Theorie-Apotheke - Jochen Hörisch - E-Book

Theorie-Apotheke E-Book

Jochen Hörisch

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Beschreibung

Das Buch für Theorie-Einsteiger! Dekonstruktion, Konstruktivismus, Strukturalismus … hat man ja alles schon mal gehört. Aber wo liegen die Unterschiede? Und was hat das alles mit mir zu tun? Lange für ihren Mangel an handfesten Theorien belächelt, haben die Geisteswissenschaften in den letzten fünfzig Jahren ein wahres Feuerwerk an Theorien versprüht. Wer kann in diesem Wirrwarr noch den Durchblick behalten? Jochen Hörisch eilt dem verwirrten Laien zu Hilfe. Anschaulich, präzise und immer mit einem Lächeln beschreibt der Literatur- und Medienwissenschaftler die wichtigsten Denkmodelle der letzten fünfzig Jahre, Informationen zu »Risiken und Nebenwirkungen« inklusive.

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Seitenzahl: 394

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Dekonstruktion, Konstruktivismus, Strukturalismus ... hat man ja alles schon mal gehört. Aber wo liegen die Unterschiede? Und was hat das alles mit mir zu tun? Lange für ihren Mangel an handfesten Theorien belächelt, haben die Geisteswissenschaften in den letzten fünfzig Jahren ein wahres Feuerwerk an Theorien versprüht. Wer kann in diesem Wirrwarr noch den Durchblick behalten? Jochen Hörisch eilt dem verwirrten Laien zu Hilfe. Anschaulich, präzise und immer mit einem Lächeln beschreibt der Literatur- und Medienwissenschaftler die wichtigsten Denkmodelle der letzten fünfzig Jahre, Informationen zu »Risiken und Nebenwirkungen« inklusive.

Jochen Hörisch, geboren 1951 in Bad Oldesloe, lehrt Literatur- und Medienwissenschaften an der Universität Mannheim. Im Suhrkamp Verlag erschienen zuletzt Gott, Geld und Medien (2004), Eine Geschichte der Medien (2004) und Es gibt (k)ein richtiges Leben im falschen (2003).

Jochen Hörisch

Theorie-Apotheke

Eine Handreichungzu den humanwissenschaftlichen Theoriender letzten fünfzig Jahre,einschließlich ihrer Risikenund Nebenwirkungen

Suhrkamp

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2012

© Eichborn AG Frankfurt am Main 2005

Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung der Eichborn AG

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski

eISBN 978-3-518-73355-4

www.suhrkamp.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Die Heils- und Heilungs-Versprechen von Theorien

Analytische Philosophie

Anarchistische Erkenntnistheorie

Anthropologie

Bourdieus Theorie des sozialen Feldes, des Habitus und des symbolischen Kapitals

Cultural Studies/Kulturalismus

Dekonstruktion (Jacques Derrida)

Diskurstheorie (Michel Foucault)

Existentialismus

Feminismus/Gender Studies

Gerechtigkeitstheorie (John Rawls)

Hermeneutik

Iconic Turn

Interdisziplinarität

Kommunikationstheorie (Paul Watzlawick)

Konstruktivismus

Kritischer Rationalismus

Kritische Theorie (Frankfurter Schule)

Medientheorie(n)

Metaphorologie (Hans Blumenberg)

Paradigmenwechsel in der Wissenschaft (Thomas S. Kuhn)

Politische Theologie

Postmoderne/Posthistoire

Psychoanalyse (Alfred Lorenzer, Jacques Lacan, Gilles Deleuze, Félix Guattari)

Rezeptionsästhetik

Seinsdenken (Martin Heidegger)

Selbstbewußtseinstheorie

Simulationstheorie

Sprechakttheorie

Strukturalismus

Systemtheorie (Niklas Luhmann)

Totalitarismustheorie (Hannah Arendt,Giorgio Agamben)

Zivilisationstheorie (Norbert Elias)

Nachwort: Kursverluste und -gewinne der Humanwissenschaften

Namenregister

Vorwort

Die Methode des Philosophierens ist es, sich wahnsinnig zu machen, und den Wahnsinn wieder zu heilen.

Ludwig Wittgenstein

Durch die sichere Aussicht auf den Tod könnte jedem Leben ein köstlicher, wohlriechender Tropfen von Leichtsinn beigemischt sein – und nun habt ihr wunderlichen Apotheker-Seelen aus ihm einen übelschmeckenden Gifttropfen gemacht, durch den das ganze Leben widerlich wird!

Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches

Die Heils- und Heilungs-Versprechen von Theorien

Selig sind für ambitionierte Denker die gar nicht so fernen Zeiten, in denen Groß-Theorien noch allgemeines Heil versprachen. Heute versprechen die meisten humanwissenschaftlichen Theorien allenfalls noch Heilung von spezifischen Krankheiten und Leiden. Gänzlich neu ist die Umstellung von Heils- auf Heilungserwartungen jedoch nicht. Die Geschichte der apothekarischen Abkühlung aufgeheizter und fieberhafter Großkonzepte beginnt im sogenannten christlichen Abendland bemerkenswert früh. Sie hat nämlich fast gleichzeitig mit der Geschichte megalomaner Heils-Konzepte statt. Nur hatte und hat die Geschichte der Heilungsversuche eine viel schlechtere Presse als die der Heils-Anstrengungen. »Was ist Wahrheit?« So lautet die abgeklärte und kurze Frage, die ein hoher römischer Jurist einem Angeklagten stellt, der über eine exquisite Theorie der Wahrheit verfügt. Hat er doch von sich selbst in Worten gesprochen, wie sie selbstbewußter kaum sein könnten: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.« (Johannes-Evangelium 14,6) Und diese Worte paraphrasiert er nun unter juristisch verschärften Umständen erneut – es geht um sein Leben: »Jch bin dazu geboren und in die Welt komen / das ich die Warheit zeugen sol. Wer aus der warheit ist / der höret meine stimme.« (Johannes-Evangelium 18,37 in Luthers Übersetzung von 1545) Jesus Christus steht – bald zwei Jahrtausende ist das nun her – vor Pontius Pilatus. Der Angeklagte ist nach Ansicht einer Minderheit unter seinen Zeitgenossen, aus der in einigen Weltgegenden später eine herrschende Majorität wird, ein absolut privilegiertes Wahrheitsmedium, der Richter ein römischer Spitzenjurist. Seine Frage, was denn Wahrheit sei, hat Luther mit einer so knappen wie rätselhaften Randbemerkung versehen: »(Was ist warheit) Jronia est. Wiltu von warheit reden / so bistu verloren.«

Ironisch gemeint ist die Frage des Pontius Pilatus sicherlich. Ironie, so die Minimaldefinition, hat statt, wenn jemand etwas anderes meint, als er sagt. Das ist, wenn man wie Pilatus eine Frage stellt (und auch sonst!), gar nicht so leicht. Luthers Kommentar ist dennoch schnell nachzuvollziehen. Denn er bezieht sich ja nicht auf irgend jemanden, sondern auf den privilegierten Sprechenden, in dem sich Wahrheit nicht nur ausspricht, sondern inkarniert. Das Wort ward Fleisch – wenn man, und eben dies ist die Crux dieser Wahrheitstheorie, den Worten Christi bzw. den Worten derer, die von den Worten Christi Zeugnis ablegen, und später den Worten der Kirchenmänner Glauben schenken will. Worte, die etwas über das Verhältnis von Worten und Sachverhalten aussagen, haben noch dann das letzte Wort, wenn sie behaupten, daß es eine Wahrheit vor und hinter den Worten gibt. Und eben deshalb kann Luther (weiß Gott kein Mann mit einem gebrochenen Verhältnis zur Kraft des Wortes) formulieren, daß verloren ist, wer von der Wahrheit reden will, die doch nur als die Inkarnationswahrheit zu haben ist, die uns überwältigt und verstummen läßt.

Nur als Inkarnation? Pontius Pilatus hält dagegen. Dem Kenner des römischen Rechtes ist die Einsicht geläufig, daß es die Wahrheit sowenig wie die Gerechtigkeit gibt, wohl aber viele divergierende Wahrheits- und Rechtsansprüche. Ihm erscheint als belächelnswertes Religions- bzw. Theorie-Gezänk, was doch den Stoff zu einem welthistorischen Ereignis mit unabsehbaren Folgen liefert. Der Streitwert scheint dem abgeklärten römischen Juristen Pilatus zu gering: es liegt kein Eigentumsdelikt und schon gar kein Kapitalverbrechen vor, allenfalls hat da jemand die politreligiösen Gefühle anderer verletzt. Und so besinnt er sich der tolerant-liberalen Maxime des römischen Rechts, die da lautet: Nicht auszudenken, welche Wendung die Weltgeschichte genommen hätte, wenn Pontius Pilatus den Vertreter einer tatsächlich ungewöhnlichen Wahrheitstheorie wirklich hätte laufenlassen. Eine alte witzige Tradition hat aus dem Buchstabenbestand dieser Pilatus-Frage eine anagrammatische Antwort geformt: / der Mann, der vor dir steht. Das Anagramm spielt in der programmatischen Konkurrenz von Theorien um den angemessenen Zugang zur Wahrheit allenfalls eine exzentrische Rolle. Die Theorie, nach der die »wahre« Antwort auf eine Wahrheitsfrage im mutierbaren Buchstabenbestand einer Frage, eines Satzes, einer Wortfolge, eines Namens, eines Verses zu finden sei, ist zu irrwitzig, um wirklich ernst genommen zu werden (was nicht ausschließt, daß ein strenger Wissenschaftler wie der Vater der strukturalen Linguistik, Ferdinand de Saussure, sie propagiert hat). Und sie ist zu witzig, um gänzlich ignoriert werden zu dürfen. Kommt sie doch dem tiefen Witz von Kindern nahe, die einander fragen: »Kannst du die Wahrheit sagen?«, und den, der die Frage mit »ja« beantwortet, dann auffordern, eben dies zu tun. Selbstredend wäre »die Wahrheit« die richtige Antwort: »Kannst du ›die Wahrheit‹ sagen?«

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