The Fortress and The Figurine - Brandi Elise Szeker - E-Book

The Fortress and The Figurine E-Book

Brandi Elise Szeker

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Beschreibung

Ruth, wenn auch tapfer im Herzen, kämpft noch immer mit den schlimmsten ihrer Dämonen. Unfähig, sie zu besiegen, stellt sie Warrose unwissentlich vor die Herausforderung, sie, trotz der Dunkelheit, die nun ihren Geist infiziert, wieder zum Leben zu erwecken. Wie weit wird ein Mann gehen, um die Frau, nach der er sich sehnt, aus der Hölle zu befreien und zurück auf den Thron zu bringen, der ihren Namen ruft? Marilynn muss den Pfaden der Prophezeiung folgen. Die Prophezeiung, deren Geheimnisse sie allein tragen muss. Angesichts der frauenfeindlichen Demechnef-Gesetze liegt es an ihr und dem Mann mit dem Herz aus Gold, die geschriebenen Gesetze zu ändern. Von Lämmern zu Löwen – dies ist erst der Beginn einer neuen Ära.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 243

Veröffentlichungsjahr: 2025

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The Fortress and The Figurine
HINWEIS
ANMERKUNG DER AUTORIN

Brandi Elise Szeker

The Fortress and The Figurine

Übersetzung von Lara Gathmann

THE FORTRESS AND THE FIGURINE

© 2025 VAJONA Verlag GmbH

Original © 2025 by Brandi Elise Szeker

Die Originalausgabe erschien 2024 unter dem Titel

»The Fortress and The Figurine«.

Übersetzung: Lara Gathmann

Korrektorat: Désirée Kläschen und Susann Chemnitzer

Umschlaggestaltung: Stefanie Saw

Satz: VAJONA Verlag GmbH, Oelsnitz unter Verwendung

von Motiven von Canva

VAJONA Verlag GmbH

Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3

08606 Oelsnitz

Teil der SCHÖCHE Verlagsgruppe GmbH

An die Leser*innen mit Behinderung: Ihr verdient eine Krone, ein Königreich und einen moralisch grauen Kämpfer mit einem riesigen Schwanz, der vor euch kniet, um euch zu befriedigen.

Lasst euch nicht unterkriegen!

HINWEIS

Dieses Buch enthält explizite Inhalte und dunkle Elemente und könnte von einigen Leser*innen als anstößig empfunden werden. Bitte prüft die Triggerwarnungen vor dem Lesen. Das Buch ist nicht für Personen unter achtzehn Jahren bestimmt. Bitte bewahrt eure Bücher an einem Ort auf, an dem Minderjährige keinen Zugriff darauf haben.

Trigger: mangelnde Barrierefreiheit, psychisches Leid, Infantilisierung, Verlust von Unabhängigkeit und Würde, Selbstmordgedanken, Mobbing, traumatische Flashbacks, Folter, Depressionen, Blut, Sexismus und Frauenfeindlichkeit, Essstörungen, Tierquälerei, sterbende Tiere, grafische Gewalt, Selbstabwertung, Entführung, psychische Probleme, sexuell explizite Inhalte und Kinks.

Bitte lies nicht weiter, wenn du dir nicht sicher bist, ob die Inhalte dieses Buchs etwas für dich sind.

ANMERKUNG DER AUTORIN

Eine Person, die mir sehr nahesteht, hat vor Kurzem nach einem schweren Unfall ihre Gehfähigkeit verloren. Dies geschah während der Pandemie. Sie musste sich mehrere Monate lang in einem Krankenhaus erholen, ohne ihre Familie oder Freunde sehen zu können, ohne eine Umarmung, ohne Zuneigung. Es hat uns alle fast umgebracht, hilflos zusehen zu müssen. Ihr Weg hat mich bewegt und mich näher zu Gott gebracht.

Ruths Geschichte zu schreiben, hat mich in diese Zeit zurückversetzt. Und ich habe noch nie größeren Respekt als für die Personen empfunden, die etwas Ähnliches erlebt haben.

Nach dem Lesen dieser Novelle bitte ich euch, meine Leser*innen, euch über Behinderungen und Ableismus zu informieren. Obwohl es sich um ein fiktives Werk handelt, hoffe ich, dass es euch die Augen für andere Lebensumstände öffnet und Wertschätzung für diejenigen in euch hervorruft, die sich auf einem anderen Weg befinden als ihr.

Und wenn du gerade leidest, dann sei dir sicher, dass wir an deiner Seite stehen. Die Figuren in diesen Büchern sind bei dir. Meine Leser*innen sind bei dir. Ich bin bei dir.

Butterflies von Tom Odell, AURORA

Dead Man von David Kushner

Skin and Bones von David Kushner

Carolina von Taylor Swift

Can’t Catch Me Now von Olivia Rodrigo

Snow on The Beach von Taylor Swift, Lana Del Rey

Flying von James Newton Howard

Kingdom Dance von Alan Menken

You Failed Me Finn von James Newton Howard

White Hart von James Newton Howard

Cold von Aqualung, Lucy Schwartz

Carry You Home von Alex Warren

My Tears Ricochet von Taylor Swift

Heal von Tom Odell

Die Playlist findet ihr auf Spotify, wenn ihr nach

»The Fortress and The Figurine« sucht.

»Was Licht geben soll, muss das Brennen aushalten.«

– Viktor E. Frankel

Ruth

Die Laken sind warm und klatschnass.

Ich höre das entmutigende Tropf, Tropf, Tropf,während es von der billigen Federkernmatratze auf den Kachelboden tröpfelt. Meine Oberschenkel pochen und schmerzen von der Infektion. Und es ist auch nicht unbedingt hilfreich, dass ich versuche, auf durchnässten Laken zu schlafen.

Ich habe ins Bett gemacht.

Bitte, Gott. Nein.

Ich kneife die Augen gegen das grelle Mondlicht zusammen, das durch das Fenster der Krankenstation fällt. Und für ein paar Sekunden liege ich ganz still da und tue so, als ob ich im Schlaf die Kontrolle über meine Blase verloren hätte. Der Albtraum, im Gefängnis zum Sterben zurückgelassen worden zu sein, ist wie eine Flutwelle zu mir zurückgekommen, die mich unter ihrer tödlichen Kraft mitgerissen hat. Und wie ein Uhrwerk war die Matratze durchnässt und ich liege hilflos in meinem eigenen Urin. Ich kann nicht aufstehen, um meine eigene Sauerei selbst sauber zu machen. Ich kann nichts tun.

Hinzukommend zu allem Übel schläft Warrose nur einen Meter neben mir.

Er verlässt mich nie.

Eine Zeit lang hat er mit den Krankenschwestern diskutiert, um in meinem Zimmer bleiben zu können, obwohl sein Rücken wie ein Stück rohes, zerfetztes Fleisch aussah. Doch schließlich hat er eingewilligt, sich ärztlich behandeln zu lassen, solange es in meinem Zimmer passiert.

Tropf, tropf, tropf.

Ohne Vorwarnung beginne ich zu hyperventilieren.

Tropf, tropf, tropf.

Habe ich nicht schon genug ertragen? Die ständigen Schmerzen? Die endlosen, blutigen Albträume? Muss ich jetzt auch noch vor den Augen des Mannes, zu dem ich mich hingezogen fühle, Opfer des Bettnässens werden?

Ich versuche, leise durch die Nase zu atmen, aber der zermürbende Geruch von Urin, Schweiß, Reinigungsmitteln und Infektion ist überwältigend.

»Ruth?« Warrose’ schläfrige Stimme ist heiser und tief. »Bist du wach?«

Wenn ich nicht schon vorher eine Statue war, dann bin ich es jetzt auf jeden Fall.

Seine Pritsche knarrt, als er sich aufrichtet.

Tropf, tropf, tropf.

Ich halte den Atem an, kann das Zittern aber nicht unterdrücken, das meine Oberschenkel und Arme hinaufwandert. Bitte, schlaf weiter. Bitte, komm nicht herüber, um nach mir zu sehen.

Seine schweren Schritte hallen auf dem Boden, als er die kurze Distanz zu meinem Bett überwindet. Ich kann riechen, wie nah er ist, während seine massive Gestalt über mir aufragt. Lagerfeuer und Gewürze. Ich kann spüren, wie sich seine Augenbrauen besorgt zusammenziehen. Seine schwielige Hand berührt meine feuchte Stirn, während er prüft, ob mein Fieber gestiegen ist. Eine weitere Infektion. Eine weitere Sorge, dass ich mitten in der Nacht sterbe.

Tropf, tropf, tropf.

Warrose erstarrt bei dem Geräusch. Er hebt seine riesige Hand von meinem Gesicht und beginnt, über das Bett zu streichen, um es zu untersuchen. Mein Magen verkrampft sich, als er auf die Quelle meiner Schande stößt, und verwandelt sich in einen kleinen Tod, der meine Eingeweide vergiftet.

Er überprüft die Verbände an meinen Beinen, um sicherzugehen, dass es kein Blut ist. »Ruth?«

Mitleid.

Da liegt Mitleid in seinem Ton.

Er fühlt sich schlecht. Arme, traurige, nutzlose Ruth. Das Mitleid verformt seine Stimme in etwas Angestrengtes, Ersticktes.

»Ruth? Ich werde dich aus dem Bett heben.« Warrose versucht, seine Hände unter mich zu schieben, aber meine Entschlossenheit bricht wie ein vertrockneter, toter Zweig.

»Hol. Einfach. Die. Krankenschwester.« Gift. Schärfe. Eis. Abscheu.

Geh raus. Geh raus. Geh raus!

Meine Würde ist dahin. Geschrumpft. Wie soll ich so in seiner Gegenwart eine Frau sein? Wie soll ich auch nur das kleinste bisschen Selbstbewusstsein bewahren, während ich in meiner eigenen Pisse liege? Tränen quellen aus meinen Augenwinkeln, während ich durch die Dunkelheit in sein scharfkantiges, wunderschönes Gesicht starre.

»Jetzt«, presse ich den Befehl zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Bitte geh. Bitte, komm nicht zurück.

Ich weiß, wie schwer das für ihn ist. Normalerweise behandelt er mich mit harter Liebe und kämpft darum, meine Sturheit zu überwinden, egal in welcher Situation. Aber seit wir zurück in Chandelier City sind und sie mich in diese Krankenstation gebracht haben …

Nachdem er gesehen hat, wie ich mich in den Schlaf weine, an Infektionen erkranke und deutliche Anzeichen von Selbstmordgedanken aufweise, scheinen sein Kampfgeist und sein Wille, mit mir darüber zu streiten, immer mehr zu versiegen.

Auch er ist hieran zerbrochen.

Warrose hält mit einem geduldigen Blick inne. »Okay, kleine Rebellin.«

Es ist Sonntagmorgen, ich sitze aufrecht da, drücke mir einen verrosteten Eimer an die Brust und spucke gelblich-grüne Galle hinein, bis es meine Speiseröhre verätzt.

Gott sei Dank ist Warrose gegangen, um mir weichere, dickere Decken aus Marilynns Haus zu holen. Ich zittere wie ein Neugeborenes, das man zum Sterben in den Schnee gelegt hat. Nach einer weiteren Infektion bin ich mir sicher, dass genau so der Rest meines Lebens aussehen wird: Antibiotika. Fieber. Schüttelfrost. Erbrechen und Übelkeit. Ein endloser Kreislauf von Medikamenten. Fieberträume. Kalter Schweiß. Durchfall, Schwindel, Ausschlag am Rücken, Selbstverachtung, Heulkrämpfe und eine tiefe Sehnsucht, dieses Bett zu verlassen und wieder zu laufen.

»Du bist es also, um die hier alle so einen Wirbel machen.«

Durch die kotzbedingten Tränen hindurch öffne ich die Augen und hebe meinen Kopf aus dem Eimer, in dem mein Erbrochenes schwappt.

Eine kleine, schmächtige Frau mit einem Stock steht vor meinem Bett. Sie trägt einen flauschigen weißen Bademantel und ein passendes Handtuch um den Kopf. Durch die Unschärfe meiner Sicht wirkt ihr Gesicht wie das eines Skeletts. Abgemagert, müde und so blass, dass die blauen Adern an ihrem Hals strahlend hervortreten.

»Was?«, ist alles, was ich sagen kann, bevor ich wieder huste. Meine Zunge brennt von der zurückgebliebenen Magensäure.

»Diese Krankenstation behandelt sonst nie so schwerwiegende Verletzungen. Mein Fall ist normalerweise der Schlimmste, den sie hier haben.« Sie beäugt mein Bett wie ein Wolf auf der Jagd.

Ich blinzle langsam in ihre Richtung.

»Ich werde oft ohnmächtig und bin ständig krank. Sie geben mir alle Medikamente, um die ich bitte, weil ich eine Emerald-Frau bin, eine aufrechte Dame – ein Vorbild für die Gesellschaft. Und eine regelmäßige Patientin hier.«

Ah. Ich werfe einen Blick auf ihre zerbrechlichen grauen Hände. Das ergibt Sinn.

Sie tätschelt das Bett an der Stelle, an der meine Füße liegen sollten, und schnaubt. »Die Gerüchte sind wahr. Wohin sind denn nur deine Beine gelaufen, kleines Mädchen?«

Eine glühend heiße Wut pulsiert in Form eines dünnen Schweißfilms auf meiner Stirn.

»Ich habe sie verloren.«

»Das sehe ich«, sagt sie spöttisch und ohne zu blinzeln. »Sind sie unter deinem Bett?«

Die kleine Frau hebt mein Bettlaken an, um unter den Lattenrost zu schauen. »Nein, hier nicht.« Sie lächelt voll boshafter Belustigung.

Ich starre sie an, bis meine Augen brennen und dann knochentrocken werden.

»Ich verwette meine prächtige Villa auf dem Hügel darauf, dass du dich in der Aufmerksamkeit sonnst, die du von all den süßen, besorgten Krankenschwestern erhältst, die zu jeder Stunde in dein Zimmer strömen, nicht wahr?«

Was muss ich tun, um sie aus meinem fucking Zimmer zu bekommen?

Sie lacht, dann glättet sie schnell alle Lachfalten in ihrem Gesicht. »Ich bin im Zimmer gegenüber und scheine für alle wie Luft geworden zu sein, seit du angekommen bist.«

»Willst du darüber jetzt weiter so ein Aufheben machen oder willst du mich nur zu Tode langweilen?«, frage ich schließlich mit zusammengebissenen Zähnen.

Ihre Augenbrauen heben sich kurz, dann reibt sie diese Falten ebenfalls weg. »Ich glaube, ich habe mich noch nicht vorgestellt.« Sie kommt mit ihrem Stock zu meiner linken Seite herum.

»Und ich glaube nicht, dass es mich interessiert«, antworte ich.

Sie schnaubt wieder. Ein hässliches, bitteres Geräusch.

»Mein Name ist Apple May.« Sie entreißt den Kotzeimer meinem schwachen Griff und kippt ihn mir über die Brust.

Marilynn

Mir wird die Demechnef-Fahne gereicht, um sie auf seinen Sarg zu legen.

Auf dem Feld tummeln sich Soldaten, Oligarchen und all jene, die von Auricks wahrer Identität wussten. Aber die einzige Person, die meinetwegen hier ist, ist Niles.

»Nimm dir Zeit. Die können alle warten«, sagt er leise in mein Ohr.

Ich habe ihm gesagt, dass er sich das nicht antun muss. Ich weiß, was die Demechnefs meinen Freunden angetan haben. Seiner Familie. Ich weiß von den Momenten, die die Geschichte mit Blut und Traumata beflecken und für die Aurick und Vlademur im Jenseits bezahlen werden. Aber Niles hat nicht mal einen Moment gezögert, sich dafür zu entscheiden, an dieser Beerdigung teilzunehmen. Er hat sich einen schwarzen Anzug und eine Krawatte organisiert, sein Haar gestylt und dafür gesorgt, dass ich etwas esse, bevor wir gegangen sind.

Zu dem langsamen Wimmern einer Geige nähere ich mich seinem unverschämt teuren, mit roten Rosen bedeckten Eichenholzsarg. Die Fahne verlässt meine Fingerspitzen und wird sanft in die Mitte des glänzenden Holzes gelegt.

»Ich werde mich gut um unseren Sohn kümmern, Aur. Und obwohl ich weiß, wie dein Name in die Geschichte eingehen wird, werde ich dafür sorgen, dass er auch von deinen guten Taten erfährt.« Bei dem Gedanken, dass er ganz allein in diesem Sarg liegt, rinnen mir die Emotionen wie dicker Sirup die Kehle hinunter. »Du kannst jetzt schlafen.«

Ich hätte nicht gedacht, dass ich weinen würde. Um ehrlich zu sein, habe ich mich gefragt, ob ich alldem gegenüber nicht eher desensibilisiert sein würde. Doch als ich dieses glorifizierte Grab verlasse, hebe ich meinen Blick und sehe Niles an.

Und … er streckt seine Arme nach mir aus.

Tränen brennen in meinen Augen und seine süße, leuchtende Haut verschwimmt ein wenig. Trotz der Zeit, die wir im Gefängnis miteinander verbracht haben, trotz des Traumas, das wir jetzt beide in unseren Herzen tragen, habe ich immer noch das unterdrückte Bedürfnis, mich von ihm zurückzuziehen.

Aber nicht jetzt.

Hier, von Fremden umgeben, von der Hierarchie dieser Gesellschaft umzingelt, ist alles, was ich wirklich will, eine Umarmung von Niles.

»Komm her, Sweetheart«, murmelt Niles, als ich mich an seine Brust drücke.

Seine Arme reagieren sofort und schlingen sich um meinen Oberkörper, während ich mein Gesicht an seinem Brustbein vergrabe. Das Schluchzen, das ich mit aller Kraft zurückhalte, lässt meine Lungen rasseln und meinen Rücken unter der Anspannung erzittern. Er hält mich fest im Arm und drückt mir die zärtlichsten Küsse auf den Scheitel.

Ich habe Aurick Demechnef gegenüber immer gemischte Gefühle gehabt. Trotz seiner Fehler habe ich mich an irgendeinem Punkt in meinem Leben in ihn verliebt. Ich erinnere mich an die langen Nachmittage, an denen wir in seinem Garten auf einem Bettlaken lagen, Liebe machten, Eis aßen und stundenlang redeten. Es gab viele Momente, in denen ich dachte, ich würde bald einen Fehler machen und ihm genug vertrauen, um die Geheimnisse der heiligen Prophezeiung zu verraten. Doch ich tat es nie. Denn diese Liebe verwandelte sich in Verachtung, wenn ich seine Unterhaltungen mit seinem Vater Vlademur hörte und sie liebevoll von ihren Testpersonen – Skylenna und Dessin – sprachen.

Ich begann, seinen Drang, seinem missbräuchlichen Vater zu gefallen, zu verabscheuen, obwohl er ihn insgeheim auch hasste. Und nach einer Weile wurde ich von seiner gesamten Familie abgestoßen.

Aber das bedeutet nicht, dass der Anblick seines Sarges und die Erinnerung daran, wie er gestorben ist, wie wir uns verliebt haben … mein Herz nicht völlig erschüttert.

Das tut es.

Ich nehme einen tiefen Atemzug seines besonderen Dufts. Der typische Niles-Duft nach Seife, Sonnenschein und ein wenig Amber von dem Parfüm, das Chekiss gestern für ihn kaufen sollte.

»Riechst du schon wieder an mir?«

»Halt die Klappe«, knurre ich gegen seine Anzugjacke.

Niles’ Glucksen lässt meine Wange vibrieren. »Ich habe Chekiss gesagt, dass dieses Parfüm ein Aphrodisiakum ist. Er hat mir nicht geglaubt.«

Ich grinse. Tränen ruinieren mein Make-up.

»Es ist seltsam, dass Skylenna und Dessin nicht hier sind, oder?« Niles schiebt mich ein Stück von seiner Brust weg, um mit seinem Daumen die schwarzen Striemen von meinen Wangen zu wischen.

Ich schüttele den Kopf. »Nein. Die Demechnefs haben ihr Leben ruiniert. Sie sollten keinen Mann unterstützen oder sich von ihm verabschieden müssen, der sie alles gekostet hat.«

Niles zieht die Lippen zwischen die Zähne. Er blickt in die Ferne zu den abziehenden Soldaten und den verweilenden Musikern.

»Aber ich hätte gedacht, dass sie hier sein würden, um dich zu unterstützen. Uns.«

»Das stört mich nicht.«

»Chekiss wirkte gestern aber schon seltsam.« Er zieht die Stirn in Falten. »Ich habe ihn gefragt, wie sie im Haus zurechtkommen. Bevor er geantwortet hat, ist er still geworden.«

»Was hat er gesagt?«

»Sie braucht einfach Zeit.«

Ruth

Es ist eine der schlimmsten Nächte, seit ich hier bin.

Sie sagen mir, das Fieber sei kurz davor, zu sinken. Die Medizin wirke. Doch ich habe unvorstellbare Schmerzen – meine Beine schreien so laut, dass sie mich aus dem Tiefschlaf reißen. Und ich zittere so sehr vor Kälte, dass ich fürchte, mein Herz würde versagen.

»Es ist fast vorbei«, sagt Warrose von der anderen Seite des Raumes aus, beobachtet, wie ich zittere, und seine Fingerknöchel werden weiß.

Ich kann nicht einmal sprechen. Meine Knochen klappern. Mein Gehirn schwillt an und pulsiert in meinem Schädel. Meine Augäpfel wiegen tausend Pfund.

»Was kann ich tun?«, fragt er mit leiser Stimme, gequält und ungeduldig. »Ich werde ein fucking Feuer neben deinem Bett machen, wenn es sein muss.«

Ich wünschte, er würde einfach gehen. Er muss sich das nicht ansehen. Es ist ehrenwert von ihm, nach allem, was ich durchgemacht habe, bei mir zu bleiben, aber er braucht diese Last, diese Verpflichtung in seinem Leben nicht.

»Mach dir keine Sorgen«, stottere ich.

Ich frage mich, ob Skylenna sich so gefühlt hat, nachdem sie in der Void gewesen war und unseren Feinden echten Schaden zugefügt hatte. Innerlich in einem heftigen Wintersturm erfrierend. Jeder Zentimeter ihres Körpers zu Eisblöcken erstarrt. Warum ist mein Fieber so hoch, während sich mein Körper zugleich so kalt anfühlt?

»Ich weiß, dass du nicht berührt werden willst.« Warrose schwebt jetzt wie ein Todesengel über meinem Bett, unglaublich groß, drohend wie der Schatten eines Baumes.

Aus dieser Entfernung kann ich ihn riechen – rauchiges Feuer mit üppigen Gewürzen und Seife.

Wenn ich nicht so furchtbar krank wäre, würde ich tiefer einatmen, um diesen herrlichen Duft in mich aufzunehmen.

»Nur heute Nacht. Ich verspreche, sanft mit dir umzugehen«, sagt er mit rauer, heiserer Stimme.

Sanft mit mir umgeben? »W-was?«

Warrose hebt meine dicken, schweren Decken von meinem zitternden Körper und lässt einen eisigen Luftzug herein. Nur mit einer weichen Hose bekleidet, klettert er neben mich ins Bett. Ohne ein Wort legen sich seine muskulösen, tätowierten Arme um meine zerbrechliche Gestalt. Seine nackte Brust liegt dicht an meinem Rücken. Sein Atem streicht durch mein Haar. Er schlingt seinen Körper um meinen, als wollte er mich vor der Infektion schützen, meine kranke Gestalt vor äußeren Kräften abschirmen, die versuchen könnten, mich zu verletzen.

Der unmittelbare Trost, den ich verspüre, schickt einen Schwall von Wärme und Erleichterung meine Wirbelsäule hinab, macht meine Muskeln weich und saugt den gestörten Schmerz aus meiner Seele.

Wir seufzen gleichzeitig.

Das Gefühl, gehalten zu werden, wenn man so krank ist, ist ein Heilmittel, das man nicht unterschätzen darf. Ja, ich habe lautstark klar gemacht, dass mich niemand anfassen soll. Dass ich allein gelassen werden will. Um allein zu verrotten.

Aber, mein Gott, seine Arme sind ein Heilmittel.

Ich habe mich nie sicherer gefühlt.

Als er seine Arme noch fester um mich legt – schützend, zärtlich – gleichen sich unsere Atemzüge an und der Schlaf legt sich zum ersten Mal ohne Albträume auf diesen Kokon.

»Gott sei Dank.« Eine tiefe Morgenstimme.

Der Sonnenaufgang lugt durch die Vorhänge. Der Geruch von Reinigungsmittel. Von Kaffee. Von einer muffigen, alten Krankenstation.

Ich versuche, den Schlaf fortzublinzeln, aber am Ende ist es das Gefühl der nassen Laken, das mich in einen Adrenalinrausch versetzt. Meine Augen werden groß.

»Du hast das Fieber ausgeschwitzt. Fühlst du dich schon etwas besser?«, fragt Warrose, der immer noch neben mir im Bett liegt.

Ich seufze, erleichtert, nicht noch einen Unfall gehabt zu haben.

Schläfrig taste ich mich selbst ab, untersuche mich auf Schmerzen und warte auf Schüttelfrost. Nichts. Ich zittere nicht mehr, fühle mich nicht mehr wund bis in die Augenhöhlen. Ich fühle mich relativ gut.

»Ja«, antworte ich leise.

Doch dann versuche ich, meine Beine zu strecken. Meine Knöchel zu rollen. Und der Schrecken, das Grauen, das flaue Gefühl im Magen kehrt zurück, als die Realität meine Sinne wieder überflutet.

Wird dieses Gefühl jemals wieder verschwinden?

»Wasser«, krächze ich. Doch eigentlich will ich nur, dass er aus meinem Bett verschwindet. Aus meinem Zimmer. Ich will allein sein, wenn dieser Schmerz in meiner Seele überhandnimmt.

Warrose klettert aus dem Bett. »Ja, natürlich. Ich hole jemanden, der die Laken wechselt.«

Er wirkt so erleichtert, als wären wir auf halbem Weg zum Ziel. Es bricht mir das Herz.

Weiß er es nicht? Ich habe nicht gehofft, diese Infektion zu überleben.

Während er weg ist, drehe ich mich um und schaue aus dem schmutzigen Fenster hinaus. Die hoch aufragenden Emerald Mountains in der Ferne. Sanfte grüne Hügel. Ein strahlender Sonnenaufgang schimmert durch das Glas.

Mein Magen grummelt vor Hunger, obwohl Essen im Moment eher beängstigend klingt. Wegen der Infektion konnte ich nichts bei mir behalten. Meine Kehle ist rau vom ständigen Strom der Magensäure und meine Bauchmuskeln sind so angeschlagen von den Krämpfen, dass sie bei der kleinsten Bewegung pochen.

»Bist du schon wach, süßes kleines Kaninchen?«

Die kalte, schmierige Stimme von Apple May lässt mich zusammenzucken. Ihr nach Kaffee riechender Atem streift mein Ohr und zieht in meine Nasenlöcher. Als ich mich langsam umdrehe, sehe ich ihren großen, in ein Handtuch gewickelten Kopf über meiner linken Seite schweben – die Seite des Bettes, auf der Warrose geschlafen hat.

»Raus. Hier.«

Apple May schnaubt, bevor sie ihr Gesicht entspannt. »Hat dir deine Mutter denn keine Manieren beigebracht?«

Ich schließe die Augen und beiße die Zähne zusammen. Beunruhigung brodelt in meinem Bauch, weil ich nichts tun kann, um mich zu schützen. Ich bin nicht Skylenna. Ich kann sie nicht in die Void schicken. Ich bin nicht Dessin. Ich bin nicht Warrose. Sogar Niles könnte es mit dieser Idiotin aufnehmen.

Mit langen, spindeldürren Fingern packt die hochmütige Frau auf meinem Bett mein Kinn und zwingt mich, in ihre kleinen grauen Augen zu schauen. Als ich mich auf ihre Iris konzentriere, stelle ich fest, dass das Weiß sich gelb verfärbt hat und kleine, gereizte Äderchen in den Innenwinkeln hervortreten.

»Es ist auch höflich, zu antworten, wenn mit einem gesprochen wird, süßes kleines Kaninchen«, sagt sie mit einem glasigen Lächeln.

»Man hat mir nicht beigebracht, denen gegenüber Manieren zu zeigen, die mir Erbrochenes auf die Brust kippen«, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen. Der säuerliche Geruch findet seinen Weg zurück zu mir und brennt in meinen Augen.

Die verbitterte Emerald-Frau mustert einen Moment lang mein Gesicht, ihre Augen gleiten über meine Wangenknochen, dann über meine Augenwinkel. Es ist, als ob sie nach Falten suchen würde.

»Der Gentleman, mit dem du zusammen bist, gefällt mir«, sagt sie, als hätte ich gar nicht reagiert.

Die Erwähnung von Warrose lässt eine Flamme der Wut in meiner Brust auflodern. »Er hat mich angelächelt, als wir im Flur aneinander vorbeigegangen sind. Es war ein Lächeln der körperlichen Anziehung, da bin ich mir sicher.«

O Gott. Schenk mir Ruhe.

Ich verdrehe die Augen, aber Apple May rüttelt boshaft an meinem Kinn, um meinen Blick wieder auf sie zu lenken.

»Benutzt er dich als Sexpuppe? Ich habe von Frauen gehört, die an Demechnef-Soldaten geliefert werden, sediert und für sie präpariert.« Der Gedanke scheint sie zu erregen. »Hat er große Genitalien?«

»Was?«

Diese Frau lässt mich meine Infektion und die Isolation echt vermissen.

Ihre kleinen Augen gleiten zu meinem Laken hinunter. »Ich wette, dein Kätzchen ist von seinen männlichen Bedürfnissen schon ganz zerrissen. Soll ich mal nachsehen?«

Meine Glieder zittern in einem plötzlichen Anfall von Wut.

»Wenn du das tust, werde ich ihn nicht davon abhalten können, dir etwas anzutun«, drohe ich. Denn womit sollte ich sonst drohen? Es ist ja nicht so, dass ich ihr selbst etwas antun könnte. Es ist nicht so, dass ich überhaupt die Macht hätte, irgendjemandem etwas anzutun.

»Oder würde er gemeinsam mit mir lachen? Ist dir der Schaden, den er an deinen Schamlippen angerichtet hat, peinlich?« Sie schürzt nachdenklich die Lippen. »Den Penis meines Mannes kann man nicht mal mit einem Mikroskop finden.«

»Was zum Teufel ist dein Problem?« Jetzt mal im Ernst. Haben sie mich ohne mein Wissen in die Anstalt eingewiesen?

»Wenn du mir hier schon die ganze Aufmerksamkeit stiehlst, kannst du mir im Gegenzug wenigstens seine überlassen.«

Apple May greift unter mein Laken und drückt auf die zarte, pochende Stelle, an der mein Bein endet. Die heilende Wunde. Die genähte Haut, wo meine Nerven am empfindlichsten sind. Ich stoße einen gellenden Schrei aus und wölbe mich zur Decke, während sich eine feurige Welle brennender Schmerzen meinen Oberschenkel hinaufwindet. Der Schmerz versetzt mich zurück auf die Bühne, wo ich auf eine Bestrafung warte, von der ich nicht wusste, dass sie so drastisch sein würde. So unwiderruflich. Ich bin wieder da, warte, beobachte, höre den Jubel und das Schweigen des Publikums.

»Sag ihm, was ich getan habe, und ich kacke in deine nächste Mahlzeit«, flüstert mir Apple May ins Ohr.

Tränen rinnen in einem heißen Schwall aus meinen Augen und fließen mein Kinn hinab. Der Schmerz. Der Schmerz. Der Schmerz. Er wird niemals aufhören! Er wird ewig andauern. Es ist unerträglich! Hilf mir doch jemand!

»Helft ihr!«, schreit Apple May an meiner Seite und weint, ohne dass Tränen kommen, während sie mich wie eine besorgte Mutter mustert. »Bitte, jemand muss ihr helfen!«

Ich bin nicht in der Lage, klar zu denken. Die Qual verschmilzt mit jeder Faser meines Gehirns. Sie schickt mich in einen Strudel aus schrecklichen Erinnerungen aus dem Gefängnis. Wie ich auf dem kalten, harten Boden fröstle. Erbreche. Hinter Gittern aufwache. Mitansehe, wie meine Freunde um mich weinen.

»Was ist passiert?« Warrose. Es ist Warrose.

»Ich habe sie hier drin weinen gehört! Bitte, hol Hilfe. Sie hat so große Schmerzen!« Apple May spielt die Show ihres Lebens, schnieft trocken und wischt sich imaginäre Tränen weg.

»Ruth? Kannst du mir sagen, was wehtut?« Diese geduldige, raue Stimme durchdringt meine Qualen.

Alles, was ich tun kann, ist, auf mein linkes Bein zu zeigen.

Zwei Krankenschwestern eilen ins Zimmer, um mir Schmerzmittel zu verabreichen. »Was kann ich tun, um zu helfen?«, fragt Apple May ihn, eine zerbrechliche Hand auf ihre eigene Brust gedrückt.

Warrose scheint nicht zu bemerken, dass sie mit ihm spricht. Alles, was er tut, ist, mich mit zusammengebissenen Zähnen dabei zu beobachten, wie ich heule, während er mit den weißen Fingerknöcheln das Bettgestell umklammert. Also hüpft diese widerwärtige Frau von meinem Bett und humpelt mithilfe ihres Stocks zu ihm hinüber, um ihm eine Hand auf die breite Schulter zu legen.

»Bitte, kann ich etwas tun, um zu helfen?«, wiederholt sie mit einer leisen, unheimlichen Stimme.

Warrose wirft ihr nur einen einzigen kurzen Blick zu, dann wendet er sich wieder mir zu. »Ich habe ihr gerade Frühstück geholt, als ich die Schreie gehört habe.«

»Das kann ich übernehmen!«, sprudelt Apple May vor Eifer.

Ich schüttle den Kopf in seine Richtung. Bitte nicht. Lass sie nicht in die Nähe meines Essens kommen.

Bei meiner plötzlichen Bewegung verengt er die Augen, dann hebt er das Kinn. »Nein. Ich werde es selbst holen, sobald sie schläft.«

Die hinterhältige Emerald-Frau schiebt ihre Unterlippe vor und schmollt. »Nun, wenn du etwas brauchst … egalwas … ich bin in dem Zimmer auf der rechten Seite.«

Marilynn

Niles vermisst seine Familie.

Ruth will nicht, dass wir sie besuchen kommen. Skylenna und Dessin verkriechen sich mit Chekiss und DaiSzek in ihrem Cottage, umgeben von den leuchtenden Roteichen. Er fühlt sich ausgegrenzt, vergessen, ungeliebt.

Es bricht mir das Herz.

Wir wohnen in meinem Haus, das Haus, das Skylenna aufgesucht hat, als sie nach ihrer Begegnung mit Patient Dreizehn in der Anstalt Therapie brauchte.

Ich schaue aus dem verschmierten Fenster und beobachte, wie Niles an dem kleinen Teich in meinem Garten sitzt und einer Entenschar Brotstücke zuwirft, die gar nicht da ist.

Ich würde ihm gerne sagen, warum Skylenna, Dessin und Chekiss im Moment nicht bei ihm sind … Aber das steht mir nicht zu. Als ich diesen Teil der Prophezeiung als kleines Mädchen gehört habe, habe ich drei Tage lang durchgeweint. Es hat sich angefühlt, als wäre das besondere Happy End aus den Seiten ihrer Geschichte gestrichen worden.

Meine Situation ist mit vielen Nachteilen verbunden. Zu wissen, was ich weiß. Ich muss dabei zusehen, wie sich alles abspielt, ohne mich einmischen zu können. Das ist eine Last, die wie eine rostige Klinge in meinem Herzen sitzt. Sie hat mich schon sehr früh rebellisch gemacht. Sie hat mich dazu gebracht, mein eigenes Schicksal zu schreiben. Die Geschichten zu ignorieren und mein Herz vor dem Goldjungen zu verschließen, den alle so lieben. Aber einen Vorteil gibt es.

Ich kenne Niles vielleicht besser als jeder andere auf der Welt. Und deshalb weiß ich auch, wie ich ihn aufmuntern kann.

»Niles?« Ich stecke meinen Kopf aus dem Fenster und werde von der Brise begrüßt, die kühles Herbstwetter verspricht.

Als Reaktion auf meine Stimme hebt er den Kopf, dreht sich aber nicht um. Mit einer schnellen Handbewegung wirft er eine weitere Handvoll Brot in den entenleeren Teich.

»Ich versuche gerade, etwas anzuheben, aber es ist einfach so schwer.« Ich gebe mir Mühe, erschöpft zu klingen, als ob ich es schon eine ganze Weile versuchen würde.

Niles springt auf und joggt durch den verstreuten Löwenzahn, um die Hintertür aufzustoßen.

»Du sollst doch nichts heben!«, schimpft er mit dem Mund voller Brot.

»Na, dann komm.«

Er folgt mir durch den alten Flur, der von kupferfarbenen Wänden und verstreuten Gemälden gesäumt ist. Die Tür zum Schlafzimmer auf der rechten Seite steht einen Spalt breit offen und in meinem Bauch flattern Schmetterlinge, als ich versuche, mir seine Reaktion vorzustellen.

Ich stoße die Tür auf und Niles keucht leise.

Auf dem flauschigen grauen Teppich liegen Tapetenrollen, Pflanzen, glitzernde Lichterketten, um sie von der Decke herabzuhängen, ein bronzener Eimer mit Spielzeug und ein bronzenes Kinderbett.

»Kinderzimmer?«, murmelt er und betrachtet die Sachen auf dem Boden.