The Homelanders – Im Visier des Todes (Bd. 4) - Andrew Klavan - E-Book

The Homelanders – Im Visier des Todes (Bd. 4) E-Book

Andrew Klavan

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Beschreibung

Das Große Sterben. Es wird geschehen. Wenn niemand etwas dagegen unternimmt. Wenn mir niemand glaubt. Ich muss es verhindern! Endlich weiß Charlie West wieder, was passiert ist, seit er bei der Terror-Organisation The Homelanders eingeschleust wurde. Und er weiß, was bevorsteht: ein Anschlag von noch nie da gewesenen Ausmaßen. Verzweifelt versucht er, Gehör zu erlangen, doch niemand glaubt ihm, da er immer noch unter Mordverdacht steht. Schließlich setzt er alles auf eine Karte ... Band 4 der spannenden Actionserie „The Homelanders“ Für alle Fans von 24, Prison Break, The Bourne Identity und Homeland.

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Autorenvita

© privat

Andrew Klavan, geboren 1954, gilt in seiner Heimat USA als absoluter Thriller-Spezialist. Mehrmals gewann er den hoch angesehenen Edgar Award, die Top-Auszeichnung für außergewöhnlichen Thrill. Zwei seiner Romane wurden bereits verfilmt: True Crime mit Clint Eastwood sowie Don't Say A Word mit Michael Douglas und Brittany Murphy. Verfilmung der Homelander-Serie durch Summit Entertainment (Twilight) in Vorbereitung!

Buchinfo

Das Große Sterben. Es wird geschehen. Wenn niemand etwas dagegen unternimmt. Wenn mir niemand glaubt. Ich muss es verhindern!

Endlich weiß Charlie West wieder, was passiert ist, seit er bei der Terror-Organisation The Homelanders eingeschleust wurde. Und er weiß, was bevorsteht: ein Anschlag von noch nie da gewesenen Ausmaßen. Verzweifelt versucht er, Gehör zu erlangen, doch niemand glaubt ihm, da er immer noch unter Mordverdacht steht. Schließlich setzt er alles auf eine Karte ...

Band 4 der spannenden Actionserie The Homelanders

Für alle Fans von 24, Prison Break, The Bourne Identity und Homeland.

TEIL EINS

 1 ABIGDON

Die meisten Menschen müssen sterben, um in die Hölle zu kommen. Ich nahm die Abkürzung.

Ich war im Abingdon State Prison, eingesperrt für einen Mord, den ich nicht begangen hatte, und wartete auf die Männer, die mich töten würden.

Es war das Schlimmste, was mir je passiert war.

Seit zwei Wochen harrte ich nun hier aus. Zwei Wochen voller zermürbender Langeweile und erdrückender Angst. Wenn ich in meiner Zelle war, schienen die Sekunden unendlich langsam zu verstreichen. Wenn ich Hofgang hatte, in der Kantine saß oder im Waschraum unter der Dusche stand, beherrschte mich die Angst. Und das Warten. Warten darauf, dass die Killer ihre Drohung wahr machten. Immer wieder hörte ich die Worte, die einer von ihnen mir ins Ohr geflüstert hatte, als ich eines Abends in der Schlange vor der Essensausgabe stand: Du bist schon tot, West. Du weißt es nur noch nicht.

Allein in meiner Zelle, starrte ich die hellbraune Wand an. Schwarze Verzweiflung hüllte mich ein. So gut ich konnte, versuchte ich, dagegen anzukämpfen, machte Liegestütze, las in der Bibel oder betete. Die Gebete waren tröstlich und verschafften mir ein wenig Erleichterung.

Plötzlich ertönte laut und alarmierend der Summer und die Zellentür glitt auf. Ein Wärter brüllte vom Ende der Zellenreihe: »Hofgang!«

Dann fingen die Angst und das Warten wieder an.

Wo war nur Detective Rose? Ich hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er mich vor den Homelanders gerettet und in Handschellen abgeführt hatte. Rose war der einzige Polizeibeamte, der wusste, wer ich war. Er wusste, dass ich von Waterman und dessen Agenten bei einer terroristischen Organisation eingeschleust worden war. Und er wusste, dass ich mir den Mord an meinem Freund Alex Hauser hatte anhängen lassen, damit die Homelanders glaubten, ich sei verbittert und bereit, mich von ihnen anwerben zu lassen. Rose war selbst einer von Watermans Agenten – zumindest glaubte ich das. Ich redete mir ein, er müsse hinter den Kulissen arbeiten, um meinen Namen reinzuwaschen und meine Freilassung zu erwirken. Ich war sicher, dass er bald kommen würde, um mich hier rauszuholen. Jeden Tag, jeden Moment. Er musste einfach.

Doch die Killer kamen zuerst.

Ich trat hinaus auf den Hof, ein großes Quadrat aus vertrocknetem Rasen und aufgeplatztem Asphalt. Es war von einem Stacheldrahtzaun umgeben, der wiederum von einer hohen Betonmauer umschlossen wurde. An den Ecken der Mauer standen Wachtürme, darin Männer mit Gewehren, die jede Bewegung der Häftlinge im Auge behielten.

Hier unten auf dem Rasen und dem Asphalt liefen die Häftlinge in ihrer eintönigen grauen Gefängniskluft herum. Manche waren in Hemdsärmeln, aber die meisten trugen graue Mäntel und schwarze Wollmützen gegen die Kälte und den leichten Schneefall. An jedem Mantel und jedem Hemd war links auf der Brust ein schmaler weißer Streifen mit der Nummer des Häftlings aufgenäht, und rechts war sein Name aufgedruckt.

Die Gesichter der Männer waren schwarz, weiß oder braun, ihre Augen hart und wachsam.Wut, Gemeinheit und Angst zeichneten sich in den tiefen Falten auf ihren Wangen und ihrer Stirn ab. Sie standen um die Hantelbänke und Gewichte am Rand des Asphalts herum, spielten Basketball auf dem Halfcourt oder Baseball auf dem Rasen, gingen auf und ab und unterhielten sich oder saßen einfach nur da und starrten vor sich hin.

Zwischen ihnen patrouillierten Wärter, Männer in blauen Hemden und schwarzen Hosen. Sie trugen keine Waffen, nur schwere Walkie-Talkies an ihrem Gürtel. Die Wärter beobachteten die Häftlinge. Die Häftlinge dagegen beobachteten sich gegenseitig. Und einige von ihnen beobachteten mich, warteten nur auf die passende Gelegenheit, sich auf mich zu stürzen.

Ich lag auf einer der Hantelbänke und stemmte ein leichtes Gewicht. Ich wollte die Beweglichkeit und Schnelligkeit behalten, die ich durch mein Karatetraining besaß. Die Männer um mich herum waren jedoch auf dicke Muskelpakete aus und stemmten mehrere Hundert Pfund. Sie ackerten still und verbissen vor sich hin. Es waren ziemlich fiese Kerle: Weiße mit kahl rasiertem Schädel, dicken Armen und breiter Brust, auf deren Bizeps oder Stirn Hakenkreuze tätowiert waren. Ein paar von ihnen hatten sich auch noch ein christliches Kreuz stechen lassen. Wieso sie glaubten, ein Symbol des Hasses und ein Symbol der Liebe seien miteinander vereinbar, war mir ein Rätsel. Aber ich hütete mich, sie danach zu fragen, denn sie sahen nicht unbedingt so aus, als seien sie an einem Gespräch über Theologie interessiert.

Sie wirkten eher wie die Art von Typen, denen es ein höllisches Vergnügen bereiten würde, so lange auf mich einzuschlagen, bis ich das Bewusstsein verlor. Oder starb. Also hielt ich den Mund.

Als ich mit meinen Übungen fertig war, entfernte ich mich von ihnen. Ich ging zum Rand des brüchigen Basketballplatzes und schaute mich rasch nach allen Seiten um, ob mir auch niemand folgte. Die kalte Luft trocknete den Schweiß auf meinen Wangen und meiner Stirn, während ich das Spiel verfolgte.

Drei gegen drei. Es waren gute Spieler, die sich nichts schenkten und schnelle, gezielte Pässe auf den Korb losließen, sobald sie in der Nähe der Zone waren. In einer grauen Wolke aus Rufen und Bewegung wirbelten sie hin und her, rammten sich gegenseitig die Ellbogen ins Gesicht und stießen einander mit der Schulter gegen die Brust, wenn sie um die beste Position unter dem Brett kämpften.

Einer der Spieler durchbrach die gegnerische Abwehr, stieg hoch und drückte den Ball durch den Ring. Als die Teams wieder zur Mittellinie gingen, warf ich einen weiteren nervösen Blick über die Schulter auf den Hof hinter mir.

Aber dieses Mal machte mich etwas stutzig.

Die Wärter. Plötzlich sah ich keine mehr! Die blauen Hemden waren verschwunden. Etwas in mir krampfte sich zusammen und Panik ergriff mich. Wo waren sie?

Da schlugen die Killer zu.

Sie waren zu dritt. Schwarze, wie die meisten Muslims, die hier im Gefängnis ihre Strafe absaßen. Aber dies waren keine gewöhnlichen Muslims, sondern hasserfüllte, radikale Islamisten.

Sie hatten durch den Flurfunk und in den Fernsehnachrichten von mir gehört. Es hieß, ich hätte die Homelanders verraten, eine terroristische Vereinigung, die aufgebrachte und frustrierte Amerikaner anwarb, um Angriffe auf unser Land zu verüben.

Und jetzt hatten die Islamisten im Abingdon Prison geschworen, sich an mir zu rächen. Sie würden dafür sorgen, dass ich bestraft wurde, weil ich versucht hatte, mein Land zu schützen.

Jetzt witterten sie ihre Chance.

Endlich konnten sie mich angreifen. Und fertigmachen.

Der Erste kam mit einem improvisierten Messer von rechts auf mich zu. Es bestand aus einem zurechtgefeilten Stück Hartplastik, das er irgendwie aus der Kantine geschmuggelt haben musste. Ich hatte Angst. Kein Wunder. Wenn jemand eine Waffe auf dich richtet, ist das wohl normal. Jetzt sah ich aus den Augenwinkeln die Bewegung des Mannes, der das Messer auf mich richtete, wirbelte herum und blockte sie instinktiv mit dem Unterarm ab. Diese Reflexe, die ich in all den Jahren des Trainings im Dojo entwickelt hatte, retteten mir das Leben – zumindest für den Moment. Das Plastikmesser sauste wenige Zentimeter an meinem Bauch vorbei. Ich geriet aus dem Gleichgewicht und landete nur einen schwachen Tritt gegen das Bein meines Angreifers.

Ich traf ihn oberhalb des Knies, sodass er lediglich ein paar Schritte zurückweichen musste. Es war mir tatsächlich ein wenig gelungen, ihn zu überraschen.

Dann packten die anderen beiden mich von hinten.

Es waren große, starke Kerle. Ich sah sie nicht, spürte nur ihren Atem auf meinen Wangen. Sie hielten meine Arme fest, einer an jeder Seite, zwängten mich ein und blockierten meine Beine. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr bewegen, war vollkommen hilflos.

Der Mann mit dem Plastikmesser näherte sich wieder.

Er war riesig, hatte unglaublich breite Schultern und gewaltige Muskeln, die sich unter der Gefängniskluft spannten. Sein langes, schmales Gesicht erinnerte mich an das eines Wolfs, aus seinen Augen blitzten Hunger und Blutdurst.

Er grinste.

»Haltet ihn fest!«, befahl er seinen Freunden und wandte sich dann an mich: »Jetzt wirst du sterben, du Verräter.«

Ich versuchte, mich zu wehren, mich loszureißen, aber es war zwecklos. Die Männer, die mich festhielten, waren zu stark.

Der wolfsgesichtige Kerl kam näher, die Messerspitze auf meinen Magen gerichtet.

Ich hatte gerade noch Zeit zu begreifen, dass ich gleich sterben würde, lange genug, um diese Information glühend heiß in meinem Gehirn aufflammen zu lassen.

Dann sah ich nur noch das Grinsen und die Augen von Wolfsgesicht – die er plötzlich weit aufriss!

Sie wurden weiß und ausdruckslos, das Grinsen verschwand, sein Mund öffnete sich und die Lippen hingen schlaff herab. Er taumelte ein paar Schritte nach hinten, bevor seine Beine nachgaben.

Als er mit einem dumpfen Geräusch auf dem Rasen landete, rutschte das Plastikmesser aus seiner Hand.

Alles passierte so schnell, dass ich nicht denken konnte, überhaupt nicht verstand, was hier vor sich ging.

 2 DER HOFKÖNIG

Was war da gerade passiert?

Es dauerte einen Moment, bis ich begriff: Wo eben noch der Mann mit dem Wolfsgesicht gestanden hatte, stand jetzt einer der Nazi-Muskelmänner von den Hantelbänken. In der erhobenen Faust hielt er noch immer den Stein, mit dem er den Killer auf den Hinterkopf geschlagen hatte.

Im nächsten Augenblick wurden die beiden Männer, die mich festhielten, von ein paar Hakenkreuz-Typen fortgerissen, als hätte ein Tornado sie erfasst. Sie wehrten sich, doch da kamen weitere Islamisten und weitere Nazis angelaufen. Hasserfüllt gingen sie aufeinander los und prügelten einander über den Rasen. Fäuste krachten auf Knochen, Blut spritzte und hässliche Beschimpfungen und Flüche wurden ausgestoßen. Um mich herum rollten Männer über das Gras, die sich umklammert hielten bei dem Versuch, sich gegenseitig die Finger in die Augen zu stechen oder die Kehle zuzudrücken.

Das alles geschah im Bruchteil einer Sekunde und ich stand benommen im Zentrum dieses wilden Durcheinanders.

So muss es in der Hölle zugehen, dachte ich bei mir.

Plötzlich tauchten wie aus dem Nichts die Wärter in ihren blauen Hemden wieder auf. Sie stürzten sich in das Gewühl der grau gekleideten Häftlinge, schlangen ihnen die Arme um den Hals, um sie zu trennen, schlugen ihnen mit ihren Walkie-Talkies auf den Kopf und traten auf sie ein.

Brüllend und schlagend trieben die Wärter Nazis und Islamisten auseinander.

Alles war ebenso schnell vorbei, wie es angefangen hatte. Ich hatte kaum Zeit zu verstehen, was passiert war. Aber eins hatte ich kapiert: Diese Gefängnisfehde hatte mir das Leben gerettet. Auch wenn meine Probleme damit noch lange nicht vorbei waren.

Denn jetzt kam der Hofkönig über den Rasen auf mich zu.

Alle nannten ihn so, aber sein richtiger Name war Chuck Dunbar. Offiziell war er der leitende Strafvollzugsbeamte der Freizeitanlage für Häftlinge. Der Oberaufseher des Gefängnishofs war kein großer Mann, doch in seinem kompakten, knapp 1,70 Meter großen Körper steckte jede Menge Gemeinheit. Er war breit und gedrungen, und sein Gesicht glich einer geballten Faust – hässlich und wulstig. Sein Hauptquartier wurde von den Häftlingen nur »der Anbau« genannt, ein düsterer, nichtssagender Kasten aus Schlackenbeton am Rand des Hofs. Dort verbrachte Dunbar die meiste Zeit mit was auch immer. Nur wenn es Ärger gab – oder wenn er welchen anzetteln wollte –, kam er heraus. Sein Erscheinen bedeutete nie etwas Gutes, denn der Hofkönig genoss es, Menschen Schmerzen zuzufügen.

Und jetzt kam er direkt auf mich zu.

Er preschte in seinem merkwürdigen, walzenden Gang vorwärts, die Lippen wie zu einem Knurren verzerrt, die Fäuste geballt. Seine Augen waren blass, fast farblos, aber sie funkelten, als würden weiße Flammen in ihnen lodern.

Nach ein paar Sekunden stand er vor mir und schaute zuerst nach links, dann nach rechts, während sich die übrigen Wärter an seinen Seiten postierten.

»Bringt diesen Verbrecherabschaum wieder in die Zellen«, knurrte er.

Sofort traten die Wärter in Aktion, schrien die Häftlinge an, schlugen nach ihnen und trieben sie auf die Gefängnistüren zu. Die Männer bewegten sich mürrisch, die grauen Schultern hochgezogen, und warfen einander böse Blicke und gemurmelte Drohungen zu, sobald zwischen den Aufsehern eine Lücke entstand.

Auch ich setzte mich in Bewegung, aber Dunbar trat vor mich und versperrte mir den Weg.

»Du nicht, Dreckstück.« Seine Stimme rasselte in seiner Kehle wie ein Rechen, der durch Kies gezogen wird. »Das war deine Schuld.«

»Was?«, platzte ich heraus. »Ich habe nur hier gestanden. Dieser Kerl hat versucht, mich umzubringen. Er hatte ein Messer. Er …«

Der Hofkönig schlug mir so heftig mit dem Handrücken ins Gesicht, dass mein Kopf nach hinten flog. Für einen kurzen Moment drehte sich alles.

»Halt den Mund«, schnauzte Dunbar. »Lüg mich nicht an.«

Ich rieb mir die brennende Wange. Offenbar war es keine gute Idee, ihm zu antworten, also ließ ich es bleiben.

Dunbar grinste und seine Augen blitzten auf. »Woher soll jemand auf dem Hof ein Messer haben?«, wollte er wissen. »Wenn jemand hier ein Messer hätte, würde das bedeuten, dass er es an einem meiner Wärter vorbeigeschmuggelt hat. Und das wiederum würde bedeuten, dass mit der Art, wie ich den Laden hier führe, etwas nicht stimmt. Glaubst du, dass damit etwas nicht stimmt, Dreckstück?«

Noch immer rieb ich mir die Wange, und noch immer antwortete ich nicht. Aber das reichte dem Hofkönig nicht.

Als er dieses Mal zuschlug, war ihm meine Hand im Weg. Ich blockte den Schlag zwar ab, spürte aber trotzdem seine Wucht.

»Ich habe dich was gefragt, Dreckstück!«, herrschte Dunbar mich an. »Du glaubst, dass ich meine Arbeit nicht richtig tue? Willst du dich bei meinen Vorgesetzten über mich beschweren?«

Ich überlegte, was ich sagen sollte. Alles, was mir durch den Kopf ging, war das Leben, das ich einmal gehabt hatte. Ich dachte daran zurück, wie es zu Hause gewesen war, und dass meine Eltern, der Pfarrer, die Lehrer und auch mein Karatelehrer Sensei Mike mich ermahnt hatten, immer die Wahrheit zu sagen, was auch geschah. Es kam mir vor, als sei es erst gestern gewesen, und doch schien es schon eine Million Jahre her zu sein. In dieser Welt damals gab es keine Typen wie Chuck Dunbar – und wenn, dann kannte ich sie nicht und sie hatten auch nicht die absolute Kontrolle über mein Leben. Zu Hause war es leicht zu verlangen: »Sag die Wahrheit, was auch geschieht«, solange es keinen Kerl gab, der dir mit Freuden jeden einzelnen Knochen im Leib brach, ohne je dafür bezahlen zu müssen.

Trotzdem sagte ich nichts. Mir fiel einfach nichts ein.

Dunbar grinste wieder auf diese unheimliche, fast verträumte Art, in der ich ein krankhaftes Vergnügen an Brutalität und Grausamkeit erkannte.

»Charlie West«, rasselte er. Mein Name hörte sich ziemlich übel an, wenn er ihn aussprach, wie der irgendeiner schleimigen Kreatur, vor der man sich ekelt. »Du hältst dich wohl für was ganz Besonderes, Charlie West. Ich habe dich beobachtet. Du meinst, du seist was Besseres als wir anderen hier.«

»Nein, ich …«

Wieder schlug er mich, nicht fest, aber fest genug, um mich zum Schweigen zu bringen.

»Du bist nichts«, befand er, und seine blassen Augen leuchteten. »Du bist weniger als nichts. Du bist nur ein Stück Müll, das über den Hof gefegt wird. Das werde ich dir schon noch beibringen, West. Ich werde es mir zur besonderen Aufgabe machen, dir das beizubringen. Es wird mein Hobby, mein Zeitvertreib. Von jetzt an wirst du für das geringste Vergehen, den kleinsten Fehler und das erste falsche Wort, das aus deinem Mund kommt, im Anbau landen.«

Ich erstarrte, als ich das hörte, und mein Herz krampfte sich vor Angst zusammen. Der Anbau. Jeder Gefangene in Abingdon wusste, was das bedeutete. Dorthin brachte der Hofkönig diejenigen, denen er eine Lektion erteilen und sie mit seinen Fäusten oder einem Schlagstock bearbeiten wollte. Das Gebäude stand im Schatten der Hofmauer und war nur zum Teil von einem der Wachtürme aus einzusehen. Sobald man drinnen war, konnte niemand beobachten, was dort passierte. Und niemand konnte etwas sagen. Es war das Zentrum des sadistischen Reiches, über das der Hofkönig regierte.

»Ich habe dir eine Frage gestellt, Dreckschwein«, erinnerte er mich. »Wie kann ein Häftling auf diesem Hof ein Messer haben, wenn ich dafür zuständig bin, den Laden sauber zu halten? Glaubst du, ich mache meinen Job nicht richtig? Glaubst du, ich habe einen Fehler gemacht? Antworte!«

Ich weiß, ich hätte ihm antworten sollen. Ich hätte einfach lügen und sagen sollen: »Nein, Sir. Sie leisten hervorragende Arbeit.« Ich hätte sagen sollen: »Da war kein Messer, Sir. Da kann gar kein Messer gewesen sein, Sir. Denn Sie machen keine Fehler, Sir.«

Genau das hätte ich sagen sollen, aber irgendwie … So weit ich auch von zu Hause weg sein mochte, irgendwie konnte ich einfach nicht vergessen, was meine Mom und mein Dad und Sensei Mike mir beigebracht hatten. Ich konnte die Lüge einfach nicht aussprechen. Sie blieb mir im Hals stecken, sauer und ekelhaft. Also stand ich nur da und starrte in das faustartige Gesicht dieses grausamen, kranken kleinen Mannes.

Dunbar grinste. »Worauf wartest du, Dreckstück? Meinst du etwa, dir würde jemand helfen? Niemand wird dir helfen. Hier drin bist du ganz allein.«

Ich wollte ihm weiß Gott keine Widerworte geben, sondern klug sein und schweigen. Aber ich konnte es nicht verhindern, die Worte brachen einfach aus mir heraus.

»Ich bin nicht allein«, erklärte ich ihm. »Ich bin nie allein.«

Dunbars Gesicht verzerrte sich vor Wut. Als er dieses Mal die Hand hob, hielt er einen Elektroschocker darin. Ich sah ihn nur einen kurzen Augenblick, bevor mich ein unvorstellbarer, stechender Schmerz durchfuhr. Mein Gehirn verwandelte sich in Watte und meine Muskeln wurden zu Gummi.

Dann spürte ich nur noch, dass ich fiel, immer tiefer und tiefer.

 3 REISE IN DIE VERGANGENHEIT

Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis die Wärter mich in meiner Zelle auf den Boden warfen, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit.

Als die Zellentür hinter mir einrastete, blieb ich einfach liegen, wo ich war, verletzt, zerschlagen und blutend.

Dunbar hatte mich in den Anbau gebracht, mich mit seinen Fäusten bearbeitet, getreten und mein Gesicht auf den Zementboden geschlagen. Das Funkeln in seinen farblosen Augen verriet mir, wie sehr er es genoss.

Lesen Sie weiter in der vollst?ndigen Ausgabe!

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