Tenoxilibrium - Bernhard Fenge - E-Book

Tenoxilibrium E-Book

Bernhard Fenge

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Beschreibung

Vermeintliche Atomexplosionen löschen die Zivilisation der Menschheit weitgehend aus, alle Lebewesen auf der Erde verschwinden scheinbar spurlos. Ein Familienvater macht sich alleine auf die Suche nach seiner Familie und trifft auf einen scheinbar unbesiegbaren Feind! Einen Feind der nur eine Sache kennt: TENOXILIBRIUM!

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Seitenzahl: 303

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Zerstörung

Draußen

Allein

Unterschlupf

Kassel

Grauen

Enttäuschung

Ein erster Erfolg

Maus

Katze

Ausweglosigkeit

Brennende Steine

Hoffnung

Anna und Melanie

Verschwunden

Wiedersehen

Aufbruch

Autobahn

Die Basis

Flucht

Brut

Die Anlage

Überlebende

Vom Regen in die Traufe

Verlust

Ein neuer Anfang

Anlage Zwei

Erwachen

Wahnsinn

Befreiung

Baumarkt

Fortschritte

Neue Erkenntnisse

Ein schrecklicher Fehler

Festung

Ernüchterung

Angriff

Langsamer Tod

Gestalten

Aufstand

Verzweiflung

Vorwort

Dieses Buch ist die erste und einzige vollständige und korrekte Fassung meiner Geschichte „Tenoxilibrium“. Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von einer bereits fälschlicherweise, veröffentlichen Version, welche durch eine „vermeintliche“ Rechtschreibprüfung verfälscht und beschädigt wurde.

Ich bedanke mich bei allen, insbesondere bei meiner Familie, die mich beim Schreiben dieses Buches unterstützt haben!

Zerstörung

Es war ein ruhiger Abend in Guxhagen. Fred saß mit seiner Familie auf dem Balkon des Mietshauses in dem er seit mehr als 10 Jahren wohnte. Sie waren in den kleinen Ort gezogen, da er verkehrsgünstig lag und auch alles hatte, was man zum Leben brauchte. Ursprünglich kamen Fred und seine Familie aus Ost-Deutschland. Nach der Wende hatten Fred und seine Frau die Arbeit verloren und auf der Suche nach etwas Passendem waren sie schließlich in Nordhessen gelandet. Seit ein paar Tagen hatten sie Urlaub, eigentlich wollten sie verreisen, aber Elena war plötzlich krank geworden. So hatten sie beschlossen zu Hause zu bleiben. Elena schaute aus dem Fenster und wurde durch einen grellen, sehr hellen Blitz aus Ihren Gedanken gerissen. Fred kam ins Zimmer gerannt und beide standen nun dicht vor dem Fenster. In einigen Kilometern Entfernung konnten die beiden deutlich den rot leuchtenden Pilz aufsteigen sehen. Sofort wussten sie was da passiert war. Vollkommen fassungslos wussten beide nicht, was sie machen sollten, kannten sie doch aus dem Fernsehen, was auf eine Atomexplosion folgen würde. Die Ausweglosigkeit lähmte sie vollkommen. Ihre Kinder waren nicht zu Hause, da sie noch mit Freunden unterwegs waren und erst spät in der Nacht nach Hause kommen wollten. Handys hatten Fred und Elena immer abgelehnt, zu neumodisch! Da fiel ihm ein, dass die eh nicht funktionieren würden, auf eine Atomexplosion würde ja ein EMP folgen und somit alle Elektrizität ausgeschaltet werden. Er blickte auf die Lampe an der Decke, jeden Moment müsse die ausgehen…

…ein paar Minuten später wurde er durch das Klingeln an der Haustüre abgelenkt. Verwirrt öffnete er die Türe und vor ihm standen seine beiden Kinder, Gregor und Paula.

„Gott sei Dank! Ihr seid zu Hause!“, rief Fred von den Explosionen sichtlich aufgewühlt.

„Ja, die Party war langweilig!“, sprach Gregor und versteckte sein Gesicht vor seinem Vater.

„Gregor! Du hast eine Prügelei angefangen und die Eltern von Michael haben uns nach Hause geschickt! Gregor war ein zechzehnjähriger blonder Junge mit etwas zu viel Speck auf den Rippen und Paula war die siebzehnjährige große Schwester mit dem Hang zum Tierschutz. Sie war seit Fred und Elena denken konnten schon Vegetarierin und hatte es eigentlich schon als Kleinkind abgelehnt Fleisch zu essen. Paula war groß und schlank gewachsen, die roten Haare und das Temperament hatte sie von ihrer Mutter. Fred schloss die Türe hinter ihnen.

„Wir müssen uns schützen!“, sagte Fred zu seiner Frau und den Kindern. Elena stand immer noch am Fenster. „Wovor sollen wir uns schützen? Und wie sollen wir das anstellen, ich meine wie oder womit sollen wir uns schützen?“, fragte sie schließlich.

Fred wurde durch mehrere kurz hintereinander folgenden grellen Blitze an der Antwort gehindert. Es wurden immer mehr und der Himmel war inzwischen fast ununterbrochen hell erleuchtet. Sie konnten die Explosionen der Atombomben nun auch hören und die Geräusche kamen immer näher. Elena griff nach Fred seiner Hand.

„Packt alles zusammen, was ihr finden könnt, wir verbarrikadieren uns im Keller!“, sagte Fred und zerrte seine Frau hinter sich her.

Schnell rafften Sie alles Essbare und die Sachen, die sie gebrauchen konnten, zusammen. Der Keller in diesem Haus hatte eine Besonderheit. Im eigentlichen Keller war die Tiefgarage, zumindest im vorderen Teil. Der hintere Teil waren Technikräume und ein Treppenhaus, das von oben in den darunterliegenden Keller führte. Der Keller unter der Tiefgarage war für die Mieter und auch Fred und Elena hatten dort einen der Kellerräume angemietet. Eilig hatten sie ihre Sachen nach unten getragen. Fred stolperte bei einem der Versuche die Sachen nach unten zu tragen und stürzte die Treppe hinunter. Dabei brach er sich wohl den Arm, denn er schmerzte so sehr, dass er ihn nicht ohne das Gesicht zu verziehen bewegen konnte. Trotzdem machte er weiter, das hatte er von seinem Vater gelernt. Freds Vater hatte ihm in seiner Kindheit gezeigt was er von sogenannten Faulenzern oder Drückebergern hielt. Einmal war Fred gestürzt und hatte sich das Knie aufgestoßen. Er hatte geweint und wollte seinem Vater nicht beim Schweinefüttern helfen. Sein Vater hatte ihm daraufhin den Hintern grün und blau geschlagen. Er hatte ihn so lange den Hintern versohlt, bis Fred freiwillig beim Füttern geholfen hatte. Immer wieder gab es in Fred seiner Kindheit solche Vorkommnisse, das hatte ihn abgehärtet.

Nachdem sie alles, was sie zu brauchen dachten im Keller hatten, verschloss Fred die Kellertüre und sie warteten ab. Die Explosionen waren nun direkt über und neben ihnen und sie hörten einfach nicht auf. Das Licht war inzwischen erloschen und Strom gab es auch keinen mehr. Stunden später waren alle bis auf Fred vor Erschöpfung und Übermüdung eingeschlafen. Fred blickte immer wieder auf seine Uhr, es war eine alte analoge, digitale waren ihm, wie schon die Handys, zu „neumodisch“! Eigentlich war ihm sehr viel zu „neumodisch“, um nicht zu sagen eigentlich alles.

Nach etwas mehr als einer Woche waren die Geräusche verschwunden, es war totenstill um sie herum. Dunkel und still! Ab und zu konnten sie aus der Ferne noch Explosionen hören, oder die Erde bebte leicht. Je länger sie da tief unter der Erde im Keller unter der Tiefgarage des Wohnhauses ausharrten, umso leiser und unheimlicher wurde die ganze Sache. Die Wochen vergingen dennoch wie im Fluge, wahrscheinlich hielt die Angst vor dem was sie draußen erwartete die Spannung hoch. Immer wieder schreckte einer von ihnen wegen eines vermeintlich näherkommenden Geräusches zusammen. Schlafen konnten sie alle nur unregelmäßig bis gar nicht. Gregor und Paula hatten sich ein paar Spiele ausgedacht, was für etwas Ablenkung sorgte. Fred war mit seinem Arm beschäftigt, den er nicht still oder ruhig halten konnte. Elena versuchte ihn immer wieder zu beruhigen, wenn er sich über die nicht aufhören wollenden Schmerzen beschwerte. Noch immer trauten sich nicht vor die Türe, dazu kam Ihre Angst vor der Strahlung. Elena war sich sicher, dass es Atombomben waren deren Explosionen sie gesehen hatten. Das Wissen über Atombomben stammte entweder aus Schulzeiten oder aus dem Fernsehen. Den Rest bastelte Fred sich so zusammen, wie er es für richtig hielt.

Draußen

Sie harrten weitere Wochen im Keller aus, bevor sie sich aufgrund mangelnder sauberer Luft und den streikenden Batterien, dazu entschlossen aus dem Keller nach oben zu gehen. Fred öffnete langsam die Kellertüre. Das Treppenhaus war komplett voller Betonbrocken, die Treppen an sich waren verschwunden. Nach oben hin war ansonsten alles weg, überall konnten sie durch die Reste der Decke schauen. Dass die Kellerdecke intakt geblieben war, lag wohl an der Tiefgarage die entsprechend stabil gebaut sein musste. Zumindest konnten Fred und Elena da keine andere Erklärung für finden. Trotz einigem überflüssigem Geschwafel, warum sie unten in ihrem Keller von dem Dreck und Schutt nicht erdrückt worden waren. Zusammen kletterten sie so gut und weit es ging an den Betonbrocken hoch. Mal war zu viel Platz vorhanden, dann wieder zu wenig. Trotzdem schafften sie es ohne weitere Blessuren, nur Fred sein Arm war jetzt wieder schlimmer geworden. Elena tastete ihn ab.

„Der ist immer noch gebrochen!“, sagte sie schließlich. „Suchen wir einen Arzt, oder jemanden der uns helfen kann“, erwiderte Fred.

Zusammen schauten sie sich um. Es war nichts mehr da, überall nur Dreck, Staub oder Geröll! Alles war grau und kaputt. Trümmer zierten die Umgebung, man konnte noch nicht einmal mehr Straßen erkennen. Da wo vorher der Ort war, in dem sie gelebt hatten, war nur noch das blanke Nichts! Verzweifelt sackte Elena zusammen. Sie heulte und schluchzte. Fred konnte sie einfach nicht beruhigen, zumal keiner von ihnen verstand, was um sie herum passiert war. Was sollten sie jetzt nur machen, es schien aussichtslos. Gregor und Paula schauten sich in der näheren Umgebung um, während Fred bei Elena blieb und weiter versuchte sie zu beruhigen. Irgendwann tief in der Nacht war Elena vor Erschöpfung endlich wieder eingeschlafen. Fred, Gregor und Paula saßen zusammen und hatten zwischen ein paar Geröllbrocken ein kleines Feuer gemacht. Vor lauter Angst, dass man es sehen konnte schaute Fred sich immer wieder um und starrte teils minutenlang in die Dunkelheit. An schlafen war einfach nicht zu denken! Zu viele Fragen gingen ihm durch den Kopf. Wer hatte sie angegriffen und wo waren all die Leute, die hier um sie herum gewohnt hatten. Sie konnten doch nicht die einzigen sein, die dieses Grauen überlebt hatten.

„Legt Euch schlafen Ihr beiden!“, sagte Fred zu seinen Kindern.

„Aber wir können nicht schlafen!“, erwiderte Paula. Noch bevor Gregor etwas dazu sagen konnte, hatte Fred die beiden angeblafft und ihnen sehr deutlich gemacht, dass er nicht in der Stimmung war mit den beiden eine Diskussion zu führen. Schließlich legten die beiden sich hin und versuchten zu schlafen. Zumindest taten sie so. Fred wollte die Nacht hindurch Wache halten. Am nächsten Morgen wachte Fred auf, als er ein ihm unbekanntes Geräusch hörte. Es war ein Sirren oder ein pfeifendes Sirren.

“Verflucht!“, rief Fred aus.

Er schaute sich um, während Gregor und Paula noch schliefen war von Elena keine Spur. Wo war Elena? Panik breitete sich in ihm aus. Hektisch richtete Fred sich auf und irrte durch die Trümmer und umher liegenden Gesteinsbrocken. Wo er auch schaute, von Elena gab es einfach keine Spur. Verzweifelt rief er ihren Namen. Doch nichts, einfach keine Spur und auch keine Antwort von ihr. Er rannte wahllos in der Gegend herum. Nach einer Weile konnte er in einiger Entfernung jemanden stehen sehen. Aber dieses Sirren störte ihn enorm! Es war so ein nerviges Geräusch und er konnte einfach nicht ausmachen, wo es herkam. Fred eilte in Richtung der Person, die er gesehen hatte. Auch das Sirren kam näher! Sein gebrochener Arm schmerzte sehr, aber er versuchte sich so gut es ging zusammenzureißen. Jetzt konnte er erkennen, dass es sich tatsächlich um Elena handelte. Schnell eilte er zu ihr. Sie stand unterhalb eines Hauses vor einem kleinen Teich. Auf seine Rufe reagierte sie nicht und plötzlich war etwas über ihr. Fred blieb stehen und schaute vor Schock starr in Richtung seiner Frau, als ein Flugobjekt direkt über ihnen Halt gemacht hatte. Es sah aus wie eine übergroße Zigarre mit mehreren Stummelflügeln und einem blau leuchtenden Heck. Ein greller Blitz krachte auf Elena nieder und sie klappte zusammen. Scheinbar ohne Bewusstsein fiel sie auf den Boden und wäre fast kopfüber in den Teich gefallen, wenn das Netz aus dem Flugobjekt sie nicht im letzten Moment aufgefangen hätte. Schnell wurde sie hochgezogen und verschwand schließlich im Bauch der fliegenden Zigarre. Fred rannte los und schrie nach seiner Frau. Aber es war aussichtslos, denn sie war weg und das Flugobjekt beschleunigte schnell. Zusammen mit ihm war auch das Geräusch verschwunden. Um Fred herum herrschte totenstille, nicht einmal die Vögel konnte er hören.

Panik machte sich in Fred breit! Was war das nur, was war hier los??? Plötzlich schossen ihm die Gedanken an Gregor und Paula in den Kopf. Die beiden schliefen ja noch zwischen den Trümmern. So schnell er konnte rannte er in ihre Richtung. Als er nach einer Unendlichkeit endlich dort angekommen war, wo er und seine Familie übernachtet hatten, waren die beiden nicht mehr da. Aber das Feuer brannte wieder. Die beiden mussten aufgewacht sein und hatten wohl das Feuer entzündet. Fred rief nach den beiden.

„Gregor, Paula, wo seid Ihr denn?“, schrie er immer wieder, während er wieder in der Gegend umherlief. Seine Kinder waren weg! Plötzlich hörte er das Sirren wieder und es kam auf ihn zu. Schnell versteckte er sich unter einem Trümmerhaufen. Ein kleiner Kieselstein traf ihn an der Stirn. Fred dachte zuerst das er zufällig von oben auf ihn herabgefallen war. Aber nach einem kurzen Moment hatte ihn noch ein kleiner Kieselstein getroffen und der kam definitiv nicht von oben. Das Sirren hatte wieder dieselbe unerträgliche Lautstärke erreicht wie an dem Teich, kurz bevor Elena von dem Flugobjekt gefangen worden war. Durch einen kleinen Spalt zwischen den Trümmern konnte Fred die fliegende Zigarre genau erkennen. Sie war fast direkt über ihm. Wieder traf Fred ein kleiner Kieselstein und ein paar Meter von ihm entfernt sah er schließlich Gregor aus dem Kellerfenster eines eingestürzten Hauses sehen und neben ihm war Paula. Beide winkten ihm zu. Paula wollte aus dem Kellerfenster klettern, aber Fred winkte ihr hektisch zu und zeigte immer wieder nach oben. Nach einem lauten Knall war das Flugobjekt auf einmal weg. Vorsichtig krabbelte Fred unter seinem Trümmerhaufen hervor und suchte den Himmel nach dem Objekt ab. Aber es war nichts zu sehen. Nachdem er sich sicher fühlte, ging er langsam auf das Kellerfenster zu. Er kletterte hinein und nahm seine Kinder in den Arm.

„Eure Mutter ist weg!“, sagte Fred.

„Was?“, fragte Gregor.

„Weg! Sie ist weg! Dieses fliegende Ding hat sie sich geholt und ist mit ihr davongeflogen!“. Fred konnte nicht weitersprechen, seine Stimme versagte. Er war innerlich vollkommen verzweifelt. Es war einfach nichts Natürliches und erklären konnte er sich die ganze Sache schon gar nicht. Erst die vielen vermeintlichen atomaren Explosionen, dann liegt alles in Trümmern und zum Schluss kommen dann fliegende Zigarren und holen seine Frau. Das war alles einfach zu viel für ihn. Schluchzend setzte er sich in eine Ecke.

“Papa!“, rief Paula. „Bitte sag uns, was mit Mama ist.“ Paula konnte das nicht verstehen, was sollte das heißen mit diesem fliegenden Ding.

„Sag mir, wo Mama ist“, flehte Paula ihren Vater schließlich an.

„Paula, lass mich in Ruhe! Gib mir einen Moment...ich verstehe das alles auch nicht.“, erwiderte Fred.

Er drehte sich weg und gab sich seiner Trauer und Verzweiflung hin. Gregor kletterte aus dem Fenster hinaus und stellte sich vor das Haus und schaute in den Himmel. Der Himmel war strahlend blau, keine einzige Wolke war zu sehen. Die Sonne schien und blendete ihn. Als er sich umdrehte stand Paula mit einem Mal vor ihm. Er hatte gar nicht bemerkt das sie ihm gefolgt war. Fred saß weiter in der Ecke und schluchzte vor sich hin. Das Sirren ließ ihn hochschrecken. Schnell war er am Kellerfenster und rief nach seinen beiden Kindern, die immer noch dastanden. Noch bevor er den Versuch unternehmen konnte aus dem Fenster zu klettern blendeten ihn zwei grelle Blitze. Nach einem kurzen Moment war die Blendung aus seinen Augen verschwunden und er konnte seine beiden Kinder in einiger Entfernung vor sich auf dem Boden liegen sehen. Und im nächsten Moment waren sie auch schon in den Netzen zweier über Ihnen schwebender Zigarren gefangen und im nächsten Moment verschwunden. Das Sirren wurde mit einem Mal leiser und dann war es weg. Wieder diese Totenstille! Als ihm bewusst wurde, was da gerade geschehen war, sackte er zusammen und blieb bewusstlos auf dem Kellerboden liegen. Erst am Abend des nächsten Tages wachte Fred wieder auf. Sein Hals war trocken und der Magen knurrte vor Hunger. Die Stille um ihn herum war beängstigend. Der Hunger und auch der Durst waren ihm vollkommen egal! Er hatte seine Familie verloren und war nun allein. Allein! Was sollte er hier noch und daher beschloss er aus dem Keller zu klettern und sich von diesem Ding einfangen zu lassen. Vielleicht konnte er auf diese Weise seine Familie wiederfinden.

Allein

Auf der Straße suchte Fred nach etwas mit dem er auf sich aufmerksam machen konnte. Schließlich fand er ein Auto, auf das er mit einem Ast einschlug. Richtig Krach machte das nicht, zumal ihn sein gebrochener Arm daran hinderte so richtig loszulegen! Es brachte ihm ein bisschen Genugtuung und Erleichterung. Letztendlich schlug er so lange auf das Auto ein, bis er vollkommen fertig war. Seine Arme brannten vor Schmerz und der Durst war unerträglich. Aber da war einfach kein Sirren! Nichts, da war einfach nur nichts! Selbst der stechende Schmerz in seinem gebrochenen Arm änderte nichts an seiner Situation. Wie konnte das alles nur zusammenpassen, was war das für ein Ding und wie konnte er seine Familie wiederbekommen? Alle seine Gedanken drehten sich nur um seine Kinder und seine geliebte Elena. Nach einer Pause war der Schmerz in seinen Armen langsam erträglicher geworden, aber den Durst und den Hunger konnte er nicht länger ignorieren. Er beschloss daher nach etwas Essbarem zu suchen. Im Ort gab es vor den Bomben mehrere Einkaufmöglichkeiten und so machte er sich auf die Suche nach den Läden. Vielleicht war ja etwas übriggeblieben. Da wo früher das Rewe gestanden hatte, war ein großer Krater! Der Krater reichte bis zu einer Hochgeschwindigkeitstrasse der Bahn. Die Trasse hatte ursprünglich über eine lange Brücke in einen Tunnel geführt, von der Brücke und dem Tunnel war nichts mehr zu sehen, nicht einmal mehr die Brückenpfeiler. Fred schaute sich die Gegend an, dann ging er direkt an den Rand des Kraters und schaute hinunter. Fred fragte sich, was so einen riesigen Krater verursachen konnte. Vorher war hier ein Berg, eine Brücke, ein Tal und auf der anderen Seite wieder ein Berg mit Tunnel gewesen. Jetzt war alles weg, so tief und weit, wie er nur schauen konnte. Die Dunkelheit verbarg den Boden des Kraters. Einen Moment lang, kam ihm der Gedanke sich einfach hinunterzustürzen. Selbstmord! Noch bevor sich der Gedanke manifestieren und Fred ihn umsetzen konnte, wurde er von seiner Wut und Verzweiflung weggefegt. Schließlich lief Fred an dem Krater entlang die Straße hinunter. Auch das unterhalb des Geschäftes gelegene Wohngebiet war verschwunden. Ein Wunder, dass die Straße noch da war. Der Mond stand direkt über ihm und leuchtete friedlich vom Himmel hinab. Fast so, als wäre alles in Ordnung. Hatte er sich das alles eingebildet?

Fred war in Gedanken versunken als er über einen Stein stolperte. Er landete auf der Straße und schlug mit dem Kinn auf dem Asphalt auf. Benommen rappelte er sich auf und wischte sich das Blut vom Kinn. Bei dem Sturz hatte er sich nicht nur das Kinn aufgeschlagen, sondern auch noch auf die Lippe gebissen, die nun wie sein Kinn blutete. Schmerz spürte er keinen, denn es tat ihm ja ohnehin schon alles weh. Langsam taumelte er die Straße in Richtung Dorfmitte den Berg hinab. Als er am Bahnhof angelangt war sah er auf der anderen Seite ein seltsames Fahrzeug. Was konnte das nur wieder sein? Waren es die Angreifer, die seine Welt in Schutt und Asche gelegt hatten, kamen sie nun, um auch ihn zu holen? Bei genauerem Hinsehen konnte er die Ähnlichkeit zu der fliegenden Zigarre genau erkennen. Also musste er vorsichtiger sein! Schon waren die Gedanken wieder da, dass er sich ja fangen lassen könnte. Daher versuchte er so schnell er konnte den Berg am Bahnhof vorbei hinunter durch den Tunnel auf die andere Seite zu gelangen. Der Bahnhof war nur noch ein großer Schutthaufen und der Tunnel zum Teil durch Geröll versperrt. Fred musste sich den Weg freiräumen, was mit seinem gebrochenen Arm nicht sehr einfach war. Es dauerte eine Weile, bis er endlich eine Möglichkeit hatte, durch den Tunnel zu kommen. Als er endlich auf der anderen Seite angekommen war, sah er die Bank, sie war intakt! Nahezu unversehrt, so als würde sie bald wieder aufmachen. Nur ein paar deutlich erkennbare Risse in der Fassade und herabgefallene Ziegel zeugten von der Druckwelle, die hier durchgekommen sein musste. Das Fahrzeug war nicht mehr zu sehen. Fred litt wohl an Halluzinationen! Wahrscheinlich war da gar kein Fahrzeug gewesen und seine Fantasie hatte ihm einen Streich gespielt. Vielleicht war auch einfach nur der Wunsch, endlich wieder bei seiner Familie sein zu können, so groß, dass er sich vieles von dem, was er sah, nur einbildete. Oder die herrschende Radioaktivität fing an seinen Körper zu zerstören und sein Hirn zu vernebeln. Fred betrat den Vorraum der Bank und setzte sich auf einen der dort immer noch bereitstehenden Stühle. Ansonsten war die Bank vollkommen verwüstet. Die Geldautomaten standen bereit für Kunden, nur das Fred bekannte Blinken vom Kartenslot war erloschen und die Bildschirme dunkel. Die Verwüstung konnte Fred sich nicht erklären, war doch das eigentliche Gebäude intakt. Vielleicht hatten Plünderer die Bank verwüstet? Also musste es noch andere Überlebende geben! Die Müdigkeit und der Schwindel vom Sturz machten Fred zu schaffen. Nach einer Pause und dem gescheiterten Versuch die Augen für ein kurzes Nickerchen zuzumachen, verließ er die Bank und ging er weiter den Berg hinunter. Langsam hatte er sich von seinem Sturz einigermaßen erholt und kam wieder besser voran. Er erreichte schließlich die Brücke über die Fulda und schaute auf das Rathaus von Guxhagen. Von dem Gebäude war nur eine einzige Hauswand übriggeblieben. Der Rest des Gebäudes lag auf einem großen Schuttberg mit weiteren kleinen Ausläufern. Aus einem kleineren Ausläufer neben der noch stehenden Hauswand lugten ein paar Hände hervor. Fred war versucht hinzugehen und nachzuschauen ob da noch was zu retten war. Er kletterte den kleinen Hang hinunter und erreichte die Hände. Sie waren staubig und sehr schmutzig! Fred zog leicht an einer der Hände und hatte mit einem Mal einen ganzen Unterarm herausgezogen. Angewidert ließ er den Arm fallen! Er schüttelte sich vor Ekel und musste es kostete ihn einiges an Überwindung wieder nach dem Arm zu schauen. Egal, was dieser Person passiert war, es war nicht durch den Schutt passiert! Fred konnte sehen, dass der Arm abgebissen worden war, aber was zum Teufel hatte nur so große Zähne?

Er musste hier weg! Um nichts in der Welt wollte er dem Biest begegnen, dass diese Verletzungen verursacht hatte. Wie würde nur der Rest aussehen? Schnell ging er zurück auf die Brücke. Um nichts in der Welt wollte er nachschauen, wie der Rest aussehen würde. Auf der anderen Seite der Fulda lagen auch fast alle Gebäude in Trümmern. Die Straße war frei begehbar, hier und da lagen ein paar Steinbrocken oder Haustrümmer herum. Ein paar Autos, beschädigt und teilweise intakt aussehend waren auf der Straße verteilt. Als er am Edeka ankam war er freudig überrascht und zugleich verwundert, denn das Gebäudes schien den Bombenangriff unbeschadet überstanden zu haben. Hier und da gab es wie schon bei der Bank ein paar Risse in der Fassade, aber die Scheiben des Eingangs waren unbeschädigt. Fred suchte in der Gegen etwas, mit dem er sich Zugang verschaffen konnte. Als er nichts Geeignetes fand, entschied er sich einfach einen der Steine, die überall verstreut herumlagen zu nehmen eine der Scheiben einzuwerfen. Mit großem Knall zerbarst die Scheibe, blieb aber so weit intakt, dass Fred immer noch nicht in den Markt konnte. Er brauchte mehrere Versuche, bis er endlich einen Durchbruch geschaffen hatte und kletterte hinein.

Unterschlupf

Es war alles da was ihm die nächsten Tage helfen würde! Fast wie im Schlaraffenland, wenn da nicht die Gedanken an seine Familie gewesen wären. Der schmerzende Arm wurde langsam immer unerträglicher, am liebsten hätte er den Arm einfach abgeschnitten! Seit Wochen diese Schmerzen und sie gingen einfach nicht weg. Schmerzmittel hatte er keine mehr und da, wo er gesucht hatte, war auch nichts Brauchbares zu finden. Fred durchstöberte den großen Edeka-Markt. Langsam ging er Gang für Gang ab und schaute sich alles sehr sorgfältig an. Fred wischte die Gedanken an seine Familie und die Schmerzen in seinem Arm beiseite und versorgte sich mit Essen und Getränken. Nachdem er sich satt gegessen hatte, suchte er nach einem geeigneten Nachtlager, er wollte im Schlaf keine Überraschungen erleben. Im hinteren Teil des Gebäudes war das Lager. Da die Räume dort in Ordnung waren und er sich da sogar einschließen konnte, beschloss er es sich dort bequem zu machen. Er fragte sich, warum der Schlüssel an der Türe gesteckt hatte, aber das gehörte zu den vielen absonderlichen Dingen, die er inzwischen erlebt hatte. Mehrere Tage lang machte er nichts anderes als essen, trinken und schlafen. Wozu sollte er auch etwas anderes machen? Fred war ein Wrack! Solange er sich nicht viel bewegen musste, waren auch die Schmerzen in seinem gesamten Körper kaum spürbar und die von seinem Arm einigermaßen erträglich. Irgendwann fing Fred an die brauchbaren Sachen zu sortieren, dass was ihm am wichtigsten war, nahm er mit ins Lager. Alles, was er nicht mochte, postierte er im vorderen Bereich des Marktes. So konnten sich irgendwelche Eindringlinge daran bedienen und würden den Rest vielleicht in Ruhe lassen. In seiner Vorstellung lieferte er sich ein Rachegefecht mit diesen fliegenden Dingern.

Einige Wochen später hatte Fred das Lager satt und er ging nach draußen. Vor dem Gebäude standen ein paar verlassene und offenstehende Autos. Er schaute in jedes hinein und immer steckte der Schlüssel, so als hätte gerade noch jemand daringesessen oder würde gleich wiederkommen, um damit wegzufahren. Da war ein großer silberner Mercedes, der gefiel Fred. Er setzte sich hinein und drehte den Zündschlüssel. Sofort sprang der Motor an. Fred konnte das gar nicht fassen, er fragte sich, wie das sein konnte, denn auf die Atomexplosionen folgten doch normalerweise elektromagnetische Impulse, die alles Elektrische oder Elektronische lahmlegten und zerstörten. Fred war das egal, endlich hatte er mal Glück nach den vielen schrecklichen Ereignissen der letzten Wochen. Mit diesem Wagen würde er die Gegend erkunden und dann nach anderen Überlebenden suchen. Es müsste ja eigentlich hier nur so wimmeln vor Leuten. Er stand aus dem Platz vor dem Markt neben dem Mercedes und schaute sich um. Erst jetzt fiel ihm auf, dass hier nichts zu sehen war, weder irgendwelche Leichen noch sonst eine Spur von den Leuten, die hier, während der vielen Explosionen doch eigentlich unterwegs gewesen sein mussten. Es war ihm ein Rätsel, kannte er es doch aus den Filmen, dass es zumindest viele verbrannte Leichen geben musste. Aber hier fehlte wirklich alles, auch in den Autos, die hier überall herumstanden, waren keine Spuren zu sehen. Vielleicht hatte die sich auch, so wie er und seine Familie unter dem Boden versteckt und konnten den Explosionen entkommen. Aber wo waren die dann jetzt, vielleicht auch von den fliegenden Zigarren entführt. Niemals! Dann müssten hier ja deutlich mehr von diesen Dingern herumfliegen. Alleine Guxhagen hatte mehrere tausend Einwohner gehabt.

Irgendwo würden die bestimmt sein, wahrscheinlich hatte die Regierung oder der Katastrophenschutz alle in Sicherheit gebracht. Im Keller hatte sie niemand vermutet und so waren sie alleine zurückgeblieben. Fred reparierte schließlich die Türen des Edeka-Marktes und auch die Löcher in der Wand, in einem der Schränke im Büro des Marktes hatte er die Schlüssel für so ziemlich jedes Schloss gefunden. Mit einem Notstromaggregat hatte er es sogar geschafft sich im Markt etwas Elektrizität bereitzustellen. Die Heizung des Marktes lief nun wieder, was bestimmt sehr hilfreich sein würde, wenn er auch den Winter hier im Markt verbringen müsste. Der Fernseher im Büro konnte entweder nur Bilder von den Kameras im Markt oder ein Flimmern. Ein Fernsehprogramm konnte Fred damit jedenfalls nicht empfangen. So sehr er sich auch bemühte, gab es nichts, was ihn mit dem Rest der Welt in Verbindung bringen würde. Keine Nachrichten, keine Informationen und halt auch keine Unterhaltung gegen seine Langeweile. Die Einsamkeit macht ihn zusätzlich zu den Sorgen um seine Familie fertig. Nervlich war Fred am Boden! Immer wieder liefen ihm die Tränen die Wange hinunter, wenn er an seine geliebte Elena oder seine beiden Kinder dachte. Seine Eltern brauchte Fred nicht zu betrauen, die waren beide vor ein paar Jahren bereits gestorben und zu den Eltern von Elena hatte er kein gutes Verhältnis.

Elenas Eltern waren im Gegensatz zu seinen eigenen Eltern Akademiker gewesen. Sie gehörten auch zur Partei und Fred hatte sie im Verdacht, dass sie sogar mit der Stasi in Verbindung standen. Für Fred war die Stasi ein rotes Tuch, sein Vater war zwar bei der Volksarmee gewesen, aber der hatte sich von Partei und Stasi ferngehalten. Immer wieder wurde Fred von seinem Vater vor der Stasi gewarnt, er bläute ihm ständig ein, dass die schlecht und gefährlich waren. Daher war das Verhältnis von ihm zu Elenas Eltern von Anfang an belastet gewesen. Andersrum war es auch nicht besser, sie betrachteten ihn als nichtsnutzigen Sprössling eines Fußsoldaten. Bei jeder Gelegenheit ließen sie Elena wissen, dass sie nichts von ihm hielten und es besser finden würden, wenn sie sich etwas Besseres suchen würde. Aber Elena liebte Fred genauso sehr, wie er sie liebte. Schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hatte es zwischen ihnen gefunkt und sie verstanden sich blendend. Ein Paar wurden sie aber erst knapp ein Jahr später.

Fred verlor sich in der ersten Zeit ohne seine Frau und seine Kinder oft in den Gedanken an die schönen Tage, die sie noch kurz vor den Explosionen miteinander verbracht hatten. Wie sie den Urlaub geplant und davon geträumt hatten am Strand zu liegen, die Füße im Wasser und die Sonne am Himmel. Nun war alles anders gekommen! Nach einiger Zeit hatte Fred sich wieder etwas gefangen und beschlossen, sich in der Umgebung umzusehen.

Kassel

Er belud den Wagen mit allem, was er glaubte, gebrauchen zu können. Dann stieg er in den Mercedes und startete den Motor. Einen Moment saß er einfach nur da und lauschte dem Brummen des Motors. Langsam trat er aufs Gaspedal und verließ den Parkplatz des Marktes. Die Türen hatte er zuvor so gesichert, dass niemand ohne weiteres hineingelangen konnte. Fred fuhr auf die Hauptstraße und bog schließlich auf die Autobahn in Richtung Kassel ab. Auch auf der Autobahn bot sich ihm das gleiche Bild, wie auf dem Parkplatz. Überall standen Autos kreuz und quer herum, so dass er große Mühe hatte durch diesen Dschungel an Fahrzeugen voranzukommen. Die Fahrt von Guxhagen nach Kassel dauerte normalerweise nicht mehr als ein paar Minuten über die Autobahn. Fred brauchte allerdings drei Stunden, bis er endlich die Ausfahrt von der Autobahn in die Innenstadt erreicht hatte. Auch die Gebäude in der Stadt waren zum größten Teil zerstört, hier und da gab es sicherlich noch ein paar die einigermaßen gut aussahen. Aber nirgendwo waren Menschen oder Tiere zu sehen. Wieder war da nur ein sehr großes NICHTS! Eine große Leere, genau wie in Fred selbst. Wenn er nicht schon vollkommen verzweifelt gewesen wäre, hätte er nun noch einen weiteren Grund um seiner Verzweiflung freien Lauf zu lassen. Unheimlich! Die ganze Sache war echt unheimlich und Fred wusste nicht, warum er der Einzige sein sollte, der hier noch herumläuft. Aber es war ja nun mal eine Tatsache das er alleine war und das in einer Stadt, in der bis vor kurzem noch knapp zweihunderttausend Menschen lebten. Wo waren die denn alle hin? Allerdings konnte er in Kassel schon mal ein paar Leichen finden, also gab es doch noch Spuren von anderen Leuten. Wenn es auch Spuren waren, die Fred eher Unbehagen bereiteten, als ihn zu erfreuen. Auch hier viel ihm auf, dass kein einziger Vogel zu sehen war. Kein Mensch, kein Vogel, kein Hund und auch keine Katze! Die Stadt war genauso leergefegt, wie alles was Fred nach der Entführung von Elena und seinen Kindern vorgefunden hatte. So fuhr er mit dem Wagen ins Zentrum, zumindest soweit die Straßen befahrbar waren. Er musste mehrmals umdrehen und einen anderen Weg suchen, aber schließlich stand er mitten auf dem Königsplatz. Auch dort gab es nichts außer Schutt und Dreck. Tagelang suchte Fred die Gegend nach anderen Überlebenden oder Anzeichen für das, was passiert war ab. Aber nichts, immer nur nichts! Nach ein paar Versuchen sich oder sein Leid im Alkohol zu ertränken hatte er den Plan sich fangen zu lassen aufgegeben. Er hatte in jeder Bar oder Kneipe die noch brauchbaren Getränke mitgenommen oder sofort auf ex getrunken. Einmal war er so betrunken, dass er mitten auf der Straße am helllichten Tag eingeschlafen war, vollkommen schutzlos! Die Verzweiflung in ihm war langsam einer unbändigen Wut gewichen. Die Wut auf diese fliegenden Dinger! Er wollte es finden und dann zerstören, genauso wie er das Auto kurz und klein geschlagen hatte. Und er würde das, was damit rumfliegt töten, langsam und grausam, aber er würde es auf jeden Fall töten! Fred hasste Nordkoreaner! Daher stellte er sich vor, dass da ein paar Nordkoreaner drinsitzen würden und wie er sich an ihnen rächen würde, nachdem er aus ihnen herausgeprügelt hatte, wo sie seine Frau und seine Kinder hingebracht hatten. Sein Hass auf Nordkoreaner kam von seinem Vater, er hatte ihm immer wieder von den Gräueltaten berichtet. Die Geschichten seines Vaters hatte Fred nie überprüft oder angezweifelt, was für ihn besser gewesen war. Denn wenn er das auch offen getan hätte, dann hätte ihm sein Vater schnell und aufs äußerste schmerzhaft gezeigt, was er davon gehalten hätte. Wahrscheinlich hätte er Fred wie so oft geschlagen, mit seinem Gürtel war die noch leichteste Art. Gerne setzte sein Vater auch einen Zollstock oder ein Lineal ein, oder die Pferdepeitsche. Wenn er betrunken war, konnte es auch mal eine glühende Zigarette sein.

Elena hatte ihm, nachdem er über die Erlebnisse aus seiner Kindheit mit seinem Vater erzählt hatte, gesagt, wie sie ihn dafür bewunderte was für ein toller Ehemann und Vater er sei, trotz oder wegen der vielen schlimmen Erlebnisse aus seiner Kindheit. Fred war ein vollkommen gewaltfreier Mensch, noch nie hatte er die Hand gegen seine Kinder oder gar seine Frau erhoben. Das wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Er liebte seine Frau und seine Kinder abgöttisch!

Nachdem er sich in seine Wut hineingesteigert hatte und ein paar Scheiben der umliegenden Geschäfte mit Steinen eingeworfen hatte, stieg er wieder in den Mercedes und suchte weiter die Straßen der Stadt nach etwas interessantem ab. Dann fiel ihm in einer Seitenstraße das Schild „JVA“ auf und von der Neugierde angetrieben folgte er dem Schild. Nach ein paar Abbiegungen konnte er die Mauern der JVA sehen. Sofort stoppte er den Wagen, denn über der JVA konnte er ein bläuliches Schimmern erkennen. Die Farbe kannte er nur zu gut von diesen fliegenden Dingern oder von der komischen Katze die er gesehen hatte. Er stieg aus dem Wagen und schlich die Straße entlang, bis er am Eingangstor der Anstalt stand. Das Tor war offen und er konnte durch das Tor in den Durchgang zum Hof vor dem Haupteingang schauen. Vorsichtig betrat er den Durchgang und horchte nach Geräuschen vor oder hinter sich. Auf der anderen Seite des Durchganges glaubte er Stimmen von Überlebenden zu hören. Bei genauerem Hinhören waren es keine Stimmen, vielmehr ein Stöhngewirr. Fred seine Neugier war geweckt und so versuchte er herauszufinden, woher diese Geräusche kamen und was sie verursachten. Er betrat die Stufen der Treppe zum Eingang und schlich vorsichtig hinauf. Oben angelangt schaute er langsam um die Ecke durch die gläserne Tür und konnte einen langen Gang erkennen. Der Gang war verwüstet, überall lagen Papiere und andere Gegenstände herum. Fred zog an der Türe!

Mit einem mulmigen Gefühl betrat Fred den Gang hinein in die JVA. Auch die nächste große Türe vor ihm war offen, die er langsam und sehr vorsichtig einen winzigen Spalt aufzog. Gerade so weit, dass er hindurchlinsen konnte. Die Geräusche wurden deutlich lauter und erkennbarer. Es handelte sich klar um Stöhngeräusche von anderen Menschen, es gab also doch noch weitere Überlebende. Aber warum stöhnten sie andauern, anstatt zu reden oder ähnliches…er musste dem auf die Spur gehen! Durch den Spalt in der Türe konnte er immer noch nicht erkennen, woher die Geräusche kamen, es war nur ein großer gläserner Raum. Nachdem er einen Moment gelauscht hatte, betrat er diesen Raum schließlich und bereute es fast im gleichen Moment. Den Anblick würde er nie aus dem Hirn bekommen! Wie von der Tarantel gebissen hatte er sich umgedreht und war ohne Rücksicht aus der JVA zu seinem Wagen gerannt!

Grauen