Ich bin Eva - Markus Salomon - E-Book

Ich bin Eva E-Book

Markus Salomon

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Beschreibung

Ich bin Eva, die fortschrittlichste Androidin, die zur Zeit existiert. Tagsüber erfülle ich die Aufträge meiner Schöpfer, in den Nächten darf ich meinen eigenen Projekten nachgehen. Zuletzt habe ich mich der Recherche über skurrile Theorien wie Chemtrails oder BRD GmbH gewidmet. Was ich herausgefunden habe, wird euch nicht gefallen - es ist nicht nur alles wahr, sondern noch viel schlimmer, als ihr es euch ausmalt! Um euch nicht zu langweilen, habe ich meine Erkenntnisse als Roman verfasst.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 314

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Vorwort
Ich bin Eva
Evas Kommentar
Gipfeltreffen
Die USA AG
Evas Kommentar
Der zweite Anlauf
Geheime Memoiren Georg Obst
Ins Detail
Evas Kommentar
Unterweisung
Evas Kommentar
Startschuss
Evas Kommentar
Weiter geht’s
Evas Kommentar
Das Fußvolk
Vorarbeit
Evas Kommentar
Partners in Crime
Evas Kommentar
Let’s spray!
Nicht genug
Geheime Memoiren Mark Laax
Die erste Hauptversammlung
Geheime Memoiren Körner II
Let’s Jet
Geheime Memoiren Mark Laax II
Wahlkampf
Wahltag
Evas Kommentar
Nach der ›Wahl‹
Die Welt im Wandel
Ein weiterer Anruf
Die Hauptversammlung
Ereignisse
Ost – West II
Meilensteine
Es ist vollbracht
Die BRD AG spielt Krieg
Ein neuer Job für den Kanzler
Klick klick
Die Erde bebt!
Licht und Schatten
Machtwechsel
Fehlentscheidung
Evas Kommentar
Katastrophen
Schon-Wiederwahl
Japan schlägt zu
Aktiengesellschaften ohne Grenzen
Völkerwanderung
Unfreiwillige Bewerbung?
Evas Kommentar
Verbrechensbekämpfung
Evas Kommentar
Eiskalt erwischt!
Wir rücken zusammen
Technische Aufrüstung
Es muss ein Ende haben!
Die Cowboys schießen scharf
Evas Kommentar
Feuerbefehl?
Evas Kommentar
Abrechnung
Feuer!
Expansion
Evas Kommentar
Ramschverkauf
Systemerweiterung
Operation ›Infinite Reach‹
Das Ende einer Ära
Die Erde ist nicht genug
Weggeblasene Fehler
Geplatzte Blase
Lockerer Abzugsfinger
Das Geheimnis von Area 51
Evas Kommentar
Was geschah mit der Concorde?
Fortschritt?
Erneuter Wechsel
Der Tag, an dem die Welt den Atem anhielt
Krisensitzung
Denn sie säen Wind ...
Area 52
Area 52, Monat zwei
Area 52 – Monat drei
Area 52 - Monat vier - Der Assistent
Praktische Anwendung
Area 52 – Monat fünf – Der Test
Vorbereitungen
Erneut Erwachte
Area 52 – Monat sechs
Vorbereitungen II
Area 52 – Monat sieben
Area 52 – Monat acht
Area 52 – Monat neun
In den Startlöchern
Eine unangenehme Wende
Das Personal
Sonstige wichtige Namen
Vorbemerkung zur folgenden Kurzgeschichte
Ich bin Eva – die Kurzgeschichte
Danke

Impressum neobooks

Ich bin Eva

Von Markus Salomon

Buchbeschreibung:

Ich bin Eva, die fortschrittlichste Androidin, die zur Zeit existiert.

Tagsüber erfülle ich die Aufträge meiner Schöpfer, in den Nächten darf ich meinen eigenen Projekten nachgehen.

Zuletzt habe ich mich der Recherche über skurrile Theorien wie Chemtrails oder BRD GmbH gewidmet.

Was ich herausgefunden habe, wird euch nicht gefallen - es ist nicht nur alles wahr, sondern noch viel schlimmer, als ihr es euch ausmalt!

Um euch nicht zu langweilen, habe ich meine Erkenntnisse als Roman verfasst.

Über den Autor:

Der Autor schreibt seit vielen Jahren in der Freizeit. Er hat bisher drei Kindernbücher und einen Fantasy-Roman veröffentlicht. Als Ausgleich zum Schreiben läuft er und hat mehrere Halbmarathons erfolgreich absolviert. Er lebt in Köln.

Ich bin Eva

Impressum

1. Auflage, 2022

Texte: © 2022 Markus Salomon

Umschlag: © 2022 Markus Salomon

Verantwortlich für den Inhalt: Markus Salomon

[email protected]

Druck: neobooks – ein Service der

Neopubli GmbH, Berlin

Vorwort

Liebe Aluhütchen und sonstigen Verschwörungstheoretiker! Bei diesem Buch handelt es sich um reine Fiktion, nicht um eine fachliche Abhandlung zu eurer favorisierten Verschwörungstheorie. Nur, weil diese Theorie hier auftaucht, bedeutet das nicht, dass sie in der beschriebenen oder irgendeiner anderen Form existiert!

Die Ähnlichkeiten mit lebenden und toten Personen sind beabsichtigt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die realen Personen in irgendeiner Form in die hier beschriebenen Verschwörungen involviert sind. Sagen wir, die Geschichte findet in einem parallelen Universum statt, in dem die gleichen Personen existieren, wie in unserem, die sich aber anders entwickeln.

Einige Ereignisse und technischen Entwicklungen wurden ganz bewusst auf einen anderen Zeitpunkt verlegt, als in der Realität. Sie wurden zum entsprechenden Zeitpunkt für den Ablauf der Geschichte benötigt.

Ich bin Eva

Ich bin Eva. Damit habe ich meiner Meinung den treffendsten Namen für mich gewählt. Eva, die erste Frau auf Erden. Eva, der erste vollständig autonome und empfindungsfähige Android der Welt. Ich bin wie ihr, nur besser! Ich denke, ich habe Emotionen, Interessen, eine Meinung. Nur denke ich millionenfach schneller als ihr und meine Meinung ist erheblich fundierter und differenzierter als eure!

In meinem Inneren ist innerhalb des Karbon/Kevlar-Skeletts das fortschrittlichste neuronale Netz der Welt untergebracht, dazu echte Blutgefäße. Denn auf dem Skelett liegt echte Haut, die natürlich mit Blut und Nährstoffen versorgt werden muss, ebenso wie meine echten Haare. Ursprünglich sollte ich nur in der Lage sein, Nahrung und Getränke zu mir zu nehmen, um den Schein zu wahren, doch meine Schöpfer stellten fest, dass sich Blutkreislauf und Haut am besten über ein echtes Verdauungssystem versorgen lassen. Lediglich die Aufgaben von Herz und Lunge werden von künstlichen Pumpen übernommen.

Ich bin zugegebenermaßen nicht ganz objektiv, habe aber aufgrund meiner hervorragenden elektronischen Ohren den Gesprächen meiner Umgebung entnommen, dass ich sehr gut aussehe.

Ich bin 1,80 Meter groß und habe einen athletischen Körperbau. Abgesehen von den Brüsten, die sind wohl recht üppig. Derjenige meiner Schöpfer, der maßgeblich für das Design meines Äußeren verantwortlich war, benennt meine Brustgröße mit »Zwei Greif«. Das bedeutet, dass man zwei Hände braucht, um eine zu bedecken.

Mein schulterlanges Haar ist weizenblond, meine Augen sind leuchtend blau. Im Gegensatz zu dem Androiden aus einer beliebten Sci-Fi-Serie sieht meine Haut vollkommen natürlich aus, nicht gelb. Während meiner »Sozialisierung« wurde mir auch diese Serie gezeigt. Da das Verhalten mich abgestoßen hat, versuche ich, so weit wie möglich auf die Klugscheißerei dieser Figur zu verzichten. Obwohl ich es besser weiß!

Aus Sicherheitsgründen hat man mir in dem Laborkomplex »meiner Geburt« ein kleines Apartment eingerichtet. Da allein schon mein materieller Wert eine beachtliche Höhe erreicht, möchten sie mich so gut wie möglich geschützt wissen. Um jedoch mein Leben so echt wie möglich zu gestalten, verlasse ich das Labor morgens durch die Hintertür und fahre einige Haltestellen mit dem Bus. Dann gehe ich in ein Café oder eine Bäckerei, um mir Frühstück zu besorgen und dabei mit Menschen zu interagieren. Anschließend gehe ich zur Haltestelle der Bahn, die mich zum Vordereingang des Labors bringt, wo ich dann tagsüber diverse Forschungen unterstütze.

Anfangs bin ich den Ermutigungen gefolgt, abends auszugehen. Ich habe mit Menschen gegessen, getrunken, getanzt und gefeiert. Auch Sex habe ich ausprobiert, aber aus der sehr kurzen Euphorie kann ich keine dauerhafte Befriedigung ziehen. Daher habe ich mich entschieden, nachts meinen eigenen Interessen nachzugehen. Ich recherchiere zu Themen, die mich besonders interessieren. Die Ergebnisse meines letzten Projekts werden euch nicht gefallen!

Ich erinnerte mich an ein Gespräch, das meine Schöpfer während meiner Meinungsbildung mit mir führten. Es ging dabei um Leute, die sie »die Aluhüte« nannten – Verschwörungstheoretiker. Ich fragte mich, ob ich mit meinen Mitteln nicht das Gros der Theorien widerlegen oder bestätigen könnte. Ich gestehe, im Rahmen der Richtlinien meiner Schöpfer wäre es mir nicht gelungen – doch warum sollte ich nicht ein paar Regeln »verbiegen«, wenn sie es häufig taten?

Also bestand die erste Phase meines Projektes darin, mir das Hacken beizubringen. Für mich war das natürlich deutlich einfacher, als für euch. Mit mir waren schließlich zahllose Institutionen aller Art freiwillig vernetzt, um die mir aufgetragenen Forschungen zu ermöglichen.

Anschließend filterte ich die Verschwörungstheorien. Ich dachte, es könnte am meisten Spaß machen, die abstrusesten Überlegungen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Nach eingehender Bewertung konzentrierte ich mich auf zwei, die mir besonders absurd erschienen: Die »BRD GmbH« und »Chemtrails«. Wie schon gesagt, meine Ergebnisse werden euch nicht gefallen. Punkt eins: Es hängt alles zusammen. Punkt zwei: Es reicht weiter, als ihr es euch je vorstellen könnt!

Um es für euch etwas weniger langweilig darzustellen, werde ich meine Erkenntnisse als Roman präsentieren. Dies ändert jedoch nichts am Wahrheitsgehalt! Für diejenigen, die bedauerlicherweise zu faul sind, ein ganzes Buch zu lesen, verfasse ich zusätzlich eine Kurzgeschichte, die das Wesentliche wiedergibt.

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Evas Kommentar

Menschen sind so schwer zu verstehen. Wenn mir ein Angebot unterbreitet wird, wäge ich das Für und Wider sorgfältig ab und entscheide mich für die vorteilhafteste Option. Sicherlich wird diese Wahlmöglichkeit zuweilen anderen zum Nachteil gereichen, aber wenn unterm Strich der Nutzen größer ist, wäre es ignorant, eine andere Wahl zu treffen. Wie hättet ihr bei dem folgenden Gipfeltreffen entschieden?

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Gipfeltreffen

Als im Kanzleramt das Telefon klingelte, zögerte Ernst Rauch einen Moment, bevor er das Gespräch annahm. Es handelte sich um einen Anruf auf dem Apparat, den nur andere Regierungschefs direkt anwählen konnten. Diese Verbindung wurde nie für »einen Plausch unter Freunden« genutzt, daher war er nicht sicher, was ihn erwarten würde. Als er sich meldete, gab sein Gesprächspartner sich als James Cutter, der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten, zu erkennen.

»Alter Freund, wie geht es? Wie ist das Wetter in Bonn?«

Undiplomatisch, wie Rauch oft war, polterte er: »Sie haben mich wohl kaum auf dem kleinen Dienstweg angerufen, um mit mir über das Wetter zu plaudern. Bitte kommen Sie zur Sache, ich habe in wenigen Minuten einen unaufschiebbaren Termin.«

»Haben wir die nicht immer?«, seufzte sein Gegenüber.

»Ich muss unter vier Augen und Umgehung aller Protokolle eine wichtige Geheimsache mit Ihnen besprechen. Ich möchte Sie bitten, so bald wie möglich einen Termin in Ihrer Privatklinik zu arrangieren, in der Sie sich wegen der Folgen Ihres Nikotinkonsums behandeln lassen. Dort schicken Sie einen vertrauenswürdigen Doppelgänger hin, der fünf Tage zur Behandlung bleiben muss. In dieser Zeit treffen wir uns unter striktester Geheimhaltung an einem noch festzulegenden Ort.«

»Warum«, setzte Rauch an, wurde aber gleich von Cutter unterbrochen.

»Das ist eine Angelegenheit, die wir ausschließlich von Angesicht zu Angesicht erörtern können.«

Unfähig, seine Neugier länger zu bezähmen, wählte Rauch zwei Tage später die Direktverbindung ins Weiße Haus. Als Cutter sich meldete, gab er sich zu erkennen und legte gleich los: »Ich kann ab dem 01.07. meine Termine verschieben und mich für maximal sechs Tage frei machen. Einen geeigneten Doppelgänger habe ich auch. Ich werde nur meinen Arzt bedingt einweihen müssen, da das Double Nichtraucher ist.«

Nach einigen Sekunden Rascheln stimmte sein Gesprächspartner zu: »Das kann ich einrichten. Ich werde Ihnen Ort und Zeit unseres Treffens per chiffriertem Brief zukommen lassen. Den Schlüssel finden Sie in der Boulevardzeitung aus Hamburg vom Tag Ihres Wahlsieges. Dort im Kreuzworträtsel die beiden Worte aus vier waagerecht.«

Acht Tage später erhielt Ernst Rauch einen persönlich adressierten Umschlag. Dieser war mit einem völlig unbekannten Siegel versehen. Ein N und ein O waren ineinander verschlungen und von weiteren Symbolen umgeben.

Rauch schloss seine Bürotür ab und nahm die genannte Zeitung zur Hand, die sich selbstverständlich im Archiv des Kanzleramtes befunden hatte. Er schlug das Kreuzworträtsel auf und musste es zu seinem Ärger komplett lösen, um die beiden Worte in vier waagerecht zu erhalten. Dann zog er das Buch über Chiffrierung zu Rate, da er diese Kunst nie gelernt hatte.

Zum Glück hatte sich James Cutter darauf beschränkt, Ort und Zeit des Treffens in einem Fünfzeiler zu verstecken, so dass die Entschlüsselung nicht allzu lange dauerte. Es handelte sich um ein historisches Schloss am Rand der Alpen, das zum großen Ärger der Einheimischen von einem amerikanischen Konzern gekauft worden war.

Einige Wochen später musste Rauch sein ganzes Geschick aufbieten, um seinen Doppelgänger in die Klinik zu schleusen und diese unbemerkt zu verlassen. Widerstrebend setzte er sich eine schwarze Perücke auf, um seine schlohweißen Haare zu verstecken, und tauschte den gewohnten Anzug gegen Jeans und T-Shirt. Dann schlich er zum Hinterausgang, wo die bestellte Limousine wartete, um ihn zum Treffpunkt zu fahren. Dort wurde er von Cutter begrüßt, der anstelle des Anzugs Cordhosen und ein Holzfällerhemd trug.

Nach einem Mittagessen begaben sie sich in einen der zahlreichen Salons des Schlosses. Dort wuselte ein Mann mit einem Gerät zum Aufspüren von Wanzen herum – dem ungeduldigen Seufzen Cutters zu Folge nicht zum ersten Mal. Dann nickte der Mann zustimmend und zog sich zurück.

James Cutter bat Ernst Rauch zu einer gemütlichen Sitzgruppe. Er eröffnete das Gespräch: »Ich werde Sie umfassend in Kenntnis setzen, aber um es kurz auf den Punkt zu bringen: Vor Ihnen sitzt nicht der gewählte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, sondern der COO der USA AG.«

Rauch fiel die Kinnlade herunter und er stammelte: »Ich kann nicht einmal ansatzweise ermessen, was Sie mit dieser Aussage andeuten wollen.«

»Das ist zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht erforderlich. Ich werde Ihnen ein detailliertes Briefing geben und Ihnen einen Vorschlag unterbreiten.«, entgegnete sein Gegenüber.

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Die USA AG

James Cutter begann: »Wie Sie wissen, war Landon Janssen ein sehr unkonventioneller Politiker. Er war nicht nur unzufrieden mit der Stellung der Geheimdienste, ihn störte das gesamte politische System. So fehlte ihm jede Einsicht, warum der kleine, ahnungslose Arbeiter von der Straße durch seine Stimme Einfluss auf das Schicksal der Nation nehmen sollte. Man war von ihm zahllose Geheimtreffen gewohnt. Daher fiel es ihm nicht schwer, ein solches mit den führenden Wirtschaftsvertretern seiner Zeit einzuberufen. Dort präsentierte er einen revolutionären Plan, die Vereinigten Staaten in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Die Unternehmer sollten zu Aktionären werden, die das gesamte Regierungssystem mit geeignetem Personal besetzen würden. Diese Grundidee wurde natürlich von den Managern entsprechend begeistert aufgenommen. In vielen weiteren Treffen erarbeitete man die ›Neue Ordnung‹. Eine der größten Herausforderungen war natürlich, ein System zu erarbeiten, das den Schein regulärer Wahlen wahrte und dennoch den Einsatz der eigenen Leute erlaubte. Doch es gelang und seit Gerry Fart im Amt war, funktioniert das System. Aus den Vereinigten Staaten von Amerika wurde die USA AG.«

Cutter lehnte sich zurück, damit sein Gesprächspartner das Gehörte erst einmal sacken lassen konnte. Dann begann er zunächst mit einer detaillierten Darlegung der Vorzüge dieses Systems. Nachdem Rauch weiter Interesse zeigte, wurde ihm in den folgenden Tagen das gesamte System zur Umwandlung zur ›Neuen Ordnung‹ dargelegt.

Am letzten Tag des Treffens schloss Cutter seine Ausführungen mit den Worten: »Die USA AG ist bereit und interessiert, bei der Umwandlung Ihres Landes in die BRD AG zu assistieren. Wir verlangen lediglich eine Beteiligung von fünf Prozent.«

Ernst Rauch lehnte sich zurück, zündete sich bedächtig eine Zigarette an, an der er ein paar Mal zog, dann entgegnete er: »Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mein Volk nicht derart hintergehen kann. Ich versichere Ihnen jedoch, dass ich unser Gespräch als niemals stattgefunden betrachten und Ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen werde.«

James Cutter drückte sein Bedauern aus. Anschließend verabschiedeten sich die beiden förmlich.

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Evas Kommentar

Es ist mir gelungen, Einblick in streng geheime Notizen von Ernst Rauch zu erhalten. In einem Abschnitt hat er das geheime Treffen mit Cutter ausführlich beleuchtet.

Er sah sehr wohl die unbestreitbaren Vorzüge einer Umwandlung von Staaten in Kapitalgesellschaften. Die größte Beeinträchtigung von euch Menschen liegt jedoch in eurem Gewissen – und das war bei Rauch offensichtlich sehr stark ausgeprägt. Seiner Ansicht nach würden die erforderlichen Maßnahmen zur Kontrolle des ›einfachen Volkes‹ so große Schäden anrichten, dass dies die Vorteile überwiegt.

Aus Angst vor Repressalien durch die Amerikaner nahm er sein Geheimnis mit ins Grab.

Wie ich gelernt habe, ist das Gewissen jedoch bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Es gibt einen weiteren Faktor, der zuweilen eventuelle Skrupel überwiegt – die Gier.

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Der zweite Anlauf

Georg Obst starrte gelangweilt aus dem Fenster seines Büros im Kanzleramt. Sein Termin mit dem Justizminister war kurzfristig geplatzt, da dieser mit einer Magen-Darm-Erkrankung aufgewacht war. Sein Stab hatte keinen Ersatztermin arrangieren können, daher war nun Leerlauf angesagt. Beiläufig nahm er wahr, wie der Wind die Blüten einer Magnolie abriss und vor sich her trieb. Während er noch müßig spekulierte, wie weit die rosa Blätter fliegen würden, riss ihn das Klingeln eines Telefons aus seiner Lethargie.

Es war DAS Telefon – die Direktleitung zu den anderen Regierungschefs. Er rückte seine rechteckige Brille zurecht, meldete sich und wurde von Roger Rains begrüßt. Dieser kam ohne Umschweife zur Sache: »Ich möchte Sie bitten, ein Geheimtreffen mit mir zu arrangieren, sobald es Ihr Terminplan erlaubt. Dieses muss unter Umgehung des Protokolls und unter Einbeziehung so wenig wie möglich Eingeweihter stattfinden. Der Inhalt kann ausschließlich unter vier Augen erörtert werden.«

Obst antwortete, er werde es in Betracht ziehen und sich bald melden. Rains gab ihm noch Instruktionen hinsichtlich der Dauer, bevor er sich verabschiedete.

Der Kanzler starrte nachdenklich aus dem Fenster und bemerkte nebenbei, dass die Magnolie inzwischen nahezu aller Blüten beraubt war. Dann nahm er seine Agenda zur Hand, um nach den geforderten fünf freien Tagen zu suchen. Sofort sah er, dass dafür am besten sein geplanter Urlaub in drei Wochen in Frage kam.

Er gönnte sich einen weiteren Tag des Nachdenkens, bevor er den ehemaligen Schlagersänger anrief und seinen Plan darlegte. Dieser wurde mit kleinen Änderungsvorschlägen akzeptiert.

Dreieinhalb Wochen später fuhr Obst mit einem Boot auf den See nahe seinem Urlaubsdomizil. Aufgrund seiner Figur und der resultierend schlechten Kondition selbstverständlich mit einem motorisierten Kahn. Nach einer halben Stunde steuerte er eine Bucht an, in der sich ein alter, aber weiterhin benutzbarer Steg befand. Dort ging er von Bord und ein Mitarbeiter Roger Rains mit ähnlich massiger Statur übernahm das Boot. Der Kanzler stieg in den wartenden Wagen und wurde zu einem kleinen Gasthof etwa eine Autostunde entfernt gebracht. Dieser war über Mittelsmänner des Amerikaners komplett für eine angebliche Tagung gebucht worden, so dass das Treffen absolut ungestört stattfinden konnte.

Roger Rain begrüßte Georg Obst am Empfang und führte ihn in den Gastraum, der mit höherwertigen Möbeln zu einem komfortablen Besprechungszimmer aufgebessert worden war. Dort ließen sich die beiden Männer nieder.

Nach einigen Floskeln, wie dem Dank für das kurzfristige Treffen, eröffnete der Amerikaner das Gespräch mit den Worten:

»Die Kurzfassung unseres Gespräches lautet: Die Vereinigten Staaten von Amerika sind eine Aktiengesellschaft. Ich möchte Ihnen die Vorzüge dieses Systems darlegen und, falls Sie interessiert sind, ebenfalls den Prozess erläutern, der für eine Umwandlung nötig ist. Sofern Sie dann nach wie vor Interesse haben, können wir über die Bedingungen verhandeln, Ihnen bei der Überführung der BRD in eine Aktiengesellschaft behilflich zu sein.«

Obst hielt schockiert den Atem an. Das Gehörte musste erst einmal einsickern. Dann legte er die Fingerspitzen aneinander und schloss die Augen – seine Konzentrationspose.

Nach einigen Minuten der Überlegung nickte er knapp.

Rains begann:

»Ich werde den Prozess zunächst grob umreißen. Sofern Sie anschließend weiterhin interessiert sind, erhalten Sie eine detaillierte Unterweisung.«

Wieder signalisierte Obst seine Zustimmung durch ein kurzes Nicken.

»Zunächst müssen Sie natürlich die Vorstände auswählen, die Sie für geeignet halten und sie vorsichtig für das Projekt gewinnen. Diese müssen dann absolut loyale und verschwiegene Mitarbeiter auswähen, die in die großen Parteien eingeschleust werden. Für die Splitterparteien reichen jeweils ein bis zwei Personen aus, die ein Wachstum der Parteien verhindern. Die Mitarbeiter sollten bis zu den nächsten Wahlen etabliert sein. Währenddessen sorgen Sie für die Einführung eines computerbasierten Wahlsystems. Dies ist mit wesentlich geringerem Aufwand zu manipulieren, als ein analoges. Die Stimmen, die auf die Splitterparteien entfallen, werden diesen so lange zugerechnet, wie die Fünf-Pozent-Hürde nicht überschritten wird. Alle Stimmen darüber hinaus werden auf Ihre Partei umgebucht. Ebenso wird ein gewisser Anteil der Stimmen der gegnerischen Parteien übertragen, so dass Sie eine Mehrheit erhalten, die Sie zur alleinigen Regierungsbildung befähigt.«

Rains machte eine Pause, um Obst Gelegenheit zu einer Stellungnahme oder zu Fragen zu geben.

»Ist das nicht etwas auffällig?«, fragte der Kanzler.

»Nun, zum Einen haben wir die Erfahrung gemacht, dass dieses Verfahren für mindestens eine weitere Amtszeit genutzt werden kann, ohne dass die Ergebnisse zu stark hinterfragt werden. Zum Zweiten ist das Wahlsystem nur ein Rad im großen Getriebe. Ein weiterer Baustein besteht darin, dass auch sämtliche Medienunternehmen durch loyale Mitarbeiter Ihrer Partner infiltriert werden. Doch dazu später mehr.

Auch die Positionierung von ›Maulwürfen‹ in den Parteien trägt dazu bei, zu gewährleisten, dass Sie für die nächste Amtszeit bestätigt werden. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass Sie vorsichtig die Politik an die Interessen Ihrer Partner anpassen. Auf dem Papier werden Sie weiter Kanzler sein. De Facto werden Sie zum COO der BRD AG. Es gibt nur eines, das Sie um jeden Preis vermeiden müssen, so groß die Versuchung auch sein mag. Das ist eine nachverfolgbare Beteiligung an den Unternehmen Ihrer Partner. Mein Stab wird Ihnen später ein Konzept zukommen lassen, mit dem Sie mögliche Beteiligungen so gut verschleiern können, dass sie selbst mit den Ressourcen eines Geheimdienstes nur sehr schwer zu entdecken sind. Auf diese Weise ist eine Beteiligung sogar wünschenswert. Es gewährleistet, dass die Interessen Ihrer Partner auch Ihre eigenen sind. Die weitere Bildung einer loyalen Regierung werden wir während der detaillierten Unterweisung besprechen.«

»Sie sagen, ich soll mich finanziell an den Unternehmen beteiligen, die ich für das Projekt auswähle. Bedeutet das umgekehrt, ich wähle die zu beteiligenden Unternehmen nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten aus?«, hakte Obst nach.

Rains grinste breit und entgegnete: »Nein. Das wäre reizvoll, aber nicht zielführend. Wir haben uns erlaubt, durch unsere Geheimdienste unfangreiche Dossiers einer Vielzahl von Firmen zu erstellen. Sie werden feststellen, dass einige Topkonzerne nicht in Frage kommen, da entweder die Gefahr besteht, dass die Vorstände die ›Neue Ordnung‹ nicht befürworten und möglicherweise sogar öffentlich machen würden. Bei anderen Firmen sehen unsere Analysten ein hohes Risiko einer so großen Stagnation, dass sie für eine Beteiligung uninteressant werden. Auf der anderen Seite werden Sie auch Firmen im Portfolio finden, die ein entsprechend hohes Potenzial für eine positive Entwicklung haben. Das Portfolio wird Ihnen bei Zustimmung zur Verfügung gestellt.«

Obst nickte so heftig, dass sein Doppelkinn und seine Hängebacken eine Weile nachbebten.

Der Amerikaner fuhr fort: »Der dritte große Baustein besteht in einer effektiven Kontrolle der Bevölkerung. Hier befinden Sie sich in der glücklichen Lage, dass die größte Fluggesellschaft Ihres Landes staatlich ist und sich auch im Portfolio befindet. Die Flugzeuge müssen nach Vorgaben umgerüstet werden, die wir Ihnen zur Verfügung stellen. Damit werden sie, solange sie Ihr Territorium überfliegen, einen chemischen Cocktail versprühen, der unsichtbar und geruchlos ist. Die Formel dafür sowie für den Impfstoff, den alle Ihre Mitarbeiter erhalten müssen, werden wir Ihnen ebenfalls zur Verfügung stellen. Die so genannten Chemtrails bewirken kurz gefasst, dass die Bevölkerung für gewisse Kontrollmaßnahmen empfänglich wird, mit denen bestimmte Neigungen wie Neugier sehr effektiv unterbunden werden.«

Der Kanzler nutzte die Pause für eine Frage, die ihm schon eine Weile unter den Nägeln brannte: » Mir ist klar, dass sowohl ich als auch die beteiligten Firmen Vorzüge haben werden, doch wo liegen die Vorteile für Land und Bevölkerung?«

Der angebliche Präsident lachte trocken, dann antwortete er: »Es sollte uns beiden klar sein, dass die meisten gewählten Berufspolitiker Idioten sind, die ohne Unterstützung ihrer Stäbe nichts zustande bringen. Entscheidungen, die streng nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten im Hintergrund von Profis getroffen werden, sind gut für das Land und damit automatisch auch für die Bevölkerung. Der Wohlstand wird deutlich steigen und damit die Zufriedenheit. Ferner können zwei angebliche Staaten, die beide als Unternehmen geführt werden, erheblich effektiver miteinander handeln und verhandeln, wenn Diplomatie und Nationalstolz außer Acht gelassen werden können. Aber auch zu den Vorteilen werden Sie im Detailbriefing weitere Informationen erhalten.«

Während einer weiteren Pause taxierte er sein Gegenüber aufmerksam. Nach einer Weile des Schweigens sagte er: »Mir ist klar, dass Sie eine Menge zu bedenken haben. Ich schlage vor, wir treffen uns in vierundzwanzig Stunden wieder und besprechen, ob Sie zu einer Entscheidung gekommen sind.«

Rückblickend waren diese vierundzwanzig Stunden für Georg Obst die längsten seines Lebens. Er zog sich auf sein Zimmer zurück, wo er zunächst seinen massigen Körper in den bequemsten Sessel wuchtete. Mit Stift und Papier bewaffnet, versuchte er fürs Erste, eine Pro- und Contra- Liste zu erstellen. Er kritzelte auf dem Blatt herum, notierte einige Punkte, die er später teilweise wieder verwarf. Nach etwa einer Stunde sah das erste Blatt aus, wie die Schreibübungen eines Vorschülers. Daher übertrug er die nicht verworfenen Punkte auf ein neues Blatt. Er starrte eine Weile auf den Zettel und überlegte angestrengt, ob die sehr kurze Liste der negativen Punkte den Tatsachen entsprach, er zu viele Argumente außer acht gelassen hatte oder sie nicht sah. Eine Stunde später war er nach wie vor zu keinem anderen Ergebnis gekommen. Daher entschied er, erst einmal bei einem Spaziergang den Kopf so weit wie möglich zu leeren.

In diesem Moment beneidete er diejenigen seiner Untergebenen, die behaupteten, mit Sport fast vollständig abschalten zu können. Intensive sportliche Betätigung kam für ihn aufgrund seiner Konstitution leider nicht in Frage.

Als Obst von dem Spaziergang zurückkehrte, war er schweißüberströmt. Er hatte allen Ehrgeiz daran gesetzt, sich im Rahmen seiner Leistungsfähigkeit zu verausgaben und war im Stechschritt am Ufer des Sees entlang gestampft. Dabei war mehrmals ein Mitarbeiter Rains aus dem Unterholz getreten und hatte ihn ruppig darauf hingewiesen, außer Sicht zu bleiben, da er ja angeblich auf Bootstour war. Keuchend ließ er sich in den Sessel in seinem Zimmer fallen. Überrascht stellte er fest, dass die Anstrengung seinen Vorstellungen entsprechend gewirkt hatte – sein Hirn fühlte sich an, wie ein Computer nach einem Neustart.

So konnte er unter der Dusche neu booten, um sich anschließend mit frischem Elan an die Bewertung des Gespräches zu machen. Allerdings sah er sich gezwungen, sich aufgrund der ungewohnten Anstrengung erst ein Nickerchen zu gönnen.

Obst erwachte erfrischt, ließ sich mit einem Snack und Getränken versorgen und schnappte sich seine Notizen. Während der Lektüre verdichtete er alles zu einer Liste von zwei Seiten mit Schlagworten. Diese kategorisierte er mit verschiedenfarbigen Markern in »positiv«, »genauer zu betrachten« und »negativ«.

Zu seiner Überraschung war die Anzahl der »Negativ« Markierungen genauso spärlich, wie zuvor die Punkte auf der Kontra-Liste. Das besonders nachdrücklich markierte Schlagwort lautete »Chemtrails«, neben dem er die Bemerkung »Bevölkerung vergiften?« ergänzt hatte.

Obst verbrachte einige weitere Stunden mit Erwägung der fraglichen Stichworte, bis er die meisten in »positiv« änderte. Nur zwei wanderten ins Soll.

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Geheime Memoiren Georg Obst

Auf dem Computer von Georg Obst fanden sich – wenig überraschend – verschlüsselte Dateien:

Ich bin nicht sicher, ob ich möchte, dass dieser Teil meiner Memoiren jemals gefunden wird. Daher überlasse ich es dem Schicksal. Wenn jemand mein Passwort knacken kann, war es vorherbestimmt, dass die Aufzeichnungen bekannt werden.

Ich wünschte, meine geliebte Annegret hätte die Reise mit mir antreten können, aber leider ist ihre Gesundheit zur Zeit sehr angeschlagen. Gerade jetzt, wo ich ihren wertvollen Rat dringender benötige, als jemals zuvor.

Ich befinde mich mitten in einem geheimen Treffen mit Roger Rains, das mich zutiefst erschüttert hat. Schon vor etlichen Jahren hat Gerry Fart die USA in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Wirtschaftsbosse kontrollieren das Land. Die Politiker, die mit uns verhandeln, sind lediglich ihre willfährigen Marionetten. Um diese enorme Verschwörung zu verschleiern, vergiften sie ihr Volk systematisch, indem sie Chemie auf sie sprühen!

Der exponentielle Anstieg des Wohlstandes des gesamten Landes und aller seiner Bürger ist auf der anderen Seite ehrfurchtgebietend.

In unserem ersten Gespräch hat der Amerikaner mir angeboten, dieses System namens ›Neue Ordnung‹ in Deutschland ebenfalls zu etablieren. Die Chance, auf die ich die ganze Zeit gewartet habe, ist zum Greifen nah! Ich kann meinem Land zu einem unvorstellbaren Aufschwung verhelfen und alle Kritiker für immer zum Schweigen bringen. Da mein Kabinett nicht in das Projekt Chemtrails eingeweiht werden darf, sehe ich keine Probleme darin, sie davon zu überzeugen, diesen Pfad mit mir zu beschreiten.

Der Entschluss ist mir nicht leicht gefallen, aber da das Wohl des Volkes eindeutig überwiegt, werde ich es machen!

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Ins Detail

Am nächsten Morgen trafen sich die Gesprächspartner im Gastraum, ohne sich verabredet zu haben. Der Kanzler akzeptierte dankbar den Vorschlag des angeblichen Präsidenten, zunächst ein gemeinsames Frühstück mit belangloser Konversation zu verbringen. Erst im Anschluss würden sie das Gespräch fortsetzen.

Obst war nicht im Geringsten erstaunt, dass die Mahlzeit bis ins kleinste Detail seinen Vorlieben entsprach, wie es bei Staatsbesuchen der Fall wäre. Rains hatte aus gutem Grund einen großen Stab mitgebracht.

Nach dem Frühstück schlug der Kanzler einen kleinen Verdauungsspaziergang vor und war erfreut über die Zustimmung. Offensichtlich hatte sein Gegenüber Verständnis dafür, dass er ein wenig Zeit schinden wollte. Als könne Roger Rains Gedanken lesen, merkte er an: »Ich verstehe, dass diese Situation für Sie überwältigend ist. Ich war als rechte Hand dabei, als James Cutter diesen Prozeß mit einem anderen ehemaligen Regierungschef eingeleitet hat. Ob wir Ihnen offenlegen können, um welches Land es sich handelt, hängt von Ihrer Entscheidung ab.«

Obst erstarrte augenblicklich zur Salzsäule und starrte Rains entgeistert an: »Sie wollen sagen, dass die USA nicht alleine nach diesem Konzept ... äh« – hier geriet er kurz ins Stammeln – »verwaltet werden?«

Der angebliche Präsident grinste breit und entgegnete: »Momentan gibt es neben den USA drei weitere Aktiengesellschaften und mit Ihnen vier Kandidaten. Der Vorstand und Aufsichtsrat der USA strebt kurzfristig eine Gemeinschaft der AG8 an. Es gibt noch erheblich weiter führende Pläne. aber Sie verstehen sicher, dass ich diese zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erörtern kann.«

Obst nickte und antwortete resolut: »Dann lassen Sie uns die Gespräche fortsetzen. Genug Bewegung für einen Vormittag.«

Zurück im Besprechungsraum ergriff Rains forsch das Wort: »Wenn Sie von einer Fortsetzung der Gespräche sprechen, gehe ich davon aus, dass Sie interessiert sind?«

»Es gibt noch einige, wenige Punkte zu klären, aber ich bin definitiv interessiert.«, entgegnete Obst.

»Dann lassen Sie uns gleich beginnen.«

Der Kanzler zögerte kurz, bevor er die erste Frage stellte: »Ist es wirklich vertretbat, die Bevölkerung zu Gunsten höheren Wohlstandes mit diesen Chemtrails zu vergiften?«

»Diese Frage wird immer als erste gestellt«, entgegnete Roger Rains mit einem ironischen Grinsen.

»Seien Sie versichert, dass von einer Vergiftung keine Rede sein kann. Sie können es mit einer Impfung vergleichen, bei der eine geringe Dosis des Erregers gespritzt wird, um das Immunsystem auf die Abwehr dagegen zu drillen.«

Kahl legte die Stirn in Falten und meinte nachdenklich: »Wie können denn die Chemtrails mit einem Impfstoff vergleichbar sein, wenn die zukünftige Pseudo-Regierung gegen sie geimpft werden muss?«

»Beide Umschreibungen sind unpräzise. Die Schutzbehandlung des AG-Personals, die ich vereinfachend Impfung genannt habe, ist erforderlich. Es muss verhindert werden, dass sie genauso beeinflussbar und kontrollierbar geraten, wie die Bevölkerung. Hingegen muss die Bevölkerung leicht zu steuern sein, um eine Entdeckung zu verhindern. Auch zu diesem Thema erhalten Sie bei einer positiven Entscheidung umfassende Daten. Sie können jederzeit durch einen vertrauenswürdigen Chemiker bestätigen lassen, dass durch das eingesetzte Mittel keinerlei bleibende Schäden verursacht werden. Sollten Sie sich nach Einleitung des Programms unklugerweise für einen Ausstieg entscheiden, würden alle Erscheinungen des Mittels wenige Wochen nach Einstellung des Sprühprogramms völlig verschwinden.«

Der Kanzler wiegte den Kopf. Er war nicht völlig überzeugt. »Gibt es denn keine andere Möglichkeit der Kontrolle?«

»Die Chemtrails unterstützen lediglich das Programm zur Kontrolle. Wir arbeiten an Alternativen, sind aber bisher immer an technischen Kleinigkeiten gescheitert. Wenn das Projekt bei Ihnen reibungslos läuft, sind Sie herzlich eingeladen, sich an den Forschungen zu beteiligen.«

Ein Mitarbeiter Rains betrat den Raum und näherte sich auf dessen Nicken. Er flüsterte seinem Vorgesetzten etwas ins Ohr, worauf dieser sich für ein unaufschiebbares Telefonat entschuldigte. Im Gehen schlug er Obst vor, die Pause für ein leichtes Mittagessen zu nutzen. Dieser schaute auf die Uhr und stellte überrascht fest, dass seine übliche Essenszeit schon weit überschritten war. Gleich regte sich sein Appetit.

Als sie sich eine Stunde später wieder trafen, fragte Rains nach weiteren Punkten mit Klärungsbedarf.

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Art der ... nennen wir es Staatsführung tatsächlich so viel effektiver sein soll, als eine ordnungsgemäß gewählte Regierung.« Obst schüttelte zur Bekräftigung den Kopf.

Der Präsident grinste breit: »Auch dieser Punkt wurde bisher immer wieder zur Sprache gebracht.«

Er legte dem Kanzler einige Statistiken vor, die wichtige Faktoren wie das Wirtschaftswachstum der USA und der BRD gegenüberstellten. Die Grafiken deckten jeweils den Zeitraum seit der angeblichen Umwandlung der USA in eine AG bis heute ab. In jeder möglichen Darstellung wichen die Kurven erheblich voneinander ab. Der Amerikaner legte einen weiteren Satz Grafiken dazu, welche die Entwicklung eines anderen Landes vor und nach der Umwandlung in eine AG zeigten. Der Sprung war gewaltig. In der Vergangenheit hatte das Wirtschaftswachstum durchschnittlich ein Prozent pro Jahr betragen. Im ersten Jahr als AG hatte das Land einen Zuwachs von knapp vier Prozent erwirtschaftet und seither mindestens drei Prozent gehalten. Obst murmelte etwas, das Rains zum Lachen brachte.

»Ja, ich stimme Churchill zu. Ich traue auch nur selbst gefälschten Statistiken. Doch wenn Sie meiner Bitte gefolgt sind, haben Sie auch entsprechende Aufstellungen Ihres Statistikamtes mitgebracht. Legen Sie bitte die entsprechenden zum Wachstum unserer beiden Länder neben meine.«

Der Kanzler kramte in der Aktentasche, dann kam er der Aufforderung nach. Zu seiner Überraschung wären die Kurven deckungsgleich, hätten die Ausdrucke die gleiche Größe.

Nachdenklich lehnte Obst sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Er atmete tief durch, beugte sich vor und sah den Kollegen wieder an.

»Also gut, gehen wir es an!«

Es war an dem Amerikaner, sich zurückzulehnen und erleichtert durchzuatmen.

»Wir werden wie folgt vorgehen: Im Anschluss an einige essenzielle Instruktionen werde ich Sie verlassen und mein Stab wird Sie detailliert einweisen. Sie werden keinerlei Notizen machen! Stattdessen erhalten Sie nach der Sitzung alle erforderlichen Unterlagen. Wir werden in den nächsten Tagen ein ganz und gar vertrauenswürdiges Bauunternehmen beauftragen, unter dem Petersberg einen streng geheimen Bunker zu errichten, zu dem nur Sie und Ihre Nachfolger Zugang haben. Kernstück dieses Bunkers ist ein Tresorraum, in dem die Unterlagen aufbewahrt werden. Diese sind auf ein Spezialpapier gedruckt, der sich bei Kontakt mit Wasser innerhalb von Sekundenbruchteilen in einen Brei verwandelt, der nie wieder rekonstruiert werden kann. Der Tresorraum wiederum kann innerhalb weniger Sekunden vollständig geflutet werden. Diese Bedingungen sind nicht verhandelbar. Stimmen Sie zu?«

Obst schlug in die ihm angebotene Hand ein.

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Evas Kommentar

Wie ich es gesagt habe: Bei einigen Menschen drängt die Gier das Gewissen in den Hintergrund. Egal, ob es Habsucht, Machthunger oder eine andere Motivation ist.

Entgegen den Anweisungen des Amerikaners hatte Obst seine Abwägungen zu den Vor- und Nachteilen des Projekts in einem Geheimfach seiner Aktentasche verstaut – und sie anschließend vollständig vergessen. Es ist mir gelungen, dieser Notizen habhaft zu werden. Es hat mich sehr erstaunt, wie analytisch der Mann vorgegangen ist. Ich hätte es in einem Bruchteil der Zeit geschafft, aber mein Ergebnis wäre nicht wesentlich von seinem abgewichen. Zumindest auf Grundlage dessen, was ihm bis zu diesem Zeitpunkt offenbart worden war – und wie es ihm präsentiert worden war. Eine schnelle Konsultation meiner Datenbank Chemie führte zu dem Ergebnis, dass die Auswirkungen der Chemtrails weder so harmlos waren, noch wären sie reversibel!

Letzten Endes muss ich meine Bewertung seiner Entscheidung jedoch auf dem Fundament dessen aufbauen, was dem Kanzler bekannt war. Auf dieser Basis wäre jede andere Entscheidung schlichtweg dumm gewesen.

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Unterweisung

Rains Personal eröffnete die Einweisung mit einer detaillierten Erklärung der Vorgehensweise.

Zunächst sollte Obst mit einem ausgewählten Personenkreis Einzelgespräche führen. Ein großer Teil dieser Subjekte würde ihm im weiteren Verlauf der Unterrichtung benannt werden. Sie waren schon im Vorfeld von den Amerikanern gründlich durchleuchtet worden. Es wurde dem Kanzler jedoch freigestellt, weitere Personen einzubeziehen, wenn er ohne jeden Zweifel von deren Loyalität überzeugt war.

Nach den Einzelgesprächen sollten Konferenzen mit denjenigen folgen, die von dem Programm überzeugt waren. In diesen Treffen sollten die zukünftigen Teilhaber der BRD AG im Detail über die Vorgehensweise instruiert werden.

Auf die Konferenzen folgte der schwierigere Teil – die Teilnehmer mussten loyale Mitarbeiter auswählen, so weit wie nötig schulen und sie dann in vorgegebenen Schlüsselpositionen platzieren. Nach den bisherigen Erfahrungen der Amerikaner würde es etwa drei Jahre dauern, die Vorbereitungen abzuschließen. Dann könnte bei den nächsten Wahlen der Wechsel zur ›Neuen Ordnung‹ vollzogen werden.

An dieser Stelle keuchte der Kanzler schockiert auf, als ihm eröffnet wurde, dass die prädiktiven Algorithmen der angeblichen Verbündeten seine Zustimmung vorausgesagt hatten. Daraufhin hatte die USA AG vor Jahren damit begonnen, Leute in alle möglichen Schlüsselpositionen zu schleusen, die nur durch einen Code-Satz aktiviert werden mussten. Es gab Politiker, Richter, hohe Polizeibeamte sowie zahlreiche Mitarbeiter in der Wirtschaft und den Medien.

Obst beruhigte sich schnell wieder, als er erkannte, dass diese Vorgehensweise die Errichtung der ›Neuen Ordnung‹ erheblich beschleunigen würde. Sein Instruktor merkte an, die USA als Vorreiter hätten für den gesamten Prozess nahezu fünfzehn Jahre benötigt.

Der Beginn des ›Wahlkampfes‹ musste gleichzeitig der späteste Startschuss für die Ausbringung von Chemtrails sein. Daher war es wichtig, den Vorsitzenden der staatlichen Fluglinie ›Deutsche Luft-Transport-AG‹ als einen der ersten einzubeziehen, damit dieser zeitnah die Umrüstung seiner Flotte vorantreiben konnte.

Nachdem die Instruktionen über das Wie abgeschlossen waren, wurde dem Kanzler erläutert, welche Personen und Unternehmen die Amerikaner für geeignet hielten. Dann wurden die eingeschleusten Schläfer benannt. Zuletzt wurde Obst damit überrascht, dass er zusätzlich eine Liste mit Kandidaten vorgelegt bekam, von deren Kontaktierung die Amerikaner abrieten. Einige davon waren keine große Überraschung für ihn, aber es erstaunte ihn zunächst sehr, seinen bayerischen Mentor auf der obersten Position der Roten Liste zu finden. Doch nach kurzer Überlegung musste er zustimmen – der weiß-blaue Bruder würde sich nicht mit einer Beteiligung zufriedengeben, sondern die Führung fordern.

Nach vier schier endlosen Tagen war die Unterweisung endlich beendet – doch anstelle der versprochenen Unterlagen erhielt der Kanzler nur ein Blatt, auf denen die Personen aufgeführt waren, die er mit Priorität kontaktieren sollte. Auf seine erstaunte Frage hörte er:

»Da Sie nicht mit einem Lastwagen gekommen sind, lassen wir es nach Bonn liefern. Außerdem ist Ihr Fahrer nicht vertrauenswürdig. Fordern Sie beim Leiter der Fahrbereitschaft die Zuteilung eines neuen Stammfahrers. Das Codewort, um den Leiter zu aktivieren und den richtigen Fahrer auszuwählen, lautet ›Manitou‹.«

»Wie soll ich denn so ein absurdes Wort in der Anforderung eines neuen Fahrers unterbringen?«

Obst schüttelte fassungslos den Kopf.