Tee? Kaffee? Mord! Mord mit spitzer Feder - Ellen Barksdale - E-Book
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Tee? Kaffee? Mord! Mord mit spitzer Feder E-Book

Ellen Barksdale

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Beschreibung

Folge 20: Eine grausige Entdeckung: Nathalies Freunde finden den Wirt des zweiten Pubs, den es in Earlsraven gibt - ermordet in einer Tiefkühltruhe. Offenbar hatte er sich nicht wegen seiner Steuerschulden abgesetzt, wie alle vermutet haben. Und Nathalie, die den Pub nach seinem Verschwinden übernommen und damit ein Motiv hat, gilt als Hauptverdächtige! Köchin Louise und die anderen ermitteln fieberhaft, um ihre Freundin von diesem schrecklichen Verdacht zu entlasten. Schließlich stößt Buchhändlerin Paige auf einen entscheidenden Hinweis: einen Bestsellerroman, der verblüffende Ähnlichkeit zum Mord am Wirt aufweist. Allerdings spielt dieser im 17. Jahrhundert ...

Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ... Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das "Black Feather". Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Über diese Folge

Eine grausige Entdeckung: Nathalies Freunde finden den Wirt des zweiten Pubs, den es in Earlsraven gibt – ermordet in einer Tiefkühltruhe. Offenbar hatte er sich nicht wegen seiner Steuerschulden abgesetzt, wie alle vermutet haben. Und Nathalie, die den Pub nach seinem Verschwinden übernommen und damit ein Motiv hat, gilt als Hauptverdächtige! Köchin Louise und die anderen ermitteln fieberhaft, um ihre Freundin von diesem schrecklichen Verdacht zu entlasten. Schließlich stößt Buchhändlerin Paige auf einen entscheidenden Hinweis: einen Bestsellerroman, der verblüffende Ähnlichkeit zum Mord am Wirt aufweist. Allerdings spielt dieser im 17. Jahrhundert …

Über die Autorin

Geboren wurde Ellen Barksdale im englischen Seebad Brighton, wo ihre Eltern eine kleine Pension betrieben. Von Kindheit an war sie eine Leseratte und begann auch schon früh, sich für Krimis zu interessieren. Ihre ersten Krimierfahrungen sammelte sie mit den Maigret-Romanen von Georges Simenon (ihre Mutter ist gebürtige Belgierin). Nach dem jahrelangen Lesen von Krimis beschloss sie, selbst unter die Autorinnen zu gehen. »Tee? Kaffee? Mord!« ist ihre erste Krimireihe.

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

MORD MIT SPITZER FEDER

beTHRILLED

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dorothee Cabras

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Krstin Osenau unter Verwendung von Motiven © shutterstock/SJ Travel Photo and Video, © Mary Ro/Shutterstock, © majeczka/Shutterstock, © Scott Cobb UK/Shutterstock, © Stefan Holm/Shutterstock, © laura.h/Shutterstock, © Bildagentur Zoonar GmbH/Shutterstock, © donatas1205/Shutterstock, © Matusciac Alexandru/Shutterstock, © vipman/Shutterstock, © M.kaankaymaz/Shutterstock, © Artiste2d3d/Shutterstock, © sylv1rob1/Shutterstock, © wut62/Shutterstock, © Anna_Zaitzeva/Shutterstock

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-1511-9

be-ebooks.de

lesejury.de

Prolog

Crow’s Shelter, südliches EnglandSpätherbst im Jahre des Herrn 1567

»Noch ein Ale für mich und für meine werten Begleiter«, sagte der Mann mit der Augenklappe, der sich mit seinen vier Freunden einen Tisch in der hintersten Ecke des Best Harvest ausgesucht hatte. Auch wenn der Einäugige die anderen Männer als seine »werten Begleiter« bezeichnete, wirkten sie mit den tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen ihrer Umhänge allesamt mehr wie Halunken. Das flackernde Kaminfeuer, das wohlige Wärme verbreitete und schnell die Kälte vertrieb, die jeder Reisende bei der Einkehr in das Gasthaus mit hereinbrachte, beschien zwei der Gesichter immer nur kurz, die Mienen der beiden anderen waren so gut wie gar nicht auszumachen, da die Männer mit dem Rücken zum Feuer saßen und damit in Schatten getaucht waren.

Cathleen, das Schankmädchen, versuchte, keinen von ihnen länger anzusehen, da allein deren Nähe bei ihr Unbehagen auslöste und das Gefühl weckte, in Gefahr zu schweben. Was sie sah, waren finstere Gesichter mit auffälligen Narben, als wären die Männer schon in zahllose Kämpfe verwickelt gewesen. Da sie aus diesen Kämpfen als Sieger hervorgegangen sein mussten, wollte Cathleen sich lieber nicht vorstellen, wie es wohl ihren Gegnern ergangen war.

»Sehr wohl«, sagte sie und eilte zur Theke zurück, um die Bestellung weiterzugeben. Sie war froh, von diesem Tisch wegzukommen, weil die Männer sie so angestarrt hatten. Sie runzelte die Stirn und hielt sich vor Augen, dass sie eigentlich immer froh war, wenn sie den männlichen Gästen an einem Tisch den Rücken zudrehen konnte, weil es ihr unangenehm war, dass alle schamlos ihre Brüste anstarrten, wenn sie an einem Tisch stand. Sie hatte sich längst angewöhnt, das leere Tablett hochkant vor sich zu halten, damit die Sicht versperrt war, doch dann musste sie aufpassen, dass sie nicht ihr Kleid mit übergeschwapptem Ale oder Met besudelte.

Dabei war es egal, ob sie so zwielichtige Gesellen wie diese hier bedienen musste oder ob sie ein paar Bauern, Ritter, Kaufleute oder Söldner vor sich hatte. Waren die Männer in weiblicher Begleitung, blieben zwar die üblichen Bemerkungen aus, dafür bekam sie jedoch von den Frauen immer wieder mal giftige Blicke zugeworfen, die sichtlich aus Neid geboren waren.

Cathleen verfluchte den Tag, an dem Robert Cornthwaite, der frühere Wirt des Best Harvest, seine Schenke an Nathan Meynes verkauft hatte, dem bereits das Grey Dove am Ort gehörte. Robert war ein anständiger Mann gewesen, der seine Schankmädchen nicht gezwungen hatte, Getränke und Speisen in tief ausgeschnittenen Kleidern zu servieren.

Mit Nathan war das alles anders geworden: Er erwartete so etwas von ihr und Amanda, ihrer älteren Schwester, und ihnen blieb nichts anderes übrig, als seine Anweisungen zu befolgen. Andernfalls hätten sie beide in Crow’s Shelter keine Anstellung mehr gefunden, da sie nicht einmal ins Grey Dove hätten wechseln können. Weder sie noch ihre Schwester war bereit, jeden Tag ein Dutzend Meilen bis zur nächsten Schenke und in der Nacht auf dem Heimweg die gleiche Strecke noch einmal zurückzulegen.

Also machte sie gute Miene zum bösen Spiel. Doch Cathleen war verärgert – nicht nur, weil sie sich nach neuen Vorschriften richten mussten, sondern auch wegen der Tatsache, dass Robert einfach über Nacht das Weite gesucht hatte. Abends hatte sie ihm noch eine gute Nacht gewünscht, und als sie am nächsten Tag hergekommen war, wurde sie bereits von Nathan Meynes begrüßt. Nathan hatte zwar auf ihre Frage nicht geantwortet, weil es sie gar nichts anging. Dennoch war sie sich sicher, dass der Verkauf an ihn nicht in der vergangenen Nacht entschieden worden war, sondern sich über viele Wochen hingezogen haben musste.

Aber nicht ein einziges Mal hatte Robert ihr oder ihrer Schwester oder dem Koch gegenüber ein Wort darüber verlauten lassen, dass er tatsächlich verkaufen wollte. Warum, das war ihr ein Rätsel. Hier war niemand im Ort, der genug Geld hatte, um eine Schenke zu erwerben, also hatte auch niemand ein Angebot abgeben können.

Welche Gründe Robert auch gehabt haben mochte, es änderte ohnehin nichts an der Tatsache, dass er nun nicht mehr hier war und dass Nathan seinen Platz übernommen hatte.

»Fünf Ale für die Herren mit den Kapuzen«, sagte sie, als sie vor der Theke stand.

Nathan nickte nur knapp und griff nach dem ersten Krug, da wurde die Tür zur Schenke aufgestoßen, und Nathans Ehefrau Agatha eilte herein. An der Theke angekommen, zischte sie ihrem Mann zu: »Komm schnell, Sir Stanley ist schon wieder aus dem Sattel gerutscht! Und diesmal hängt sein Stiefel im Steigbügel fest. Wenn Rosella sich über irgendetwas erschreckt und losgaloppiert, dann …« Sie ließ den Satz unvollendet und verdrehte stattdessen nur die Augen.

Mehr musste sie auch nicht sagen, worüber Cathleen froh war, weil sie sich lieber nicht ausmalen wollte, wie Sir Stanley aussehen würde, wenn seine Stute Rosella mit ihm im Schlepptau über Stock und Stein galoppieren würde.

»Ich komme schon«, brummte Nathan und lief hinter seiner Frau her nach draußen.

Cathleen stand da und schaute verwundert drein.

»Wo bleibt unser Ale?«, rief der Mann mit der Augenklappe ungeduldig, als er sah, dass sie untätig herumstand. »Schenk ein!«

Irritiert sah sie über den Rand der Theke und stellte fest, dass nur drei saubere Krüge zur Verfügung standen, sie aber fünf benötigte. Ihr Blick wanderte von einem Tisch zum anderen. Da die Schenke gut besucht war, waren nur noch so wenige Krüge übrig, und keiner der Gäste schien bereits ausgetrunken zu haben. Selbst die vier Kapuzenträger und der Kerl mit der Augenklappe hatten noch jeder den Krug zu gut einem Drittel gefüllt, als sie mehr bestellt hatten.

Da sie nicht wusste, wie lange Sir Stanley mitsamt seiner Stute den Wirt und seine Ehefrau draußen beschäftigen würde, musste sie sich etwas einfallen lassen, und das möglichst schnell. Sie warf einen Blick zur Durchreiche, aber der Koch befasste sich gerade damit, den Eintopf zu kochen, auf den die Gäste schon sehnsüchtig warteten. Also konnte er auch nicht für sie in den Keller gehen und ein paar Krüge holen, die dort unten als Reserve für Fälle wie diesen aufbewahrt wurden.

Cathleen hasste es, in den Keller zu gehen, wo sie nur das sehen konnte, was im Schein der Kerze zu erkennen war, ohne zu wissen, was im Dunkel gleich dahinter lauerte. Wenn sie dort unten war, raschelte hier und dort etwas, manchmal polterte es auch, aber welche Kreaturen für diese Geräusche verantwortlich waren, wusste sie nicht … und sie wollte es auch gar nicht wissen.

»He! Wir haben Durst«, rief der Mann mit der Augenklappe ungehalten. »Wo bleibt unser Ale?«

»Ich bin sofort da«, sagte Cathleen hastig, als sie sah, dass der Mann sich bereits halb erhoben hatte. Ihr blieb keine andere Wahl, als nach unten zu gehen, sonst würde er mit seiner Ungeduld noch andere Gäste gegen sie aufbringen. Sie griff nach einer Kerze, drückte sie in den Halter und entzündete sie an einer der anderen Talgkerzen auf der Theke. Dann zog sie die Tür zum Keller auf und stieg vorsichtig die unebene Treppe nach unten, immer darauf bedacht, bloß nicht den Halt zu verlieren und zu stürzen.

Nach der dritten Stufe fiel die Tür mit lautem Knall hinter ihr zu. Cathleen zuckte bei dem Geräusch zusammen, obwohl sie wusste, dass diese Kellertür so schief in ihren Angeln hing, dass sie gar nicht offen bleiben konnte.

Stufe um Stufe ging Cathleen weiter und hielt die Kerze so, dass sie erkennen konnte, ob auf der jeweils nächsten Treppenstufe möglicherweise etwas lag, was sich für sie als Stolperfalle entpuppen würde.

Dann endlich war sie unten angekommen und versuchte, immer nur auf einen Punkt unmittelbar vor sich zu schauen, um möglichst nichts von dem mitzubekommen, was sich am Rand ihres Gesichtsfeldes hastig vor dem Licht in Sicherheit brachte. Sie betrachtete die Regale, doch dort fanden sich nirgends Krüge. Die mussten in der Truhe links von ihr aufbewahrt werden, was ja auch sinnvoll war, weil sich dort nicht so viel Staub in ihnen ansammeln würde.

Sie hob den Riegel an, klappte den Deckel auf und …

Nathan Meynes kehrte in die Schenke zurück, nachdem er sich die Erde und den Schmutz von der Kleidung geklopft hatte. Sir Stanleys Fuß aus dem Steigbügel zu befreien war ein schwieriges Unterfangen gewesen, da die Stute umso unruhiger wurde, je länger die Bemühungen dauerten, die durch die hastigen Bewegungen des Tieres nur noch weiter hinausgezögert worden waren. Inzwischen war es aber vollbracht, und Sir Stanley lag, mit mehreren Decken gut gegen die Kälte geschützt, auf dem Stroh im Stall hinter der Schenke, wo alle Pferde untergebracht waren, deren Reiter die Nacht in einem der Gästezimmer verbrachten. Seine Stute war bei ihm, aber diesmal bestand für den Mann keine Gefahr.

Nathan war in der Schenke gerade zwei Schritte weit gekommen, da flog die Kellertür mit solcher Gewalt auf, dass sie aus dem oberen Scharnier gerissen wurde. Cathleen kam in den Schankraum gestürmt, sah sich mit kreidebleichem Gesicht um und rief voller Entsetzen: »Der alte Wirt … ist tot! Er ist tot!«

Erstes Kapitel, in dem die Wirklichkeit die Fiktion nachahmt

»Der alte Wirt … ist tot! Er ist tot!«, las Paige Rittinghouse leise mit und überflog den Rest der Seite, auf dem die Schankmagd Cathleen noch einmal diese Worte sprach und dann bewusstlos zu Boden sank. »Jetzt erst?«, murmelte sie. Sie fand, dass das Schankmädchen eigentlich schon in Ohnmacht hätte fallen müssen, als es die Leiche von Robert Cornthwaite im Keller der Schenke entdeckt hatte. Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf.

»Schmeckt es dir nicht?«, hörte sie von irgendwoher eine Frage, die offenbar an sie gerichtet war. Sie sah auf ihren Teller, dann in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.

Ian Henderson, der Wirt des Pubs Jim’s Old Chair am Marktplatz in Earlsraven, stand gut einen Meter von ihrem Tisch entfernt und sah sie beunruhigt an. »Möchtest du was anderes?«

»Nein, nein, Ian«, beteuerte sie. »Das Shrimps-Omelett ist großartig, davon könnte ich jeden Tag zwei Portionen essen.«

»Ich halte dich nicht davon ab«, gab Ian grinsend zurück.

»Du vielleicht nicht«, sagte sie. »Aber mein Kleiderschrank hält mich davon ab. Würde ich den ignorieren, hätte ich innerhalb von einer Woche nichts mehr, was mir noch annähernd passt. Und das wäre dann allein deine Schuld.«

Ian lächelte zufrieden. »Hauptsache, es ist nicht mein Essen, das dich zum Kopfschütteln veranlasst hat. Aber es hat dich doch hoffentlich keiner von meinen anderen Gästen genervt«, fügte er etwas verunsichert an und sah zu den Tischen links und rechts von ihr. Die waren wie fast alle im Jim’s Old Chair um die Mittagszeit besetzt, während an der Theke jetzt noch weitgehend Ruhe herrschte.

»Nein, es ist dieser Roman hier, der mich ärgert«, antwortete sie und hielt das Buch hoch.

»Was ist das?«, fragte er und las den Titel halblaut vor: »Met? Ale? Mord! Sagt mir nichts. Aber seit ich den Pub habe, komme ich ja kaum noch zum Lesen.«

»Hast du vorher denn mehr gelesen? Ich meine, als du noch …« Sie ließ den Satz unvollendet, da sie in dem gut besuchten Lokal nicht erwähnen wollte, dass Ian mal Geheimagent im Dienste Ihrer Majestät gewesen war.

»Oh ja, damals ging das«, versicherte er ihr leise. »Wenn du irgendwo in Südamerika in einer Hütte sitzt und darauf warten musst, dass sich der Kontaktmann bei dir meldet, kann es sein, dass du sehr viel Zeit hast, die du totschlagen musst. Und wenn du keine Lust auf ein Dutzend Telenovelas hast, ist ein Buch eine gute Alternative.« Er zuckte mit den Schultern. »Dummerweise gab’s zu der Zeit, als ich das hätte brauchen können, noch keinen Reader und keine E-Books. Das wäre viel praktischer gewesen.«

Paige nickte verstehend. »Unter den Umständen hätte ich den wohl auch vorgezogen, doch ich muss sagen, mein Verhältnis zu diesen Readern ist ziemlich zwiegespalten. Einerseits werden Rohstoffe eingespart, und es kann keine Palette mit Büchern stehen bleiben, die niemand haben will, andererseits ist es für mich immer noch ein schöneres Erlebnis, ein Buch anzufassen und eine Seite tatsächlich umzublättern.«

»Okay, aber im Moment scheint das kein so tolles Erlebnis zu sein, wenn ich dich mit dem Buch da sehe«, sagte er. »Ich dachte immer, man liest, um sich zu entspannen.«

»An sich tue ich das ja auch, Ian«, versicherte sie ihm. »Doch ich kann es nicht ausstehen, wenn etwas nur des Effekts wegen auf eine Weise beschrieben wird, die einfach nicht passt. Überleg mal: Wir befinden uns in diesem Roman in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. Ein Schankmädchen geht in den Keller der Schenke, um neue Bierkrüge zu holen. Dabei öffnet diese junge Frau eine Truhe, in der sie die Krüge vermutet … und findet darin stattdessen einen Toten: den ehemaligen Wirt der Schenke, für den sie vormals gearbeitet hat.«

»Oh Mann, das arme Ding muss ja einen Schreck fürs Leben gekriegt haben«, überlegte er.

»Ja, vor allem weil sie sich im Keller schon immer so unwohl gefühlt hat«, bestätigte Paige. »Sie hatte Angst vor allem, was dort im Dunkeln lauern könnte, wo der Schein ihrer Kerze nicht hinreichte.«

»Also zart besaitet, die Kleine?«

Paige nickte. »Kann man so sagen.«

»Hm, dann würde ich mal annehmen, dass die Ärmste schon beim Anblick des Toten in Ohnmacht fällt«, überlegte er.

»Das war auch mein erster Gedanke«, entgegnete sie. »Stattdessen rennt sie vor Entsetzen kreischend nach oben, um alle wissen zu lassen, dass der ehemalige Wirt tot ist.«

»Na ja, so eine Entdeckung kann natürlich auch einen Adrenalinstoß auslösen«, meinte Ian nachdenklich und fügte dann mit einem Grinsen hinzu: »Ich gehe mal davon aus, dass es um 1650 auch schon Adrenalin gab.«

Sie musste lachen. »Ja, auch wenn von seiner Existenz damals noch niemand gewusst hat. Das wäre tatsächlich eine Erklärung, wieso sie aus dem Keller gestürmt kommt. Aber die Treppe ist steil, krumm und schief, da kann sie gar nicht in dem Tempo raufrennen, in dem sie den Keller hinter sich lassen will. Das Risiko, hinzufallen und sich zu verletzen, ist für mein Empfinden einfach zu groß. Außerdem ist da ja noch diese Kerze, mit der sie sich den Weg nach unten geleuchtet hat. Wenn ihr die aus der Hand rutscht, weil sie einen Sturz abfedern will, dann könnte die Flamme ihr Kleid in Brand setzen oder im Keller für ein Feuer sorgen.«

»Ist das denn so schlimm?«, fragte Ian.

Paige zuckte mit den Schultern. »Schlimm ist es vielleicht nicht, aber ärgerlich. Finde ich jedenfalls.«

Ian stützte sich auf ihren Tisch und legte das Werkzeug zur Seite, das er bislang in der Hand gehalten hatte. »Weißt du, was, Paige? Du machst dir zu viele Gedanken über Dinge, die nur der Fantasie irgendeines Autors entsprungen sind. Vielleicht liegt’s daran, dass du selbst auch ein Buch geschrieben hast und das nicht mehr locker genug sehen kannst.«

Sie lehnte sich zurück, starrte eine Weile auf das Buch in ihrer Hand und nickte schließlich zögerlich. »Damit könntest du sogar recht haben.«

»Ich könnte nicht nur. Ich habe recht«, konterte er augenzwinkernd. »Bislang hast du in deiner Buchhandlung Bücher verkauft und gelesen, und alles war in Ordnung. Natürlich hast du deinen Kunden bestimmte Romane empfohlen, weil sie gut waren, oder du hast von manchen Titeln abgeraten, weil sie für den Zweck, für den der Kunde das Buch kaufen wollte, nicht geeignet waren.«

Sie nickte zustimmend. »Und weiter?«

»Na ja, jetzt hast du dein eigenes Buch geschrieben; du weißt, warum du welche Szene wie aufgebaut hast und warum welche Figur wann was sagt oder tut«, redete er weiter. »Wenn du jedoch jetzt das Buch eines anderen Schriftstellers liest, dann siehst du das alles auf einmal mit ganz anderen Augen. Du sagst dir automatisch: ›Na, das hätte ich aber anders formuliert oder aufgebaut. Und diese Bemerkung passt ja überhaupt nicht zu der Figur …‹«

»Hm«, machte Paige und versank bereits wieder in Grübeleien.

»Wann hast du dein eigenes Buch das letzte Mal gelesen?«, wollte er plötzlich wissen.

Sie schüttelte den Kopf. »Das ist Monate her. Als ich auf Lesereise war … Da habe ich jeden Abend ein Kapitel vorgelesen. Oder auch nur ein halbes, je nach Länge. Wieso fragst du?«

»Ich möchte wetten, wenn du es heute liest, findest du auf jeder Seite ein oder zwei Stellen, bei denen du sagst: ›Das hätte ich ganz anders schreiben sollen.‹ Und bestimmt stößt du auch auf ein paar Textstellen, bei denen dir auffällt, dass du die Handlung in eine völlig andere Richtung hättest leiten können.«

Paige machte mit einer Hand eine vage Geste. »Mag sein, aber worauf willst du hinaus?«

»Darauf, dass die Autorin dieses Buches da, Met? Ale? Mord!, inzwischen vielleicht selbst findet, dass sie diese Szene anders hätte schreiben sollen.«

Nachdenklich schürzte Paige die Lippen, dann nickte sie wieder. »Weißt du, was? Damit kannst du völlig recht haben. Ich bin wohl etwas überkritisch geworden, seit ich selbst auch Schriftstellerin bin.«

»Du kennst ja den Spruch von der Einsicht und dem ersten Schritt«, sagte er und zwinkerte ihr erneut zu. »So, ich muss jetzt runter in den Keller.« Er griff nach dem Werkzeug, das auf dem Tisch lag.

»Mit einem Bolzenschneider?«, fragte sie verwundert und scherzte: »Hast du da unten versehentlich jemanden angekettet?«

»Nein, aber ich muss ein Vorhängeschloss knacken, für das es keinen Schlüssel mehr gibt.« Er beugte sich vor und fügte in verschwörerischem Tonfall an: »Vielleicht ist ja hinter der Tür auch ein toter Wirt zu finden.«

»Sag es nicht zu laut«, warnte ihn Paige lachend. »Du bist hier in Earlsraven. Da ist so ziemlich alles möglich.«

»Stimmt. Vielleicht solltest du mich besser begleiten«, meinte Ian. »Nicht, dass ich noch ohnmächtig werde.«

»Wo genau befindet sich denn das Vorhängeschloss?«, wollte sie wissen.

»An einer Tür, von der ich bis vor Kurzem noch nichts wusste«, antwortete er. »Dementsprechend habe ich auch keine Ahnung, was sich dahinter befindet. Möglicherweise erwartet mich da der Höllenschlund, und wenn ich die Tür öffne, kommen mir Heerscharen von Dämonen entgegen.«

Paige zuckte flüchtig mit den Schultern. »Dann vergiss nicht, die Kellertür hinter dir zuzumachen, damit die nicht auch noch in den Pub und von hier nach draußen gelangen können.«

Ian grinste sie an. »Also? Kommst du mit?«

»Wenn du willst, gern«, antwortete sie. »Womöglich hat da unten jemand einen Goldschatz versteckt, und du bist Multimillionär, ohne es zu ahnen. Warte kurz.« Sie griff nach ihrem Glas Wein, das bereits fast leer war, trank es aus und erklärte: »Ich bin fertig, lass uns gehen.«

»Und diese Tür hast du erst jetzt entdeckt?«, fragte Paige verwundert, als sie im Keller angekommen waren. Sie hielt die Taschenlampe, die Ian ihr auf dem Weg nach unten in die Hand gedrückt hatte, so, dass der Lichtkegel auf die Tür gerichtet war. Diese wurde durch einen schweren Metallriegel versperrt, der wiederum mit zwei außergewöhnlich schweren Vorhängeschlössern gesichert war.

»Ja, letzte Woche«, sagte er.

Sie sah ihn verständnislos an. »Da ist eine Tür in der Wand, und die ist dir erst letzte Woche aufgefallen? Die ist doch gar nicht zu übersehen.«

Ian musste lachen. »Ja, stimmt. Wenn man nicht weiß, dass da was im Weg gestanden hat, klingt das allerdings etwas seltsam. Also … genau da ragte bis letzte Woche noch ein riesiges altes Fass auf, das Ronald mit zwei Kollegen abgebaut hat. Einer von denen will das Fass halbieren und sich eine Bar hineinbauen.«

Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ideen haben die Leute!«, murmelte sie erstaunt. »Das würde ich gern mal sehen, wenn es fertig ist.«

»Frag einfach Ronald«, schlug Ian ihr vor. »Sein Kollege wird dir zumindest ein paar Fotos davon schicken.«

»Guter Vorschlag.« Sie ging ein paar Schritte weiter. »Heißt das, die Tür konnte gar nicht geöffnet werden, solange das Fass noch da war?«

»Nein, nein, das Holzfass war nur so riesig, dass die Tür dahinter nicht mehr auffiel, weil die Sicht komplett versperrt war«, stellte er richtig. »Öffnen ließ sich die Tür auch schon, als das Fass noch hier stand.« Er zeigte auf den Boden. »Dummerweise haben Ronald und seine Jungs in diesem Raum anschließend so gründlich sauber gemacht, dass man nicht mehr sehen kann, wo das Ungetüm mal seinen Platz hatte.«

Sie winkte ab. »Ist auch egal. Man kann ja erkennen, dass die Vorhängeschlösser nicht sehr alt sind«, sagte sie und richtete den Schein der Taschenlampe darauf, sodass das Licht von dem glänzenden Stahl reflektiert wurde. »Und für diese Tür gibt es keinen Schlüssel?«

»Nein, und ich habe wirklich alles auf den Kopf gestellt«, antwortete er. »Bestimmt hat der alte Wirt den Schlüssel einfach mitgenommen, als er sich aus dem Staub gemacht hat.« Er hob den Bolzenschneider hoch und setzte ihn am Bügel des Schlosses an. »Dann wollen wir mal.«

Nach dem vierten Anlauf kapitulierte der Bügel und zerbrach unter dem Druck des Bolzenschneiders. Ian zog das Bruchstück heraus, dann begab er sich zum zweiten Schloss, für das er zwei Anläufe mehr brauchte. Schließlich war auch dieses Hindernis überwunden, und Ian konnte den schweren Riegel zur Seite schieben, der die Tür blockierte.

»Hoffen wir, dass nicht zusätzlich auch noch abgeschlossen ist.« Paige zeigte auf das Türschloss unterhalb der Klinke.

»Halb so wild«, meinte Ian beiläufig. »Wenn es so sein sollte, kann ich da mit der Bohrmaschine rangehen. Diese Stahltür ist zwar stabil, aber es gibt nur diesen einen Riegel, der sie verschlossen hält. Wäre das eine Sicherheitstür mit Riegeln, die links, rechts und oben im Mauerwerk versenkt werden, dann hätte man sich die Vorhängeschlösser sparen können.«