Tee? Kaffee? Mord! Ein Spion kommt selten allein - Ellen Barksdale - E-Book
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Tee? Kaffee? Mord! Ein Spion kommt selten allein E-Book

Ellen Barksdale

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Beschreibung

Folge 16: Es ist ein ganz normaler, friedlicher Abend im Black Feather. Doch plötzlich stürmt eine Frau in den Pub, sieht Louise, drückt ihr ein Päckchen in die Hand und bricht dann zusammen - tot! Louise ist überrascht, denn sie kennt die Frau. Es ist ihre ehemalige Kollegin, die Agentin Glenda Brannigan. Nathalie und Louise haben kaum Zeit, sich von dem Schock zu erholen, da stürmt schon die nächste Frau herein und beschuldigt Nathalie, ihren Wagen in Brand gesetzt zu haben! Was ist nur los in Earlsraven? Hat es jemand auf die beiden Hobby-Detektivinnen abgesehen? Nathalie und Louise sind fest entschlossen, das herauszufinden ...

Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ... Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das "Black Feather". Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Epilog

In der nächsten Folge

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Über diese Folge

Es ist ein ganz normaler, friedlicher Abend im Black Feather. Doch plötzlich stürmt eine Frau in den Pub, sieht Louise, drückt ihr ein Päckchen in die Hand und bricht dann zusammen – tot! Louise ist überrascht, denn sie kennt die Frau. Es ist ihre ehemalige Kollegin, die Agentin Glenda Brannigan. Nathalie und Louise haben kaum Zeit, sich von dem Schock zu erholen, da stürmt schon die nächste Frau herein und beschuldigt Nathalie, ihren Wagen in Brand gesetzt zu haben! Was ist nur los in Earlsraven? Hat es jemand auf die beiden Hobby-Detektivinnen abgesehen? Nathalie und Louise sind fest entschlossen, das herauszufinden …

Über die Autorin

Geboren wurde Ellen Barksdale im englischen Seebad Brighton, wo ihre Eltern eine kleine Pension betrieben. Von Kindheit an war sie eine Leseratte und begann auch schon früh, sich für Krimis zu interessieren. Ihre ersten Krimierfahrungen sammelte sie mit den Maigret-Romanen von Georges Simenon (ihre Mutter ist gebürtige Belgierin). Nach dem jahrelangen Lesen von Krimis beschloss sie, selbst unter die Autorinnen zu gehen. »Tee? Kaffee? Mord!« ist ihre erste Krimireihe.

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

EIN SPIONKOMMT SELTEN ALLEIN

beTHRILLED

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dorothee Cabras

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © shutterstock/SJ Travel Photo and Video, © Mary Ro/Shutterstock, © Altin Osmanaj/Shutterstock

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-8582-3

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Prolog, in dem schließlich doch noch etwas geschieht

»Entschuldigen Sie, Miss, aber passiert hier eigentlich auch mal irgendwas?«

Als die fremde Stimme ertönte, schreckte Nathalie Ames hoch. Sie hob den Kopf und entdeckte ein jüngeres Paar, das vor dem Tisch stand. Es war ein wunderschöner Montagnachmittag im Oktober. Die Sonne sorgte noch für wohlige Wärme, der Himmel war strahlend blau. Lediglich die kahlen Laubbäume am Rand der Terrasse ihres Cafés und das braune und rötliche Laub auf dem Rasen verrieten, dass der Herbst unerbittlich näher rückte.

Die beiden waren schätzungsweise Ende zwanzig, modisch gekleidet – und sie fühlten sich sichtlich gelangweilt. Er hatte einen dieser modernen Vollbärte, der zwar so kunstvoll geschnitten war, dass es dank der schwarzen Haare so aussah, als hätte er sich ein Brikett ans Kinn geklebt, aber Nathalie konnte diesem Trend rein gar nichts abgewinnen. Die Frau hatte eine kuriose Frisur, die sich mit ihrem Wirrwarr aus kurz und lang, gelockt und glatt, gefärbt und gebleicht jeder genaueren Beschreibung entzog. Die Kleidung der beiden war für ein Dorf wie Earlsraven viel zu chic.

Unwillkürlich fühlte sich Nathalie an ihren ersten Tag in Earlsraven erinnert, als sie hergekommen war, um den von ihrer Tante geerbten Pub Black Feather in Augenschein zu nehmen und zu überlegen, ob sie ein solches Erbe antreten sollte. Wie lange war das her? Zweieinhalb, drei Jahre? Ja, das passte in etwa. Niemals hätte sie sich da vorstellen können, ihre Geburtsstadt Liverpool zu verlassen und hier mitten im Nichts sesshaft zu werden. Und dennoch war es so gekommen. Sie hatte das Black Feather übernommen und hier viele neue Freunde gefunden, für die der Begriff »Freundschaft« noch einen anderen Stellenwert besaß als in der Hektik der Großstadt.

»Was genau meinen Sie damit, dass hier was passieren soll?«, entgegnete sie freundlich.

»Na ja, irgendwas Aufregendes«, ergänzte die Frau.

»Die wöchentliche Getränkelieferung kann manchmal ziemlich aufregend sein«, meinte Nathalie schmunzelnd. »Man weiß nie, ob so viele Fässer und Flaschen kommen, wie man bestellt hat.« Die Ironie ihrer Worte prallte an dem Pärchen ab, wie die ausdruckslosen Mienen deutlich erkennen ließen. »Oder dachten Sie dabei an etwas anderes?«, hakte sie nach.

»Also, meine Großmutter hat meiner Mutter erzählt, dass hier ständig Leute umgebracht und dauernd irgendwelche Verbrechen begangen werden«, sagte der junge Mann und schaute sich um. »Sollte man gar nicht meinen.«

Nathalie seufzte leise und konnte sich nicht verkneifen zu kommentieren: »Ach so. Na ja, wenn Sie Mordopfer sehen wollen, dann sollten Sie besser an einem Freitagmorgen herkommen. Die werden nämlich auf dem Dorfplatz gelagert und jeden Samstag gesammelt abgeholt.«

Der Mann stutzte, aber ehe er etwas erwidern konnte, stieß ihm die Frau mit dem Ellbogen in die Seite.

»Das war ein Witz, Thomas«, zischte sie ihm zu, dann lächelte sie Nathalie ein wenig verlegen an.

»Wer ist denn Ihre Großmutter?«, fragte Nathalie schnell, um den für ihn peinlichen Moment zu überspielen. »Ich müsste sie eigentlich kennen.«

»Margaret MacColl heißt sie«, antwortete der Mann.

Prompt musste Nathalie lachen. »Ja, Mrs MacColl«, sagte sie. »Auf jeden Kuchen und jede Torte hat sie immer eine Prise Zimt haben wollen. So was bleibt im Gedächtnis. Wie geht es ihr denn im Seniorenheim?«

»Bis aufs Hören gut, doch das wäre auch kein Problem, wenn sie nicht immer wieder ihr Hörgerät ›vergessen‹ würde«, entgegnete er.

»Ja, das Spiel kenne ich noch von meiner Großmutter«, musste sie ihm zustimmen. »Und Mrs MacColl hat Ihnen gesagt, dass hier immer irgendwas passiert?«

»Oh ja, sie hat uns von explodierenden Häusern erzählt, von Auftragskillern, von falschen Privatdetektiven«, listete der Mann auf. »Es hörte sich so an, als wäre hier immer was los.«

Nathalie lächelte das Paar bedauernd an. »›Immer‹ ist ein wenig übertrieben, wenn ich das so sagen darf. Hin und wieder passiert tatsächlich etwas, aber da müssten Sie sich schon für ein paar Wochen im Black Feather einquartieren und sehr viel Geduld haben.« Sie legte den Kopf ein wenig schräg und fügte an: »Ich wage zu behaupten, dass Sie beide die nicht haben.«

Gleichzeitig schüttelten die zwei den Kopf. »Ich glaube, hier steigt ja nicht mal irgendwo ’ne Party«, meinte die junge Frau enttäuscht.

Nathalie konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als sie erwiderte: »Nächste Woche Sonntag findet im Gemeindesaal ein Tanztee statt. Das wäre so etwas wie eine Party.«

Die wenig begeisterten Mienen der beiden machten klar, was als Nächstes kommen würde. »Ich glaube, wir fahren besser wieder nach Hause«, sagte die Frau. »Da ist ja daheim in Manchester noch mehr los.«

Sie nickten Nathalie zu, die ihnen eine gute Fahrt wünschte und ihnen hinterhersah. Sie gingen zu einem luxuriösen Mercedes-SUV, der zu den beiden passte und Nathalie an ihren Ex-Freund erinnerte. Auch Glenn hatte sich zu fein für Earlsraven gefühlt. Von ihm hatte sie schon lange nichts mehr gehört, aber vermutlich war er in seiner neuen Beziehung so glücklich, dass er darüber vergessen hatte, ihr zu Weihnachten oder zum Geburtstag wenigstens per E-Mail einen Gruß zu schicken.

»Was beklage ich mich eigentlich?«, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Seit sie mit Fred zusammen war, hatte sie auch keinen Gedanken mehr daran verschwendet, sich bei ihrem Ex zu melden.

»Na, wollten die zwei von dir auch wissen, wo hier die Action ist?«

Nathalie drehte sich um und stellte fest, dass ihre Köchin und beste Freundin Louise Cartham zu ihr auf die Terrasse gekommen war. In einer Hand hielt sie ein Tablett mit zwei Bechern Eis sowie zwei Löffeln. Einen Eisbecher platzierte sie vor Nathalie, die ihr ein erfreutes Lächeln schenkte, den anderen stellte sie ihrer Freundin gegenüber auf dem Tisch ab, dann setzte sie sich zu ihr.

»Ja, Mrs MacColl hat ihrem Enkel und dessen Freundin wohl den Eindruck vermittelt, dass Earlsraven der Mittelpunkt der gesamten britischen Unterwelt ist und hier im Stundentakt Verbrechen geschehen«, bestätigte sie und griff nach dem Eislöffel.

Louise lehnte sich zurück. »Ehrlich gesagt bin ich wirklich froh darüber, dass es in den letzten Wochen mal keine Krise gegeben hat. Nach dem Attentat auf Martin darf es gern mal eine Weile ruhiger zugehen.«

»Mmh, immer noch meine absolute Lieblingssorte, dieses gesalzene Karamell-Eis«, sagte Nathalie, kam aber dann wieder zum ursprünglichen Thema zurück. »Für die nächste Krise wird bestimmt die Hochzeit von Jean-Louis und Belle sorgen.«

Ihre Freundin, die ebenfalls angefangen hatte, ihr Eis zu löffeln, sah erschrocken auf. »Wieso? Hast du irgendwas gehört? Gibt es schon Ärger?«

»Oh nein, nein.« Sie winkte hastig ab. »Ich habe nichts gehört, außer dass sie immer noch fleißig planen. Es ist nur halt fast an der Tagesordnung, dass bei einer Hochzeit irgendetwas doch nicht so läuft wie geplant. Ich rechne lieber mit dem Schlimmsten.«

»Und hast du schon über Alternativen nachgedacht?«, fragte Louise und zog interessiert eine Augenbraue hoch.

Nathalie nickte und deutete auf den Block, der vor ihr auf dem Tisch lag. »Die beiden haben keine Zeit, neben allen Planungen auch noch an Alternativen zu denken. Also mache ich das. Sozusagen mein heimliches Geschenk für die beiden.«

»Gute Idee«, fand die Köchin.

»Mit der Methode habe ich vor ein paar Jahren die Silberhochzeit meiner Eltern gerettet«, erwiderte sie. »Die Limousine, die sie ins Restaurant fahren sollte, hatte unterwegs eine Panne. Bis die Firma einen Ersatzwagen zur Verfügung stellen konnte, wäre fast eine Stunde vergangen, und da machte sich mein Plan bezahlt, einen zweiten Fahrdienst in Bereitschaft zu halten, der sofort einsprang. Ansonsten wäre der reservierte Tisch anderweitig vergeben worden, und der Abend hätte bei Fish ’n’ Chips aus dem Imbiss an der Ecke geendet.«

»Kann auch ganz reizvoll sein«, meinte Louise amüsiert.

»Kann, ja, nur hatten wir ein paar Wochen zuvor bereits Weihnachten so verbringen dürfen.« Sie winkte ab. »Aber nun mal ein anderes Thema: Wie sieht’s denn aus? Wird Martin zu dir ziehen?«

»Ja, in der nächsten Zeit«, bestätigte ihre Freundin und aß noch einen Löffel von ihrem Eis. »Davor hat er sich ja nur so geziert, weil er nicht wollte, dass der Attentäter, der es auf ihn abgesehen hatte, mich auch noch ins Visier nimmt.«

»Sehr rücksichtsvoll«, fand Nathalie.

»Ja und nein«, gab Louise zurück. »Ich meine, Martin hat mir schließlich nicht die Wahrheit gesagt, warum er nicht schon vor Monaten zu mir ziehen wollte. Er hat immer irgendwie drum herumgeredet, dass ich im Stillen schon befürchtet habe, er sucht nur nach dem richtigen Zeitpunkt, um mit mir Schluss zu machen.«

»Und in Wahrheit wollte er nur vermeiden, dass du Todesängste ausstehst«, hielt Nathalie dagegen. »Sei mal ehrlich, was ist schlimmer?«

»Normalerweise die Todesängste«, räumte ihre Freundin ein. »Normalerweise. Aber Martin weiß schließlich, dass ich als ehemalige Agentin immer noch genügend Kontakte habe, um jemanden damit zu beauftragen, die Identität eines Auftragskillers herauszufinden und ihn unschädlich zu machen.«

»Tja, das liegt vielleicht daran, dass du nicht nach einer Agentin oder einer ehemaligen Agentin aussiehst.«

»Kein Agent sieht nach einem Agenten aus«, konterte Louise. »Sonst hat er bei seiner Ausbildung irgendwas nicht begriffen. Aber egal. Auf jeden Fall zieht Martin zu mir.«

»Und die Wohnung am Marktplatz?«

»Die behält er erst mal«, sagte Louise. »Vielleicht kann er ja eine Sekretärin dazu bringen, nach Earlsraven umzusiedeln, wenn sie die Wohnung gestellt bekommt.«

»Guter Gedanke«, fand Nathalie. »Er kann in der Kanzlei wirklich jemanden brauchen, der ihm unter die Arme greift.«

»Je eher, desto besser«, stimmte Louise ihr zu und prostete ihr mit einem Löffel Pistazieneis mit Sahne zu. »Auf eine weitere ereignislose Woche!«

Dem konnte sich Nathalie nur anschließen … auch wenn eine leise innere Stimme ihr etwas zurufen wollte, was sie aber ganz bewusst ignorierte.

Spät an diesem Montagabend verließ Ann Tisdale das Haus, um den Supermarkt-Bus von der Steckdose zu trennen. Es war bereits stockfinster, doch sie hatte keine Angst, denn sie war die fast völlige Schwärze gewohnt, die in mondlosen Nächten genauso herrschte wie dann, wenn so wie jetzt eine dichte Wolkendecke den Mond verbarg.

Der Wagen war ein ehemaliger Bibliotheksbus, den Ann zusammen mit ihrem Mann William vor einigen Jahren umgebaut und mit Regalen, Kühl- und Tiefkühltruhen ausgestattet hatte, damit sie die Leute auf dem Land mit den täglich benötigten Lebensmitteln versorgen konnten. Wer zu weit abseits wohnte, war auf ein Auto angewiesen, aber das konnte sich nicht jeder leisten, und vor allem für viele ältere Menschen war Autofahren inzwischen zu anstrengend und nervenaufreibend geworden. Daher hatte sich Ann mit ihrem Supermarkt auf vier Rädern auf Routen spezialisiert, die zu den ganz kleinen Dörfern führten, weil sich dort meist nicht einmal ein Wochenmarkt lohnte.

Sie rollte das Ladekabel auf, ging zum geöffneten Küchenfenster, stellte sich auf die Zehenspitzen und legte das Kabel auf die Spüle.

Dann kehrte sie zum Fahrzeug zurück, drückte die Klappe über dem Stromanschluss zu und ging schließlich so wie jeden Abend einmal um den Bus herum, um sich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Es war so wie ein letzter prüfender Blick in alle Zimmer, bevor man die Wohnung für eine Weile verließ.

Beruhigt kehrte Ann ins Haus zurück und legte sich zu ihrem Mann ins Bett, der bereits fest schlief und leise vor sich hin schnarchte. Am nächsten Morgen würden sie sich in aller Frühe auf den Weg durch die Dörfer machen. Da William derjenige war, der das Monstrum von Bus die meiste Zeit über die engen und kurvenreichen Landstraßen steuerte, hatte es sich eingebürgert, dass Ann sich um das Aufladen der Batterien für die Kühltruhen kümmerte. Erledigt, war ihr letzter klarer Gedanke, bevor auch sie langsam wegdämmerte.

Gut eine Stunde später schlief Ann so fest, dass es kaum etwas gab, das sie wecken konnte. Daher bekamen weder sie noch ihr Mann mit, wie sich eine schwarz vermummte Gestalt dem Haus näherte. Sie trug eine Stirnlampe, um sich in der Finsternis zu orientieren. Ein kalter Wind wehte über die nächtlichen Felder; Wolken verdeckten noch immer den Mond. Das Haus der Tisdales war bereits in Sichtweite, aber ihren Wagen hatte die maskierte Person weit genug entfernt so versteckt geparkt, dass niemand auf ihn aufmerksam werden konnte.

Am Haus angekommen, ging sie zielstrebig zum Supermarkt-Mobil, nahm den Rucksack ab und holte einen verschließbaren Plastikbeutel heraus. Sie öffnete den Beutel, um ein mehrmals zusammengelegtes Tuch herauszuziehen, das einen intensiven Benzingeruch verbreitete. Der oder die Unbekannte hockte sich hin, legte das Tuch auf den inneren der beiden Zwillingsreifen, verteilte das Benzin, das sich im Beutel gesammelt hatte, auf dem äußeren Reifen und zog ein sturmsicheres Feuerzeug aus der Jackentasche. Das entzündete die vermummte Gestalt und hielt es an ein Ende des Lappens.

Die Flamme sprang sofort auf den gesamten Stoff über. Die Gestalt in Schwarz ließ keine Sekunde zu viel verstreichen, sondern zog sich auf der Stelle zurück. Sie eilte wieder dorthin, wo ihr Wagen geparkt war, während hinter ihr die Flammen längst auf den äußeren Reifen übergesprungen waren. Bevor die Tisdales das Feuer bemerkten, würde sie schon auf dem Heimweg sein. Und wenn sie von dem einen oder anderen Knall wach wurden, weil die Flammen eine Flasche Haarspray oder etwas ähnlich Entzündliches zur Explosion brachten, dann würde es auch schon zu spät sein, die Feuerwehr zu rufen. Zu retten war der rollende Supermarkt dann nicht mehr.

Zufrieden stieg der Brandstifter in seinen Wagen und fuhr nach Hause. Alles würde nach Plan verlaufen, davon war er überzeugt.

Erstes Kapitel, in dem es zu einer rätselhaften Begegnung kommt

»Miss Ames! Miss Ames!«, rief Nelly aufgeregt. Die neue Bedienung für das Café, die damit auch für das Frühstücksbuffet zuständig war, war in Nathalies Büro gestürmt. »Kommen Sie schnell! Da ist eine Frau!«

Während Nathalie von den Umsatzzahlen für das vergangene Quartal aufsah, war Nelly schon wieder aus dem Zimmer und nach vorn ins Café gestürmt. »Da ist also eine Frau«, murmelte sie kopfschüttelnd und stand auf. Als sie durch den langen Korridor ging, der das Café vom Pub trennte und zugleich über die Treppe nach oben zu den Zimmern des angeschlossenen Hotels führte, steckte Louise den Kopf zur Küchentür hinaus und sah sie fragend an.

»Was ist los?«, wollte sie wissen.

»Ich weiß nur, dass da ›eine Frau‹ ist«, antwortete Nathalie und zwinkerte ihr zu. »Nellys Worte, nicht meine.«

Louise nickte. »Ein Buch mit sieben Siegeln«, bemerkte sie und zog sich wieder in die Küche zurück.

»Für mich auch«, sagte Nathalie und setzte ihren Weg fort.

Nelly war eine wirklich nette und hochmotivierte Mitarbeiterin, nur haperte es bei ihr sehr, wenn es darum ging, anderen etwas mitzuteilen. Einmal war sie in Nathalies Büro gestürmt und hatte »Die Sahne! Die Sahne!« gerufen, um dann gleich wieder das Weite zu suchen. Auf dem Weg ins Café hatte Nathalie überlegt, ob der Sahneautomat leer oder die Sahne womöglich sauer geworden war, um schließlich festzustellen, dass der Automat einen größeren Defekt hatte.

Immerhin hatte es da noch eine überschaubare Anzahl von möglichen Szenarien rund um das Thema »Sahne« gegeben, während die Aussage »Da ist eine Frau« kaum vager hätte ausfallen können. An der Tür zum Café angekommen, bog Nathalie ab … und blieb erschrocken stehen.

Gegen die Theke gelehnt stand eine Frau mit zerzausten dunklen Haaren. Sie trug eine Art Handwerkerhose in Braun, die mit zig kleinen und größeren Taschen versehen war, robuste Stiefel, einen hellbeigen Pullover und eine auf alt getrimmte Lederjacke. Das an sich war nichts Ungewöhnliches, doch das galt umso mehr für den Rest ihrer Erscheinung: Das Gesicht der Frau wies ein paar blutige Schrammen auf; in einer Hand hielt sie ein kleines Päckchen, in der anderen eine Pistole mit Schalldämpferaufsatz – und auf ihrer rechten Seite war der Pullover blutgetränkt!

Die Frau hatte die Augen nur zur Hälfte geöffnet und wirkte so, als müsste sie all ihre Kraft aufwenden, damit sie ihr nicht zufielen.

»Sie sind verletzt!«, entfuhr es Nathalie erschrocken.

»Ich muss zu Louise«, keuchte die Fremde angestrengt. »Sofort.«

»Erst mal legen Sie bitte die Waffe weg«, forderte Nathalie sie auf. »Ich werde Sie nicht zu Louise durchlassen, wenn Sie womöglich vorhaben, sie zu erschießen.«

Die Frau setzte zu einem kleinen Lachen an, das aber schnell in einen Schmerzenslaut und dann in ein Husten überging, das ihren ganzen Körper vor Qual zusammenzucken ließ. »Ich bin eine Freundin von Louise. Ich muss zu ihr.«

»Ich bin auch eine Freundin von ihr«, gab Nathalie zurück. »Und deshalb werde ich Sie nicht zu ihr lassen, solange Sie nicht Ihre Waffe aus der Hand legen. Sagen Sie mir, um was es geht«, setzte sie betont gelassen hinzu, obwohl sie das nicht war. Sie wusste zwar, dass sie in der Lage war, der Frau eines der Tabletts für Kaffeekannen, die gleich neben ihr gestapelt waren, mit voller Wucht gegen den Kopf zu schleudern. Doch sie hatte keine Ahnung, wozu ihr Gegenüber in diesem Zustand noch fähig war. »Dann werde ich es ihr ausrichten.«

»Nein, ich muss mit ihr reden«, beharrte die Frau.

»Wenn es um ihren früheren Job geht«, hielt Nathalie dagegen und deutete auf die Waffe in der Hand der Frau, »dann kann ich Sie beruhigen. Ich weiß Bescheid.«

Die andere schwankte leicht, hielt sich aber immer noch mühsam auf den Beinen. »Sie wissen Bescheid?«, stieß sie hervor.

»Ja, und jetzt geben Sie mir die Waffe und setzen sich hin.« Sie deutete auf den Tisch, der nur zwei Schritte von der Frau entfernt war, dann streckte sie die Hand aus. »Kommen Sie. Wenn es Ihnen so wichtig ist, mit Louise zu sprechen, dann zögern Sie es mit Ihrem Starrsinn nicht noch länger hinaus.« Sie zwang sich zu einem beruhigenden Tonfall. »Ihre Kräfte schwinden allmählich, das sehe ich. Lange können Sie nicht mehr stehen.«

Endlich zeigten ihre Worte Wirkung. Die Frau näherte sich auf wackligen Beinen dem Tisch und ließ sich auf den vordersten Stuhl fallen. Die Waffe legte sie auf die Tischplatte und schob sie dann in Nathalies Richtung. »Okay«, keuchte sie.

Nathalie nahm die Pistole an sich und drehte sich zu Nelly um, die sie mit großen Augen beobachtet hatte. »Gehen Sie, und holen Sie Louise her. Schnell!«

»Ja, Miss Ames«, antwortete die Bedienung und verließ im Eiltempo das Café.

Erst jetzt wurde Nathalie bewusst, dass sich an diesem Morgen zum Glück kein Gast im Lokal aufgehalten hatte. »Louise wird jeden Moment herkommen.«

Die andere Frau nickte und presste sich den Unterarm auf den Bauch, dabei stöhnte sie gequält auf. Die blutende Wunde an ihrer rechten Seite schien nicht nur an dieser Stelle zu schmerzen, sondern weit darüber hinaus auszustrahlen.

»Ich rufe einen Rettungswagen.« Nathalie zog schon ihr Handy aus der Hosentasche. Zum Telefonieren entfernte sie sich einige Schritte.

»Glenda?«, rief in dem Moment Louise, die ins Café kam und sich auf den Stuhl setzte, den Nathalie soeben frei gemacht hatte. »Glenda Brannigan? Was machst du denn hier?« Sie trat näher und stutzte. »Ist das etwa Blut?«

Glenda verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen, doch es misslang ihr. »Nein, ich hab mich mit Ketchup bekleckert. Du kannst vielleicht Fragen stellen!« Sie stöhnte auf, presste weiterhin den Arm auf ihren Bauch und flüsterte: »Der Kerl hat es jedenfalls nicht überlebt.«

»Welcher Kerl?«, fragte Louise verwundert.

»Der mir das hier abnehmen wollte«, sagte sie, während sie die andere Hand ein wenig hob, um Louise das Päckchen hinzuhalten.

Louise nahm es an sich. »Was ist damit?«

»Das muss mein Ex bekommen, es ist wichtig«, brachte Glenda mit Mühe heraus.

»Dein Ex? Wo finde ich den?« Louise drehte das Päckchen hin und her. »Steht hier irgendwo eine Adre… Ach, da. Was ist denn überhaupt passiert?« Sie sah zu Glenda, die den Kopf nach vorn hatte sinken lassen. »Glenda? Hey!« Sie stieß die Frau an, aber die rührte sich nicht. Louise beugte sich vor und legte zwei Finger an den Hals der Frau.

»Der Rettungswagen ist unterwegs«, rief Nathalie ihr zu, die soeben das Telefonat beendet hatte.

»Den kannst du gleich wieder abbestellen«, erwiderte Louise mit rauer Stimme und schüttelte bedächtig den Kopf. »Sie ist tot.«

»Oh Gott!«, rief Nelly, dann sank sie ohnmächtig zu Boden. Weder Louise noch Nathalie waren schnell genug bei ihr, um sie aufzufangen.

Gemeinsam betteten sie die junge Kellnerin auf die lange Sitzbank, die zu den hintersten Tischen gehörte. Dabei achteten sie darauf, die Beine erhöht zu lagern. Während Louise eine Stoffserviette am Spülbecken hinter der Theke unter kaltes Wasser hielt, hörte sie, wie Nathalie Jean-Louis Talradja anrief und ihn bat, auch gleich den Bestatter zu informieren, damit dieser die Tote zur Gerichtsmedizin brachte. Louise kehrte zur Bank zurück und drückte die nasse Serviette behutsam auf Nellys Stirn.

Die junge Frau schlug nach ein paar Sekunden die Augen auf. »Was … Wo bin … bin ich etwa eingeschlafen?«, fragte sie irritiert.

»Nein, Sie waren ohnmächtig«, erklärte Louise freundlich.

»Ohnmächtig? Dann habe ich das von der toten Frau nur … geträumt?«, wollte Nelly wissen.

»Nein, leider nicht. Die tote Frau ist tatsächlich da«, versicherte Louise ihr, dann stöhnte sie frustriert auf.

»Was ist?«, fragte Nathalie, die die Eingangstür im Auge behielt.

»Sie ist schon wieder ohnmächtig geworden«, erklärte Louise, gerade als eines der Zimmermädchen das Café betrat. »Ah, Hanna, du kommst gerade richtig«, rief Louise ihr zu. »Kümmer dich bitte mal um Nelly. Wir haben hier eine Tote, und Nelly wird immer wieder ohnmächtig, sobald von der Frau die Rede ist.«

Hanna trat näher. »Oh«, machte sie nach einem kurzen Blick auf die unbekannte Frau, die zusammengesunken am ersten Tisch saß. »Okay, kein Problem. »

Louise ging wieder zu Glenda zurück und begann deren Taschen zu durchsuchen.

»Was machst du da?«, wunderte sich Nathalie.

Ihre Freundin deutete mit einer Kopfbewegung auf die Pistole, die Nathalie immer noch in der Hand hielt. »Glenda war früher eine Kollegin von mir. Meines Wissens war sie bis zu diesem Tag noch im aktiven Dienst, also werde ich alles sicherstellen, was sie bei sich trägt, bevor es in falsche Hände geraten kann.«

»Du denkst an irgendwelche geheimen Informationen?«

»Es reicht unter Umständen schon, wenn jemand auf das Namensverzeichnis ihres Smartphones zugreift«, antwortete Louise und hielt das Handy hoch, das sie soeben aus der Innentasche der Jacke gezogen hatte. »Können wir das irgendwo im Büro deponieren?«

»Natürlich«, willigte Nathalie ein. »Wenn du meinst, dass es da sicher aufgehoben ist.«

»Das will ich doch hoffen«, sagte die Köchin. »Die Waffe und dieses Päckchen hier auch.«

Nathalie nahm eine der großen Papiertüten von der Kuchentheke und verstaute alles darin. »Was hat es mit dem Päckchen auf sich?«

»Das soll Glendas Ex bekommen.« Louise zuckte mit den Schultern. »Das ist alles, was ich darüber weiß. Und dass es wichtig ist. Ich habe ihn seit bestimmt zehn Jahren nicht mehr gesehen. Ich hatte bisher keine Ahnung, wo er lebt.«

»Und warum kommt Glenda dann extra her?«

Louise hob kapitulierend die Hände. »Frag mich was Leichteres. Ich hatte auch sie seit Jahren nicht mehr gesehen.«

Nathalie stand einen Moment lang schweigend da und verarbeitete das Gehörte, dann sagte sie: »Jetzt hast du mich aber richtig neugierig gemacht.«

»Ich habe auch nichts anderes erwartet«, meinte Louise. »Ich erzähle dir alles später, wenn ich mehr weiß. Erst einmal müssen wir sehen, dass Glenda abgeholt wird, dann muss ich ein paar Telefonate führen, und dann … dann müssen wir eine Leiche suchen.«

Nathalie winkte ab. »Danke, aber eine Tote am Tag ist schon mehr, als mir lieb sein kann. Wie meinst du das überhaupt.«

»Als ich Glenda auf ihre Verletzung angesprochen habe, hat sie erwidert: ›Der Kerl hat es jedenfalls nicht überlebt.‹ Das heißt, irgendwo da draußen ist jemand, der sie umbringen wollte und dem sie zuvorgekommen ist.«

Nachdem sie einen Moment lang den Fußboden abgesucht hatte, sagte Nathalie: »Das dürfte schwierig werden. Obwohl die Wunde ziemlich stark geblutet hat, ist hier nirgends Blut auf den Boden getropft. Wir werden also höchstwahrscheinlich auch keiner Blutspur folgen können, um herauszufinden, woher sie gekommen ist.«

Louise nickte. »Warten wir mal ab, was ich in Erfahrung bringe.«

»Die Kugel ist von rechts abgefeuert worden und hat sich schräg nach oben quer durch ihre Eingeweide gebohrt«, erklärte Jean-Louis Talradja nach der ersten groben Untersuchung der Leiche. »Sie hat Organe und Blutgefäße zerfetzt und massive innere Blutungen ausgelöst. Eine Austrittswunde ist nicht zu entdecken, daher vermute ich, dass das Projektil zwischen zwei Rippen stecken geblieben ist. So weit bin ich in der kurzen Zeit noch nicht gekommen.«