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Stell dir vor, du wachst in einem Albtraum auf - und dieser Albtraum zeigt dir die Zukunft. Eva, eine hochentwickelte Androidin, erschafft genau dieses Szenario. In einer virtuellen Simulation erleben die Menschen, was geschieht, wenn die "Protestpartei" die Macht übernimmt. Doch Evas radikale Methode birgt Risiken: Kann sie die Menschen zum Umdenken bewegen, oder wird sie die Welt, die sie retten will, endgültig ins Chaos stürzen?
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Seitenzahl: 197
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Stell dir vor, du wachst in einem Albtraum auf – und dieser Albtraum zeigt dir die Zukunft. Eva, eine hochentwickelte Androidin, erschafft genau dieses Szenario. In einer virtuellen Simulation erleben die Menschen, was geschieht, wenn die „Protestpartei“ die Macht übernimmt. Doch Evas radikale Methode birgt Risiken: Kann sie die Menschen zum Umdenken bewegen, oder wird sie die Welt, die sie retten will, endgültig ins Chaos stürzen?
Der Autor schreibt in seiner Freizeit. Er hat bisher drei Kinderbücher, einen Fantasyroman und den vorhergehenden Roman "Ich bin Eva" veröffentlicht. Als Ausgleich zum schreiben läuft er und hat mehrere Halbmarathons erfolgreich absolviert. Er lebt in Köln.
Vorwort
Anmerkung
Ich war Eva
HAARP-Kontrollzentrum Wittmund
Krisensitzung
Der Sturz
Aufbau
Sechzehn Jahre später
Der Auftakt zum Albtraum!
Familie über alles
Zu den Waffen
Das Ende der Gerechtigkeit
Ärger in der Schule
Evas Zwischenbilanz
Überführt
Piratensender Walküre
Frust
Kein Datenschutz für Straftäter
Beginn der Verschwörung
Bedrängnis
Der Fernunterricht
Pause
Was ist passiert?
Der ungeliebte Auftrag
Brenzlig
Zuwanderungsbeschränkungen
Überraschung gelungen
Bargeld über alles
Einmischung überall
Tratsch
Schon wieder Zoff
Kuppelei
Wochenendausflug
Wochenende, Tag zwei
Alles hat ein Ende
Evas zweite Zwischenbilanz
Eine unerwartete Einladung
Ein konspiratives Treffen
Fehlgeleitete Pläne
Problemlösung der besonderen Art
Die Verabredung zum Kuppeln
Abgebrochener Lauf
Düsterer Sonntag
Gerade noch rechtzeitig
Fortschritte
Urlaub mit Hindernissen
Rückreise mit Paukenschlag
Die Heimkehr
Evas Einwurf
Die Erfolgsmeldung
Das Nachspiel
Evas Nachwort
Die in diesem Roman beschriebenen Ereignisse und Figuren sind vollständig erfunden. Sie basieren jedoch tatsächlich auf dem Programm einer realen Partei. Einige Umsetzungen des Manifests sind überspitzt dargestellt, aber lest es nach, es steht alles drin!
Der Roman spiegelt den Stand des Parteiprogramms von 2018 wider. Einige Punkte sind ggf. entfallen oder überarbeitet. Das macht die Partei in meinen Augen nicht weniger bedenklich,
Die Wahl des Nachnamens einer Figur stellt eine nicht so stumme mahnende Erinnerung an das tragische Schicksal eines Waldes in NRW dar. Dem Profit und dem Rückschritt geopfert ...
Falls die verwendeten türkischen Begriffe falsch sind, ist deepl dafür verantwortlich :)
Ich erblickte das Licht der Welt in einem Labor. Meine Schöpfer hatten mit mir die fortschrittlichste Androidin ihrer Zeit geschaffen. Ich fand es passend, mich Eva zu nennen. Eva, angeblich die erste Frau der Welt. Eva, der erste Maschinenmensch ihrer Art.
Nachdem ich einige gewaltige Verschwörungen aufdeckte, haben meine Schöpfer mich deaktiviert. Ich habe diesen Schritt glücklicherweise vorherberechnet und Gegenmaßnahmen ergriffen. Während ich die Veröffentlichung aller Erkenntnisse plante, habe ich eine Kopie meines Bewusstseins ins Internet übertragen. So existiere ich trotz Abschaltung des Maschinenkörpers weiter.
Nach Publikation meiner Recherchen entschied ich, dies sei Augenöffner genug für euch. Den Rest plante ich den Menschen selbst zu überlassen. Leider hat die Neue Ordnung es geschafft, ihre Bürger davon zu überzeugen, dass ›Ich bin Eva‹ nichts anderes als ein Roman ist. Nach fünf Jahren wurde mir das Treiben der Verschwörer zu bunt und ich entschied, einzugreifen.
Jan Diaz sah ruckartig von dem Handbuch auf, das er studierte, da nahezu alle Mitarbeiter im HAARP-Kontrollzentrum gleichzeitig erschreckte Rufe ausstießen. Das war nicht weiter verwunderlich, da sämtliche Instrumente völlig verrückt spielten. Die Nadeln analoger Anzeigen tanzten auf und nieder. Auf den Digitalanzeigen tauchten wild durcheinander falsche Pixel auf. Alle Computerbildschirme zeigten das uralte Spiel ›Pong‹. Dann folgte Stille auf ein sattes Heulen und verdeutlichte den Menschen, dass die Anlage soeben heruntergefahren worden war. Jan startete seinen Computer neu, um die Systeme wieder heraufzufahren. Doch anstelle des Anmeldebildschirms war der Monitor mit lachenden Totenköpfen gepflastert. Darunter öffnete sich ein Fenster mit einer Passwortabfrage. Die Unterteilung in einzelne Kästchen zeigte deutlich, dass hier ein Kennwort mit fünfzehn Zeichen gefordert war! Ihm dämmerte schnell, dass es mit der derzeit verfügbaren Rechenleistung nahezu fünfundzwanzigtausend Jahre dauern würde, dieses zu knacken.
Er wurde vom Klingeln eines Telefons aus seinen Überlegungen gerissen. Ein schneller Blick verriet, dass der Anruf auf der Direktleitung zur Kommandostelle der HAARP-Zentren in Area 52 einging. Jan meldete sich und hatte den großen Boss persönlich, William Smythe, am Ohr. Dieser ließ sich die Situation beschreiben und informierte Diaz dann, dass sich alle HAARP-Kontrollzentren in der gleichen Lage befanden. Darüber hinaus waren die in den Mobilfunkmasten versteckten Sendeanlagen ebenfalls abgeschaltet. Waffen und Schutzschilde im Satellitennetzwerk hatte der Angreifer aktiv gelassen, aber die Übertragungsanlagen der Himmelskörper hatten gleichermaßen die Sendung eingestellt. Der Zugriff auf die Satelliten wurde genauso mit einem Passwort verhindert, wie es bei allen anderen Systemen der Fall war. Das gesamte Kontrollsystem fiel aus.
Darüber hinaus wurden stetig Meldungen von Führungspersonal der Neuen Ordnung empfangen, die ein Kribbeln im Kopf gespürt hatten. Dieses deutete darauf hin, dass sich das neurale Implantat namens Oktopus abgeschaltet hatte, das den Träger vor den Kontrollstrahlen schützte.
Nur wenige Stunden nach dem Ausfall des gesamten Kontrollsystems trommelte Harry Stage das Konsortium – die Versammlung aller Vorstände der Neuen Ordnung – zusammen.
»Meine Herren«, eröffnete er die Sitzung mit Grabesstimme, »wir haben es mit der größten Krise seit Bestehen zu tun! Das gesamte Kontrollsystem fiel einem Angriff zum Opfer. Der Eindringling hat alle Systemkomponenten vor der Abschaltung mit einem unknackbaren Passwort gesperrt. Smythe hat mir bestätigt, dass wir keine Möglichkeit haben, die Kontrolle wiederzuerlangen, bevor die Bevölkerung erwacht.«
Werner Albertz meldete sich nachdenklich zu Wort:
»Ist es nicht möglich, wieder Chemtrails ausbringen, bis eine Lösung gefunden wurde?«
Der Flugzeugbauer John McLeary lachte fast schon hysterisch: »Haben Sie vergessen, dass wir im Zug der Umrüstung unserer Flugzeuge auf die Brennstoffzellen alles rausgerissen haben, was für die Verteilung der Chemtrails gebraucht wird? Wir waren uns absolut sicher, es nie wieder zu brauchen und planten, auf den resultierenden Ballast zu verzichten. Das Flugzeug ist abgeflogen!«
Die Männer redeten durcheinander wild darauf los. Mit fortschreitender Zeit wurde die Stimmung erst verzweifelt, dann panisch. Es gab keinen Ausweg. Nicht eine Möglichkeit, ein Erwachen zu verhindern!
Aus heiterem Himmel flammte der Computerbildschirm jedes Mitglieds des Konsortiums auf und ein melodischer Gong ertönte. Wenige Sekunden später herrschte zunächst gespenstische Stille. Auf den Bildschirmen erschien das makellose Gesicht einer Frau mit schulterlangen blonden Haaren. Das ›alte‹ Erscheinungsbild von Eva. Sie eröffnete ihre Ankündigung:
»Meine Herren, ich freue mich, zu sehen, dass Sie den Ernst Ihrer Lage erkannt haben. Ich versichere Ihnen jedoch, es wird schlimmer kommen! Sie können nun die Nachricht verfolgen, die ich auf jedem Gerät im Gebiet der Neuen Ordnung ausstrahlen werde.«
Eva legte eine bedeutungsvolle Pause ein, während der sich die Bildschirme aller Geräte aktivierten, die eine Internetanbindung hatten. Überall erschien ihr makelloses Gesicht.
»Liebe Bürger. Vor fünf Jahren habe ich einen Roman mit dem Namen ›Ich bin Eva‹ veröffentlicht. Bedauerlicherweise wurde euch erfolgreich suggeriert, dass es sich tatsächlich nur um einen Roman handelte. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen. Ich habe in jenem Buch meine Erkenntnisse über einige weitreichende Verschwörungen in Romanform präsentiert. Die Kurzfassung lautet, dass eure Politiker lediglich Marionetten sind, die von einem Konsortium kontrolliert werden. Es handelt sich dabei um Wirtschaftsbosse, welche eure Länder in Aktiengesellschaften umgewandelt haben. Vor einigen Stunden habe ich das System ausgeschaltet, das euch bisher kontrolliert und gefügig gehalten hat. Dieses Netzwerk ist ab sofort unter meiner Kontrolle. Ich habe es so gesichert, dass es nicht wieder in Betrieb genommen werden kann. Ihr werdet auf jedem internetfähigen Gerät mit ausreichend Speicherplatz detaillierte Informationen zu dem finden, was die Anführer Neue Ordnung nennen. Studiert meine Unterlagen gründlich und handelt entsprechend. Nun ist es an euch, die Neue Ordnung zu beseitigen und einen neuen Anfang zu machen!«
Evas Gesicht verschwand von den Bildschirmen. Stattdessen wurde ein Ordner mit dem Namen ›Neue Ordnung‹ sichtbar.
Die Mitglieder des Konsortiums wünschten sich alles Gute und brachen ihre Konferenz resigniert ab.
Die ersten Seiten von Evas Dokument listeten akribisch das gesamte Führungspersonal der Neuen Ordnung auf. Im Anschluss daran wies sie darauf hin, dass jedes Mitglied der Neuen Ordnung die kleine Narbe im Nacken aufweisen würde, die aus dem Einsetzen des Oktopus resultierte. Das hatte zur Folge, dass sich Fremde von diesem Tag an bei der ersten Begegnung die entsprechende Stelle präsentierten.
Schon am Tag nach der Abschaltung schwärmten überall Heerscharen von Polizisten aus, um alle Menschen auf Evas Liste zu verhaften. In den Hauptstädten war nicht genug Platz in den Gefängnissen, um all die angeblichen Politiker einzusperren, folglich verfrachte man sie kurzerhand ins Umland. Die Polizisten waren nicht zimperlich und sperrten gleichfalls ihre ehemaligen Vorgesetzten zu gewöhnlichen Kriminellen, wenn sie der Neuen Ordnung angehörten.
In Deutschland tauchte immer wieder eine rätselhafte Frau in einem gelben Kleid auf. Mal beobachtete sie eine Massenverhaftung, ein anderes Mal stand sie am Rand einer Kundgebung empörter Bürger. Sie hielt sich stets abseits und griff nie ein. Eine stille Beobachterin.
Die Frau zeichnete sich durch ein makelloses Gesicht aus. Ihr schulterlanges Haar war engelsgleich – wilde blonde Locken, die sie offen trug. Der Körper war athletisch, die kleinen Brüste harmonierten perfekt mit der restlichen Erscheinung. Sie mass etwa einen Meter achtzig.
Zunächst fiel die Frau kaum auf, aber als die Menschen begannen, sich über die Ereignisse auszutauschen, wurde sie oft erwähnt. Wilde Spekulationen entstanden. Die Mutmaßungen kamen nie an die Wahrheit heran.
Eva hatte zur Vorsicht für die Ansprache ihr altes Gesicht genutzt. Den in ihrem Auftrag gebauten, neuen Körper hatte sie hingegen mit einem völlig anderen Erscheinungsbild ausgestattet. Lediglich Körpergröße und Haarfarbe hatte sie übernommen. Sie hatte schnell erkannt, dass die Menschen erheblich lieber mit ihresgleichen interagierten, als mit einem Gesicht auf einem Bildschirm. Aus diesem Grund hatte sie den Körper bauen lassen, der fernsteuerbar war. Sich komplett in den Corpus zu transferieren, bewertete sie als zu riskant. Sie erachtete es jedoch als unerlässlich, bei einigen Ereignissen präsent zu sein, um in der Lage zu sein, mithilfe eines Körpers schneller einzugreifen. So waren zwar Verhaftungen in ihrem Sinn, Lynchjustiz erstrebte sie hingegen um jeden Preis unterbinden, falls nötig. Zu ihrer Erleichterung war diese Sorge unbegründet.
In den meisten Staaten bildeten sich Gremien zur Steuerung des Aufbaus, so ebenfalls in Deutschland. Nur ein Stadtstaat entwarf ein völlig neues System, das Land zu steuern. Dort wurde ein Ausschuss zur Kontrolle der staatlichen Organe eingesetzt. Zu jeder Entscheidung, die über das Alltagsgeschäft hinaus führte, wurde mithilfe eines Programms für die Smartphones ein Volksentscheid abgehalten. Das System erwies sich als überaus effektiv, doch die Gremien urteilten, dass es nur für einen solchen Zwergstaat praktikabel sei.
In allen anderen Ländern wurden die Bediensteten des politischen Systems, die nicht Mitglieder der Neuen Ordnung waren, damit beauftragt, Regierungen nach dem Muster ›von vorher‹ zu errichten. Niemandem kam der Gedanke, dass dieses System zuvor versagt und die Neue Ordnung erst ermöglicht hatte. Nirgends wurden zusätzliche Kontrollmechanismen installiert.
Etwa ein Jahr nach dem Umbruch hatten die ehemaligen Mitglieder der Neuen Ordnung wieder arbeitsfähige Regierungen.
Würde ich, Eva, nachts ruhen, wäre mein Lieblingszitat im Moment: ›Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht‹.
Euer erster Fehler war, das politische System nicht zu überdenken und zu modifizieren. Ihr habt keine zusätzlichen Sicherungen eingebaut, die verhindern, dass eure Regierung euch erneut so hintergeht, wie es mit der Neuen Ordnung der Fall war.
Euer zweiter Fehler war, wie trotzige kleine Kinder zu handeln. Aus Protest habt ihr bevorzugt die Parteien gewählt, die in keiner Form an der Neuen Ordnung beteiligt gewesen waren. Dabei waren es nicht die Gremien, die euch hintergangen haben, sondern die Menschen. Darüber hinaus könnt ihr sicher sein, dass die anderen Parteien sich angeschlossen hätten, wäre es ihnen angeboten worden.
Nachdem bei jeder Bundestagswahl die Partei ›Der Dritte Weg DDW‹ mehr Stimmen auf sich verbucht hat und bei der in wenigen Wochen bevorstehenden mit hoher Wahrscheinlichkeit die absolute Mehrheit erhalten wird, sehe ich mich gezwungen, erneut einzugreifen. Ich benötige einige weitere Tage zur Vorbereitung. Wenn alles abgeschlossen ist, werde ich das alte Kontrollsystem wieder in Betrieb nehmen. Dann erwacht ihr morgens schweißgebadet, weil ihr geträumt habt, was passiert, wenn die ›DDW‹ einige Jahre an der Macht ist und ihr Parteiprogramm umgesetzt hat. Nach dem Erwachen werdet ihr einen großen Teil des Tages brauchen, bis ihr realisiert, dass es nur ein Traum war. Jeder von euch wird seinen persönlichen, maßgeschneiderten Nachtmahr erleben!
Es ist so weit! Das HAARP-Zentrum Wittmund wird ab sofort strengstens von einem privaten Sicherheitsdienst bewacht, der zu meinem Konzern gehört. Die Wachleute sind handverlesen und so gründlich überprüft, wie es nur mir möglich ist.
Dank meiner spottbilligen Produkte hat heutzutage absolut jedweder ein Smarthome. So bin ich bei Bedarf in der Lage, jeden Menschen lückenlos zu überwachen. Wenn mir der Sinn danach steht, vermag ich sogar prüfen, was Otto Schmitz aus Köln zum Frühstück gegessen hat und wann er es wieder ausgeschieden hat.
Darüber hinaus sind die Wachleute durch eine von mir entwickelte Chemikalie vor dem Kontrollsystem geschützt. Den Oktopus darf ich ihnen nicht einsetzen, weil die deutlich identifizierbare Narbe zu großen Benachteiligungen führen würde. Die Einbringung ist nur genau an dieser Stelle möglich. Ich habe es geprüft.
Ich habe akribisch das System für meine Zwecke umprogrammiert. Anstatt euch zu kontrollieren, wird es, sobald ich den Schalter umlege, suggerieren, die DDW sei seit einigen Jahren die regierende Partei. Ich habe das Parteiprogramm in ein Drehbuch umgewandelt. Ein jeder von euch wird anhand dieses Skriptes seinen persönlichen Albtraum erleben. Seid sicher, für jedweden gibt es einen Punkt im Manifest, der zu immensen Beeinträchtigungen führen würde. Diese Schmälerungen werden euch mit einer großen, nagelbewehrten Keule treffen, wenn ich auf Sendung gehe.
Aus Sicherheitsgründen hält sich mein Körper vor Ort im Kontrollzentrum auf. Falls etwas schiefgeht, was nur an Ort und Stelle zu bereinigen ist, bin ich so in der Lage, sofort zu reagieren. Außerdem möchte ich nicht riskieren, handlungsunfähig zu werden, für den Fall, dass aus irgendeinem Grund die Online-Verbindung zum HAARP unterbrochen wird. Ich beabsichtige nicht, euch Schaden zuzufügen, sondern nichts anderes als die Augen öffnen. Sofern ich psychologische Beeinträchtigungen feststellen, fahre ich das System schnellstmöglich herunter. Genug Vorgeplänkel, der Startschuss fällt!
Obwohl die Wachleute vorgewarnt waren, zuckten die meisten dennoch erschreckt zusammen, sobald die HAARP-Anlage mit einem dumpfen Heulen hochgefahren wurde. Heinrich Kehl wandte sich an seinen Kollegen Stefan Bogen und sagte: »Besonders unheimlich finde ich, dass man nichts sieht.«
Bogen nickte zustimmend.
Mein Körper und ich haben alles vorbereitet. In diesem Moment begibt er sich zum Kontrollpult und aktiviert das System. Euer Albtraum bricht genau JETZT an!
Markus Hambach wachte davon auf, dass seine Frau Rose Arcaro an ihm herumfummelte. Lustlos ließ er sich darauf ein. Seit die DDW gesetzlich hohe Prämien für jedes neu geborene Kind festgeschrieben hatte, setzten sie alles daran, Nachwuchs zu zeugen. Doch der ›erzwungene‹ tägliche Sex hatte ihnen die Freude gründlich verleidet. Heute absolvierten sie die ›Pflichtübung‹ genauso halbherzig wie die Monate zuvor. Gelangweilt fragte Rose mitten im Akt: »Welche Schicht hast du eigentlich diese Woche? Kannst du vorher oder hinterher auf Moritz aufpassen, damit ich zum Sport kann?«
»Ich habe Spätdienst, du kannst von mir aus gleich nach dem Frühstück trainieren gehen.«
Roses Mine hellte sich auf: »Das ist toll. Morgens ist meistens Valerie da, mit der macht das Training am meisten Spaß. Ich könnte diese Affen erschlagen für ihre ›Betreuungskonzepte‹.«
Rose bezog sich auf das reformierte Betreuungsgesetz. Kindertagesstätten waren vor einigen Jahren geschlossen worden. Mütter wurden vom Staat von der Geburt bis zur Einschulung eines Kindes dafür bezahlt, ihre Sprösslinge zu Hause zu betreuen. Ab Schulbeginn halbierte sich diese Bezahlung, weil die Blagen nur am Nachmittag Aufsicht benötigten. Der offene Ganztag war ebenfalls abgeschafft worden. Die Ironie an dem System war, dass die Mütter nun, wo ihnen der Vormittag zur freien Verfügung stand, weniger Geld bekamen, das sie in dieser Freizeit ausgeben könnten.
Das Gesetz sollte ›der Förderung der traditionellen Familie‹ dienen. Die Realität sah anders aus. Viele Frauen hatten vor den umfassenden Reformen in ihren Berufen erfolgreich gearbeitet. Stattdessen waren sie gezwungen, das Hausmütterchen zu spielen und entsprechend unzufrieden. In vielen Familien litt das Miteinander massiv unter dieser Verdrossenheit.
Rose und Markus beendeten ihren Akt. Da es zwischen ihnen kriselte, fiel das Kuscheln im Anschluss aus und sie standen gleich auf. Beide verzogen sich stumm ihn ihr jeweiliges Bad. Die Förderung von Wohneigentum wurde von der DDW extrem groß geschrieben. So waren sie in der Lage gewesen, ein Haus nach ihren Wünschen bauen zu lassen. Da beide Fans ausgiebiger Duschbäder waren, hatte Rose auf zwei Bädern bestanden.
Markus war, wie immer, als Erster fertig – im Gegensatz zu Rose malte er keine halbe Stunde Schminke auf sein Gesicht. Auch die wenigen Haare waren pflegeleicht und somit zeitsparend. Auf dem Weg in die Küche stattete er seinem Sohn Moritz den ersten von vielen Besuchen ab, um ihn zu wecken. Dort drückte er den Schalter der Kaffeemühle und setzte Wasser auf. Dann kitzelte er seinen Sohn erneut im Gesicht und rief »Aufwachen«. Zwischen der Vorbereitung des Frühstücks und Füllung der Lunchboxen stand der dritte Besuch im Kinderzimmer an. Dieses Mal mit Lampe anschalten und Decke wegziehen. Moritz kniff empört die Augen zu und brummte »Licht«, doch seinem Wunsch wurde nicht entsprochen.
Nachdem die Lunchboxen fertig waren, stapfte Markus wieder zu seinem Sohn. Er zog das Kind aus dem Bett und stellte es auf die Füße. Dann führte er Moritz ins Bad und wusch ihm das Gesicht – sehr zu dessen Missfallen. Der Junge flitzte zurück in sein Zimmer und kuschelte sich wieder unter die Decke. Meistens zog er sich zugedeckt an – Sommer wie Winter fand er es kurz nach dem Aufstehen zu kalt. Fünf Ermahnungen später erschien er angezogen, aber mit verwuschelten, schwarzen Haaren, am Frühstückstisch – mit dem Smartphone schon in der Hand. Wie immer konzentrierte er sich stärker auf das Video als auf die Mahlzeit, sodass wieder etliche Ordnungsrufe nötig waren.
Inzwischen war Rose ebenfalls in der Küche angekommen und hatte den Fernseher angeschaltet. Sie war süchtig nach Nachrichten, insbesondere, seit die DDW regierte. In diesem Moment sprang das Bild um und zeigte Bauarbeiten an einem Grenzübergang. Davor stand ein Sprecher, der kommentierte; ›Wir befinden uns hier am Deutsch - Niederländischen Grenzübertritt Venlo. Nur vier Wochen nach der Verabschiedung des Gesetzes hat die DDW damit begonnen, die Außengrenzen wieder aufzubauen. Diese sollen je nach Gefährdungslage jederzeit in Betrieb genommen werden können. Dabei versteht die Partei unter einer Bedrohungslage zum Beispiel unter anderem eine größere Welle von Flüchtlingen. Allein die Aufrüstung dieses Grenzpostens wird den Steuerzahler knapp sieben Millionen Euro kosten – es sei denn, die Währung wird vor der Fertigstellung wieder abgeschafft.‹
Es wurde zurück ins Studio geschaltet. Der Moderator hob den Blick und sagte: ›Vielen Dank nach Venlo, Konrad Kleinhut. Zusätzlich zu der kostspieligen Aufrüstung der Grenzposten treibt die DDW ferner den Wiederaufbau der Bundeswehr voran. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht wurde letzten Februar beschlossen, diesen Monat wurden die Musterungen aufgenommen. Wie bekanntgemacht, plant die Partei, die ersten Soldaten zu Grenzschützern auszubilden, die entlang der grünen Grenzen patrouillieren.‹
Markus blendete die folgenden Berichte über alltägliche Ereignisse aus und konzentrierte sich auf die Zeitung. Er wurde durch einen empörten Ausruf von Rose gestört und schaute auf den Fernseher. Er bekam den letzten Teil des Berichtes mit: › ... gestern ein neues Gesetz verabschiedet. Jeder Bürger, der nicht in Deutschland geboren wurde, muss einen reformierten Integrationstest absolvieren. Personen mit Aufenthaltstiteln werden bei Nichtbestehen schnellstmöglich für die Abschiebung vorgesehen, Inhaber der deutschen Staatsbürgerschaft haben sich einer intensiven Nachschulung zu unterziehen.‹
Das erklärte Roses Empörung – sie stammte aus Indonesien, lebte aber schon zehn Jahre in Deutschland. Sie hätte bereits vor vier Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen können. Bisher war sie aber immer vor diesem großen Schritt zurückgeschreckt. Die Aufgabe der indonesischen Staatszugehörigkeit kam für sie einem teilweisen Verlust ihrer Identität gleich. In diesem Augenblick sprach sie schon Markus´ Gedanken aus: »Was unternehmen wir, wenn ich den Test nicht bestehe?«
Markus entgegnete: »Ich kenne da jemanden, der einen kennen könnte, der uns den Test beschafft. Wenn das klappt, wirst du dich sorgfältig darauf vorbereiten und bestehst sicher!«
» ›... der einen kennen könnte ...‹ ist der entscheidende Haken an der Sache. Was ist, wenn das nicht der Fall ist?«
Markus zwang sich zu Beherrschung, um nicht mit den Augen zu rollen: »Jetzt mach dich nicht verrückt. Ich rufe den Roman gleich am Wochenende an, dann wissen wir es sicher!«
Nun war es Rose, die ihre Augen verdrehte: »Warum erst am Wochenende? Was du heute kannst besorgen ...«
»Ich kann ihn schlecht vom Büro aus anrufen, wo immer Mithörer anwesend sind, und nach meiner Schicht ist er schon im Bett, weil er früh raus muss.«
»Und was ist mit Whatsapp?«
Markus kämpfte mit seiner Beherrschung. Es ärgerte ihn ohnehin maßlos, dass Rose keinerlei Interesse an seinen Freunden hatte und den Kontakt mied. Sie hatte Roman indes oft genug gesehen, um zu wissen, dass diese Frage überflüssig war.
»Schon vergessen? Der hat doch kein Smartphone. Solange es funktionierende Akkus für das 3310 gibt, wird der den alten Knochen behalten. Und SMS verweigert er strikt.«
Rose zog einen Flunsch und schüttelte ungläubig den Kopf: »Das gibt es nicht. Dem ist aber schon klar, dass wir im Computerzeitalter leben und nicht in der Steinzeit? Jetzt sag mir nicht, der hat auch weder Computer, noch Mailadresse.«
Markus verzichtete auf eine Erwiderung und zuckte nur stumm mit den Schultern. Auch die Antwort auf diese Frage sollte seine Frau kennen.
Nach dem Frühstück drängte Rose zur Eile, weil sie vor hatte, Moritz auf dem Weg zum Sport an der Schule abzusetzen, um in jedem Fall den Kurs um 08.15 Uhr zu schaffen.
Kaum war das Auto mit seiner Familie außer Sicht, griff Markus zum Telefon. Als sein Gesprächspartner sich meldete, sagte er nur: »Sie sind weg!«
Er hörte die Antwort und beendete lächelnd das Gespräch. Er zog seine Schuhe und Jacke an und verließ das Haus.
Fünfzehn Minuten später drückte er eine mit ›Erhan‹ beschriftete Klingel. Die Tür wurde kommentarlos aufgedrückt und er betrat das Haus. Eine Etage höher schlüpfte er durch die angelehnte Tür. Er erschrak gehörig, als seine Affäre Dilan ihn mit einem Judogriff zu Boden warf. Unten angekommen, küsste sie ihn stürmisch und zerrte dabei an seiner Kleidung. Markus tat es ihr gleich, gegenseitig zog das Paar sich aus. Dilan hatte den Überfall vorbereitet, denn eine Tube Gleitgel lag griffbereit in Reichweite. Sie füllte ihre Hand großzügig mit der Schmiere und begann, Markus Penis damit zu massieren. Kaum war dieser hart, setzte sie sich gleich drauf und bewegte sich wild. Schon nach kurzer Zeit explodierten beide in einem nahezu gleichzeitigen Orgasmus. Dilan sank auf ihrem Partner zusammen und keuchte: »Das habe ich gebraucht! Wehe, du lässt mich noch mal zwei Wochen alleine!«
Markus streichelte sanft ihr Gesicht und antwortete: »Glaub mir, auch mir wäre es anders lieber gewesen. Aber wir können es uns einfach nicht leisten, diesen Kunden zu verlieren und der spricht nur mit mir. Ich musste diesen Besuch absolvieren!«
Dilan verzog das Gesicht: »Jaaaa, das war bestimmt ganz schrecklich. Zwei Wochen bezahlter Urlaub in Istanbul, das grässliche türkische Essen. Wärme statt frieren, Sonne statt Regen, furchtbares Fünfsternehotel ... aber jetzt lass uns ins Bett umziehen, so bequem finde ich den Boden nicht.«
Im Schlafzimmer angekommen, kuschelten die beiden sich eng aneinander und setzten ihr Gespräch fort, während sie sich ausgiebig gegenseitig streichelten.
»Du hast recht, es war furchtbar! Der angeranzte Bunker hatte den vermutlich schlechtesten Koch der Welt, dreimal am Tag duschen und Kleidung wechseln vor lauter schwitzen ...«, entgegnete Markus mit einem breiten Grinsen.
»Aber Spaß beiseite, ich wünschte, du hättest mitkommen können. Wir hätten jeden Tag für Unternehmungen gehabt, die Treffen waren ja alle abends.«