The Wrong Bride - Catharina Maura - E-Book

The Wrong Bride E-Book

Catharina Maura

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Beschreibung

ER IST ALLES, WAS SIE WILL - UND DER EINZIGE, DEN SIE NIEMALS HABEN KANN ...

Die Familie Windsor ist bekannt für ihre ausgeklügelte Heiratspolitik in den höchsten Kreisen der High Society. Ihr Leben lang musste Raven deswegen dabei zusehen, wie ihre ältere Schwester Hannah statt ihr verlobt und auf das Leben vorbereitet wurde, von dem Raven insgeheim träumt: an der Seite von Ares Windsor. Als Hannah am Hochzeitstag aber nicht am Altar erscheint, wird Modedesignerin Raven keine andere Wahl gelassen, als einzuspringen und Ares zu heiraten - den Mann, in den sie schon immer verliebt ist. Von nun an jeden Tag mit ihm zusammen zu sein, obwohl er ihre Gefühle nicht erwidert, ist ein wahr gewordener Albtraum - oder die perfekte Chance, Ares endlich für sich zu gewinnen ...

»Marriage of Convenience at its best! Eine Reihe voller Emotional Damage, Spice und Bookhusband Material - ich habe sie mit jedem einzelnen Buch nur noch mehr geliebt.« VIVIEN SUMMER

Die Hype-Reihe von TIKTOK-Romance-Superstar und USA-TODAY-Bestseller-Autorin Catharina Maura

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Seitenzahl: 592

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

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Epilog

Die Autorin

Die Romane von Catharina Maura bei LYX

Impressum

Catharina Maura

The Wrong Bride

ARES & RAVEN

Roman

Ins Deutsche übertragen von Ralf Schmitz

Zu diesem Buch

Die Familie Windsor ist bekannt für ihre ausgeklügelte Heiratspolitik in den höchsten Kreisen der High Society. Die jahrhundertealte Tradition will es so, dass die Matriarchin der Familie die zukünftige Frau ihres ältesten Enkels bestimmt, um den Reichtum und das Ansehen der Familie auch für kommende Generationen zu sichern. Ares Windsor ist da keine Ausnahme! Er soll die wunderschöne Raven du Pont heiraten, die Tochter eines erfolgreichen Medienunternehmers. Doch nach einer schicksalshaften Nacht kommt alles anders und Ares verlobt sich stattdessen mit Ravens älterer Schwester Hannah. Am Boden zerstört muss Raven zusehen, wie ihre Schwester auf das Leben vorbereitet wird, das einst für sie bestimmt war. Aber als Hannah am Tag ihrer Hochzeit einfach nicht auftaucht, ist es plötzlich doch Raven, die vor den Traualtar treten und Ares heiraten muss – den Mann, den sie nie aufgehört hat zu lieben. Von nun an jeden Tag mit ihm zusammen zu sein, obwohl er ihre Gefühle nicht erwidert, ist ein wahr gewordener Albtraum – oder die perfekte Chance, Ares endlich für sich zu gewinnen …

Dieses Buch ist für alle, denen man das Gefühl gegeben hat, nicht zu genügen.

Du musst nicht in die Schubladen passen, in die andere dich stecken wollen.

1

Raven

»Dieses Arschloch! Ich kann einfach nicht glauben, was er jetzt schon wieder macht!«, ruft Sierra, als sie in mein Büro stürmt.

Ich lasse meinen Bleistift auf die Schreibtischplatte fallen und löse widerstrebend den Blick von dem Abendkleid, das ich gerade entwerfe.

Nach mehreren anstrengenden Wochen hat sich meine Schaffenskrise heute früh nach dem Aufwachen in nichts aufgelöst. Plötzlich wusste ich haargenau, wie ich die nächste Kollektion meines Modelabels angehen musste, aber in Gegenwart meiner besten Freundin ist es völlig undenkbar, dass ich jetzt meine Idee auf Papier übertragen kann.

»Morgen, Süße«, sage ich zu Sierra, wobei ich mir ein Lächeln verkneife. Es gibt nur einen Menschen, über den sie sich dermaßen aufregen kann, deshalb zweifele ich nicht daran, dass die Geschichte, die sie mir mitteilen will, haarsträubend sein wird.

»Xavier Kingston hat mir mein Konzept gestohlen und es als sein eigenes ausgegeben. Er hat das Projekt an Land gezogen, auf das ich mich monatelang vorbereitet habe – mit meinen Ideen.«

Ich lehne mich zurück und lasse den Blick über Sierras Frisur schweifen. Sonst ist meine beste Freundin immer wie aus dem Ei gepellt, heute sehen ihre langen gewellten braunen Haare allerdings ziemlich derangiert aus. Allem Anschein nach hat die Sache mit Xavier sie diesmal wirklich mitgenommen.

»Bist du ihm nicht beim letzten Mal in die Parade gefahren? Hattest du ihm nicht die Luft aus den Reifen gelassen, damit er zu spät zum Meeting erscheint, weil du wusstest, dass Unpünktlichkeit das Einzige war, was der Kunde nicht hinnehmen würde?«

Sierra grinst boshaft, die Erinnerung daran lässt ihre grünen Augen aufleuchten. »Andernfalls hätte seine Firma den Vertrag mit der Ferienanlage ergattert. Dabei ging es um mehrere Millionen. Ehrlich gesagt bin ich ein bisschen enttäuscht, dass es so leicht war, mich mit ihm anzulegen. Für gewöhnlich ist er gerissener.«

Kopfschüttelnd beuge ich mich vor und gewähre ihr meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie würde ohnehin erst wieder gehen, nachdem sie ausreichend Zeit hatte, um sich über ihren größten Rivalen Xavier Kingston zu beklagen. King Enterprises und Windsor Real Estate konkurrieren schon, seit ich denken kann, doch Xavier und Sierra haben noch eine Schippe draufgelegt.

»Hättest du nicht damit rechnen müssen, dass er zurückschlägt?«

Sierra funkelt mich an, als wäre ich ihr in den Rücken gefallen, aber sie weiß, dass ich recht habe. Ernsthaft: Auch wenn sie sich gegenseitig immer wieder in die Quere kommen, teilen sie sich am Ende jeweils die Hälfte der Möglichkeiten, die sich ihnen bieten, und beherrschen das Immobiliengewerbe gemeinsam.

»Ich will Rache«, blafft sie. »Dieser Mistkerl! Ich fasse es nicht. Du musst mir helfen, Raven.«

Ich nehme meinen Bleistift wieder in die Hand und schüttele den Kopf. »Nein, das mache ich nicht.« Ich werde sicher keinen unberechenbaren, gefährlichen Milliardär wie Xavier Kingston auf die Palme bringen. Sierra ist die Einzige, die immer wieder damit durchkommt, und ich bezweifele, ob ihr überhaupt klar ist, dass der einzige Grund, warum das so ist, darin besteht, dass er sie gewähren lässt.

Mein Handy vibriert, und ich greife geistesabwesend danach, erstarre jedoch, als ich erkenne, wer anruft. Ares. Mein Herz zieht sich zusammen, als ich das Handy anstarre und auf das Klingeln lausche.

»Raven?«, fragt Sierra mit leiser, besorgt klingender Stimme.

Ich erwache aus meiner Benommenheit, schaue hoch und setze ein gezwungenes Lächeln auf. Wie lange war ich wohl weggetreten? »Dein Bruder«, sage ich und nehme dann den Anruf entgegen.

»Hi, Ares.« Mein gelassener Ton steht in scharfem Kontrast zu meinem hämmernden Herzen.

Als er leise lacht, durchfährt mich heftiges Verlangen. »Raven, es überrascht mich, dass du überhaupt drangehst. In letzter Zeit bist du schwer zu erreichen. Offenbar arbeitest du noch mehr als ich.«

Ich lehne mich lächelnd zurück. Es ist einige Zeit her, seit ich ihn das letzte Mal meinen Namen aussprechen hörte. »Was gibt es?«, frage ich, obwohl ich genau weiß, dass der Grund seines Anrufs mein Schaden sein wird. Ares ist eine schlechte Angewohnheit, die ich nicht loswerde. Er ist eine peinliche Abhängigkeit, ein verbotenes Geheimnis.

»Hast du Lust, mit mir shoppen zu gehen? Ich muss ein Geburtstagsgeschenk für Hannah besorgen, und wer könnte mir da besser helfen als du?«

Ich sollte Nein sagen. Das Letzte, was ich will, ist, mit Ares ein Geschenk für meine Schwester zu kaufen. Ich ertrage es nicht, ihn über sie sprechen zu hören und die Liebe und Hingabe in seinem Blick zu sehen. Aber lieber höre ich ihn von ihr schwärmen, als ihn überhaupt nicht mehr zu sehen.

»Klar«, antworte ich wider besseres Wissen.

Sierra betrachtet mich mit zusammengekniffenen Augen, als ich das Gespräch beende. »Was wollte er?«, fragt sie knapp.

Ich lächele schmallippig, da ich weiß, dass sie nicht erfreut sein wird. »Er braucht ein Geburtstagsgeschenk für Hannah.«

Sierra beißt die Zähne zusammen und wendet den Blick ab. »Tu das nicht«, sagt sie mit leiser Stimme. »Lass es einfach, Raven. Er kann sich selbst überlegen, was er ihr schenken will. Wozu benötigt er dafür deine Hilfe?«

»Schon gut«, erwidere ich, obwohl ich mir da nicht so sicher bin. Es ist Jahre her, und noch immer kann ich ihm nichts abschlagen.

»Ist es nicht«, widerspricht mir Sierra. »Ich liebe meinen Bruder, aber dich ebenso sehr. Du musst damit aufhören, ihn so leicht an dich heranzulassen. Weil du jedes Mal, nachdem du dich mit Ares getroffen hast, mit gebrochenem Herzen dastehst.«

Was ich kopfschüttelnd abstreite. »Nein, das ist nicht wahr. Ares und ich sind bloß gute Freunde. Das war schon immer so. Du siehst Gespenster.«

Sie verschränkt die Arme vor der Brust und lässt mich nicht aus den Augen. »Belüge dich meinetwegen selbst, solange du willst, aber mir kannst du nichts vormachen.«

Ich wende den Blick ab, denn ich kann mich unmöglich weiter verstellen, wenn sie mich so ansieht. Sie ist die Einzige, die weiß, was vorgefallen ist, als wir jünger waren, und auch wenn ich es nicht wahrhaben will, ist sie ebenfalls die Einzige, die weiß, dass ich in Ares Windsor noch immer so verliebt bin wie damals.

»Raven, fragst du dich jemals, was passiert wäre, wenn du ihm deine Gefühle für ihn nach jener Nacht gestanden –«

Kopfschüttelnd hebe ich eine Hand. »Das hätte überhaupt keine Rolle gespielt. Er hat immer nur Hannah geliebt. Von dem Moment an, als sie in sein Leben trat, hatte er immer nur Augen für sie. Hätte ich ihm gesagt, was ich für ihn empfunden habe, hätte ich damit bloß alles zwischen uns kaputt gemacht. Und ich hätte seine Freundschaft verloren.«

Sie schaut mir in die Augen, ihr Blick ist von dem gleichen Herzschmerz erfüllt, den ich empfinde. »Willst du wahrhaftig tatenlos zusehen, wie er deine Schwester heiratet?«

Ich wende mich dem Fenster zu und hole bebend Luft. »Habe ich denn eine Wahl? Sie sind jetzt seit fünf Jahren ein Paar. Falls es jemals einen Zeitpunkt gab, zu dem ich etwas hätte unternehmen können, dann habe ich ihn verpasst. Die beiden sind glücklich, und ich wünsche ihnen alles Gute. Wenn einer der beiden von meinen Gefühlen erfährt, würde es mich meine Freundschaft mit Ares kosten und zudem das ohnehin angespannte Verhältnis zu meiner Schwester vollends zerstören. Und wozu? Schließlich hat er in mir nie mehr als bestenfalls eine gute Freundin gesehen. Und das wird er auch nie.«

Sierra schüttelt den Kopf. »Davon weiß ich nichts, aber ich glaube nicht, dass Ares so glücklich ist, wie er es sich einredet, und ich bezweifele ernsthaft, dass er in dir nur eine gute Freundin sieht, Raven. Er kann es sich vielleicht nicht selbst eingestehen, aber ihr beide wart von Anfang an sehr vertraut miteinander. Das war schon so, bevor Hannah überhaupt eine Rolle gespielt hat, und sie hat sich niemals zwischen euch drängen können. Mag sein, sie hat es versucht, aber es ist ihr nie gelungen, deinen Platz in seinem Leben einzunehmen.«

Da ich nicht weiß, was ich sagen soll, schaue ich auf meine Hände. Ich hasse es, wenn sie mir Hoffnungen macht, die mir nicht zustehen. Ares wird bald mein Schwager sein, also muss ich mich von ihm distanzieren, wenn ich die Heirat unbeschadet überstehen will.

»Raven, ich bin mir sicher, die beiden sind nur noch zusammen, weil sie keine andere Wahl haben, und das ist ihnen völlig klar. Ares weiß, genau wie ich, dass er jemand heiraten muss, den unsere Großmutter ausgesucht hat … aber die Frau, die sie ursprünglich für ihn erwählt hatte, war nicht Hannah. Sondern du.«

Die Erinnerung daran tut mir im Herzen weh. Ich habe den Tag nicht vergessen, als meine Eltern mir sagten, dass sie sich zurückziehen und ihre unabhängige Filmgesellschaft Dreamessence mit Windsor Media zusammenschließen wollten. Bis dahin waren die Windsors und die Du Ponts Konkurrenten gewesen, doch die geplante Fusion änderte alles – und das nicht bloß für meine Eltern.

Sie wollten ihr geliebtes Unternehmen für die Familie erhalten, und da die Windsors dafür bekannt sind, Ehen für ihre Erben zu arrangieren, wurde ihnen die perfekte Lösung auf dem Silbertablett serviert. Durch eine Heirat zwischen den Windsors und den Du Ponts würde die Firma in der Familie bleiben und beide Familien die Kontrolle über die Geschäfte behalten.

Aber sie dachten damals keineswegs an Hannah, sondern an mich. Dank meiner Freundschaft zu Sierra hielten sie mich für die beste Wahl. Als das Geschäft vereinbart wurde, war ich erst zwanzig, doch ich war froh darüber, und Ares schien auch nichts dagegen zu haben.

Alles änderte sich, als ich Hannah zu Sierras einundzwanzigstem Geburtstag mitnahm. Ich hatte ihn zuerst gesehen, aber sie war diejenige, die er seither nicht mehr aus den Augen ließ.

2

Raven

Mein Herz setzt einen Schlag lang aus, als ich Ares vor meinem Bürogebäude wartend an seinen Wagen gelehnt stehen sehe.

Ich zögere einen Moment und lasse den Anblick auf mich wirken. Die dunklen Haare, das markante Kinn, die grünen Augen, die denen Sierras gleichen. Es ist nicht fair, dass er umso besser aussieht, je älter wir werden. Und jedes Mal, wenn ich ihn sehe, wirkt er ein wenig unerreichbarer auf mich. Ares hebt den Blick und richtet sich auf, als er mich am Eingang stehen sieht, und ein Lächeln verwandelt sein Gesicht.

»Hi«, sage ich, als er mir die Autotür aufhält. So wie er mich angrinst, muss ich sein Lächeln prompt erwidern. Gut möglich, dass ich es später bereuen werde, ihm nachgegeben zu haben, aber bis es so weit ist, werde ich jede Sekunde genießen.

»Wohin fahren wir?«, frage ich ihn, als er neben mir einsteigt und mit beiden Händen das Lenkrad umfasst.

Ares lehnt sich gegen die Kopfstütze und schaut mich an. »Raven«, sagt er ein wenig verdrießlich.

Ich kann nichts gegen das Herzrasen tun, wenn er auf diese Weise meinen Namen sagt, und wende mich ihm unwillkürlich zu.

»Warum sehe ich dich gar nicht mehr?« Ares sieht aufrichtig bestürzt aus, als hätte er mich wirklich vermisst, und sofort flammt das Feuer, das ich zu ersticken versuche, erneut auf.

»Ich hatte einfach viel zu tun«, antworte ich lahm, als könnte ich ihn unmöglich überzeugend anlügen. »Ich arbeite wirklich lange. Als Model habe ich zahlreiche Verpflichtungen, gleichzeitig versuche ich mein eigenes Modelabel aufzubauen. Ehrlich, an manchen Tagen finde ich kaum Zeit, zu essen oder zu schlafen.«

Er nickt und wendet den Blick ab. Seine Miene zeigt einen Anflug von Besorgnis, als er den Motor startet. »Übernimm dich nicht, Raven. Vergiss nicht, auf dich zu achten, okay? Du kannst nicht immer nur arbeiten. Du musst auch deine sozialen Kontakte pflegen. Wann hast du das letzte Mal deine Eltern gesehen?«

Ich zwinge mich, zu lächeln, und verschränke die Arme vor der Brust. Je älter ich werde, desto seltener treffe ich mich mit meinen Eltern. Ihre Welt dreht sich bloß noch um Hannah, und ich lasse mich nicht gern an Orten sehen, wo ich nicht willkommen bin. Ich sollte mich in meiner Familie nicht derart ausgeschlossen fühlen, aber so ist es nun mal. »Tatsächlich war Sierra vorhin noch bei mir im Büro«, verrate ich ihm. »Ich habe nämlich Freunde, weißt du?«

Er blickt mich auf diese gewisse Weise an, wie er es manchmal tut, als könnte er all meine Lügen und Täuschungen durchschauen, nickt dann aber nur.

»Was willst du ihr dieses Jahr kaufen?«, erkundige ich mich gut gelaunt und freundlich.

Wieder wirft er mir einen Blick zu, diesmal lächelnd. »Was hältst du von Schmuck?«

Ich nicke. »Vielleicht ein neues Statement-Piece?«

Ares schaut mich mit derart ausdrucksloser Miene an, dass ich lachen muss, was ihm wiederum nur ein weiteres Lächeln entlockt. »Ich habe dich schon so lange nicht mehr lachen gehört, Raven. Das hat mir gefehlt.«

Da vergeht mir das Lachen, und ich senke mit wehem Herzen den Blick in meinen Schoß. Ich wünschte, er würde so etwas nicht sagen. Er sieht mich als alte Freundin und seine zukünftige Schwägerin, doch wenn er mir sagt, dass er mich vermisst hat, fällt es mir schwer, mich daran zu erinnern. Ich löse den Griff um meine Handtasche und hole tief Luft. »Ein Statement-Piece ist im Grunde das Gegenteil eines verspielten Schmuckstücks.«

Ares grinst mich an. »Wie wäre es, wenn du was aussuchst?«

Ich werfe ihm einen scharfen Blick zu. »So wie jedes Jahr?«

Grinsend parkt er vor einer der Windsor-Malls, dann springt er fast vom Fahrersitz und eilt um den Wagen herum, um mir die Beifahrertür aufzureißen. Er hält mir seine Hand hin, die ich nehme, während ich aus dem Auto steige, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

Ein Lichtblitz erschreckt uns, und als ich mich umdrehe, sehe ich einen Paparazzo, der mich in letzter Zeit verfolgt hat und mich jetzt breit angrinst. Zähneknirschend trete ich einen Schritt auf ihn zu, doch bevor ich ein Wort sagen kann, nimmt er die Beine in die Hand und entfernt sich.

Ares legt mir eine Hand ins Kreuz, und ich schaue zu ihm hoch. »Ich hätte wissen müssen, was dabei herauskommt, wenn ich mit dir an einen so öffentlichen Ort fahre. Es tut mir leid. Ich kümmere mich darum. Dieses Foto wird nie ans Licht der Öffentlichkeit gelangen.«

Ich schüttele den Kopf und mache einen Schritt Richtung Einkaufszentrum. »Schon gut. Ich bin daran gewöhnt. Ich kann nicht einfach zu leben aufhören, nur weil ich weiß, dass ich jederzeit fotografiert werden könnte. Früher hat mir das Angst eingejagt, die öffentliche Meinung. Heute ist es nur noch eine Unannehmlichkeit, die ich als Bestandteil meiner Arbeit akzeptiert habe.«

Ares schweigt, als wir die Mall gemeinsam betreten, dann schlägt er vor: »Vielleicht sollte ich dir ein paar Bodyguards besorgen.«

Sein Tonfall verrät einen Anflug von Zorn, und ich schaue verblüfft auf.

»Ganz sicher nicht«, wende ich ein. »Schließlich bin ich in keiner Weise gefährdet. Und ich habe ohnehin nicht so viel Privatsphäre, wie es mir lieb wäre. Jemand, der mir permanent auf die Pelle rückt, hat mir gerade noch gefehlt.«

Er sieht mich an, als wollte er mir widersprechen, doch dankenswerterweise sagt er nichts mehr, bis wir einen von Hannahs Lieblingsjuwelieren betreten.

Der Geschäftsführer strafft sich und eilt mit einem nervösen Lächeln auf uns zu. Er ist ein älterer Herr, und das ergrauende Haar steht ihm. Wäre er nicht sichtlich aufgeregt, würde er die zu seinem Geschäft passende Eleganz ausstrahlen. »Mr Windsor«, sagt er, bevor er sich mit großen Augen mir zuwendet. »Raven.« Sein Blick wandert über meinen Körper, so wie ich es von Männern kenne. Früher hat mich das angewidert, denn mir war klar, dass sie wahrscheinlich an eine meiner Unterwäsche-Kampagnen dachten, aber auch daran habe ich mich inzwischen gewöhnt. »Raven, wow, was für eine Ehre, Sie kennenzulernen! Mein Name ist Andy, und ich bin Ihnen heute zu Diensten.«

Ares versteift sich und legt mir eine Hand um die Schulter. Überrascht schaue ich zu ihm hoch, sehe jedoch nur, wie er den Geschäftsführer mit kaum verhohlenem Ärger anstarrt. »Wir melden uns, sollten wir Ihre Hilfe benötigen«, sagt er barsch. Spürbar angespannt schiebt er mich zu den Ausstellungsvitrinen.

»Was ist?«, frage ich ihn, als wir außer Hörweite sind.

Ares zieht seine Hand fort und schüttelt den Kopf. »Das war unprofessionell. Was sollte das, dich so anzuglotzen? Zuerst werden wir, kaum dass wir ausgestiegen sind, fotografiert, und jetzt das!«

Mir entfährt ein leises Kichern, als ich mich gegen eine Vitrine lehne und ihn ansehe. »Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, das du früher mal gekannt hast. Derzeit bin ich das höchstbezahlte Model und die Markenbotschafterin zahlreicher Produkte, die hier in der Mall angeboten werden. Da ist es nicht überraschend, dass er mich erkannt hat. Seine Reaktion war eigentlich sogar äußerst beherrscht. Ich bin mir ziemlich sicher, mein Konterfei ziert irgendeine Reklametafel an diesem Einkaufszentrum.«

»Beherrscht?«, blafft Ares. »Beherrscht? Er hat dich praktisch mit Blicken ausgezogen.«

Lächelnd greife ich nach seinem Oberarm. »Wie hältst du es eigentlich in Hannahs Gegenwart aus? Ich mag ja sehr bekannt sein, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Hannah noch berühmter ist. Models sind im Allgemeinen nicht so populär wie Schauspielerinnen. Wie gehst du mit der Aufmerksamkeit um, die sie erregt, wenn dich so etwas hier schon ärgert?«

Seufzend fährt sich Ares durch die Haare. »Ich denke, du unterschätzt deinen Bekanntheitsgrad. Außerdem geht deine Schwester immer nur mit Bodyguards aus, deshalb muss ich mir um sie keine Sorgen machen. Während du ein Dickschädel bist.«

Schnaubend drehe ich mich zu dem ausgestellten Schmuck um und lasse meinen Blick über die Verlobungsringe schweifen. Schon der Gedanke, mich jemals zu verloben, erscheint mir unbegreiflich. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals einen anderen als Ares heiraten zu wollen. Doch ein Ring fällt mir auf Anhieb ins Auge, und für einen Moment gestatte ich mir die Vorstellung, wie er wohl an meinem Finger aussehen würde.

Dann ziehe ich Ares seufzend zu dem Bereich, in dem Halsketten feilgeboten werden, wo mein Blick an einem Diamant-Choker hängen bleibt. »Wie wäre es mit etwas in der Art?«

Ares ruft Andy, der mir die Kette reicht und auf den Spiegel hinter mir deutet. Ich halte mir sie vor, um zu sehen, ob sie mir steht, und Ares hebt behutsam meine Haare für mich an und drapiert sie über meiner Schulter, sodass sie nicht mehr im Weg sind.

»Probier sie mal an«, fordert er mich auf.

Ich schüttele den Kopf. »O nein, das kann ich nicht. Die ist doch für Hannah, und ich sehe auch so, dass sie ihr gefallen würde.«

Aber Ares greift kopfschüttelnd um mich herum und legt mir die Halskette um. Wie seine Finger dabei meine Haut streifen, lässt Schauer über meinen Rücken rieseln, was er nicht einmal bemerkt.

»Wenn sie dir gefällt, kaufe ich sie dir, Raven. Für Hannah finden wir noch etwas anderes.«

Ich mache große Augen, und sein Spiegelbild lächelt mich an. »Denk dran, du hast auch bald Geburtstag.«

»Das wäre zu viel«, sage ich. Meine Finger nesteln am Verschluss in meinem Nacken. »Trotzdem danke. Sie wird sie lieben. Du solltest sie ihr unbedingt kaufen.«

Ares nickt und nimmt mir die Halskette ab, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Hey?«, fragt er mit leiser Stimme. »Alles okay zwischen uns, Raven? Es kam mir vor, als hättest du mich in letzter Zeit gemieden. Liegt das an dem Stress, den Hannah dir wegen der Hochzeit macht? Ich weiß, du hast ihr eine Menge der Vorbereitungen abgenommen. Sag mir einfach, wenn es dir zu viel wird, ja? Du weißt, wie ich es hasse, wenn du plötzlich nichts mehr von dir hören lässt.«

Ich lege ihm eine Hand um den Arm und gebe lächelnd zurück: »Alles gut, Ares. Ich hatte bloß wirklich viel um die Ohren.«

Er weiß, dass ich lüge. Das verrät mir seine Miene, doch Gott sei Dank lässt er es mir durchgehen. Wie könnte ich ihm auch erklären, dass der bloße Gedanke an seine Heirat mit Hannah alles so endgültig erscheinen lässt? Dass ich ihn jetzt wirklich verliere und die Hoffnung unwiderruflich begrabe? Wie könnte ich ihm sagen, dass mir seine bevorstehende Hochzeit auf nie gekannte Weise das Herz bricht und dass ich nicht sicher bin, ob ich die Stücke jemals wieder zusammenfügen kann?

3

Raven

»Ich weiß nicht recht, ob wir die Astors in der Nähe von Ares’ Brüdern platzieren können«, bemerkt Mom. »Einladen müssen wir sie natürlich. Ihre Familie ist den Windsors immerhin ebenbürtig, aber es geht auf keinen Fall, dass wir sie so dicht nebeneinandersetzen. Wenn ich mich recht entsinne, kann Adrian Astor Ares’ Bruder Lexington nicht ausstehen.«

Stirnrunzelnd blicke ich von den Tabellen auf. »Adrian kann Lex nicht leiden?«, frage ich überrascht. Wie kann das sein? Lexington ist einer der liebsten Menschen, die ich kenne, außerdem war er mit Leia zusammen auf dem Astor College. Er hat mich überhaupt erst mit Leia und Adrian bekannt gemacht.

»Ja, das habe ich jedenfalls gehört. Soweit ich es verstanden habe, kann Adrian mit Lexingtons Leichtfertigkeit nichts anfangen.«

Aha. Nun grinse ich wissend. Lex hat Adrian vermutlich provoziert, weil er mit Leia geflirtet hat. Ja, ich verstehe, Adrian ist nicht im Mindesten nachsichtig und hegt deshalb zweifellos einen Groll.

»Schön, dann setzen wir sie halt weiter weg.«

Mom nickt und ordnet ihre Namen auf der Nachbildung in Miniaturform, die sie vom Schauplatz der Hochzeit angefertigt hat, neu an. »Alles muss perfekt sein«, brummt Mom. »Hannah hat so lange auf diesen Tag gewartet.«

Ich schaffe es gerade noch, nicht die Augen zu verdrehen. »Sie hat die Hochzeit dreimal verschoben, Mom. Ich glaube nicht, dass sie sonderlich ungeduldig ist.«

Mom blickt abrupt auf, ihre Augen blitzen zornig. »Das lag nur daran, dass ihre Arbeit ihr so viel abverlangt, Raven. Du würdest niemals verstehen, was es heißt, Schauspielerin zu sein. Schließlich musst du bloß den ganzen Tag stillstehen und hübsch aussehen. Das ist bei Hannah ganz anders; sie kann nicht nach einem dürftigen Foto Feierabend machen. Sie kommt wochenlang nicht nach Hause und muss an Sets arbeiten, an denen es nicht im Entferntesten gemütlich zugeht. Meinst du wirklich, sie wollte ihre Hochzeit verschieben? Sie hat es getan, weil sie keine andere Wahl hatte. Auch wenn du das nicht begreifst, könntest du wenigstens den Mund halten, wenn du schon nichts Vernünftiges zu sagen hast.«

Ich beiße mir fest auf die Zunge, um ihr keine Widerworte zu geben. Sie weiß sehr wohl, wie anspruchsvoll Fotografen sein können und wie hart ich arbeite. Erst vor Wochen habe ich eine Unterkühlung erlitten, weil ich für Werbeaufnahmen im Schnee posieren musste. Ich bin nicht so dumm, mich mit Hannah zu vergleichen, trotzdem wünschte ich, sie würde meine Arbeit nicht als stillstehen und hübsch aussehen abtun.

Aber vermutlich spielt das, was ich tue, überhaupt keine Rolle. Mom interessiert bloß, dass ich, im Unterschied zu Hannah, nicht in ihre Fußstapfen getreten bin. In meinem Alter war meine Mutter eine berühmte Schauspielerin, und sie missbilligt, dass ich mich nie für die Schauspielerei begeistern konnte. Nichts wird jemals gut genug sein, und wenn ich mich noch so sehr ins Zeug lege.

Mit zitternden Händen gehe ich die Liste unserer Lieferanten durch. Warum tue ich mir das überhaupt an? Warum komme ich immer wieder nach Hause, um bei einer Heirat zu helfen, an der ich keinen Anteil haben will, nur um meine Zeit mit einer Mutter zu verplempern, für die ich, verglichen mit ihrem Goldkind, stets bloß die zweite Geige spielen werde? Ich verlange nicht mal von ihr, dass sie so mit mir umgeht wie mit Hannah. Ich wollte immer nur den geringsten Teil ihrer Liebe. Ist das etwa zu viel verlangt?

»Tut mir leid«, sagt Mom mit angespannt klingender Stimme. »Die Hochzeit setzt mich so sehr unter Druck. Ich wollte es nicht an dir auslassen. Es tut mir leid, Raven. Das verstehst du doch, oder? Diese Heirat bedeutet unseren beiden Familien sehr viel. Jahrelang haben wir an dieser Fusion gearbeitet, und sobald die Hochzeit unter Dach und Fach ist, können wir die verbleibenden Papiere aufsetzen und die vereinten Firmen Hannahs und Ares’ Händen übergeben. Die Windsors wollen erst nach vollzogener Heirat zum Abschluss kommen, und dein Vater und ich benötigen ihre Geldmittel.«

Ich nicke mit gesenktem Kopf. »Verstehe, Mom.«

Sie lächelt mich an. »Du warst schon immer so ein liebes Kind, Raven. Hannah und ich können von Glück sagen, dass wir dich haben. Ohne dich hätte ich nichts von alledem geschafft.«

Froh, dass die endlosen Stunden Arbeit, die ich in das Ganze gesteckt habe, nicht unbemerkt geblieben sind, erwidere ich ihr Lächeln. Hannah hat sich kaum daran beteiligt, und auch wenn es mich kränkt, permanent an ihre bevorstehende Hochzeit erinnert zu werden, freue ich mich darüber, so ein wenig Zeit mit meiner Mutter verbringen zu können. Es kommt nur selten vor, dass wir ein paar schöne Momente miteinander erleben.

»Ich fasse es nicht, dass mein kleines Mädchen bald mit jemandem verheiratet sein wird«, sagt Mom leise, während sie die Blumen im Modell des Weinguts arrangiert, auf dem Ares und Hannah ihre Hochzeit feiern wollen. »Als deine Schwester noch klein war, war ich nicht sicher, ob sie lange genug leben würde, um sich einmal zu verlieben. Es gab so vieles, von dem ich annahm, sie würde es niemals erleben, aber hier ist sie nun, ein internationaler Superstar, der kurz davorsteht, einen der heiratsfähigsten Milliardäre der Welt zu ehelichen. Wobei sie auch noch für euren Dad und mich sorgt, sodass wir uns, in dem Wissen, dass unsere Firma in guten Händen ist, endlich aus dem Geschäftsleben zurückziehen können.«

Vor lauter Schuldgefühlen wird mir ganz unbehaglich zumute. Ich dürfte meine Schwester nicht beneiden oder ihr den Stolz in Moms Augen missgönnen. Ich wünsche mir bloß, dass dieselbe Zuneigung hin und wieder auch mir gelten würde.

»Sie wird eine wunderschöne Braut abgeben«, versichere ich meiner Mutter.

Als Mom aufblickt, sehe ich eine Andeutung von Sorge in ihrer Miene. »Wie geht es mit dem Hochzeitskleid voran? Konntest du die Änderungen vornehmen, um die Hannah gebeten hatte?«

Ich nicke. Hannah hat ihre Hochzeit und ihr Brautkleid mit jedem Aufschub fast komplett auf den Kopf gestellt, was jedes Mal zu endlosen Wochen zusätzlicher Arbeit geführt hat. »Selbstverständlich.«

Mom zögert. »Es ist schön, dass sie dich gebeten hat, ihr Kleid anzufertigen. So bezieht sie dich auf sehr nette Art mit ein. Ich war mir sicher, sie würde stattdessen eine berühmte Modemarke bevorzugen, aber ich nehme an, das hilft dir dabei, an Boden zu gewinnen. Wenn die Welt Hannah in einem deiner Kleider sieht, werden ihre prominenten Freunde es ihr bestimmt gleichtun. Sie ist ja so eine Trendsetterin.«

Wieder beiße ich mir auf die Zunge. »Ich habe mehrere Modepreise gewonnen, Mom. Seit ich mit meinen ersten Entwürfen an den Start gegangen bin, müssen meine Kunden zwei Jahre auf meine Brautkleider warten, und seit Alanna Sinclair in einem meiner Kleider geheiratet hat, ist die Warteliste sogar noch länger geworden. Mein Modelabel ist längst etabliert und nicht weniger renommiert als so manche ältere Marke.«

Mom schaut mich mit einem begütigenden Ausdruck an, der sofort an meinen Nerven zerrt. »Ja, aber natürlich«, sagt sie nickend. Dann greift sie nach einer der Einladungen und hält sie in die Höhe. »Wie auch immer, wir müssen uns vergewissern, dass die Einladungen drei Tage vor der Hochzeit persönlich zugestellt werden. Alles muss verschwiegen über die Bühne gehen. Paparazzi würden Hannah bloß ihren großen Tag verderben. Warum überzeugst du dich nicht noch einmal, dass mit dem Kurier, den wir gebucht haben, alles zum Besten steht?«

Seufzend erhebe ich mich. »Na klar«, sage ich und nehme meine Handtasche. »Das mache ich morgen.«

Mom sieht mich stirnrunzelnd an. »Bleibst du nicht zum Abendessen?«

»Nein, ich habe morgen früh Aufnahmen.«

Mom nickt. »Gut, du willst ja auch in deinem Brautjungfernkleid nicht zu dick aussehen.«

Das versetzt mir einen Stich, und ich kehre meiner Mutter den Rücken zu und gehe. Jedes Mal, wenn ich meine Mutter sehe, komme ich mir wie ein schrecklicher Mensch vor und hasse mich am Ende nur selbst. Ich müsste mich für Hannah freuen und mich geehrt fühlen, dass sie mich in diesem Ausmaß an ihren Hochzeitsvorbereitungen teilhaben lässt, doch in Wahrheit hasse ich es. Ich hasse die Person, zu der ich werde, wenn ich nach Hause komme. Sonst giere ich nicht so nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, und auch wenn es wehtut, sie mit Ares zu sehen, habe ich es ihr nie übelgenommen, dass sie seine Liebe gewonnen hat. Trotzdem füllt sich mein Kopf, wann immer ich bei meinen Eltern bin, mit üblen Gedanken.

Was wäre, wenn Ares mich heiraten würde?

Was wäre, wenn ich sie niemals zu Sierras Geburtstagsfeier mitgenommen hätte?

Was wäre, wenn ich mich geweigert hätte, ihr bei ihrer Hochzeit unter die Arme zu greifen?

Eigentlich bin ich ganz anders, doch wann immer ich nach Hause komme, verwandele ich mich in die erbärmlichste Version meiner selbst.

»Schatz?«

Ich hebe den Blick zu meinem Vater, der wissend seufzt. »Ich begleite dich noch hinaus, mein liebes Mädchen.«

Ich nicke und nehme seinen ausgestreckten Arm. Schweigend gehen wir zu dem Sportwagen, den Ares mit mir ausgesucht hat.

Dad öffnet mir die Fahrertür und zögert dann. »Ich hab dich lieb, Raven«, sagt er. »Deine Mutter hat dich auch lieb, sie kann es dir nur nicht so gut zeigen.«

»Es fällt ihr nicht schwer, Hannah ihre Liebe zu zeigen«, gebe ich zurück. Meine Stimme verrät deutlich meine Enttäuschung.

Dad schiebt mir sachte eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich weiß«, sagt er leise. »Deine Mom hat das Bedürfnis, das so deutlich zu äußern, weil Hannah es, als sie jung war, so schwerhatte. Deine Mutter glaubt, sie könnte das ganze Leid, das Hannah ausgestanden hat, als sie krank war, wiedergutmachen, indem sie sie heute mit Liebe überschüttet. Dabei geht es mehr um sie selbst als um Hannah, und es bedeutet nicht, dass sie dich nicht genauso liebhat.«

Ich nicke bloß, weil ich keine Lust habe, noch weiter darüber zu diskutieren. Ich möchte nicht, dass Dad mich bemitleidet oder mich beruhigt, nur weil er meint, er müsste beides tun. Zur Abwechslung möchte ich mal nicht mit Lügen getröstet werden.

Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und gebe meinem Vater einen Kuss auf die Wange. »Ich hab dich lieb, Dad.«

»Fahr vorsichtig, ja? Und schreib mir, wenn du zu Hause bist. Inzwischen weiß ich, wie man diese Emotionsdinger verwendet. Ich schicke dir dann eins mit erhobenem Daumen.«

»Emojis?«, frage ich kichernd.

»Die meine ich.«

»Schön für dich, Dad. Ich schicke dir ein Haus-Emoji, wenn ich zu Hause bin, okay?«

»Ja, das wird unsere Geheimsprache.« Er zwinkert mir zu, und es gelingt mir gerade so, nicht zu lachen, als ich ins Auto steige.

Das ist der Grund, warum ich, ungeachtet der Einstellung meiner Mutter, immer wieder heimkomme. Weil Dad recht hat. Tief im Innern lieben sie mich beide. Vielleicht nicht so sehr, wie sie Hannah lieben, doch ich habe mich bereits vor langer Zeit damit abgefunden.

Ich werde nie mit meiner großen Schwester mithalten können. Nicht in den Augen meiner Eltern, und schon gar nicht in Ares’ Augen.

4

Ares

Ich fasse mein Handy fester und hole tief Luft, um mich zu beruhigen. »Hannah, du hattest versprochen, mich zu begleiten. Das ist das dritte Mal diesen Monat, dass du mir in letzter Minute absagst. Hättest du mir nicht wenigstens rechtzeitig Bescheid geben können?«

Es raschelt in der Leitung, und Hannah seufzt. »Es tut mir leid, Ares. Heute Abend wäre ich wirklich sehr gern dabei gewesen. Ich wollte Raven unterstützen und mit dir zusammen dort sein, aber ich kann mich einfach nicht loseisen. Ich muss ein paar Szenen nachdrehen, was bisher leider nicht allzu gut gelaufen ist.«

»Du kommst immer mit den gleichen Entschuldigungen, Hannah. Ich versuche, dir den Rücken freizuhalten, so gut ich kann, aber du machst es mir echt nicht leicht. Es geht nicht, dass immer ich derjenige bin, der Kompromisse macht.«

»Ich weiß«, sagt sie mit leiser Stimme. »Ich mache es wieder gut.«

»Liegt es daran, dass du nicht mit mir gesehen oder fotografiert werden willst? Hannah, wir werden in einem Monat heiraten. Denk bitte an unsere Abmachung. Sobald wir Mann und Frau sind, machen wir unsere Beziehung öffentlich, da spielt es doch keine Rolle, ob man uns heute Abend zusammen ertappt oder nicht!«

»Ares, das ist es nicht. Das versichere ich dir. Für die Hochzeit nehme ich mir länger frei, und ich will mich einfach zusätzlich ins Zeug legen, um das auszugleichen. Ich möchte nicht schuld sein, wenn wir den Zeitplan nicht einhalten.«

Ich fahre mir mit einer Hand durch die Haare und blicke zur Decke. »Verstehe«, gebe ich mich geschlagen.

Ich verstehe sie wirklich, verliere jedoch allmählich die Hoffnung, dass es irgendwann anders wird. Ich dachte immer, ich hätte von meinen Geschwistern am meisten Glück gehabt. Dion spricht nicht mit seiner Verlobten, und meine anderen Geschwister wissen nicht einmal, wen sie einmal heiraten werden. Zudem war ich sogar in das Mädchen verknallt, das meine Großmutter bereits vor vielen Jahren für mich ausgewählt hat.

Doch in letzter Zeit fühlt es sich für mich nicht mehr wie eine Liebesheirat an, und allzu glücklich komme ich mir auch nicht mehr vor. Alles wirkt irgendwie mechanisch und erzwungen, und es fehlt uns an der Aufregung, die unsere bevorstehende Hochzeit eigentlich mit sich bringen müsste.

»Sie kommt nicht, oder?«

Ich schaue auf und sehe Lex, einen meiner jüngeren Brüder, am Türrahmen lehnen. Sein Gesicht ist mit Bedacht ausdruckslos, sein Blick jedoch verrät seinen Ärger. Intuitiv möchte ich für Hannah einstehen, kann mich heute aber nicht dazu überwinden.

»Nein.«

»Es wird sicher unangenehm, ohne Begleitung dort zu erscheinen. Du weißt ja, wie die Frauen bei solchen Veranstaltungen sind. Die werden dich den ganzen Abend bedrängen. Ich wünschte, ich könnte dich begleiten.«

Ich schüttele den Kopf. »Alles gut. Du musst einen frühen Flieger nehmen, oder? Außerdem kannst du die Unterhaltungsbranche nicht ausstehen.«

Lex trägt die Verantwortung für Windsor Motors, und wenn ich mich recht erinnere, wird er in Kürze unser neuestes Elektroauto vorstellen. Jeder von uns vertritt einen anderen Teil des Windsor-Imperiums. Ich kümmere mich um den Unterhaltungsbereich, Lexington verantwortet die Fahrzeugsparte, Sierra die Immobilien, während Zane für die Hotels, Luca für das Aktienmanagement und Dion für die auswärtigen Beteiligungen zuständig ist. Gemeinsam managen wir die Windsor Corporation und damit größere Marktanteile, als den Leuten bewusst ist.

»Ich komme schon zurecht«, teile ich meinem Bruder mit. »Es geht schließlich nur um eine Modenschau. Und davon habe ich schon viele gesponsort. Ich werde nur kurz dort auftauchen und gleich wieder verschwinden.«

Lex lächelt. »Natürlich wirst du zurechtkommen, weil Raven dort sein wird. Sie ist heute Abend der Star der Show. Keine Ahnung, wie sie es anstellt, aber sie wird von Mal zu Mal noch schöner. Ich wäre wirklich gern dabei.«

Ich straffe mich unwillkürlich und sehe Lexington mit schmalen Augen an. Seit wann findet er Raven attraktiv? Für uns war sie immer bloß eine Art kleine Schwester. Hat sein Blick auf sie sich irgendwie geändert?

»Woher weißt du, dass sie heute Abend dort sein wird?«

Wenn ich es recht bedenke, haben die beiden in letzter Zeit in trauter Zweisamkeit Kunstgalerien besucht. Läuft da etwa irgendwas zwischen den beiden?

Grinsend reckt er sein Handy. »Ich habe vorhin mit ihr gesprochen.«

Was? Meine Anrufe nimmt sie fast nie entgegen, aber für Telefonate mit Lex hat sie Zeit?

Lex lacht glucksend, sein Blick ist undurchdringlich. »Grüß Raven von mir, ja?«

Ich nicke, obwohl ich weiß, dass ich nichts Derartiges tun werde. Raven hat mit Lex Kontakt? Irgendetwas an dem Gedanken beunruhigt mich zutiefst, was nicht allein an meinen wiederkehrenden Träumen von ihr liegt – Träume, die ich überhaupt nicht haben dürfte.

Furchtbar schlecht gelaunt mache ich mich auf den Weg zu der Veranstaltung, ohne genau sagen zu können, was mich eigentlich so verärgert. Ich müsste mittlerweile daran gewöhnt sein, von Hannah sitzen gelassen zu werden, doch in Wahrheit wird es nicht einfacher. Seit Jahren verstecken wir aus Angst vor der medialen Aufmerksamkeit unsere Beziehung. Hannah hat seit jeher den Vorwurf der Begünstigung befürchtet, wenn es publik würde, dass wir zusammen sind, was ich durchaus verstehe. Ich weiß, wie hart sie arbeitet, und diese Art Medieninteresse würde ihr nur Probleme bereiten. Ich verstehe, woher sie kommt, trotzdem habe ich das alles satt.

Der Saal brummt wie ein Bienenkorb, als ich eintrete, und ich bleibe in einer Ecke stehen und richte den Blick auf den Laufsteg. Ich sehe mir bloß sehr selten Modenschauen an – hat man eine gesehen, kennt man sie alle. Und nichts könnte mich weniger interessieren als Fashion. Doch heute kann ich die Augen nicht von der Frau abwenden, die den Runway beherrscht.

Raven schreitet in einem eng anliegenden Kleid, das nur sehr wenig der Fantasie überlässt, über die Bühne, sodass ich mir einen Moment der Bewunderung gönne. Sie arbeitet ebenso hart wie Hannah, wenn nicht sogar noch härter, dennoch lässt sie niemanden, der ihr wichtig ist, jemals im Stich. Ich weiß, wie häufig meine Schwester unangekündigt in ihrem Büro auftaucht, ebenso wie meine Großmutter. Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, warum Hannah nicht ein wenig mehr so sein kann wie sie. Sie sind Schwestern und doch völlig unterschiedlich.

Meine Gedanken kehren zu dem Moment zurück, in den meine Großmutter zum ersten Mal von einer Heiratsverbindung zwischen den Windsors und den Du Ponts sprach. Damals wollte sie, dass ich Raven zur Frau nehme. Ich seufze, als Raven sich umdreht und über den Laufsteg zurückgeht, und mich überkommt ein unerklärliches Verlustgefühl.

»Mr Windsor!«

Ich zwinge mich, zu lächeln, als ich mich zu Jonas, dem Veranstalter des heutigen Abends, umdrehe, um mich auf den erforderlichen Small Talk einzulassen. Im Showgeschäft dreht sich vieles darum, zu sehen und gesehen zu werden, und ich habe das alles dermaßen satt. Die Überheblichkeit. Das falsche Getue. Der schöne Schein. Stattdessen sehne ich mich nach Authentizität.

»Mehrere Ihrer Models sind heute bei uns gelaufen«, verkündet Jonas voller Stolz. »Windsor Media ist wirklich ein Kraftwerk. Gibt es irgendeine Branche, in der Sie nicht mitmischen? Printmedien, Filmindustrie. Ich weiß gar nicht, wie Sie das alles schaffen. Aber ich fühle mich geehrt, dass Sie Zeit gefunden haben, heute Abend an meiner Veranstaltung teilzunehmen.«

Ich nicke und gebe mir alle Mühe, die Unterhaltung mit ihm in Gang zu halten. Währenddessen denke ich weiter an Lexington. Läuft da wirklich etwas zwischen ihm und Raven? Fast suche ich nach einer Entschuldigung, um die Arschkriecherei zu beenden, die bereits viel zu lange andauert, doch da erregt ein Gespräch in meinem Rücken meine Aufmerksamkeit.

»Das geht nicht.«

Ich erstarre und drehe mich nach dem Klang von Ravens Stimme um. Sie ist hörbar aufgebracht, strahlt den Mann vor ihr jedoch an.

»Entschuldigen Sie mich, bitte«, wende ich mich an Jonas. Unter der Oberfläche meines höflichen Gesichtsausdrucks köchelt ein Anflug von Ärger. Was könnte Raven derart verstimmt haben?

»Nur ein einziges Date«, erwidert der Mann. »Ich zahle Ihnen mehr dafür, als Sie in einem ganzen Jahr verdienen.«

Unwillkürlich beiße ich die Zähne zusammen und balle vor lauter Wut die Hände zu Fäusten. Als mein Blick dem von Raven begegnet, verrät ihre Miene einen Anflug von Erleichterung und ich zwinge mich, mich zu entspannen. Ich lächele sie an, ohne die Augen von ihr abzuwenden, lege einen Arm um ihre Taille und ziehe sie an mich. »Da bist du ja, Raven!«, sage ich leise, bevor ich mich dem Mann vor uns widme.

Ich weiß sehr genau, wer er ist, doch ich will verflucht sein, wenn ich es ihn merken lasse. Stattdessen sehe ich ihn einen Moment lang ausdruckslos an und wende mich dann wieder Raven zu.

»Wir haben kürzlich über ein Drehbuch gesprochen, das ich Windsor Media zugeschickt hatte«, erinnert er mich. Der Mann ist ein bekannter Regisseur, und ich war durchaus bereit, die Finanzierung seines nächsten Films zu genehmigen, da Hannah unbedingt die Hauptrolle wollte. Schade eigentlich.

Mein Daumen beschreibt Kreise in Ravens Taille, woraufhin sie sich gegen mich lehnt und ihren Körper an mich drängt. Raven ist eine der stärksten Frauen, die ich kenne, der Umstand, dass sie in meiner Gegenwart Trost sucht, kann also nur eines bedeuten. Dies ist nicht das erste Mal, dass dieses Arschloch sie belästigt. »Ich erinnere mich bloß daran, dass ich mitbekommen habe, wie Sie Raven anmachen. Was aufschlussreich ist, weil Sie es sich nicht leisten können, ihr zu nahe zu treten.« Ich gluckse humorlos. »Sie wollen ihr für eine Verabredung mehr bezahlen, als sie in einem Jahr verdient? Nun, sie ist das höchstbezahlte Model der Welt. Und Sie? Tja, ich weiß nicht recht, wer Sie sind. Was ich weiß, ist, dass Sie es sich nicht erlauben können, sich ihr auf anderthalb Meter zu nähern, und wenn Sie es doch tun … werde ich Sie dafür bezahlen lassen.«

Seine Augen weiten sich und füllen sich mit Bedauern, während er Raven anstarrt. Dabei will ich nicht einmal, dass er sie ansieht. Sie verdient Besseres als diesen Scheiß. »Ich wusste ja nicht, dass …«, sagt er mit leiser Stimme.

Lächelnd fasse ich Raven fester. »Jetzt wissen Sie es, also verpissen Sie sich.«

Er nickt und entfernt sich zähneknirschend, aber das interessiert mich null. Ich will nur, dass es Raven gut geht.

»Glaubst du immer noch, keinen Bodyguard zu benötigen?«

Sie schaut mich an. In ihrem Blick liegt ein Hauch Verärgerung. »Ares, ich war nicht in Gefahr, also was soll die Frage?«

Kopfschüttelnd lasse ich sie los. »Kommt so etwas häufig vor?«

»Superselten«, teilt sie mir mit, doch wie sie kurz nach links schaut, straft sie Lügen. Das macht sie bereits, seit ich sie kenne.

»Du solltest nicht alleine an derartigen Veranstaltungen teilnehmen. Bist du nicht in Begleitung?«

In den letzten Jahren habe ich sie immer nur mit einem Mann gesehen, doch der hat, zu meiner nicht unbeträchtlichen Erleichterung, erst vor Kurzem geheiratet. Silas Sinclair hat etwas an sich, das ich einfach nicht ausstehen kann, und das ist nicht die Tatsache, dass er zu den wenigen Menschen gehört, die für mich absolut unantastbar sind. Ich habe meine Großmutter zu überreden versucht, seiner Firma den Auftrag, für unsere Sicherheit zu sorgen, zu entziehen, aber sie bleibt in dieser Sache unnachgiebig. Mir ist nicht ganz klar, was es mit dem Mann auf sich hat, vermutlich liegt es daran, wie er Raven ansah, oder vielmehr daran, wie er sie nicht ansah. Raven verdient es, für jemand anderen der Nabel der Welt zu sein, doch er schien sie kaum wahrzunehmen. Sein Herz gehörte zweifellos einer anderen.

»Nein, ich bin heute alleine hier. Aber mein Agent kommt gleich zu mir, er ist gerade noch hinter der Bühne.«

Ich lasse meinen Blick über sie schweifen und schüttele den Kopf. »Weißt du, eins habe ich nie verstanden. Wieso bist du nie eine feste Beziehung eingegangen? Wie kommt es, dass eine Frau wie du noch single ist?«

Sie nimmt sich ein Glas Champagner von einem Tablett und lächelt mich an. »Bisher habe ich einfach noch keinen Mann kennengelernt, bei dem ich mich nicht früher oder später gelangweilt habe. Ich will keine Kompromisse, sondern vollkommene Hingabe. Ich will eine große, eine epische Liebe und bin bereit, darauf zu warten.«

Vollkommene Hingabe, wie? Ja, genau das steht ihr zu. Ich frage mich, welche Art Mann sie schließlich herumkriegen kann. Für einen Moment schießt die Vorstellung, sie und Lexington wären ein Paar, durch meinen Verstand, und mir gefriert das Blut in den Adern.

»Raven!«

Sie wendet den Kopf und lächelt, bevor sie wieder mich ansieht. »Mein Agent«, erklärt sie. »Jetzt ist endloses Socializing angesagt, denn laut ihm muss ich ja meine Kontakte pflegen. Wir sehen uns nachher, okay?«

Ich nicke und schaue ihr nach, wobei mein Blick auf den Mann fällt, auf den sie zuhält. Ihr Agent blickt sie auf eine Weise an, die man unmöglich als professionell beschreiben kann. Er sieht eher verzaubert aus, sodass ich mein Gewicht unbehaglich von einem Fuß auf den anderen verlagere. Natürlich wünsche ich Raven nur das Allerbeste, doch der Gedanke, sie könnte sich in jemanden verlieben, erscheint mir bedrohlich.

Ich nehme an, das ist für große Brüder ganz normal, oder? Es fühlt sich vielleicht nicht ganz so an, wie wenn Sierra mit jemandem zusammen wäre, aber es ist doch verdammt nah dran. Dann muss es wohl das sein.

5

Ares

»Hier brauchen wir mehr Berichterstattung«, verlange ich. Mein Blick verharrt auf den Artikeln über Ravens Modelabel. Gestern war es mir nicht aufgefallen, doch eine der Brands, die auf dem Laufsteg präsentiert wurden, war ihre gewesen. Soweit ich es sagen kann, wurde ihre neue Kollektion sehr gut aufgenommen, trotzdem verdient sie größere Aufmerksamkeit, als ihr bisher zuteilwird.

Worin liegt der Sinn, dass mir mehrere Boulevard- und Modemagazine gehören, wenn ich sie nicht nutzen kann, um die Arbeit meiner Freundin zu fördern? Hoffentlich floriert ihr Unternehmen bald, damit ihr keine Zeit mehr bleibt, selbst über den Laufsteg zu laufen.

Ich hasse es, dass sie zum Lustobjekt fremder Kerle geworden ist. Sie sehen nicht die lustige, freundliche Frau hinter der Oberfläche ihrer Schönheit. Ich weiß, wie toxisch die Branche ist, und ich will nicht, dass sie darunter leidet. Ich will sie in Sicherheit hinter den Blitzlichtern, nicht dass sie sich ihnen selbst aussetzen muss.

In letzter Zeit war Raven nicht sie selbst, und ich mache mir Sorgen um sie. Ich mache mir Sorgen, dass ihr alles zu viel wird. Die ständigen Diäten, die harten Anforderungen der Fotografen, die oft rauen Bedingungen bei den Aufnahmen. Sie ist schöner, als Worte es ausdrücken können, trotzdem passt diese Laufbahn irgendwie nichts zu ihr.

Ihr Modelabel dagegen ist perfekt für sie. So kann sie ihre Kreativität entfalten und dabei noch immer in der Branche arbeiten, in der sie groß geworden ist, ohne den übelsten Seiten des Ruhms ausgesetzt zu sein.

»Bradford Manson hat angerufen«, informiert mich mein Assistent Dom. »Er wollte sich nach dem Drehbuch erkundigen, das er uns geschickt hat. Deinen Notizen zufolge sind wir bereit, der Finanzierung seines Projekts zuzustimmen. Soll ich das in die Wege leiten?«

Zähneknirschend blicke ich abrupt auf. »Nein«, blaffe ich zurück, als meine Gedanken zu der Art zurückkehren, wie er gestern mit Raven gesprochen hat. »Mit diesem Mistkerl mache ich keine Geschäfte!«

»Was?«, fragt Dom verwirrt.

Ich winke ab. »Vergiss es, aber ich will den Namen von dem Wichser nie wieder hören. Wir werden nicht wieder mit ihm arbeiten, und lass jede Schauspielerin und jeden Schauspieler wissen, dass alle, die mit diesem Mann drehen, niemals wieder für Windsor Media tätig sein werden. Dasselbe gilt für jeden, der ihm noch Geld gibt.«

Dom macht große Augen. »Was hat der Vollpfosten angestellt, dass du ihm den Todeskuss verpasst? Damit ist er ein für alle Mal erledigt.«

Ich muss über sein dummes Gesicht lachen. Auf der Schwarzen Liste der Windsors zu landen wird als Todeskuss bezeichnet, weil es sich um ein langsam wirkendes Gift handelt und weil jeder, der davon betroffen ist, es erst bemerkt, wenn es zu spät ist und seine Karriere ruiniert ist.

Ich schüttele den Kopf. »Es ist mir scheißegal, ob er in der Branche noch mal Fuß fassen kann. Das hätte er sich überlegen müssen, bevor er seine Zunge nicht im Zaum halten konnte. Schauen wir mal, wo er das Geld für irgendein Projekt herbekommt. Verdammtes Arschloch!«

Mein Assistent nickt, sichtlich geschockt. Ich verhalte mich die meiste Zeit mehr als vernünftig – das muss so sein in einer Branche voller aufgeblasener Egos. Aber dieser Wichser … wird erfahren, was geschieht, wenn ich die Geduld verliere.

»Da wir gerade dabei sind«, sage ich zu Dom, während ich mit dem Zeigefinger auf die Schreibtischplatte tippe. »Es gibt da einen Geschäftsführer namens Andy. Er arbeitet in unserer Flagship-Mall. In einem der Schmuckgeschäfte. Den Namen habe ich vergessen. Jedenfalls ist es Hannahs Lieblingsmarke. Ich will, dass er gefeuert wird.«

Dom räuspert sich voller Unbehagen. »Wenn es sich um ein Einkaufszentrum handelt, ist es ein Fall für den Immobilienzweig und fällt damit in Sierras Zuständigkeit. Und du weißt, dass sie es nicht mag, wenn wir uns in ihre Geschäfte einmischen.«

Ich lehne mich zurück und blicke meinen Assistenten an. Er ist fast zwei Meter groß und wird häufig für meinen Bodyguard gehalten, trotzdem zieht er beim Gedanken an meine Schwester den Kopf ein. Was ich ihm im Grunde nicht vorwerfen kann. Schließlich ist meine kleine Schwester ziemlich unberechenbar. »Dann ruf Sierra an und sag ihr, dass dieser Andy Raven die ganze Zeit anzüglich angestarrt hat, als ich mit ihr dort war, und dass ich ihn weghaben will. Oder will sie nicht, dass ihre beste Freundin in eine ihrer Malls gehen kann, ohne zum Lustobjekt degradiert zu werden?«

Doms Augen weiten sich, in seinem Blick liegt ein Anflug von Zorn. »Er ist Raven zu nahe getreten?« Dann knirscht er mit den Zähnen und nickt. »Ich kümmere mich darum.«

Ich sehe ihm nach, als er hinausgeht, und unterdrücke ein Grinsen. Nicht nur ich und meine Familie lieben Raven. Sondern alle Menschen, die ihr begegnen. Es ist so einfach, sie zu lieben, und außer ihr scheint das alle Welt zu erkennen.

Ich schaue aus dem Fenster und halte einen Moment inne. Die Vorstellung, dass sie ungeschützt herumläuft, behagt mir wirklich nicht. Was hätte zum Beispiel gestern Abend passieren können, wenn ich nicht dort gewesen wäre? Wenn Brad ihr Nein womöglich nicht akzeptiert hätte?

Ich greife nach meinem Handy und starre es an, dann schlucke ich meinen Stolz hinunter und rufe den einzigen Mann an, den ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Er mag ein Arsch sein, aber er ist der Beste in seinem Metier.

»Silas Sinclair«, meldet er sich.

Ich knirsche mit den Zähnen, denn schon der Klang seiner Stimme bringt mich auf die Palme.

»Hier spricht Ares Windsor.«

»Weiß ich. Ich verfüge über eine Anruferkennung. So etwas haben heutzutage sämtliche Telefone.«

Wie ich diesen Kerl hasse! »Ich brauche zwei zusätzliche Bodyguards. Die besten, die Sie haben. Aber unter einer Bedingung.«

»Und die wäre?«, fragt er durchaus interessiert.

Ich beiße die Zähne zusammen, als ich mir Raven an seinem Arm vorstelle. Jahrelang wurden die beiden immer mal wieder miteinander gesehen. Ich wünschte, jemand anders wäre besser für die Gefälligkeit geeignet, deren ich jetzt bedarf, doch leider ist der Wichser wirklich der Allerbeste.

»Ich will, dass sie sich nicht blicken lassen. Sie sollen jemand schützen, ohne dass die Betreffende es mitbekommt. Ich will, dass jede Gefährdung eliminiert wird, bevor sie überhaupt auf den Plan treten kann. Dazu zählen auch Männer, die sie belästigen oder sich nicht abwimmeln lassen wollen. Es ist mir gleich, wie sie es anstellen, aber ich will, dass jemand in dem Moment eingreift, in dem sie sich auch nur annähernd unwohl zu fühlen scheint.«

Der Klang seines finster glucksenden Lachens macht mich wütend. »Und wer benötigt so weitreichenden Schutz? Ihre Verlobte? Ich dachte, wir hätten schon jemanden auf sie angesetzt.«

Ich hebe den Blick zur Decke, als mir eine unerklärliche Nervosität den Rücken hinunterkriecht. »Raven Du Pont.«

Er verstummt einen Moment. »Sie wollen derart weit gehen, um sie verdeckt zu beschützen?«

Ich schließe die Augen und hole tief Luft. »So ist es.«

»Das wird aber teuer.«

»Davon bin ich überzeugt.«

»Unter einer Bedingung. Ich will hinzugezogen werden, wann immer es mir passt, ohne dass Sie mich abweisen können.«

Ich zögere. Silas Fucking Sinclair. Er weiß sehr gut, was eine Gefälligkeit seitens eines Windsors wert ist.

»Alles, nur das nicht.«

»Dann müssen Sie sich wohl einen anderen suchen, Windsor.«

Fuck! Dieses verfluchte Arschloch! »Haben Sie sich überhaupt jemals wirklich für sie interessiert?«, fahre ich ihn an.

Er lacht, ein entnervendes Geräusch. »Das habe ich, und ich tue es immer noch. Meine Frau und ich lieben Raven, als würde sie zur Familie gehören, und das wird auch immer so bleiben.«

»Dennoch verlangen Sie einen derart hohen Preis für ihren Personenschutz?«

»Weil ich Geschäftliches und Privates strikt trenne.«

»Blödsinn. Sie haben Ihre Firma nur gegründet, um an Ihre Frau heranzukommen.«

Er lacht erneut, und noch nie im Leben war ich so versucht, jemanden ins Gesicht zu schlagen.

»Ja«, räumt er ein. »Alanna ist meine einzige Ausnahme.«

»Na schön, einverstanden«, presse ich mühsam hervor. »Solange niemand dabei zu Schaden kommt und Sie ihr nicht zu nahe kommen.«

»Abgemacht«, antwortet er. »Raven wird nicht mitbekommen, dass sie rund um die Uhr von zwei meiner fähigsten und skrupellosesten Männer bewacht wird.« Und wieder lacht dieser Wichser. »Sie sollten übrigens wissen, dass Raven schon seit Jahren unwissentlich unter meinem Schutz gestanden hat – unentgeltlich. Sie haben gerade einen verdammt hohen Preis gezahlt, um ihr die Annäherungsversuche von Männern zu ersparen. Übrigens etwas, was mich nie gestört hat. Fragen Sie sich lieber mal nach dem Grund dafür.«

Damit kappt er die Verbindung und lässt mich schäumend zurück. Dieser verfluchte Mistkerl!

6

Ares

Mit einem beklemmenden Gefühl parke ich vor dem Anwesen der Du Ponts. Ich sollte mich auf Hannahs Geburtstagsfeier heute Abend freuen, doch zwischen uns ist es schon seit einiger Zeit nicht mehr so wie früher, und das zu ignorieren fällt mir zunehmend schwerer.

Jetzt, wenige Wochen vor unserer Hochzeit, scheinen sich sämtliche Probleme, die wir je hatten, nur noch zu verstärken. Vielleicht bekomme ich ja bloß kalte Füße, andererseits fühlt es sich nach mehr an. Ein Teil von mir fragt sich, ob wir uns nur auf eine Beziehung eingelassen haben, weil wir wussten, dass unsere Verbindung ohnehin längst arrangiert worden war.

Hätten wir das auch so wirklich getan? Schließlich war Raven die Frau gewesen, die ich nach dem Willen meiner Eltern hätte heiraten sollen. Wenn ich nicht … wenn es nicht zu jener Nacht gekommen wäre, wäre es dann Raven, die ich heiraten würde?

Ich fahre mir mit einer Hand durch die Haare und hole zitternd Luft. Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Es gibt keinen Weg zurück, und kalte Füße hin oder her, wenn ich meinen Job und mein Erbe behalten will, muss ich Hannah heiraten.

Ich wappne mich und steige aus; ich fühle mich seltsam neben der Spur. In letzter Zeit war ich nicht ich selbst, und ich habe keine Ahnung, warum. Jedenfalls liegt es nicht allein an der Hochzeit, da steckt mehr dahinter.

»Ares!«

Ich schaue auf und sehe Hannahs Vater breit grinsend unter der Haustür stehen. Es ist einige Zeit her, seit ich ihn zuletzt getroffen habe, und ich habe keinen Zweifel, dass er mit mir eine gute Flasche Scotch köpfen will. Wenn es um meinen Schwiegervater in spe geht, habe ich das große Los gezogen. Er ist ein aufrichtig netter Mann, der rasch zu meinem Ersatzvater geworden ist. Dank ihm wird die Abwesenheit meines richtigen Vaters ein wenig erträglicher. Der Schmerz darüber, mit einem Mal beide Eltern zu verlieren, mag niemals ganz verschwinden, doch mit der Zeit lässt er nach.

»Arthur.« Ich schüttele ihm die Hand, dann dirigiert er mich in Richtung des lauten Gelächters, das uns beim Betreten der Veranda willkommen heißt.

»Was macht die Arbeit, Ares? Ich bekomme dich kaum noch zu Gesicht. Bleibst du heute über Nacht?«

Ich nicke. »Ich hatte viel zu tun. Aber ich habe mir das Wochenende freigeschaufelt.«

Hannah schaut auf, als ich mich ihr mit meinem Geburtstagsgeschenk in der Hand nähere. Zum Glück haben sich heute Abend nur ein paar ihrer engsten Freunde sowie ihre Familie hier versammelt. Größere Events setzen uns beiden sehr zu, was unsere Beziehung in letzter Zeit zusätzlich verkompliziert hat. So einen Abend wie heute haben wir dringend nötig.

Ich lege einen Arm um sie, beuge mich zu ihr hinunter und gebe ihr schnell einen Kuss auf die Wange. »Hi, Hannah«, sage ich leise, dann weiche ich zurück und präsentiere ihr mein Geburtstagsgeschenk.

»Ares«, sagt sie grinsend. »Ich kann es kaum erwarten, es aufzumachen!«

Ihre Freundinnen umringen sie, als sie es auspackt, alle gleichermaßen gespannt. Sie alle sind jedoch ebenfalls Schauspielerinnen und so kann ich nie sicher sein, ob ihre Reaktionen wirklich aufrichtig sind.

»Oh, die ist ja wunderschön!«, ruft sie. »Kannst du mir helfen, sie anzulegen?«

Ich nicke, nehme ihr die Halskette ab und schließe sie in ihrem Nacken. »Sie steht dir wahnsinnig gut«, bemerke ich mit gesenkter Stimme, während ich unwillkürlich daran denke, wie Raven sie sich vorgehalten hat.

Hannah schaut mir lächelnd in die Augen. »Ich habe mich schon gewundert, warum überall Paparazzi-Fotos von dir und Raven im Internet waren. Ihr zwei bei einem Juwelier, das hat die verrücktesten Gerüchte in die Welt gesetzt. Wie sich zeigt, war das hier der Grund.«

Ich nicke. Seit Raven berühmt geworden ist, geht sie nicht mehr so häufig aus, was ich sehr gut nachvollziehen kann, denn die Medien drehen durch, wenn sie sie draußen ertappen. Inzwischen sehe ich sie bloß noch auf dem Grund und Boden der Windsors oder wenn sie bei Hannah ist. Trotzdem hat der Ruhm sie nicht so sehr verändert wie Hannah – er hat sie nur noch mehr zur Einsiedlerin gemacht.

Hannahs Freundinnen drängen sich um sie, als sie ihren Diamant-Choker vorführt, und ich weiche einen Schritt zurück.

Ich nehme mir einen Drink und schlendere zu der Schaukel, die in der Ecke steht. Ich bin nicht im Entferntesten überrascht, als ich Raven darauf sitzen sehe, den Blick auf ihr Tablet gerichtet. Zweifellos zeichnet sie neue Entwürfe für ihr Modelabel, und ich lächele still in mich hinein.

Dann lasse ich mich neben ihr nieder und bringe die Schaukel in Bewegung, lasse ihre Augen meine finden.

»Ares.« Etwas daran, wie sie meinen Namen sagt, fühlt sich schon immer anders an. Wie eine seltsame Sucht.

»Wieso sitzt du so ganz alleine hier, Cupcake?«

Nun lacht sie, ein sanfter, erfrischender Laut unter all dem aufgesetzten Gelächter um uns herum. »Willst du mich wirklich für den Rest unseres Lebens so nennen?«

Ich nicke. »Ich erinnere mich noch lebhaft an deinen Cupcake-Schlüsselanhänger, das T-Shirt und die Anstecknadel an deiner Tasche. Du bist echt voll auf Cupcakes abgefahren.«

Sie funkelt mich ohne jede Böswilligkeit in ihrem Blick an. »Das war eine Phase, als ich vierzehn war, okay?«

Lächelnd werfe ich einen Blick auf das Abendkleid, das sie zeichnet. Es hat mich schon immer erstaunt, wie begabt sie ist. »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, erinnere ich sie. »Warum sitzt du alleine hier? Müsstest du nicht mit deiner Schwester Geburtstag feiern?«

Sie schließt ihr Tablet und wendet sich mir zu. »Das habe ich ja versucht.« Sie verstummt und setzt ein erzwungenes Lächeln auf.

Ja, wahrscheinlich hat sie das. So wie immer. Ich habe es nie recht verstanden, doch ihre Eltern haben stets Hannah den Vorzug gegeben und sie zum Mittelpunkt von allem gemacht. Als Raven und ich uns zum ersten Mal begegneten, erschien sie mit Sierra bei einem Familienfest, nachdem ihre Eltern ihren Urlaub abgeblasen hatten, um Hannah zu einem Vorsprechen zu begleiten.

Hannah macht es genauso. Für sie ist Raven ganz selbstverständlich, und ich denke, das ist ihr bewusst. Raven hat nahezu jedes Detail unserer Hochzeit organisiert, und selbst heute Abend ist sie hier, weil sie weiß, dass Hannah verstimmt wäre, wenn sie sich überhaupt nicht sehen gelassen hätte, trotzdem unternimmt Hannah nichts, um Raven mit einzubeziehen.

»Tut mir leid, Cupcake, aber ich schätze, heute Abend sitzen wir im selben Boot.«

Sie schüttelt den Kopf. »Uns kann sie sehen, wann immer ihr danach ist, ihre Freundinnen aber nicht so häufig, das versteh ich schon.«