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Achtung: Diese Cupcakes sind extrascharf!
Delilah Baker liebt ihren Job als TV-Bäckerin, doch die Einschaltquoten sinken. Also schlägt sie eine Kooperation mit dem erfolgreichen Eishockeyteam ihres Bruders vor. Nur steht an dessen Stelle plötzlich ihr heißer Jugendschwarm Ian Chase im Fernsehstudio. Das Image des Topspielers braucht nach einem Skandal dringend etwas Zuckerguss, doch Ian war nicht darauf gefasst, Delilah zu begegnen – der kleinen Schwester seines besten Freundes, die gar nicht mehr so klein ist. Schnell entwickeln sich zwischen den beiden explosive Gefühle …
Eine spicy-süße Romance der Extraklasse – süchtig machend, zum Schmelzen schön und extra hot!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 516
Veröffentlichungsjahr: 2025
Als Ian Chase wieder in Delilahs Leben tritt, traut sie ihren Augen kaum: Ist es möglich, dass der NHL-Star, der ganz nebenbei ihr Jugend-Crush ist, noch hotter geworden ist als früher? Noch dazu ist er der Mensch, mit dem Lila sich am meisten verbunden fühlt. Wie sollte sie ihm widerstehen können? Ian hingegen ist völlig überrumpelt, als statt dem Mädchen aus seiner Erinnerung eine heiße, selbstbewusste Frau vor ihm steht. Und dann werden die beiden auch noch von ihren PR-Teams zu einer Fake-Beziehung überredet, um Delilahs Quoten einzuheizen und Ians Image aus der Versenkung zu holen. Die Anziehung zwischen den beiden droht überzukochen, doch trauen sich die zwei, mehr aus ihrer Beziehung zu machen als ein Fake?
Lana Ferguson bezeichnet sich selbst als sex-positiven Nerd und schreckt in ihren Büchern weder vor Spice noch vor kleineren Dreistigkeiten zurück. Hauptsächlich lebt sie in der Welt ihrer Fantasie, hin und wieder jedoch erwischt man sie dabei, wie sie ihren Corgi durch das Unterholz der großen amerikanischen Wälder jagt. Lana möchte mit der Welt alle nur denkbaren Arten von sexy Storys teilen – wobei für sie immer gilt: Safer schreiben, Kommas benutzen!
Desz Debreceni, geboren 1987, übersetzt Lyrik und Prosa aus dem Englischen. Dey erhielt unter anderem das Bode-Stipendium 2023.
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Lana Ferguson
The Game Changer – Die Liebe ist ein süßes Spiel
Roman
Aus dem Amerikanischen von Desz Debreceni
Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Titelinformationen
Informationen zum Buch
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Widmung
Eins: Delilah
Zwei: Ian
Drei: Delilah
Vier: Ian
Fünf: Delilah
Sechs: Ian
Sieben: Delilah
Acht: Ian
Neun: Delilah
Zehn: Ian
Elf: Delilah
Zwölf: Ian
Dreizehn: Delilah
Vierzehn: Ian
Fünfzehn: Delilah
Sechzehn: Ian
Siebzehn: Delilah
Achtzehn: Ian
Neunzehn: Delilah
Zwanzig: Ian
Einundzwanzig: Delilah
Zweiundzwanzig: Ian
Dreiundzwanzig: Delilah
Vierundzwanzig: Ian
Fünfundzwanzig: Delilah
Sechsundzwanzig: Ian
Siebenundzwanzig: Delilah
Epilog: Ian — Drei Monate später
Danksagung
Impressum
Für mich. Dafür, dass mich dieses Buch nicht zu seiner kleinen Bitch gemacht hat.
Es hat echt alles gegeben.
Eins
»Seht ihr?« Ich zwinkere der Kamera zu und ziehe ein Blech aus dem großen Backofen, so dass die knusprigen, gebräunten Leckerbissen darauf gut im Bild sind. »Ich wette, dass die meisten von euch nie gedacht hätten, dass wir das hinkriegen, aber war doch ein Kinderspiel.« Ich stelle das Blech auf ein Abkühlgitter, ziehe mir die Ofenhandschuhe mit Logo aus, und atme übertrieben genussvoll den Duft des frischen Gebäcks ein. »Mmh. Seht euch das mal an. Schoko-Croissants, aus Zutaten gezaubert, die wir eh zu Hause hatten!«
Ich puste vorsichtig, bevor ich einen kleinen Happen nehme und für die Kamera hingebungsvoll stöhne. Nicht, dass es mir nicht schmecken würde, aber mir stößt es leicht sauer auf, wenn ich an das Meeting denke, das mir gleich noch bevorsteht.
»Okay«, sage ich, lecke mir die Schokolade von den Fingern und lege das angebissene Croissant wieder aufs Blech. »Wenn ihr nach einem schon aufhören könnt, könnt ihr euch besser beherrschen als ich. Sobald die Kameras gleich aus sind, werde ich mich sofort darüber hermachen. Und vergesst nicht meinen heißen Tipp, den Teig über Nacht kaltzustellen, und taggt mich auf Social Media, wenn ihr es selber ausprobiert! Ihr wisst, wie sehr ich es liebe, euch und eure Kreationen zu sehen.«
Ich werfe einen Blick auf das Gebäck, das noch übrig ist, beiße mir auf die Unterlippe und grinse in die Kamera. »Das kann ich einfach nicht liegen lassen!« Ich verdrückte das restliche Croissant und gebe genießerische Laute von mir. »Wow. So lecker.« Nachdem ich es runtergeschluckt habe, lächle ich extra fröhlich und schaue genau in Kamera eins. »Nächstes Mal zeige ich euch, wie ihr Eclairs mit Mascarpone zu Hause machen könnt.« Ich strecke meine Hände in Richtung der Kameralinse. »Glaubt mir, das wollt ihr euch nicht entgehen lassen. Aber bis dahin, vergesst nicht, dass Backen« – den Rest des Satzes untermale ich, indem ich mit dem Finger eine schnelle Kreisbewegung mache –»ein Whisk-y Business ist.«
»Und Cut.«
Ich entspanne meine Haltung und atme laut aus.
»Das war super, Dee«, sagt der Aufnahmeleiter Greg.
Ich ziehe mir die Schürze über den Kopf und ärgere mich über das Mehl, das am Kragen vorbei auf meiner Brust gelandet ist – das passiert mir leider häufiger mit meinen … ausgeprägt kurvigen Landebahnen. Alle wollen große Brüste – bis Mehl im Spiel ist. »Und was ist mit dem Ei, dass ich fallengelassen habe?«
»Egal, das schneiden wir raus.«
»Perfekt«, sage ich zu ihm, lasse die Schürze auf die Theke fallen und verlasse die Bühne.
»Hey, Delilah, willst du hiervon noch was?«
Ich werfe einen Blick auf die Schoko-Croissants, die noch abkühlen, direkt daneben steht bereits unser Tonassistent Dante mit hungrigem Blick. Normalerweise würde ich mir die Reste schnappen, ein paar für später zur Seite legen und den Rest an die Crew verteilen, aber gerade habe ich keine Lust darauf.
»Sie gehören ganz dir.«
Während ich zu dem Tisch, auf dem Wasser und Snacks stehen, gehe, höre ich hinter meinem Rücken gedämpfte Begeisterungsrufe. Ich öffne eine Flasche Wasser und trinke sie in einem Zug halb leer, vielleicht besänftigt das ja den Bienenschwarm in meinem Bauch.
»Tief durchatmen, Girl«, Ava steht neben mir und lacht. Sie ist so groß, dass ich meinen Kopf in den Nacken legen muss, aber bei meinen eins sechzig ist das nichts Ungewöhnliches.
Ich schüttele den Kopf und nehme noch einen Schluck, bevor ich die Flasche wieder zudrehe. Ava Carmichael ist unsere Junior Produzentin – aber vor allem ist sie während der letzten drei Jahre, in denen ich die Whisk-y Business Show gemacht habe, zu meiner besten Freundin geworden. Sie weiß genau, dass ich gleich ins Meeting muss, und zwar viel früher, als es mir passt, daher kann sie sich vermutlich schon denken, warum ich so frustriert mit der Stirn runzle.
»Am liebsten hätte ich mich selbst in den Ofen gestürzt, um ganz ehrlich zu sein«, sage ich zu ihr.
»Ach, hör doch auf.« Sie legt eine Hand zwischen meine Schulterblätter und massiert mich. »Es wird bestimmt nicht so schlimm, wie du es dir gerade ausmalst.«
»Ava«, seufze ich und fahre mir mit den Händen durch meine dichten braunen Locken. »Wir haben die Zahlen vom letzten Monat doch beide gesehen. Wahrscheinlich ist es noch viel schlimmer, als ich es mir ausmale.«
Sie zieht gedankenverloren an einer ihrer blonden Braids, was bedeutet, dass sie sich mehr Sorgen macht als sie sich anmerken lässt. Dann verzieht sie nachdenklich ihr freches Gesicht. »Also, sie können die Show ja nicht einfach so einstellen, oder? Dein Vertrag läuft noch bis Ende des Jahres.«
»Ja, dieser Vertrag«, stelle ich klar. »Aber sie könnten jederzeit entscheiden, ihn nicht zu verlängern.«
Sie runzelt die Stirn, als hätte sie sich nicht angemaßt, das überhaupt für möglich zu halten. »Aber alle lieben dich doch! Whisk-y Business hat sozusagen das neue Studio bezahlt. Ich bin mir so was von sicher, dass Courtneys Apples to Apples nichts damit zu tun hatte.« Sie lacht abfällig. »Dass wirklich niemand damit gerechnet hat, dass ihr nach sechs Monaten die Ideen ausgehen würden, was man alles mit Äpfeln machen kann, kann ich immer noch nicht fassen.«
»Na ja, zumindest macht sie jetzt viel mit Birnen«, werfe ich ein.
»Ja, ergibt total Sinn für eine Show, bei der es nur um Äpfel gehen sollte«, brummt sie vor sich hin. Sie winkt ab. »Wie auch immer. Ich mein ja nur, deine Show ist der Star des ganzen Senders.«
»Schon, aber …« Ich beiße mir auf die Lippe. »Die Zahlen nehmen stetig ab. Als würden die Leute Interesse verlieren. Ich lasse mir immer schwierigere Rezepte einfallen, aber es scheint nichts zu ändern. Auf Social Media gibt es auch weniger Interaktion als vorher.«
»Okay, aber …« Ava zieht die Augenbrauen zusammen. »Glaubst du wirklich, sie würden die Show einstellen?«
Ich schüttele den Kopf. »Keine Ahnung. Genau deswegen ist mir ja so kotzübel.«
»Scheiß doch auf die, echt jetzt«, sagt sie wütend. »Selbst wenn du Donuts in deinem Keller frittieren würdest, bekämst du ohne Ende Views auf YouTube, auch ohne die.«
»Echt inspirierend, wie sehr du an mich glaubst«, bemerke ich trocken. »Und als Junior Produzentin solltest du deine Vorgesetzten vielleicht nicht gleich so abschreiben.«
»Jaja, egal. Ich arbeite gerne mit in deinem Keller, wenn ich muss.«
»Du weißt schon, dass ich nur eine Wohnung habe, oder?«
»Pst. Damit will ich doch nur sagen, dass du auf mich zählen kannst.«
Mein Handy fängt in meiner Hosentasche an zu vibrieren und ich hole es heraus. Ava bedeutet mir ranzugehen, während sie hinter sich rumfuchtelt, was wohl bedeutet, dass sie noch zu tun hat. Ich schaue ihrer schlanken Figur nach, als sie davonschlendert, und halte das Handy an mein Ohr, am anderen Ende brüllt mein Bruder Jack in die Leitung.
»Jetzt komm schon!« Seine Stimme ist mindestens zehn Dezibel lauter, als es für einen Anruf angemessen wäre, und ich ziehe das Telefon schnell vom Ohr weg, bevor ich Schäden davontrage. »Ach, verpiss dich doch, Abseits!«
»Jack«, versuche ich zu antworten, woraufhin mir noch mehr Gebrüll entgegen schallt. Ich räuspere mich. »Jack.«
»Oh, hey. Warum gehst du erst jetzt ran?«
»Ich bin doch direkt …« Ich verziehe das Gesicht und entscheide mich gegen eine Diskussion. »Brauchst du was?«
»Wow. Dein großer Bruder ruft dich an einem der schlimmsten Tage deines Lebens an, um dich zu unterstützen und für dich da zu sein, und alles, was ich kriege, ist deine kalte Schulter? Unsere Eltern wären enttäuscht.«
»Das Letzte, was ich heute gebrauchen kann, sind Tote-Eltern-Witze, Jack«, fauche ich.
Jack und ich gehen mit der Tatsache, dass wir Waisen sind, sehr unterschiedlich um. »Außerdem würde ich es nicht ›einer der schlimmsten Tage meines Lebens‹ nennen, wenn du mich eigentlich aufmuntern willst.«
»Vielleicht.«
Ich höre klare Kaugeräusche in der Leitung.
»Schaust du dir schon wieder Wiederholungen deiner Spiele an?«
»Na und?«, kriegt er gerade so raus, wahrscheinlich durch eine Handvoll Cool Ranch Doritos. Er schluckt. »Hast du schon mit denen geredet?«
»Noch nicht«, murmle ich. »Ich bin gerade auf dem Weg ins Büro.«
»Sag ihnen, dass du ein Waisenkind bist.«
»Nicht jeder benutzt diese Ausrede, wann immer es geht.«
»Solltest du mal versuchen«, sagt er ernst. »Ist echt praktisch. Die Mädels finden’s auch geil. So gesehen bin ich Batman mit einem Hockeyschläger.« Er kichert. »Einem Hockeyschläger in meiner H…«
»Bitte sag das nicht zu Ende«, stöhne ich. Manchmal frage ich mich echt, wie es sein kann, dass er fünf Jahre älter ist als ich. Emotional ist er eher auf der Stufe eines Sechzehnjährigen, nicht der eines dreiunddreißigjährigen Mannes. »Hast du heute schon deine Medikamente genommen?«
»Was ich und mein Adderall in meinen eigenen vier Wänden machen, ist meine Sache«, erwidert er steif.
»Nimm deine scheiß Tabletten«, seufze ich. »Ich will dich nicht wieder in deinem Kleiderschrank finden, wie du ihn ›aufräumst‹.«
»Sieht doch super aus, jetzt.«
»Aber nur, weil du jedes einzelne Teil fein säuberlich in deinem Schlafzimmer aufgereiht hast, während du in Erinnerungen geschwelgt hast.«
»Ich hab meine scheiß Tabletten schon genommen«, murrt er. »Kümmer dich um deinen eigenen Shit. Also, was ist der Plan?«
»Ich werde sie an alles erinnern, was die Show für den Sender ermöglicht hat«, sage ich ihm, unsicher, ob es ihn oder mich beruhigen soll. »Nur, weil die letzten Monate etwas zäh waren, heißt noch lange nicht, dass die Ratings nicht wieder steigen können. Wir könnten brainstormen, wie wir die Zuschauerzahlen wieder hoch kriegen.«
»Echt schade, dass mein Arm am Arsch ist«, jammert er. »Ich könnte vorbeikommen und bisschen mit meinem Hockeyschläger wedeln.« Er hält einen Moment inne, bevor er sagt: »Und damit meine ich natürlich meinen echten.«
»Klar, das wäre bestimmt die Lösung aller Probleme.«
»Äh, ja? Das hier ist Boston, Alter. The Druids haben gerade den Stanley Cup gewonnen. Bin mir relativ sicher, dass Leute selbst dann einschalten würden, wenn du Pommes mit Käsesauce im Biermantel machen würdest, solange ich danebenstehe.«
»Deine Bescheidenheit ist beispiellos«, erwidere ich trocken.
»Es ist nur eine meiner zahlreichen positiven Eigenschaften.«
»Natürlich.«
»Ach, wollte dir eigentlich von den guten Neuigkeiten berichten.«
Ich bleibe vor dem Aufzug stehen und drücke auf den Knopf nach oben. »Was denn?«
»Ian ist zurück.«
Ich bleibe wie gebannt für einige Sekunden vor den geöffneten Aufzugtüren stehen und komme erst wieder zu mir, als sie sich wieder schließen und mir klar wird, dass ich nicht eingestiegen bin. Ich schüttele den Berg an Erinnerungen ab, der mich gerade unter sich begraben hat, quetsche mich in letzter Sekunde in den Aufzug und drücke schnell auf den richtigen Knopf.
»Ach? Ist das so?«
Mehr Kaugeräusche. Diese scheiß Doritos. »Ja. Er shläf beimi.«
»Red nicht mit vollem Mund, du Troll«, grummele ich. »Warum ist er wieder da? Kommt er zurück ins Team?«
»Das ist der Plan«, sagt er, als sein Mund wieder leer ist. »Wir werden ja auch nicht jünger, weiß du. Der Ruhestand ist quasi um die Ecke. Er will seine Karriere hier, wo er herkommt, zu Ende bringen. Gott sei Dank. Er war viel zu lang in dieser vereisten Wüste da oben.«
»Calgary ist nun wirklich keine Eiswüste.«
»Ach. Ist nicht quasi ganz Kanada mehr oder weniger ein Haufen Schneewehen?«
»Quatsch. Du hattest da doch sogar schon ein paar Spiele.«
»Ja, und es ist immer arschkalt.«
»Moment – Ian kommt bei dir unter? Also ist er schon da?«
»Nee, sein Flug geht heute Abend. Müssen morgen zum Training.« Er lacht unsicher. »Also, er muss dahin. Ich steh dann wie ein Cheerleader auf der Seitenlinie mit dieser blöden Armschlinge.«
»Tja, das hast du davon, wenn du versuchst, besoffen einen Axel hinzukriegen.«
»Sanchez hat mich herausgefordert!«
»Und dennoch ist Baker in der Schlinge.«
»Jaja«, murrt er. »Jedenfalls dachte ich, wir sollten bald mal alle zusammen was machen. Wahrscheinlich ist es ein bisschen ungewohnt für ihn, nach der Scheidung wieder hier zu sein, und ich dachte einfach, dass wir …«
Jacks Stimme wird zum Hintergrundgeräusch, die Erinnerung an Ians Ehe und die Scheidung vor all den Jahren bereitet mir, obwohl es schon so lange her ist, immer noch ein Ziehen in der Brust. Ich habe mir immer eingeredet, dass das völlig normal sei, wenn dein erster Crush und die Hauptrolle all deiner Teenie-Phantasien heiratet und eine Familie gründet – aber ich wusste nie so genau, wie ich mich fühlen sollte, nachdem seine Ehe in die Brüche gegangen war. Besonders, nachdem er kurz danach alles zusammenpackte und sich für die nächsten sechs Jahre in Kanada versteckte, was ich immer noch nicht ganz kapiere. Natürlich weiß ich, was in den Schlagzeilen stand. Ich weiß, dass er angeblich wegging, um das Team vor dem ganzen Medienrummel um seine Person zu schützen. Was ich aber wirklich nicht verstehe, ist, wie seine Eltern ihrem besten Spieler – und ihrem Sohn – erlauben konnten, sein Leben hier über den Haufen zu werfen, anstatt ihn beim Bleiben zu unterstützen. Ich meine, ihnen gehört das verdammte Team, sein Vater war immer so stolz darauf, seinen eigenen Sohn dabei zu haben, wie er stets erwähnte, wann immer er in den Nachrichten aufploppte.
Wie konnte er ihn nur gehen lassen?
»Dee? Hallo? Delilah! Hörst du mir zu?«
»Hm? Ja klar. Zusammen abhängen. Kein Problem. Ich muss mal schauen, wie es heute läuft. Vielleicht habe ich nicht so viel Zeit, wenn wir neue Konzepte für bessere Ratings entwickeln wollen.«
»Gut, dann halt uns einen Platz in deinem Kalender frei. Bin mir sicher, dass Ian dich vermisst hat. Es ist ewig her, dass wir alle zusammen abgehangen haben.«
Bin mir sicher, dass Ian dich vermisst hat.
Total bescheuert, was dieser eine Satz mit meinem Herzen anstellt. Als wäre ich wieder sechzehn und nicht achtundzwanzig und als würde kein ganzes Jahrzehnt zwischen jetzt und meiner albernen Schmachterei liegen. Ich hasse es, wie ein Teil von mir aufhorcht, als hätte ich nicht absichtlich alles zum Thema Ian gemieden, seit er weg ist. Und zwar aus dem schlichten Grund, dass er mich sicherlich nicht vermisst haben kann, da ich in seinen Augen nie mehr war als Jacks kleine Schwester.
»Mal schauen«, sage ich zögernd, mehr bringe ich im Moment nicht zustande. Bei mir ist zurzeit genug los, auch ganz ohne Ian Chase in die Waagschale zu werfen. Selbst wenn mein Kalender völlig leer wäre, wäre mir das zu viel.
»Na gut. Sag Bescheid, wie es gelaufen ist, okay? Und keine Angst vor der Waisen-Karte. Sie ist echt …«
»Okay, danke. Wir hören uns.«
»Knutsch dich, Dee.«
Ich lege auf und schiebe das Handy wieder in meine Hosentasche. Als sich die Fahrstuhltüren öffnen, erblicke ich das Büro der Produktionsleitung, gehe darauf zu und bleibe kurz vor der Tür stehen, um mich zu wappnen, wofür auch immer. Ich wische mir meine verschwitzen Hände an den Hüften meiner Jeans ab. Es hilft echt nicht, dass ich da jetzt allein durchmuss, nur weil mein Agent Theo in einem anderen Meeting feststeckt. Wenn er an meiner Seite ist, fühle ich mich immer etwas besser.
Du bist Delilah Baker, sage ich mir, um mir Mut einzureden. Du hast von Olivier Guillaume in Paris gelernt, noch bevor du fünfundzwanzig warst. Du schaffst das.
Ich klopfe leise und drücke die Tür auf, nachdem meine Produzentin mich hereingebeten hat. Gia sitzt am Schreibtisch und telefoniert, sie hält einen makellos gepflegten Finger in die Höhe, um mir zu bedeuten, dass sie noch einen Moment braucht. Ich beobachte ihr Gesicht, um ihre Stimmung einzuschätzen. Zwischen ihren Augen bildet sich auf ihrer glatten braunen Haut keine einzige Falte, wie sonst, wenn sie gestresst ist. Und ihr leuchtend roter Lippenstift sitzt perfekt, was bedeutet, dass sie den Nachmittag über nicht ein Red Bull nach dem anderen runtergekippt hat, was sie manchmal tut, wenn etwas nicht gut läuft. Diese Details geben mir den Hoffnungsschimmer, mir nicht weiter das schlimmste Szenario überhaupt auszumalen.
Etwa eine Minute später legt Gia schon auf und atmet laut aus, während sie sich über die Schläfen fährt. »Wirklich, wenn ich diese Woche auch nur noch einmal über Kostenpläne sprechen muss, kündige ich und manage stattdessen irgendwelche TikTok-Influencer.«
»Hat dich Frank wieder durch die Mangel gedreht?«
»Wann tut er das nicht?« Sie dreht sich in ihrem Stuhl, und wirft mir einen vorsichtigen Blick zu. »Wo wir gerade davon sprechen … du konntest dir vermutlich schon denken, dass du deswegen hier bist.«
»Ich hatte da so eine Ahnung«, gebe ich zu.
»Sicher hast du die Zahlen der letzten Monate gesehen«, beginnt sie vorsichtig.
Ich nicke grimmig. »Ich weiß, dass sie etwas gesunken sind.«
»Zwanzig Prozent in den letzten vier Monaten«, sagt sie. »Dafür kann es viele Gründe geben, aber … das ist auf jeden Fall ein Problem.«
»Ich hatte durchweg stabile Zahlen während der letzten zwei Jahre«, betone ich. »Die Bewertungen waren immer super. Und ich kenne die Gewinnspanne der Show, ich finde, das sollten wir nicht vergessen.«
»Natürlich«, sagt Gia beschwichtigend. »Ich will nicht, dass du denkst, dass ich dir gleich ein Ultimatum stelle, aber es gibt Bedenken. Du weißt doch, dass ich dich toll finde, nur die da oben … denen geht es doch um nichts anderes als um die Zahlen. Wir müssen uns wirklich was überlegen, wie wir die Prognosen wieder hochkriegen, damit ich denen eintrichtern kann, dass Whisk-y Business eine wertvolle Anlage ist.«
»Ich weiß«, seufze ich und sinke tiefer in meinen Sessel. »Ich versuche ja schon, mir immer schwierigere Rezepte einfallen zu lassen, den Wow-Faktor rauszukitzeln, wenn ich sie für die Leute daheim vereinfache, aber …«
»Die Leute sind launisch.« Sie nickt mir kameradschaftlich zu. »Die wollen immer ausgefallenere Sachen. Heutzutage geht es bei Kochshows nur noch um Wettkampf.«
»Du weißt doch, dass ich so was nicht machen will.«
»Ja, weiß ich. Aber deswegen, müssen wir uns ja auch was anderes einfallen lassen. Die Leute lieben dich, daran hat sich nichts geändert. Du bist das Mädchen von nebenan, der Liebling der Backszene in Boston, und das wird auch für immer so bleiben.«
Ich verkneife mir ein Stirnrunzeln. Es ist nicht so, dass ich es hasse, als das sprichwörtliche nette Mädchen von nebenan bekannt zu sein, ist ja alles nur ein Image, das wohl ganz gut zu meiner kleinen, kurvigen Statur, den Sommersprossen und großen braunen Augen passt, die Jack und ich beide haben. Obwohl er seine Rehaugen (ähem) deutlich öfter für das Böse als für das Gute einsetzt. Trotzdem. Irgendwie ist es auch ein bisschen rückständig, sich dieser 50er-Jahre-Hausfrauen-Nummer so hinzugeben.
Ich sage mir, dass ich Klicks brauche.
»Wie wäre es mit Specials, wo ich den Fokus auf eine bestimmte Kultur lege?« Ich verschränke nachdenklich die Arme vor der Brust. »Oder ich könnte Olivier anhauen, für eine Zusammenarbeit?«
»Glaubst du, er würde dafür in die Staaten kommen?«
Ich verziehe das Gesicht, bei der Erinnerung an endlos viele Unterhaltungen, die immer wieder so aufhörten, wie sie anfingen: Ihr Amerikaner. »Ähh … vielleicht besser nicht.«
»Die Idee, mit jemandem zusammenzuarbeiten, finde ich allerdings nicht schlecht. Vielleicht mit anderen Shows vom Sender? Was ist mit Courtney?«
Wieder verziehe ich das Gesicht. »Sie weigert sich, irgendwas anderes als Früchte anzufassen.«
»Die Leute lieben Früchte!«
»Kann sein«, murmle ich verschnupft. »Irgendwie glaube ich aber, dass zwei Bäckerinnen nicht den Wow-Faktor erzeugen, nach dem wir suchen.«
Gia runzelt mit der Stirn. »Guter Punkt.« Sie tippt nachdenklich mit einem Finger gegen ihre Unterlippe. »Also, wir brauchen eine schnelle Lösung, um die Sache anzuheizen. Ich brauche ein paar gute Gründe, warum wir deiner Show noch eine Chance geben sollten. Irgendwas, was den Prognosen-Pfeil erst mal aufwärts stupst, damit wir Zeit gewinnen, um uns was Längerfristiges auszudenken. Was können wir tun, um den Menschen in Boston wieder Lust aufs Backen zu machen?«
Ihre Wortwahl kratzt an meinen Erinnerungen, in meinem Kopf greife ich nach Strohhalmen, bis ich bei der Unterhaltung mit Jack hängenbleibe, die ich gerade eben hatte.
Das ist Boston, Alter.
Ich öffne den Mund, um die Idee zu formulieren. Ob sie besonders gut ist oder gar nicht zu gebrauchen, wird sich zeigen.
»Hockey«, platzt es aus mir heraus, und ich bereue es sofort, denn jetzt hat mein Bruder was bei mir gut, und das bloß, weil ich seinen halbgaren, scherzhaft gemeinten Einfall benutze. »Wie wär’s mit Eishockey?«
Gia ist sichtlich verwirrt. »Was?«
»Mein Bruder spielt für die Druids, also, im Moment nicht, weil er wegen seines gebrochenen Arms beurlaubt ist – der Idiot wollte es mal mit Eiskunstlauf versuchen, mit ein paar Bier intus – wie dem auch sei, ich habe eine Verbindung zum Team.«
»Und du glaubst, das wird uns Klicks bringen?«
»Na ja … wenn ich in dieser Stadt einen Stein in die Fußgängerzone werfe, würde ich mindestens drei Hockeyfans treffen. Vielleicht reicht schon einer aus dem Team in voller Montur in der Show? Ein massiger Hockeyspieler, der kleine Küchlein zaubert? Die Leute würden uns das aus der Hand fressen. Äh … ignorier das Wortspiel.«
Sie zieht eine Augenbraue hoch. »Das ist … gar keine so schlechte Idee. Schlechte Wortwitze hin oder her.«
»Ich gebe es nur ungern zu, denn eigentlich hat mein Bruder nur vor sich hingeredet, aber vielleicht hat das ja wirklich Potenzial. Selbst wenn es nur eine Sondersendung wird. Die Trainingsphase für die neue Saison fängt bald an, also würde es beiden Seiten mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Zumindest könnten wir das ihrem PR-Team erzählen.«
»Glaubst du echt, dass sie da mitmachen würden?«
Ich muss an die unzähligen Gefallen denken, die ich Jack in den letzten Jahren getan habe, um ihm den Arsch zu retten und muss grinsen. »Ich habe da ein gutes Gefühl.«
»Hm.« Gia kaut auf ihrer Unterlippe, nickt langsam und nachdenklich. »Also … ich muss es natürlich auch mit unseremPR-Team absprechen, aber … die Idee gefällt mir. Ich glaube, das würde super reinpassen.«
Erleichterung macht sich in mir breit, es ist zwar nur eine vorübergehende Lösung, aber es wird mir die Zeit geben, die ich brauche, um mir was Längerfristiges auszudenken. Gia hat schon das Telefon in der Hand und wählt eine Nummer. Ich entspanne mich ein wenig und sinke tiefer in den Stuhl, mit einem etwas besseren Gefühl. Auch wenn ich jetzt schon bereue, dass mein Bruder mir nun auf ewig sein Ich hab’s dir doch gesagt unter die Nase reiben wird.
Uff, und Theo wird mir die Hölle heiß machen.
Zwei
Ehemaliger Druids-Spieler Ian Chase soll letzte Woche die Hochzeit seiner Ex-Frau, Mei Garcia, besucht haben, was erneut Gerüchte entfachte, ob Chase versuchen würde, Mei zurückzugewinnen. Viele werden sich an die unschöne Scheidung von Chase und Garcia erinnern, wodurch eine, laut Bostons Medienlandschaft, »märchenhafte Romanze« zwischen dem Sohn eines NHL-Legacy Spielers und einer aufstrebenden Künstlerin ein Ende fand. Mei Garcia, eine Künstlerin, deren Werke in der Canvas und Interior Mosaic Gallerie ausgestellt sind, gab keinen Kommentar ab. Vor sechs Jahren kursierten unmittelbar nach der Trennung des Pärchens in den sozialen Medien Fotos von Chase und einer unbekannten Frau, was zu Gerüchten führte, dass der Eishockeystar und seine Frau ihre Beziehung aufgrund unschöner …
Ich schiebe meinen Laptop von mir weg und beiße die Zähne zusammen. Sechs Jahre. Sechs verdammte Jahre verfolgt mich dieser Scheiß jetzt schon, ganz egal, wie weit ich davor weglaufe. Längst habe ich auf die harte Tour gelernt: Egal, was im Internet landet, es bleibt für immer dort.
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht gucken«, klingt Meis Stimme sanft aus dem Handy.
»Tja«, sage ich genervt. »War noch nie besonders clever.«
»Hör auf«, schimpft sie. »Wir wissen doch beide, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Ich hätte eine Erklärung abgeben können.«
»Nein.« Ich wische mir mit der Hand über das Gesicht, meine Stoppeln fühlen sich kratzig an. Sie sind ganz schön lang geworden. »Du hast jetzt erst mal Flitterwochen. Mach dir bitte keine Sorgen um meinen Scheiß. Außerdem haben sie dir das letzte Mal auch nicht geglaubt, als du mich verteidigt hast, warum sollte es diesmal anders sein?«
»Ich verstehe einfach nicht, warum sie die Geschichte wieder hochholen«, sagt sie. »Das ist doch Jahre her. Haben die nichts Besseres zu tun?«
»Wer weiß«, sage ich. »Vielleicht, weil ich wieder heimkehre. Oder weil du wieder geheiratet hast. Die Leute lieben alte Geschichten. Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, wenn ich nicht zur Hochzeit gekommen wäre.«
»Ach, Quatsch«, sagt sie. »Unter keinen Umständen hättest du meine Hochzeit verpassen dürfen.«
»Tja, aber jetzt verwandeln sie deinen großen Tag in eine Zirkusvorstellung.« Ich hebe die Hand, um die Flugbegleitung auf mich aufmerksam zu machen, ich brauche einen Drink, damit ich nicht aus der Haut fahre, während wir darauf warten, dass das Flugzeug die Rollbahn verlassen kann. Verspätung hat mir gerade noch gefehlt. »Und wie geht’s Bella? Immer noch eine kleine Scheißerin?«
»Ich hör dich, du Arsch«, ertönt Bella im Hintergrund. »Du bist auf Lautsprecher.«
»Oh nein, jetzt ist unsere Freundschaft wohl vorbei«, sage ich grinsend.
»Wenn deine Freunde doch nur so cool sein könnten wie ich«, erwidert sie.
Ganz ehrlich, sie hat vollkommen recht. Isabella Garcia ist extrem cool. Als neue Partnerin meiner Ex-Frau hätte ich mir keine bessere Person wünschen können. Auch, wenn ich sie ganz gerne ein bisschen verarsche. Zum Glück kann sie genau so gut austeilen, wie sie einstecken kann.
»Wie ist Fidschi?«
»Heiß«, beschwert sich Mei. »Wenn ich wieder zurück bin, werde ich aussehen wie eine Tomate.«
»Mi pobre esposa«, gurrt Bella. »Sie ist ein zartes Pflänzchen.«
»Nicht jeder kann mit einer Haut wie deiner gesegnet sein«, murrt sie.
Bella seufzt demonstrativ. »Es ist ein Geschenk.«
Ich kann hören, wie Mei die Augen verdreht. »Wie auch immer«, sagt sie dann zu mir. »Wie lange steckst du noch auf der Rollbahn fest?«
»Laut Pilot noch mindestens eine halbe Stunde. Die Landebahn ist vereist und muss geräumt werden.«
»O man, das wirst du bestimmt nicht vermissen, oder?«
»Weiß nicht. Hab mich irgendwie dran gewöhnt.«
»Aber zurück in Boston zu sein, wird doch bestimmt toll, oder? Wir konnten kaum sprechen auf der Hochzeit, es war so viel los. Wenn wir wieder da sind, kommst du mal zum Abendessen vorbei und schaust dir das Haus an.«
»Klar, sehr gerne«, erwidere ich ehrlich.
»Und mach dir nicht so viele Sorgen über diesen Internet-Unsinn«, sagt sie. »Die Leute sind gelangweilt und müssen sich über irgendwen das Maul zerreißen. Wird sich wieder legen.«
»Das dachten wir letztes Mal auch, und dann bin ich in scheiß Calgary gelandet.«
»Du hättest dich nicht auf den Tausch einlassen müssen.«
Ich will mich nicht streiten, auch wenn ich weiß, dass das so nicht ganz richtig ist. Ich knirsche mit den Zähnen und zähle die gleichen abgesegneten Argumente auf, die ich immer erwidere, wenn es um dieses Thema geht.
»Jedes Mal, wenn die Druids ein Spiel hatten, wollte die Presse lieber über mein Liebesleben als über unsere Punktezahl sprechen. Dem Team gegenüber war es alles andere als fair.«
»Deinen Eltern gehört das Team! Sie hätten mehr tun können. Sie hätten mehr tun sollen.«
Auch dazu sage ich nichts. Aber es stimmt: Zuerst gehörte das Team meinem Großvater. Als er starb, übergab er es meiner Mutter und dann ging es an meinen Vater. Ein Erbe, das schon immer schwer über mir hing. Denn von einem erfolgreichen Hockeyspieler und dem Inhaber eines NHL-Teams erzogen zu werden, bedeutete, dass all meine Bemühungen in diesem Sport genaustens unter die Lupe genommen wurden. Und es bedeutete auch, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren, wenn ich Scheiße gebaut habe.
»Sie haben getan, was sie konnten«, murmle ich, ohne so genau zu wissen, was ich noch dazu sagen soll.
»Aber sechs Jahre? Warum bist du nicht schon früher zurückgekommen?«
Noch eine Frage, auf die ich keine Antwort habe. Ich weiß, ich könnte Mei alles sagen, weil sie keiner Seele davon erzählen würde – aber ich bringe es nicht über mich. Sie sollte dieses Päckchen nicht auch noch tragen müssen. Besonders nicht mit dem, was sie bereits stemmen muss. Und tief drin glaube ich, dass einer der Hauptgründe, warum ich nicht früher zurückgekehrt bin, damit zu tun hat, was mich hier erwartet: Geheimnisse, die ich hinter mir gelassen habe, weil ich sie aus der Distanz besser ertragen konnte.
»Ich weiß nicht«, antworte ich, was nicht komplett gelogen ist. »Aber ich bin jetzt dreiunddreißig. Mir bleiben nur noch ein paar Jahre. In Calgary will ich nicht in den Ruhestand gehen. Das will ich hier, zu Hause. Deswegen sind meine Beweggründe jetzt nicht mehr so wichtig.«
»Doch, das sind sie«, sagt sie sanft.
In der Leitung breitet sich kurz zwischen uns eine Stille aus, und ich weiß genau, was ihr durch den Kopf geht, bevor sie es ausspricht.
»Du könntest die Wahrheit sagen«, deutet sie vorsichtig an.
Ich beiße die Zähne zusammen. »Wir wissen beide, dass das keine Option ist.«
»Vielleicht schon«, drängt sie. »Du bist es niemandem schuldig, alles allein zu ertragen. Und was, wenn du mit Abigail sprichst, und …«
»Mei«, falle ich ihr etwas schroffer ins Wort, als ich vorhatte.
Kurz herrscht Stille, bevor sie sagt: »Es tut mir leid.«
Ich lasse meinen Kopf gegen die Kopfstütze fallen, schließe die Augen.
»Muss es dir nicht«, seufze ich. »Es liegt nicht an dir.«
»An dir aber auch nicht«, sagt sie lautstark. »Das ist dein Leben. Und nicht meins oder das von deinem Vater, und bestimmt auch nicht Abi …«
»Ich weiß«, unterbreche ich sie sofort, damit ich den Namen nicht noch mal hören muss. Das bewirkt nur, dass alte Probleme wieder hochkommen. Und zwar solche, für die ich immer noch keine Lösungen habe, selbst nach all dieser Zeit. »Weiß ich doch. Ich denk drüber nach, okay?«
Werde ich aber nicht. Es steht zu viel auf dem Spiel. Zu viele, die ich damit enttäuschen könnte. Ich glaube, das weiß sie genauso gut wie ich, und ich bin froh, dass sie mich nicht weiter drängt.
»Also … so oder so. Ich bin froh, dass du wieder nach Hause kommst. Wir haben dich vermisst.«
»Nein, gar nicht!«, ruft Bella aus der Ferne.
Trotz allem lächle ich. »Hab euch auch vermisst.«
»Holt dich Jack vom Flughafen ab?«
»Ja«, antworte ich. »Er wird da sein, wenn ich ankomme.«
»Geht doch was essen! Bleib bloß nicht auf der Couch sitzen, um nur über das Internet zu jammern.«
»Mal sehen«, brumme ich.
»Babe!«, ruft Bella. »Strand! Du hast doch versprochen, dass ich dir den Arsch mit Sonnencreme einschmieren darf, und ich bestehe darauf.«
»Wow«, stöhne ich. »Das will doch keiner von seiner Ex wissen.«
Mei kichert, und eigentlich bin ich total froh, sie so glücklich zu erleben. »Meld dich, wenn du angekommen bist, okay?«
»Mach ich«, verspreche ich ihr. »Viel Spaß euch zwei.«
Nachdem wir aufgelegt haben, stecke ich das Handy wieder in die Tasche und sinke noch tiefer in meinen Sitz. Gerade als ich mich für ein Nickerchen entschlossen habe, bemerke ich, wie sich jemand eine Reihe weiter räuspert. Ich öffne langsam ein Auge und sehe einen Typ, nicht viel älter als ich, der mich voller Erwartung anblickt.
»Hey, sorry. Sie sind Ian Chase, oder?«
Ich schenke ihm ein dünnes Lächeln. »Ja, Mann. Das bin ich.«
»Entschuldigung für die Umstände, aber könnte ich vielleicht ein Autogramm haben? Bin ein riesiger Fan.«
»Klar, natürlich.« Ich nehme die Serviette und den Stift von ihm entgegen und signiere sie. »Sind Sie Fan der Wolverines?«
»Ne, Druids. Ich find’s klasse, dass Sie zurückkommen.«
»Ja, hab’s wirklich vermisst daheim zu spielen.«
»Und ich habe den ganzen Online-Mist über Sie nie geglaubt«, sagt er mit ernster Miene, als ich ihm die Serviette reiche. »Hab Sie nie für einen Fremdgeher gehalten.«
Es fällt mir nicht mehr ganz so leicht, freundlich zu grinsen, aber irgendwie kriege ich es hin. »Mhm, ja.«
»Na ja, alles Gute für die nächste Saison!«
»Klar. Danke.«
Ich schließe wieder die Augen, um jegliche Unterhaltung zu unterbinden und bin so genervt, dass es überall kribbelt.
Sechs Jahre. Sechs verdammte Jahre und nichts hat sich geändert. Nach wie vor werde ich nur auf Gerüchte und Mutmaßungen reduziert, mein ganzes Leben ist eine einzige Show für alle anderen zum Zerfleddern. Und ich fliege schnurstracks ins Zentrum von all dem zurück, wo mich nur noch mehr davon erwarten wird, vielleicht sogar Schlimmeres. Und das alles nur, damit ich meine Karriere so beenden kann, wie ich mir das vorstelle.
Home sweet home, denke ich mir voll bitterer Ironie.
* * *
»Alter, es ist so cool, dass du wieder da bist«, sagt Jack neben mir, vor Freude fast auf und ab wippend. Seitdem er mich gestern Abend vom Flughafen abgeholt hat, sprüht er richtig vor Energie, wie immer eigentlich – das einzig Neue ist, dass sein Arm jetzt in einer grell-rosafarbenen Schlinge steckt. Und obwohl er, seitdem er mich abgeholt hat, keine Minute die Klappe gehalten hat, tut es wahnsinnig gut, wieder mit ihm abzuhängen. Denn Jack gehört genau so sehr zu meiner Familie wie meine Verwandten. Verdammt, alle Bakers gehören dazu.
»Ich muss schon sagen, ich hätte nie gedacht, dass ich mal wieder genau hier landen würde«, sage ich.
»Ne«, grinst Jack wissend. »Ich hab immer schon gewusst, dass du zurückkommen würdest. Du hast Boston im Blut, Alter.«
Ganz unrecht hat er damit nicht.
»Tja, ich bin froh, dass sich immerhin einer darüber freut, dass ich zurück bin.«
»Bullshit«, sagt Jack lachend. »Es flippen alle total aus. Besonders Coach. Scheiß doch auf Twitter. Das ist doch nicht die Realität. Du kannst nichts ernst nehmen, was Elon Musk gehört.«
»Leute, die in Tesla investieren, sehen das vielleicht anders.«
»Ach, halt’s Maul.«
»Und wurde es nicht umbenannt?«
»Ja, aber ist total dumm. Ich weiß echt nicht, warum dieser Typ so scharf auf Namen ist, die aus einzelnen Buchstaben bestehen.«
Er wirft mir seinen gesunden Arm um die Schulter, was nicht schwer ist, da wir beide ungefähr gleich groß mit eins achtzig sind. Er schenkt mir ein breites Grinsen, und es hat sich in all den Jahren kein bisschen verändert. Von uns beiden war Jack immer der Umgänglichere – sein dunkler Haarschopf, die braunen Augen und seine freundliche Miene haben immer schon viel zugänglicher gewirkt als mein permanent finsterer Gesichtsausdruck, den ich gern hinter roten Stoppeln verstecke – rasieren ist überbewertet. Jack hat früher immer Witze darüber gerissen, dass ich für einen Rothaarigen viel zu ernst sei. Dass mir doch eigentlich »die Sonne aus dem Arsch scheinen sollte«, und dass ich, seitdem ich meine Haare hab wachsen lassen, stattdessen »wie ein übellauniger Wikinger« wirke, der »auf Plündern und Brandschatzen aus ist«. Kein Schimmer, was der Scheiß heißen soll.
»Und gleich steht das Treffen mit Coach und Leilani an, was?«
»Leilani ist die neue Presseagentin?«
»Jap. Sie ist ganz cool. Ein echt kleines Ding, aber wenn du auch nur ein Wort darüber verlierst, schiebt sie dir ihre High Heels in den Arsch.«
»Gut zu wissen.«
Die Sorge scheint mir wie ins Gesicht geschrieben, denn Jack stupst mich mit seiner guten Schulter an.
»Alter, das wird schon. Sie haben den Vertrag doch schon längst unterschrieben, oder? Alles andere läuft doch wie geschmiert.«
»Okay«, erwidere ich, und nicke mir selbst zu, als würde das meine Nerven beruhigen. »Du hast recht.«
»Die erste Woche ist bestimmt schnell rum und dann können wir am Wochenende was essen gehen mit Dee, oder? Sie wird sich freuen, dich wieder zu sehen.«
Ich muss innehalten. »Lila?«
»Ja. Du hast doch bestimmt ihre Show gesehen, oder?«
Ich schüttele den Kopf. »In Calgary kriegen wir den Sender nicht rein. Und ich guck eh nicht so viel Fernsehen.«
»Alter. Du hast doch Internet. Ist echt ’ne große Sache, die Show! Ich kann nicht fassen, dass du noch nie reingeschaut hast, ich gucke mir jetzt auch nicht jede Folge an, aber speichere mir jede ab.«
»Ich weiß«, sage ich mit einem Stirnrunzeln. »Mache ich noch.«
»Wir können uns ja so oder so treffen. Sie wird dir in den Arsch treten, wenn sie rausfindet, dass du dir noch nie ihre Show angeguckt hast.«
Ich muss grinsen, wenn ich mir vorstelle, wie die winzige, ständig mehlbestäubte und sommersprossige Power-Zwergversion eines Menschen, mir eins überzieht. »Hab die Kleine echt schon ewig nicht mehr gesehen. Wäre bestimmt nicht verkehrt, etwas Zeit zusammen zu verbringen.«
»Pass auf, dass sie dich nicht dabei erwischt, wie du sie ›Kleine‹ nennst«, sagt er.
Ich kann nicht anders als wieder zu grinsen. »Okay. Na gut, ich mach mich mal auf den Weg zum Coach. Wir sehen uns auf dem Eis?«
»Von der Seitenlinie«, brummt er.
»Ian!«
Als ich die Stimme meine Mutter höre, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Obwohl ich wusste, dass sie hier sein würde, war ich trotzdem nicht darauf vorbereitet. Nicht wirklich. Ich drehe mich um, und sehe, wie sie den Flur entlangkommt, ihr Gesicht strahlend, ihre Haare, eher silbern als blond, zu einem Zopf zusammengebunden. Ich versuche, mich auf ihren Ausdruck zu konzentrieren, versuche, mein Lächeln zu behalten, aber nehme sofort die große Gestalt hinter ihr wahr. Die Anwesenheit meines Vaters bricht wie eine Sturmwolke über uns herein, unmöglich zu ignorieren.
Ihre schlanke Figur kollidiert mit meiner schrankgroßen und sie schlingt ihre zarten Arme um mich. Ich lächle in ihren Haarschopf, der den vertrauten Rosenduft ihres Lieblingsshampoos verströmt und fühle mich geborgen. Wenn auch nur für einen Moment.
»Ich hab dich so vermisst«, sagt Mom. »Du hast uns viel zu lange nicht mehr besucht! Selbst nach Meis Hochzeit bist du nicht vorbeigekommen.«
»Scheint so, als hatte er genug andere Sorgen«, wirft mein Vater ein, so dass ich ihn nicht weiter ignorieren kann.
Bradley Chase und ich sehen uns sehr ähnlich. Sein dunkelrotes Haar sieht fast genauso aus wie meins, bis auf das Silber an den Schläfen. Auch seine grauen Augen sind wie meine, allerdings wohnt seinem Blick eine Härte inne, etwas Berechnendes, das mich schon immer nervös gemacht hat.
Ich nicke ihm zu. »Dad.«
»Schön dich zu sehen, mein Sohn«, sagt mein Vater. »Ich wünschte nur, es wäre unter besseren Umständen.«
Meine Mutter schlägt ihm leicht gegen die Brust. »Hör auf damit, Bradley. Wir haben doch gesagt, dass wir nicht darüber sprechen.«
»Das hast du gesagt«, erwidert mein Vater schroff. »Wir müssen an die Konsequenzen für das Team denken. Ich habe ihm geraten, nicht zu der Hochzeit zu gehen, und es sieht ganz danach aus, als hätte ich wie immer recht behalten.«
Eigentlich hat er es mir verboten – ich wette, dass er deswegen dieses harte Glitzern in den Augen hat. Am liebsten würde er mich allein erwischen und in der Luft zerreißen. Zum Glück sind Jack und meine Mutter hier, daher reißt er sich für die Außenwirkung zusammen, aber ich weiß, was mir noch bevorsteht. Er hat mir schon in Textnachrichten die Hölle heiß gemacht, nachdem ich seine Anrufe ignoriert habe. Aber er mag es am liebsten, mir in die Augen zu schauen, wenn er mich fertigmacht.
»Er kann doch nicht den ganzen Tag damit verbringen, sich über ein paar Idioten im Internet den Kopf zu zerbrechen«, wirft Jack ein, ohne seinen sonst so fröhlichen Ton. »Es ist ja nicht seine Schuld.«
Jack ist der Einzige, der die schmutzigen Einzelheiten der komplizierten Beziehung zwischen mir und meinem Vater kennt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Vater das weiß, es aber zum Glück nicht beweisen kann. Denn wenn er das könnte, hätte er Jack schon vor Jahren aus dem Team geworfen, denn er hatte noch nie viel dafür übrig, wie Jack einfach so sagt, was ihm in den Sinn kommt.
»Ob er die Schuld trägt oder nicht ist Ansichtssache«, erwidert mein Vater kalt. »Jetzt müssen wir uns hauptsächlich um die Konsequenzen kümmern.«
»Und darin bist du besonders gut«, erwidere ich. »Stimmt doch, oder, Dad?«
Mein Vater schaut mich mit zusammengekniffenen Augen an, und für einen kurzen Moment bin ich wieder der kleine Junge, der für seine wie auch immer gearteten, täglich aufs Neue enttäuschenden Handlungen von seinem Vater niedergemacht wird. Ich muss mich daran erinnern, dass das jetzt nichts mehr bedeutet, dass es meine Entscheidungen nicht mehr beeinflusst. Jedenfalls nicht mehr als nötig.
»Bitte kein Streit«, seufzt meine Mutter. »Können wir uns nicht einfach darüber freuen, dass wir alle wieder beisammen sind? Wir haben doch Leute, die sich um so was kümmern. Diese Leilani hat es in sich, ein echter Haifisch. Sie wird bestimmt eine Lösung finden.«
»Sollte sie besser«, murmelt mein Vater.
»Christine«, sagt Jack und berührt meine Mutter mit seiner gesunden Hand an der Schulter. »Hast du schon die neuen Übungs-Jerseys gesehen? Sind letztens erst angekommen. Sind echt scheiße gut verarbeitet.«
»Sprache!«, tadelt meine Mutter.
»Ach ja«, erwidert Jack kleinlaut. »Sie sind richtig … cool verarbeitet? Lass uns einen Blick drauf werfen, während Ian sich mit dem Haifisch namens Leilani rumschlagen muss.«
Ich werfe Jack einen dankenden Blick zu und er zwinkert mir zu, hakt sich bei meiner Mutter ein, und führt sie den Gang runter. Ich bemerkte meine Agentin Molly, die mir aus der anderen Seite des Gangs zuwinkt, erwidere die Geste und bedeute ihr, dass ich gleich nachkomme.
»Wir sehen uns später!«, ruft mir meine Mutter zu. »Lass uns bald zusammen Abendessen, ja?«
»Gerne«, rufe ich ihr nach und werfe einen kurzen Blick auf meinen Vater, der mich noch immer mit strengem Blick mustert.
»Und wir sprechen später«, sagt er in einem Ton, der keine Widerrede zulässt. »Ruf mich heute Abend an. Und mach alles, was Leilani sagt, um das wieder gerade zu biegen, klar?«
»In Ordnung«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Bradley!«
Mein Vater folgt meiner Mutter und Jack, und wirft mir einen letzten Blick zu, der mir eine schmerzhafte Unterhaltung in Kürze verheißt– aber das ist ein Problem für mein zukünftiges Ich. Ich blicke ihnen allen nach und merke mir, dass ich Jack ein Abendessen schulde.
Während ich Richtung Umkleidekabine gehe, atme ich tief ein, um mich zu sammeln. Der Gang, den ich auch all die Jahre später noch so gut kenne, führt mich zu Coach Daniels Büro. Ich klopfe zweimal, bevor ich die Tür öffne. Der Coach bedeutet mir, einzutreten, während er sich noch mit einer zierlichen Frau mit goldener Haut und langen schwarzen Haaren unterhält, die einen Hosenanzug trägt, der förmlich Leg dich nicht mit mir an schreit.
Ich bemerke meine Agentin Molly, die bereits am anderen Ende vom Schreibtisch sitzt und mir zunickt, ihr Haar, das nur ein paar Töne dunkler ist als meins, aber langsam grau wird, ist wie immer zu einem engen Dutt zusammengebunden. Auch sie ist klein und zierlich, doch genau wie die Presseagentin strahlt sie einen Ich-hab-die-größeren-Eier-Vibe aus. Dafür bin ich ihr all die Jahre über treu geblieben, trotz der Entfernung.
»Ian«, sagt sie mit der kehligen Stimme, die sie von jahrelangem Mentholzigaretten-Konsum hat. »Schön, dich zu sehen.«
»Ich freue mich auch«, erwidere ich. Ich habe sie seit der letzten Saison nicht mehr persönlich getroffen. »Danke fürs Kommen.«
Sie winkt ab. »Selbstverständlich.«
Die Presseagentin wendet sich mir zu. »Mr. Chase, freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Hey«, begrüße ich sie und biete ihr einen Handschlag an. »Sie sind bestimmt Leilani.«
»Leilani Kahale«, sagt sie, nickt und schüttelt mir die Hand. »Schön, Sie wieder im Team zu haben.«
»Aber so was von«, sagt Coach mit einem Grinsen im Gesicht. Sein Bart ist während meiner Abwesenheit um einiges grauer geworden – fast weiß im Kontrast zu seiner dunklen Haut. Aus Erfahrung weiß ich allerdings, dass, egal wie er aussieht, er mir auf dem Eis noch immer einiges voraushat. Er steht auf, kommt hinter dem Schreibtisch hervor und umarmt mich. »Freut mich, dich wieder hier zu haben, Junge«, sagt er und drückt mich.
Er ist nur ein paar Zentimeter größer als ich und ungefähr genauso breit. Es fühlt sich an, als würde ich eine Mauer umarmen.
»Ich bin froh, wieder da zu sein«, sage ich, klopfe ihm auf die Schulter und löse mich aus der Umarmung. »Ich wünschte, das wäre auch ohne den ganzen Medienzirkus drumherum möglich gewesen.«
Daraufhin runzelt Leilani die Stirn und bedeutet mir, mich zu setzen. »Das wäre natürlich schön gewesen, aber auf Wünsche können wir uns leider nicht verlassen. Stattdessen befassen wir uns mit dem, was Sache ist.«
»Das hört sich gut an«, sage ich.
»Finde ich auch«, stimmt Molly zu.
»Das Internet ist ein Irrenhaus«, seufzt Coach. »Schön, wenn es einfach nur um Hockey ginge, aber die Leute lieben einfach eine sensationelle Story. Heutzutage wird einfach alles aufgebauscht.«
»Ich dachte, nach der ganzen Zeit hätte sich was von der Aufregung gelegt, aber ich schätze, dadurch, dass meine Ex-Frau wieder geheiratet hat …«
Leilani nickt. »Es ist blöd gelaufen, aber nichts, was wir nicht in den Griff kriegen könnten. Ich hatte schon öfters mit alten Skandalen zu tun, und für gewöhnlich ist der beste Ansatz, den Leuten etwas Neues zu geben, worüber sie reden können.«
Bei dem Wort Skandal zucke ich zusammen – aber ich schätze, von außen betrachtet, sieht es genau danach aus.
Ich nicke steif. »Klingt vernünftig. Ich schätze, Spiele gewinnen reicht nicht mehr aus?«
»Es sind noch sechs Wochen, bis die Saison wieder beginnt«, sagt Coach.
»Genau«, stimmt Leilani zu. »Das die Öffentlichkeit während der Trainingsphase schlecht über das Team redet, ist das Letzte, was wir gerade gebrauchen können. Und genau das passiert ja durch diese Schmierkampagne gegen Sie. Ich weiß, dass man immer sagt, jede Presse ist gute Presse, aber um die Wahrheit zu sagen: Wenn Sie und damit auch das Team ein negatives Image haben, könnte das den Ticketverkäufen direkt schaden.«
Ich nicke. »Also … wenn wir ihnen etwas Positives zum Besprechen geben …«
»Dann erhöht das hoffentlich dein Ansehen in der Öffentlichkeit und damit auch das des gesamten Teams.«
»In Ordnung«, sage ich. »Ich bin für alles offen. Ich will, dass der Fokus auf dem Sport liegt und nicht meiner Vergangenheit.«
Leilanis Gesichtsausdruck gleicht dem der Grinsekatze, sehr zufrieden mit meiner Antwort. »Perfekt! Denn wir hätten da bereits etwas in petto.«
»Ach?« Ich ziehe eine Augenbraue hoch, schaue erst sie und dann Coach an, der sich über meinen perplexen Gesichtsausdruck zu amüsieren scheint. »Und was?«
»Wir haben diese Woche einen Anruf von BBTV bekommen, sie sind an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert.«
»BBTV?«
»Der Koch- und Haushaltssender mit Sitz in Boston«, erläutert Leilani.
»Ich verstehe nicht«, sage ich, weil ich es nicht verstehe.
»Sie haben doch ein gutes Verhältnis zu ihrem Mitspieler Jack Baker, oder?«
Ich drehe mich zu Molly um, doch sie zuckt nur mit den Achseln.
»Ja?« Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Wir sind zusammen aufgewachsen. Was hat das damit zu tun?«
»Das heißt wahrscheinlich, dass sie auch seine Schwester, Delilah, ganz gut kennen, richtig?«
»Ich …« Allein Lilas Name bringt mich durcheinander, irgendwie erzeugt er eine Art Heimweh. Den Großteil der Middle- und High School – selbst die Anfangszeit im College – hing sie mir und Jack an den Fersen, jetzt, wo ich sie so lange nicht gesehen habe, kommt es mir komisch vor, ihren Namen gleich zweimal in nur einer Stunde zu hören.
»Also, es ist eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal gehört haben. Als ich ins Team aufgenommen wurde, haben wir uns auseinandergelebt. Dann habe ich geheiratet, die Scheidung, bin nach Calgary gezogen …« Ich runzle mit der Stirn. »Ich habe sie schon länger nicht mehr gesehen.«
»Na dann ist das doch jetzt die perfekte Gelegenheit, um wieder ins Gespräch zu kommen«, sagt Leilani fröhlich. »Denn der Sender will einen unserer Spieler in Delilahs Show, und wir glauben, Sie sind genau der Richtige dafür.«
»Ich?« Ich schaue verdutzt drein. »Ich habe keine Ahnung vom Backen.«
Coach lacht. »Genau darum geht’s ja, Junge. Das soll liebenswert wirken.«
»Liebenswert«, sage ich abfällig. Das Ganze ist absolut lächerlich, aber in meiner Lage darf ich wohl nicht wählerisch sein. »Und Lila ist damit einverstanden?«
»Es war ihre Idee«, sagt Leilani.
Das überrascht mich. Lila wollte, dass ich als Gast in ihrer Show auftrete? Also, ich freue mich darüber, dass sie mir helfen will, aber irgendwie verwirrt es mich auch. Da wir seit Beginn meiner Profilaufbahn keine richtige Unterhaltung mehr hatten – kommt das Ganze irgendwie aus dem Nichts.
Andererseits … war Lila immer ein echter Schatz.
Ich drehe mich zu Molly, sie sieht kühl aus, ihre Lippen sind leicht zusammengepresst. »Molly? Was denkst du?«
»Es ist eine gute Idee«, gesteht sie ein. »Wenn du immer noch gegen eine öffentliche Stellungnahme bist …«
»Ja, bin ich«, unterbreche ich sie sofort.
Molly nickt. »Es ist eine gute Alternative. Lasst uns dem Internet was Niedliches hinwerfen, über das die Leute reden können. Es gibt wenig, was so cute ist wie ein rothaariger Riese in einer Kochschürze, oder?«
Ich bemühe mich bei der Vorstellung daran nicht laut zu ächzen. Ich werde wie eine Witzfigur aussehen. Aber … ist wohl immer noch besser als die Stellungnahme. Was bleibt mir sonst auch übrig?
»In Ordnung«, sage ich zu ihnen. »Dann bin ich wohl einverstanden.«
»Super«, sagt Coach und schlägt die Hände zusammen. »Wir haben auch noch ein paar andere Ideen, aber das ist ein guter Anfang.«
Ich nicke ziellos, und werde total nervös bei dem bloßen Gedanken, vor der Kamera zu stehen, mit Mehl und Zucker und weiß Gott was noch zu hantieren. Wieder mit Lila in Kontakt zu kommen, habe ich mir auch ganz anders vorgestellt.
Irgendwie muss ich lächeln. Zumindest hat der ganze Mist eine gute Sache an sich.
Hab die Kleine echt vermisst.
Drei
»Ich kann nicht fassen, dass du das nicht zuerst mit mir abgesprochen hast«, faucht Theo, als wir mit dem gesamten Team am Konferenztisch sitzen. »Eishockey-Spieler sind totale Neandertaler. Was, wenn die nur absoluten Schwachsinn von sich geben?«
Ich hebe eine Augenbraue. »Neandertaler? Das scheint dir ja nichts auszumachen, wenn du bei einem der Spiele Olssens Vorzüge bewunderst.«
»Das ist was völlig anderes«, murmelt er, und seine bleichen Wangen röten sich. »Ich kann doch die rohe Kraft an ihnen ästhetisch zu schätzen wissen, ohne, dass sie unbedingt deine Schüsseln umwerfen oder der Kamera ihre Zahnlücken zeigen müssen.«
»Ich kenne gar nicht so viele Spieler, denen Zähne fehlen«, sage ich zu ihm. »Und ich habe fast alle Druids zumindest schon mal kennengelernt – als Neandertaler würde ich sie nicht beschreiben …«
»Ach egal«, winkt er verärgert ab. »Ich wünschte einfach, du hättest erst mit mir darüber gesprochen.«
»Ich hatte Panik! Du warst nicht da.«
»Ich weiß. Wir hätten den Termin verlegen sollen.«
»Das wird schon«, versichere ich ihm. »Wirklich. Ich glaube, die Leute werden es lieben.«
Der Pressevertreter des Senders, Ben Carter, klopft mit den Knöcheln auf den Tisch. Durch seine wässrigen Augen sieht er eigentlich immer so aus, als hätte er eine anhaltende allergische Reaktion oder als wäre er kurz davor zu weinen – nach einer Weile lernt man aber, sich auf seine Beiträge zu fokussieren. »Hey, Delilah, ist das noch in Ordnung? Hatten Sie einen Moment, um sich die Projektbeschreibung anzusehen?«
»Ja, macht einen guten Eindruck auf mich«, erwidere ich. »Sehr gradlinig. Ich bin froh, dass wir uns erst mal für nur eine Sondersendung entschieden haben. Wäre eine Schande, sich für mehr zu verpflichten, falls es ein Desaster wird.«
»Meine Rede«, sagt er und nickt. Er wirft Theo einen Blick zu und beißt sich auf die Lippe. »Hallo, Mr. King.«
»Hey«, erwidert Theo knapp.
Einen Moment herrscht unangenehme Stille, dann beginnt Ben etwas mit Gia zu besprechen, und ich stoße Theo unauffällig in die Seite. »Du bist so ein Arsch. Er mag dich!«, sage ich leise.
»Er sieht so aus, als hätte er sich in seinem Elektroauto richtig schön einen reingezogen. Echt ey, jemand sollte ihm an Weihnachten eine Packung Augentropfen unter den Baum legen.«
»Du Arsch«, wiederhole ich mich kaum hörbar.
Theo zuckt mit den Schultern. »Du bezahlst mich ja nicht für meine Vorlieben bei Männern.«
»Gott sei Dank.«
Gia schaut auf die Uhr. »Sie sollten gleich hier sein.«
»Ach ja.« Komischerweise fällt mir erst jetzt ein, mal nach den Details zu fragen. Diese Woche war wirklich zu hektisch zum Denken. »Wissen wir eigentlich, wen sie rüberschicken? Sanchez ist ganz nett … fast so doof wie mein Bruder, aber nett. Olsson war auch immer schon ziemlich cool. Ich fände beide wären eine gute Wahl.«
»Ah, wo du es ansprichst«, Gia verzieht leicht die Miene, »hab ganz vergessen, es zu erwähnen. Sie schicken uns einen gerade erst zurückgekehrten Spieler. Er war eine Weile woanders. Anscheinend kann er etwas positive Presse ganz gut gebrauchen.«
Mir läuft es kalt den Rücken runter – keine Ahnung, ob ich nervös bin oder aufgeregt. Wahrscheinlich nervös. So was von nervös. Denn dank dieser Infos kann ich mir gut vorstellen, wer gleich durch die Tür kommen wird, noch bevor Gia seinen Namen ausspricht. Und dann klopft es auch schon und jemand drückt die Klinke runter, woraufhin eine kleine Traube Menschen den Raum betritt.
Aber egal wie viel Raum Ian Chases Name allein in meinem Kopf einnimmt – seine echte Anwesenheit ist hundertmal schlimmer. Oder besser. Ich weiß es nicht.
Er hat sich verändert: Seine Haare sind länger, seine grauen Augen irgendwie härter –aber wie viel Zeit auch immer vergangen ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, dieses sanfte Lächeln, das er mir jetzt schenkt, hat noch denselben Effekt auf mich wie mit sechzehn. Wenn ich ehrlich bin, war es sogar davor schon so.
»Lila?«
Er erkennt mich sofort wieder, aber da ist auch etwas Erstauntes in seinem Blick, und das kann ich gut verstehen, denn als er mich das letzte Mal gesehen hat, war ich ein schlaksiger Teenie mit Zahnspange und ganz ohne Oberweite. Er ist nicht der Einzige, der in der Zwischenzeit erwachsen geworden ist.
»Hey, Cupcake«, erwidere ich, stehe auf und merke, wie ich grinsen muss, als ich auf ihn zugehe, um ihn zu begrüßen.
Er verzieht das Gesicht. »Muss ich mir das immer noch anhören?«
»Man vergisst einfach nicht, wenn jemand ein halbes Dutzend Cupcakes in sich reinstopft und sie dann auf dem Lieblingsteppich seiner Tante wieder auskotzt.«
Er stöhnt. »Geschieht mir wohl recht, als dein persönlicher Geschmackstester. Hab seitdem keinen Cupcake mehr angerührt.«
Ich lache. Für einen kurzen Moment stehen wir einfach nur da, unsicher, was wir miteinander anfangen sollen. Es war früher nie so seltsam zwischen uns. Früher hätte er mich schon längst einfach hochgehoben und im Kreis herum gewirbelt, bis ich ihn unter Androhung von Schmerzen gezwungen hätte, mich wieder abzusetzen.
Dann breitet er endlich seine Arme aus und zieht mich hinein. »Na komm her, Kind.«
Kind.
Das sollte wirklich nicht so wehtun. Tut es aber. Kind. Einfach lächerlich, wenn man bedenkt, dass meine Brüste gerade gegen seine Brustmuskeln gepresst sind wie zwei prall gefüllte Wasserbomben. Falls die Art, wie er mir nun kumpelhaft auf den Rücken klopft, irgendein Indikator ist, hat er das auch gerade bemerkt. Verlegen lache ich ein bisschen und er legt den Kopf schief, als wir uns aus der Umarmung lösen.
»Dir ist schon klar, dass ich in zwei Jahren dreißig werde, oder? Ich glaube kaum, dass Kind da noch angebracht ist.«
Er runzelt die Stirn. Kurz sieht er so aus, als wäre es ihm unangenehm. Als würde er genau in diesem Moment erkennen, dass ich nicht mehr das kleine Mädchen bin, an das er sich erinnert. Mein Ego weiß nicht, wie es das auffassen soll. Seine Augen weiten sich unmerklich und sein Blick, der zuerst über mein Gesicht streift, huscht blitzschnell meinen ganzen Körper entlang, so dass ich unwillkürlich etwas rot werde. Er schluckt langsam und senkt leicht den Kopf.
»Ich schätze, du hast recht«, gibt er leise zu. »Pure Gewohnheit.«
»Tja also.« Ich strecke das Kinn vor. »Ich bin definitiv kein Kind mehr.«
Er hält kurz inne und sagt dann: »Schätze, da ist was dran.«
Eigentlich eine harmlose Bemerkung, dennoch macht es mich ganz verlegen. Was meinem Einwand, dass ich erwachsen bin, nicht gerade zuträglich ist.
»Schön, dich wieder zu sehen«, sagt er zu mir.
Ich nicke, mein Lächeln etwas verhalten, aber überraschenderweise noch nicht verrutscht. Wie kann es sein, dass ein paar Barthaare und zwei, drei kleine Fältchen im Augenwinkel ihn irgendwie noch heißer machen, als er ohnehin schon war?
»Finde ich auch.«
»Wir sind überglücklich, dass das hier zustande kommt«, sagt Ben hinter mir, und macht unseren eher erbärmlichen gemeinsamen Moment kaputt.
Ian wendet sich Ben zu und schenkt ihm seine volle Aufmerksamkeit, und zu meiner eigenen Überraschung fange ich fast an zu schmollen deswegen. Was für eine Scheißreaktion ist das denn?
Eine Frau, nicht viel größer als ich, mit rotbraunen Haaren und ein paar grauen Strähnchen, lässt sich seufzend in einen der Konferenzstühle fallen. »Lasst uns den Papierkram erledigen. Ich habe gleich noch ein Meeting.«
Ian fängt meinen Blick auf und lächelt über meinen Gesichtsausdruck. Er lehnt sich leicht nach vorn und sagt leise: »Meine Agentin. Hat keine Zeit für Unsinn wie Small Talk.«
»Ah.« Ich lache leise. Ich zeige mit dem Daumen über meine Schulter auf Theo, der abwechselnd versucht, von Ben und seinen verliebt-wässrigen Augen Abstand zu gewinnen und meine Aufmerksamkeit zu erregen, damit ich sein sozialer Puffer sein kann. »Meiner. Ist eigentlich immer für Unsinn zu haben.«
»Lass uns das hier hinter uns bringen«, sagt Ian. Er berührt mich mit der Hand am Ellbogen, meine Haut kribbelt. »Lust auf einen Kaffee später? Mal wieder quatschen?«
Erwartet er etwa von mir, dass ich mich unter vier Augen mit ihm entspannen kann? Hat er sich in letzter Zeit mal im Spiegel angeschaut?
Mit plötzlich trockenem Mund kriege ich gerade so heraus: »Das wär toll.«
Noch ein Lächeln, bei dem ich so tun muss, als würden meine Knie nicht weich. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich so reagiere wie das Kind, das er anscheinend noch vor sich sieht. Ich bin keine sechzehn mehr und Ian hat ein ganzes Leben hinter sich, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Wenn ein so alter Crush wieder aufflammt, ist die Katastrophe doch vorprogrammiert. Am besten schiebe ich dem ganz schnell wieder den Riegel vor.
Ian nimmt Platz, und ich versuche zu ignorieren, wie seine Schultern in dem weichen, grauen Baumwollshirt aussehen oder wie seine Haare sanft über seinen Kragen streichen.
Einfacher gesagt als getan.
* * *
Sei ganz entspannt. Ganz entspannt. Total entspannt.