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**Wenn Grumpy und Sunshine eine Weihnachtswette eingehen** Studentin Brooke hasst Weihnachten und alles, was dazugehört. Auch Nicholas, tätowierter Boxtrainer und absoluter Weihnachtsfan, wird daran nichts ändern. Davon ist Brooke überzeugt, als Nic ihr eine Wette vorschlägt: Wenn er sie vom Zauber des Festes überzeugen kann, begleitet sie ihn zur Silvesterparty – wenn nicht, wird er Brooke mit seiner schrecklich guten Laune in Ruhe lassen. Sie willigt ein – ohne zu ahnen, welche Gefühle dieser Deal bei ihr auslösen könnte. New Adult Christmas Romance über den Zauber von Weihnachten im verschneiten Kanada. Textauszug: Und dann passiert es. Nics Hände liegen plötzlich sanft, aber bestimmt an meinem Kiefer. Er kommt mir entgegen und zieht mich gleichzeitig zu sich. Es ist kein Feuerwerk, es ist eine verdammte Explosion. Hände, so überraschend warm, Lippen so unerwartet weich. Ein Kuss irgendwo zwischen Sanftheit und Verlangen. Zwischen Zeitlassen und Eilig-Haben. Wenn ich gerade etwas anderes tun könnte, als Nicholas Hill zu küssen, würde ich über mich selbst den Kopf schütteln. Doch das kann ich nicht. Weil dieser Kuss noch nicht enden kann, nicht enden darf. //»The Holiday Bet« ist ein in sich abgeschlossener Einzelband.//
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Veröffentlichungsjahr: 2025
COVE Story
More than a feeling.
COVE Story ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische E-Books und Prints. Wenn du süchtig machende Romance- und Romantasyromane deutschsprachiger Autor*innen suchst, ob von Newcomer*innen oder Vielschreiber*innen, wirst du hier garantiert fündig. Jede COVE Story lässt dich durch die Seiten fliegen und ist auf ihre eigene Art und Weise einzigartig.
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Laura Willud
The Holiday Bet
Wenn Grumpy und Sunshine eine Weihnachtswette eingehen
Studentin Brooke hasst Weihnachten und alles, was dazugehört. Auch Nicholas, tätowierter Boxtrainer und absoluter Weihnachtsfan, wird daran nichts ändern. Davon ist Brooke überzeugt, als Nic ihr eine Wette vorschlägt: Wenn er sie vom Zauber des Festes überzeugen kann, begleitet sie ihn zur Silvesterparty – wenn nicht, wird er Brooke mit seiner schrecklich guten Laune in Ruhe lassen. Sie willigt ein – ohne zu ahnen, welche Gefühle dieser Deal bei ihr auslösen könnte.
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Vita
Danksagung
© privat
Laura Willud, geboren 1997, ist in Niedersachsen aufgewachsen und wohnt mittlerweile mit ihrem Ehemann und ihrem Hund in Zürich. Neben dem Schreiben und Lesen verbringt sie ihre Freizeit am liebsten unter Begleitung von amerikanischem Country-Pop beim Sport oder Bergwandern.
Für alle Weihnachtsliebhaber – und noch viel mehr für jeden Weihnachtsgrinch ♥
Zehn Tage bis zum Weihnachtsmorgen
Wir sind noch keine fünf Stunden in diesem Land und ich hasse die Stimmung, die es vermittelt, schon jetzt. Die Sonne geht auf und verhöhnt mich, indem sie sich durch die blattlosen Bäume kämpft und den See rechts von uns in ein magisches Licht hüllt. Dabei ist für mich nichts daran magisch – nicht der Winter und vor allem nicht Weihnachten.
Das Wasser ist von einer Eisschicht überzogen. Und hier liegt Schnee, eine Menge Schnee.
In New York hat es vor ein paar Tagen ebenfalls geschneit. Doch die Straßen waren nur eine einzige Nacht lang weiß. Dann wurde alles grau und matschig. Viel passender als diese ätzende Märchenkulisse.
Meine Augen rebellieren gegen die gleißend hellen Reflexionen. Ich fische meine Sonnenbrille aus dem Seitenfach der Beifahrertür und setze sie auf die Nase.
Besser.
Meine Freundin Julia schüttelt amüsiert den Kopf. Ihrem Dickkopf habe ich es zu verdanken, dass ich seit fast vierzehn Stunden in diesem Auto sitze und Schmerzen am gesamten Körper habe. Mein Hintern tut weh, meine Schultern sind schwer, mein Rücken ist völlig verkrampft. Wir sind gestern Abend in New York gestartet und haben gegen drei Uhr nachts die Grenze zu Kanada passiert. Ein Blick auf die Navigationsapp verrät mir, dass wir nur noch eine halbe Stunde brauchen, bis wir unseren Zielort erreichen.
»Schon Hunger?«, will sie wissen.
Julia sieht topfit aus. Ihr dunkles Haar liegt glatt auf ihren Schultern, die grauen Augen sind wach und aufmerksam auf die Straße gerichtet.
Ich brauche gar nicht den Spiegel hinunterzuklappen, um zu wissen, wie chaotisch meine Haare dagegen ausschauen. Meine blonden Locken stehen mit Sicherheit in alle Richtungen ab. Wir haben uns mit dem Fahren abgewechselt und Julia hat ihre Beifahrer-Zeiten genutzt, um etwas Schlaf abzubekommen.
»Ein wenig«, murmle ich, obwohl das eine gewaltige Untertreibung ist.
»Meine Eltern haben sicher schon ein großes Frühstück vorbereitet.«
Ich brumme zustimmend und richte meine Augen wieder auf die lächerlich malerische Landschaft. Der Name von Julias Heimatstadt taucht nun erstmals auf den Straßenschildern auf. Coneflower Falls. Oder auch: meine Hölle für die nächsten drei Wochen.
»Hey, Brooke«, beginnt Julia und ich drehe meinen Kopf zu ihr. »Es wird schön. Versprochen. Eine Million Mal besser, als Weihnachten allein zu verbringen.«
Ich bemühe mich um ein Lächeln, weiß aber nicht, ob ich es erfolgreich zustande bringe. Tatsächlich hätte ich die Feiertage lieber wieder allein in New York verbracht. Ich hätte mich in meinem Zimmer verschanzt, mich von Fertiggerichten und Lieferdienst-Pizza ernährt, meinen Kummer in Eiscreme ertränkt und eine Netflix-Serie nach der nächsten verschlungen. Die Welt um mich herum wäre vielleicht in Weihnachtsstimmung versunken, doch ich hätte sie erneut ausgesperrt. Ich hätte es einfach verdrängt und keine Gedanken daran zugelassen, wie es früher einmal war. Wie wir als intakte Familie den Weihnachtsbaum geschmückt, leckeres Essen gegessen haben und am Weihnachtsmorgen in Schlafanzügen über die Geschenke hergefallen sind. Die Vergangenheit hätte keinen Zutritt gehabt. Und vielleicht wäre ich mit diesem Vorhaben erfolgreicher gewesen als vergangenes Jahr.
Übung macht den Meister, so sagt man doch, oder?
Das Ortsschild taucht vor uns auf und Julia strahlt über das ganze Gesicht. Sie liebt ihr Leben in New York, aber ihre Heimat liebt sie noch mehr. Es wird keine fünf Jahre mehr dauern, ehe sie für immer in diese Kleinstadt zurückkehrt. Da bin ich mir erschreckend sicher.
Die Straße wird schmaler, neben den Auffahrten zu den frei stehenden Einfamilienhäusern türmen sich Schneeberge. Wir passieren einen weiteren kleinen See mit im Sonnenlicht glitzernder Eisfläche. Aus den Schornsteinen steigen Rauchwolken hinauf in den wolkenlosen Himmel, kleine Geschäfte ziehen an uns vorbei. Eine Buchhandlung, ein winziges Kino, andere Läden, dessen Schilder ich so schnell nicht entziffern kann. Irgendwo hier muss auch die Boutique von Julias Mom sein.
Ein Rentner geht mit seinem Hund spazieren. Julia winkt ihm durch die Windschutzscheibe zu. Er scheint einen Moment zu überlegen, dann formt sich sein Mund zu einem Lächeln und er grüßt mit einer ausladenden Geste zurück.
»Das ist Eddie. Er kam mir schon alt vor, als ich noch ein Kind war. Mittlerweile ist er bestimmt weit über achtzig. Er hat uns immer mit viel zu vielen Bonbons versorgt und deswegen Ärger von unseren Eltern bekommen.«
Sie hätte mich nicht mitnehmen sollen. Obwohl ich es nicht möchte, werde ich ihr dieses Weihnachten zwangsläufig ruinieren. Wäre ich clever gewesen, hätte ich eine Grippe simuliert. Doch ich war nicht clever und selbst wenn, hätte Julia mir sicher selbst das Fieberthermometer ins Ohr gesteckt. Spätestens dann wäre meine Notlüge aufgeflogen.
Wir biegen von der Straße, die scheinbar so etwas wie die Innenstadt von ganz Coneflower Falls ausmacht, ab. Die Frauenstimme der Navigationsapp meldet sich zu Wort und verkündet, wir würden in dreihundert Metern unser Ziel erreichen. Links von uns sind keine Berge zu sehen, eher Felsen, zwischen denen kahle, verschneite Bäume hervorragen. Auf der rechten Seite der Straße befinden sich Wohnhäuser, deren Baustile zusammengewürfelt wirken. Eines haben sie alle jedoch gemeinsam: Sie schreien mit ihren einladenden Veranden und bunt gestrichenen Zäunen geradezu nach idyllischer Kleinstadt.
Julia fährt auf eine breite, komplett vom Schnee befreite Auffahrt. Es ist Freitagmorgen und ihre Eltern scheinen schon eine Weile wach zu sein. Diese riesige Fläche sauber zu schippen dauert bestimmt nicht nur zwei Minuten. Meine beste Freundin schaltet den Motor aus und öffnet die Tür. Ich schnalle mich ebenfalls ab und klettere vom Beifahrersitz.
»Riechst du das? Das nennt sich frische Luft!«, verkündet Julia entzückt.
Ihre Begeisterung provoziert ein kurz andauerndes Lächeln auf meinem Gesicht, obwohl ich diese ganze Unternehmung noch immer für den größten Fehler ihres Lebens halte. Wäre sie ohne mich gefahren, hätte sie diese drei Wochen wirklich genießen können. So hat sie nur einen grummeligen Klotz am Bein, der nicht die geringste Begeisterung für Weihnachten aufbringen kann.
Nach ihrer nächsten Aufforderung nehme ich einen tiefen Atemzug. Die kühle Luft hat tatsächlich nicht viel mit dem New Yorker Großstadtsmog gemein. Sie dringt direkt in meine Lunge, ohne einen Hustenreiz auszulösen. Meine Nasenflügel erreicht der Geruch von Tannennadeln und Kaminfeuer. Wären wir beide im Februar oder März hergefahren, hätte es mir hier bestimmt gut gefallen. Doch der Dezember ist der grausamste Monat. Und er verwandelt mich in die grausamste Brooke Bennet, die man je zu Gesicht bekommen kann.
Die rote Haustür öffnet sich, noch bevor wir unsere Taschen aus dem Kofferraum ausladen können. Julias Eltern bin ich schon ein paar Mal begegnet. Sie kommen mindestens jedes halbe Jahr für ein verlängertes Wochenende nach New York, um ihre Tochter zu besuchen. Egal, wie gern ich Julias Familie habe, versetzt es mir immer wieder einen Stich. Denn mich besucht … niemand.
Russell und Carrie begrüßen erst Julia überschwänglich, dann mich. Gemeinsam tragen wir vier unser Gepäck in das nach Pancakes duftende Haus und mein Magenknurren verrät allen Anwesenden, wie sehr ich mich auf ein Frühstück freue. Russell muss wenige Minuten später bereits zur Arbeit. Er ist bei einer Bank in der nächstgrößeren Stadt, deren Name mir direkt wieder entfällt, tätig, und ist sowieso schon spät dran. Carrie öffnet ihre Boutique erst um zehn Uhr, weswegen sie uns noch Gesellschaft leistet und mit reichlich Essen und heißer Schokolade versorgt.
Die Pancakes sind himmlisch. Schlechte Laune hin oder her. Das kann ich nicht leugnen. Julia kann davon sicher nichts mehr schmecken, weil sie ihren Teller komplett in Ahornsirup ertränkt.
Nachdem Carrie sich verabschiedet hat, führt meine Freundin mich durch ihr Elternhaus. Die offene Wohnküche habe ich ja bereits gesehen. Der Raum ist riesig und vom Esstisch aus kann man direkt in die Schneelandschaft schauen. Alles ist in warmen Holztönen gehalten, die Stühle haben dunkelgrüne Sitzkissen und passen so perfekt zu der Couch, auf der bestimmt acht Personen Platz finden können. Es gibt ein chaotisches Bücherregal, das für mich noch mehr Gemütlichkeit ausstrahlt, als der Kamin und die Duftkerzen es jemals könnten. Es ist traumhaft. Nur zu gern würde auch ich mein Wohnheimzimmer mit einem solchen Regal ausstatten, doch dafür fehlt mir schlichtweg der Platz, weswegen ich seit meinem Umzug nach New York endgültig auf E-Books umgestiegen bin. Auch weil sie einfach etwas günstiger sind. Im Erdgeschoss befinden sich außerdem ein Badezimmer und das Schlafzimmer von Russell und Carrie.
Eine knarzende Treppe führt ins Obergeschoss. Julias Zimmer sieht vollkommen unberührt aus. Nichts scheint verändert worden zu sein, seit sie vor vier Jahren aufs College nach New York gegangen ist. Die Tapete ist kaum zu erkennen. Überall hängen Fotos von ihrer Familie, von ihren Freunden. Von ihrem Ex, den ich nur ein einziges Mal getroffen habe, weil die Fernbeziehung nicht lange gut ging. Sie scheint meinen Blick zu bemerken und stöhnt etwas wehmütig.
»Ja, ich weiß. Ich sollte die Bilder abnehmen.«
»Wenn die Fotos schöne Erinnerungen auslösen und dir nicht wehtun, lass sie doch hängen. Ihr habt euch ja nicht im Streit getrennt«, antworte ich ihr schulterzuckend.
»Vielleicht hast du recht. Trotzdem ein bisschen seltsam, oder?«
»Es ist ja nicht so, dass er sich plötzlich in dein altes Kinderzimmer schleicht und sich wundert, dass er noch immer zahlreich vertreten ist«, versuche ich Julia zu beruhigen.
»Gott, das wäre an Peinlichkeit kaum zu übertreffen.«
»Stimmt«, ärgere ich sie, woraufhin ein Kissen gegen meine Schulter prallt.
Wir setzen unsere Tour fort. Das Gästezimmer ist im Gegensatz zum Rest des Hauses eher spartanisch eingerichtet, aber gemütlich und stilvoll. Im oberen Stockwerk ist noch ein drittes Zimmer, das laut Julia ursprünglich ein Büro war, mittlerweile aber eher als Abstellkammer dient, und zudem ein Badezimmer mit Dusche und Badewanne. Absoluter Luxus.
Den restlichen Vormittag räumen wir unsere Taschen aus, machen uns frisch und entspannen unsere eingerosteten Körper ein wenig auf der bequemen Couch. Doch lange hält es Julia natürlich nicht im Haus. Sie möchte mir unbedingt ihren Heimatort zeigen, weswegen wir uns dick anziehen und gemeinsam das warme, gemütliche Haus verlassen.
Eine eiskalte Wand schlägt mir entgegen, sobald wir durch die Haustür treten. Es sieht aus, als könnten jeden Moment Schneeflocken auf uns hinabfallen. Meine beste Freundin hält das nicht auf. Ganz im Gegenteil. Grinsend zerrt sie mich durch die Straßen von Coneflower Falls. Wir statten ihrer Mutter einen kurzen Besuch in ihrer Boutique ab. Die Zielgruppe ist ganz eindeutig eine andere Generation, was auch das in die Boutique integrierte Handarbeitsgeschäft deutlich macht. Trotzdem scheint der Laden ziemlich gut zu laufen. Mehrere Kundinnen wuseln durch die schmalen Gänge und probieren die edlen Kleidungsstücke in den Kabinen an. Carrie und ihre Angestellte haben ordentlich zu tun, weswegen wir zügig weiterziehen.
Julia grüßt ausnahmslos jeden Menschen, der uns auf den Straßen entgegenkommt, und rät mir, dasselbe zu tun, wenn ich nicht bei den Bewohnern in Ungnade fallen möchte.
»Wie wäre es mit einer kleinen Stärkung?«, schlägt meine Freundin vor.
Direkt vor uns befindet sich ein Café. Davor wurde eine Tafel mit der Beschriftung Frische Donuts aufgestellt. Die Pancakes liegen mir noch immer relativ schwer im Magen. Allerdings ist der Gedanke, für eine Weile aus der Kälte herauszukommen, zu verführerisch, um abzulehnen. Ich willige also ein und wir öffnen die Tür.
Der Innenraum des Cafés ist deutlich größer, als er von außen schien. Überraschend ist außerdem die Anzahl der Gäste. Ich hatte an einem Freitagmittag mit gähnender Leere gerechnet, stattdessen ist mindestens die Hälfte der Plätze belegt. Die Wände sind unverputzt, was aber keinesfalls schäbig oder ungemütlich aussieht. Stattdessen sind sie mit Hunderten kleinen Bilderrahmen dekoriert. Die Formen und Farben der Rahmen sind genauso unterschiedlich wie die Motive. Mal sind es abstrakte Bilder, mal Landschaften, mal Porträts von Prominenten oder süße Tierbabys. Das Parkett ist dunkelbraun und hat einige Kratzer und Dellen, die zum Stil des Raumes passen. Das hier ist das komplette Gegenteil des Starbucks, bei dem ich mir normalerweise auf dem Weg zur Uni einen Kaffee hole. Ein Luxus, den ich mir eigentlich nicht leisten kann, mir aber trotzdem zu oft gönne. Das Seltsame ist, dass ich mich augenblicklich wohlfühle. Bunte Sofas, Sessel und Stühle reihen sich um überwiegend dunkle Tische, von der Decke baumeln warme Glühbirnen auf unterschiedlichen Höhen. Auf der rechten Seite des Raumes steht ein überfülltes Holzregal, in das die Kartons von Gesellschaftsspielen gestapelt sind. Direkt gegenüber der Eingangstür befindet sich die Theke, in der duftendes Gebäck und Torten ausliegen. Zwei Frauen mit dunkelblondem Haar stehen dahinter. Eine von ihnen könnte ungefähr in meinem Alter sein, die zweite und etwas kleinere Frau scheint eher mittleren Alters, auch wenn das sympathische Lächeln auf ihren Lippen sie bestimmt zehn Jahre jünger erscheinen lässt.
Beim Näherkommen bemerke ich, dass sich hinter der Theke verschiedene Alkoholsorten und Cocktailgläser auf Wandregalen türmen. Die ältere Mitarbeiterin stupst die Jüngere an und deutet mit einem Nicken und Lächeln in unsere Richtung. Erst jetzt bemerke ich die offensichtliche Ähnlichkeit zwischen den beiden, die man nur bei Eltern und ihren Kindern oder Geschwistern ausmachen kann. Sie hebt den Kopf und auch auf ihrem Gesicht macht sich ein offenes Lächeln breit.
»Julia!«, ruft sie begeistert und kommt hinter der Theke hervor.
Die beiden umarmen sich und meine Freundin stellt uns vor. Die junge Frau heißt Samantha, wird aber meistens Sam genannt und führt das Café gemeinsam mit ihrer Mutter Stephanie, der Frau mit dem sympathischen Lächeln. Nach ein wenig Small Talk bestellen wir die angepriesenen Donuts mit einem Kaffee und setzen uns in eine der kleinen, gemütlichen Sitzecken. Mein Körper taut langsam auf und meine Finger beginnen zu kribbeln. Ich hoffe, wir können eine Weile bleiben, ehe Julia mich in der Eislandschaft draußen wieder mit Sightseeing quält.
Nur wenige Minuten später taucht Samantha mit der duftenden Bestellung an unserem Tisch auf.
»Was habt ihr beiden an eurem ersten Tag hier noch Schönes vor?«, erkundigt sie sich. Aus ihrem Mund klingt es nach ernsthaftem, nicht geheucheltem Interesse. Ein ungewohnter Unterschied im Vergleich zu den Servicekräften in der Großstadt.
»Ich werde Brooke durch den Ort führen und hoffen, sie so ein wenig in Weihnachtsstimmung zu bringen.«
Beim letzten Teil ihres Satzes zwinkert sie mir aufmunternd zu. Ich verkneife mir ein Augenrollen und nehme stattdessen einen Schluck von meinem Kaffee.
»Oh, das wird bestimmt nicht schwierig. Den ganzen Monat ist hier schon alles geschmückt. Den Vogel abgeschossen hat aber natürlich wieder dein Cousin. Das Fitness- und Boxstudio und seine Wohnung sehen aus, als würde Santa persönlich dort die Vorweihnachtszeit verbringen.«
»Es wird jedes Jahr extremer, oder? Stell dir vor, welche Ausmaße es annehmen könnte, wenn er irgendwann ein alter Mann ist«, erwidert Julia lachend.
Abgesehen von ihren Eltern kenne ich keine Verwandtschaft meiner besten Freundin. Sie hat mir aber schon häufiger von ihrem Cousin erzählt und mir auch sein Instagram-Profil gezeigt. Die Bilder in meinem Kopf passen aber ganz und gar nicht mit kitschiger Weihnachtsdeko zusammen.
»Wir sprechen aber nicht von dem tätowierten Boxer, oder?«
»O doch, von genau dem sprechen wir. Nicholas Hill ist ein absoluter Weihnachtself«, antwortet Samantha und fokussiert dabei mit einem fast schelmischen Grinsen einen Punkt hinter mir. Julia scheint es ebenfalls zu bemerken und dreht sich zur Tür um.
»Wenn man vom Weihnachtselfen spricht«, sagt sie vergnügt, weswegen nun auch ich meinen Kopf etwas drehe.
Ein Typ, ungefähr Mitte zwanzig, steuert auf uns zu. Trotz der dicken Winterjacke und der Mütze, die er tief in sein Gesicht gezogen hat, erkenne ich ihn von den Fotos wieder. Grün-graue Augen, trainierte Statur, groß. Für meinen Geschmack etwas zu viele Muskeln – zumindest wenn man den Bildern, die ich zuvor gesehen habe, Glauben schenken darf. Aktuell verbirgt sich der Großteil seines Körpers nämlich unter der Kleidung. Im Gehen öffnet er seine Jacke, wodurch auf seinem Hals Ansätze von schwarzen Tätowierungen sichtbar werden. Bestimmt keine angenehme Stelle für Nadelstiche. Davon abgesehen verspüre ich aber auch sonst nicht den Drang, mir absichtlich Schmerzen zufügen zu lassen.
»Man munkelt, meine kleine Cousine würde sich hier verstecken.« Seine Stimme ist tief und … sanft.
»Wir sind noch keine zehn Minuten im Café«, meint Julia lachend. »Verbreiten sich die Infos hier mittlerweile noch schneller?«
Er nimmt die Mütze ab. Zum Vorschein kommen wenige Millimeter lange hellbraune Haare. Anschließend begrüßt er Julia und Sam mit einer herzlichen Umarmung. Dann liegt sein Blick neugierig auf mir.
»Wir kennen uns noch nicht«, stellt er fest. Seine Nase ist leicht schief – wie das Lächeln, das er mir zuwirft. »Ich bin Nicholas. Oder lieber Nic, ganz, wie du magst.« Dabei streckt er mir seine große Hand entgegen.
»Brooke.« Ich erwidere die Begrüßung mit einem bemüht festen Händedruck. Seine Finger sind warm und kräftig, etwas rau.
»Natürlich! Julias Freundin aus New York. Ich habe schon viel von dir gehört«, antwortet er grinsend und ich schaue mit hochgezogenen Augenbrauen kurz zu Julia.
Diese zuckt aber nur mit den Schultern und nimmt schmunzelnd einen Schluck aus ihrer Tasse.
»Deinen Proteinkaffee zum Mitnehmen oder willst du ihn heute mal hier trinken?«, fragt Samantha an Nic gewandt und steht auf.
»Zum Mitnehmen. Mein nächster Schüler kommt gleich. Danke, Sammy.« Er betont ihren Spitznamen provokant, woraufhin sie ihm im Gehen den Mittelfinger entgegenstreckt, was Nicholas aber nicht zu kümmern scheint.
Trotz der dicken Winterjacke setzt er sich für einen Moment zu uns.
»Nenn sie bloß nicht Sammy. Sie hasst das – nur ihr bester Freund kommt damit halbwegs ungestraft davon«, warnt mich Julia.
»Proteinkaffee?«, frage ich skeptisch, weil mich die seltsame Bestellung viel mehr beschäftigt als der Spitzname der Caféinhaberin.
Julia imitiert ein Würgegeräusch.
»Kaffee mit einem Löffel Zimt-Proteinpulver. Ein Traum«, schwärmt Nic im Gegenzug.
»Glaube ihm nicht. Es ist widerlich. Deswegen steht es auch nicht offiziell auf der Karte.«
»Es steht nicht auf der Karte, weil es ein Geheimtipp ist und er nicht mehr geheim wäre, würde er auf der Karte stehen.«
Etwas amüsiert beobachte ich, wie Julia den Kopf schüttelt.
»Ich bin die Tage übrigens noch auf deine Unterstützung angewiesen«, beginnt meine Freundin in Richtung ihres Cousins und ich ahne Böses. »Hier neben mir sitzt nämlich ein totaler Weihnachtsgrinch, der dringend in Festtagsstimmung gebracht werden muss«, fährt sie vergnügt fort, obwohl ich sie mit meinem Blick erdolche. Mit jedem Wort etwas brutaler.
»Die Rechnung schreibe ich auf deine Liste«, rettet mich Samantha aus der unangenehmen Situation und drückt Nicholas den Kaffee in die Hand.
Er nimmt ihn mit einem »Danke« entgegen und erhebt sich. »Ich muss dann mal. Aber für diese Weihnachtsstimmungssache sollten wir dringend einen Schlachtplan entwickeln!«
Noch bevor er das Café verlässt, stöhne ich genervt auf. Es wäre schon ätzend genug gewesen, wenn mich eine Person damit genervt hätte. Dass es zukünftig mindestens zwei Mitglieder der Hills sein werden, macht es noch schlimmer.
Nach dem Kaffee und den köstlichen Apfeldonuts fahren wir mit unserer Tour durch die Stadt fort. Sämtliche Geschäfte dieser Kleinstadt sammeln sich an einer einzigen Straße. Eine urige Buchhandlung, ein Sportbedarfsgeschäft, ein kleines Kino, das zwei Filme abwechselnd vorführt, ein Diner, die Apotheke, ein Allgemeinmediziner. Unter den Läden kann ich keine einzige Kette ausmachen. Alles schreit inhabergeführt. Außerdem kommen wir an einer Kneipe vorbei, deren Klientel sich laut Julia aber ausschließlich aus über fünfzigjährigen Rauchern zusammensetzt und deswegen von der jüngeren Generation gemieden wird. In der Nebenstraße befinden sich Räumlichkeiten, die etwas mehr Platz benötigen. Zuerst passieren wir das Rathaus, an das hinten eine große Multifunktionshalle angeschlossen ist. Anschließend eine Gaststätte, die eine Handvoll Zimmer für Touristen, Familienbesuche oder die wenigen Geschäftsleute bietet. Dann zeigt meine Freundin auf ein Gebäude mit großen Fenstern zur Straße und üppiger, aber gerade noch geschmackvoller Weihnachtsdeko. Lichterketten sind um das komplette Gebäude gespannt, ein großer gebundener Kranz aus Tannenzweigen schmückt die breite Eingangstür. In den kleineren Fenstern im oberen Stockwerk hängen Weihnachtssterne. Das Highlight ist allerdings ein imposanter selbst gebauter Schneemann mit jeder Menge Muskeln, Karottennase, großen Knopfaugen und einem rot-grünen Schal.
»Das ist Nics Boxstudio. Darüber seine Wohnung.«
Das Bild, das sich mir hier bietet, kann ich in meinem Kopf noch immer nur schwer in Einklang mit dem tätowierten Muskelprotz bringen.
Ein Stück weiter die Straße hinunter befindet sich die kleine Middle School und eine Eishalle. Julia erzählt mir, dass Coneflower Falls sogar mehrere Eishockeyteams hat, die aber leider alle nicht sonderlich erfolgreich sind. Gut besucht sind die Spiele wohl trotzdem. Die Stadtführung dauert fast zwei Stunden, weil mir mein Touristenguide jedes einzelne Gebäude inklusive sämtlicher Hintergrundinformationen vorstellt und zudem immer wieder in Small Talk verwickelt wird.
»Mein gesamter Körper ist festgefroren. Sind meine Lippen blau? Sie fühlen sich blau an«, meckere ich, während ich mich aus meiner Jacke schäle.
»Du bist überdramatisch«, stellt Julia fest und wirft einen Blick auf ihr Handy. »Es sind nicht einmal minus fünf Grad. Das ist nicht sonderlich kalt.«
»Das heißt, es wird in den nächsten Wochen Tage geben, die noch eisiger sind?« Am liebsten würde ich darauf gar keine Antwort bekommen.
»Mit Sicherheit«, erwidert sie entgegen meinem stummen Wunsch und grinst schadenfroh.
»Oh, ich habe eine Nachricht von Mom«, sie macht eine kurze Pause, in der sie den Inhalt zu lesen scheint. »Wir sind nachher bei Donna und Peter zum Essen eingeladen.«
Fragend ziehe ich die Augenbraue hoch, weil mir die Namen zwar vage bekannt vorkommen, ich sie aber nicht sicher zuordnen kann.
»Meine Tante und mein Onkel. Nics Eltern. Donna macht den weltbesten Pâté chinois«, klärt Julia mich auf, provoziert damit aber ein neues Fragezeichen in meinem Kopf. Sie scheint es mit einem Blick in mein irritiertes Gesicht zu bemerken. »Die kanadische Variante von Shepherd’s Pie«, fügt sie voller Begeisterung hinzu.
»Ah, okay.« Es ist noch immer mein erster Tag in Kanada. Nach einem Frühstück mit Julias Mutter, einem Café-Besuch, bei dem wir ihren Cousin getroffen haben, folgt nun also auch noch ein Abendessen mit der gesamten Großfamilie. Damit werden meine kühnsten Albträume übertroffen. Es sind bestimmt alles ganz reizende Menschen, aber es ist viel. Es ist viel, weil sich jedes Mal ein schmerzhafter Knoten in meinem Magen bildet. Ein Knoten, der mich daran erinnert, wie sehr andere von ihrer Familie geliebt werden und wie wenig ich. Das ist es, was die Feiertage so schrecklich macht. Dieses Wissen und die Erinnerungen an Zeiten, in denen es anders war.
»Klingt toll«, füge ich mechanisch hinzu und ziehe meine nassen Schuhe aus. Julia kennt mich zu gut, um sich von einem falschen Lächeln überzeugen zu lassen, sagt aber nichts weiter. Sie wusste, wie schwer es mit mir werden würde, und hat trotzdem darauf bestanden, mich mitzunehmen. Ich liebe und verteufle sie dafür zu gleichen Teilen.
»Was hältst du von einer Runde Mario Kart?«
Dieses Mal muss ich meine Reaktion nicht spielen. »Glaubst du, du hast eine Chance, weil meine Finger noch gefroren sind?«, ärgere ich sie.
Julia ist in vielen Dingen gut. Videospiele gehören allerdings nicht dazu.
»Finden wir es heraus«, fordert meine beste Freundin mich grinsend auf.
»Nichts lieber als das«, antworte ich siegessicher.
Die letzten Stunden haben wir auf der bequemen Couch von Julias Eltern mit den bunten Controllern verbracht. Es war schön und hatte überhaupt nichts mit irgendwelchen typischen Weihnachtstraditionen zu tun. Der Fernseher ist deutlich größer als der, den wir in unserem Wohnheim haben, weswegen die Fahrten noch mehr Spaß gemacht haben. Außerdem habe ich jedes einzelne Rennen gewonnen. Selbst mit zunächst ziemlich unbeweglichen Fingern. Irgendwann hat Julia ihren neongrünen Controller auf die andere Seite des Sofas geschleudert und verkündet, wir müssten gleich aufbrechen. Ihre Eltern würden beide länger arbeiten und direkt zu Peter und Donna fahren. Zu Fuß schlagen wir uns ein weiteres Mal an diesem Tag durch die bitterkalten Straßen von Coneflower Falls. Unser Ziel ist nur ein paar Minuten entfernt. Trotzdem schafft Julia es, mich vorab über sämtliche Verwandtschaftsverhältnisse und berufliche Karrieren ihrer Familie zu unterrichten. Ich erfahre, dass Peter der ältere Bruder ihrer Mutter ist. Er ist der stellvertretende Bürgermeister der Stadt und hat Ambitionen, das Wörtchen »stellvertretend« bei der nächsten Wahl loszuwerden. Seine Frau Donna, die den angeblich besten Pâté chinois macht, ist Lehrerin an der Middle School, an der wir bei unserer Erkundungstour heute vorbeigekommen sind. Sie unterrichtet primär Sport und Mathe, hilft aufgrund des ewig andauernden Lehrermangels in Coneflower Falls aber auch in den meisten anderen Fächern aus. Donna hat ihre Sportlichkeit an ihren Sohn Nicholas vererbt, von Peter hat er wohl den Ehrgeiz.
Gut vorbereitet klingeln wir an der massiven Tür unserer Gastgeber. Das Haus dieses Teils der Familie wirkt ein wenig größer, fast wie eine etwas in die Jahre gekommene Vorstadtvilla. Das Auto von Julias Vater steht bereits in der Auffahrt. Hinter der Tür sind polternde Schritte auszumachen, dann wird sie aufgezogen. Nic steht uns in Jeans und T-Shirt gegenüber. Allein der bloße Anblick lässt mich frösteln. Julia scheint es ähnlich zu gehen.
»Hast du Hitzewallungen?«, fragt sie entgeistert und betritt das Haus.
»Es ist auch schön, euch wiederzusehen«, entgegnet er übertrieben freundlich auf die harsche Begrüßung seiner Cousine. »Und nein, habe ich nicht. Der Kamin brennt allerdings lichterloh, weswegen wir hier drin ungefähr 38 Grad haben.«
Das ist definitiv eine gute Nachricht. Von mir aus könnte das Esszimmer auch eine Sauna sein, warm genug geht nicht, wenn man aus dieser abartigen Kälte kommt.
Erst jetzt wandert mein Blick über Nics tätowierte Arme. Auf die Entfernung sehen die Kunstwerke nach verschiedenen Motiven aus, die aber alle einen ähnlichen Stil haben. Die Tattoos sind ausschließlich schwarz, Farbe kann ich zumindest an den Armen und seinem Hals keine entdecken. Ohne die dicke Winterjacke, die er im Café trug, sieht er noch muskulöser aus. Bevor er meine neugierige Musterung bemerken kann, ziehe ich Jacke und Schuhe aus und folge Julia zum Rest der Familie.
Im gesamten Erdgeschoss riecht es nach Feuerholz und dem Pie, der vermutlich gerade im Ofen steckt. Es folgt eine weitere Vorstellungsrunde. Langsam verliere ich den Überblick, mit wie vielen Leuten mich Julia in dieser Stadt schon bekannt gemacht hat. Natürlich sind sowohl Peter als auch Donna unfassbar nett, höflich und interessiert. Wenn man die Eltern meiner besten Freundin kennt, rechnet man damit sowieso schon. Getränke werden verteilt, dann setzen wir uns an den großen Esstisch aus naturbelassenem dunklem Holz. Die grauen Schwingstühle sehen erstaunlich ungenutzt aus. Peter und Donna nehmen die Plätze an den Stirnseiten ein. Gegenüber von Julia und mir lassen sich ihre Eltern und Nic nieder, der gerade in ein Gespräch mit Russell verwickelt ist.
»Brooke, studierst du wie Julia Marketing?«, fragt Peter mich.
»Nein, mein Hauptfach ist Management. Aber wir hatten im ersten Semester einen gemeinsamen Kurs«, erkläre ich ihm knapp.
»Und unsere Zimmer sind im selben Wohnheim«, fügt Julia hinzu. Ein Klingeln in der Küche unterbricht den Small Talk. Donna klatscht in die Hände und erhebt sich.
»Das Essen ist fertig!«, ruft sie begeistert aus der Küche. Scheinbar das Zeichen für ihren Ehemann, ihr dort zu helfen. Die beiden kommen kurz darauf mit einer riesigen Auflaufform zurück. Mit dieser Menge hätten sie wahrscheinlich sogar eine gesamte Hockeymannschaft sattbekommen. Wobei – vielleicht auch nicht. Ich habe ehrlich gesagt nämlich keine Ahnung, wie viele Spieler es pro Team gibt. Das sollte ich für meine nächsten Wochen in Kanada dringend herausfinden. Nicht, dass mich der Sheriff dieser Stadt noch verhaftet, weil es mir an den Grundkenntnissen, ihren Nationalsport betreffend, mangelt. Hat Coneflower Falls überhaupt eine eigene Polizei? Davon hat Julia bei ihrer Führung gar nichts erwähnt.
Großzügige Portionen werden auf die Teller verteilt. Mittlerweile ist auch mein Hungergefühl zurückgekehrt. Der Pie ist wirklich lecker und intensiv, aber nicht zu stark gewürzt. Da es mein erster Pâté chinois ist, habe ich zwar keine Vergleichsmöglichkeiten, muss aber zugeben, dass Julia nicht zu viel versprochen hat. Viele nehmen sich noch einen Nachschlag, ich bin nach meinem ersten Stück bereits pappsatt.
Nic ist bei seinem dritten Teller, als ein Handy zu klingeln beginnt. Kurz darauf verlässt Carrie mit einer Entschuldigung das Esszimmer. Wenige Minuten später kommt sie zurück. Auf ihrer Stirn hat sich eine tiefe Sorgenfalte gebildet, ihre Lippen sind angespannt aufeinandergepresst. Mit einem Seufzen lässt sie sich in den Stuhl sinken.
»Cassandras Mutter hatte heute einen Herzinfarkt. Sie wird für die nächsten Tage nach Vancouver fliegen, um bei ihr zu sein.« Durch unseren Besuch in Carries Boutique weiß ich, dass Cassandra ihre einzige Angestellte ist. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, handelt es sich nicht nur um eine kleine Katastrophe, sondern um eine riesige. So fällt auch die Reaktion der anderen Leute an diesem Tisch aus.
»Nach dem Essen werde ich unsere Aushilfe anrufen und fragen, ob sie mich im Weihnachtsgeschäft mit einem höheren Pensum unterstützen kann, aber viel Hoffnung mache ich mir da nicht.«
»Ich würde für ein paar Stunden meine Hilfe anbieten, aber das hat beim letzten Mal ja schon nicht so gut funktioniert«, antwortet Nic mit einem leichten Grinsen.
Die anderen schmunzeln, Julia wendet sich für eine Erklärung an mich.
»Nic hat mal für zwei Tage in der Boutique ausgeholfen. Viele der älteren Damen, vor allem diejenigen, die nicht in Coneflower Falls wohnen, waren etwas empört, dass der Verkäufer tätowiert ist und zudem keine Ahnung von Mode hat. Einige hatten sogar Angst vor ihm.«
Allein die Vorstellung, Nic könnte zwischen all den pastellfarbenen Blazern und weißen Blusen herumwuseln und siebzigjährige Frauen zu ihrer Hosengröße beraten, hat etwas von Satire.
»Das mit der Angst halte ich noch immer für ein Gerücht«, winkt er ab. Er hat es so zumindest geschafft, die Stimmung am Tisch um Nuancen zu heben.
Während Carrie ihr Glück bei der Aushilfe probiert, räumt der Rest von uns den Tisch ab. Es sind zu viele Leute in der Küche, sodass man sich ständig im Weg ist. Trotzdem möchte ich nicht die Einzige sein, die nutzlos am Tisch sitzt, Däumchen dreht oder mit ihrem Handy rumspielt. Durch das Essen und die Wärme, die vom Kamin ausgeht, ist mir das erste Mal heute wirklich richtig wohlig zumute. Fast etwas zu warm, aber darüber werde ich mich mit Sicherheit nicht beschweren. Lieber würde ich verglühen, statt zu frieren.
»Wie erwartet: kein Erfolg«, sind die Worte, mit denen Carrie frustriert die Küche betritt.
»Ich schenke uns ein Gläschen Wein ein«, beschließt Donna aufmunternd, öffnet die Tür zu einem der Hängeschränke und wendet sich fragend an den Rest. Julia, Peter und ich stimmen ebenfalls zu. Russell und Nic lehnen ab. Das Geschehen verlagert sich nun ins Wohnzimmer. Hier gibt es kein großes Bücherregal wie bei Julias Eltern. Schön ist es aber trotzdem.
»Mom, ich helfe dir morgen und die nächste Woche im Laden. Es sind ja nur ein paar Tage, an denen die Kundschaft dir die Bude einrennen wird.« Es klingt nicht wie ein Angebot, das Julia ihrer Mutter macht. Eher wie eine Aussage, an der es nichts zu rütteln gibt.
Carrie versucht es dennoch. »Das ist lieb von dir, Süße. Aber du hast endlich Ferien und möchtest die Zeit doch mit Brooke verbringen. Ich kann deine Hilfe nicht annehmen.«
»Ohne mich wirst du untergehen, du hast also keine Wahl«, erwidert Julia schulterzuckend.
Carrie funkelt sie ein wenig finster an, scheint aber zu kapitulieren.
»Ich kann auch gern helfen«, biete ich an und meine es ernst. Die nächsten Tage werden sowieso schrecklich – ein bisschen Arbeit würde mich bestimmt gut ablenken.
»Das kommt wirklich nicht infrage. Du bist unser Gast, ich werde nicht zulassen, dass du auch nur einen Finger im Laden krümmst«, lehnt Carrie meinen Vorschlag vehement ab.
»Außerdem gibt es doch noch die Mission Weihnachtswunder. Wie sollst du denn in Festtagsstimmung kommen, wenn du die komplette Vorweihnachtszeit, die du in Kanada verbringst, arbeitest?«, wirft Nic überraschend und mit diesem schiefen Grinsen ein.
Seine Augen ruhen herausfordernd auf mir. Die Farbe seiner Iriden wirkt in diesem Licht sehr grün. Beim Essen dachte ich noch, der gewittergraue Ton würde dominieren. Wann haben Julia und er sich eigentlich einen Namen für ihr utopisches Vorhaben, mich in Weihnachtsstimmung zu versetzen, ausgedacht?
»Das ist nicht nötig«, murmle ich und nippe an meinem Weinglas. Trotzdem spüre ich Nics Blick auf mir, als hätte ich versehentlich an seinen Ehrgeiz appelliert. Der Rotwein hat Zimmertemperatur und ist leicht süß. Zügig nehme ich noch einen weiteren Schluck. Die Gespräche wandern glücklicherweise zu anderen Themen.
***
Es ist fast 22 Uhr, als wir beschließen zu gehen. Russell und Carrie wollen noch etwas bleiben, weswegen Nic, Julia und ich uns zu Fuß auf den Weg machen. Dicke Schneeflocken fallen vom Himmel. Ich bin froh, dass ich die burgunderrote Wollmütze über meinen Kopf gezogen habe. Für die wenigen Minuten Fußweg sollte sie den meisten Niederschlag von meinen Locken fernhalten. Würden meine Haare nun auch noch feucht werden, bekäme ich noch größere Schwierigkeiten, sie zu bändigen. Julia klopft plötzlich neben mir mit den Händen über ihren knallgelben Mantel.
»Ah, Mist. Ich habe mein Handy vergessen. Bin gleich wieder da.« Mit diesen Worten lässt meine beste Freundin Nic und mich ungefähr hundert Meter vom Haus entfernt stehen. Die Stille ist für einen Moment etwas unbehaglich, dann bricht er sie. Nach seinen ersten Worten wünsche ich mir aber augenblicklich die Ruhe zurück.
»Hast du irgendwelche Wünsche, mit welchen weihnachtlichen Traditionen oder Unternehmungen wir starten wollen?«, greift Nic das elendige Thema wieder auf.
Ich hatte die leise Hoffnung, er würde es nach meiner nicht vorhandenen Begeisterung einfach gut sein lassen. Scheinbar ist er jedoch genauso unermüdlich wie seine Cousine.
»Hör zu, Nicholas«, beginne ich. »Du musst nicht meinen Babysitter spielen, nur weil Julia ein paar Stunden in der Boutique aushilft. Ich komme wunderbar allein klar.« Weder mein Ton noch meine Worte klingen sonderlich freundlich, doch das ist mir in diesem Augenblick herzlich egal. Ich bin müde, erschöpft und der Gedanke, eine lästige Aufgabe auf dem Terminplan von Julias Cousin zu sein, gibt mir alles andere als ein gutes Gefühl.
»Daran habe ich keine Zweifel«, antwortet er und schaut mir direkt in die Augen. Er scheint sich von meiner forschen Formulierung nicht angegriffen zu fühlen.
Mit einem Augenrollen unterbreche ich den Blickkontakt. Was zur Hölle will dieser Typ nur? Was hat Julia ihm gesagt, dass er so beharrlich an diesem lächerlichen Vorhaben festhält?
»Und ich weiß, dass ich nicht deinen Babysitter spielen muss. Darum geht es auch nicht.«
»Worum denn?«, frage ich etwas genervt, weil ich es hasse, Leuten alles aus der Nase ziehen zu müssen.
»Weihnachten ist mein Lieblingsfest. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie jemand dafür überhaupt keine Begeisterung aufbringen kann. Und ich würde gern herausfinden, ob sich das ändern lässt.« Er klingt leidenschaftlich, voller Begeisterung. Doch das ist irrelevant.
»Wenn es darum geht, kann ich dir das Ergebnis schon vorab verraten: Es lässt sich nicht ändern. Du kannst dir die Mühe und Zeit also sparen«, erwidere ich mit zuckersüßer Stimme, die so wunderbar passiv-aggressiv klingt.
Doch statt eingeschnappt zu sein, schenkt er mir ein selbstbewusstes, etwas überhebliches Lächeln.
»Na schön.« Für einen winzigen Augenblick denke ich, er könnte sich geschlagen geben. Doch der Ausdruck auf seinem Gesicht verspricht das Gegenteil. Und dann fährt er fort.
»Wir wetten: Solltest du bis zum Weihnachtsmorgen in Festtagsstimmung gekommen sein, gewinne ich. Wenn du noch immer jede einzelne Weihnachtstradition verabscheust, gewinnst du.«
»Was wäre der Einsatz?«, höre ich mich nachhaken, obwohl es mich eigentlich überhaupt nicht interessiert.
»Durch diese Frage gibst du quasi zu, dass du eine aktive Teilnahme an unserer Weihnachts-Challenge in Erwägung ziehst«, ärgert er mich grinsend, bis mein finsterer Blick ihn dazu bringt aufzuhören.
»Gehst du als Sieger dieser Wette hervor, werden Julia und ich dich für die restlichen zwei Wochen, die ihr nach Weihachten noch in Kanada seid, mit sämtlichen winterlichen Aktivitäten und Traditionen, auf die du keine Lust hast, verschonen.«
»Da wird Julia nicht mitspielen«, werfe ich ein.
»Das lass mal meine Sorge sein«, gibt er selbstsicher zurück.
Ein wenig verlockend klingt der Gedanke schon. Wie lange ist es noch bis Weihnachten? Etwa anderthalb Wochen. Der Zeitraum ist definitiv kürzer als der, den ich gewinnen würde. Und der Gewinn ist mir sicher – so viel ist klar. Es wären nur ein paar Tage, die ich ertragen müsste.
»Willst du nicht wissen, was passiert, wenn ich gewinne?«
»Du wirst nicht gewinnen«, stelle ich fest.
Nicholas ignoriert meinen Einwand und redet weiter.
»Sollte ich die Challenge gewinnen, wirst du mein Date für die berühmte und opulente Silvesterparty hier in Coneflower Falls.«
»Wie bitte?« Ich muss mich verhört haben. Anders sind seine Worte nicht zu erklären.
»Wenn ich gewinne, bist du mein Date für die Silvesterparty«, wiederholt er ernst.
»Ich habe dich schon verstanden. Aber was hast du davon?« Argwöhnisch mustere ich ihn. Auch wenn er nicht mein Typ ist, weiß ich, dass er in das Beuteschema vieler anderer Frauen passt. Er ist groß, muskulös, hat etwas Verwegenes mit seinen Tattoos, der leicht schiefen Nase und den kurzen Haaren. Nicholas hat schöne Augen und, wie ich heute festgestellt habe, passable Tischmanieren.
»Ein Date für die Party«, antwortet er scheinheilig, als verstünde er die Intention meiner Frage nicht.
Durch meine blauen Augen starre ich ihn weiter auffordernd an.
Schließlich gibt er sich geschlagen. »Es mag dich wundern, aber es kommen nicht allzu häufig interessante junge Frauen nach Coneflower Falls. Und mich beschleicht das Gefühl, ich würde einen Korb kassieren, würde ich dich einfach fragen, ob du mich begleiten möchtest.«
Bei der Sache mit dem Korb hat er definitiv recht, das muss ich ihm lassen.
»Julia geht bestimmt davon aus, wir würden zusammen hingehen«, versuche ich mich aus der Affäre zu ziehen.
»Es ist eher unüblich, mit Freunden dort aufzutauchen. Außer man findet keine Verabredung«, erklärt er diplomatisch.
»Klingt, als wäre es ein Highschool-Prom«, stelle ich skeptisch fest und entlocke Nic damit versehentlich ein Lachen.
»Ich muss zugeben, dass es gewisse Ähnlichkeiten gibt. Da sind aber auch signifikante Unterschiede. Zum Beispiel werden dort keine Anstandsdamen rumstehen und die Bowle muss nicht heimlich mit Schnaps aufgepimpt werden, weil ganz offiziell Alkohol konsumiert werden darf.«
»Trotzdem wäre es Julia gegenüber …«, beginne ich, werde aber unterbrochen.
»Du glaubst doch sowieso, du würdest gewinnen. Dann kann es dir egal sein, oder? Außerdem haben schon zwei Typen im Boxstudio angemerkt, dass sie Julia fragen wollen. Allein würde sie also definitiv nicht gehen müssen.«
Sein Einwand ist berechtigt. Es würde sowieso nicht zu diesem Highschool-Date kommen. Egal, welche Geschütze er auffährt, ich werde Weihnachten weiterhin hassen. Genau wie ich jede Tradition, jeden Tag der Vorweihnachtszeit verabscheuen werde. Daran kann meine beste Freundin nichts ändern und erst recht kein Kerl, der zu tief in den Topf mit Selbstbewusstsein und Ehrgeiz gefallen ist. Diese Wette würde ein Kinderspiel werden. Zwei wundervoll entspannte Wochen zum Preis von etwas mehr als einer ätzenden. Eigentlich kein allzu schlechter Deal, oder?
»Ich überlege es mir«, murmle ich und fokussiere einen grellen gelben Punkt am Ende der Straße, der mit Sicherheit Julia ist.
»Du hast bis morgen Zeit. Sonntag geht die Mission Weihnachtswunder los«, bestimmt Nicholas, als wäre er sich meiner positiven Antwort nur allzu sicher.
Keine fünfzehn Minuten später stehen Julia und ich nebeneinander vor dem großen Spiegel im Badezimmer und schminken uns ab. Meine Wangen sind von der Kälte gerötet, meine Augen müde und klein. Nach nichts sehne ich mich in diesem Moment mehr als nach meinem Bett. Erst die lange Autofahrt, dann die Stadtführung und zum Abschluss die komplette Familie Hill. Ich bin erledigt. Vollkommen erledigt. Dennoch muss ich etwas loswerden. Julia ist die einzige Person in meinem Leben, zu der ich immer zu einhundert Prozent ehrlich bin. Sie weiß über meine Familiengeschichte Bescheid, über meine Ängste, jede College-Note, meinen peinlichsten One-Night-Stand. Und normalerweise weiß sie sogar, was ich wann gegessen habe.
»Dein Cousin möchte mit mir wetten«, erwähne ich möglichst beiläufig, während ich mit dem Wattepad über meine Augen wische. Mit jedem Mal färbt sich die Watte etwas dunkler.
»Das überrascht mich ehrlich gesagt wenig. Gewinnen ist quasi seine Droge. Es geht wahrscheinlich darum, dir deinen Weihnachtsgrinch auszutreiben?«
Julia wirkt überhaupt nicht irritiert. Ich nicke ihr durch den Spiegel zu.
»Was ist der Einsatz?« Sie stellt den Wasserhahn an und schrubbt die letzten Make-up-Reste mit den nassen Händen von ihrem Gesicht.
»Ihr lasst mich beide nach Weihnachten mit eurer Happy-Christmas-Winter-Stimmung in Ruhe. Ich darf mich also so oft und so lange ich möchte, mit meinem E-Reader im Bett verkriechen, ohne hinausgezerrt zu werden.« Ich warte ab. Hoffe ein wenig, sie würde sich darüber empören, dass Nic für sie beide bestimmt, ohne mit ihr vorab darüber zu reden. Doch Julia zuckt nicht einmal mit der Wimper.
»Und wenn Nic gewinnt?«, fragt sie stattdessen neugierig und tupft ihr Gesicht mit einem kleinen Handtuch ab.
Ich entsorge mein Wattepad und fummle die Zahnseide aus meiner Kosmetiktasche. »Dann würde ich mit ihm zu dieser Silvesterparty gehen müssen«, antworte ich schließlich vorsichtig, weil ich ihre Reaktion darauf überhaupt nicht einschätzen kann.
Für eine Sekunde ist es ruhig, dann beginnt Julia herzhaft zu lachen. Ich habe keine Ahnung, warum. Fragend schaue ich sie an.
»Nicholas Hill, dieser Fuchs. Ziemlich gerissen. Ich habe mir schon vorhin im Café gedacht, dass er dich etwas zu lange gemustert hat.« Amüsiert heben sich ihre Mundwinkel.
In mir macht sich dagegen Sprachlosigkeit breit. Irgendwie hatte ich gehofft, Julia würde dieser ganzen Wettsache direkt einen Strich durch die Rechnung machen und ihren Cousin zurechtweisen.
»Gilt die Wette?«, erkundigt sie sich – noch immer mit gehobenen Mundwinkeln.
»Nein. Ich habe gesagt, ich denke darüber nach.«
»Du solltest es tun«, rät meine beste Freundin mir. »Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass ich so mein schlechtes Gewissen zumindest ein wenig beruhigen könnte. Ich wollte in der nächsten Woche wirklich eine schöne Zeit mir dir verbringen, aber meine Mom braucht Hilfe und ich fürchte, ich bin die Einzige, die so spontan einspringen kann.«
Sie wirkt nun etwas zerknirscht, dabei könnte ich ihr deswegen niemals böse sein.
»Das ist überhaupt kein Problem für mich. Ehrlich«, erwidere ich und meine es von ganzem Herzen so. Auch wenn es mir schwerfällt, mich in so eine Familiensituation hineinzuversetzen, kann ich es verstehen.
»Es gibt wohl den ein oder anderen Kandidaten, der dich fragen möchte, ob du mit ihm zur Silvesterparty gehst«, versuche ich sie wieder aufzumuntern und außerdem von mir selbst abzulenken. Mit Erfolg, wie es scheint.
»Ehrlich? Wer?« Die Worte sind nur schwer zu verstehen, weil sie sich dabei die Zähne putzt.
»Zwei Typen aus Nicholas’ Boxstudio. Meinte er zumindest«, erkläre ich knapp.
Julia spuckt die Zahnpasta ins Waschbecken und schaut mich über den Spiegel entsetzt an. »Und du hast nicht nach Namen gefragt? Mein Gott, Brooke. Du warst auch schon mal eine bessere Wingwoman!«
»Ich hätte mit den Namen doch eh nichts anfangen können. Schließlich kenne ich hier niemanden«, verteidige ich mich lachend und bereite ebenfalls meine Zahnbürste vor.
»Aber ich!«, entrüstet sich meine beste Freundin. »Na ja, dann werde ich Nic wohl morgen ausquetschen müssen. Vielleicht ist es Emmett – der ist heiß. Aber hatte der nicht letztens noch eine Freundin?«, grübelt sie und bringt mich erneut zum Lachen.
