Tee? Kaffee? Mord! Ein Grab für drei - Ellen Barksdale - E-Book
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Tee? Kaffee? Mord! Ein Grab für drei E-Book

Ellen Barksdale

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Beschreibung

Folge 21: Bei der Beerdigung des bekannten Fernsehmoderators Henry Mortimer kommt es zum Skandal: Sein Grab ist bereits belegt - mit drei Leichen! Die Gerichtsmedizinerin findet heraus, dass es sich bei den Opfern um die Artistengruppe "Die drei Montoyas" gehandelt hat, und bittet Nathalie und Louise um Hilfe, denn: Die drei Montoya-Brüder treten weiterhin auf! Die beiden schleusen Louise‘ Lebensgefährten Martin Lazebnik inkognito als Clown in den Zirkus ein, in dem die Trapezkünstler gerade arbeiten. Doch was der vermeintliche Clown dort über die drei Artisten herausfindet, bringt ihn selbst in größte Gefahr ...

Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ... Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das "Black Feather". Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Epilog

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel – das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Über diese Folge

Bei der Beerdigung des bekannten Fernsehmoderators Henry Mortimer kommt es zum Skandal: Sein Grab ist bereits belegt – mit drei Leichen! Die Gerichtsmedizinerin findet heraus, dass es sich bei den Opfern um die Artistengruppe »Die drei Montoyas« handelt, und bittet Nathalie und Louise um Hilfe, denn: Die drei Montoya-Brüder treten weiterhin auf! Die beiden schleusen Louise’ Lebensgefährten Martin Lazebnik inkognito als Clown in den Zirkus ein, in dem die Trapezkünstler gerade arbeiten. Doch was der vermeintliche Clown dort über die drei Artisten herausfindet, bringt ihn selbst in größte Gefahr …

Über die Autorin

Geboren wurde Ellen Barksdale im englischen Seebad Brighton, wo ihre Eltern eine kleine Pension betrieben. Von Kindheit an war sie eine Leseratte und begann auch schon früh, sich für Krimis zu interessieren. Ihre ersten Krimierfahrungen sammelte sie mit den Maigret-Romanen von Georges Simenon (ihre Mutter ist gebürtige Belgierin). Nach dem jahrelangen Lesen von Krimis beschloss sie, selbst unter die Autorinnen zu gehen. »Tee? Kaffee? Mord!« ist ihre erste Krimireihe.

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

EIN GRAB FÜR DREI

beTHRILLED

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dorothee Cabras

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © shutterstock/SJ Travel Photo and Video, © Mary Ro/Shutterstock, © schankz/Shutterstock, © Jakub Vana/Shutterstock

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-1512-6

be-thrilled.de

lesejury.de

Prolog, in dem eine Beerdigung mit Hindernissen stattfindet

»Das war eine sehr schöne Ansprache, Father, vielen Dank«, sagte Janet Mortimer zu dem Geistlichen, der an der Tür der Kirche St. Cathy’s von South Paddybush stand und darauf wartete, dass die Trauergäste nach draußen kamen, damit der Sarg geholt werden konnte. »Mein Mann hätte sicher gesagt, dass das die ›volle Packung‹ war.«

»Danke, Mrs Mortimer«, erwiderte Father Winchester und nickte bedächtig. »Ein solches Kompliment aus Ihrem Mund weiß ich zu schätzen.«

Janet lächelte ihn flüchtig an, dann setzte sie die Sonnenbrille wieder auf und mischte sich begleitet von ihrer besten Freundin Michelle Farmer unter die Trauergäste.

»Oh Gott, ich kann schon die Paparazzi sehen«, stöhnte Michelle. »Dass diese Aasgeier einen nie in Ruhe lassen können.«

Janet zuckte mit den Schultern. »Das ist der Preis dafür, dass man prominent ist. Wenn Millionen Leute jede Woche dreimal den Fernseher einschalten, um einem Mann dabei zuzusehen, wie er einem Kandidaten nach dem anderen irgendwelche verrückten Fragen stellt, dann wollen sie auch sehen, wie dieser Mann zu Grabe getragen wird.«

Hinter den beiden gab Father Winchester den Sargträgern ein Zeichen. Die sechs Männer setzten sich in Bewegung und folgten ihm in die Kirche. Minuten später kamen sie mit dem geschulterten Sarg nach draußen und gingen hinter dem Geistlichen her zum kleinen Friedhof hinter der Kirche.

Janet Mortimer und die anderen Trauergäste schlossen sich den Sargträgern an. Als sie sich dem Grab näherten, deutete Michelle nach rechts.

»Was ist?«, fragte Janet.

»Der Father hat offenbar einen Sichtschutz zwischen den Bäumen aufstellen lassen, um den Paparazzi einen Strich durch die Rechnung zu machen.«

Janet betrachtete die grauen Stellwände, die auf den ersten Blick wie eine Friedhofsmauer aus Beton aussahen, sich bei näherem Hinsehen jedoch als mit einer bedruckten Stoffplane bespannte Baustellenabsperrungen entpuppten. Sie nickte erleichtert. »Schön zu wissen, dass er meine Warnung ernst genommen hat. Ich hatte angekündigt, dass diese Meute in Scharen über den Friedhof herfallen wird, wenn er keine Vorkehrungen trifft.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Die großzügige Spende für seine Kirche könnte natürlich auch etwas mit seinem Eifer zu tun gehabt haben.«

»Wieso wollte Henry eigentlich unbedingt hier beerdigt werden?«, erkundigte sich Michelle, nachdem sie ein paar Meter gegangen waren. »Wir sind doch hier mitten im Nirgendwo. Ohne mein Navi wäre ich vermutlich jetzt noch unterwegs.«

»Weil Henry hier geboren ist«, sagte Janet. »Aufgewachsen ist er zwar in Earlsraven, wohin seine Eltern kurz nach seiner Geburt umgezogen sind, aber geboren ist er in South Paddybush.«

»Earls…was?«

»Earlsraven«, wiederholte Janet. »Das liegt ein paar Meilen nördlich von hier.«

»Ebenfalls noch nie gehört«, meinte ihre Freundin. »Bestimmt auch so ein Dorf, in dem die einzige Attraktion eine Ampel ist, die auf Knopfdruck für den Überlandbus auf Rot springt, der da einmal am Tag unterwegs ist.«

»Etwas größer muss der Ort schon sein«, erwiderte Janet. »Immerhin soll es da sogar zwei Pubs gegeben haben. Hat Henry jedenfalls erzählt. Aber die haben bestimmt schon vor Jahren dichtgemacht.«

»Ganz bestimmt sogar«, pflichtete Michelle ihr bei.

Father Winchester näherte sich dem ausgehobenen Grab, dann ging er zwei Schritte zur Seite, um die Sargträger passieren zu lassen. Er schloss einen Moment die Augen, da die grelle und ungewöhnlich warme Februarsonne ihn blendete. Dann sah er, dass die sechs Männer bereit waren, und nickte ihnen zu. Jeder von ihnen gab in gleichmäßigem Tempo von seinem Seil nach, damit der Sarg nicht in Schieflage geriet.

Plötzlich geschah aber genau das: Das Fußende sank noch ein Stück unter die Erde, während das Kopfende nur so weit in dem ausgehobenen Grab verschwunden war, dass sich die Oberkante des Deckels auf gleicher Höhe mit der des Grabrandes befand – also eindeutig nicht tief genug, um eine Bestattung durchzuführen.

»Ähm …«, machte der vorderste Grabträger und sah den Geistlichen fragend an.

Father Winchester trat zu ihnen. »Was ist los?«

»Weiter als so geht es nicht«, sagte der junge Mann, dessen schwarzer Anzug etwas zu eng für seinen muskulösen Körper zu sein schien.

»Was soll das heißen?«, fragte der Geistliche erschrocken. »Es muss weiter gehen.«

Der junge Mann schaute in die Runde und entgegnete: »Keiner von uns zieht noch an seinem Seil, Father. Das Grab ist nicht tief genug ausgehoben. Der Sarg passt nicht hinein.«

»Das ist völlig unmöglich«, beharrte Father Winchester. »Das Grab wurde ordnungsgemäß ausgehoben, so was ist noch nie passiert.«

»Es gibt für alles ein erstes Mal«, warf einer der anderen Männer ein, ein blonder Hüne mit einem rötlichen Vollbart, der ihn wie einen Wikinger aussehen ließ.

»Aber nicht auf meinem Friedhof!«, flüsterte Winchester verärgert.

»Und jetzt?«, wollte der erste Mann wissen. »Die Leute werden allmählich unruhig. Ich glaube, die haben gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Wir sollten den Sarg wieder zurückstellen.«

Father Winchester schüttelte frustriert den Kopf, doch er hörte auch, dass ein Raunen durch die Trauergemeinde ging. Deshalb sagte er: »Dann tun Sie das.«

Nachdem das geschehen war, trat er ans Grab und schaute nach unten. »Das ist ja gerade mal halb so tief, wie es sein müsste«, murmelte er verwundert.

»Und völlig uneben ist es auch«, fügte der blonde Sargträger hinzu und zeigte auf das Gefälle.

Der Geistliche kniff aufgebracht die Augen zusammen, holte dann aber tief Luft und wandte sich schließlich mit gefasster Miene an die Trauernden. »Liebe Trauergemeinde, ich bedaure, doch anscheinend hat die ausgehobene Erde nachgegeben und ist zurück ins Grab gerutscht«, erklärte er in einem Tonfall, der bei fast jedem Zuhörer reflexartig Verständnis auslöste. »Ich bin gleich wieder da.«

Dann ging er mit zügigen, aber nicht hastigen Schritten zum anderen Ende des Friedhofs, wo Nicholas Friedman, der Bestatter aus London, gemeinsam mit einem Helfer neben dem Leichenwagen stand und auf das Ende der Zeremonie wartete.

»Sie!«, fuhr Winchester ihn an.

Der Bestatter sah ihn irritiert an. »Ich? Was ist mit mir?«

»Sie haben doch Ihren Mitarbeiter mit dem Bagger hergeschickt, damit er das Grab aushebt, richtig?«

»Ja, richtig. Weil Sie keinen Bagger haben und der Boden um diese Jahreszeit noch zu hart ist, um von Hand ein Grab auszuheben«, bestätigte Mr Friedman und strich sich über den schmalen Schnurrbart, der so wirkte, als hätte er über der Oberlippe mit einem schwarzen Marker zwei Striche gezogen.

»War dieser Mann betrunken?«, wollte Father Winchester wissen. »Oder fand er es witzig, für den Verstorbenen ein besonders flaches Grab auszuheben?«

Der Bestatter schüttelte irritiert den Kopf. »Ein besonders flaches Grab? Wofür sollte das gut sein? Da bekäme man ja den Sarg nicht hinein.«

»Genau das durften wir soeben feststellen!«, zischte der Geistliche ihn an. »Wir können Mr Mortimer nicht beisetzen, weil Ihr Mitarbeiter offenbar zu dumm war, ein Grab ordnungsgemäß auszuheben.«

Mr Friedman zog sein Handy aus der Tasche. »Ich werde ihn anrufen und fragen. Und wenn das stimmt, lasse ich ihn sofort antanzen, damit er …«

»Dafür haben wir keine Zeit!«, fiel Father Winchester ihm ins Wort. »Die Leute stehen bereits an der Grabstelle, ich kann sie nicht ein oder zwei Stunden warten lassen. Sie müssen das erledigen.«

»Ich?«, fragte der Bestatter verdattert.

»Sie oder Ihr Assistent, das ist mir egal.« Der Geistliche deutete nach links. »Ihr Bagger steht ja noch da.«

»Richtig, und ich wäre längst auf dem Rückweg nach London, wenn man den Anhänger nicht zugeparkt hätte.«

Winchester nickte. »Das mag sein, aber Sie sind noch hier. Sorgen Sie also dafür, dass das Grab ordentlich ausgehoben wird.«

Friedman schien von der Vorstellung gar nicht angetan zu sein.

»Der Sichtschutz ringsherum«, fuhr der Geistliche fort und schien für einen Moment das Thema zu wechseln, »den habe ich aufstellen lassen, weil da draußen die Sensationsreporter nur auf den Moment warten, wenn der Sarg in die Erde hinabgelassen wird, um dieses Ereignis mit der Kamera festzuhalten. Was denken Sie? Ist es den Zeitungen und Sendern die Titelseite oder die Eilmeldung wert, wenn durch die Nachlässigkeit des Bestatters Nicholas Friedman die Beerdigung des berühmten Moderators Henry Mortimer ausfallen muss?«

»Das würden Sie nicht wagen!«

»Was meinen Sie, Mr Friedman?«, fuhr er fort. »Werden die Reporter so fair sein, Sie in ihren Artikeln nur als ›Bestatter F.‹ zu erwähnen, oder werden die Ihren Namen genüsslich ausschreiben? Werden sie vielleicht sogar ein Foto Ihres Beerdigungsinstituts veröffentlichen? Im Fernsehen womöglich?«

»Das ist Erpressung, Father«, knurrte der Bestatter.

Der Geistliche sah ihn einfach nur an.

»Schon gut, schon gut«, sagte Nicholas Friedman verärgert. »So einem Diener Gottes wie Ihnen bin ich noch nie begegnet, in all den Jahren nicht.«

»Nun, aus dem großen London mögen Sie ja etwas anderes gewohnt sein. Aber wir sind hier nicht in der Hauptstadt, sondern in South Paddybush. Nur weil Sie meinen, einen Hinterwäldler vor sich zu haben, heißt das nicht, dass ich mich auch wie ein solcher behandeln lasse.«

Zehn Minuten später zerriss höllischer Lärm die friedliche Stille des Friedhofs. Die wartenden Trauergäste sahen sich teils beunruhigt, teils neugierig um, als ein kleiner Bagger um die Kirche herumgefahren kam und Kurs auf das unvollständig ausgehobene Grab nahm. Auf dem Asphalt, mit dem der Parkplatz neben der Kirche bedeckt war, verursachten die Ketten des Baufahrzeugs ein ohrenbetäubendes Scheppern, das erst verstummte, als der Bagger auf die angrenzende Rasenfläche wechselte.

Aber auch dort stieß der Dieselmotor weiterhin unvermindert dicke schwarze Rußschwaden aus. Der Auspuff reichte zwar bis über die Plexiglaskabine, in der der Fahrer saß, doch da kaum Wind ging, trieb die Abgaswolke langsam in Kopfhöhe über den Friedhof und hüllte einen Teil der Trauergäste ein, die sofort zu husten begannen. Einige der Trauernden schüttelten verärgert den Kopf, während andere sich rasch zurückzogen, um der Abgaswolke auszuweichen. Janet Mortimer, die Witwe des Verstorbenen, wirkte wie versteinert.

Friedmans Assistent lenkte den Bagger und ließ sich von dem Bestatter an den Rand des Grabes dirigieren, dann betätigte er die Schaufel. Die erste Schicht Erde ließ sich mühelos ausheben, was den Assistenten dazu veranlasste, seinem Chef zuversichtlich zuzunicken.

»Das haben wir im Handumdrehen erledigt«, versicherte er ihm über das Getöse des Baggers hinweg und fuhr den Arm mit der Schaufel ganz aus, um am Kopfende ansetzen zu können. Er stutzte, als die Baggerschaufel einen Gegenstand erfasste und ein wenig anhob. Was immer es war, was dort unter der Erde lag – es war zu groß, um es mit diesem Gerät ans Tageslicht zu befördern. »Ich glaube, Chef, Lewis hatte einfach keine Lust, diese riesigen Steine rauszuwuchten.«

»Dann hätte er mir Bescheid geben müssen. Der kann was erleben – einfach ohne ein Wort zu verschwinden und so zu tun, als wäre alles in Ordnung …«, knurrte Friedman.

Der Assistent bewegte die Schaufel ruckartig vor und zurück, um den Stein zu lockern. Dabei löste sich Erde, die daran gehaftet hatte. Plötzlich stutzte der junge Mann erneut und ließ die Baggerschaufel in ihrer letzten Position verharren. »Ähm, Chef …«

»Was ist? Warum hören Sie auf?«, rief der Bestatter.

Der Assistent kletterte wortlos aus dem Bagger. Am Rand des Grabes kniete er sich hin und sah forschend in die Grube.

»Sie können unmöglich fertig sein!«, zischte Father Winchester ihnen zu. Er hatte den Arbeiten aufmerksam zugesehen und kam nun auf die zwei Männer zu. »So viel Erde haben Sie noch gar nicht ausgehoben, dass der Sarg jetzt da unten genug Platz hätte.« Er stellte sich zu den beiden an den Rand des Grabes, dann riss er entsetzt die Augen auf. »Allmächtiger …«, keuchte er.

»Ich glaube, der kann uns jetzt auch nicht mehr helfen«, meinte der Assistent lakonisch und ging zurück zum Bagger, um den Motor abzustellen.

Erstes Kapitel, in dem geschmiedete Pläne womöglich neu geschmiedet werden müssen

Zur gleichen Zeit in Earlsraven,einige Meilen nördlich von South Paddybush

Nathalie Ames und ihre Freunde standen auf der Baustelle gleich neben Nathalies Pub, dem Black Feather, und ließen sich von dem Architekten Frank Lopez herumführen.

Nach einem heftigen Regenschauer am Morgen schien jetzt zum Glück wieder die Sonne, und es war ungewöhnlich warm.

»Wie Sie alle sehen können, sind der Keller und das Erdgeschoss einschließlich der Decke zum ersten Stock fertig«, erklärte Lopez das eigentlich Offensichtliche. »Drei Wochen früher als geplant, möchte ich anmerken.«

Nathalie nickte und lächelte erfreut. »Sie sollten mit Ihren Bauunternehmern öffentliche Aufträge übernehmen, dann würden die vielleicht auch mal rechtzeitig fertiggestellt, und das dafür vorgesehene Budget würde nicht jedes Mal um ein Vielfaches überschritten«, meinte sie augenzwinkernd.

»Oh, glauben Sie mir, Miss Ames, Sie würden einmal und dann nie wieder einen Auftrag annehmen, der vom Land oder von einer Grafschaft oder Stadt vergeben wird. Die Zahlungsmoral ist eine Katastrophe.«

»Das hört man leider immer wieder«, warf Louise Cartham ein, Nathalies beste Freundin, die als Köchin im Black Feather arbeitete.

Der Architekt seufzte. »Wer will schon drei Monate auf sein Gehalt warten und selbst dann erst mal nur den halben Betrag ausgezahlt bekommen?« Er wandte sich wieder dem Rohbau zu. »Dass wir hier so gut im Zeitplan liegen, hat aber auch einen kleinen Haken.«

Nathalie zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Das hörte sich weniger gut an.

»Der Gerüstbauer kann erst in drei Wochen das Gerüst aufstellen«, sagte Lopez.

Sie atmete erleichtert auf, da es keine befürchtete Hiobsbotschaft war, dennoch fragte sie verwundert: »Warum nicht früher? Hier ist doch alles bereit.«

Frank Lopez hob bedauernd die Schultern. »Bei der Terminplanung baut jeder einen Puffer nach hinten ein. Doch es ist unwahrscheinlich, dass Material früher als geplant zum Einsatz kommen kann, also wird auch nichts früher bereitgestellt, wenn es nicht zufällig schon auf Lager ist.«

»Okay, das heißt, die drei Wochen gewonnene Zeit verrinnen jetzt komplett ungenutzt.« Nathalie zuckte flüchtig mit den Schultern. »Na ja, da kann man wohl nichts machen.«

»Ist das dann euer Wohnzimmer?«, fragte Paige Rittinghouse, die am Marktplatz von Earlsraven eine Buchhandlung betrieb. Sie deutete auf einen sehr großzügig bemessenen Raum im Erdgeschoss.

Nathalie schüttelte den Kopf. »Nein, dahin zieht das Café um.«

»Das Café?«, warf der Anwalt Martin Lazebnik erstaunt ein, dessen Kanzlei schräg gegenüber von Paiges Buchladen angesiedelt war. »Ich dachte, das sollte an seinem angestammten Platz bleiben.«

Nathalie nickte bestätigend. »Das war anfangs auch so vorgesehen. Aber es sind zwei verschiedene Dinge, Räumlichkeiten auf einem Bogen Papier aufgezeichnet zu sehen oder die Ausmaße eines Raums live zu erleben.« Sie schmunzelte. »Ich meine, natürlich weiß jeder von uns, wie viel zehn Meter sind. Räumlich vorstellen kann ich mir das jedoch erst, wenn ich konkret vor mir sehe, wo die Wände später stehen.

Tja, und danach haben Mr Lopez und ich uns noch mal zusammengesetzt und einige Details umgeworfen. Die Wohnung wird nach wie vor so aussehen, wie Fred und ich es uns überlegt hatten, aber das Café zieht da rechts ein und bekommt damit auch eine separate Backstube – was Louise mit großer Freude aufgenommen hat.«

Die etwas ältere Frau mit den kurzen, silbrig weißen Haaren verbeugte sich. »Ich weiß das zu schätzen, morgens nicht mit dem Duft süßer Teilchen konfrontiert zu werden, wenn ich eine Fischsuppe vorbereite und Knoblauch anbrate.«

»Ich würde eher sagen«, meldete sich Constable Ronald Strutner zu Wort, »dass die süßen Teilchen froh sind, nicht länger mit Fisch- und Knoblauchdünsten konfrontiert zu werden.«

Bei diesen Worten mussten alle lachen.

»Aber was wird dann aus dem alten Café, wenn das alles hierher verlagert wird?«, wollte Martin wissen.

»Na ja«, begann Nathalie. »Wenn wir demnächst mehr Hotelzimmer haben, werden auch mehr Gäste bei uns übernachten, die nach der Ankunft noch etwas essen wollen. Also brauchen wir mehr Tische. Folglich wird der Pub erweitert, allerdings mehr … wie soll ich sagen? ›Inoffiziell‹.«

Paige blickte sie fragend an. »Was ist eine inoffizielle Erweiterung? Braucht man ein Passwort, um da reinzukommen?«

»Nein, nein.« Nathalie winkte lachend ab. »Louise und ich haben jedoch unabhängig voneinander gemerkt, dass manche Gäste, die im Hotel absteigen, eigentlich lieber an einem eingedeckten Tisch sitzen würden, also mehr wie in einem Restaurant. In einem Gastraum, in dem auch kein Fernseher läuft. Im Pub wollen ja viele Gäste Fußball, Boxen oder Snooker sehen, während sie ein Bier trinken und eine Kleinigkeit essen.«

»Soll es dann an den ›feineren‹ Tischen auch ›feineres‹ Essen geben?«, hakte Paige mit einem Augenzwinkern nach.

»Die Speisekarte bleibt so, wie sie ist«, antwortete Louise mit Nachdruck. »Das wäre ein logistischer Albtraum, Tür an Tür mit zwei unterschiedlichen Speisekarten arbeiten zu müssen. Nein, es geht einfach nur darum, dass die Atmosphäre in einem Pub nicht jedermanns Sache ist, auch wenn dieser ›Jedermann‹ vielleicht kein Vier-Gänge-Menü serviert bekommen möchte.«

»Das leuchtet ein«, fand Martin. »Das könnte übrigens ein ganz großer Wurf werden, weil so etwas in Earlsraven und Umgebung fehlt. Die Leute haben hier die Wahl zwischen dem Black Feather und dem Jim’s Old Chair, und das ist bisher nur die Wahl zwischen Pub und Pub.«

»Genau«, bestätigte Nathalie. »Ian führt das Jim’s Old Chair zwar so weiter wie vor meiner Zeit als Inhaberin, und es ist schon ein anderes Lokal als das Black Feather, aber es ist dennoch ein Pub.« Sie deutete auf den bestehenden Altbau. »Da die Kuchentheke dort ebenfalls verschwindet, können wir auch die Wand zu meinem bisherigen Büro durchbrechen. Das brauche ich schließlich nicht mehr, wenn ich mit meinem Schreibtisch, dem Computer und meinen Akten in meine alte Wohnung gezogen bin.«

»Dann entsteht ja ein richtig großer Saal«, sagte Martin.

»Ja, und wir haben vor, da noch mit Vorhängen oder mit Stellwänden zu arbeiten«, fuhr Nathalie fort, »damit der Raum optisch verkleinert werden kann, wenn bloß die Hälfte der Tische benötigt wird. Ich habe mich in großen Lokalen noch nie wohlgefühlt, wenn da nur drei oder vier Tische besetzt waren. Ich komme mir in solchen Fällen immer irgendwie verloren vor.«

»Hast du eigentlich auch mal irgendwelche Ideen auf Lager, bei denen wir dir widersprechen können?«, warf Ronald amüsiert ein. »Dauernd bleibt uns nichts anderes übrig, als dir zuzustimmen, weil diese Idee gut und jene Idee hervorragend ist. Das ist auf Dauer ganz schön langweilig.«

»Tut mir leid, Ronald«, entgegnete Nathalie und fügte schmunzelnd an: »Bis die Bauarbeiten beendet sind, wird mir bestimmt etwas einfallen, was euch alle zu einem Proteststurm veranlassen wird. Zum Beispiel … ja, der Landeplatz für meinen Hubschrauber hier auf dem Neubau.«

In das Gelächter hinein erklärte der Architekt mit ernster Miene: »Lachen Sie nicht, die Statik des Gebäudes macht einen Landeplatz möglich. Apropos ›Statik‹, Miss Ames. Das wollte ich Ihnen auch noch gesagt haben …«

»Kommt jetzt die Hiobsbotschaft, mit der ich im Stillen schon die ganze Zeit rechne?«, fragte sie zögerlich.

»Keineswegs«, beruhigte Lopez sie sofort. »Ganz im Gegenteil. Durch die geänderte Nutzung der Fläche, die neu gezogenen Mauern und die dadurch veränderte Lastenverteilung im Erdgeschoss ermöglicht die Statik, dass das Gebäude ein Stockwerk höher gezogen werden kann. Möglich sind also nicht nur ein erster Stock und ein Dachgeschoss, sondern ein erster und ein zweiter Stock plus Dachgeschoss.«

»Ein Stockwerk mehr?«, wiederholte Nathalie verwundert. »Das kommt jetzt aber völlig unverhofft.«

»Ja, ich weiß.« Der Architekt rieb sich über den pechschwarzen Kinnbart. »Ich habe das gestern noch mal in Ruhe ausgerechnet und von meinem Statiker und Geschäftspartner prüfen lassen. Es geht noch ein Stockwerk mehr.«

»Dann überragen wir aber das Black Feather …«, wandte sie nachdenklich ein.

»Baurechtlich ist das kein Problem«, erwiderte er. »Das habe ich heute Morgen bereits nachprüfen lassen. Da das Black Feather nicht zum Denkmal erklärt worden ist, ist es auch nicht tragisch, wenn der Neubau dem Altbau ein wenig die Schau stiehlt. Es spricht also nichts dagegen.«

Nathalie betrachtete skeptisch den bisher fertiggestellten Teil des neuen Gebäudes und malte sich aus, wie ein etwas höheres Bauwerk an dieser Stelle wirken würde.

»Ich meine, Sie müssen das nicht sofort entscheiden, Miss Ames«, versicherte Frank Lopez. »Nicht mal in den nächsten drei Wochen, weil Sie auch in einigen Jahren aufstocken können, wenn Sie das möchten. Ich wollte Sie lediglich wissen lassen, dass es machbar ist.«

»Aber es wäre natürlich viel günstiger, das jetzt gleich zu erledigen«, murmelte sie vor sich hin. »Es ginge sozusagen in einem Abwasch.«

»Das ist allerdings richtig«, bestätigte Mr Lopez. »Wenn Sie irgendwann später beschließen, das Gebäude noch eine Etage höher zu ziehen, möchte ich behaupten, dass das Aufstocken Sie noch einmal so teuer kommt wie das ganze Gebäude heute. Die Preise werden ja kontinuierlich steigen, und Sie müssen bedenken, dass das Dachgeschoss dann neu gebaut werden muss. Vom Dachstuhl wird man zwar je nach Zustand der Balken noch einiges wiederverwenden können, doch der ganze Rest …«

Lopez ließ den Satz unvollendet. »Wie gesagt, Sie müssen heute nichts entscheiden. Ich schicke Ihnen Anfang nächster Woche eine Kalkulation, welche Kosten Ihnen durch ein zusätzliches Stockwerk entstehen würden.«

Nathalie nickte. »Ja, das ist gut. Dann kann ich mit meiner Bank reden und überlegen, ob das machbar ist oder nicht.«

Der Architekt sah auf seine Armbanduhr. »Denken Sie in Ruhe darüber nach, Mrs Ames«, meinte er und lächelte sie an. »Trotzdem würde ich hundert Pfund darauf wetten, dass ich jetzt schon weiß, wie Sie sich entscheiden werden.«

Sie zog eine Augenbraue hoch.

Er hob eine Hand und bewegte den Zeigefinger. »Miss Ames, ich habe Sie einige Monate lang beobachten können, und wenn mir dabei eines bewusst geworden ist, dann ist es das: Bei all Ihren Entscheidungen spielt die Vernunft die maßgebliche Rolle. Sie holen alle nötigen Informationen ein, wägen sorgsam ab und entscheiden dann. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Sie auch nur eine Teilentscheidung rund um dieses Projekt mit den Worten ›Es gefällt mir einfach besser‹ begründet haben.«

Nathalie stand da und sah ihre Freunde der Reihe nach an. »Will ihm niemand widersprechen?«

»Warum sollten wir?«, gab Louise zurück. »Ich finde, es ist ein Kompliment.«

Nathalie dachte kurz nach, dann nickte sie. »Also gut, dann werde ich es als Kompliment auffassen und mich dafür bedanken.« Sie zwinkerte dem Architekten zu. »Auch wenn ich nicht auf die Wette eingehen möchte – ich spiele nämlich grundsätzlich nicht um Geld –, würde ich gern wissen, wie ich mich Ihrer Meinung nach entscheiden werde.«

Frank Lopez nickte amüsiert. »Okay, dann sage ich es Ihnen gern: Ich gehe davon aus, dass Sie sich noch in dieser Bauphase für die Aufstockung um eine weitere Etage entscheiden werden, Miss Ames, weil es kostengünstiger ist als erst in einigen Jahren – und mit viel weniger Arbeit verbunden.« Wieder warf er einen Blick auf die Uhr.

»Wir werden ja sehen, Mr Lopez«, erwiderte sie und lächelte geheimnisvoll. »Ich nehme an, Sie haben noch einen Termin. Habe ich recht?«

»Ich will nur meine Frau vom Flughafen Heathrow abholen, doch wann genau die Maschine landen wird, ist noch das große Rätsel«, antwortete Lopez.

»Dann sollten Sie jetzt losfahren und nicht erst, wenn sie sich bei Ihnen meldet«, riet ihm Nathalie. »Ihre Frau wird enttäuscht sein, wenn sie zwei Stunden oder länger auf Sie warten muss.«

»Ja, das stimmt schon. Ich wollte Ihnen aber zumindest schon einmal alle Räumlichkeiten zeigen und …«, wandte er ein, doch Nathalie unterbrach ihn.

»Mr Lopez, wir können uns in den nächsten drei Wochen jederzeit treffen und gemeinsam durch den Rohbau gehen, um nach möglichen Mängeln Ausschau zu halten«, ließ sie ihn wissen. »Kümmern Sie sich jetzt um Ihre Frau.«

»Okay, danke«, sagte er und verabschiedete sich.

Nachdem er davongefahren war, zeigte Nathalie ihren Freunden den Bereich, der ihre Wohnung werden würde. »Fred und ich haben lange hin und her überlegt, wie unser neues Reich aussehen soll«, erklärte sie. »Ich glaube, wir haben jetzt eine Aufteilung gefunden, mit der wir glücklich sein werden.«

»Lass mich raten«, meinte Paige. »Riesiges Wohnzimmer, offene Küche und Essecke dahinten, offenes Schlafzimmer mit frei stehender Badewanne?«

Nathalie drehte sich zu Paige um, die sie breit angrinste. »Ja, exakt so, liebe Paige«, gab sie ironisch zurück, »weil mich, wie ich mich kenne, nach zwei Tagen erneut das Baufieber packen wird und ich anfangen will, nachträglich Wände einzuziehen, wo noch keine sind.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, du denkst genauso wie ich, Paige. Eine moderne Designerwohnung müsste hier tatsächlich so aussehen, wie du es gerade beschrieben hast. Nur dass ich nicht in ihr wohnen wollte.«

Kopfnicken und zustimmendes Gemurmel antworteten ihr.