Tempel, Tantra, TukTuks - Melanie Ohland - E-Book

Tempel, Tantra, TukTuks E-Book

Melanie Ohland

0,0
8,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mit 38 Jahren, nach einer weiteren gescheiterten Beziehung und dem Tod eines lieben Menschen, genervt vom Alltag und unerfüllt im Job, beschloss ich, mir endlich meinen Kindheitstraum zu erfüllen: ich kündigte meinen Job, verkaufte mein Auto und warf meine Wohnungstür hinter mir ins Schloss. Mit einem Handgepäcksrucksack, jeder Menge Träume aber ohne Rückflugticket brach ich im Sommer 2022 ganz allein zu meiner ersten Langzeitreise auf. Unsicher, aufgeregt und abenteuerlustig kam ich kurz darauf in Bali an - fest entschlossen, diese Reise zur Zeit meines Lebens zu machen. Nach anfänglicher Überforderung erfasste mich das Reisefieber mit voller Wucht und es begann eine wahre Achterbahnfahrt aus Rollerfahrten, Tempelbesichtigungen, Bootsausflügen und Tinder-Dates. Ich kämpfte mit Einsamkeit, schlechten Straßen und Sprachbarrieren und landete in Indien sogar im Krankenhaus. Aber ich erlebte auch die schönsten, aufregendsten und berührendsten Monate meines Lebens, stand unzählige Male staunend und mit Tränen in den Augen vor Sehenswürdigkeiten und lernte Menschen aus aller Welt kennen, die ich heute meine Freunde nenne. Ich reiste durch Indonesien, Thailand, Vietnam, Kambodscha, Malaysia und Indien, tanzte, schwitzte, heulte (meist vor Freude), aß fantastisches Streetfood und schwamm an den schönsten Stränden. Ich stellte fest, wie schön es war, allein unterwegs zu sein und wie einfach das Leben sein kann - aber auch, dass man vor den eigenen inneren Dämonen nicht davon laufen kann. Wie ich anstatt nach Australien zu fliegen spontan drei Monate auf Koh Phangan in Thailand verbracht habe und dort schließlich meine große Liebe an einem FKK-Strand fand – davon erzähle ich in diesem Buch. Außerdem habe ich die schönsten Bilder dieser fantastischen Reise hineingepackt, damit du dir so richtig Fernweh holen kannst. Komm mit auf eine Reise durch Asien und lass dir Mut machen, deine Reiseträume zu leben!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

 

 

 

Tempel, Tantra, TukTuks

7 Monate unterwegs in Südostasien und Indien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Copyright 2023 Melanie Ohland

Alle Rechte vorbehalten

 

Inhalt

 

Über mich und über dieses Buch

Warum weggehen?

Indonesien

Berlin/Canggu, Bali – Zeit

Canggu, Bali - Pläne und teure Komfortzonen

Ubud, Bali - Höhenluft und Höhenflüge

Ubud, Bali - eat – pray – nap / 4 Tage Ashram

Nusa Penida – Relativ

Senggigi, Lombok – trouble

Senggigi, Lombok – Fremd

Sekotong, Lombok - Nemo und der verschwundene Schneidezahn

Candidasa, Bali - lucky / Vollkommenheit

Exkurs: Gepäck

Thailand 1

Bangkok

Chiang Mai – beautiful broken people

Pai – Mein Herz schlägt höher

Chiang Mai - Elefanten! Und ich glaub ich brauch Urlaub

Koh Phangan – bittersüß

Krabi – Helden

Exkurs: Dating auf Reisen

Kambodscha

Phnom Penh – niemals genug

Siem Reap – Die Nächte kurz, die Tage warm (sehr)

Vietnam

Da Nang - Wenn Eine eine Reise tut…

Da Nang – Vertrauen und Vertrautes

Hoi An – magic

Hué/Hanoi – Scheiß auf die Pläne!

Exkurs: Essen unterwegs

Hanoi/Ha Long Bay – still curious

Sapa – Träum nicht zu klein

Ha Giang: Transfer

Ha Giang Loop Pt. 1 – easy going

Ha Giang Loop Pt. 2 – Herausforderungen

Hanoi/Chiang Mai – Zuhause ist, wo sich das WLAN automatisch verbindet

Exkurs: Muss ich reich sein, um länger zu reisen?

Thailand 2

Chiang Mai – Schokolade, Wünsche, wenig Schlaf

Pai – chasing ghosts

Mae Hong Son Loop Pt. 1

Mae Hong Son Loop Pt. 2 / Pai – likeminded

Koh Phangan – pleasure

Koh Phangan – you make me stay

Koh Phangan - Frieden – am oberen Ende der Möglichkeiten

Exkurs: Was da alles passieren kann!

Koh Phangan – waves

Koh Phangan - Alles, was zählt – dancing with stars

Koh Phangan - finding balance, being close and the art of letting go

Koh Phangan - running from – going to und Ayahuasca

Koh Phangan - Well, well…

Koh Phangan - …und all die schönen Menschen

Koh Phangan - Neunundscheißdreißig

Koh Phangan - Bäm!!!

Exkurs: Allein

Malaysia

Kuala Lumpur – Oha…

Indien

Alleppey/Varkala - Oh Indien!

Munnar – Abwarten und Tee trinken

Varanasi – Lächeln, Tod und Chaos

Goa – Uff!

Goa/Österreich - Zwischen RomCom und Tränen im Müsli

Was danach geschah

Zuckerwattenflügel

Alle Gefühle

Epilog: Und nun?

Über mich und über dieses Buch

 

Hallo und schön, dass wir uns gefunden haben! Ich bin Melanie und habe eigentlich immer ein ganz normales Leben geführt. Ich wurde in Stuttgart (D) geboren und bin später in Oberösterreich zusammen mit meiner Schwester aufgewachsen. In meiner Familie und meinem Bekanntenkreis war ebenfalls alles „normal“: man arbeitet, heiratet, bekommt Kinder und eventuell baut man ein Haus und schafft sich einen Hund an. Richtig Urlaub machten wir als Familie nur ein einziges Mal, da wir ja stattdessen ein großes Haus hatten. Ansonsten war Urlaub auch für mich etwas, das man ein bis zwei Mal im Jahr macht, sofern man sich das leisten kann. Tief in mir hat aber schon immer der Wunsch nach mehr geschlummert, und so bin ich 2022 endlich aufgebrochen zu meinem bisher größten Abenteuer: eine Langzeit-Solo-Reise durch Asien! Wobei ich im letzten Teil meiner Reise mit Begleitung unterwegs bin – aber dazu später mehr.

Abseits des Reisens liebe ich es zu tanzen, im Sommer am See oder am Meer zu sein, gutes Essen und das Leben ganz generell zu genießen. Ich liebe Tiere und hatte bis vor kurzem noch zwei eigene Pferde. Außerdem fahre ich Motorrad – und diese Kenntnisse haben mir in Asien mehr als alles andere geholfen! Am liebsten entdecke ich Neues – Orte, Menschen oder Hobbies. In diesem Buch nehme ich dich mit an einige der wunderschönen Plätze, die ich auf meiner Langzeitreise besucht habe und erzähle sehr ehrlich, wie es mir dabei erging - denn auch im Paradies scheint nicht jeden Tag die Sonne. Vor allem möchte ich dir hiermit Mut machen, dich ebenfalls zu trauen. Ob es eine Langzeitreise durch einen fernen Kontinent oder ein Wochenendausflug in eine nahe Stadt ist – mach es! Und warte vor allem nicht darauf, jemanden zu finden, der dich begleitet. Alleine zu reisen ist eines der befreiendsten Dinge, die ich je getan habe und mit Sicherheit auch weiterhin tun werde. Viel Vergnügen beim Lesen!

 

Dieses Buch ist aus meinem Reiseblog entstanden, den ich vor allem für mich selbst, meine Freunde und meine Familie geschrieben habe. Entsprechend ist auch die verwendete Sprache eine sehr legere – eben so, wie mir der Schnabel gewachsen ist.

 

Achja, noch ein kleines Detail, das im späteren Verlauf des Buches wichtig sein wird: Kurz bevor ich zu meiner Reise aufgebrochen bin, musste ich mich einer langwierigen Zahn-OP unterziehen, bei der mir zunächst einer meiner oberen Schneidezähne gezogen werden musste. Da in so einem Fall der gesamte Neuaufbau-Prozess (Zahnextraktion, Knochenaufbau, Implantat, Krone) insgesamt fast ein Jahr dauert, konnte mir vor Reisebeginn die Krone (also der eigentliche neue Zahn) nicht mehr eingesetzt werden. Ich musste daher mit einem herausnehmbaren provisorischen Kunststoff-Zahn reisen, was zwar optisch nicht auffiel, aber irgendwann zu unvorhergesehenen Herausforderungen führte…

Warum weggehen?

 

Als ich 8 Jahre alt war, erzählte ich jedem, dass ich später, wenn ich einmal groß wäre, mit einem Pferd, einem Esel und einem Hund auf Weltreise gehen würde. Später lauschte ich gebannt meinem Papa, wenn er von seinen Dienstreisen rund um die Welt erzählte. Ich selbst kam lange Zeit über Kurzurlaube innerhalb Europas nicht hinaus, mir fehlte es an Geld und an Reisebegleitung und es blieb bei Träumen und Wünschen.

Als ich 19 Jahre alt war verlor ich meinen Papa viel zu früh an Krebs und ich spürte zum ersten Mal, wie kurz das Leben sein kann. In den nächsten Jahren verreiste ich häufiger und begann auch alleine unterwegs zu sein – im Hinterkopf der Wunsch nach mehr als immer nur maximal 3 Wochen Urlaub am Stück. Ich las Bücher über Weltreisen und alleinreisende Frauen und träumte weiter.

Allerdings hatte ich noch ein weiteres Hobby, das meine Ersparnisse regelmäßig wortwörtlich „auffraß“, nämlich zwei Pferde. Schließlich bekam ich 2020 über meinen damaligen Arbeitgeber die Möglichkeit, ein dreimonatiges Sabbatical zu nehmen. Ich plante, tüftelte an einer Reiseroute und war voller Vorfreude – als der erste Corona Lockdown meine Pläne zunichtemachte. Wenig später erkrankte eine meiner besten Freundinnen schwer und schließlich starb sie Anfang 2021 mit 38 Jahren, viel zu früh und völlig unerwartet.

Ich kam ins Grübeln – wieder mal. Wer sagte mir eigentlich, wie viel Zeit ich noch haben würde? Und was würde ich über mich und meine Träume denken, wenn ich sie am Ende meines Lebens nie verwirklicht hätte – nicht einmal einen Teil davon? Mir war klar, es war höchste Zeit, damit aufzuhören immer nur zu reden und zu träumen und Zeit, etwas zu tun. Ich begann zu sparen, und das fiel mir oft ganz schön schwer. Trotzdem gab ich nicht auf und machte mir bei jeder (okay fast jeder) Anschaffung oder Ausgabe klar, dass ich gerade Geld ausgab, das meine Reise später verkürzen würde.

 

Schließlich entspannte sich auch die Corona Situation langsam, so dass meine Pläne wieder konkreter wurden. Und um endlich Nägel mit Köpfen zu machen, legte ich mich schließlich auf den Sommer 2022 fest. Zuallererst war diese Reise also die Erfüllung eines Lebenstraums. Das tun, wovon ich immer nur gesprochen und geträumt hatte. Nicht nur weit entfernte Länder anzusehen, ohne dabei von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu hasten. Nicht nur frei zu sein von alltäglichen Verpflichtungen und Terminen. Kein Wecker, kein Chef, keine To-Dos, keine Pferde zu versorgen. Mich nur um mich selbst kümmern, in meinem Rhythmus, zu meinen Zeiten, zu meinen Bedingungen, nach meinen Wünschen. Es war auch ein es-mir-beweisen, dass ich all das alleine kann. Ja, ich hatte mir oft gewünscht einen partner in crime für dieses Abenteuer zu haben, am besten einen geliebten Menschen natürlich, jemanden, der denselben Unfug im Kopf hat und mit dem ich all das Schöne (und weniger Schöne), das es zu erleben gab, teilen konnte. Aber das hatte sich nicht ergeben und auf etwas zu warten, das vielleicht nie eintritt, war einfach keine Option.

Wie ich schließlich doch noch genau diesen Partner völlig unerwartet um Mitternacht an einem Strand traf – das liest du unter anderem in diesem Buch!

Indonesien

 

Indonesien ist ein wahrhaft beeindruckendes Land, denn es besteht aus Tausenden Inseln vulkanischen Ursprungs, erstreckt sich auf einer Fläche von knapp 2 Millionen Quadratkilometern (!) und hat 274 Millionen Einwohner. Hier leben zahlreiche unterschiedliche Ethnien, die unterschiedliche Sprachen sprechen und unterschiedlichen Religionen angehören. Die Amtssprache ist Bahasa-Indonesisch, wovon es aber endlos viele Dialekte gibt. Hauptreligion ist der Islam, wobei Bali eine sehr interessante Ausnahme ist, denn die Insel wird ausschließlich von Menschen hinduistischen Glaubens bewohnt. Indonesien war bis 1945 unter niederländischer Kolonialherrschaft und ist heute eine Demokratie. Leider gab es in der Geschichte des Landes häufig Zeiten von Krieg und Gewalt und aufgrund seiner Lage auch immer wieder Naturkatastrophen, wie Erdbeben und Tsunamis. Trotzdem gilt Indonesien grundsätzlich als sicheres Reiseland, vor allem in den touristisch gut erschlossenen Gebieten.

 

Ich habe meine Reise auf der indonesischen Insel Bali begonnen, weil ich dort 2018 bereits drei Wochen Urlaub gemacht hatte. Somit war mir einiges dort vertraut, ich kannte die Gegend ein wenig und wusste, was mich ungefähr erwartet. Nach Bali habe ich noch deren Nachbarinseln Nusa Penida und Lombok besucht. Bali ist eine wirklich sehr einfach zu bereisende Insel, vor allem aufgrund ihrer Beliebtheit. Kultur und Natur sind atemberaubend, die Menschen hilfsbereit und freundlich und auch mit Englisch kommt man gut zurecht. Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, wird ebenfalls fündig, muss aber darauf achten, den Touristenmassen in allzu beliebten Gegenden aus dem Weg zu gehen. Lombok ist deutlich ruhiger und weniger gut erschlossen, aber ebenfalls gut zu bereisen. Auch hier habe ich sehr freundliche Menschen getroffen, die gut ausgebauten Straßen genossen und die Ruhe der wunderschönen Landschaften und Strände.

Berlin/Canggu, Bali – Zeit

13. August 2022 

…war knapp heute Morgen, als ich zuerst noch ganz relaxed am Check-in-Schalter stand, schlussendlich dann aber doch mit Sack und Pack zum Gate rannte. Seit JAHREN musste ich nicht mehr am Schalter einchecken, eigentlich läuft mit Handgepäck ja alles online. Aber eben nicht wenn noch diverse Dokumente kontrolliert werden müssen. Da nützt mir MEINE gute Vorbereitung dann auch nichts, wenn die Leute vor mir in der Schlange nur ratlose Gesichter machen, als die Dame am Schalter nach Impfnachweis, einer bestimmten App und Rückflugtickets fragt.

Also im Laufschritt zum Gate, wer mich kennt, weiß, das ist sowas von nicht meine Stärke (also rennen ganz generell…). Aber hey, ich war schließlich mehr als rechtzeitig da und es hat auch niemand nachgefragt, warum ich statt eines kleinen Handgepäckstücks insgesamt drei mit hatte, eines davon mein Motorradhelm. Dann also 12h Flug und ein Mitreisender neben mir, der die wunderbare Praktik des „manspreadings“ perfektioniert hatte. Weil ich aber keine Lust hatte, mich 12 Stunden lang klein zu machen, hatten wir fast durchgehend Knie-Kontakt. Mir egal. Ansonsten gab es keine Ärgernisse, zum Glück. Ich habe ein bisschen geschlafen, mir Dokumentationen und Filme auf Netflix angesehen und Musik gehört. Da verging sie verdammt langsam, die Zeit. Vor allem mein Rücken hat mir das lange Sitzen übel genommen, also bin ich zwischendurch aufgestanden und den Gang hin und her spaziert.      

Angekommen in Singapur um 5 Uhr früh und die einzige Option für ein Frühstück ohne weite Laufwege war somit ein verdammter Starbucks. Die Bestellung klappte nach minutenlanger innerer Vorbereitung immerhin, aber ich hasse dieses fancy Plastikzeug. Mein Müsli mit Joghurt mische ich nicht gut genug, als löffle ich zum Schluss Erdnussbutter pur. Wie das mit der Öffnung für den Strohhalm bei meinem Frappuccino funktioniert, habe ich erst verstanden, als ich diesen schon teilweise auf meinem Tisch verschüttet hatte. Nice… Nicht.

Aber, danach bin ich satt, immerhin. Wenn ich eines gelernt habe über mich, dann ist es, dass ich in Situationen, in denen ich Geduld brauchen könnte, die mich anstrengen oder nerven könnten und/oder wenn ich übermüdet bin, besser nicht auch noch hungrig bin. Besser für mich, besser für alle Menschen in meiner Nähe. Danach der Anschlussflug und mit diesem in 2,5 Stunden nach Bali. Dort habe ich mir noch am Flughafen Bargeld und eine lokale SIM-Karte besorgt, bevor ich abgeholt wurde – den Transfer habe ich mir gegönnt, weil keine Nerven für irgendwas anderes mehr. Das Auto roch dann so heftig nach Schweißfüßen, dass sich sogar mir der stabile Magen auf Dauer umgedreht hat. Die Fahrt zog sich nämlich, denn der Verkehr in diesem Teil der Insel ist die Hölle. Aber das wusste ich ja und ja, morgen stürze ich mich dann mit einem Roller selbst da rein. Die Zeit verging quälend langsam, mir fielen die Augen zu, ich hatte Durst und war unfassbar müde.

Dafür war der Check-in in zwei Minuten erledigt und mein Zimmer schon fertig. Ich habe mir den zum-Gate-lauf-und-Reise-Schweiß vom Körper geduscht, meinen Bikini angezogen und bin erstmal ein paar Runden geschwommen, bevor ich mich in den Schatten eines Sonnenschirms auf eine Liege gelegt habe und beinahe sofort eingeschlafen bin. Die Schwüle treibt mich dann aber doch in mein Zimmer und ich schlafe dort nochmal ein paar Stunden. Dann war ich quasi wieder ein ganz neuer Mensch und bereit für die „Abendmission“: Mückenspray kaufen, Tattoo-Studio checken und Sonnenuntergang am Strand inklusive Abendessen. Es ist schon wirklich komfortabel, dass ich mich hier ein klein wenig auskenne und so saß ich nur wenig später am Strand, habe mir eine Kokosnuss und Bami goreng bestellt (zusammen für 3 EUR) und der Sonne beim Untergehen und den Surfern beim Wellenreiten zugesehen.

Ich versuche mir klarzumachen, dass das der erste Samstag von unglaublich vielen „Samstagen“ sein wird. Ein (beinahe) ewiges Wochenende. Und Zeit, so verdammt viel Zeit. Ich spaziere in der Dunkelheit den Strand entlang, die Wellen überspülen meine Füße.

Es ist Samstag Abend und in den Bars und Lokalen ist die Hölle los, auch auf den Straßen, an denen ich zurück zum Hostel spaziere. Man geht hier nicht zu Fuß, nein, das tut man einfach nicht! Weil es nicht nötig ist, denn einfach jeder fährt Roller. Weil es gefährlich ist, denn es gibt keine Gehsteige. Egal, heute gehe ich und schaue mich um. Ich hätte noch Zeit für ein Getränk, um neue Leute kennen zu lernen, mich in eine Bar zu setzen. Aber es ist mir alles zu laut und ich gehe einfach zurück in mein Zimmer. Ich versuche mir zu überlegen, was ich die nächsten Tage machen möchte. Wohin, was tun, was sehen? Ich werde fast verrückt, weil ich so ahnungs- und planlos bin und so viel Zeit habe und andererseits jeden Tag so gut wie möglich nutzen möchte und ich spüre, wie mich das lähmt.

Ich lese ein paar Reiseblogs und nehme mir außerdem vor, mir travel buddies zu suchen. Morgen. Einen Roller mieten, mir eine Massage gönnen und das mit dem Tattoo klären – ich habe To Dos, wenn auch keine echten. Aber ich habe das Gefühl, ohne diese würde ich nur herumsitzen, frustriert sein und meine Zeit verschwenden. Mir scheint, es wird eventuell anstrengend mit mir… Mir ist dieser Lebensrhythmus so fremd, dass ich mich völlig verloren fühle. Ich wünsche mir Nichts mehr als einen vertrauten Menschen hier, damit ich nicht alles alleine entscheiden muss. Ich gerate in Versuchung, Menschen anzuschreiben, die ich vermisse, um mich ihrer zu versichern und mich nicht so alleine zu fühlen. Aber nein. Schluss für heute. Schlafen und morgen weitersehen. Es gibt hier nichts zu erledigen, nichts zu beweisen nichts zu erreichen, Melanie.

Achja, es ist hier warm. Sehr. Und schwül. Abends wird es nicht kühler, sondern nur eeeeetwas weniger heiß. Ich werde mich an ständiges Schwitzen gewöhnen müssen. Jammern auf hohem Niveau, i know i know!

Canggu, Bali - Pläne und teure Komfortzonen

14. August 2022

 

Mein Tag begann heute erst gegen Mittag, denn ich habe sehr lange und wirklich gut geschlafen. Es wäre sehr schön, wenn das bitte weiterhin so bleiben könnte, denn ich erinnere mich mit Grausen daran, wie mies ich zu Hause quasi seit Ewigkeiten geschlafen habe. Ich starte mit einem fancy Hipster-Frühstück im Café ums Eck.

Dann zum Scooter Verleih gleich nebenan. Ich habe ziemlich sicher viel zu viel bezahlt, denn handeln habe ich noch nicht angefangen… Nennt mich blöd, aber davor hab ich echt (noch) Hemmungen. Ich nahm also mein neues Gefährt in Empfang und suchte mir ein Ziel ganz in der Nähe heraus. Nein, Roller gefahren bin ich vorher nie, kann ja aber nicht so schwer sein. War es auch nicht. Am angenehmsten im Vergleich zu meiner heißgeliebten Fazer fiel mir das Gewicht auf, ich konnte das Ding herumschieben wie Spielzeug.

Fahren ging gut, es heißt aber hier wirklich aufpassen. Straßenhunde, Touristen, Gegenverkehr, Überholmanöver – a million ways to crash… Mein Ziel war ein schicker Beach Club ums Eck, hier gibt es sonntags nämlich einen Markt. Der ist auch gut besucht und macht durchaus was her zwischen riesigen Palmen und Bananenbäumen, direkt am Meer. Das Angebot könnte 1:1 irgendwo in Berlin zu finden sein: schickes Hipster-Zeug bis zum Abwinken. Hochpreisig natürlich und irgendwo zwischen wirklich schön und einfach nur Standard. Ich war letztlich nur etwas traurig, dass ich schon gefrühstückt hatte, denn es gab auch eine Art Street Food Bereich mit lokalen Spezialitäten (und Baklava – why not?). Ich bin aufgrund meines kleinen Rucksacks und Budgets gegen jede Kauflust immun, außer beim Stand einer Tierschutzorganisation, die Straßenhunde und -Katzen vermittelt und zu diesem Zweck einen ganzen Haufen Babyhunde mit hatten. Einen guten Tisch im Beach Club hätte ich als Alleinreisende eh nicht bekommen, hehe, daher habe ich den Trubel relativ schnell in Richtung Strand verlassen und mir eine Strandliege mit Schirm gegönnt.

Dort bin ich dann auch erstmal geblieben und habe nichts gemacht. Den Surfern zugesehen. Den anderen Menschen rundherum. Und ich habe darüber nachgedacht, welche Pläne ich habe. Schließlich habe ich einen Programmpunkt für morgen fixiert – einen Kochkurs - und dafür werde ich eine gute Strecke mit meinem neuen zweirädrigen Freund zurücklegen. Man plant hier solche Fahrten übrigens mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 30 km/h (auch google maps macht das so). Die Sonne verschwand recht unspektakulär hinter Wolken am Horizont. Aber die Temperatur war dafür wirklich erträglich. Habe ich erwähnt, dass ich eigentlich kein Freund solcher Hitze bin? Mein Körper fühlt sich hier fast ständig irgendwie angestrengt an, obwohl ich wirklich nix mache. Ich bin sehr gespannt, ob sich das noch ändert.

Fürs erste habe ich mir dann noch ein Lokal fürs Abendessen gesucht, und dort unwahrscheinlich leckeres Nasi Campur für gerade mal 4 EUR (inkl. Getränk) gegessen. Wieder im Hostel habe ich meine Ausgaben dokumentiert und festgestellt, dass mir das alles ganz schön teuer kommt. Vor allem mein Zimmer, Einzelnutzung, Pool, Klimaanlage und fußläufig zum Strand, haut rein. Aber auch die Anreise mit teurem Flughafen-Essen, Transfer usw ist nicht ohne. Ich habe mir also Gedanken über meine Weiterreise auf die Nachbarinseln gemacht und die Kosten recherchiert.

Joa. Komfort und das Bewegen in Komfortzonen kosten. Nehme ich zum Hafen ein Rollertaxi, kostet mich das nur ein Drittel von dem, was ein Auto kostet. Schlafe ich im Schlafsaal statt im Einzelzimmer, sieht es ähnlich aus. Geführte Touren statt auf eigene Faust herumfahren – auch das kostet extra. Und was man sich im Urlaub (ist ja nur einmal im Jahr) dann doch meistens gönnt, ist für mich ein echtes Thema. Will ich das wirklich? Beziehungsweise was will ich wirklich? Bin ich schon so alt, dass ich es gerne möglichst „gemütlich“ möchte? Das geht irgendwie gegen meine Ehre.

Aber habe ich was von meinem Insel-Ausflug, wenn ich vorher schon zwei Stunden mit meinem schweren Rucksack auf dem Rücken in der Hitze Balis auf einem Roller unterwegs war? Und woher soll ich das alles wissen? Die Versuchung ist groß und das Angebot auch, sich hier alles organisieren zu lassen, abholen, bringen, unterstützen. Aber das geht so nicht auf Dauer, das ist klar. Naja, das Einzelzimmer glaub ich brauch ich trotzdem. Aber der Rest…

Ich komme also nicht umhin, den schmalen Grat zwischen teurem Komfort und billiger Plackerei zu erkunden. Ahja. Und ich sollte wohl bald mal wieder mit Menschen sprechen… Habe ich bisher nämlich noch nicht. Warum? Kann ich nicht besonders gut. Mag ich nicht besonders gern. Bin ich unsicher. Dass mir hier jetzt keiner kommt mit „Was? Duuuu? Das glaub ich nicht!!“ Doch. Ich. Voll. Schon immer. Gilt übrigens auch für die Rollersache und für eigentlich alles hier. Es soll niemand denken, dass ich das alles total easy, selbstsicher und entspannt mache, denn so ist es überhaupt nicht. Ich mach es eigentlich nur, weil es halt einfach notwendig ist, sofern ich nicht die ganze Zeit am Hotelpool sitzen will.

Im Organisieren und Planen bin ich echt super, im Improvisieren und spontan sein vielleicht viel weniger als ich gehofft habe. Hmpf. Und dabei kommt mir der Tag heute sowieso sensationell unspektakulär vor (was er auch ist) und ein kleiner Teil in mir findet das nicht so gut. Sollten mir nicht unfassbar tolle und spannende Dinge passieren, aufregende neue Bekanntschaften, Erlebnisse, Halli-Galli? Ehrlich gesagt ist mir im Moment eine Sache pro Tag genug. Ich bin immer noch nicht ganz hier angekommen und die Roller-Sache war heute Challenge genug. Okay, es ist auch erst Tag 2 hier… Und für später halte ich fest: Ich kann mir kaum vorstellen, wie es sein könnte, wenn ich hier einen neuen Alltag etabliert habe, denn im Moment ist jede Kleinigkeit irgendwie anstrengend und aufregend und ich bin die meiste Zeit immer noch lost (und das nicht nur äußerlich aufgrund meiner mangelnden Orientierungsfähigkeiten). Jammere ich hier eigentlich gerade darüber, dass ich im Paradies bin und hier wirklich lang bleiben kann???

Ubud, Bali - Höhenluft und Höhenflüge

19. August 2022

 

Ich möchte nicht angeben, aber heute gab es wirklich so viele schöne, berührende, begeisternde Augenblicke – was für ein Tag! Begonnen habe ich mit einer Fahrt Richtung Norden mit meinem Schrotti-Scooter (Abblendlicht und Tacho funktionieren nicht, er scheppert ungemein, fährt sich naja, haha). Und das hat sich mehr als gelohnt, denn mein Frühstück/Mittagessen habe ich mit einem atemberaubenden Blick auf den Mount Batur genossen.

Ich weiß jetzt nicht, ob mich die Höhenluft emotional gemacht hat (eher nicht), jedenfalls wurde mir mal wieder bewusst, was für eine große Sache ich da gerade mache. Wenn all der Schmerz, all die Verluste, all die dunklen einsamen Nächte und die viel zu langen Arbeitstage, wenn all der Frust und die Enttäuschungen, all die Rückschläge und Plackereien, wenn alle Erfahrungen und Erlebnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte nötig waren, um heute hier an diesem Ort sitzen zu können, mit diesen meinen Gegebenheiten – dann war es das wert.

Und dieses Gefühl, dieser Gedanke war überwältigend und so saß ich vor meinem Matcha Latte und mir liefen die Tränen übers Gesicht. Auf dem Rückweg habe ich noch einen Wasserfall besucht, die Strecke führte mich durch wunderschöne Landschaften, über verkehrsarme Straßen und es war herrlich kühl. Auch der Weg zum Wasserfall war sowas von idyllisch. Über viele aber sehr gut ausgebaute Stufen ging es in eine Art kleine Schlucht, durch die ich zum eigentlichen Wasserfall kam. Dort tummelten sich natürlich zahllose Selfie-Jäger auf der Suche nach dem perfekten Bild für Instagram. Eine junge Frau hatte ein Stativ mit und machte sicherlich 50 Aufnahmen, bis sie irgendwann zufrieden schien. Jede Menge Männer machten Fotos ihrer Partnerinnen, die zwar in Bikini/Badeanzug posierten, aber nicht ins Wasser ging. Naja. Ich zog mir auch meinen Bikini an und dann nichts wie da rein. Sicher liebe ich die schönen Fotos, die ich von all den beeindruckenden Orten mache – aber ich sammle vorrangig Erinnerungen.

Danach bin ich zurück zu meinem Guesthouse gefahren und habe mich ein bisschen von der Fahrerei erholt. Zum Nachtmarkt konnte ich mich nicht mehr aufraffen, aber ich war hungrig und entdeckte schließlich die Empfehlung für ein Warung, die sich vielversprechend anhörte. Und es war mehr als das!! Das Warung befindet sich in einem Garten/Hinterhof, ist wunderschön gestaltet und das Essen ist nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch noch unfassbar lecker – und das alles für gerade mal 4 EUR. Zum Abschluss bin ich noch ins Kino gegangen. Gut, ein Horrorfilm war vielleicht nicht die beste Wahl für jemanden, der wegen Schimmel im Zimmer bei offener Zimmertür schläft, aber naja – es gab nur diesen Film! Dafür sitzt man bequem auf Sofas, kann die Beine hochlegen und nebenbei essen und trinken, denn das zugehörige Café liefert quasi in den Kinosaal. Mein Kakao ist sogar im Ticketpreis enthalten – ich liebe es!

Ubud, Bali - eat – pray – nap / 4 Tage Ashram

25. August 2022

 

Wo fang ich an? Also ehrlich gesagt hatte ich mir den Aufenthalt in einem Ashram ein wenig als Zeit für mich, zum Nachdenken und Reflektieren vorgestellt. Mich um nichts kümmern müssen, eine Auszeit von Social Media nehmen, an einem Ort bleiben. Ich hatte mich vorab gut informiert, alle Hinweise auf der Homepage des Ashrams gelesen, auch den Tagesablauf gesehen und dass dieser um 6 Uhr morgens beginnt. Ich war sehr motiviert, wollte wirklich an allen Angeboten teilnehmen, auf mein Handy komplett verzichten und während meines Aufenthalts auch nicht rausgehen.

Was mir von Anfang an unheimlich gut gefallen hatte, war die Philosophie, dass es nicht dogmatisch um eine bestimmte Religion geht (auch wenn vieles an den Hinduismus angelehnt ist) sondern es darum geht, ein guter Mensch zu werden, um damit auch eine bessere Welt zu erschaffen. Meine Unterkunft war eine wunderschöne kleine Hütte mit davor liegendem kleinen Teich mit Fischen und Schildkröten, sowie außenliegendem Bad. Nach meiner Ankunft gab es am Sonntag noch eine Meditation sowie abends die Mantra-Meditation. Nun ist es eben so, dass ich kein Yoga mache. Also, ich hab’s schon versucht, aber eben nicht regelmäßig. Wie mein Körper so beschaffen ist, muss ich nicht weiter ausführen – sportlich oder beweglich sind jedenfalls keine Attribute, die da zutreffen würden.

Alle Meditationen werden dort grundsätzlich auf dem Boden sitzend durchgeführt, es gibt Kissen, aber es bleibt bei Sitzen mit gekreuzten Beinen. Schnell war klar: Die können das alle scheinbar problemlos – aber ich nicht. Mich kostet jede Minute in dieser Sitzposition Kraft und Anstrengung, ein entspanntes Sitzen (wie es eigentlich sein sollte) ist mir einfach nicht möglich. Aber he, wenn das alle können und machen – na dann bemühe ich mich natürlich! Schon beim ersten Abendessen taten mir meine Beine weh und der Rücken und die Arme. Konzentrieren konnte ich mich kaum auf die Meditationen, denn ich musste ja zusehen, dass ich meinen Körper irgendwie in Position halte. Die anderen versicherten mir, dass es ihnen anfangs ähnlich ging, dass mein Körper sich schon daran gewöhnen würde.

Also den Wecker auf 5:30 gestellt und früh ins Bett. Ich hatte die Befürchtung, dass mir dieses sehr frühe Aufstehen große Probleme machen würde. Tatsächlich war ich aber jeden Tag die erste (!) die sich im Tempel zur Mantra Meditation einfand. Danach standen 45 Minuten Yoga auf dem Programm, auch davor hatte ich mindestens großen Respekt. Aber – zu meinem Erstaunen – war das einer der für mich schönsten und angenehmsten Teile des Tages, denn die Übungen waren auch für mich und wirklich für jeden durchführbar und haben richtig Spaß gemacht. Nicht nur Asanas (also die verschiedenen Positionen) sondern auch Atemübungen und vor allem viel Entspannung wurden praktiziert.

Zwischen Mantra Meditation und Yoga gab es noch eine Feuer-Reinigungszeremonie, die ich ebenfalls sehr sehr schön fand. Erst danach, um 8:30 Uhr gab es Frühstück (das Essen war übrigens unglaublich lecker!). Was mir dieser Tagesbeginn wieder einmal sehr deutlich gemacht hat: Ich bin so früh nicht leistungsfähig und auch meine Stimmung ist per se nicht gut. Zwar war mir das schon immer irgendwie klar, hier – ohne Ablenkungen und mit Aufmerksamkeit auf mich selbst – wurde es mir überdeutlich.

Um 10 Uhr wieder Meditation, dabei wurden verschiedene Meditationstechniken beziehungsweise Abläufe erklärt und durchgeführt. Sehr spannend und interessant, aber es war mir unmöglich abzuschalten, weil mein Körper schmerzte und ich ihn mit höchster Anstrengung in der vorgesehenen Sitzposition halten musste. Nach erneutem Mantra-Singen gab es um 12:30 Mittagessen und schon an diesem ersten Tag hatte ich solche Schmerzen in den Beinen, dass ich nicht wusste, wie ich das überstehen sollte – und nur noch weg wollte. Das ist es nämlich, was passiert ist: Ich war so bei mir, so fokussiert und so präsent, dass eben alles so viel stärker spürbar war – körperlich, emotional, alles. Und das Schöne, Friedliche genauso wie das Schmerzhafte, Frustrierende. Dazu keine Ablenkung weit und breit…

Ich war außerdem furchtbar müde (ein Zustand, der die ganze Zeit über anhalten sollte) und fing daher an, in jeder Pause ein Nickerchen zu machen. Um 15 Uhr wieder Meditation, wieder eine andere Meditationstechnik und wieder Quälerei und Schmerzen. Zu guter Letzt um 17:30 wieder Mantra-Meditation und Feuer-Zeremonie und dann Abendessen. Meine Beine schmerzten im Stehen, im Sitzen, im Liegen. Ich begann an der Sinnhaftigkeit meines Aufenthalts zu zweifeln. Wie sollte ich denn hier meinen Geist öffnen und zur Ruhe bringen, wenn ich mich nur auf meinen unzulänglichen Körper konzentrieren konnte? Und warum konnte nur ich nicht, was alle anderen konnten?

Am zweiten Tag saß ich in einer der Pausen vor meiner Hütte und schaute den Fischen und Schildkröten zu (sehr entspannend, kann ich empfehlen!). „Ich bin halt einfach total schlecht in Selbstdisziplin, das war ich schon immer.“ ging mir durch den Kopf. Äh Moment… Kann ja nicht stimmen. Ich war morgens die erste im Tempel, ließ keine Meditation aus und quälte meinen untrainierten Körper immer und immer wieder in die geforderte Position. Eigentlich war das, was ich da gerade machte, eine Perversion von Selbstdisziplin – nämlich über meine Grenzen hinaus, ohne jede Rücksicht auf mein Wohlbefinden. Ahja, na also im Durchhalten und Leiden unter dem Motto „Es geht schon noch, sooo schlimm ist es ja gar nicht, ich halte es schon noch aus.“ bin ich natürlich gut, das war mir schon bekannt. Üblicherweise halt nicht auf körperlicher Ebene…

Nun gab es in der Meditationshalle am Rand Stühle und ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, zu fragen, ob ich zur Meditation nicht auf einem davon sitzen könnte. Aber oh mein Gott: Was denken denn die Leute dann von mir? Wie peinlich ist es denn bitte, in meinem Alter schon auf einem Stuhl sitzen zu müssen, weil man es nicht schafft, seinen Körper in einer Grundform zu halten?       

Es war mir bis zum Mittag des zweiten (bzw. dritten) Tages nicht möglich, über diesen meinen Schatten zu springen. Aber ich konnte irgendwann einfach nicht mehr. Nicht nur körperlich, weil mir wirklich alles weh tat, sondern auch geistig und emotional. Das ständige Gefühl von Unzulänglichkeit und nicht genug können, der Frust, auf diese Art nichts mitnehmen und lernen zu können. Wäre mein Aufenthalt nicht komplett im Voraus bezahlt gewesen – ich wäre gegangen und hätte mir gesagt: Du kannst das einfach nicht, du bist nicht trainiert genug und das ist auch nix für dich.

---ENDE DER LESEPROBE---