The devil lies in the detail - Peter Littger - E-Book

The devil lies in the detail E-Book

Peter Littger

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Beschreibung

Richtiges Englisch? Verdammt schwierig. Millionen Deutsche geben sich für ihr Sprachkönnen eine gute Note, doch selbst die Besten machen Fehler. Humorvoll und geistreich bringt der Autor der erfolgreichen SPIEGEL-ONLINE-Kolumne »Fluent English« Licht ins Dickicht der deutsch-englischen Sprachverwirrung.»I know what you mean.« Spätestens wenn Sie diesen freundlichen Satz von Ihrem englischen oder amerikanischen Gesprächspartner hören, ahnen Sie vielleicht, dass Sie für einen unfreiwillig komischen Moment im englisch-deutschen Sprachaustausch gesorgt haben. Zum Beispiel, wenn Sie beim Eisverkäufer »two ice balls« bestellt, die Kollegen über den »beamer in the conference room« informiert oder sich über eine »genial idea« gefreut haben. But don't make you worries! In 23 Kapiteln erzählt Peter Littger unterhaltsame und nützliche Geschichten von unserem "English made in Germany" und hilft typische Fallstricke in unserem Alltagsenglisch aufzudecken und Missverständnisse zu vermeiden. »The devil lies in the detail« – it's a handy companion for those wanting to improve their English. Mit einem Glossar der 101 teuflischsten Patzer, die wir im Englischen machen

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Seitenzahl: 331

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Peter Littger

The devil lies in the detail

Lustiges und Lehrreiches über unsere Lieblingsfremdsprache

Kurzübersicht

> Buch lesen

> Titelseite

> Inhaltsverzeichnis

> Über Peter Littger

> Über dieses Buch

> Impressum

> Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

Inhaltsverzeichnis

WidmungDer TelefonjokerDer Englisch-PatientWhat would Otto Waalkes say?On the ladies!Amerikanisches HüstelnProbier’s mal mit GemütlichkeitWann ist »über« wieder over?I flip out when you spritz around with waterVerzeih, mein lieber Wasserkocher!Der deutsche SpleenWe not shoot, you not shoot!In der Kürze liegt mehr WürzeWenn das Leben richtig Arbeit machtHoch danebengestochenEin Glas Pillen bitte!I am very sick – I am GermanBaby, can you drive my car?OMG – ich finde das Klo nicht!SupercalifragilisticexpialidociousWir landen kurz und heben dann wieder ab!Word weddingThe tale of Mr Black and Mrs BagIm Vintage liegt die WahrheitAfterword
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Für Johanna

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Der Telefonjoker

Für ganz alltägliche Situationen, und vor allem für die brenzligen, zahlt es sich aus, einen Telefonjoker zu haben, den man immer anrufen kann. Er kann sogar helfen, die richtige Eiscreme zu bestellen und ist besser als jede Wörterbuch-App. Meiner heißt Richard.

Vergangenen Sommer beobachtete ich im (für mich vollkommen unaussprechlichen) walisischen Seebad Aberystwyth eine ältere deutsche Touristin. Sie stand vor einer Eisbude und fragte: »Can I have two ice balls?« Nein, sie war sogar freundlich, wie es sich gehört, und sagte: »Can I please have two ice balls?«

Ich hatte zuvor bemerkt – I had noticed –, dass sie mit ihrem Mann Deutsch sprach. Beide schienen etwas gelangweilt zu sein – they both seemed somewhat bored. Nun brachte sie den Eisverkäufer zum Lachen – he burst out laughing: »My ice balls are not for sale, Ma’am!« Das bedeutete, ganz im Ernst – all jesting aside: »Meine geeisten Hoden verkaufe ich nicht, gnädige Frau!«

Ob die Dame den Scherz verstanden hat, weiß ich natürlich nicht, ich habe sie nicht gefragt. Auf jeden Fall hatte sie mit ihrer Frage allen Anlass zu dieser zweideutigen Anspielung gegeben – man nennt sie »sexual innuendo«, kurz »innuendo«. Oder »nudge nudge wink wink«. (Ein Zitat aus einem Sketch von »Monty Python«, den Sie sich bei YouTube einmal ansehen sollten).

Hätte unsere deutsche Touristin in Wales »two scoops of ice-cream« gesagt, wäre ihre Bestellung keine Erwähnung wert gewesen – her order wouldn’t have been worth a mention.

Immerhin hatte sie der Eisverkäufer angesprochen wie eine Dame: »Ma’am«. Das in den USA eher gebräuchliche »Madam« ziemt sich im Vereinigten Königreich nicht. Es ist sogar eine Beleidigung, weil es eigentlich »Puffmutter« bedeutet. Und diesen Anschein machte die deutsche Touristin wahrlich nicht.

Feine Damen werden also mit »Ma’am« (Mäm oder/und in den USA: Mahm) gerufen (eine albern-eiserne Regel im britischen Englisch sagt, es müsse sich auf »ham«, also häm, reimen), wenngleich die allerhöchsten Stände zuerst einmal mit ihren Titeln (Your Majesty, Your Ladyship etc.) adressiert werden, und dann für den Rest der Unterhaltung Ma’am folgt. Aber das alles führt hier viel zu weit.

 

Natürlich verstand der Eisverkäufer, was die Dame aus Deutschland wollte, und er brachte ihre Bestellung in versöhnlich-freundlichem Ton auf die nächste Schwierigkeitsstufe: »What would you like?«

Herrgott, was heißt denn jetzt noch mal Vanille, Pistazie, Zitrone? Oder gar Brombeere, Johannisbeere? Und wie sagt man »im Becher« oder »in der Waffel«, »mit Sahne« und »mit Streuseln«? Die neuen Herausforderungen waren der Eishungrigen anzusehen.

Was in solchen Situationen helfen kann, ist ein Hochgeschwindigkeitsnetz und eine Wörterbuch-App, am besten eine, die auf Sprechbefehle hört. Aber so etwas nutzt man im Ausland ja meistens nicht, schon weil die notwendige Verbindung ins Internet zu viel Geld kostet. Außerdem lassen derlei mobile Geräte – gadgets – ihre Benutzer in freier Wildbahn und vor Eisbuden dastehen wie verirrte Käpt’n Kirks – like someone totally displaced from outer space. Andererseits ließe sich eben vieles sehr leicht abfragen:

Vanille

vanilla (einfach! Aussprache wah-nilla); hier kommt auch oft das Angebot »frozen custard« ins Spiel: die Eisvariante einer speziellen Vanillecreme, die vor allem in den USA und Großbritannien verbreitet ist. (Franzosen sprechen deshalb von der »crème anglaise«.)

Pistazie

pistachio (pistascho)

Zitrone

lemon

Brombeere

blackberry

Johannisbeere

currant (nicht »cassis« – heißt zwar unter Gärtnern auch schwarze Johannisbeere, ist aber außerhalb von Gärten der Schnaps)

in der Waffel

a cornet please (»Hörnchen«, ist eher britisch); cone; wafer

im Becher

a cup please, oder mit viel Sahne als »sundae« (sann-däy)

am Stiel

an ice lolly (oder iced lolly; in den USA: popsicle, ausgesprochen: popsi-kl)

mit Sahne

with cream please

Streusel

with flakes, brittle, granules please; topping (eher Glasur); crumble, streusel (eher auf Kuchen)

Dass der Streusel in der englischsprachigen Welt ungefähr so viele Bedeutungen hat wie der Schnee bei den Eskimos, war mir früher nie aufgefallen. Ob es noch mehr sind? Spätestens hier wäre es gut, jemanden dabeizuhaben, der weiß, wie Streusel schmecken und wie man sie bestellt. Keine Maschine, sondern einen Menschen, der einem einen Rat geben kann, wenn man mit dem eigenen Englisch oder mit einer App nicht mehr weiterkommt – someone who can help out with the right word. Jemanden, den man anrufen darf und der im richtigen Moment abhebt.

Ich kenne zum Glück so jemanden. Er heißt Richard. Mit ihm könnte ich zum Millionär werden, würde Günther Jauch endlich eine Spezialsendung für Englischkenntnisse machen. Mit Richard im Hintergrund fühle ich mich sicher. In that sort of quiz show, Richard would be my trump card. With him, I feel safe. He could stand in as a proper phone-a-friend lifeline. (So heißt der Telefonjoker in der Fernsehsendung »Who Wants to Be a Millionaire?«, dem Original von Jauchs Ratespiel.)

Die deutsche Touristin in Wales hatte weder das eine – ein Sprechtaschentelefonwörterbuch – noch das andere: den Telefonjoker. So ist es nur der Geschäftstüchtigkeit des Eisverkäufers zu verdanken, dass sie am Ende mit zwei Kugeln Vanille und einem Schokoladenüberguss abgespeist wurde, obwohl sie eigentlich zwei Kugeln Stracciatella wollte, wie sie recht ausführlich ihrem Mann erklärte, der erneut gar nicht lachte.

 

Mir wäre das bestimmt nicht passiert! Schließlich habe ich Richard, mein wandelndes Wörterbuch – a kind of walking dictionary. Obwohl es mich natürlich frustriert, dass er selbst noch nie etwas gefragt hat, denn er spricht tadellos Deutsch. Das macht unsere Beziehung etwas einseitig – in this regard, it’s a one-sided relationship. Somewhat frustrating. Is my English really so much worse than his German? Oder bin ich einfach zu ehrgeizig? Am I overambitious, should I relax more?

Vor allem wer britisches Englisch mag, weiß Richard zu schätzen: Er klingt wie ein Sprecher des »Radio Four Today«-Programms der BBC – was kein Wunder ist, denn dort hat er früher gearbeitet. Heute leitet er eine Redaktion des TV-Senders ITV in London. Das hält mich nicht davon ab, ihn immer wieder anzurufen, sodass ich mein Leben quasi bilingual führen kann:

Ich: Richard, wie heißt der Mittelstreifen auf der Autobahn?

Richard: Central reservation.

Ich: Richard, was ist eine Gratwanderung?

Richard: Balancing act, or tightrope walk.

Ich: Richard, wie schreibt man: Zahlungsziel: 30 Tage?

Richard: Payment terms: 30 days.

Ohne Richard wäre ich aufgeschmissen. In all honesty, without him I’d be lost.

Und dann neulich, plötzlich, rief er mich an. Eventually, I got a call from him. Er reiste gerade durch Süddeutschland, und wir plauderten ein wenig über Städte, die fast keiner kennt, obwohl sie zu den schönsten zählen: Dinkelsbühl, Rottweil, Meersburg. Dann der Moment, auf den ich immer heimlich gewartet hatte. Richards erste Frage!

»Peter, what’s that green shit: Waldmeister?«

Ich muss hier erklären, dass er »shit« anerkennend meinte, in einer Art Anwandlung von Jugendlichkeit – in a somewhat juvenile mood. Ich nehme an, ihm hat der Waldmeister geschmeckt und an früher erinnert. Doch diesen nun zu übersetzen? Seine erste Frage drohte eine Blamage für mich zu werden – an impending humiliation. Ich dachte nach. Mein Telefonjoker war gerade nicht erreichbar, ich sprach ja mit ihm.

Rein botanisch ist Waldmeister »woodruff«. Doch dann fiel mir ein, dass schon Werner Lansburgh in seinem herrlichen Buch »Dear Doosie« erklärt hatte, dass es sich bei Waldmeister schlicht um Farbstoff – artificial colouring – handelt (zum Beispiel in der Version von Dr. Oetker). Anders gesagt: dass es für dieses »unsäglich zarte, waldschattig scheu und gleichwohl schillernd zitternde Grün« einfach keine adäquate Übersetzung gibt. Es bleibt also »Waldmeister«.

I am very sorry, Richard! Werner Lansburgh was quite right in pointing out: »Auch Wörter haben eine Seele.« Und das deutsche »Waldwunderwort« hat sie allemal! Hat es dir denn geschmeckt? Did you like the green shit?

Yes, it was an excellent ice-cream, he replied. In a wafer with sprinkles.

Thank you, Richard. We got off to a good start!

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Der Englisch-Patient

Gesundheit I

Verreisen Sie nie ohne einen gut sortierten Erste-Hilfe-Wortschatz! Denn wenn Sie erst einmal verletzt sind, haben Sie bestimmt keine Nerven, Ihre Wörterbuch-App zu bedienen und Ihr Telefon zu suchen.

Reiselustige Menschen beschäftigt gelegentlich die Frage, wie sie sich eigentlich mit Ärzten verständigen sollen, deren Sprache sie nicht sprechen – people who are fond of travelling wonder at times how they should make themselves understood when dealing with physicians whose language they don’t speak.

Ich habe mir diese Frage leider nie gestellt – unfortunately, I have never asked myself this question. Bis ich im vergangenen Sommer mit meinem ältesten Sohn in New York war, wo wir uns plötzlich in der Notaufnahme eines Krankenhauses wiederfanden! Perhaps I should add that the emergency room is never far away when touring with a kid!

Es begann bei Toys"R”Us am Times Square. Mein Sohn fand den Spielzeugtempel so langweilig, dass er andauernd die Rolltreppe in die falsche Richtung hinauflief. Bis er hinfiel und sich das Schienbein aufschlug – he cut his shin while going up the escalator the wrong way.

Kleinlaut sagte er »Aua« – I heard him saying »ouch« sheepishly. Sein Gesicht war schmerzverzerrt – pain contorted his face –, und das Blut lief in seine Schuhe – his shoes were covered with blood.

»Mein Fuß ist so heiß, und das Bein sticht und pocht und kribbelt«, sagte er verzweifelt. »Und es zieht in den Fuß.« He said it with an obvious air of despair. Und dann fragte er mich noch verzweifelter: »Weißt du, wie man das auf Englisch sagt?«

Ich konnte ihm seine Verzweiflung leider nicht nehmen – I wasn’t able to alleviate his desperation. Denn ich antwortete: »Nein!«

Da guckte er verdutzt. »Papa, du schreibst ein Buch über Englisch, aber das weißt du nicht? Hast du denn wenigstens dein iPhone dabei?«

Keine Frage: Kinder, die im digitalen Zeitalter geboren sind, betrachten den digitalen Datenstrom als ständig verfügbares Hilfsmittel. Vor allem für Notlagen: Langeweile, Hunger (»Wo ist der nächste Supermarkt?«) und anscheinend auch Schmerz – so called »net natives« seem to believe that all their problems can be resolved by digital means.

Schlagartig wurde mir klar, wie schlecht ich auf so einen Moment vorbereitet war. Ich kramte in meinem Gedächtnis nach Wörtern und musste gleichzeitig an meinen mittlerweile verstorbenen Großvater denken. Er war im Jahr 1907 auf die Welt gekommen, genau hundert Jahre vor meinem Sohn, seinem Urenkel – he was born almost exactly one hundred years before his great-grandson. Und er hatte es ohne Online-Wörterbücher und Apps geschafft, 103 Jahre alt zu werden – he had accomplished a very long life without any of these online i-gizmos. Er gehörte einer Generation an, die recht passabel Französisch gelernt hatte, aber kein Englisch – like many in his generation he had picked up sound French, but no English. Trotzdem war er mit über neunzig Jahren noch in die USA gereist.

Wie die meisten Soldaten hat er selten über seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg gesprochen. Aber ich erinnere mich, dass er mir als Kind einmal eine großväterliche Weisheit mitgab, die ich nie vergessen habe – a key take-away I will always remember: Die Sprache sei das einzige Kapital eines Verwundeten. Mit ihr könne er Schmerzen leichter ertragen, Vertrauen zu Ärzten und Schwestern gewinnen und überhaupt verstehen, was passiert. Mein Sohn schien das gerade zu bestätigen: Sprachlosigkeit als äußerste Form der Krise!

»It tickles«, sagte ich vorsichtig. »Ich glaube, man sagt: it tickles.« Es bedeutet: Es kribbelt, es pikst und sticht. Doch es ist so ungenau, dass es zu wenig aussagt. Meinen Telefonjoker Richard konnte ich nicht anrufen. Er war in London, und dort war es kurz vor Mitternacht. Also begann ich tatsächlich in meinen Jackentaschen nach meinem Telefon zu suchen. In der Hoffnung, dass der Akku nicht leer war …

 

Inzwischen gaben sich die lieben Amerikaner um uns herum alle Mühe. Ein Dame von Toys"R”Us hatte längst den Rettungsdienst der New Yorker Feuerwehr alarmiert. Am Hinterausgang an der 44. Straße war schon ein Krankenwagen aufgekreuzt, der mit allen Lichtern blinkte und auf uns wartete – the ambulance had arrived and was blinking like a Christmas tree. Alles wirkte, als wollten sie mit uns eine neue Folge von »Emergency Room« drehen – they seemingly made every effort to stage a new episode of that television series. Es war eine komische Situation: Wir saßen bei Toys"R”Us in der Ecke der Barbiepuppen und spielten die Hauptrollen in einer Episode, deren Text wir nicht kannten – we were starring in this episode but didn’t know the script!

Ein Rettungssanitäter stellte sich vor: »Hi, I’m John.« Er hatte eine rollende Liege dabei – a paramedic turned up with his stretcher. In America they call it »gurney«. Er fragte meinen Sohn: »Are you o.k.?« Der antwortete auf Deutsch »mittel« und wedelte mit der Hand. Es war eine lässige und originelle Reaktion, um aus der Sprachklemme herauszukommen! John wandte sich mir zu: »What does he feel? Any noticeable sensations?«

Wie sagt man denn nun »stechen« und »pochen« und »kribbeln« und »Es zieht in den Fuß«? Als Kölner ist es mir nicht fremd, über Schmerzen und Gefühle zu sprechen. Rheinländer kleiden ihre »Jeföhle« bekanntlich auch ohne Aufforderung in Worte: »Isch han Kopp-ping.« Und tatsächlich wirkt der Schmerz auf Kölsch, man sagt »Ping«, wie eine eigentümliche Kreuzung aus Chinesisch und Englisch.

Der Sanitäter John, der meine geistige Abwesenheit wohl bemerkt hatte – surely he had noticed my bemusement –, fragte noch einmal: »Is your boy alright? Any pang?«

Pang! Ein Wort wie ein Stromschlag! Ein plötzlicher Motivationsschub, der meinen Vokabelschatz reaktivierte, der tief in meinem Gedächtnis schlummerte – the word reactivated my memory. Es fuhr so tief in mich wie »pang«-Schmerzen manchmal fahren. Man sagt zum Beispiel: »It felt like a pang in my heart« – ein tiefer Schmerz im Herzen. Auch kann »pang« einen Seelen- und Gefühlsschmerz ausdrücken: »The memory of my uncle falling off the cliff came back to me with a pang.« Ich rate Ihnen, »pang« auf der Stelle in Ihren aktiven englischen Wortschatz aufzunehmen!

Es schoss aus mir heraus – I fired away: »Yes, my son has a pang. His foot feels warm from inside. The shin prickles. And it’s throbbing and tickling. And the pain is dragging into his foot.«

Doch zuerst musste ich noch ein Formular unterschreiben, das mir die Dame von Toys"R”Us unter die Nase hielt: »Disclaimer of liability« – Haftungsausschluss. Sie hatte sich in der Zwischenzeit die Videoaufzeichnungen der Rolltreppe angesehen: »Your boy went up the escalator the wrong way. That’s not our fault. Please sign here.« Als hätten wir das nicht längst gewusst!

Die Fahrt im Krankenwagen dauerte länger als ich dachte. Es quietschten keine Reifen und die blauen, gelben und roten Leuchten des Wagens blieben auch aus. Waren wir kein Notfall mehr? Mein Sohn schlief auf der Trage ein, es sah gemütlich aus – his place on the stretcher looked extremely comfy.

Das war eine gute Gelegenheit, noch einmal über die besten Schmerzausdrücke nachzudenken und sie in einen Erste-Hilfe-Koffer der Wörter zu packen. Ohne ihn werde ich nie mehr verreisen!

It’s prickling|it prickles|I have a prickling sensation

Es kribbelt. Auch: Es kratzt. (Sagen Sie »to scratch« nur, wenn Sie sich selber kratzen: »I scratch myself.« Wenn es im Hals kratzt, sagt man: »My throat feels rough.«)

I have got a numb feeling|sensation

Ich habe ein taubes Gefühl. Ähnlich wie: »I hardly feel anything.«

It’s tingling|it tingles

Es kribbelt schon wieder. Diesmal geht es etwas mehr ins Kitzeln. Vielleicht, wenn eine Wunde heilt.

It’s tickling|it tickles

Wenn es wirklich nur kitzelt.

It’s like pins and needles

Und noch einmal: Ich spüre ein Kribbeln. Und wenn der Fuß einschläft: »I have got pins and needles in my foot.«

It’s itching|it itches|itching sensation

Es juckt.

It’s burning|it burns|burning sensation

Es brennt.

It’s smarting|it smarts

Es brennt. Ähnlich wie »it’s sore«: Es brennt, es ist wund.

It’s biting|it bites

Es brennt.

It’s throbbing|it throbs|throbbing sensation

Es pocht.

I’ve got sharp pain(s)

Ich habe einen stechenden Schmerz. Die Mehrzahl klingt besser. Aber sagen Sie nicht »a pain«. Sie können auch »in pain« sein: »I am in great pain.« (klingt schlimm!)

I’ve got dull pain(s)

Ich habe einen dumpfen Schmerz.

I’ve got nagging pain(s)

Ich habe einen bohrenden Schmerz.

I’ve got dragging pain(s)

Ich habe ziehende Schmerzen.

It’s piercing|I have got piercing pain(s)

Ich habe einen stechenden/bohrenden Schmerz.

It’s stinging|it stings|I have got stinging pain(s)

Ich habe einen stechenden, beißenden Schmerz.

Ich erinnere mich daran, dass ich mir vor Jahren einmal die Bänder und den Fuß verletzt hatte. Wenn man sich aussuchen könnte, wo man sich verletzt, würde ich immer Neuseeland wählen! Nicht nur, dass die Versorgung ausgezeichnet ist. Das dortige Gesundheitssystem übernimmt auch alle Kosten – it’s an excellent place to seek medical treatment as they bear all costs. Oder wie man sich in den Kneipen von Neuseeland zuruft: »It’s my shout!« Ich zahl die Runde! In den Krankenhäusern machen sie das auch. In den USA leider nicht!

Ich lernte damals eine Menge Vokabeln rund um meine Beine und ihre Bänder – the ligaments. Die Kreuzbänder im Knie sind »cruciate ligaments«. Bänder zu stauchen oder zu zerren, nennt man »ligament sprain« oder »a pulled ligament«. Eine Dehnung ist »a stretched ligament« oder »strained ligaments«. (Be careful: Don’t confuse the terms »sprain« and »strain«!) Ein vollständiger Riss eines Bandes ist »ligament rupture« oder lateinisch »desmorrhexis«. Dasselbe gilt für die Muskeln – the muscles.

Das Unangenehme in meinem Fall war der Kapselriss im Fuß. Im Deutschen ist das einfach gesagt. Im Englischen muss man etwas ausholen: »a laceration of the capsule«. Erspart blieb mir zum Glück ein Bruch: »fracture«. Zum Beispiel des Fußgelenks – the ankle. Die Handgelenke heißen »wrist«, der »Ellbogen« ist »elbow«. Alle anderen Gelenke werden als »joints« bezeichnet, etwa ein Fingergelenk: »knuckle joint«, ein Kniegelenk: »knee joint«, oder ein Hüftgelenk: »hip joint«. Und ein künstliches Hüftgelenk? It’s an artificial hip joint. Und weil ich gerade dabei bin: Hier noch einige wichtige Stellen, die Sie sich verletzen könnten. Von oben nach unten:

Stirn

forehead

Hinterkopf

occiput; man spricht es oksi-pod.

Schlüsselbein

collar bone (»Kragenknochen«) Und da der Schlüssel auf Lateinisch »clavis« heißt, sagt man auch »clavicle«.

Unterarm

forearm (Und was bedeutet »underarm«? Das ist die Achselhöhle, aber die verletzen Sie sich bestimmt nicht.)

Sehnenscheidenentzündung

Jede Art der Sehnenscheidenentzündung ist »tendinitis« (Mir ist allerdings eine andere Bezeichnung in diesem Moment etwas geläufiger: »typewriter’s cramp«.)

Rippe

rib

Leiste

groin. Einen Leistenbruch nennt man »hernia«.

Meniskus

meniscus

Schienbein

shin; der Knochen: »tibia«

Wadenbein

calf; der Knochen: »fibula«

Und was ist die Zivilisationskrankheit Nummer eins: der Bandscheibenvorfall? It’s called »slipped disc«. In den USA mit dem seltenen »k«: »slipped disk«.

 

Der Rest unserer Geschichte in New York ist übrigens schnell erzählt: Nachdem wir im Mount Sinai Roosevelt Hospital aufgenommen worden waren, wurde mein Sohn zuerst geröntgt und später mit drei Stichen genäht – first we had to register, then my son was x-rayed and later he got three stiches in his shin. (Das man übrigens nicht mit dem »chin« verwechseln darf: dem Kinn. Die Aussprache: schinn und tschinn. Ähnlich wie Chicago und Cheers.)

Before we were able to leave the spot, I had to pay $1,700. Unsere Versicherung erstattete die Summe – the insurance covered the amount. Wer glaubt, dass das teuer war, täuscht sich allerdings: Krankenwagenfahrt, Röntgen, Nähen und ein Kaffee – meine Oma hätte gesagt: Das summiert sich – it all mounts up! In other words: It wasn’t hefty charges. It was reasonable – angemessen.

Und wo ich gerade von »charges« spreche – speaking of charges: Wer aus einem Krankenhaus entlassen werden will, fragt nicht: »When will I be freed/released/liberated?«. Das fragt man in Gefangenschaft! Die Zauberformel lautet: »When will I be discharged?« »Discharge« hat viele Bedeutungen, in der Sprache der Mediziner beschreibt es übrigens auch eine nässende Wunde: »a discharging wound«.

Aber dieses Problem hatten wir ja nun gebannt. Wir wurden entlassen. Mein Sohn konnte laufen, und so gingen wir für den Rest des Tages keine Rolltreppen mehr hoch oder runter, sondern zur Erholung von diesem kleinen Schock lieber einen Hamburger essen.

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What would Otto Waalkes say?

Filserenglisch

Mal irren wir auf dem »woodway«, mal mieten wir »meatwagen«, mal verballhornen wir Marken wie »Kentucky schreit ficken« – seit dreißig Jahren ist Filserenglisch eine Spezialität aus Deutschland. Schon Bundespräsident Richard von Weizsäcker hatte damit Spaß!

Ich kenne meinen Freund Axel seit den Achtzigerjahren, der ersten Hochphase des deutsch-englischen Kauderwelschs – I met him during the first heyday of German-English gibberish. Nur so kann ich erklären, dass er seine Heimatstadt Wuppertal heute noch »Wuppervalley« nennt.

Wenn ich Axel sehe, fragt einer von uns: »How goes it you?«

Und der andere antwortet: »Nice. You?«

Und wenn wir uns verabschieden, sagt Axel manchmal: »I wish you what.«

Dann antworte ich: »I you too. Armpit!«

Selbstverständlich ist das kein verkehrsübliches Englisch – it goes without saying that this is not standard English. Aber wir sind längst nicht die Einzigen, die so sprechen – Axel and I aren’t alone in that regard. Kennen Sie zum Beispiel das Werbeposter der Berliner Stadtreinigung BSR, das zwei Müllmänner in ihren orangenen Anzügen zeigt? Der eine lehnte sich versonnen an den anderen und über den beiden stand: »We kehr for you.«

Neulich stieß Florian zu uns, ein alter Bekannter aus Wuppervalley. Er teilte uns mit: »I now live in intestinal city.« Wir dachten kurz nach. Ha, klar: Darmstadt!

Briten oder Amerikaner, die so etwas lesen, verstehen nur Bahnhof. It requires a decent command of German to get the essence of that nonsense – nur wer Deutsch spricht, versteht den Quatsch.

Doch was soll’s! Axel und ich sind ja unter uns – that’s just between the two of us! Warum sollten wir also Rücksicht darauf nehmen, ob uns gemeine Amerikaner oder Briten verstehen? Wer sich in verständlichem Englisch verabschieden will, sagt: »Take it easy«, »Take care« oder »Have a good one«. Und antwortet dann: »And you.« Doch solche stinknormalen Sätze machen weniger Spaß.

 

Machen wir uns nichts vor – let’s face it: Unsere Pubertät fiel in eine schwierige Zeit für jeden, der ein tadelloses Englisch lernen wollte – our formative years were not blessed with the best learning conditions for flawless English. Schließlich sind Axel, Florian und ich die Kinder von Otto Waalkes, der vor ungefähr dreißig Jahren »English for Runaways« unterrichtete – it was thirty years ago when we were taught by Otto Waalkes how to speak German and make it sound like English.

Unter Komikern wurde das Spaßenglisch daraufhin zur Tradition. Zehn Jahre später war zum Beispiel die Sendung »RTL Samstag Nacht« voll davon. Ich erinnere mich an »Kentucky schreit ficken« von Stefan Jürgens und Olli Dittrich – because jokes about »Kentucky Fried Chicken« wouldn’t have been just as spaßig!

Auch heute muss ich sehr oft an Otto Waalkes denken. Zum Beispiel wenn ich Werbung sehe. Die Autovermietung »Starcar«, ein sogenannter Billiganbieter – a low-cost rental car company –, bezeichnet ihre Fahrzeuge als »Meatwagen« und schreibt dazu die Zeile: »Billige Jokes – billige Autos.« What would Otto Waalkes say? Wahrscheinlich genau das!

 

Doch Waalkes, der Witzbold aus Emden, war längst nicht der einzige Pionier denglischer Sprachkultur. Die Menschen, die in den Achtzigern etwas älter waren als Axel und ich, amüsierten sich über die »Filserbriefe« in der Süddeutschen Zeitung. Sie enthielten Alltagsbetrachtungen einer Journalistin namens Gisela Daum, die frei nach ihrer deutschen Schnauze an einen gewissen Peter in London schrieb. Dafür plünderte sie den englischen Wortschatz und drehte ihn durch den Fleischwolf. Hinten heraus kam ein Haufen Sprachhack aus deutschen Sätzen und Redewendungen mit englischem Vokabular und Klang: »Sorry, that I fall so with the door in the house.« Oder: »Here comes me an idea.«

Gisela mangled English and German in such a brutal manner that the result was truly bloody. It consisted of German syntax and idioms and English vocabulary and sound, such as: »You are on the woodway.« Another example: »That makes overhead nothing out.«

Genau dieser Kauderwelsch ist der Urtext der Späße, die Axel und ich und viele andere Deutsche heute noch treiben – exactly this gibberish is the urtext for our pranks.

Es waren übrigens zwei in Deutschland stationierte britische Soldaten, die 1986 die Filser-Hymne sangen. Sie nannten sich »Bruce&Bongo«, und ihr Gassenhauer »Geil« wurde viele Woche im Radio gespielt und der ganzen Welt auf MTV gezeigt. Wir alle nervten unsere Eltern mit dem Refrain:

»Boris ist geil.

Affen sind geil.

Everbody’s geil, g-g-g-g-geil.«

 

Doch was hat uns eigentlich damals wie heute so am Filserenglisch »beghostered« – what has made us Germans so excited about Filserenglish? Here is what I think: Zunächst einmal konnten wir über den Unsinn besonders laut lachen, weil wir ihn verstanden. Es war leicht, ihn nachzumachen – first of all we enjoyed the fact we got it. Hence, we were able to replicate it easily. Und weil uns Gisela Daum regelmäßig, manchmal wöchentlich, mit ihrem deutsch-englischen Hack versorgte, hatten die Deutschen auf Partys oder im Büro immer neues Kauderwelsch auf Lager. Also we benefitted very much from Gisela’s effort to serve us on a regular basis with her German-English mishmash, so that there was always a lot to tell at parties or in the office. No surprise that readers bombarded Gisela with their letters – manchmal konnte sie sich vor Leserbriefen nicht retten.

Überhaupt: Dass Filserenglisch in den Achtzigerjahren entstand, ist kein Zufall. Der Spaß erforderte schließlich ein Mindestmaß an Englischkenntnissen – it wasn’t a coincidence that Filserenglish kicked off in the eighties for it required a basic command of English, which we Germans had attained by then. Erforderlich war ein Grundvokabular, das wenigstens so groß war wie später der Wortschatz von George W. Bush. Er regierte als US-Präsident mit geschätzten hundert Wörtern und sprach auch eine Art Englisch-Hack – but that’s an entirely different story.

Fast vierzig Jahre waren wir Deutschen von den Filmen, der Musik, den Produkten und der Werbung, kurz: dem Lebensgefühl der englischsprachigen Welt berieselt worden. Das war die Voraussetzung für einen neuen, spielerischen Umgang mit jener fremden und zugleich höchst vertrauten Kultur. Being German, we felt spurred on to creating something new and playful with the English language that had been around in our home country for almost 40 years. The American and British way of life had gradually become engrained in our own lives since we had been washed over with their music and films as much as their consumer products.

Außerdem gab es den deutsch-schwedischen Schriftsteller Werner Lansburgh, der ganz im Ernst – no kidding – der beste Englischlehrer für die Deutschen war, den ich kenne. He was the paragon of teaching Germans how to speak English. Seine weltklugen und ausgeklügelten zweisprachigen Bücher an eine fiktive Geliebte »Doosie« (Du + Sie) waren beides: ein Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung (Lansburgh war als Jude aus Deutschland geflohen) und ein nützlicher, sehr unterhaltsamer Englischunterricht. Seit 1977 kauften die Deutschen rund eine halbe Million seiner Bücher. Er machte ihnen Lust auf Englisch, und in dieser Stimmung gedieh auch das Filserenglisch.

Es hat seitdem einen festen Platz in der deutschen Kultur eingenommen – believe it or not: mangled English is a part of German culture and has been for three decades.