Tee? Kaffee? Mord! Zum Ersten, zum Zweiten ... und tot - Ellen Barksdale - E-Book
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Tee? Kaffee? Mord! Zum Ersten, zum Zweiten ... und tot E-Book

Ellen Barksdale

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Beschreibung

Folge 8: Was geht im Haus des alten Mr Stevenson vor sich? Nach dessen Tod wurde das abgelegene Cottage von dem Bolivianer Carlos Ramon Alvarez für einen Fantasiepreis ersteigert. Und seitdem geschehen dort merkwürdige Dinge ...

Nathalies und Louises Spürsinn ist geweckt. Sie stellen Nachforschungen an und finden Erstaunliches heraus: Alvarez und der alte Mr Stevenson kannten sich! Und Stevenson verfügte über mehr Geld, als er eigentlich hätte haben dürfen. In einer waghalsigen Aktion verschaffen sich Nathalie und Louise Zutritt zum Cottage. Doch was sie hinter der Fassade des malerischen Landhauses entdecken, sind Verbrechen, von denen Geldwäsche und Waffenschmuggel noch die harmlosesten sind ...


Über die Serie: Davon stand nichts im Testament ...

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel - das ist Earlsraven. Mittendrin: das "Black Feather". Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante - und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung


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Ähnliche


Inhalt

Cover

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Prolog

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Epilog

In der nächsten Folge

Tee? Kaffee? Mord! – Die Serie

Davon stand nichts im Testament …

Cottages, englische Rosen und sanft geschwungene Hügel: das ist Earlsraven. Mittendrin: das »Black Feather«. Dieses gemütliche Café erbt die junge Nathalie Ames völlig unerwartet von ihrer Tante – und deren geheimes Doppelleben gleich mit! Die hat nämlich Kriminalfälle gelöst, zusammen mit ihrer Köchin Louise, einer ehemaligen Agentin der britischen Krone. Und während Nathalie noch dabei ist, mit den skurrilen Dorfbewohnern warmzuwerden, stellt sie fest: Der Spürsinn liegt in der Familie …

Über diese Folge

Was geht im Haus des alten Mr Stevenson vor sich? Nach dessen Tod wurde das abgelegene Cottage von dem Bolivianer Carlos Ramon Alvarez für einen Fantasiepreis ersteigert. Und seitdem geschehen dort merkwürdige Dinge …

Nathalies und Louises Spürsinn ist geweckt. Sie stellen Nachforschungen an und finden Erstaunliches heraus: Alvarez und der alte Mr Stevenson kannten sich! Und Stevenson verfügte über mehr Geld, als er eigentlich hätte haben dürfen. In einer waghalsigen Aktion verschaffen sich Nathalie und Louise Zutritt zum Cottage. Doch was sie hinter der Fassade des malerischen Landhauses entdecken, sind Verbrechen, von denen Geldwäsche und Waffenschmuggel noch die harmlosesten sind …

Über die Autorin

Geboren wurde Ellen Barksdale im englischen Seebad Brighton, wo ihre Eltern eine kleine Pension betrieben. Von Kindheit an war sie eine Leseratte und begann auch schon früh, sich für Krimis zu interessieren. Ihre ersten Krimierfahrungen sammelte sie mit den Maigret-Romanen von Georges Simenon (ihre Mutter ist gebürtige Belgierin). Nach dem jahrelangen Lesen von Krimis beschloss sie vor Kurzem, selbst unter die Autorinnen zu gehen. »Tee? Kaffee? Mord!« ist ihre erste Krimireihe.

Ellen Barksdale lebt mit ihrem Lebensgefährten Ian und den drei Mischlingen Billy, Bobby und Libby in der Nähe von Swansea.

Ellen Barksdale

Tee? Kaffee?Mord!

ZUM ERSTEN,ZUM ZWEITEN …UND TOT

Aus dem Englischen von Ralph Sander

beTHRILLED

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dorothee Cabras

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Kirstin Osenau unter Verwendung von Motiven © © shutterstock/SJ Travel Photo and Video, © Mary Ro/Shutterstock, © Mary Ro/Shutterstock, © Protasov AN/Shutterstock, © Bravo Ferreira da Luz/Shutterstock

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-6893-2

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Prolog, in dem sich zeigt, dass man einem geschenkten Gaul besser doch ins Maul schauen sollte

Earlsraven 1988, an einem verregneten Nachmittag im Haus der Stevensons

»Ja … ja, ich habe verstanden«, sagte Ron Stevenson. »Auf Wiederhören!« Dann legte er den Hörer auf und stand eine Weile neben dem Sideboard, den Blick auf die klobige Tastatur gerichtet.

»Wer war das, Schatz?«, rief seine Frau Susan aus dem Wohnzimmer. Bevor er antworten konnte, jubelte sie: »Wow, Steve Davis hat den Frame geholt! Himmel, war das aufregend!«

»M-hm«, machte Ron, ohne wirklich hinzuhören, ging in die Küche und nahm die Whiskyflasche aus dem Schrank. Dann griff er nach einem Glas, schenkte ein und gönnte sich einen großen Schluck, um seine Nerven zu beruhigen. Es half nicht, also musste ein zweiter Whisky her. Die Wärme, die sich in Rons Körper ausbreitete, hatte etwas Wohltuendes und wirkte gegen die Eiseskälte, die ihm in die Finger gekrochen war, als er dem Anrufer zugehört hatte.

Drei Jahre waren vergangen, in denen er lange mit einem solchen Anruf gerechnet hatte, bis das Thema irgendwann nahezu in Vergessenheit geraten war. Wenn er schon einmal bei seltenen Gelegenheiten daran gedacht hatte, war er der Überzeugung gewesen, dass sich das Thema längst erledigt hatte. Vermutlich hatte sich der Anlass für einen Anruf in Wohlgefallen aufgelöst.

Ganz gleich, was der Grund gewesen sein mochte, niemand hatte ihn angerufen.

Bis heute Abend.

Jetzt war mit einem Mal alles anders. Aus der Möglichkeit, die er mit der Zeit für immer unwahrscheinlicher gehalten hatte, war nun doch noch Wirklichkeit geworden.

Er stellte das Glas in die Spüle und kehrte ins Wohnzimmer zurück, dann setzte er sich zu seiner Frau, die immer noch gebannt der Snooker-Partie im Fernsehen folgte. Erst als er auch auf den x-ten ihrer Kommentare zum Spiel nicht reagierte, drehte sie sich zu ihm um und sah ihn an.

»Stimmt was nicht?«, fragte sie besorgt. »Wer hat denn angerufen?«

»Das willst du eigentlich gar nicht wissen«, murmelte er und starrte mit leerem Blick auf den Bildschirm, auf dem eine weiße Kugel über einen riesigen grünen Spieltisch rollte und eine rote Kugel traf, die unter großem Beifall des Publikums in einer Ecktasche verschwand.

»War das etwa …?«, begann sie.

Ron nickte schwach. Sie musste nicht weiterreden, beide wussten sie nur zu genau, was gemeint war.

Seufzend ließ Susan sich nach hinten sinken. »Ich habe ja gleich gesagt, dass wir uns darauf nicht einlassen sollten.«

»Du hast gesagt, dass wir uns darauf nicht hätten einlassen sollen«, korrigierte er sie. »Den Haken an der Sache hast du genauso spät erkannt wie ich. Und jetzt werden wir damit leben müssen.«

Susan ließ den Kopf auf die Rückenlehne sinken. »Können wir nicht einfach …?«

»Nein, können wir nicht«, unterbrach er sie. Er wusste, was sie hatte fragen wollen. Er wusste es, weil sie das Thema am Anfang immer und immer wieder durchgekaut hatten, bis sie es selbst nicht mehr hören konnten. »Nichts von dem existiert schwarz auf weiß. Wir können nichts belegen, doch er kann uns mit dem untergehen lassen, was da unten schlummert.« Ron zuckte mit den Schultern. »Uns bleibt einfach keine andere Wahl.«

»Tja, dann können wir wohl nur hoffen, dass es nicht ganz so schlimm kommt«, sagte Susan. »Oder vielleicht sollten wir darauf hoffen, dass es ganz schlimm kommt, damit wir angenehm überrascht werden, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden.«

»Ja, vielleicht sollten wir das machen«, stimmte Ron seiner Frau zu. Im gleichen Moment brandete im Fernsehen tosender Jubel auf, der so punktgenau einsetzte, als spendeten die Leute Susan und ihm für ihren Entschluss Beifall. Das Gegenteil wäre wohl eher der Fall gewesen, wenn sie die Wahrheit gekannt hätten …

Erstes Kapitel, in dem gleich zwei ungewöhnlich gute Angebote unterbreitet werden

»Drei … zwei … eins … tadaa!«, rief die Künstlertruppe im Chor, dann zog Belle Starr das Tuch von der Fassade. Zum Vorschein kam der Schriftzug Homegrown Stuff, der über dem Eingang des Landmarkts noch viel besser wirkte als auf dem Papier. Wie bei dem Entwurf, den Nathalies Freund Fred angefertigt hatte, wurden die einzelnen Buchstaben aus einem Geflecht aus Wurzeln, Ranken, Knollen und Blättern in allen Größen und Formen gebildet. Das erweckte den Eindruck, als wäre der Name ganz natürlich gewachsen. Der einzige Unterschied, der das Werk noch um einiges besser machte, war die Tatsache, dass nun alles dreidimensional umgesetzt worden war und man als Betrachter den Schriftzug aus verschiedenen Blickwinkeln unterschiedlich wahrnahm.

»Wow, ihr habt euch selbst übertroffen!«, rief Nathalie begeistert und applaudierte stürmisch.

Ihre Freundin Louise Cartham schloss sich dem Applaus an, ebenso Ronald Strutner, der für die Region um Earlsraven zuständige Constable. Ebenfalls zur Enthüllung des Schriftzugs gekommen waren an diesem Donnerstagvormittag der Gerichtsmediziner Jean-Louis Talradja, kurz J.L. genannt, der erst vor einer Weile nach Earlsraven gezogene Rechtsanwalt Martin Lazebnik und die Buchhändlerin Paige Rittinghouse.

Umschwirrt wurden beide Gruppen von Yassid Newton, dem jungen Lokalreporter der kürzlich wiederbelebten Regionalzeitung Raven Times, der Dutzende von Fotos schoss, um eine möglichst große Auswahl an Motiven für die nächste Ausgabe zusammenzubekommen.

Belle, die sich passend zum Anlass die langen, bis über die Hüften reichenden Haare moosgrün gefärbt hatte, verneigte sich; ihre Kollegen fassten sich untereinander an den Schultern und reagierten ebenfalls mit einer tiefen Verbeugung auf den anhaltenden Applaus.

Fred zwinkerte Nathalie zu; auch sein strahlendes Lächeln galt nur ihr. Seine Ähnlichkeit mit Marc Bolan war umso verblüffender, je länger seine Haare wurden, doch zum Glück hatte Nathalie nie einen Bezug zu dem vor langer Zeit verstorbenen Sänger gehabt, ausgenommen den, dass ihre Mutter in ihrer Jugend für ihn geschwärmt hatte. Für Nathalie war damit klar, dass es nicht die Ähnlichkeit mit einem Star war, die den Mann für sie so attraktiv machte, sondern der Künstler Fred Estaire selbst.

»Miss Ames«, begann Yassid, als er zu ihr kam, nachdem sich der Applaus gelegt hatte und alle in kleinen Gruppen zusammenstanden und sich unterhielten. »Können Sie mir schon sagen, wann Sie eröffnen werden?«

Nathalie fuhr sich durch die Haare, die ihr bis auf die Schultern fielen und damit so lang waren wie seit ihrer Schulzeit nicht mehr. Obwohl sie sich mit dem viel kürzeren Haar in ihrer alten Heimat Liverpool immer sehr wohlgefühlt hatte, hatte die aktuelle Frisur für sie etwas unerklärlich Befreiendes. »Ich würde es Ihnen gern sagen, Yassid, aber ich weiß es noch nicht. Unsere geniale Künstlertruppe ist im Augenblick noch rund um die Uhr damit beschäftigt, das Innenleben des Marktes zu gestalten, doch das ist ein … na, wie soll ich es ausdrücken? Das ist mehr ein künstlerischer Prozess als ein handwerklicher, und da kann ich keinen fixen Termin bis beispielsweise nächsten Freitag setzen. Da muss ausprobiert werden, welche Materialien am besten geeignet sind, was robust ist und was nicht und so weiter. Das kann in zwei Wochen fertig sein, wenn alles gut läuft, vielleicht jedoch auch erst in zwei Monaten.«

»Aber ich nehme an, die Landwirte aus der Region sind auch schon ungeduldig«, wandte der junge Reporter ein. »Was sagen Sie ihnen?«

»Ja, richtig, doch ihnen kann ich auch nichts anderes sagen, außer dass der Markt fertig ist, wenn er eben fertig ist«, entgegnete sie schulterzuckend. »Allerdings werde ich Ihnen rechtzeitig Bescheid geben; schließlich wollen wir ja auch bei Ihnen Anzeigen schalten, damit die Kunden wissen, wann genau es losgeht.«

»Danke, Miss Ames«, meinte er. »Ich muss jetzt noch die Künstler befragen.«

»Tun Sie das«, erwiderte sie und sah ihm hinterher, wie er zielstrebig auf Fred zuhielt, der aus der Truppe genauso herausstach wie die grünhaarige Belle, gegen die die anderen fast schon farblos wirkten. Das war zum Teil jedoch auch ihre eigene Schuld, da sie vorzugsweise Fred reden und Belle Ideen und Konzepte präsentieren ließen.

»Und? Macht Yassid seine Arbeit gut?«

Nathalie drehte sich um und sah Louise auf sich zukommen, ihre Köchin im Black Feather und inzwischen auch zweifellos ihre beste Freundin. Wegen ihrer kurzen grauen Haare fühlte Nathalie sich bei ihrem Anblick immer an Judi Dench erinnert, obwohl Louise’ Gesicht feiner geschnitten war und, was das anging, eher an Helen Mirren denken ließ. Die zwei Vergleiche waren aber auch noch aus einem anderen Grund sehr treffend für Louise, denn die Schauspielerinnen hatten beide schon Rollen gespielt, die im Geheimagentenmilieu angelegt waren – während Louise tatsächlich beim Geheimdienst gearbeitet hatte. Bei welchem, war zwar nach wie vor ihr Geheimnis, doch wie sie selbst immer sagte, war ein Geheimdienst in dem Moment nicht mehr geheim, in dem sein Name bekannt war. Irgendwann würde Nathalie es ihr aber vielleicht doch noch entlocken …

»Bislang würde ich das schon sagen«, antwortete Nathalie. »Allerdings waren das bisher auch noch keine weltbewegenden Anlässe, über die er berichtet hat. Was soll er schon über unseren Landsupermarkt schreiben, wenn ich ihm noch kein Eröffnungsdatum nennen kann? Er kann seine Leser nur mit einem Bericht über das Konzept und mit Andeutungen hinhalten, was unsere Künstlertruppe aus dem Ladenlokal macht. Es soll ja nicht alles im Voraus verraten werden.«

»Womöglich ist das sogar besser für ihn«, bemerkte die Köchin, während sie sich umdrehte, um einen Blick auf den Jaguar zu werfen, der in diesem Moment auf der anderen Straßenseite anhielt. »Dann wollen die Leser auch mehr von ihm erfahren, und er lernt vielleicht, wie man eine entscheidende Information einsetzt, um maximale Aufmerksamkeit zu erlangen.«

Aus dem Jaguar stieg ein Mann aus, der nach einem Versicherungsvertreter oder Banker aussah. Ordentlich gezogener Seitenscheitel, moderne Brille, glatt rasiert, dazu einer dieser modernen Anzüge, die selbst dann zwei Nummern zu klein aussahen, wenn der Träger von schmächtiger Statur war.

Louise schüttelte den Kopf. »Dieser Blauton sieht eher so aus, als hätte man einem Schlumpf das Fell über die Ohren gezogen«, raunte sie Nathalie zu und deutete mit einem vielsagenden Blick auf den Jaguar-Fahrer, der noch eine Aktenmappe aus dem Kofferraum holte und sich suchend umsah.

Nathalie seufzte leise. »Ich verstehe manche Leute nicht. Das war schon in der Werbeagentur in Liverpool so, in der ich gearbeitet habe. Einige meiner Kolleginnen und Kollegen hielten es für nötig, jeden modischen Unsinn mitzumachen, auch wenn es ihnen gar nicht stand. So wie dieser Zwergenanzug da. Garantiert schweineteuer, und zum Dank sieht man aus wie ein Hampelmann.«

»Und der da will ganz sicher zu dir«, fügte Louise an. »Brauchst du Beistand?«

»Wieso? Willst du mich im Stich lassen?«

»Nein, aber ich möchte unseren eifrigen jungen Reporter davon abhalten, sich auf unsere Kosten zu profilieren«, antwortete die Köchin im Weggehen. »Er verschwindet nämlich gerade in Richtung Hintereingang. Nicht, dass er einen Weg in den Markt findet und die Stände fotografiert, obwohl sie so nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.«

»Oh ja, guter Gedanke, Louise! Ich werde mitk…«

»Miss Ames?«, rief in dem Moment der Jaguar-Fahrer laut genug, dass Nathalie nicht mehr hätte behaupten können, ihn nicht gehört zu haben.

Sie hielt mitten in der Bewegung inne und drehte sich zu dem Neuankömmling um, der ihr nichts Gutes zu verheißen schien. »Ja?«

»Ich heiße Frank Vaughn«, stellte er sich vor. »Mein Name sagt Ihnen vermutlich nichts, aber das ist nicht schlimm. Ich arbeite für verschiedene Auftraggeber, um für sie Verkaufsverhandlungen für gewerbliche Immobilien zu führen.«

»Aha.« Mehr sagte Nathalie nicht, doch das musste sie auch nicht, denn Vaughn war ganz eindeutig nicht der Typ Geschäftsmann, der erst noch darauf wartete, von einem potenziellen Kunden zum Reden aufgefordert zu werden.

»Das ist Ihr Projekt?«, fragte er.

»Ja, ein Landmarkt«, erwiderte sie. »Ein Supermarkt nur für landwirtschaftliche Produkte aus der Region. Nichts Importiertes, nichts Genmanipuliertes, nichts aus Massentierhaltung.«

Vaughn nickte anerkennend. »Also, ich persönlich bewundere Ihren Unternehmergeist, Miss Ames, da bin ich ganz ehrlich. Aber genauso offen und ehrlich muss ich Ihnen auch sagen, dass ich in Ihre Idee keinen Penny investieren würde.«

»So?«, gab sie knapp und in einem Tonfall zurück, der deutlich machen sollte, dass sie an seiner Meinung nicht interessiert war – erst recht nicht in diesem Moment, den sie genießen wollte.

»Ja, sehen Sie, ein solcher Supermarkt hat keine Zukunft. Wer nicht global starten kann oder will, der kann sich die Mühe sparen. Und viel Geld kann er auch sparen.«

»M-hm«, machte sie nur. Noch eine falsche Bemerkung, und sie würde den Kerl zum Teufel jagen.

»Aber Sie haben heute einen Glückstag, denn Sie werden nicht nur Geld sparen, sondern auch noch viel Geld bekommen.«

»Wenn Sie sich nicht schon vorgestellt hätten, würde ich Sie jetzt fragen, ob Sie von der Lottogesellschaft kommen«, gab sie bissig zurück.

Vaughn lächelte, doch dieses Lächeln war eindeutig nur aufgesetzt, um Höflichkeit vorzugaukeln. »Sehen Sie, Miss Ames, mein Auftraggeber bietet Ihnen den doppelten Betrag, den Sie in das Gebäude mitsamt Grundstück und in den Umbau investiert haben. Außerdem fünftausend Pfund für die Übertragung aller Rechte am Namen ›Homegrown Stuff‹.«

»Und warum?«

»Weil mein Auftraggeber global denkt und handelt.«

»Dann will er also weltweit Filialen eröffnen?«, fragte sie.

»Was mein Auftraggeber vorhat, kann ich Ihnen leider nicht sagen, weil ich das selbst nicht weiß. Und wenn ich es wüsste, wäre ich zur Verschwiegenheit verpflichtet.«

»Das heißt, es kann auch sein, dass er mir den Namen nur abkauft, um ihn dann in der Schublade verschwinden zu lassen?«

»Vieles ist möglich, Miss Ames«, meinte Vaughn schulterzuckend. »Sehen Sie, mein Lieblingsitaliener beispielsweise musste schließen, weil sein ärgster Konkurrent genug Geld hatte, um das ganze Haus zu kaufen und die Miete zu verfünffachen. Nachdem mein Stammitaliener zugemacht hatte, eröffnete in den Räumlichkeiten ein Handyshop, und der Konkurrent war das einzige italienische Restaurant im ganzen Viertel.«

»Und nicht annähernd so gut, vermute ich«, sagte sie betont desinteressiert an seinen Ausführungen.

»Eine Zumutung für jeden Gaumen.«

Nathalie nickte lächelnd. »Dann kann ich ja froh sein, dass mir auch das Grundstück gehört und Ihr Auftraggeber keine Möglichkeit hat, mich aus meinem Landmarkt zu vertreiben und Qualität durch Billigware zu ersetzen, die niemand haben will.«

Vaughn überlegte kurz, dann zog er eine Augenbraue hoch. »Heißt das, Sie lehnen das Angebot ab?«

»Sie sind sehr scharfsinnig, Mr Vaughn«, erwiderte sie spöttisch. »Leider werden Sie Ihrem Auftraggeber sagen müssen, dass Sie an mir gescheitert sind.«

Er sah sie einen Moment lang an, dann nickte er verstehend. »Sie sind gut, Miss Ames. Der dreifache Betrag und fünfzehntausend Pfund für den Namen.«

Nathalie hatte sich bereits von ihm weggedreht, als er das sagte. Sie wandte sich ihm wieder zu. »Was war das?«

Vaughn schien zu entgehen, dass ihr Tonfall nicht auf erwachtes Interesse hindeutete, sondern auf Verärgerung darüber, nicht ernst genommen worden zu sein.

»Meine Hochachtung, Miss Ames«, fuhr er in anerkennendem Ton fort. »Sie haben sofort durchschaut, dass das nur ein erstes Angebot war. Viele andere hätten sofort eingeschlagen, um nicht das Risiko einzugehen, dass das Angebot in fünf Minuten schon nicht mehr gültig ist. Aber Sie …«

»… ich habe abgelehnt, weil ich nicht interessiert bin«, stellte sie klar. »Nicht, weil ich mit Ihnen feilschen möchte. Ich verkaufe nicht!«

»Aber …«

»Kommen Sie in zehn Jahren wieder, wenn ich Filialen im ganzen Land eröffnet habe«, sagte sie. »Dann werden wir ja sehen, ob Ihr Auftraggeber genug Geld hat, um die alle zu übernehmen.«

Vaughn schüttelte den Kopf. »Ich … ich verstehe nicht. Dieses Angebot ist doch …«

»… ein Angebot, weiter nichts. Ich habe weder Sie noch sonst jemanden darum gebeten«, stellte sie in ruhigem Tonfall klar, obwohl sie innerlich brodelte. »Sie haben es mir unterbreitet, ich bin nicht interessiert. Das ist alles.«

Der Mann zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen und schien über etwas zu grübeln.

»Nein, Sie haben nichts verkehrt gemacht«, sagte Nathalie. »Ich nehme an, Ihr Auftraggeber war so überzeugt davon, dass ich verkaufen würde, dass Sie das auch geglaubt haben. Tut mir leid, wenn ich Sie enttäuschen muss, Mr Vaughn.«

Er kratzte sich am Kopf und nickte zögerlich. »Na gut, dann … dann bin ich völlig vergeblich hergekommen. Das hatte ich nicht erwartet, Miss Ames. Nun, wenn … Sie meine Karte trotzdem behalten würden … Vielleicht kommen Sie ja zu einer anderen Einschätzung, wenn Sie eine Nacht drüber geschlafen haben. Dann … auf Wiedersehen, Miss Ames!«

»Auf Wiedersehen, Mr Vaughn!«, erwiderte sie und sah ihm hinterher, wie er sichtlich niedergeschlagen zu seinem Wagen ging, einstieg und abfuhr.

»Hattest du nicht gesagt, dass du mitkommen wolltest, Nathalie?«, rief Louise, die soeben um die Ecke des Landsupermarkts bog und den Reporter mitbrachte, der betreten dreinschaute. Offenbar hatte die Köchin ihn dabei ertappt, wie er sich ins Ladenlokal hatte schleichen wollen. »Und wo ist der schmale Typ im Zwergenanzug hin?«

»Der hat das Weite gesucht, nachdem ich ihm klargemacht habe, dass ich meinen Landmarkt nicht verkaufen will«, antwortete Nathalie und zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu, da mit einem Mal ein kühler Wind aufgekommen war, der Regenwolken in ihre Richtung trieb.

»Was willst du verkaufen?«, fragte der Constable, der sich soeben zu ihnen stellte.

Nathalie winkte ab. »Ich will gar nichts verkaufen, Ronald Strutner.« Sie gab ihm Vaughns Visitenkarte. »Kannst du den Kerl mal durchleuchten? Er hat mir ein paar Hunderttausend Pfund geboten, wenn ich seinem Auftraggeber den Markt mit Grundstück und die Rechte an dem Namen ›Homegrown Stuff‹ überlasse.«

»Hm, würde mich nicht wundern, wenn unser werter Sir Alfred Battersfield dahintersteckt«, erwiderte Ronald und steckte die Visitenkarte in die Brusttasche seiner Uniformjacke.

»Das würde zu ihm passen«, stimmte Louise ihm zu, die von ihnen allen die Abgehärtetste war und an diesem Apriltag auf eine Jacke ganz verzichtet hatte. Ihr genügte die Baumwollbluse, deren Ärmel sie auch noch ein Stück hochgekrempelt hatte. »Dass ihm deine Aktion ein Dorn im Auge sein würde, war ja klar gewesen«, sagte sie zu Nathalie. »Aber wenn er dir den Markt jetzt tatsächlich schon abkaufen will, dann muss er sich ja sehr sicher sein, für dieses Projekt ›Raven’s Gate‹ eine Mehrheit zu bekommen.«

»Wenn er bestimmte Fakten verschweigt und vollendete Tatsachen schafft, ehe ihn jemand entlarven kann, dürfte das kein Problem für ihn sein«, meinte Nathalie.

Raven’s Gate war ein Luxuswohnviertel, das in der Nähe von Earlsraven auf dem Gelände eines nicht mehr genutzten Flughafens geplant war, wobei der Flughafen nur einen kleinen Teil des Areals ausmachen sollte. Um das Projekt umzusetzen, mussten umliegende Waldflächen gerodet werden, die aber Heimat für zahlreiche geschützte Tierarten waren. Eine Untersuchung, die Nathalie und Louise in die Hände gefallen war, belegte das zwar, nur wusste davon so gut wie niemand, weil ihre Verbreitung unterdrückt worden war. Auf diese Untersuchung aufmerksam geworden war der Enthüllungsreporter Ewan Forrester, der kurz darauf einem Auftragskiller zum Opfer gefallen war. Bei der Suche nach Forresters Mörder waren sie dann auch auf eine Verbindung zwischen dem Killer und dem Regionalpolitiker Sir Alfred Battersfield gestoßen, die jedoch in der vorhandenen Form nicht als Beweis dienen konnte, dass dieser Politiker den Mord tatsächlich in Auftrag gegeben hatte.

Allerdings sprach alles dafür, dass Battersfield der Drahtzieher war, da er den größten Profit einstreichen würde, sollte Raven’s Gate Wirklichkeit werden. Nathalies Landmarkt spielte dabei eine entscheidende Rolle, da er der geplanten Zufahrtsstraße im Weg stand. Jede Ausweichroute würde für die zukünftigen Bewohner von Raven’s Gate einen beträchtlichen Umweg bedeuten, der der Attraktivität dieses Luxusviertels einen ganz erheblichen Dämpfer versetzen würde.

»Zum Glück haben wir noch etwas Zeit, bis die Idee vorgestellt wird«, sagte Ronald. »Und selbst dann soll erst einmal nur über eine Absichtserklärung abgestimmt werden, ob man Raven’s Gate überhaupt haben will. Bis dahin sollten wir genug Handfestes gegen Sir Alfred in der Hand haben, um seiner Karriere als Politiker ein Ende zu setzen.«

»Ich hoffe, deine Zuversicht lässt dich nicht im Stich«, meinte Louise ein wenig skeptisch.

»Wir können immer noch die unterdrückte Studie verbreiten«, warf Nathalie ein. »Selbst wenn sich kein Beweis finden sollte, dass Battersfield sie unter den Tisch fallen ließ, dürfte ihr Auftauchen für einigen Wirbel sorgen.«

»Richtig«, stimmte der Constable ihr zu. »Und da wir jetzt wieder eine Regionalzeitung haben, können wir uns sicher sein, dass wir es damit auf die Titelseite schaffen, nicht bloß auf Seite zwanzig gleich unter Hägar dem Schrecklichen.«

Nathalie sah sich um und entdeckte den Reporter, der auf seiner Vespa saß und sich den Sturzhelm aufsetzte. Als er sich umschaute, ob die Straße frei war, bemerkte er Nathalie, winkte ihr zu und fuhr los, wahrscheinlich um in der noch sehr kleinen und spartanisch eingerichteten Redaktion der Raven Times seinen nächsten Artikel über »Homegrown Stuff« zu schreiben.

»Was ist denn das? Du flirtest mit jüngeren Männern?«

Nathalie drehte sich um und sah Fred an, der noch als Einziger der Künstlergruppe vor dem Markt stand, bei dem sich Nathalie absolut sicher war, dass er ein Erfolg werden würde. »Eifersüchtig? Das dürfte Yassid aber gefallen, dass du in ihm einen Konkurrenten siehst.«

Fred hob schnell abwehrend die Hände. »Bring ihn bloß nicht auch noch auf die Idee. Der Kleine fühlt sich jetzt schon viel zu wichtig, weil er den Reporter spielen darf.« Er zog das schwarze T-Shirt glatt, das mit allen möglichen Farbspritzern übersät war, und griff nach dem Kittel, den er über den alten Fahrradständer vor dem Eingang geworfen hatte.

»Yassid spielt nicht bloß den Reporter«, widersprach Nathalie. »Er macht das ziemlich gut. Er muss zwar noch das eine oder andere lernen, aber er besitzt diese Neugier, die du in dem Job brauchst, wenn du über das berichten willst, was andere übersehen.« Sie hob flüchtig die Schultern. »Allerdings kann es sein, dass diese Neugier hier auf dem Land verkümmern wird. Momentan ist der Supermarkt die eine große Sache, über die er schreiben kann.«

»Ich muss zugeben«, räumte Fred ein, »über unsere Arbeit im Theater hat er einen ganz guten Artikel verfasst.«

»Sag ich doch, der Junge kann was«, gab sie zurück und griff nach seiner Hand. »Sehen wir uns nachher noch?«

Fred schüttelte bedauernd den Kopf. »Wir wollen deinen Markt fertigstellen, und das heißt, dass wir entweder arbeiten oder schlafen. Für alles andere bleibt da keine Zeit.« Er lächelte sie zärtlich an. »Du willst doch auch, dass es am Ende möglichst perfekt aussieht, und das nimmt bei so vielen Details nun mal viele Arbeitsstunden in Anspruch. Da kann es sich keiner von uns erlauben, eine Auszeit zu nehmen.«

»Ich weiß, ihr seid alles Perfektionisten«, sagte sie und nickte verstehend. »Vielleicht hätte ich mir besser eine Künstlergruppe gesucht, die nur abstrakte Kunst schafft. Dann würde niemand auf die Idee kommen, eine so realistisch wie möglich aussehende Erdbeere an die Wand zu malen. Da könnte einfach irgendein achteckiges Gebilde in Grün und Pink als Erdbeere herhalten.«

»Das hättest du dir früher überlegen müssen«, gab er grinsend zurück. »Oder du hättest einem Kindergarten zwanzig Riesenportionen Eis in Aussicht stellen sollen, damit sich ein Rudel Dreijähriger an den Wänden austobt.«

»Hm«, machte Nathalie. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt? Dann hätte ich euer Honorar einsparen können und wäre mit ein paar Pfund für das Eis ausgekommen.« Mit gespielter Entrüstung sah sie zum Eingang des Landsupermarkts. »Wie wäre das wohl, wenn ich euch einfach nach Hause schicke und ab morgen die Dreijährigen den Rest erledigen lasse?«

»Hahaha!« Fred zog Nathalie so an sich, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Bessere Dreijährige als uns … oh verflixt!«, murmelte er und verdrehte die Augen. »Ich wollte sagen, bessere Künstler als uns kannst du gar nicht finden.«

Lachend stellte sich Nathalie auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf den Mund, der so unverhofft kam, dass Fred nicht mehr reagieren konnte. Als er es tun wollte, hatte sie ihre Lippen längst wieder von seinen gelöst. »Jetzt nicht, Fred. Du weißt, dass unser letzter Kuss kein Ende nehmen wollte. Aber ich werde dich nicht mit so was von deiner Arbeit abhalten.«

»Ich würde dich lieber nicht vom Küssen abhalten«, erwiderte er und seufzte leise.

»Später, du großer Künstler«, sagte sie in einem Tonfall und mit Gesten untermalt, als stünde sie in einer antiken Tragödie auf der Bühne. »Und nun geh hinfort und male einen Käselaib, der so echt aussieht, dass man meint, eine Ecke herausschneiden zu können.«

Fred schaute ein wenig frustriert drein, als er entgegnete: »Tja, dann geh du auch hinfort und tue … na ja, was du tun musst oder willst … was immer das sein mag …«

»Ich fahre mit Louise zum Haus des alten Stevenson«, antwortete Nathalie. »Ich hatte dir doch erzählt, dass das heute versteigert werden soll. Das will ich mir nicht entgehen lassen.«

»Ich wünsche euch viel Spaß, doch bring bitte kein Haus mit nach Haus«, kalauerte er und zwinkerte ihr zu, dann zog er den Kittel über und ging zurück in den Landmarkt.

Als sie um kurz vor halb eins Ron Stevensons Haus erreichten, hatten sich dort bereits zwischen dreißig und vierzig Männer und Frauen versammelt, von denen aber der größte Teil allem Anschein nach Schaulustige aus Earlsraven und dem benachbarten Dunsel waren, um die Auktion mitzuerleben und zu sehen, wer das Rennen machte. An der Versteigerung ernsthaft interessiert schienen nur drei Männer und zwei Frauen zu sein, die sich in der Nähe der fünf am Straßenrand geparkten Fahrzeuge aufhielten. Nur zwei davon waren der Luxusklasse zuzuordnen, die drei anderen zählten zur Mittelklasse. In der Einfahrt zum Haus stand ein Range Rover aus den Siebzigerjahren, der vermutlich dem Auktionator gehörte.

»Hatte Stevenson denn gar keine Verwandten?«, fragte Nathalie, nachdem sie aus ihrem Wagen gestiegen war.

Louise warf schwungvoll die Beifahrertür zu und kam um das Fahrzeug herum. »Er war mal verheiratet, aber seine Frau hat sich vor Jahren von ihm scheiden lassen und wurde wohl seinerzeit ausbezahlt. Kinder hatten die beiden keine, und offensichtlich lebt auch kein anderer Verwandter mehr. Also fällt das Grundstück an die Gemeinde zurück, die jetzt darauf hoffen darf, ein gutes Geschäft damit zu machen.«

»Immerhin scheinen die fünf dahinten interessiert zu sein«, sagte Nathalie. »Das dürfte interessanter werden als nur mit zwei Bietern.«

»Vielleicht. Kann auch sein, dass zwei von denen bloß zum Schein bieten, um den Preis hochzutreiben«, entgegnete die Köchin. »Und anschließend wird dem Drittplatzierten weisgemacht, dass die beiden anderen Bieter sich nur einen dummen Scherz erlaubt und nach der Auktion das Weite gesucht haben. Und dann wird dem Drittplatzierten angeboten, dass man sein Gebot annehmen will, das dann sechzig- oder siebzigtausend oder sogar noch mehr über dem liegt, was er sich ursprünglich als Limit gesetzt hatte. Sein letztes Gebot gilt, und damit ist er angeschmiert.«

»Da bin ich aber mal gespannt, was gleich passiert«, murmelte Nathalie.

Vom Haus selbst war nur wenig zu sehen, da es von einer hohen Mauer umgeben war. Die Zufahrt war ein Stück zurückversetzt, sodass der Auktionator seinen Wagen vor dem geschlossenen Metalltor hatte parken können, ohne vorbeifahrende Autos zu behindern. Über die Mauerkrone hinweg war nur ein Teil des Daches auszumachen, das erkennen ließ, dass das Gebäude recht weit von der Mauer entfernt stand. Hier und da rankte ein wenig Efeu über die Kante, aber das lag vermutlich nur daran, dass sich nach Stevensons Tod niemand mehr um den Garten gekümmert hatte und es sich lediglich um Wildwuchs handelte.

»Ich hoffe, der nächste Besitzer findet diese Mauer genauso schrecklich kahl wie ich und lässt das Efeu einfach wachsen«, sagte Nathalie zu Louise und zeigte auf die Ranken, die verschämt über den Mauerrand lugten.

»Wäre nicht schlecht«, stimmte die andere Frau ihr zu. »Ich komme hier selten vorbei, weil das Haus sehr abseits liegt, aber ich hatte jedes Mal das Gefühl, eine Gefängnismauer vor mir zu haben. Da fehlt nur noch ein Wachturm, von dem aus man die Inhaftierten genau beobachten kann.«