The Game – Countdown am Vulkan - Christian Tielmann - E-Book

The Game – Countdown am Vulkan E-Book

Christian Tielmann

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie spielen das Spiel ihres Lebens.  Doch das Spiel wendet sich gegen sie. Willkommen in Level 2! Macke und sein Team sind schockiert: Sie dachten, sie seien dem GAME entkommen, aber die Freunde finden sich im nächsten Abschnitt der Spiel-Arena wieder. In einer gefährlichen Vulkanlandschaft müssen sie Punkte erspielen, um nicht vom GAME beseitigt zu werden. Auch die anderen Teams kämpfen weiter – doch nicht alle spielen fair. Was wissen die anderen? Und wer steckt hinter den Schikanen des GAMES? Macke, Piddy, Sepia und Lisa erwartet wortwörtlich ein Tanz auf dem Vulkan. Und ihre Zeit läuft ab …    Der zweite Band der atemberaubenden neuen Abenteuerserie vor Erfolgsautor Christian Tielmann.  Mit coolen Illustrationen von Pascal Nöldner. Alle Bände der Serie: Band 1: The Game – Das Spiel erwacht Band 2: The Game – Countdown am Vulkan Band 3: Erscheint im Frühjahr 2024 Serie bei Antolin gelistet

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 200

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Christian Tielmann

The Game

Countdown am Vulkan

Mit Bildern von Pascal Nöldner

 

 

Über dieses Buch

 

 

Sie spielen das Spiel ihres Lebens. 

Doch das Spiel wendet sich gegen sie.

Willkommen in Level 2! Macke und sein Team sind schockiert: Sie dachten, sie seien dem GAME entkommen, aber die Freunde finden sich im nächsten Abschnitt der Spiel-Arena wieder. In einer gefährlichen Vulkanlandschaft müssen sie Punkte erspielen, um nicht vom GAME beseitigt zu werden. Auch die anderen Teams kämpfen weiter – doch nicht alle spielen fair. Was wissen die anderen? Und wer steckt hinter den Schikanen des GAMES? Macke, Piddy, Sepia und Lisa erwartet wortwörtlich ein Tanz auf dem Vulkan. Und ihre Zeit läuft ab …   

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.fischerverlage.de/kinderbuch-jugendbuch

Biografie

 

 

Christian Tielmann, geboren 1971 in Wuppertal, schreibt seit 1999 mit großem Erfolg Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Familie in Detmold.

Pascal Nöldner, geboren 1990 in Essen, zeichnet und gestaltet als freiberuflicher Illustrator Kinder- und Jugendbücher, Spiele, Comics und Animationsfilme. 2015 beendete er sein Designstudium mit Schwerpunkt Illustration an der Fachhochschule Münster.

 

Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendbuchprogramm der S. Fischer Verlage finden Sie unter www.fischerverlage.de

Inhalt

6. Juli, 23.02 Uhr

6. Juli, 23.33 Uhr

7. Juli, 5.14 Uhr

7. Juli, 6.55 Uhr

7. Juli, 7.06 Uhr

7. Juli, 9.07 Uhr

7. Juli, 10.08 Uhr

7. Juli, 11.09 Uhr

7. Juli, 16.58 Uhr

7. Juli, 20.07 Uhr

8. Juli, 5.06 Uhr

8. Juli, 9.35 Uhr

8. Juli, 12.04 Uhr

8. Juli, 15.03 Uhr

8. Juli, 16.02 Uhr

8. Juli, 18.21 Uhr

8. Juli, 20.10 Uhr

Leseprobe Band 3

Entführt?

Verraten?

Verkauft?

Macke wusste nicht, was sie waren. Aber ganz sicher waren sie am Ende.

Die Nacht war hereingebrochen, und das, was er für den Notausgang gehalten hatte, war nichts weiter gewesen als ein Eingang ins nächste Level. Ein Übergang. Vielleicht sogar eine Falle.

Macke saß auf einem staubigen Stein und spürte die Hitze des Lagerfeuers auf seinem Gesicht. Er hätte heulen können. Er hatte die anderen hierhergeführt. Sie waren ihm gefolgt, hatten ihm vertraut. Durch den Kanal in die Freiheit. Das war der Plan gewesen. Und nun saßen sie alle hier und waren genauso sicher im GAME gefangen wie seit der Sekunde, in der sie diese verflixte Arena vor zwei Tagen betreten hatten. Ein unvergesslicher Urlaub sollte es werden. Vergessen würde er den Horror in der Arena sicher nicht, falls er dieses Gelände jemals lebend verlassen sollte.

»Bist du okay?«, fragte Piddy.

Sein bester Freund saß neben Macke. Piddys Haare standen in die Höhe wie die Ohren eines neugierigen Hundes. Sein rechtes Ohr, das ein gutes Stück mehr vom Kopf abstand als das linke, wurde vom Feuerschein in herrlichstem Orange angestrahlt. Piddy guckte dabei so treuherzig und leicht besorgt drein, dass Macke fast lachen musste. Piddy war einfach unglaublich. Ein unglaublich guter Freund. Bei Tag und bei Nacht. Und sogar an diesem Lagerfeuer in dieser Nacht, die verrückter kaum hätte sein können.

»Denkst du wieder an den Feuerstunt, der fast schiefgegangen wäre?«, fragte Piddy leise.

Macke schüttelte den Kopf. An diesen üblen Stunt, bei dem er von Flammen umzingelt war und den Ausgang vor lauter Panik fast nicht gefunden hätte, hatte er nicht gedacht. Jedenfalls nicht, bis Piddy ihn erwähnt hatte. Es war schon ein halbes Jahr her. Und es kam ihm vor wie aus einem anderen Leben. Seinem Leben in der Stuntgruppe »Team Danger«. Es war sein Hobby, seine liebste Freizeitbeschäftigung gewesen, Stunts mit diesem Team zu trainieren. Klettern, Springen, Fallen – egal wie hoch oder tief, egal wie heiß oder kalt. Aber dieses Feuer damals, das war übel gewesen. Diese Hitze. Und dieser Geruch der Pyropaste, die Michi vom »Team Danger« benutzt hatte, dieser Geruch nach angebranntem Hustensaft, hatte ihm noch tagelang in der Nase gehangen.

Piddy legte den Kopf schief. »Erzähl mir nichts! Natürlich denkst du dran! Ich kann’s dir doch ansehen!«

Macke seufzte. »Na klar denk ich jetzt dran! Aber das hier ist doch völlig anders als damals. Wir sind nicht von Flammen umzingelt. Wir umzingeln die Flammen! Wenn also jemand Schiss kriegen sollte, dann nicht ich, sondern das Lagerfeuer!«

Sechzehn jugendliche Mädchen und Jungen umringten sortiert in vier Teams die Feuerstelle.

Piddy saß im blauen Overall mit dem Quadrat auf der Schulter neben Macke. Er hatte Macke ins GAME gelockt. Mit ein paar Tricks hatte er die Online-Qualifikation für Macke klargemacht. Und sogar das Geld für Mackes und sein eigenes Ticket hatte Piddy bei seinen reichen Eltern organisiert.

Es hatte so großartig geklungen: Eine Woche in der Arena des GAMES! Herausforderungen ohne Ende, unglaubliche Landschaften und alles unter der gigantischen Kuppel der Arena. Eine Woche ohne Eltern oder sonstige Aufpasser, allein unter der Kontrolle des Gamemasters. Vier Teams mit jeweils vier Mitgliedern sollten gegeneinander antreten und Punkte sammeln, während sie kletterten, schwammen, tauchten, segelflogen, und was sich die Mannschaft dieser gigantischen Arena sonst noch einfallen ließ. Je besser die Teams die Herausforderungen meisterten, desto schwieriger wurde das Spiel – Langeweile war ausgeschlossen. Das waren Sommerferien, von denen die meisten Jugendlichen nur träumen konnten – und Sommerferien, um die alle, die das GAME online zockten, wetteiferten. Oder jedenfalls der Teil der Zocker, die reiche Eltern hatten. Denn die Ticketpreise waren ebenso gigantisch wie die Arena.

Nun waren sie schon seit zwei Tagen hier. Alles war anders, als Macke erwartet hatte. Er hatte zum Beispiel nicht damit gerechnet, dass der Gamemaster versuchen würde, sie zu ertränken. Und er hätte nie gedacht, dass die Serviceknöpfe, mit denen die Spieler sich jederzeit Hilfe oder Nahrung herbeirufen können sollten, unauffindbar sein würden. Vor allem aber wäre Macke kaum in den Sinn gekommen, dass der Notfallcode, mit dem sie das Spiel sofort abbrechen konnten, keine Wirkung zeigen würde. Diesen Notfallcode hatten sie ausprobiert. Oft genug: Sie hatten den Code in die Nacht gerufen, geschrien, gekeucht und geflüstert. Aber der Gamemaster hatte das Spiel nicht unterbrochen. Ganz im Gegenteil, der Gamemaster, der anscheinend »Ellen« hieß, hatte die Schwierigkeit der Herausforderungen weiter raufgeschraubt. Nur mit knapper Not hatten sie es aus dem ersten Level in diesen trockenen, staubigen Bereich geschafft, der sich als Level zwei entpuppt hatte und nicht der erhoffte Weg in die Freiheit war. Die Notausgänge waren gut versteckt und sowieso fest verrammelt. Und Gamemaster Ellen führte sie ständig an der Nase herum, um sie nur nicht hinter die dicken Panzerglasscheiben in die Freiheit gelangen zu lassen.

Aber Macke wollte sich nicht geschlagen geben. Er hatte hin und her überlegt, und er kam doch immer wieder zum selben Ergebnis: Gamemaster Ellen und ihre Komplizen hatten sie ganz offensichtlich entführt. Er kapierte nur nicht, warum.

»Immerhin haben wir Level eins überlebt«, sagte Macke leise. »Aber was jetzt?«

Das Feuer knisterte. Macke sah über die Flammen hinweg die anderen an. Da saßen sie, sauber nach Teams sortiert: Ihm gegenüber hockte Team Gelb. Dave, der heimliche Anführer und das unheimliche Großmaul aus Team Gelb, mühte sich sichtlich ab, eine bequeme Position für sich und sein verletztes Bein zu finden. Etienne, der ebenfalls in gelben Klamotten mit dem Minuszeichen steckte, warf Stöcke ins Feuer. Flora und Fauna, die beiden Mädchen aus Team Gelb, hielten sich an ihren frisch gewonnenen gelben Trinkflaschen, auf denen das Minuszeichen genauso prangte wie auf allen Kleidern und Materialien von Team Gelb, fest. Fauna flüsterte auf ihre Freundin ein, während Flora in die Flammen starrte. Sie sah ratlos aus. Dieses Gefühl teilte Macke voll und ganz, wenn er ehrlich war. Etienne warf einen finsteren Blick über das Feuer in Mackes Richtung.

Macke wandte den Blick ab nach rechts. Hier kauerte das Team Rot. Cosima, das vor Kraft strotzende Mädchen mit dem Lockenkopf, starrte ebenso in die Flammen wie die beiden Jungs Poi und der schlaksige Dario. Nur das Hirn, die Strategin von Team Rot, die schmale Ipek, hatte den Kopf schief gelegt und schien Dave aus Team Gelb mit heimlichem Interesse zu beobachten.

Macke ließ den Blick rüber nach links schweifen. Da saß Team Grün. In sicherem Abstand zu allen anderen am Feuer. Die drei Jungs namens Ben, Malik und Jamir und das Mädchen Helena kannte Macke noch am wenigsten. Sie hatten das erste Level in Lichtgeschwindigkeit gemeistert, führten in der Gesamtwertung mit großem Abstand und hatten von der Flutwelle, in die die Teams Blau, Gelb und Rot geraten waren, gar nichts mitbekommen. Ihr Symbol war ein Pluszeichen.

Macke selbst steckte wie sein Freund Piddy in blauen Klamotten. Außer ihnen beiden gehörten noch Sepia und Lisa zu Team Blau. Die Kleidung und Ausrüstung seines Teams waren durch ein Quadrat gekennzeichnet. Team Blau saß ebenso eng beisammen wie die anderen Teams. Lisa hörte nicht auf, Erdklumpen vom Boden zwischen den Fingern zu zerdrücken. Sepia sagte keinen Ton mehr, seit sie das Feuer entfacht hatte.

»Was jetzt?«, fragte Macke mehr sich selbst als die anderen. Es war einer dieser Augenblicke, in denen einfach alles still war. Der Wind rüttelte nicht mehr an den Blechdächern der vier Hütten der Teams, die hinter ihnen um den Lagerfeuerplatz standen. Sogar das Feuer schien für einen Augenblick vom Geprassel abzulassen. Und genau in diese Stille hinein war Mackes Satz gerutscht.

»Tolle Frage, Macke!«, fauchte Etienne. »Du hast uns hierhergebracht! Du steckst doch mit dem Gamemaster und seinen Leuten unter einer Decke!«

Macke wollte aufspringen, so sehr ärgerte und traf ihn das, was Etienne, der Angeber aus Team Gelb, da sagte. Macke steckte mit niemandem unter einer Decke! Und schon gar nicht mit den Entführern. Ja, er hatte sich geirrt. Aber hatte er nicht alles riskiert? Er hatte gegen Regeln des GAMES verstoßen, um Etienne und den anderen aus Team Gelb zu helfen. Er und sein Team hatten die Strafen von Gamemaster Ellen auf sich genommen. Und er war es gewesen, der Team Gelb aus einer ziemlich üblen Lage befreit hatte. Von allen, die hier saßen, hatte ausgerechnet Etienne am wenigsten Grund, sauer auf Macke zu sein. Aber von einem Schnösel wie Etienne konnte er kaum Dankbarkeit erwarten. Das alles hätte er dem Jungen am liebsten entgegengeschleudert. Aber Piddy hielt ihn von links, Sepia von rechts zurück. Piddy ließ Macke sofort wieder los. Sepia hingegen hielt seine Hand noch einen Moment länger fest. Und Macke merkte, dass er das schön fand. Schöner als er gedacht hätte. Aber dann ließ auch Sepia ihn los. Schade, dachte Macke und spürte dem Verlust nach. Er saß stocksteif da, hatte Angst, den Augenblick, der so kurz wie schön gewesen war, zu zerstören, wenn er sich nur ein bisschen regen würde. Am liebsten hätte er sich Sepias Hand zurückgeholt. Aber er traute sich nicht, nach ihr zu tasten. Wie versteinert saß er da und konnte für einen Augenblick kaum noch atmen.

Für die Zerstörung dieses kleinen, dieses heiligen Moments musste Macke nicht selbst sorgen. Das übernahm Ben aus Team Grün für ihn, der mit seiner rauen Stimme lospolterte: »Ich weiß überhaupt nicht, warum ihr euch so aufregt. Ist doch super, wenn es brenzlig wird.«

Ben warf einen Stock in die Flammen. Funken flogen auf und tanzten über der Hitze. »Ich bin hierhergekommen wegen der Action. Ich will den Highscore von Team Schwarz knacken. Und wir haben das erste Level alle mit mehr als 200 Punkten geschafft! Das Spiel schraubt eben das Niveau rauf.«

»Das Spiel ist kaputt«, sagte Piddy trocken. »Wenn du mich fragst.«

Ben lächelte rüber zu Piddy. »Ich glaube, dann frag ich dich nicht!«

Macke kam Piddy zur Hilfe. »Findest du es nicht sehr merkwürdig, dass wir das Spiel nicht verlassen können?«

»Wir wollen es gar nicht verlassen«, sagte Helena an Bens Stelle. Das Mädchen aus Team Grün grinste über die Flammen des Feuers. Macke konnte ihren Gesichtsausdruck im flackernden Licht nicht so recht deuten. War sie überheblich? Oder wich sie einfach nur der Tatsache aus, dass auch sie aus der Arena nicht herauskonnte?

»Na ja, merkwürdig ist das schon«, schaltete sich Ipek von Team Rot ein. »Dave hat sich ja ernsthaft verletzt.«

Ben zuckte mit den Schultern. »Wirst du sterben, Dave?«

Dave winkte ab. »Geht schon. Wird schon!«

Ben grinste. »Also: Was habt ihr? Ist doch super. Wir alle sind eben in Form. Vielleicht sogar mehr, als wir selbst glauben! Machst du etwa keinen Sport?« Er sah Macke an.

»Doch, klar, schon!«, sagte Macke.

»Und was für einen?« Ben lächelte plötzlich freundlich. »Jetzt sag nicht Golf oder Schach!«

»Ich bin in einer Stuntgruppe«, gab Macke zu.

Ben pfiff durch die Zähne und sah seine Leute an, die links und rechts von ihm saßen an. »Ein Stuntman! Kein Wunder, dass der Gamemaster so aufdreht!« Plötzlich wurde Ben wieder ernst. »Etienne hat völlig recht: Du bist selbst schuld, dass das GAME so abgeht! Du mit deinem Hobby bist doch ausgewählt worden. Die Hobbys kennt das Spiel. Unsere Fitness ist Teil des GAMES. Wir haben alle diese Sicherheitstrainings fürs Klettern, Schwimmen, Tauchen und diesen ganzen Kram absolviert. Dabei haben wir den Leuten vom GAME eben gezeigt, was wir so draufhaben. Die Schwierigkeitsgrade werden automatisch angepasst, je nachdem, was wir können. Das ist doch bekannt.«

»Aber der Code, mit dem wir das Spiel beenden können …«, sagte Flora nun leise. »Der funktioniert echt nicht.«

Ben sah zu ihr rüber. »Weil wir ihn nicht brauchen! Habt Vertrauen! In der Arena hat sich bisher noch nie jemand ernsthaft verletzt.«

Dave hüstelte.

»Okay, komm. So eine Schramme kannst du dir auch auf dem Fahrrad zuziehen.« Ben schüttelte verächtlich den Kopf. »Sei keine Memme, Dave!«

Macke machte den Mund auf. Aber Sepia kam ihm zuvor.

»Und du meinst, dass Ingo noch immer die Fäden in der Hand hat als Gamemaster?«, fragte sie an Team Grün gerichtet.

Dass Ingo nicht mehr die Rolle des Gamemasters hatte, war Macke schon länger klar.

Aber Ben antwortete auf Sepias Frage: »Klar.« Er drehte den Kopf zur Seite, winkte plötzlich über Sepia hinweg und rief: »Hey Ingo! Alles klar bei uns! Schön, dass du vorbeischaust.«

Macke und Sepia sahen sich an. Dann drehten sie sich herum.

Hinter ihnen kam tatsächlich jemand. Oder etwas. Aber dieses Etwas war nicht Ingo. Es war ein Auto. Ein fröhlich blinkendes Auto, das sie alle bestens kannten: der Caravan. Leise rollte er ans Lagerfeuer heran.

Das Auto dudelte eine Gitarrenmelodie. Macke kannte sie. Aber er kam nicht darauf, welches Lied es war. Es passte nicht so recht zum staubigen Boden und der lauen Sommernacht mit dem Lagerfeuer. Da fing der Caravan an zu singen:

»Stille Nacht, staubige Nacht.

Keiner schläft. Alles wacht.

Nur ein freundliches Automobil

Hilft euch weiter, hilft euch viel.

Kommt vor dem Tanz angefah-ha’n,

Denn ihr tanzt auf dem Vulkan.«

Piddy war der Erste, der losprustete und sagte: »Ich weiß echt nicht, wer bei dir die Musik ausgewählt hat, Caravan! Aber umgedichtete Weihnachtslieder im Sommer sind ziemlich schräg! Und die Nacht ist weder still noch heilig!«

Auch die anderen schüttelte es vor Lachen. Macke grinste still in sich hinein. Er hatte genau hingehört. Denn der Caravan versteckte manchmal wichtige Hinweise in seinen absurden Liedern.

Das Auto parkte sich zwischen Team Grün und Team Blau. Seine zahlreichen Türen für Fächer in verschiedenen Größen waren fest verschlossen. Aber dann sagte das Auto: »Poi! Komm, hol mal das Instrument ab! Fach zehn. Ein bisschen Musik tut doch allen gut. Und Cosima: Braucht ihr nicht längst was zum Grillen?« Der Caravan hupte fröhlich. »Liegt alles in Fach 17.« Das ließ sich Cosima nicht zweimal sagen. Das Mädchen sprang sofort auf und holte das Grillgut aus dem genannten Fach.

Der Caravan wiegte sich genüsslich von einer Seite auf die andere. Macke fand schon witzig, was er da sah, obwohl ihm wirklich nicht zum Lachen zumute war. Dann aber sagte das unendlich freundliche Auto: »Na, was ist, Macke? Ihr braucht doch nicht nur Wasser, oder? Fach 23!«

Macke lief rüber und holte eine Kiste Softdrinks aus dem Fach. Die kleinen Glasflaschen in der Kiste waren recht schmal und irgendwie elegant. Jeder Deckel hatte ein quietschgrünes L aufgedruckt. Macke nahm eine Flasche raus.

»Lemondrinx, kennt jemand dieses Zeug?«, fragte er in die Runde.

Schallendes Gelächter war die Antwort. Plötzlich standen alle neben ihm. Ben aus Team Grün schlug Macke auf die Schulter und sagte mit seiner Reibeisenstimme: »Cooler Spruch, Macke!« Der Junge mit den schwarzen Haaren schnappte sich eine der Flaschen aus der Kiste, flippte den Deckel an der Kante des Kastens ab und nahm einen ordentlichen Schluck. »Ah! Läuft voll runter!«

Auch die anderen waren ziemlich scharf auf diese Getränke. Macke sagte mal lieber nichts. Anscheinend kannten alle das Zeug. Er selbst hatte noch nie davon gehört. Aber als er einen Schluck nahm, verstand er den ganzen Aufruhr sofort: Lemondrinx schmeckte saumäßig lecker.

»Kannst du nicht kaufen!«, raunte ihm Piddy zu. »Gibt’s nur hier in der Arena und ist legendär.«

Macke nickte. »Wie diese Schokoschmiere, oder?«

Piddy steckte eine Zucchini, die Cosima ihm reichte, auf einen Spieß und lachte trocken. »Snopsy-Schokocreme ist die geheimnisvollste Frühstückscreme der Welt, und du nennst sie Schokoschmiere?«

Macke zuckte mit den Schultern. Dieses Snopsy-Zeug war schon köstlich gewesen. Er hatte allerdings auch einen Wahnsinnshunger gehabt, als er die Creme probiert hatte. Vermutlich hätte er da sogar Rosenkohlmatsche mit kandierten Knoblauchstückchen auf Krötenschleim an Hühnerkackekroketten gegessen. Mit Lemondrinx war es so ähnlich. Die Luft war so trocken und staubig in diesem Bereich der Arena, dass sich Macke so ziemlich alles reingeschüttet hätte, was er kriegen konnte.

Sie steckten Gemüse und Würstchen auf Spieße, hielten sie über die Flammen, schlürften die Drinks aus den Glasflaschen und hörten aufmerksam auf das, was der Caravan sonst noch zu berichten hatte.

»Ihr habt die Wasserwelt toll überstanden. Nun lautet eure Aufgabe: Tanzt auf dem Vulkan!« Das Gefährt schien Macke mit seinen blinkenden Scheinwerfern zuzuzwinkern.

Dann machte das Auto ein Geräusch, als würde es aufstoßen, und dabei purzelten ihm jede Menge leuchtende Punkte aus dem Kühlergrill. »Jeder nur einen, bitte!«, sagte das Auto.

Sie alle liefen rüber zum Auto, um ihren Punkt abzuholen. Macke steckte seine Hand in einen der grün leuchtenden Kreise. Der Leuchtkringel drehte sich um sich selbst wie eine wilde Frisbeescheibe, bewegte sich dann an Mackes Arm hoch und löste sich auf Höhe der Schulter auf.

Der Caravan war noch nicht fertig mit seinen guten Gaben.

»Jeder von euch bekommt ein Armband.« Das Auto rollte von seinem Platz und kreiste nun um die Jugendlichen. Es scannte einmal kurz jedes Teammitglied. Dann spuckte der Wagen für jeden ein Armband in der Farbe des Teams und mit dem passenden Zeichen drauf aus.

Macke nahm sein Armband, blau mit weißem Quadrat. Am Armband war ein Display integriert. In weißer Schrift auf blauem Hintergrund standen fünf Zahlen. Eine 207 prangte groß in der Mitte. Das musste der aktuelle Punktestand von Team Blau sein. In jeder Ecke stand eine kleinere Zahl. In Summe ergaben diese Zahlen aber die 207 Punkte des Teams.

»In den Ecken seht ihr euren persönlichen Punktestand«, erklärte der Caravan mit seiner freundlichen Computerstimme. »Und die Stände eurer Teamkollegen. In der Mitte steht die Gesamtpunktzahl eures Teams.«

Macke musste nicht lange raten, wem von ihnen welche Ecke zugeordnet war. Oben links stand die größte Zahl: 97. Das musste Lisas Punktestand sein. Denn sie hatte mit Abstand die meisten Punkte gesammelt. Dagegen waren seine 33 Punkte, die unten rechts standen, kümmer-lich.

»Es gilt folgende neue Regel in Level zwei«, fuhr der Caravan fort. »Jedes Mitglied der Gruppe muss mindestens 25 Punkte haben. Und das gesamte Team mindestens 100 Punkte.« Der Caravan schien zu kichern, dann sagte er: »Bei Poi, Cosima und Macke gehen noch die Punkte für die Gitarre, das Grillgut und die Getränke ab.«

Macke schluckte. »Äh, Moment mal, wir haben gar nicht über den Preis gesprochen! Ich dachte, das wäre gratis für alle!«

Aber der Caravan ließ nicht nachträglich mit sich verhandeln. »Falsch gedacht. Bitte legt eure Armbänder zum Punkteabzug in den Eingabeschacht.«

Poi warf einen fragenden Blick rüber zu Macke. Auch Cosima war sich offenbar nicht sicher, ob sie das Spiel des Caravans mitmachen sollten.

Aber dann wiederholte das Auto immer wieder diesen einen Satz: »Bitte legt eure Armbänder in den Eingabeschacht.«

Schließlich rief Helena von Team Grün entnervt: »Nun macht schon! Wir wollen doch nicht ewig hier herumsitzen!«

Cosima schüttelte den Kopf. »Du hast gut lachen! Dir zieht die Kiste keine Punkte vom Konto ab!«

Aber es blieb ihnen nichts anderes übrig. Poi legte sein Armband als Erster in die Klappe, die neben der Fahrertür aufgesprungen war. Der Caravan zog ihm fünf Punkte für die Gitarre ab. Cosima berechnete er ganze drei Punkte für das Essen, das sie an alle ausgegeben hatte. Macke rechnete damit, dass ihm der Caravan von seinen 33 Punkten höchstens einen oder zwei für die Getränkekiste abziehen würde. Er legte das Armband in den Schacht.

Der Caravan klappte das Fach zu. Er öffnete es wieder. Macke nahm sein Armband. Er legte es an. Dann sah er drauf. 23.

»Was? Bist du verrückt?«, fuhr Macke den Caravan an. »Du kannst mir doch nicht zehn Punkte für eine Kiste Softdrinks abknöpfen!«

Aber der Caravan hatte noch schlechtere Nachrichten für Macke. »Oh, oh, du bist unter 25 Punkte gerutscht, Macke. Du wirst uns wohl verlassen. Denn wenn ein Spieler weniger als 25 Punkte zum Gruppenkonto beiträgt, verliert er seine Berechtigung für das zweite Level.«

»Und was soll das genau heißen?«, fragte Macke. Unter der 23 auf Mackes Armband erschien ein kleines Quadrat. Wie ein Pixel sah das aus. Es blinkte. Das Armband gab im Rhythmus des blinkenden Quadrats ein Piepen von sich. »Schmeißt du mich aus der Arena? Muss ich etwa abreisen?« Insgeheim war es Mackes größter Wunsch. Wenn der Caravan ihn nun aus dem Park bringen würde, wäre Mackes erster Gang zur Polizei. Immerhin wurden hier 16 Teenager festgehalten. Davon mindestens zwölf gegen ihren Willen – falls Team Grün wirklich freiwillig weiterspielte. Also bestand eigentlich kein Grund zur Sorge für Macke. Das Spiel war für ihn nach diesen zwei Tagen sowieso gelaufen. Er wollte endlich raus hier, sich gründlich duschen und ausschlafen. Den Rest wollte er der Polizei überlassen.

Das rhythmische Piepen klang allerdings ganz und gar nicht beruhigend. Aus einem Piepen wurde ein schnelleres und lauteres Doppelpiepen. Pieppiep – Pieppiep. Wie ein Wecker klang das. Piddy und Sepia waren aufgesprungen. Auch Lisa stand dicht neben Macke und starrte auf ihr Armband. »Da sind zwei Pünktchen, Macke!«, hörte er sie sagen.

Macke sah auf das Armband. Unter seiner 23 blinkte nun tatsächlich nicht nur ein kleines Quadrat. Es waren zwei.

Wie ein Ladebalken, der sich langsam aufbaute, sah das aus. Macke konnte kaum hinsehen. Ihm war völlig klar: Sobald da drei kleine Quadrate erschienen, würde irgendwas passieren. Aber was?

»Niemand ist gern in der Verbannung«, sagte der Caravan sachlich.

Verbannung. Dieses Wort schlug in Mackes Nervenbahnen ein wie ein Stromstoß direkt aus einer Kraftwerksleitung. Er konnte für einen Augenblick kaum atmen und sah in die Flammen. Die Feuerwand. Er fühlte sich umzingelt. Das Wort Verbannung hatte er in der Arena schon einmal gehört. In der Verbannung war Ingo, ihr erster Gamemaster, gelandet. Vor Mackes und Sepias Augen war er auf eine Art Rutschbahn geraten, weil sich plötzlich der Boden unter seinen Füßen geöffnet hatte. Ingo hatte gerufen und geschrien, dass er rauswolle. Aber nachdem er einmal von der Erde verschluckt worden war, hatten sie von ihm nichts mehr gesehen oder gehört. Und Gamemaster war er seitdem auch nicht mehr. Nach allem, was Macke im ersten Level mitgekriegt hatte, war er nicht scharf drauf zu erleben, was da unten in der Verbannung auf ihn wartete.

»Verbannung? Vergiss es! Gib mir Punkte! Ich brauche zwei lächerliche Punkte!« Macke begann panisch zu suchen. Rund ums Feuer. »Hat einer von euch einen Punkt gesehen?« Aber Ipek aus Team Rot schüttelte den Kopf und sah ihn nur mitleidig an. Als hätte er sich ein Virus eingefangen, an dem er nun leider sterben würde. Etienne und Dave grinsten und fanden das Spiel anscheinend plötzlich lustig. Die Mitglieder von Team Grün blieben sitzen, aßen Wurst und Gemüse, tranken die Softdrinks, die Macke diese Not überhaupt erst beschert hatten, und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Der Caravan redete einfach weiter, aber Macke hörte kaum hin. Er lief vom Feuer weg. Irgendwo musste doch noch so ein verflixter Punkt herumschwirren. Unter den Stufen zur Hütte vielleicht. In der Nähe von elektrischen Leitungen waren die Punkte häufiger zu finden.