Tibor Sonderband - Thomas Knip - E-Book

Tibor Sonderband E-Book

Thomas Knip

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Beschreibung

 Diese werkgetreue Umsetzung als Roman umfasst den Inhalt der sieben "BILD ABENTEUER" 13, 17, 23, 29, 35, 41 und 47 von Hansrudi Wäscher sowie den nicht mehr veröffentlichten Einzelband "Die verhexte Ruine". Darüber hinaus den neu erzählten Roman "Der weiße Gorilla" aus dem Tibor Sonderband von 1965.  Neben seinen Abenteuern in den Piccoloserien fand Tibor auch seinen Weg in die Reihe "BILD ABENTEUER". Insgesamt sieben in sich geschlossene Abenteuer sind hier erschienen. -  Das Ungeheuer der Kuna-Bucht  -  Der Fluch des Zauberers  -  Tibor und die »Mixpickles«  -  Die gestohlene Krone  -  Das Urteil der Ogks  -  Krogk, der Unbesiegbare  -  Der weiße Elefant  Das bereits fertig gestellte Abenteuer "Die verhexte Ruine" wurde wegen der Einstellung der Reihe nicht mehr veröffentlicht und erschien erstmals 1986 in "Das große Hansrudi Wäscher Buch" im Norbert Hethke Verlag.   Außerdem erhält dieser Sonderband das Romanabenteuer "Der weiße Gorilla" aus dem Tibor Sonderband von 1965 in einer neu erzählten Fassung.  

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Seitenzahl: 242

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Impressum

 

Originalausgabe Juni 2023

Charakter und Zeichnung: Tibor © Hansrudi Wäscher / becker-illustrators

Text © Thomas Knip

Copyright © 2023 der E-Book-Ausgabe Verlag Peter Hopf, Minden

 

Korrektorat: Andrea Velten, Factor 7

Redaktionelle Betreuung: Ingraban Ewald

Umschlaggestaltung: etageeins, Jörg Jaroschewitz

Hintergrundillustration Umschlag: © Binkski – fotolia.com

 

ISBN ePub 978-3-86305-148-8

 

www.verlag-peter-hopf.com

 

Hansrudi Wäscher wird vertreten von Becker-Illustrators,

Eduardstraße 48, 20257 Hamburg

www.hansrudi-waescher.de

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.

Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

 

Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.

Inhalt

VORWORT

DER WEISSE GORILLA

DAS UNGEHEUER DER KUNA-BUCHT

DER FLUCH DES ZAUBERERS

TIBOR UND DIE ›MIXPICKLES‹

DIE GESTOHLENE KRONE

DAS URTEIL DER OGKS

KROGK, DER UNBESIEGBARE

DER WEISSE ELEFANT

 

 

THOMAS KNIP

Tibor Sonderband

 

 

Vorwort

 

Wie schon bei Nick und Falk geschehen, komplettiert nun auch im Fall des Dschungelhelden Tibor ein Sonderband, der sämtliche zur Zeit des Lehning Verlags entstandenen Kurzabenteuer zusammenfasst, die Romanadaptionen der klassischen Werke Hansrudi Wäschers.

Dabei kann es diesmal keine Diskussion bezüglich der chronologischen Einordnung der Geschichten geben, denn sowohl der kartonierte Sonderband 1 als auch die Hefte der Reihe Bildabenteuer erschienen bei Lehning ganz eindeutig nach den beiden Piccolo-Serien mit dem Sohn des Dschungels und sind auch inhaltlich so und nicht anders in die Gesamtserie einzuordnen. Da zudem die Tibor-Großbände bis zum Ende der Lehning-Zeit nie über die Nachdrucke der Piccolos hinauskamen, stellen die Bildabenteuer hier die letzten Erstveröffentlichungen der klassischen Ära und sogar die Einzigen originär im Großband-Format angelegten Tibor-Erzählungen dar!

Vielleicht auch deshalb merkt man den Geschichten bis heute an, wieviel Spaß die gelegentliche Rückkehr in das Universum eines Helden, der ihm ansonsten nicht mehr wöchentlichen Termindruck bereitete, ihrem Schöpfer machte: In den humorvollen Passagen gab er – im wahrsten Sinne des Wortes – ›seinen Affen so richtig Zucker‹, ohne dabei aber das spannende Abenteuer zu vergessen. Im Gegenteil, es gelangen ihm gerade bei den Tibor-Bildabenteuern sogar einige wirklich außergewöhnliche Plots, wie die Story von dem Gorilla Krogk, der eigentlich ein ferngesteuerter Roboter ist, oder, allen voran, der denkwürdige Besuch der pilzköpfigen Beatband ›Mixpickles‹ in Tibors Urwaldreich – eine Geschichte, mit der Hansrudi Wäscher bewies, dass er durchaus auch immer ein Chronist seiner Gegenwart war.

Man könnte noch vieles zu den von Thomas Knip wieder hervorragend adaptierten Episoden in diesem schönen Buch sagen; aber genießen wir sie doch lieber einfach in ihrer neuen Form und überzeugen wir uns ein weiteres Mal, dass Hansrudi Wäschers Geschichten auch nach gut sechs Jahrzehnten nichts von ihrer Faszination verloren haben!

 

Ingraban Ewald

Januar 2023

 

 

DER WEISSE GORILLA

 

Als eines Morgens die ersten Sonnenstrahlen über den Wipfeln der mächtigen Urwaldriesen aufblitzten, drang lautes Gezeter aus Tibors Baumhütte.

»Was fällt dir ein, mich so unsanft aus meinen Träumen zu reißen?«, kreischte Pop und sprang wild hin und her. »Ich träumte gerade davon, eine monsterhaft große Banane zu verspeisen, und da …«

»Elende Schlafmütze«, gab sein Bruder zurück. »Wenn du weiter so viel pennst, wirst du so ein dicker und träger Kloß wie Kerak.« Er kicherte frech. »Ich wette, dass du es jetzt schon nicht mehr schaffst, mich zu fangen.«

»Dass ich nicht lache!« Pop stemmte die kleinen Arme in die Hüfte. »Selbst für eine Schnecke wärst du noch zu langsam. Pass auf, jetzt kriegst du meine Rache zu spüren!«

Er sprang vor, doch Pip wich geschickt aus und turnte über das Fensterbrett auf ein Regal, von dem aus er Pop frech zuwinkte.

»Hört auf, so einen Lärm zu machen«, grummelte Kerak und setzte sich auf. »Ich möchte noch schlafen!«

Doch darauf nahmen die Äffchen keine Rücksicht. Pip hüpfte vom Regal auf den Tisch, dicht gefolgt von Pop. »Gleich habe ich dich, und dann …«

Pip sprang herab und landete direkt auf Keraks Bauch, der ihm wie ein Trampolin noch mehr Schwung gab.

Der Gorilla stieß den Atem pfeifend aus.

»Jetzt reicht es aber!« Noch immer schlaftrunken kam er auf die Beine, doch binnen weniger Augenblicke war er hellwach. Die Äffchen konnten gar nicht so schnell reagieren, wie er sie am Schwanz gepackt und aus dem Fenster geworfen hatte.

»So, ihr könnt den anderen Tieren dort draußen mit eurem Gekeife auf die Nerven gehen«, schickte er ihnen hinterher und grinste zufrieden.

Pip und Pop flogen in hohem Bogen durch die Luft. Geschickt griffen sie nach Lianen und hangelten sich an ihnen in die Höhe, bis sie einen Ast erreichten.

»Dieser Grobian!«, entfuhr es Pop. Er schüttelte seine kleine Faust. »Ganz schön gemein von ihm.«

»Ja, wir müssen ihm mal wieder zeigen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen«, bekräftigte Pip und dachte nach. »Hör zu«, meinte er, »ich habe eine Idee …« Er kam nahe an Pops Ohr und flüsterte verschwörerisch.

Dieser grinste, als er den Vorschlag hörte, und nickte eifrig. Zufrieden huschten die Äffchen über die Äste, auf der Suche nach dem passenden Objekt für ihre Rache.

 

*

»Du warst recht grob mit den beiden«, meinte Tibor, der bei diesem morgendlichen Tumult kein Auge mehr hatte zumachen können.

Kerak grunzte. »Ach was. Die beiden kann man nicht hart genug anfassen, sonst tanzen sie einem nur auf der Nase herum.« Er gähnte herzhaft und kratzte sich am Kopf. »Ich denke, ich werde uns zum Frühstück ein paar saftige Früchte holen.«

Tibor sah ihm nach. »Gut, dann nehme ich inzwischen mein gewohntes Morgenbad im Fluss.«

Er wollte die Hütte gerade verlassen, als er klagende Laute von draußen hörte. Er erkannte Pips Stimme, die nach Kerak rief. Besorgt ging er zum Fenster.

»Was zum …?«

Noch bevor er reagieren konnte, klatschte etwas gegen seinen Oberkörper und platzte auseinander. Instinktiv schloss er die Augen und wich zurück, doch da stieg ihm bereits ein übel riechender Gestank in die Nase.

Tibor verzog den Mund und wischte sich die Reste einer überreifen Frucht von der Brust, die in langen Schlieren herabtropfte.

»Oje, der Schabernack ging daneben!«, hörte er eine fiepende Stimme und blickte verärgert nach draußen. Die beiden Äffchen saßen nur unweit von ihm entfernt auf einem Ast und sahen ihn schuldbewusst an.

»Wir … wir dachten, Kerak würde aus dem Fenster schauen«, erklärte Pop kleinlaut. »Ihn wollten wir treffen, nicht dich.«

»Das war ein ganz schlechter Scherz«, erwiderte Tibor und beschrieb mit dem Zeigefinger eine mahnende Geste. »Dein Stöhnen hörte sich an, als seist du ernsthaft verletzt. Damit spaßt man nicht, hört ihr? Macht das nie wieder!«

Die kleinen Affen nickten eifrig. »Nein, Tibor, versprochen. Wir …«

Ein Toben und Brüllen unterbrach ihre Entschuldigung.

Tibor kniff die Augen zusammen und spähte nach draußen. »Das war der Schrei eines Tieres in höchster Not!«

Er schwang sich aus dem Fenster und sprang auf eine Liane zu. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Kerak gerade mit einer Handvoll Früchte zurückkam.

»Kommt!«, rief der Sohn des Dschungels. »Wir wollen sehen, was da los ist!«

 

*

Kurz darauf hatten sie die Stelle erreicht. Das Brüllen und Fauchen war immer lauter geworden und hatte ihnen den Weg gewiesen. Tibor landete auf einem Ast und hielt überrascht inne.

Auf der kleinen Lichtung hatten Löwen, Leoparden und Gorillas ihre gemeinsame Beute in die Ecke gedrängt, die sich mit dem Rücken schutzsuchend gegen einen knorrigen Baum drückte. Allein das war schon ungewöhnlich genug, doch es war die Beute selbst, deren Anblick ihn überraschte.

Bei allen … ein weißer Gorilla!, machte er sich bewusst. Ein Gorilla mit schneeweißem Fell!

Solch einer war ihm noch nie in seinem Dschungel begegnet. Es grenzte an ein Wunder, dass dieser Albino zu einem stattlichen Männchen hatte heranwachsen können, denn eigentlich wurden alle Tiere, die aus der Art geschlagen waren, sofort getötet. Meist von ihren eigenen Artgenossen.

Der weiße Gorilla setzte sich mit einem schweren Ast gegen die Attacken zur Wehr. Noch hielten seine Verfolger einen sicheren Abstand, als seien sie von einer Mischung aus Wut und Furcht erfüllt.

Als Tibor unter ihnen auf den Boden sprang, wichen die Löwen ehrfurchtsvoll zurück.

»Gut, dass du kommst!«, begrüßte ihn eine der Raubkatzen. »Ich hätte mich überwinden müssen, meine Fangzähne in dieses weiße Ungeheuer mit den roten Augen zu schlagen. Töte du es mit deinem blitzenden Zahn!«

»Niemand erfährt den Tod durch meine Hand, es sei denn, er hat das Dschungelgesetz gebrochen!«, erwiderte Tibor mit Nachdruck. »Dieser weiße Affe soll dorthin zurückkehren dürfen, woher er kam. Bis er unser Gebiet wieder verlassen hat, steht er unter meinem Schutz!«

Die Tiere grollten bei diesen Worten, doch keines wagte, zu widersprechen.

»Das wird noch vor Anbruch der Nacht geschehen«, fügte Tibor an. »Das verspreche ich euch.«

Es war deutlich zu sehen, wie sehr es den Raubkatzen und Gorillas widerstrebte, den Albino, der in ihren Augen ein Ungeheuer war, am Leben zu lassen.

»Tut, was Tibor sagt!«, grollte Kerak und schlug sich gegen die Brust. »Er ist der Herr des Dschungels, und seine Entscheidungen waren immer weise.«

Die Tiere senkten den Kopf und wichen langsam zurück. Tibor atmete innerlich auf, denn die Anspannung, die in der Luft lag, war fast zum Greifen spürbar. Er ging auf den weißen Gorilla zu.

»Du hast alles mit angehört«, richtete er sich an ihn. »Lass deinen Knüppel fallen. Ich begleite dich aus meinem Gebiet. Dir wird nichts geschehen.«

Doch anstatt den Worten zu vertrauen, holte der Albino mit einer blitzschnellen Bewegung aus und drosch mit dem schweren Ast nach Tibor. Nur dessen Reflexe retteten ihm das Leben. Er duckte sich unter dem Hieb weg. Gleichzeitig zuckte seine rechte Faust vor und versetzte dem Gorilla einen schweren Schlag gegen das Kinn.

Dies schien den Albino jedoch nur noch mehr anzustacheln. Er riss die Arme empor und brüllte wuterfüllt auf.

»Tibor wird angegriffen!«, rief einer der Gorillas aus Orks Horde. »Schützt den Herrn des Dschungels.« Die großen Affen stürmten auf den Albino zu, doch Tibor stellte sich vor ihn und hielt die Hände abwehrbereit.

»Nein, nicht!«, forderte er die Gorillas auf. »Lasst von ihm ab! Ich befehle es euch!«

Er streckte seine Brust vor und warf einen entschlossenen Blick in die Runde. »Das ist eine Sache zwischen dem weißen Gorilla und mir. Keiner mischt sich ein!«

Die Gorillas brummten und senkten die Arme.

Tibor registrierte es zufrieden. Er musste es so aussehen lassen, als ginge es in diesem Zweikampf um seine Ehre. Das erkannten die Tiere des Dschungels an. Er warf dem Albino einen Blick zu. Dieser zitterte am ganzen Körper, und seine roten Augen flackerten. Dennoch waren die gespannten Muskeln deutlich unter dem Fell auszumachen.

Er betrachtet mich immer noch als Gegner, erkannte Tibor. Und er wird mich jeden Moment angreifen …

Als hätte der weiße Gorilla seine Gedanken gelesen, sprang er vor und versuchte, den Sohn des Dschungels mit seinen wuchtigen Pranken zu umschließen. Doch dieses Vorgehen kannte Tibor nur allzu gut durch die rituellen Zweikämpfe, die er in all den Jahren immer wieder gegen Herausforderer hatte bestehen müssen.

Er ließ sich zu Boden fallen, noch bevor die Arme ihn umschließen konnten, gleichzeitig riss er seine Beine nach oben. Der Gorilla wurde durch seinen eigenen Schwung nach vorne geschleudert, und so konnte Tibor den schweren Körper über sich hinwegwuchten. Ohne seinen Sturz abfangen zu können, prallte der Albino mit dem Hinterkopf gegen einen Baumstamm und hielt sich benommen den Schädel.

Tibor setzte nach und packte seinen Gegner von hinten. Wie ein Schraubstock legten sich seine ineinander verschränkten Hände gegen den Nacken des Gorillas und drückten ihn nach vorne. Gleichzeitig pressten seine Arme die Pranken fest an den Körper. Der große Affe keuchte und schnaufte und musste erkennen, dass er sich nicht aus dem Griff befreien konnte.

»Gib auf, sonst muss ich dich töten!«, rief Tibor ihm zu.

Der Widerstand des weißen Gorillas brach. »Du … du schenkst mir das Leben?«, fragte er ungläubig.

Tibor wartete, um sicher zu gehen, dass es keine Finte war. Doch sein Gegner wagte keinen weiteren Angriff mehr, und so ließ er ihn los. Der Gorilla taumelte und stützte sich gegen einen Baum.

»Ich will deinen Tod nicht«, sagte Tibor. »Wäre ich sonst dazwischengesprungen, als die Löwen sich schon duckten, um dich zu zerreißen? Du solltest mir endlich vertrauen!«

 

 

Seine Haltung entspannte sich.

»Steh auf«, bat er den weißen Gorilla. »Sag mir, wie du heißt und woher du kommst.«

Der Albino senkte den Blick. »Ich heiße Gor-Um.«

Tibor war überrascht. Er kannte diesen Begriff. Der Name stammte aus dem Wortschatz eines Eingeborenenstammes, der drei Tagesmärsche entfernt nördlich seines Dschungels lebte. Der Stamm der Amba-Ongas lebte in tiefster Abgeschiedenheit. Und ›Gor-Um‹ bedeutete in ihrer Sprache so viel wie ›weißer Riese‹.

Er war in all der Zeit nur einmal dort gewesen, aber er erinnerte sich genau an ein riesiges Götzenbild, das einen mächtigen weißen Gorilla darstellte. Es handelte sich um ein kunstvoll erstelltes Mosaikbild, das aus unzähligen Diamanten bestand. Der Dorfzauberer hatte damals diesen Namen erwähnt, den der Götze trug.

»Es waren Zweibeiner, die dich aufgezogen haben, nicht wahr?«, fragte Tibor.

»Ja. Als die Zweibeiner mich fanden, war ich noch sehr klein«, bestätigte der Gorilla. »Sie sperrten mich in einen Käfig, aber ich lebte trotzdem glücklich und zufrieden. Bis …«, er stockte und sprach nicht weiter.

Kerak trat zu ihnen. »Unter den Gorillas breitet sich Unruhe aus«, raunte er Tibor zu. »Wir sollten lieber gehen.«

Der Sohn des Dschungels nickte.

»Du hast recht. Komm mit«, bat er Gor-Um, »wir haben nicht mehr viel Zeit, wenn wir die Grenze meines Gebietes bis Sonnenuntergang erreichen wollen. Die Tiere respektieren mich, aber ich kann nicht versprechen, dass ihre Furcht vor dir nicht doch stärker ist.«

Er marschierte in nördlicher Richtung durch den Urwald. Der Albino schloss sich ihm genauso an wie Kerak, zusammen mit Pip und Pop.

»Ich bringe dich zurück zu den Amba-Ongas«, erklärte Tibor. »Du hast es bei ihnen doch gut gehabt. Es war unüberlegt von dir, einfach fortzulaufen. Sie suchen sicher schon nach dir.«

»Nein, das werden sie nicht«, antwortete Gor-Um. »Sie waren es ja, die mich davongejagt haben.«

Tibor sah ihn verwundert an.

»Es kam ein anderer weißer Gorilla ins Dorf. Er ist viel klüger als ich. Und nicht nur das … er kann auch fliegen!«

Tibor schüttelte den Kopf. »Ein fliegender Gorilla? Aber das ist doch Unsinn!«

»Nein!«, beharrte der Albino. »Er kam auf einer kleinen weißen Wolke mitten ins Dorf herabgeschwebt. Und dabei hat der Himmel unheilvoll gebrummt. Alle Zweibeiner warfen sich ehrfürchtig vor ihm auf den Boden. Er ging in die große Hütte mit dem glitzernden Bild. Dann kam er wieder heraus, nahm einen trockenen Zweig, hielt ihn in ein Feuerbecken und trug die Flamme in die Hütte.«

Sie erreichten einen Bachlauf und balancierten über den umgestürzten Baumstamm auf die andere Seite.

»Dort entzündete er die Fackeln zu beiden Seiten des glitzernden Bildes«, fuhr der Gorilla fort. »Es war ein gespenstischer Anblick, der mir große Furcht einflößte. Schließlich trat er an meinen Käfig und fauchte in einer fremden Sprache. Sodann hob er einen Stein auf und warf ihn nach mir. Daraufhin öffneten die Zweibeiner meinen Käfig und stießen mich mit Lanzen und brennenden Fackeln davon.« Gor-Um senkte den Kopf. »Der andere weiße Gorilla hat dann meinen Platz im Käfig eingenommen. Mehr weiß ich nicht, denn danach wurde ich aus dem Dorf verstoßen und wusste nicht, wohin.«

Tibor hatte ihm aufmerksam zugehört.

Was für eine seltsame Geschichte … Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er sich das alles nur ausgedacht hat! Dennoch fiel es ihm schwer, sich einen Reim auf die Geschehnisse zu machen.

»Was für ein Unsinn!«, befand Pop jedoch und keckerte. »Kein Affe kann fliegen!«

»Genau! Und kein Affe trägt Feuer durch die Gegend«, stimmte Pip zu. »Selbst ich, der Mutigste im Dschungel, fürchte mich vor dem Feuer!«

»Von wegen!«, kreischte Pop. »Ich bin der Mutigste, das weißt du genau!«

Von einer Sekunde auf die andere hatten sie sich in den Haaren und bedachten sich mit Worten wie ›Angeber!‹ und ›Aufschneider!‹.

Tibor war nicht gewillt, das Treiben der kleinen Affen lange mitanzusehen. »Jetzt reicht es aber!«, rief er. »Müsst ihr euch denn immer zanken?«

Übergangslos ließen sie voneinander ab und huschten auf Kerak zu, um auf dessen Schultern Platz zu nehmen.

Tibor seufzte und setzte den Weg fort.

Gor-Um sprach von einer kleinen weißen Wolke, auf der der andere weiße Gorilla zur Erde herabschwebte, überlegte er. Dabei kann es sich nur um einen Fallschirm gehandelt haben. Und das tiefe Brummen aus großer Höhe, das kann nur ein Flugzeugmotor gewesen sein.

Und das für ein Tier ungewöhnliche Hantieren mit Feuer sprach eher für die Vermutung, dass hier ein als Gorilla verkleideter Mensch am Werk war. Das Motiv für diese Maskerade war leicht zu erraten. Betrüger schienen es auf das kostbare Diamantmosaik der Amba-Ongas abgesehen zu haben.

Ich muss diesen Schwindel entlarven!, entschied er. Aber hoffentlich ist es dafür noch nicht zu spät.

»Wann bist du aus dem Dorf der Zweibeiner vertrieben worden?«, fragte er Gor-Um.

»Dreimal ging die Sonne seitdem auf.«

Tibor nickte.

Das ist gut. Dann stehen die Chancen, den Schurken zuvorzukommen, gar nicht schlecht!

Er kannte die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen von seinem Besuch. Sie würden zu Ehren ihres neuen Götzen ein großes Fest feiern. Und diese Feste dauerten in der Regel mindestens drei Tage. Da der vermeintliche weiße Gorilla der Mittelpunkt des Festes war, dürfte er noch keine Gelegenheit gehabt haben, das Mosaik unbemerkt zu entwenden.

Tibor winkte seinen Begleitern zu, ihm an Lianen zu folgen. Er wollte durch einen weiteren Marsch keine weitere Zeit mehr verlieren.

Einen Schwachpunkt hatte seine Theorie allerdings, musste er erkennen. Es gab in der Nähe des Dorfes der Amba-Ongas keine Lichtung, die für die Landung eines Flugzeuges groß genug wäre. Dass diese skrupellosen Abenteurer einen Helikopter benutzten, hielt er für ausgeschlossen. Dessen Aktionsradius war viel zu klein, um damit das Dorf, das weitab von jeder Zivilisation lag, zu erreichen.

Es sei denn, die Schwindler setzen ein Wasserflugzeug ein, schloss er seine Überlegungen. Damit könnten sie bequem auf dem See landen, der nur ein paar Meilen entfernt vom Dorf liegt.

Tibor beschloss, zuerst dort nachzusehen.

 

*

Er drängte seine Begleiter zur Eile, und nach zwei Tagen leuchtete ihnen die glatte Oberfläche des Sees in der Morgensonne entgegen.

Tibor blickte über das Wasser. Er konnte nichts entdecken, doch das hatte nicht viel zu bedeuten. Es gab zahlreiche kleine Buchten, die von seinem Standpunkt aus nicht einzusehen waren.

»Der Dschungel dehnt sich bis ans Ufer des Sees aus«, teilte er den anderen seine Beobachtung mit. »Ich habe also immer ausreichend Deckung durch das Laubwerk. Wartet hier. Ich halte Ausschau.«

Kerak grummelte etwas, zog sich dann aber ins Dickicht zurück.

Tibor eilte über die Äste zu einer Stelle, von der aus er einen weiten Überblick haben konnte, und kletterte in die Baumkrone. Ein Lächeln umspielte seine Lippen bei dem Anblick, der sich ihm bot. Seine Schlussfolgerung stellte sich als richtig heraus. Keine zweihundert Meter von ihm entfernt lag ein kleines Flugzeug vertäut und dümpelte auf dem Wasser.

Er kehrte zu seinen Freunden zurück.

»Folgt mir«, forderte er sie auf. »Wir laufen im Uferdickicht entlang.«

Auch zu Fuß brauchten sie nicht lange, um die Stelle am See zu erreichen. Im Schutz der Bäume konnten sie die Landestelle schon bald vor sich sehen.

»Einer der Vögel, in dessen Bauch die Zweibeiner fliegen!«, staunte Kerak.

Vorsichtig, jede Deckung ausnutzend, näherten sie sich dem Wasserflugzeug. Das Ufer war hier so breit, dass sich eine Lichtung inmitten des Dschungels auftat. Nur ein vereinzelter Baum mit einem mächtigen Stamm stand am Ufer. Und an ihn gelehnt saß ein Mann, der offenbar so sehr mit seiner Lektüre beschäftigt war, dass er die Landschaft um sich herum überhaupt nicht beachtete.

»Wir haben Glück«, raunte Tibor seinen Begleitern zu. »Nach einem der Schwindler brauchen wir schon nicht mehr zu suchen. Bleibt hier! Den knöpfe ich mir vor …«

Er tauchte zwischen den Farnen und Büschen unter und schlich lautlos in einem Bogen auf die Stelle zu, um in den Rücken des Mannes zu gelangen. Gut zehn Meter trennten ihn noch von seinem Ziel.

Tibor sah das Repetiergewehr, das der Mann achtlos neben sich ins niedrig wachsende Gras gelegt hatte.

Ich muss in den Besitz der Waffe kommen …

Er löste sich aus einem Busch, ohne dass auch nur das leiseste Rascheln zu hören gewesen wäre, und erreichte den Stamm. Bedächtig ging er in die Hocke und bewegte sich Stück für Stück nach vorne.

Tibor wusste nicht, über wie viel Erfahrung der Mann in der Wildnis verfügte. Doch schon die kleinste verdächtige Bewegung, die er aus dem Augenwinkel wahrnehmen konnte, würde ihn warnen.

Doch der Mann war viel zu sehr in sein Magazin vertieft, dass er überhaupt nicht merkte, wie Tibor nach dem Kolben des Gewehrs griff und es zu sich heranzog. Als sich seine Finger um den Griff schlossen, verlor er keine Sekunde mehr und sprang mit vorgehaltener Waffe auf.

»Hände hoch! Und stehen Sie auf!«, forderte er den völlig verdutzten Mann auf, der ihn entgeistert ansah. Ohne zu zögern kam er dem Befehl nach und stand mit erhobenen Händen auf.

»Wer … wer bist du? Was willst du von mir?«, stieß er aus und schielte dabei auf den Lauf des Gewehres. Dann erst merkte er, wen er vor sich hatte. »He, Sie sind ja gar kein Eingeborener! Sie sind ein Weißer. In dieser Wildnis und in diesem Aufzug?!«

»Kümmern Sie sich nicht darum, wie ich aussehe«, entgegnete Tibor. »Drehen Sie sich um, mit dem Rücken zu mir!«

Der Mann wirkte unbeeindruckt und setzte ein schiefes Grinsen auf. »Den Teufel werde ich tun! Ich lasse mir doch von einem verwilderten Weißen keine Befehle erteilen!«

Tibors Griff schloss sich fester um die Waffe, und sein Körper spannte sich an. »Ich kann auch anders … anstatt Sie zu fesseln, sollte ich sie vielleicht einfach erschießen.«

Sein Gegner schob den Unterkiefer vor und blickte von der Waffe in Tibors Gesicht. Schließlich nickte er.

»Schon gut. Nur keine übereilte Aktion. Ich tue ja schon, was Sie von mir verlangen …«

Er drehte sich um. Tibor trat ein paar Schritte zurück und betrachtete den Lagerplatz. Wie vermutet fand er einen Tornister, an dem ein langes Seil aufgerollt befestigt war. Er legte die Waffe aus der Hand, ohne dass der Mann das erkennen konnte, und schnitt mit seinem Messer ein ausreichend langes Stück Seil ab. Dann forderte er seinen Gegner auf, die Hände herunterzunehmen und band ihm die Arme eng am Oberkörper fest.

Der Mann ließ es widerstandslos über sich ergehen, stieß aber deftige Flüche aus.

»So wahr ich Bill Tomkins heiße, unsere Ausrüstung bekommen Sie nicht!«, fuhr er Tibor an. »Die Lebensmittel können Sie sich meinetwegen holen. Ich will gar nicht wissen, wie Sie im Urwald hausen müssen.«

»Sie irren sich, Mister Tomkins. Ihr Flugzeug oder Ihre Waffen interessieren mich nicht«, erwiderte Tibor. »Mich interessiert nur Ihr Plan, der Sie in dieses abgelegene Gebiet geführt hat.«

Tomkins‘ Augen wurden zu schmalen Schlitzen.

»Ich weiß nämlich, warum Sie hier sind«, eröffnete ihm Tibor. »Sie haben es auf die Diamanten des Götzenbildes der Amba-Ongas abgesehen!«

Der Mann keuchte. »Teufel! Woher wissen Sie das?«

Tibor lächelte humorlos.

»Ich weiß noch einiges mehr. Zum Beispiel, dass Sie hier auf Ihren Komplizen warten, der als weißer Gorilla verkleidet im Dorf der Eingeborenen nach einer Gelegenheit sucht, das kostbare Mosaik zu stehlen.«

Tomkins schüttelte ungläubig den Kopf. »Das geht nicht mit rechten Dingen zu! Nur ich und Frank wussten von dem Plan, niemand sonst! Oder sollte etwa …« Er riss die Augen auf. Der Schweiß perlte ihm über die Stirn. »Ist Frank etwa von den Wilden …?«

Er krächzte und musste schlucken. »Sie … Sie gehören zu den Wilden! Aber Sie sind doch ein Weißer wie ich! Sie dürfen es nicht zulassen, dass sie mich auch umbringen! Lassen Sie mich laufen! Ich schwöre Ihnen, ich werde niemals …«

Er stemmte sich vergeblich gegen die Fesseln und kam dabei so ins Taumeln, dass er fast zu Boden gestolpert wäre.

»Hören Sie auf zu winseln«, fuhr Tibor ihn an. »Sagen Sie mir lieber, wie Sie von dem Mosaikbild der Amba-Ongas erfahren haben.«

Bill Tomkins beruhigte sich allmählich wieder und schien sich mit seiner Lage abgefunden zu haben. »Von einem Missionar, mit dem wir zufällig ins Gespräch kamen. Er hatte vergeblich versucht, diese Wilden zu bekehren.«

»Danke, mehr wollte ich nicht wissen«, sagte Tibor. »Ich werde jetzt nach Ihrem Freund Frank sehen.«

 

*

Bill Tomkins sah, wie Tibor sich umdrehte und in Richtung des Dorfes davongehen wollte. Er zerrte an seinen Fesseln.

»He, Sie können mich doch nicht gefesselt zurücklassen! Was ist, wenn mich ein Raubtier anfällt?«

Tibor blieb stehen und schien zu überlegen. Tomkins musste mit verkniffener Miene zusehen, wie dieser weiße Wilde die Ausrüstung sowie das Flugzeug nach Waffen und Munition untersuchte und dann alles in den See warf. Danach kam er zu ihm herüber und durchtrennte seine Fesseln. Tomkins bewegte die Arme, um das Blut wieder zirkulieren zu lassen.

»Also gut«, sagte Tibor, »entweder Sie bleiben hier, bis ich mit Ihrem Komplizen zurückkomme, oder Sie fliegen ohne ihn ab. Dann bringe ich ihn zu einem Außenposten der Dschungelpolizei.«

Tomkins ächzte und tat so, als müsse er seinen Körper strecken. Dabei legte er die Arme an die Hüfte und nestelte an einem unter der Kleidung verborgenen Holster. Er hatte in den Jahren als Abenteurer im Urwald gelernt, auf jede Situation vorbereitet zu sein und sich doppelt abzusichern.

Die Finger seiner Hand schlossen sich um den kühlen Griff einer Pistole. Mit einem Ruck riss er sie hervor, löste mit dem Daumen die Sicherung und richtete den Lauf auf Tibor.

»Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, Sie seltsamer Wilder«, meinte er mit einem kalten Lächeln. »Nehmen Sie die Hände hoch.«

Tibor wirkte unbeeindruckt, doch er folgte der Anweisung.

Tomkins ging auf den halbnackten Mann zu, der den Dschungel fast schon erreicht hatte, und grinste siegessicher.

»Sie haben vergessen, mich zu durchsuchen und in meine Gesäßtasche zu schauen«, meinte er mit gespieltem Tadel. »Nun sind Sie es, der dran glauben muss …«

Tomkins drückte den Finger durch.

Mit der Schnelligkeit eines Panthers hechtete Tibor zur Seite. Der Ganove war so überrascht, dass er einen Augenblick lang stockte, ohne abzudrücken. Erst als er Tibor nicht mehr sehen konnte, feuerte er mehrere Schüsse ins Dickicht ab.

Er fluchte über seine eigene Unachtsamkeit.

»Na, warte!«, brüllte er und gab weitere Schüsse ab.

Dieser weiße Wilde ist flink wie ein Wiesel … der ist doch tatsächlich im Dickicht verschwunden!

Tomkins atmete so flach wie möglich und lauschte auf jedes verdächtige Geräusch. Es war nichts zu hören. Sollte er ihn doch getroffen haben? Er wischte mit der Waffe in der Hand durch die Zweige.

Wenn ja, dann müsste er hier liegen …

Er konzentrierte sich so sehr auf die direkte Umgebung und war darauf vorbereitet, dass dieser Wilde ihn aus dem Hinterhalt anfiel, dass er das Brechen von Zweigen über sich erst viel zu spät wahrnahm.

Tomkins riss den Kopf hoch und sah einen Schatten über sich. Dann wurde er durch ein gewaltiges Gewicht zu Boden geworfen und unter einem massigen Körper begraben.

Unterdrückt schrie er auf. Er versuchte, den Kopf zu wenden, und erkannte nur noch eine mächtige Pranke, die mit voller Wucht zuschlug.

 

*

»Kerak, zurück!«, rief Tibor seinem Freund zu, der Tomkins niedergerissen und mit seiner Pranke auf ihn eingeschlagen hatte. »Sonst tötest du ihn noch!«

Der Gorilla schnaubte unwillig und stieg von dem Mann herunter, der regungslos im Gras lag. Tibor konnte nicht sehen, ob er die Waffe noch umklammert hielt, und bereitete sich auf einen überraschenden Angriff vor.

»Tomkins, stehen Sie auf«, rief er ihm zu. »Aber versuchen Sie keine Dummheiten.«

Der Mann blieb liegen.

Tibor schürzte die Lippen. »Er rührt sich nicht.«

Er kniete sich so neben dem am Boden Liegenden, dass er eine Attacke jederzeit abwehren konnte. Doch Bill Tomkins konnte ihm nicht mehr gefährlich werden. Er drehte ihn auf den Rücken und fühlte dessen Puls.

»Er ist tot«, stellte Tibor fest.

Kerak brummte und schwankte mit dem Oberkörper leicht hin und her.

»Ich wollte seinen Tod nicht«, brachte er schließlich hervor und schob die Unterlippe vor. »Als ich sah, wie der Zweibeiner das Donnerrohr auf dich richtete und der Donner ertönte, dachte ich, er hätte dich umgebracht. Und da …«

Er schnaubte und blickte zu Boden.

Tibor trat zu ihm heran und legte ihm den Arm auf die Schulter. »Schon gut. Du hast mir wahrscheinlich das Leben gerettet, alter Freund.«

Er warf einen Blick auf den regungslosen Körper im Gras und beschloss, den Toten in das Flugzeug zu tragen. Auch wenn der Mann ein skrupelloser Ganove gewesen war, wollte er ihn nicht den Schakalen und Geiern überlassen.

 

*

Tibor trieb seine Freunde an, das Dorf noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Die Sonne stand bereits tief am Himmel, als der Dschungel einer offenen Fläche wich, in deren Mitte sich der Palisadenwall des Dorfes der Amba-Onga erhob. Ein hoher Wachturm ragte neben dem breiten Tor in die Höhe.