Tee? Kaffee? Mord! Ein Doppelgänger zuviel - Ellen Barksdale - E-Book
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Tee? Kaffee? Mord! Ein Doppelgänger zuviel E-Book

Ellen Barksdale

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Beschreibung

Folge 14: Nathalie will endlich etwas romantische Zeit mit ihrem Freund Fred verbringen, da stehen plötzlich zwei Reisebusse vor ihrem Pub - mit Albert Einstein, Marylin Monroe und jeder Menge anderer Stars an Bord. Diese wollten an einem Doppelgänger-Wettbewerb teilnehmen, doch das Hotel hat die Buchung kurzerhand storniert. Ehe sie sich‘s versieht, wimmelt es im Black Feather von Elvis im Zehnerpack, Queen Elizabeth winkt in dreifacher Ausfertigung und auch Sherlock Holmes ist mehrfach vertreten. Doch dann stellt sich heruas, dass Elvis tot ist - ermordet! Wird es Nathalie und Louise gelingen, hinter die Verkleidungen zu blicken und den Täter zu finden?

Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ... Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das "Black Feather". Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Epilog

In der nächsten Folge

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Über diese Folge

Nathalie will endlich etwas romantische Zeit mit ihrem Freund Fred verbringen, da stehen plötzlich zwei Reisebusse vor ihrem Pub – mit Albert Einstein, Marylin Monroe und jeder Menge anderer Stars an Bord. Diese wollten an einem Doppelgänger-Wettbewerb teilnehmen, doch das Hotel hat die Buchung kurzerhand storniert. Ehe sie sich’s versieht, wimmelt es im Black Feather von Elvis im Zehnerpack, Queen Elizabeth winkt in dreifacher Ausfertigung und auch Sherlock Holmes ist mehrfach vertreten. Doch dann stellt sich heraus, dass Elvis tot ist – ermordet! Wird es Nathalie und Louise gelingen, hinter die Verkleidungen zu blicken und den Täter zu finden?

Über die Autorin

Geboren wurde Ellen Barksdale im englischen Seebad Brighton, wo ihre Eltern eine kleine Pension betrieben. Von Kindheit an war sie eine Leseratte und begann auch schon früh, sich für Krimis zu interessieren. Ihre ersten Krimierfahrungen sammelte sie mit den Maigret-Romanen von Georges Simenon (ihre Mutter ist gebürtige Belgierin). Nach dem jahrelangen Lesen von Krimis beschloss sie, selbst unter die Autorinnen zu gehen. »Tee? Kaffe? Mord!« ist ihre erste Krimireihe.

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

EIN DOPPELGÄNGER ZUVIEL

beTHRILLED

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dorothee Cabras

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © shutterstock/SJ Travel Photo and Video, © Mary Ro/Shutterstock, © majeczka/Shutterstock

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-8580-9

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Prolog, in dem kein Doppelgänger eine Rolle spielt

»Hey, wieso hast du schon um diese Zeit deine Post?«, fragte Louise Cartham und bückte sich, um den Brief aufzuheben.

Martin Lazebnik, der soeben die Tür zu seiner Anwaltskanzlei am Marktplatz von Earlsraven aufgeschlossen hatte, drehte sich zu seiner Freundin um. Sie hielt einen Briefumschlag in der Hand, den er beim Hereinkommen offenbar übersehen hatte.

»Wir im Black Feather bekommen unseren Briefträger freitags nicht vor zwei Uhr am Nachmittag zu sehen. Das ist einfach ungerecht.«

»Es ist ungerecht, dass die Rechnungen nicht vor zwei Uhr am Nachmittag bei euch eintreffen?«, gab Martin zurück. »Aber keine Panik, der Brief hier ist nicht mit der Post gekommen, den hat jemand so eingeworfen. Sonst könnte ich ja herausfinden, wo und von wem er abgeschickt wurde.«

»Klar, wer will schon, dass der Empfänger weiß, von wem ein Brief kommt?«, gab sie neckend zurück, dann stutzte sie und sah Martin prüfend an. »Willst du damit etwa sagen, dass das ein Drohbrief ist? Etwa ein anonymer Brief?«

»Sind Drohbriefe nicht meistens anonym?«

»Nicht, wenn sie vom Finanzamt kommen«, erwiderte Louise und hakte sofort nach: »Du weichst mir aus. Also, was ist das für ein anonymer Brief?«

Martin sah sie lächelnd an, wurde dann aber ernst, da er wusste, dass Louise sich weder mit Schweigen noch mit einer Lüge davon abbringen lassen würde, die Wahrheit aus ihm herauszuholen. Er atmete tief durch. »Ach nichts Besonderes.« Er hielt ihr den Umschlag hin, doch sie nahm ihn nicht sofort, sondern öffnete ihre Handtasche und holte ein Paar Einweghandschuhe heraus. »Was soll das werden?«, fragte er verwundert.

»Willst du, dass Fingerabdrücke verwischt werden? Das da ist ein Beweismittel. Das solltest du eigentlich wissen.«

Er schüttelte den Kopf. »Es wäre ein Beweismittel, wenn es um irgendeine Straftat gehen würde. Aber das ist schlimmstenfalls ein Brief von irgendjemandem, der vor Gericht unterlegen ist. Doch da ist niemand ins Gefängnis gewandert, der sich jetzt möglicherweise an mir rächen will.«

Louise nahm den Umschlag und zog die Lasche heraus, die nur eingesteckt war. Dann holte sie das nachlässig gefaltete Blatt heraus und hielt es so, dass sie den Text lesen konnte. Der war aus ausgeschnittenen Buchstaben zusammengeklebt und wirkte wie ein Requisit aus einem Film.

»Das hätten Sie nicht tun sollen«, las sie vor. »Das wird Konsequenzen haben.« Sie sah wieder zu Martin. »Das ist aber eine ziemlich eindeutige Drohung, finde ich!«

»Eindeutig?«, gab er zurück und spielte ihre Worte mit einem Schulterzucken runter. »Das ist so vage, das könnte sogar von meinem Paketboten kommen, über den ich mich letzte Woche beschwert habe.«

»Dieser ist aber nicht der erste Drohbrief, den du erhältst«, stellte Louise fest. »Du musst schon einige bekommen haben, wenn du den hier so gelassen zur Kenntnis nimmst.«

Martin schwieg.

»Also?«, hakte sie nach. »Es mag ja sein, dass du das für einen Spaß oder einen harmlosen Streich hältst, doch ich will der Sache nachgehen. Ich möchte nicht an deinem Grab stehen und sagen müssen: ›Hättest du diese Briefe doch bloß ernst genommen!‹«

»Und ich möchte sie nicht ernst nehmen«, beharrte er. »Außerdem ist der Briefinhalt zu vage. Er könnte mit jedem meiner Fälle zu tun haben.«

»Mit jedem? Aber sicher nicht mit denen, die du verloren hast«, wandte sie ein.

»Martin Lazebnik gewinnt immer seinen Fall«, widersprach er ihr.

»Immer? Du wirst doch bestimmt mal einen Fall verloren haben, oder nicht?«

»Nein, schon eine geraume Zeit nicht mehr«, beharrte er und fügte grinsend hinzu: »Und wenn du etwas anderes behauptest, werde ich dich zum Schweigen bringen müssen. Mit einem Kuss.«

Louise zog eine Augenbraue hoch. »So lasse ich mir doch tatsächlich gern den Mund verbieten. Aber nicht jetzt.« Sie hielt den Brief in die Höhe. »Das ist ein Drohbrief, und dagegen muss etwas unternommen werden. Wir müssen den Verfasser finden. Wenn auch in letzter Zeit niemand deinetwegen ins Gefängnis gewandert ist, wird es sicher einige geben, die eine Menge Geld zahlen müssen, weil sie gegen ein Gesetz verstoßen haben.«

»M-hm«, machte der Anwalt nur.

»Und damit haben sie ein Motiv, diesen Drohbriefen Taten folgen zu lassen. Zeig die Briefe wenigstens Ronald. Er muss darüber Bescheid wissen.«

»Er weiß längst Bescheid.«

»Dann hast du ihm also doch davon erzählt?«, hakte sie nach. »Ich dachte, du misst den Briefen keine Bedeutung bei.«

»Tu ich auch nicht«, beteuerte er. »Vor ein paar Monaten, als wir mit dem Mord an diesem angeblichen Kriegshelden befasst waren, habe ich mit seinem Anwalt per Videokonferenz über das Testament gesprochen. Da war Ronald hier. Er hat einen der Briefe gesehen, weil der noch auf dem Tisch lag.«

Ungeduldig fuchtelte sie mit den Händen in der Luft herum. »Und? Was hat er gesagt? Unternimmt er was?«

»Nein, weil ich ihm erklärt habe, dass ich diese Briefe nicht ernst nehme. In Abständen kommt ein Drohbrief, fast immer derselbe Wortlaut, weiter nichts. Der ist so vage, das kann sogar ein Kind oder ein Jugendlicher formuliert haben. Bei einem Anwalt kann man immer davon ausgehen, dass er entweder einen Fall gewonnen hat und jemand von der gegnerischen Seite darüber gar nicht glücklich war. Oder er hat mal einen Fall verloren, und der Mandant, den er vertreten hat, ist sauer. Das ist so, als würde jemand einen solchen Brief einem Apotheker schicken und ihm schreiben: Das Mittel hat nicht gewirkt. Ich habe immer noch Schnupfen. Das werden Sie noch bereuen.«

Louise seufzte frustriert. »Martin, ich finde, du nimmst das zu sehr auf die leichte Schulter. Ich gebe den Brief einer ehemaligen Kollegin beim Geheimdienst, die auf Spurensuche spezialisiert ist.«

»Jetzt sag bitte nicht, dass sie den Leim analysieren und herausfinden kann, wer ihn hergestellt hat – und darüber hinaus sogar feststellen kann, in welchem Werk er in welcher Woche produziert wurde und wer mit diesem Leim beliefert worden ist«, gab er spöttisch zurück. »Das sind Feinheiten, die nur im Fernsehen funktionieren.«

»Sie wird dir sogar sagen können, was der Fahrer des Lasters, mit dem der Leim transportiert wurde, normalerweise zum Frühstückt isst«, entgegnete sie und grinste genauso breit wie er.

Martin rieb sich übers Kinn. »Wenn ich so etwas erzähle, ist das nur dahingeredet. Aber wenn so was von dir kommt, dann … na dann weiß ich nicht, ob das nicht vielleicht doch der Wahrheit entsprechen könnte.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Du nimmst die Briefe ernst? Hältst sie nicht bloß für einen dummen Scherz?«

Louise nickte nur und sah ihn abwartend an.

Schließlich gab er nach. »Also gut: Wenn es dich beruhigt, dann gib den Brief an deine ehemalige Kollegin weiter.«

»Und auch jeden, der noch bei dir landet.«

»Wird gemacht, Louise. Versprochen.«

»Sehr gut«, sagte sie zufrieden. »Und jetzt darfst du mich gern zum Schweigen bringen.«

»Mit dem größten Vergnügen, Mylady.«

Erstes Kapitel, in dem es zu seltsamen Begegnungen kommt

»So stelle ich mir einen Tag im Mai vor«, sagte Nathalie Ames, während sie Hand in Hand mit ihrem Freund Fred Estaire auf einem der vielen Wanderwege von Pelham Woods unterwegs war. »Sonnenschein, ein paar strahlend weiße Wolken am blauen Himmel, Temperaturen, bei denen man getrost auf eine Jacke verzichten kann. Und dazu das fröhliche Zwitschern der Vögel. Nur schade, dass die vor lauter Grün gerade nicht zu sehen, sondern nur zu hören sind …«

»Wir sehen die Schnabeltiere bloß nicht, weil wir keine Fachleute sind«, meinte Fred und lächelte sie an. »Echte Vogelkenner machen garantiert auch zu dieser Jahreszeit in den Baumkronen ein Dutzend verschiedener Arten aus.«

Nathalie musste lachen. »Unter ›Schnabeltieren‹ stelle ich mir eigentlich etwas ganz anderes vor.«

Fred sah sie amüsiert an. »Na ja, Vögel haben Schnäbel, und es sind Tiere, also …?«

»Schnabeltiere«, folgerte sie und nickte bedächtig. »Na gut, aber nur weil du es bist.«

»Danke, Nathalie.« Er sah sich um und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Schon witzig. Bei uns in Earlsraven sind wir auch von Grün umgeben, und trotzdem kommt es mir hier noch mal eine Nummer friedlicher und idyllischer vor.«

»Hier gibt’s ja auch keinen Pub und keinen Parkplatz«, sagte sie.

»Und keine Verrückten, die einen Mord begehen«, ergänzte er und legte den Arm um Nathalies Schultern.

»Sag das lieber nicht zu laut. Nach den Erfahrungen der letzten Monate würde es mich nicht wundern, wenn wir gleich über eine Leiche stolpern. Weißt du, manchmal habe ich das Gefühl, die Täter warten mit ihren Morden, bis sie wissen, dass einer von uns in der Nähe ist, nur um uns dann einen Toten vor die Füße zu werfen.«

Fred winkte gelassen ab. »Wir sind hier mitten im Grünen, fern von jeder Zivilisation sozusagen. Hier wird uns schon niemand mit einer Leiche Arbeit machen.«

Nathalie verzog den Mund. »Du vergisst, dass wir in Pelham Woods sind. Hier wurde auch seinerzeit die tote Fernsehköchin gefunden.«

»Ach ja, stimmt. Das war in Pelham Woods.« Er zog die Augenbrauen zusammen. »Aber das war doch nicht genau hier, oder?«

»Nein, darauf habe ich schon geachtet, als ich unseren Ausflug geplant habe«, versicherte sie ihm. »Ich hatte nicht vor, eine nostalgische Reise zu den Tatorten zu unternehmen, an denen ich war, seit ich nach Earlsraven gekommen bin.« Sie blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken, um hinauf zu den Baumkronen zu sehen. »Ich möchte nur mal wieder zwei oder drei romantische Stunden allein mit dir verbringen, ohne dass eine der Kellnerinnen anklopft und fragt, ob ich wohl mehr Wechselgeld für sie habe oder ob ich kurz in Pub oder Café aushelfen kann, weil der Andrang gerade so groß ist.« Sie seufzte leise und deutete nach rechts auf einen Baumstamm, der zum Verweilen einlud. »Komm, setzen wir uns eine Weile da hin«, schlug sie vor und dirigierte Fred an den Rand des Wanderwegs.

»Ja, für ein bisschen Zweisamkeit bleibt uns im Augenblick nicht allzu viel Zeit«, stimmte er ihr zu. »Aber wenn es nicht die Arbeit ist, die uns davon abhält, dann ist es ein mysteriöser Todesfall, der uns alle in Beschlag nimmt, vor allem aber dich und Louise.« Noch während er sprach, hob er eine Hand, um einem Missverständnis vorzubeugen. »Ist kein Vorwurf, Nathalie. Ihr beide seid nun mal diejenigen, die Ronald am tatkräftigsten unterstützen. Jean-Louis als Gerichtsmediziner zähle ich jetzt mal nicht mit, der macht das hauptberuflich, genauso wie Ronald als Constable. Aber Martin, Belle und ich, wir sind doch mehr so was wie eure rechten Hände.«

Nachdrücklich schüttelte sie den Kopf. »So was solltest du gar nicht erst denken, Fred. In Pittlewood beispielsweise wären wir ohne euch niemals so schnell mit den Ermittlungen vorangekommen. Ihr spielt nicht in der zweiten Reihe mit, ihr seid immer an vorderster Front dabei. Wir sind ein Team, klar?«

»Klar, Boss«, sagte Fred und zwinkerte ihr zu.

Als er sie eine Weile nachdenklich betrachtete, fragte Nathalie schließlich: »Ist irgendwas?«

Er zuckte unschlüssig mit den Schultern, als wäre er sich nicht sicher, ob er wirklich aussprechen sollte, was ihm auf der Zunge lag. »Nein, ich habe mich bloß noch nicht an deine neue Frisur gewöhnt. Das ist alles so kurz … und weg … und … Na ja, du weißt schon …«

Nathalie nickte verstehend. Beim Blick in den Spiegel an diesem Morgen hatte sie selbst gestutzt und sich gefragt, wer die fremde Frau in ihrem Badezimmer war. »Ich muss mich auch noch daran gewöhnen, Fred. Aber ich sage dir, ich war gestern Nachmittag wirklich genervt von den langen Haaren und habe gleich abends buchstäblich kurzen Prozess mit ihnen gemacht.«

Am Tag zuvor war sie in der Region unterwegs gewesen, um bei einigen Bauern vorbeizuschauen, die ihren Pub und den Landmarkt mit ihren Erzeugnissen belieferten. Der Donnerstag war ein extrem windiger Tag gewesen, und ihr war es so vorgekommen, als hätte sie in all den Stunden nichts anderes zu tun gehabt, als sich alle paar Sekunden die Haare aus dem Gesicht zu streichen.

»Ja, das hast du mir ja heute früh schon erklärt«, meinte er. »Trotzdem … ähm … also … ich hoffe nicht, dass es was zu bedeuten hat.«

»Dass es was zu bedeuten hat?«, gab Nathalie zurück, da sie ihm nicht folgen konnte.

»Na ja, in den Filmen, die wir zusammen gesehen haben, und in Magazinen ist ja eigentlich immer die Rede davon, dass eine Frau sich meistens dann eine komplett andere Frisur zulegt – also von langem zu kurzem Haar wechselt oder eine neue Haarfarbe ausprobiert –, wenn eine Beziehung endet.« Er kratzte sich verlegen am Kinn.

Nathalie kniff ein wenig die Augen zusammen. »Denkst du etwa, ich habe mir die Haare abschneiden lassen, weil ich mich von dir trennen will?«, fragte sie ungläubig.

Fred machte eine vage Geste. »Ich bin mir einfach nicht sicher, ob noch was anderes hinter deiner Typveränderung steckt, Nathalie. Ehrlich gesagt sind einige dieser Liebesfilme dazu angetan, Männer und Frauen gleichermaßen zu verwirren, weil sie falsche Vorstellungen wecken.«

Nathalie musste kurz auflachen. »Oh ja, Fred, ich weiß, was du meinst.« Sie seufzte leise. »Vergiss nicht, dass die Leute in den Filmen sich ihre scheinbar tiefschürfenden Gedanken nur machen, damit die Handlung möglichst dramatische Haken schlägt.«

»Also habe ich keinen Grund zur Sorge?«

Nathalie legte die Arme um ihn und küsste ihn. »Reicht das als Antwort?«, erwiderte sie, als sie beide nach dem Kuss noch ein wenig außer Atem waren.

»Für den Anfang ja«, meinte er und lächelte sie verliebt an.

»Abgesehen davon läuft im Augenblick bei so ziemlich allen was in Sachen Haare«, fuhr sie fort, während sie einem Eichhörnchen zusah, das aus dem Gebüsch gelaufen kam, den Weg überquerte und flink den Baum gleich neben ihnen hinaufkletterte. »Erst rasiert sich Ronald den Schnäuzer ab, und aus Frust darüber, dass ihn kaum noch jemand erkennt, lässt er ihn wieder wachsen … und einen Kinnbart dazu. Louise sieht mit ihren längeren Haaren nicht mehr wie Judi Dench aus, und Martin hat sich von seinem Bela-Lugosi-Schrägstrich-Dracula-Look verabschiedet.« Nathalie legte den Kopf schräg und betrachtete ihren Freund. »Außerdem hast du dich ja auch von deiner Lockenmähne getrennt, ohne mich vorzuwarnen.«

Fred verzog den Mund. »Weißt du, nachdem gestern dieses Gespräch mit Ellison zu nichts geführt hat, dachte ich mir, ich lege mir mal ein anderes Image zu.«

»Seriöser Geschäftsmann statt querdenkender Künstler?«, fragte sie mit einem Augenzwinkern.

»Ja, klingt zwar spießig, aber ich bin nun mal kein Lenny Kravitz, der so viel auf dem Konto hat, dass ihn nicht kümmern muss, was ein Geschäftspartner von seinen Dreadlocks hält«, räumte er ein. »Wenn es wirklich an meiner Mähne gelegen haben sollte, dass es nicht zu einem Geschäftsabschluss kam, werde ich das ja bei der nächsten Gesprächsrunde mit einem potenziellen Geldgeber für das Landmarkt-Franchise merken.« Er zuckte flüchtig mit den Schultern. »Kann gut sein, dass man mich nun auf einmal ernst nimmt. Die letzten drei Interessenten wollten mir jedenfalls alle eine Beteiligung unterschieben, mit der sie uns einfach übernommen und kaltgestellt hätten. Wäre ja möglich, dass man mich mit meinen langen Haaren für einen Hippie gehalten hat, dem man mit der Aussicht auf einen schönen Batzen Geld alles verkaufen kann, sogar eine feindliche Übernahme.«

»Hast du das diesen Leuten auch gesagt?«

»Unmissverständlich.« Er nickte nachdrücklich. »Zwei von ihnen haben Entrüstung vorgetäuscht und mir vorgeworfen, ihnen etwas zu unterstellen. Der Dritte war sehr betreten. Jedenfalls hat er das fast überzeugend so vorgespielt. Er wollte mir dann noch ein besseres Angebot machen, aber ich vertraue keinem Geschäftspartner, der fünf Minuten zuvor noch versucht hat, mich über den Tisch zu ziehen, weil er da noch gedacht hat, ich würde einer Hippiekommune vorstehen. Und danach hat’s mir dann so gereicht, dass ich gestern Abend um zehn Uhr noch zu dem Friseur im Hotel gegangen bin.« Lächelnd griff er sich ins kurze Haar und fügte dann hinzu: »Ist ja außerdem nur vorübergehend. Wenn wir einen Geschäftspartner gefunden haben, kann ich das Kraut hier oben ja wieder sprießen lassen.«

»Apropos Hippie, hast du das von Jean-Louis und Belle gehört?«, wollte Nathalie wissen. »Ich war ja heute Morgen schon weg, als du aus London zurückkamst.«

»Du meinst, dass J.L. jetzt ihren Heiratsantrag mit seinem eigenen erwidert hat? Ja, das hat mir Louise heute früh noch zwischen Tür und Angel erzählt. Aber was Genaues weiß ich nicht.«

Sie verzog enttäuscht den Mund. »Ich habe es mir auch berichten lassen müssen. Louise wollte zwar filmen, doch die Speicherkarte ihres Handys war nach wenigen Sekunden voll oder kaputt oder beides. Auf jeden Fall habe ich noch keine Bilder gesehen. Aber bestimmt postet Jean-Louis oder Belle noch was dazu im Internet. Irgendwer wird das mitgefilmt haben.«

»Und was hat das mit Hippies zu tun?«, hakte Fred nach.

»Also … Jean-Louis hat Belle unter einem Vorwand zum Black Feather kommen lassen und auf dem Parkplatz auf sie gewartet. Als sie eintraf, stand er vor einem Vorhang, der zwischen zwei geparkten Transportern aufgehängt war. Dann fiel der Vorhang, und dahinter hatte sich das Ensemble dieser Musicaltruppe versammelt, die im Augenblick mit Hair sämtliche Badeorte des Landes abklappert, und hat mit Jean-Louis zusammen Let the Sunshine in zum Besten gegeben. Die Musical-Darsteller haben wohl den Text so angepasst, dass das Ganze ein gesungener Heiratsantrag war.«

»Ein ganzes Ensemble?«, wiederholte er erstaunt. »Das ist aber eine beachtliche Leistung.«

»Irgendjemand, der über ein paar Ecken mit J.L. bekannt ist, gehört zu der Truppe. Da war es wohl nicht ganz so schwierig, das zu arrangieren. Außerdem haben die damit ja auch für sich selbst werben können.«

Fred nickte. »Jean-Louis hat die arme Belle ganz schön zappeln lassen. Sie hat ihm doch schon vor drei oder vier Monaten einen Heiratsantrag gemacht.«

»Dafür war die Aktion jetzt umso spektakulärer«, sagte Nathalie. »Und vergiss nicht: Let the Sunshine in von einem Chor singen zu lassen, während es wie aus Kübeln schüttet, würde sich nicht gut machen. Da war es schon sinnvoll, auf beständigeres Wetter zu warten. Nur schade, dass ich zu der Zeit mit Ann Tisdale über eine Zusammenarbeit mit unserem Landmarkt verhandelt habe. Da das Gespräch sowieso zu nichts geführt hat, wäre ich wirklich besser zu Hause geblieben. Dann hätte ich diesen besonderen Moment miterlebt.«

»Das heißt, sie will in ihrem fahrenden Supermarkt keine Produkte aus dem Landmarkt anbieten?«

Nathalie schüttelte flüchtig den Kopf. »Nein, sie meint, dafür gebe es unter ihren Kunden keine Abnehmer.«

»Hm, das kann ich mir nicht vorstellen », murmelte Fred. »Wenn ich sehe, was bei uns los ist und wie groß die Nachfrage nach gesunden Erzeugnissen aus der Region ist, wäre es bestimmt eine gute Sache, wenn Ann Tisdale davon wenigstens ein paar Lebensmittel im Angebot hätte. Das wäre doch ein gutes Zusatzgeschäft für beide Seiten.«

»Ich habe versucht, es ihr zu erklären«, versicherte Nathalie ihm, während das Eichhörnchen wieder vom Baum herunterkam, sie einen Augenblick neugierig beäugte und dann im Gebüsch gegenüber verschwand. »Es gibt genügend Leute in der Umgebung, die nicht so mobil sind, dass sie mal eben zu unserem Landmarkt fahren können. Okay, wir liefern ja auch nach Hause, aber es ist nun mal ein Unterschied, ob ich regelmäßig das bestelle, was ich für gewöhnlich esse, oder ob ich vor einer großen, verlockenden Auswahl stehe, die mir Appetit auf etwas Besonderes macht. Aber Mrs Tisdale will das nicht. Zum Abschluss meinte sie noch, ich solle bloß nicht auf die Idee kommen, ihr mit einem eigenen Bus Konkurrenz zu machen.«

Fred grinste sie an. »Ich darf davon ausgehen, dass du von ihrer Warnung zutiefst beeindruckt bist.«

»So sehr, dass ich nächste Woche bei ein paar einschlägigen Firmen nachfragen werde, was der Umbau eines solchen Busses kostet.«

»Ehrlich?«

»Natürlich. Was denkst du denn? Ich nehme ihre ›Warnung‹ als Herausforderung.«

»Leg dich nie mit Nathalie an«, sagte er und zog sie an sich. In diesem Moment klingelte ihr Smartphone.

»Das ist Louise«, stellte sie nach einem Blick auf das Display fest.

»Lass sie doch in einer halben Stunde noch einmal anrufen«, meinte er und wollte sie wieder an sich ziehen.

»Nein … ja, okay«, sagte Nathalie sichtlich hin- und hergerissen. »Aber wenn Louise anruft, hat sie meist einen wichtigen Grund. Ich habe ihr erklärt, dass ich nicht gestört werden will, es sei denn, auf dem Parkplatz landet ein Ufo.« Sie nahm den Anruf an und hörte sich an, was ihre Freundin zu berichten hatte. »Ja … ja, wenn du sie alle unterbringen kannst, soll mir das recht sein … Wie wär’s denn mit dem Gemeindesaal? Das wäre doch was … Gut, okay, wenn wir zurück sind, können wir uns immer noch überlegen, wohin mit allen.«

»Und? Ufo gelandet? Aliens eingecheckt?«, fragte Fred, nachdem sie das Gespräch beendet hatte.

»So ungefähr«, antwortete sie und rief auf ihrem Smartphone den aktuellen Belegungsplan der Zimmer im Black Feather auf. »Hm, das wird eng werden«, murmelte sie, dann steckte sie das Telefon wieder ein. »Es sind zwei Busse mit einer größeren Reisegruppe eingetroffen. Das Hotel, in das sie eigentlich wollten, hat die Reservierung für den Saal und die Zimmer storniert. Irgendein Prominenter hat mehr Geld hingeblättert, damit er da in großem Stil einen runden Geburtstag feiern kann. Das bringt wohl mehr Presse als diese Gruppe … Rollenspieler oder so etwas. Louise hat sich da etwas unklar ausgedrückt.«

»Wenn wir zurück sind, wirst du ja erfahren, was das für Leute sind.« Fred warf einen Blick auf die Uhr.

»Mit etwas Glück bekommen wir dann auch ein Video von Jean-Louis’ Heiratsantrag zu sehen«, ergänzte sie. »Ich kann es kaum erwarten.«

»Schon witzig«, sagte er versonnen. »Wenn man überlegt, dass die beiden sich ungefähr genauso lange kennen wie wir, aber noch gar nicht so lange zusammen sind …«

»M-hm«, machte Nathalie und beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Als er sich zu ihr umdrehte, genügte ein Blick in sein Gesicht, um zu wissen, was er gleich fragen würde. »Komm gar nicht erst auf die Idee, das zu sagen, was du sagen willst, Fred.«

Er runzelte die Stirn und kratzte sich am Hinterkopf. »Wenn ich dich nicht fragen soll, heißt das … nur jetzt nicht? Oder nie?«

Nathalie kniff für einen Moment die Augen zusammen. Nachdem Freds Künstlerkollegin Belle vor einigen Monaten dem Gerichtsmediziner J.L. Talradja einen Heiratsantrag gemacht hatte, hatte Nathalie vermutet, dass Fred dadurch auf eine Idee gebracht worden war, mit der sie sich lieber nicht auseinandersetzen wollte.

»Das … das hängt von dir ab«, sagte sie schließlich.