machen sich gemeinsam mit dem Raven-Team auf die Suche nach Brians Mörder und nach dem unbekannten Informanten – und erhalten dabei Hilfe von gänzlich unerwarteter Seite …
Davon stand nichts im Testament …
Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …
Ellen Barksdale
Tee? Kaffee?Mord!
DER VERSTUMMTE REPORTER
Prolog, in dem ein folgenschwerer Entschluss gefasst wird
Noch einmal las er die abgefangene E-Mail und fluchte leise vor sich hin. Jemand hatte sein Gewissen eingeschaltet und wollte ihn verraten. Geschehen sollte das am nächsten Mittwoch, also in gerade einmal drei Tagen. So etwas gefiel ihm gar nicht, und noch weniger gefiel ihm, dass ihm nicht mehr viel Zeit für Gegenmaßnahmen blieb. Aber was noch schlimmer war: In wenigen Tagen konnte er damit rechnen, dass sein Antrag genehmigt wurde. Wenn so kurz davor die Fakten ans Licht kamen, würde das mindestens unangenehme Fragen nach sich ziehen, schlimmstenfalls sogar dem ganzen Projekt ein Ende setzen, bevor es überhaupt richtig angelaufen war.
So wie er die Sache sah, musste er selbst aktiv werden, und zwar schnell. Alles andere war mit zu vielen Risiken verbunden und nur dann hatte er die Gewissheit, dass diese Angelegenheit in seinem Sinne erledigt wurde.
Am liebsten hätte er den Verräter eliminiert. Aber das scheiterte nicht nur daran, dass er nicht wusste, wer derjenige war. Er musste auch davon absehen, da der Verdacht unweigerlich auf ihn fallen würde.
Doch er wusste schon genau, wer stattdessen sein Leben lassen musste – und er war auch die viel bessere Wahl, weil er sich mit seinen Enthüllungen schon einige Feinde gemacht hatte. Dass er ausgerechnet ein paar Minuten vor dem Treffen mit dem Verräter sterben würde, war ein Zufall, aus dem man ihm keinen Strick drehen konnte.
Doch der Verräter würde die Botschaft schon verstehen und es sich noch einmal gut überlegen.
Er seufzte leise. Dann schloss er die Augen und ging im Geiste den Ablauf durch, kalkulierte, wie lange die Fahrt dauern würde, wo er sein Gefährt deponieren musste, um nicht von einem zufällig vorbeikommenden Wanderer gesehen zu werden, wie er sich für die Zeit der Abwesenheit am besten ein Alibi verschaffen konnte …
Er lächelte zufrieden: Diese Situation und ihre Lösung erforderten eine exakte Planung. Und exakte Pläne gehörten zu den Dingen, die er am liebsten in Angriff nahm.
Erstes Kapitel, in dem sich eine erfreuliche Entwicklung abzeichnet
»Na, die Woche fängt ja schon wieder gut an«, murmelte Nathalie, als sie den nächsten Brief von dem Stapel nahm, den der Postbote ihr vor ein paar Minuten übergeben hatte. Beim Blick auf die Adresse stöhnte sie frustriert auf und ließ den Kopf auf den Schreibtisch sinken.
»Das denke ich auch immer, wenn mir montagmorgens Rechnungen aus dem Briefkasten entgegenkommen«, meinte Louise, ihre beste Freundin und Chefköchin im Black Feather. »Darum mache ich den Briefkasten inzwischen immer erst am Dienstag auf.«
»Wenn es nur das wäre«, sagte Nathalie und setzte sich wieder gerade hin. Dann legte sie Louise sechs Briefe hin, fünf ungeöffnete, einen geöffneten.
»Sechs Briefe vom Finanzamt? Nicht sehr schön«, kommentierte diese.
»Es sieht zwar nach sechs Briefen aus, aber es ist sechsmal ein und derselbe Brief«, machte Nathalie ihr klar. »Dieser ist für Nathalie Ames, der für Nathalie Arms, Nathalie Aims, Nathalie Emmerson, Nathalie Amberson und schließlich für Natasha Ames.«
»Habe ich was verpasst?«, fragte Louise verdutzt. »Oder hast du mir nur noch nie erzählt, dass du gleich fünf geheime Identitäten hast? Da machst du ja mir schon fast Konkurrenz.«
»Komikerin«, gab Nathalie schmunzelnd zurück. »Ich wollte vergangene Woche eine telefonische Auskunft vom Finanzamt und wurde natürlich nach meinen persönlichen Angaben gefragt. In der Telefonzentrale bekam ich vermutlich eine Praktikantin an den Apparat, der ich meinen Namen nannte, wie man das halt so macht, wenn man irgendwo anruft.«
Louise nickte. »Ja, das kann ganz hilfreich sein.«
»Sollte man meinen. Nur fand die junge Dame meinen Namen nicht. Über die Adresse wurde sie dann aber fündig, und dann meinte sie: ›Moment, ich korrigiere nur eben den Namen.‹ Ehe mir klar war, was sie vorhatte, hatte sie aus Ames bereits Arms gemacht und die Änderung gespeichert. Als ich sie fragte, ob sie tatsächlich meinen Namen geändert habe, meinte sie, dass sie das machen müsse. Dann dauerte es eine Weile, ehe ich ihr verständlich machen konnte, dass der ursprüngliche Name der richtige war und sie nichts hätte ändern dürfen. Sie erschrak und korrigierte den Namen von Arms in Aims, was mir erst klar wurde, als sie schon wieder auf Speichern getippt hatte und den nächsten falschen Namen leise für sich selbst buchstabierte. Das ging dann noch dreimal so, bis sie endlich begriff, wie ich mich schreibe.«
»Hat sie sich wenigstens entschuldigt?«
»Schön wär’s. Ich wurde dazu angehalten, beim nächsten Mal meinen Namen doch deutlicher auszusprechen, damit ich auch verstanden werde«, sagte Nathalie. »Als ich sie dann nach ihrem Namen gefragt habe, weil ich mich über ihren Tonfall beschweren wollte, hat sie die Leitung gekappt.«
»Und jetzt?«
Nathalie hielt den Brief hoch, den sie geöffnet hatte. »Offenbar bilde ich zusammen mit den Damen Arms, Aims, Emmerson, Amberson und Natasha Ames eine große Lebensgemeinschaft, und das Finanzamt möchte jetzt umgehend von jedem von uns eine Heiratsurkunde sehen.«
Louise kniff die Augen zu und biss sich auf die Unterlippe, während sie versuchte, nicht zu lachen.
»Na, da habt ihr aber viel Lauferei, wie?«, brachte sie schließlich noch heraus, ehe sie in schallendes Gelächter ausbrach.
Nathalie tat so, als fände sie das gar nicht witzig, obwohl sie genauso viel Mühe hatte, eine ernste Miene zu wahren. Sie sammelte die Briefe ein, die sie vor Louise ausgebreitet hatte, und versah sie mit einer Haftnotiz, die sie daran erinnern sollte, den gesamten Vorgang an ihren Steuerberater zu schicken. Vermutlich würde der sich ebenfalls köstlich amüsieren, auch wenn es bestimmt nicht das Kurioseste war, was er in seiner Karriere erlebt hatte.
»Anderes Thema«, sagte Louise, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte.
Inzwischen war Nathalie aufgestanden, um die sechs Umschläge in den Postausgangskorb zu legen. Auf halber Strecke hielt sie inne, da ihr einfiel, dass das zu den Aufgaben gehörte, die sie selbst erledigen musste, bis ein Nachfolger für Yoshiko gefunden war. Schließlich konnte Yoshiko nicht abends um acht die Post wegbringen, wenn längst alles geschlossen war. Aber vielleicht konnte sie ja Martin fragen, der fast jeden Tag wichtige Schriftstücke verschicken musste. Falls er heute Abend noch zur Post musste, würde er den Brief an ihren Steuerberater sicher mitnehmen.
»Sag mir mal, was du hiervon hältst, Nathalie«, unterbrach Louise ihre Gedanken und hielt ihr das Handy entgegen.
»Wenn du von der erneuten Verschiebung des Drehbeginns für Martin redest«, sagte Nathalie, die einen großen Umschlag aus dem Schrank holte und in Gedanken immer noch beim örtlichen Anwalt und Louise’ Freund war, »dann finde ich es ärgerlich für Martin. Da gibt er seine Fälle an einen Kollegen ab, weil er seit einer Woche vor der Kamera stehen soll, und dann heißt es auf einmal 5. Februar statt 5. Januar. Ich hoffe, das ist kein böses Omen für den Film.«
Louise seufzte. »Das will ich auch hoffen, allerdings meinte ich mit meiner Frage eigentlich etwas anderes.«
Nathalie drehte sich verdutzt um. »Oh, tut mir leid, ich war in Gedanken. Um was geht’s denn?«
»Sieh dir diese Fotos an und sag mir, was dir auffällt«, bat Louise.
Nachdem Nathalie sich hingesetzt und die insgesamt sechs Fotos angesehen hatte, sagte sie achselzuckend: »Das sind Fotos aus meinem Landmarkt. Was soll damit sein?«
»Konzentrier dich nur mal auf die Kameras«, half ihre Freundin ihr auf die Sprünge.
»Das sind die Kameras von Safe & Sound, unserem Wachdienst«, sagte Nathalie.
»So schlau bin ich auch«, erwiderte Louise schmunzelnd und beugte sich vor, um einen Ausschnitt des Fotos zu vergrößern. »Ich meine diese Kamera da. Und auf dem Foto die da, auf diesem die da hinten und so weiter.«
»Die sind eindeutig nicht von Safe & Sound«, stellte Nathalie fest und rieb sich übers Kinn. »Allerdings sind sie auch nicht von mir. Wenn der Kauf in der Buchhaltung aufgetaucht wäre, hätte ich den Beleg gesehen. Was macht Wilmerson mit zusätzlichen Kameras?«, wunderte sie sich. »Und warum montiert er die auf eigene Kosten?«
»Was macht er vor allem mit Kameras, die Ecken erfassen, die ohne Bedeutung sind?«, ergänzte Louise. »Die Kameras von Safe & Sound zeigen alle Stellen in der Nähe von Türen und Fenstern, damit Alarm geschlagen wird, wenn jemand in den Markt einsteigt. Aber diese zeigen ganz woandershin.«
»Hast du ihn darauf angesprochen? Will er vielleicht seine Angestellten überwachen, damit die nicht irgendwas mitgehen lassen?«
»Nein, ich wollte ihn nicht jetzt schon wissen lassen, dass wir ihn im Visier haben.« Louise zuckte flüchtig mit den Schultern. »Er macht weiterhin diesen leicht nervösen Eindruck, der dir auch schon aufgefallen war. Deshalb habe ich die Fotos auch heimlich geschossen.«
Nathalie nickte zufrieden. »Das ist gut. Ich will nach Möglichkeit herausbekommen, was da läuft, ohne Wilmerson oder sonst jemanden befragen zu müssen. Ich will niemanden vorwarnen, der dann schnell alle Beweise vernichtet, bevor wir ihn überführen können.«
»Vielleicht sollten wir uns mal umsehen, wenn niemand da ist«, schlug Louise vor.
»Das wäre gut«, meinte Nathalie. »Ich werde nachher den Wachdienst anrufen und nachfragen, um wie viel Uhr in den letzten Wochen die Alarmanlage aktiviert wurde. Warum sollen wir bis um zehn Uhr abends warten, wenn da schon um acht alle ausgeflogen sind?«
»Richtig«, stimmte ihre Freundin ihr zu. »Bei zwei von diesen Kameras konnte ich übrigens sehen, dass sie an die vorhandenen Steckdosen angeschlossen sind. Und das wird dann vermutlich für alle Kameras gelten. Wenn wir also die Hauptsicherung rausdrehen, wird uns nicht irgendeine von den Kameras filmen können, die ich möglicherweise noch nicht entdeckt habe.«
Nathalie lächelte erfreut. »Dann haben wir ja schon einen Plan, wie wir vorgehen. Jetzt müssen wir nur noch das Wann festlegen.«
»Und darauf hoffen, dass es eine ganz einfache, logische Erklärung für alles gibt«, ergänzte Louise. »Für dein ungutes Gefühl, für Wilmersons Nervosität und für die Kameras.«
»Hat es hier jemals für eine einzige seltsame Sache eine ganz einfache, logische Erklärung gegeben?«, fragte ihre Freundin und zog ironisch eine Augenbraue hoch.
Louise verzog einen Mundwinkel und meinte nur: »Ich glaube, die Antwort darauf kann ich mir sparen. Aber was die andere Sache angeht, wäre ich froh, wenn Martin endlich seinen Auftritt als Bela Lugosi hinter sich hätte. Je länger sich das hinzieht, desto mehr muss ich befürchten, dass er letztlich doch noch einen Rückzieher macht.«
»Dann würde doch eine Vertragsstrafe fällig, oder nicht?«, fragte Nathalie besorgt.
»Nicht, wenn der Termin um einen bestimmten Zeitraum überschritten wird. Dann greift eine Ausstiegsklausel, die dazu berechtigt, ganz ohne Strafe die Produktion zu verlassen.«
»Das wäre aber ungünstig, wenn Martin auf einmal die Möglichkeit hätte, ganz ohne Konsequenzen aussteigen zu können«, meinte Nathalie. »Vielleicht sollten wir ihm mal ins Gewissen reden, dass er das nicht hinschmeißen darf. Bevor er uns vor vollendete Tatsachen stellt.«
Louise schüttelte den Kopf. »Das wird er nicht machen. Wenn er wirklich in der nächsten Zeit irgendwelche Zweifel bekommt, wird er das auf jeden Fall erst mit mir besprechen.«
»Gut«, murmelte Nathalie. »Eine Sorge weniger.«
»Aber immer noch mehr Sorgen als genug, wie?«, gab die Köchin augenzwinkernd zurück.
»Vor allem, was meine Assistentin angeht, die ich nicht mehr habe«, seufzte Nathalie.
Beiläufig warf Louise einen Blick auf ihr Handy, um nachzusehen, von wem soeben eine Mail eingegangen war. »Du weißt aber auch, dass es das Richtige war, Yoshiko zum Märchenwald wechseln zu lassen.«
»Ich weiß. Und sie blüht da ja auch noch mehr auf als hier. Ich meine, hier hat sie an den vorhandenen Strukturen und Abläufen nicht viel ändern können …«
»… weil du es nicht wolltest«, warf Louise grinsend ein.
»… weil die bereits so optimiert sind, dass Zeit das Einzige ist, woran es mangelt«, führte Nathalie ihren Satz ungerührt zu Ende. »Im Märchenwald mit den vielen Restaurants kann sie sich dagegen richtig austoben. Trotzdem fehlt sie mir.«
»Nicht nur dir. Und trotzdem setzt sie sich, wenn sie abends von dort zurückkommt«, fügte Louise hinzu, »jeden Tag noch drei bis vier Stunden hin, um auch noch deine Assistentin zu sein.«
»Was ich ihr sehr hoch anrechne, was aber nicht auf Dauer so weitergehen kann.« Nathalie deutete auf einen Stapel Ausdrucke. »Das sind die neuen Kandidaten für den Posten, die übers Wochenende reingekommen sind. Wenn ich mir einen Überblick verschafft habe, kannst du bitte auch mal einen Blick draufwerfen, okay?«
»Mache ich doch gern«, versicherte Louise ihr. »Dann können wir –«
Ein Klingelton setzte ein, und Nathalie sah zu ihrem Computer. »Ein Videoanruf«, sagte sie. »Von Brian Burkoff. Ich lege ihn auf den großen Monitor.« Sie klickte auf zwei Symbole, und der Fernsehbildschirm erwachte zum Leben, gerade als Ronald und Will ins Büro kamen.
Auf dem Monitor tauchte ein Mann auf, der mit seinem Schlapphut und dem bunten Schal, den er immer zweimal um den Hals gewickelt trug, wie ein Doppelgänger von Tom Baker als Doctor Who aussah. Er saß im Studio seines Radiosenders, hinter sich eine große Tafel mit Notizen zum Sendeplan.
»Wow, ich bekomme direkt das große Empfangskomitee mitsamt Polizei-Eskorte«, sagte Burkoff erfreut, als er sah, wer sich alles in Nathalies Büro befand.
»Hallo, Brian«, begrüßte ihn Nathalie. »Warte kurz.« Dann wandte sie sich an Will und Ronald. »Ist irgendwas passiert?«
»Nein, nein«, versicherte ihr Will und zwinkerte ihr zu. »Wir wollten nur mit euch zusammen zu Mittag essen.«
Nathalie lächelte ihn an, dann drehte sie sich wieder zu Burkoff um. »So, jetzt sind wir ganz Ohr. Gibt es Neuigkeiten?«
»Oh ja, die gibt es«, verkündete der Moderator und lächelte strahlend in die Kamera. »Am Mittwoch um zwölf Uhr bekomme ich Besuch.«
»Von?«, hakte Louise nach.
»Von jemandem, der aus erster Hand bestätigen kann, dass die Dokumente, die Willoughbys wahre Absichten entlarven, echt sind«, sagte er. »Ich weiß noch nicht, wer mich im Studio besuchen wird. Auf jeden Fall arbeitet derjenige in der Anwaltskanzlei, die für Willoughby alle Anträge, Einsprüche, Widersprüche und weiß der Teufel was noch alles vorbereitet hat, damit er sich nach dem Bau seines kleinen, bescheidenen Anwesens nach und nach das gesamte Naturschutzgebiet unter den Nagel reißen kann.«
»Wow«, hauchte Nathalie. »Dann können wir ihn als Lügner überführen?«
Burkoff nickte. »So sieht’s aus.«
»Kein Zweifel möglich?«, fragte Ronald.
»Nicht nach der Sendung am Mittwoch«, erklärte Burkoff. »Mein Besucher wird im Rahmen seiner Enthüllungen seinen Namen nennen und auch den der Kanzlei, und offenbar kann er auch noch einen Beweis liefern, der Willoughby so belastet, dass er sich weder rausreden noch irgendwem drohen kann, ihn auf hundert Millionen Pfund Schadenersatz zu verklagen.«
»Dann können wir nur hoffen, dass dein Besucher nicht noch in letzter Sekunde kalte Füße bekommt«, warf Will ein. »Willoughby ist noch aalglatter als Al Capone. Er ist in keine Radarfalle gerast, er hat noch nie falsch geparkt.«
»Das Einzige, was ich euch noch bieten könnte«, meinte der Moderator ironisch, »ist die Tatsache, dass unser milliardenschwerer Jeremiah Cornelius Willoughby Angst vor Geistern hat – oder mal hatte.«
»Bei welcher Gelegenheit hat er das denn erzählt?«, wunderte sich Louise. »Der Mann gibt doch nie Interviews.«
»Das ist richtig, und man muss auch schon ziemlich tief graben, um darauf zu stoßen«, sagte Burkoff. »Es gibt eine Schülerzeitung aus der Zeit, als er neun war. Da wurden in einer Ausgabe die Klassensprecher für das neue Schuljahr vorgestellt, und alle wurden gefragt, was sie mögen, was sie nicht mögen, worauf sie sich freuen, wovor sie Angst haben. Und da hat der liebe kleine Willoughby mit ›Geister‹ geantwortet, allerdings gleich wieder relativiert, dass es aber extrem unwahrscheinlich ist, jemals einem Geist zu begegnen.«
»Das hilft uns garantiert nicht weiter«, meinte Nathalie.
»Richtig, aber die Geschichte mit der Schülerzeitung zeigt auch, dass der Kerl schon vor seiner Teenagerzeit ein geschickter Geschäftsmann war«, fuhr der Moderator fort. »Zwei Ausgaben später war er schon der Chefredakteur der Schülerzeitung, und in seiner ersten Ausgabe hat er über seinen Vorgänger und dessen mangelndes Engagement gelästert. Einen Monat später war es ihm bereits gelungen, richtig große Firmen für Werbeanzeigen zu gewinnen. Dadurch war er in der Lage, den Schülern, die etwas für die Zeitung schreiben wollten, ein Honorar zu zahlen.«
»Das ist ja fast schon wohltätig«, sagte Ronald erstaunt. »Das passt gar nicht zu ihm.«
»Oh doch, es passt sogar ganz genau zu ihm. Die Schülerzeitung hatte vor Willoughbys Ära immer Probleme, genügend Artikel zusammenzubekommen, weil viele Leute keine Lust hatten, etwas zu schreiben. Also musste man nehmen, was einem angeboten wurde. Als es auf einmal Geld gab, wollte jeder schreiben, und Willoughby konnte sich die Leute aussuchen, von denen er Artikel nahm. Wenn ihm etwas in der Schule nicht passte, machte er mithilfe seiner Autoren Stimmung dagegen, und die Schulleitung reagierte.«
»Das heißt, er hat mit elf oder zwölf schon genau gewusst, wie er die Medien nutzen muss, um seine Ziele zu erreichen«, sagte Nathalie. »Das ist beachtlich, auch wenn es den Mann nicht sympathischer macht. Ganz im Gegenteil.«
Die anderen nickten. »Sehe ich auch so«, stimmte Will ihr zu. »Wer schon als Kind in der Lage ist, andere so zu manipulieren, dass alles nach seinen Wünschen läuft, der ändert sich nie.«
»Und der kann auch nicht gut damit umgehen, wenn etwas mal überhaupt nicht nach Plan läuft«, ergänzte Burkoff. »Ich bin schon gespannt, wie schnell nach der Sendung wir am Mittwoch von ihm hören werden. Ganz sicher wird er erst mal wieder mit seinen Anwälten und einer Flut von Klagen drohen, aber er wird schnell merken, dass er diesmal damit nicht gewinnen kann.«
Louise nickte bedächtig. »Ja, das wird sicher interessant werden«, sagte sie. »Im Grunde genommen kann er sich nur aus der Affäre ziehen, indem er seinen Plan von einem Anwesen im Naturschutzgebiet aufgibt.«
»Das müsste er aber machen, bevor Brians Kronzeuge sich zu Wort meldet«, wandte Ronald ein.
»Es würde noch reichen, wenn er eine Pressemeldung rausgibt, sobald dieser Kanzleimitarbeiter auf Sendung geht«, sagte Nathalie und zuckte mit den Schultern. »Ich meine, er kann ja immer noch behaupten, dass er sich keinen Deut für das Geschwafel interessiert, das irgendein Lokalsender irgendwo weit draußen auf dem Land verbreitet. Das war halt Zufall, dass er sich für die Natur und gegen sein ›Sommerhäuschen‹ entschieden hat, gerade als weit weg in der Nähe von Earlsraven frei erfundene Behauptungen gesendet werden.«
»Dann müsste er aber darauf gefasst sein«, sagte Burkoff. »Ich mache zwar heute und morgen ein paar Ankündigungen für die Sendung am Mittwoch, aber ich verrate natürlich noch nicht, wer mich im Studio besuchen wird. Die Sensation, von der ich vorab reden werde, kann alles sein. Ich schätze daher, es wird ihm diesmal nicht gelingen, sein Gesicht zu wahren.« Er sah von einem zum anderen. »Schaltet am Mittwoch ein, und sagt es auch allen, die es noch nicht wissen, damit sie aus erster Hand erfahren, was Willoughby in Wahrheit vorhat.«
»Das werden wir machen«, versicherte ihm Nathalie. »Wir sprechen uns dann am Mittwoch nach der Sendung.«
»Ich werde euch besuchen kommen«, kündigte Burkoff an. »Nach der Livesendung wird ab vierzehn Uhr erst mal ein vierstündiger Programmblock vom Wochenende wiederholt, der auch ohne mich läuft.«
»Perfekt, dann bis Mittwoch, Brian«, sagte Nathalie. »Wir sehen uns.« Die anderen verabschiedeten sich wild durcheinander, Burkoff winkte in die Kamera, dann wurde der Bildschirm dunkel. Nathalie stand auf und ging um ihren Schreibtisch herum, um Will mit dem Kuss zu begrüßen, den sie in die Warteschleife hatte schicken müssen, da Burkoff sich genau in dem Moment gemeldet hatte, als die beiden Polizisten in ihr Büro getreten waren.
»Ihr bleibt zum Mittagessen?«, fragte Nathalie, nachdem Will sie einen Augenblick lang an sich gedrückt gehalten hatte.
»Ja«, antwortete Ronald und zog amüsiert eine Augenbraue hoch. »Es sei denn, ihr beide wollt das Büro lieber für euch allein haben.«
Nathalie zog eine Schnute und schüttelte den Kopf. »Meinst du, wir haben gar nichts anderes im Kopf?«
»Ronald, mach dir nicht die Mühe, darauf zu antworten«, sagte Louise schmunzelnd, die an der Gruppe vorbei zur Tür lief. »Nathalie hat bloß eine rhetorische Frage gestellt.«
»Meinst du, das weiß ich nicht?«, erwiderte Ronald, der ihr aus dem Büro folgte.
»War das jetzt auch eine?«, gab sie lachend zurück.
Ronald antwortete irgendetwas Unverständliches, da er bereits auf dem Weg in Richtung Küche war.
»Und?«, fragte Nathalie an Will gerichtet. »Müsst ihr morgen Nacht auch wieder bei diesem Blitzermarathon mitmachen?«
»Vermutlich ja«, antwortete er. »Vielleicht nicht ganz so lange wie letzte Nacht, aber Sinn der Sache ist es nun mal, so viele Raser wie möglich zu erwischen. Der Polizeichef kann sich nicht erst über zu viele Temposünder auf den Straßen ereifern und dann keine Kontrolle für genau die Zeit anordnen, wenn die meisten Raser unterwegs sind.« Er zuckte flüchtig mit den Schultern. »Aber vielleicht wird ja irgendwo in ein Haus eingebrochen, und wir müssen uns darum kümmern.« Grinsend fügte er dann noch hinzu: »Natürlich müssen wir das auch machen, wenn jemand nur glaubt, dass er Einbrecher gesehen hat.«
»Detective Sergeant Waybridge! Wollen Sie mich auf dumme Ideen bringen?«, fragte Nathalie mit gespielter Empörung.
Er schien einen Moment zu überlegen, dann erwiderte er: »Auf dumme Ideen nicht.«
Sie musste lachen, wurde aber schnell wieder ernst. »Ich wette mit dir, wenn ich so was machen würde, dann würde eine halbe Stunde später dein Telefon klingeln, weil irgendwo ein Auto in den Graben gefahren ist.« Sie seufzte leise. »Wir haben irgendwie nie Zeit für uns.«
»Wir hätten jetzt Zeit«, gab Will zurück.
»Wir sind in meinem Büro«, sagte sie.
»Und wir sind allein«, machte er ihr klar.
»Die beiden sind weg?«, fragte sie verdutzt und sah sich um. »Tatsächlich. Aber wir können nicht einfach …«
Der Rest ging in dem Kuss unter, den Will ihr gab, während er mit der linken Hand die Tür zudrückte und den Schlüssel umdrehte, der von innen steckte.
Zwei Tage später kam das komplette Raven-Team kurz vor Mittag in Nathalies Büro zusammen, um auf keinen Fall den Moment zu verpassen, wenn Willoughbys wahre Absichten live über den Sender enthüllt wurden. Burkoff hatte in seiner Sendung schon seit zwei Tagen immer wieder Andeutungen gemacht, die aber so geschickt formuliert waren, dass sie nur von dem kleinen Kreis richtig gedeutet werden konnten, der hier gemeinsam dem Programm lauschte. Wer dagegen nicht wusste, auf wen sich Burkoffs Äußerungen bezogen, der hatte keine Chance, sie mit Willoughby in Verbindung zu bringen. Der Moderator hatte keine andere Wahl, da er wusste, dass der Milliardär ihm sofort ein Heer aus Anwälten ins Studio geschickt hätte, um ihn mundtot zu machen. Dem Mann war zuzutrauen, dass er die richtigen Kontakte hatte, um Burkoff die Sendelizenz entziehen zu lassen. Auch wenn das in einem Prozess zweifellos von einem Richter rückgängig gemacht worden wäre, konnte er es sich nicht leisten, irgendwelche Risiken einzugehen.
»Wenn er jemanden einlädt, der diese Behauptungen verbreitet, sieht das anders aus«, sagte Martin, als die Buchhändlerin Paige wissen wollte, ob Burkoff denn keine Probleme bekommen würde, wenn sein Gast sich über Willoughbys wahre Absichten äußerte. »Wenn dieser Besucher dann keinen Beweis für seine Äußerungen liefern kann, darf Brian diese Behauptungen natürlich nicht als Fakten verkaufen. Vielmehr muss er deutlich machen, dass es sich um die persönliche Meinung seines Gastes handelt. Willoughby kann dann natürlich gegen den Gast vorgehen, weil der Rufschädigung betrieben hat, aber das ist dann nicht Brians Problem.«
»Nicht mehr lange, ihr naturverbundenen Menschen im Sendegebiet«, meldete sich Burkoff zu Wort, als die Musik leiser wurde, »und ihr werdet erfahren, wie viel euch von eurer kostbaren Natur noch bleibt, wenn es einem reichen Mann gelingen sollte, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Bleibt am Radio, damit ihr wisst, gegen wen sich euer Protest richten muss. Gleich nach einem Klassiker von Heaven 17, der wie üblich so lange laufen wird, bis ihr ihn nicht mehr hören wollt. Ihr kennt die Spielregeln, also ran ans Telefon.«
»Spielregeln?«, fragte Olga, die Gerichtsmedizinerin, während im Radio Musik einsetzte. »Gibt es da was zu gewinnen?«
»Hast du das noch nie mitbekommen?«, fragte Louise.
»Ich höre bei der Arbeit nicht so oft Radio«, erwiderte die rothaarige Frau. »Meistens lasse ich mich von Filmmusik berieseln, da kann ich mich am besten konzentrieren. Aber jetzt verrat mir lieber, was es mit dem Song auf sich hat.«
»Also, das Stück kommt vom ersten Album von Heaven 17 und ist der letzte Titel auf der Seite zwei«, erklärte Louise. »Die letzte Textzeile lautet ›For a very long time‹ und läuft in einer Endlosrille.«
»Endlosrille?«, wiederholte Olga irritiert. »Aber dann stoppt die Platte doch nie.«
»Richtig, und das ist auch der Sinn der Sache«, meinte Louise grinsend. »Ich weiß nicht, wie man das technisch hinkriegt, aber auf jeden Fall kann man es nicht hören. Also nicht so, als würde die Nadel springen. Das läuft einfach immer weiter.«
»Oh ja, immer und immer weiter«, pflichtete Ronald ihr bei. »Louise hat mir vor Jahren mal die LP vorgespielt, und bei diesem letzten Stück habe bestimmt fünf Minuten lang dagesessen und der letzten Zeile gelauscht.«