Tee? Kaffee? Mord! Die gestohlene Braut - Ellen Barksdale - E-Book
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Tee? Kaffee? Mord! Die gestohlene Braut E-Book

Ellen Barksdale

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Beschreibung

Folge 18: Es soll die Hochzeit des Jahres werden: Die Erbin der bekannten Bäckereikette "Sweet Paradise" Bronwyn Tremont will einen erfolgreichen Jungunternehmer heiraten, der mit einem Internetdienst sehr, sehr reich geworden ist. Und Nathalie soll die Feier ausrichten. Alle Vorbereitungen laufen auf Hochtouren - bis auf einmal die Braut verschwunden ist!Kurz darauf fordert der Entführer ein Lösegeld in Millionenhöhe. Alle sind geschockt, vor allem weil die Familie nicht über ein solches Vermögen verfügt und das Lösegeld den Ruin für "Sweet Paradise" bedeuten würde. Es gibt unter den Anwesenden allerdings einen, der die Summe zur Verfügung hätte: der Bräutigam. Doch dieser macht keine Anstalten, seine Braut zu befreien ...

Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ... Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das "Black Feather". Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Epilog

Leseprobe

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Über diese Folge

Es soll die Hochzeit des Jahres werden: Die Erbin der bekannten Bäckereikette »Sweet Paradise« Bronwyn Tremont will einen erfolgreichen Jungunternehmer heiraten, der mit einem Internetdienst sehr, sehr reich geworden ist. Und Nathalie soll die Feier ausrichten. Alle Vorbereitungen laufen auf Hochtouren – bis auf einmal die Braut verschwunden ist! Kurz darauf fordert der Entführer ein Lösegeld in Millionenhöhe. Alle sind geschockt, vor allem weil die Familie nicht über ein solches Vermögen verfügt und das Lösegeld den Ruin für »Sweet Paradise« bedeuten würde. Es gibt unter den Anwesenden allerdings einen, der die Summe zur Verfügung hätte: der Bräutigam. Doch dieser macht keine Anstalten, seine Braut zu befreien …

Über die Autorin

Geboren wurde Ellen Barksdale im englischen Seebad Brighton, wo ihre Eltern eine kleine Pension betrieben. Von Kindheit an war sie eine Leseratte und begann auch schon früh, sich für Krimis zu interessieren. Ihre ersten Krimierfahrungen sammelte sie mit den Maigret-Romanen von Georges Simenon (ihre Mutter ist gebürtige Belgierin). Nach dem jahrelangen Lesen von Krimis beschloss sie, selbst unter die Autorinnen zu gehen. »Tee? Kaffee? Mord!« ist ihre erste Krimireihe.

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

DIE GESTOHLENE BRAUT

beTHRILLED

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dorothee Cabras

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © shutterstock/SJ Travel Photo and Video, © Mary Ro/Shutterstock, © Sue McDonald/Shutterstock

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-8583-0

be-ebooks.de

lesejury.de

Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes »Cherringham – Landluft kann tödlich sein. Eine tödliche Rezeptur« von Matthew Costello und Neil Richards.

Prolog, in dem die Bedeutung eines Briefes unterschätzt wird

Vor vielen Monaten

Lachend legte der Mann den Brief zur Seite und widmete sich wieder den Börsenkursen auf seinem Laptop. »Guter Witz«, murmelte er.

»Was ist ein guter Witz, Darling?«, fragte die Frau, die eben das Arbeitszimmer betreten hatte.

Er winkte ab. »Ach, irgendein Komiker will mir weismachen, dass er einen Beweis dafür hat, dass wir nicht die rechtmäßigen Eigentümer des Rezepts für die Heaven’s Pillows sein sollen. Er will, dass wir uns mit ihm treffen, damit wir besprechen, wie wir ihn entschädigen können.«

»Das ist allerdings ein Witz«, stimmte die Frau ihm zu. »Diesen ›Beweis‹ kann er ja nur gefälscht haben, sonst wäre der wohl bestimmt schon vor Jahrzehnten aufgetaucht.«

»Ganz genau«, bestätigte der Mann und schüttelte den Kopf. »Bestimmt hat der Typ seinen Namen in einem dieser Internet-Stammbäume eingetragen und glaubt jetzt, dass irgendeiner seiner Vorfahren der uneheliche Sohn meines Ururururgroßvaters ist und er Anspruch auf unser Vermögen hat.«

Die Frau sah auf den Brief. »Schreibt er etwas dazu, was ist, wenn wir nicht reagieren?«

»Nein. Vermutlich denkt er, wir sind jetzt in Panik geraten und wissen nicht, was wir tun sollen.«

»Nicht der Erste, der glaubt, sich auf unsere Kosten bereichern zu können.« Die Frau griff nach dem Schreiben. »Verfahren wir wie immer?«

»Wir verfahren wie immer«, bestätigte er. Augenblicke später war das Geräusch eines kleinen Reißwolfs zu hören, der den Brief in dünne Streifen zerschnitt, die in dem gleich darunter befindlichen Papierkorb landeten. »Danke, Darling«, sagte er.

»War mir ein Vergnügen«, erwiderte sie, lächelte ihn an und verließ das Arbeitszimmer.

Erstes Kapitel, in dem geheiratet wird … oder doch nicht?

Rund zwei Monate zuvor

»Ist er noch da?«, fragte Steph und zupfte nervös an ihrem Schleier.

»Ja, natürlich ist er noch da«, antwortete Nathalie in einem betont besänftigenden Tonfall, auch wenn es sie ehrlich gesagt ein wenig nervte, dass Steph alle paar Minuten diese Frage stellte. Aber das hier war ihr großer Tag, und da hatte sie jedes Recht, besorgt zu sein, ob auch alles klappen würde.

Sie und Ronald hatten kurzfristig beschlossen, diesen Termin Anfang März wahrzunehmen, der zuvor vom bisherigen Gerichtsmediziner Jean-Louis Talradja und dessen Freundin, der Künstlerin Belle Starr, als Hochzeitstermin vorgesehen gewesen war. Nachdem die beiden aber kurz entschlossen ihr Leben im beschaulichen Earlsraven gegen Rollen in einer um die ganze Welt reisenden Produktion von Cats eingetauscht hatten und vorläufig nicht hierher zurückkehren würden, hatte Ronald diese Gelegenheit genutzt und um die Hand seiner Freundin Steph Warren angehalten.

Die Wochen bis dahin waren für Steph eine lange Zitterpartie gewesen, da sie bis zum letzten Augenblick insgeheim fürchtete, irgendein Verbrechen könnte ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Noch am Morgen hatte sie alle ihre Freunde gebeten, möglichst mit Scheuklappen zur Kirche zu gehen, damit sie nichts davon mitbekamen, falls links oder rechts von ihnen eine Leiche liegen sollte. Die Zeremonie sollte nun nichts mehr durchkreuzen.

»Wo soll er denn hingehen?«, erwiderte Louise, Nathalies beste Freundin und außerdem Köchin im Pub Black Feather. »Und wo sollte er denn noch einmal eine so schöne Braut wie dich finden?«

»Wenn er lange genug sucht«, gab Steph zurück, »wird er schon fündig werden. Außerdem hat er den Vorteil, dass er als Constable jede schöne Frau an den Straßenrand winken kann, um sich dann ihre Papiere zeigen zu lassen.«

»Warum sollte er dich dann überhaupt heiraten wollen, wenn er so eine freie Auswahl hat, wie du es meinst?«, hielt Nathalie dagegen. »Solche Gedanken stürzen dich nur völlig unnötig in Panik. Hör auf, dir so was auszumalen.«

Steph nickte und atmete tief durch. »Ja, du hast recht, Nathalie. Ich bin nur so nervös. Eigentlich sollte ich das nicht sein, weil ich das alles schon zweimal durchgemacht habe, aber …«

»Du warst schon zweimal verheiratet?«, fragte Louise verwundert. »Das wusste ich noch gar nicht.«

Erschrocken hielt sich Steph eine Hand vor den Mund. »Oh! Das sollte eigentlich auch keiner erfahren. Außer Ronald natürlich. Könnt ihr das bitte für euch behalten?«

Nathalie und Louise sahen sich kurz an, dann nickten sie gleichzeitig. »Natürlich«, versprachen sie im Chor.

»Danke«, murmelte Steph, blickte zur Wanduhr und schaute sich in dem kleinen Nebenraum der Kirche um, als suchte sie jemanden. »Wo bleibt Father Daniels?«

»Hat jemand mich gerufen?«, ertönte eine älter klingende Stimme, dann betrat Father Daniels durch die zweite Tür den Raum, in dem Nathalie und Louise seit einer Weile damit beschäftigt waren, das Hochzeitskleid wieder in Form zu bringen, nachdem es während der Fahrt in der engen offenen Kutsche erheblich zusammengedrückt worden war.

Ein groß gewachsener alter Mann mit auffallend länglichem Gesicht und strahlendem Lächeln kam auf sie zu. Sein kahler Kopf war von einem schütteren Haarkranz aus ein paar wallenden weißen Strähnen umgeben. Die gleichermaßen schneeweißen Augenbrauen wirkten im Gegensatz dazu noch buschiger, als sie es ohnehin schon waren. Er trug einen schwarzen Anzug, der bei der Größe des Mannes wohl maßgeschneidert sein musste und der die schlaksige Statur unterstrich.

»Stephanie«, begrüßte er sie mit einem Handkuss. »Es freut mich, Sie wiederzusehen. Willkommen in St. Clementine-on-the-Hill!«

»Father Daniels«, erwiderte sie. »Darf ich vorstellen? Nathalie Ames, Louise Cartham, zwei meiner besten Freundinnen.«

Der Geistliche begrüßte sie, dann wandte er sich wieder an Steph. »Wie ich sehe, haben meine Gebete etwas bewirkt.«

Sie sah ihn verständnislos an. »Welche Gebete?«

»Nun, ich habe unserem Herrn mitgeteilt, dass er doch bitte am heutigen Sonntagmorgen alle Schurken im Umkreis von fünfzig Meilen ausschlafen lassen soll, damit Ihr Zukünftiger nicht daran gehindert werden kann, Ihr Mann zu werden.« Er sah auf die Uhr. »Nur noch ein paar Minuten. Ich denke, wenn der Herrgott mich nicht erhört hätte, wäre längst irgendwo eine Tankstelle oder ein Geschäft überfallen worden, nur um aus dem Bräutigam gleich wieder Constable Strutner werden zu lassen, der um den schönsten Tag in seinem Leben gebracht wird.«

Steph lächelte ihn erleichtert an. »Ja, denn jetzt wäre es wirklich gemein, uns den Tag zu verderben.«

»Kommen Sie, Father Daniels«, sagte Louise zu ihm. »Ich mache Sie mit dem Rest der Bande bekannt.«

»Das wäre nett von Ihnen, Miss Cartham«, erwiderte er und folgte ihr in die Kirche, in der es deutlich kühler war als im Nebenraum.

Durch die hohen Bleiglasfenster, die Motive aus der Bibel zeigten, fiel strahlender Sonnenschein ins Innere. Nur in der ersten Reihe waren die alten Holzbänke besetzt, was aber nicht bedeutete, dass sich nur wenige für diese Hochzeit interessierten. Vielmehr war es der ausdrückliche Wunsch des Brautpaares gewesen, nur im engsten Freundeskreis zu heiraten.

Seite an Seite gingen sie durch den Mittelgang, dabei zwinkerte Louise Ronald zu, der am Altar stand und ein wenig nervös wirkte, als fürchtete er, die Braut könnte es sich doch noch anders überlegen und in letzter Sekunde durch den Seitenausgang die Kirche verlassen.

An der vordersten Bank angekommen, zeigte Louise nach links auf den jungen Mann, der dort saß und in eine Unterhaltung mit der Frau neben sich vertieft war. Louise tippte ihm auf die Schulter. »Ich möchte euch Father Daniels vorstellen«, erklärte sie. »Er wird gleich Steph und Ronald zu einem sehr glücklichen Ehepaar machen.« Zu dem Geistlichen sagte sie: »Das hier ist Fred Estaire, und gleich daneben …«

»Ginger Rogers?«, fragte der Geistliche und zwinkerte der Frau neben Fred zu. »Tut mir leid, aber die Bemerkung konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Ich möchte wetten, das bekommen Sie dauernd zu hören.«

Die angesprochene Frau lächelte ihn an. »Nein, das habe ich noch nie zu hören bekommen, weil wir beide nicht zusammengehören und wir nur selten wie ein Paar nebeneinanderstehen und deshalb wie eins wirken.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Mein Name ist Paige Rittinghouse.«

Father Daniels nickte erfreut. »Das hört sich sogar noch viel schöner an als Ginger Rogers. Rittinghouse … Rittinghouse … Sagen Sie, ist das Ihre Buchhandlung in Earlsraven? Irgendwie bringe ich Ihren Namen damit in Verbindung.«

»Paige’s Page Parlour, ganz genau.«

»Ach, das ist ja ein wunderbarer Zufall!« Er strahlte sie an. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich diese Gelegenheit nutze, doch wir haben noch ein paar Minuten Zeit, und bevor ich Gefahr laufe, Sie anschließend aus den Augen zu verlieren: Ich würde gern wissen, ob Sie wohl eine Ausgabe von Fahrenheit 451 vorrätig haben«, erkundigte er sich.

»Neu kann ich die jederzeit für Sie bestellen, Father. Antiquarisch habe ich nur eine signierte Ausgabe.«

Der Mann stutzte. »Sie meinen … von Mr Bradbury signiert?«

»Vom Meister persönlich«, bestätigte sie.

»Ist Ihnen bewusst, dass Sie im Begriff sind, einen Diener Gottes in Versuchung zu führen?«, fragte er und lächelte sie spitzbübisch an. »Eine signierte Ausgabe … Ich möchte fast von einem Wunder sprechen.« Er schaute kurz in Richtung Decke, dann fügte er an Paige gewandt hinzu: »Sie können das Buch doch hoffentlich für mich zurücklegen?«

»In Ihrem Fall kann ich ja darauf vertrauen, dass Sie Wort halten und tatsächlich vorbeikommen werden.«

»Das ist Martin Lazebnik«, ging Louise dezent dazwischen und zeigte auf ihren Freund, der auf der anderen Seite neben Paige saß. »Er ist der Mann, von dem Sie einen Brief mit einer Klageandrohung erhalten werden, falls Sie doch nicht bei Paige vorbeischauen und das Buch kaufen.« Dabei grinste sie den Geistlichen breit an, während Martin amüsiert den Kopf schüttelte, dann zog sie Father Daniels ein paar Schritte weiter.

»Hier haben wir dann noch Ian Henderson, den neuen Wirt von Jim’s Old Chair«, stellte sie den Mann vor, der so wie sie selbst jahrelang für den Geheimdienst tätig gewesen war, sich jetzt aber ganz anderen Tätigkeiten widmete. »Und gleich daneben unseren neuesten Neuzugang: die Gerichtsmedizinerin Olga Sevorskaja.«

Father Daniels begrüßte die beiden ebenfalls, dann wandte er sich Ronald zu, der noch besorgter als zuvor zu sein schien. »Mr Strutner, Ihre Braut wird gleich bei Ihnen sein«, versicherte er ihm.

Ronalds Miene entspannte sich ein wenig. »Ihr Wort in Gottes … Ach, wem sage ich das denn?«, erwiderte er und schüttelte ungläubig den Kopf.

»Dem Richtigen«, gab der Geistliche in sanftem Tonfall zurück.

Nathalie kam aus dem Nebenraum und setzte sich zu Ian und Olga, den beiden »Neuen« in Earlsraven. Sie sah kurz zu Fred und genoss den bewundernden Blick, den sie von ihm erntete, als er ihre Hochsteckfrisur betrachtete, zu der sie sich anlässlich der Hochzeit erstmals durchgerungen hatte. Als gleich darauf die Orgel den Hochzeitsmarsch zu spielen begann, nahm Louise neben ihrer Freundin Platz und sah so wie alle anderen über die Schulter, um zu beobachten, wie Steph den kleinen Raum verließ, in die Kirche kam und sich dann mit bedächtigen Schritten dem Altar und ihrem Bräutigam näherte.

Nathalie wunderte sich über den Misston, den die Organistin plötzlich produzierte. Aber nicht nur sie, auch die anderen einschließlich Steph reagierten ein wenig irritiert. Dieses Stück musste sitzen; eine Organistin sollte in der Lage sein, den Hochzeitsmarsch fehlerfrei zu spielen.

Einige Takte weiter folgte der nächste sonderbare Ton, bei dem sich Nathalie nicht erklären konnte, wie man den einer Orgel überhaupt entlocken konnte. Aus dem Augenwinkel machte sie eine Bewegung aus, und als sie sich nach vorn drehte, fiel ihr auf, dass Ronald sie mit weit aufgerissenen Augen ansah.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihr passend zum nächsten falsch gespielten Ton ein Licht aufging. Nicht die Organistin hatte etwas damit zu tun, sondern Ronalds Diensthandy, das Nathalie für die Dauer der Zeremonie für ihn verwahren sollte, weil es in seinem grauen Anzug zu sehr aufgetragen hätte, was allerdings in Wahrheit nur daran lag, dass Ronald in den letzten Wochen zu viel geschlemmt hatte. Dadurch saß der Anzug inzwischen so eng, dass sich ein Handy zumindest in der Brust- oder der Innentasche deutlich abgezeichnet hätte.

Hastig schüttelte er den Kopf, was in dieser Sekunde nur allzu verständlich war. Andererseits hatte er ihr den klaren Auftrag erteilt, jeden auf diesem Gerät eingehenden Anruf anzunehmen, da die Polizeiarbeit Vorrang vor allem anderen hatte.

Nathalie stand auf und ging an Ian und Olga vorbei hinter eine Säule, die die lauten Klänge der Orgel hoffentlich ein wenig von ihr fernhalten würde. Ein Blick über die Schulter zeigte ihr Stephs entsetzte Miene. Offenbar war der Braut klar, dass dieser Anruf nicht für Nathalie, sondern für ihren zukünftigen Ehemann bestimmt war.

»Die Polizei in Earlsraven«, meldete sich Nathalie, nachdem sie in den kleinen Nebenraum gehastet war. Obwohl die Orgel dort viel gedämpfter war, musste sie sich dennoch das andere Ohr zuhalten. Sie hörte aufmerksam zu und schüttelte nach den ersten Worten den Kopf, da sie wusste, was dieser Anruf bedeutete. »Ja … ja, ich verstehe, Detective«, sagte sie schließlich. »Warten Sie bitte, ich gebe Sie weiter an den Constable, damit er Bescheid weiß.«

Als sie gleich darauf den Nebenraum verließ, musste sie feststellen, dass Steph keine zwei Meter mehr vom Altar entfernt war. Die Eheschließung war für sie zum Greifen nah, aber Nathalie hatte keine andere Wahl. So gern sie den Anrufer wenigstens noch für zehn Minuten vertröstet hätte, damit Father Daniels in einer verkürzten Zeremonie seines Amtes walten konnte, wusste sie dennoch zu gut, dass so viel Zeit nicht mehr blieb. Ronald musste sich in der nächsten Sekunde auf den Weg machen, etwas anderes war nicht möglich, wollte er nicht seinen Job aufs Spiel setzen.

»Nein, Nathalie!«, rief Steph, als sie mit ausgestrecktem Arm auf Ronald zulief, um ihm das Smartphone hinzuhalten. Inzwischen war die Orgelmusik verstummt. Offenbar hatte die Organistin bemerkt, dass etwas nicht stimmte.

Ronald kniff frustriert die Augen zu, während er nach dem Telefon tastete, es zu fassen bekam und ans Ohr drückte. »Constable Strutner hier, Sir? … Ja … ja … richtig … Ich werde in zehn Minuten da sein.« Er steckte das Handy ein, reckte aufgebracht die Arme in Richtung Himmel und schimpfte: »Ach Mensch, warum immer, wenn Steph und ich es nicht brauchen können?«

Dann wandte er sich an seine Braut, die nur noch einen Schritt vom Altar entfernt war. »Ich muss los, ich erkläre dir alles später. Ich melde mich von unterwegs, damit wir alles Weitere besprechen können.«

Bevor sie noch etwas erwidern konnte, eilte er schon zum Seitenausgang, durch den man auf den Parkplatz gleich neben der Kirche gelangte. Von draußen konnte man hören, wie der Constable auf dem mit Kieselsteinen bedeckten Platz Gas gab.

»Was ist passiert?«, fragte die Gerichtsmedizinerin. »Habe ich irgendwas verpasst?«

»Nein, Olga, hast du nicht«, antwortete Nathalie, dann wandte sie sich an die stehen gelassene Braut: »Steph, es tut mir leid. Aber die Polizei verfolgt einen Mann, der in London versucht hat, den Wagen des Premierministers zu rammen. Zu den Umständen konnte man mir nicht viel sagen, auf jeden Fall hat der mutmaßliche Attentäter gleich darauf die Flucht angetreten – mit Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn. Ronald und alle Kollegen werden dazu angehalten, Blockaden zu errichten, um den Fahrer zu stoppen.«

Nathalie zuckte betrübt mit den Schultern. »Ich wünschte, ich hätte dir das jetzt nicht erzählen müssen.«

Steph lächelte betrübt. »Insgeheim hatte ich ja die ganze Zeit damit gerechnet, aber dass er mir so knapp vor der Trauung noch entwischen würde, das ist dann doch ein gemeiner Schachzug des Schicksals.« Sie sah den Geistlichen an. »Und jetzt, Father?«

Der Mann machte eine wegwerfende Geste. »Halb so wild, Miss Warren«, meinte er. »Wir haben gerade einmal halb zehn. Bis dreizehn Uhr kann ich noch hierbleiben, dann muss ich mich um drei Hundertjährige kümmern, die in der letzten Woche Geburtstag hatten. Wenn alle Stricke reißen, kann ich auch heute Abend gegen sechs Uhr wieder herkommen. Ich nehme nicht an, dass Sie einschätzen können, wie lange Mr Strutner benötigen wird, oder?«

Steph sah Hilfe suchend zu Nathalie und Louise. »Was meint ihr?«

»Wenn der Täter auf halber Strecke wendet und nach London zurückfährt, dann kann Ronald schon in einer Stunde zurück sein«, sagte Louise. »Schließlich wäre es sinnlos, von hier aus jemanden zu verfolgen, der siebzig oder achtzig Meilen Vorsprung hat. Es kann auch sein, dass der Typ unterwegs einen Unfall baut. Dann ist die Frage, wie weit von hier entfernt das passiert und ob Ronald dazukommen muss. In dem Fall kann es natürlich Stunden dauern. Und wenn der Kerl jede Blockade umfährt und ihn nichts und niemand aufhalten kann, dann … tja, dann wage ich lieber gar keine Prognose.«

Nach längerem Überlegen entschied Steph: »Also gut. Die Hochzeit wird heute stattfinden, davon kann mich nichts und niemand abbringen. Aber Sie, Father Daniels, sollen hier nicht bis dreizehn Uhr herumsitzen. Wir werden es auf jeden Fall bis zum Nachmittag verschieben und Sie anrufen, wenn Ronald wieder hier ist.«

Der Geistliche nickte. »Einverstanden, Miss Warren. Dann werde ich mich gleich nach Hause begeben und später wieder herkommen. Aber zuvor würde ich mit Miss Rittinghouse gern noch über ein paar Bücher reden, wenn die werte Buchhändlerin nichts dagegen einzuwenden hat.«

Paige schüttelte amüsiert den Kopf. »Warum sollte ich? Ich liebe meine Bücher, und ich liebe es genauso, über sie zu sprechen.«

»Danke, Miss Rittinghouse!« Father Daniels verabschiedete sich von Steph und den anderen, dann verließ er mit Paige zusammen die Kirche, um sich draußen ungestört mit ihr zu unterhalten.

Nathalie ging zu Steph und legte den Arm um ihre Schultern, um sie zu trösten. »Jetzt kann es nur noch besser werden, glaub mir«, versicherte sie ihr.

Doch Steph kniff die Augen zusammen, als sähe sie geradewegs in die Zukunft und wüsste, was kommen würde. »Da bin ich mir nicht so sicher, Nathalie«, erwiderte sie. »Wirklich nicht.«

Um kurz nach elf ging der erste Anruf von Ronald ein, in dem er Steph um noch ein wenig Geduld bat. »Du musst wissen, der Verdächtige hat meinen Wagen gerammt«, erklärte er. »Darum kann ich noch nicht weg von hier. Da sind noch einige Formalitäten zu erledigen.«

»Deinen Wagen gerammt?«, fragte Steph entsetzt. »Ogottogott, ist dir was passiert?«

»Mir? Nein, nein, aber mein Dienstwagen ist wohl Schrott. Sieht nach Totalschaden aus.«

»Aber … wie bist du denn unversehrt aus dem Wrack gekommen?«, hakte sie aufgeregt nach. »Du bist doch unversehrt, oder?«

»Nicht eine einzige Schramme habe ich abbekommen, mein Schatz«, versicherte Ronald ihr.

»Wie kann das möglich sein?«, wollte sie wissen. »Du musst ja einen unglaublichen Schutzengel gehabt haben.«

»Nein, nein, Steph, das ist bei dir falsch angekommen. Ich habe gar nicht im Wagen gesessen, als der Verdächtige ihn gerammt hat.«

Steph schwieg und wartete, dass er von sich aus mehr erklärte. Sie musste sich auch nicht lange gedulden.

»Hinter Rodderick macht die Landstraße in südlicher Richtung einen scharfen Knick, der sie sehr unübersichtlich und extrem gefährlich macht«, sagte er. »Nach Norden kann man aber einen höher gelegenen Abschnitt der Straße überblicken, der noch mehr als eine Meile entfernt ist. Ich hatte zufällig da angehalten, um mir auf der Karte anzusehen, wo die letzte Position des Verdächtigen gemeldet worden war. Tja, und in dem Moment entdeckte ich ihn. Ein roter SUV, hinter ihm drei Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene. Daraufhin habe ich nach rascher Rücksprache mit meinen Vorgesetzten meinen Wagen gleich hinter der Kurve quer geparkt, in der Gegenrichtung die Straße gesichert und mich hinter der Begrenzungsmauer in Sicherheit gebracht.«

»Und dann hat er deinen Wagen gerammt?«, fragte sie.

»Bei normalem Tempo hätte er noch jederzeit anhalten können«, sagte Ronald. »Aber nicht bei dem Tempo, mit dem er vor allem jeden anderen gefährdete, der sich auf der Straße hätte aufhalten können. Er kam um die Kurve geschossen, mein Wagen stand im Weg, damit war die Flucht zu Ende.«

Er gab einen missbilligenden Laut von sich. »Allerdings war es auch das Ende für meinen Streifenwagen. Bedauerlicherweise«, fügte er hinzu. »Der SUV ist zwar Schrott, doch man kann noch erkennen, was für ein Modell es ist, während mein Wagen buchstäblich in Fetzen gerissen wurde. Aber wir haben den Kerl geschnappt, und darauf kommt es an. Zum Glück hat auch er keine nennenswerten Verletzungen davongetragen. Ein Schleudertrauma und eine Prellung.«

»Und wann wirst du hier sein?«

»Wie gesagt, Steph, es gibt noch ein paar Dinge zu erledigen, was vor allem damit zu tun hat, dass mein Wagen nun Schrott ist«, erklärte der Constable, »aber ich nehme an, dass ich bis um eins wieder da sein werde.«

»Du musst nichts überstürzen«, sagte sie. »Father Daniels kann vor achtzehn Uhr ohnehin nicht wieder in der Kirche sein. Aber ich wäre dir dankbar, wenn du mir zwischendurch Bescheid geben könntest, wie weit du bist.«

»Du meinst, ob es heute noch klappt?«

Steph seufzte. »Ja, genau. Das ist kein Vorwurf, ich möchte nur Gewissheit haben, dass ich mich immer noch auf den Rest des heutigen Tages freuen kann und nicht damit rechnen muss, dass wir doch noch alles verschieben müssen.«

»Ich werde zusehen, meinen Vorgesetzten klarzumachen, dass die Frau meiner Träume mir einen Tritt in den Hintern verpassen wird, wenn heute nicht geheiratet wird«, versprach er ihr und beendete das Gespräch.

Von da an gab es etwa einmal pro Stunde einen aktuellen Statusbericht, aber keiner war allzu ermutigend. Ronald saß in Ermangelung eines Dienstwagens in London fest, wohin man ihn mitgenommen hatte, da er umgehend einen Bericht abliefern musste. Immerhin wartete die Öffentlichkeit auf eine Erklärung, unter welchen Umständen der mutmaßliche Terrorist gefasst worden war.

Mit jedem Anruf erlosch Stephs Hoffnung auf eine Hochzeitszeremonie an diesem Tag ein wenig mehr, da sich Ronalds Rückkehr immer weiter verzögerte. Die Hochzeitsgesellschaft hatte sich bis auf Weiteres ins Black Feather zurückgezogen, auch wenn sich Steph zunächst gesträubt hatte, weil es ihr wie eine Kapitulation vorkam. Allerdings hatte sie dann eingesehen, dass sie niemandem zumuten sollte, stundenlang auf den harten Kirchenbänken auszuharren.

Dann, um kurz vor fünf, kam der erlösende Anruf. Ronald konnte sich auf den Weg machen, also konnte Steph den Geistlichen anrufen, dass er um achtzehn Uhr zur Zeremonie anwesend sein sollte.

»Um achtzehn Uhr?«, hakte sie nach. »Von London aus? Wie willst du das denn schaffen?«

»Das ist alles organisiert«, versicherte er ihr. »Du musst dir keine Sorgen machen. Versuch stattdessen, Father Daniels dazu zu bringen, dass er auch wirklich wieder zur Kirche kommt.«

»Gut, Ronald. Ich verlasse mich darauf, dass nichts dazwischenkommt«, erwiderte Steph, auch wenn sie eigentlich gar nicht darauf bauen wollte. Nachdem er aufgelegt hatte, wandte sie sich an Nathalie und Louise, die nicht weit von ihr entfernt standen. »Könnt ihr Father Daniels anrufen? Er möchte bitte wie besprochen um sechs Uhr hier sein. Bis dahin will Ronald zurück sein.«

»Hoffen wir’s«, erwiderte Louise und zwinkerte ihr zu, während Nathalie nach ihrem Smartphone griff und die Nummer des Geistlichen wählte.

»Ja?«, meldete sich eine ihr fremde Stimme.

»Ähm … ist da nicht Father Daniels?«, fragte sie.

»Nein, Father Daniels kann derzeit nicht ans Telefon kommen«, antwortete der unbekannte Mann.

»Könnten Sie ihm denn bitte ausrichten, er möchte um achtzehn Uhr noch mal nach St. Clementine-on-the-Hill kommen? Die Hochzeit soll nun doch noch stattfinden.«

»Oh, das tut mir leid, aber im Moment geht das nicht«, sagte der Mann hastig.

»Wieso? Ist er denn noch nicht zurück im Pfarrhaus?«

»Doch, doch«, versicherte ihr der Fremde. »Aber ihm war nicht gut, darum hat er sich hingelegt, und ich glaube kaum, dass er heute Abend noch einmal das Haus verlassen wird.«

»Ihm war nicht gut?«, hakte sie nach. »Was genau fehlt ihm denn? Können wir vorbeikommen und etwas für ihn tun? Eventuell etwas kochen? Eine Hühnersuppe vielleicht? Die wirkt ja bekanntlich oft Wunder.«

»Aber nicht doch, Miss …«

»Ames.«

»… Miss Ames, es geht ihm längst wieder gut, glauben Sie mir. Er hat sich nur hingelegt, um sich ein wenig auszuruhen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er heute noch eine Trauung vornehmen möchte.«

»Kann denn niemand für ihn einspringen? Es ist wirklich wichtig, dass diese Hochzeit heute noch über die Bühne geht«, beharrte Nathalie.

Der Mann überlegte kurz. »Es geht darum, dass die Hochzeit heute stattfindet? Würden Sie denn auch mit einem anderen Geistlichen vorliebnehmen? Oder muss es speziell Father Daniels sein?«

»Es muss nicht unbedingt er sein, Mister …«

»Father Donen«, antwortete er prompt. »Wenn Sie einverstanden sind, mache ich mich gleich auf den Weg zur Kirche und übernehme die Trauung.«