Tibor (zweite Serie) 2: Im Tal der Nandi-Bären - Thomas Knip - E-Book

Tibor (zweite Serie) 2: Im Tal der Nandi-Bären E-Book

Thomas Knip

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Beschreibung

Diese werkgetreue Umsetzung als Roman umfasst den Inhalt des zweiten Abenteuers der zweiten Serie aus den Piccolo-Großband Comicheften 23-59 von Hansrudi Wäscher. - Tibor verfolgt die Spur eines Mörders, der zwei Dschungelpolizisten erschossen hat. Offenbar hat sich der Großwildjäger einer Expedition angeschlossen, die weit in das Gebiet jenseits der Mondberge vordringen will. Aufgrund der Umstände kann Tibor den Mann jedoch nicht zurückbringen, sondern sieht sich gezwungen, sich der Expedition anzuschließen. Deren Leiter, Professor Lambertin, ist auf der Suche nach den Nandi-Bären – sagenhaften Kreaturen, die in einem verborgenen Tal leben sollen. Nach gefahrvollen Abenteuern erreicht die Expedition das Gebiet, und Tibor muss erkennen, dass die Existenz der Nandi-Bären alles andere als eine Legende ist …

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Seitenzahl: 362

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Impressum

Originalausgabe Juli 2021

Charakter und Zeichnung: Tibor © Hansrudi Wäscher / becker-illustrators

Text © Thomas Knip

Copyright © 2021 der E-Book-Ausgabe Verlag Peter Hopf, Minden

Korrektorat: Andrea Velten, Factor 7

Redaktionelle Betreuung: Ingraban Ewald

Umschlaggestaltung: etageeins, Jörg Jaroschewitz

Hintergrundillustration Umschlag: © Binkski – fotolia.com

ISBN ePub 978-3-86305-307-9

www.verlag-peter-hopf.com

Hansrudi Wäscher wird vertreten von Becker-Illustrators,

Eduardstraße 48, 20257 Hamburg

www.hansrudi-waescher.de

Alle Rechte vorbehalten

Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.

Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

Inhalt

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

 

 

THOMAS KNIP

Im Tal der Nandi-Bären

Tibor (zweite Serie) Band 2

 

 

 

EINS

 

Ein sanfter Wind strich über das ockerfarbene Gras der Savanne und fuhr durch die Äste der Akazienbäume, die sich aus der weitläufigen Ebene erhoben. Das Rascheln ihrer Blätter erfüllte die Luft.

Tibor schloss für einen Moment die Augen und genoss den kühlenden Windhauch auf seiner Haut. Er blieb im Schatten der knorrigen Bäume stehen, die den Übergang zum Dschungel bildeten. Hinter sich hörte er leise Schritte im Gras. Er wandte den Kopf und sah Hilda Newman, die aus dem Unterholz trat, dicht gefolgt von Kerak, dem Gorilla, der die Äffchen Pip und Pop auf seinen Schultern trug.

Die Strapazen der vergangenen zwei Wochen waren der jungen Frau deutlich anzusehen. Sie war es nicht gewohnt, sich zu Fuß durch einen unwegsamen Dschungel zu kämpfen, selbst unter Tibors Führung. Dabei hatte sie sich tapfer gehalten, die Zähne zusammengebissen und sich nie darüber beklagt, wenn sie die Nächte auf Matten aus geflochtenen Lianen oder in Baumkronen verbringen mussten.

Dennoch war ihr die Erleichterung anzumerken, als sie nun den Dschungel hinter sich ließ und die Umgebung mit wachem Blick betrachtete.

Eine Elefantenherde zog vorbei, die Jungtiere stets im Schutz ihrer Mütter. Der Leitbulle entdeckte Tibor, hob den Rüssel an und stieß ein freundliches Trompeten aus. Der Sohn des Dschungels hob die Hand und erwiderte den Gruß mit einem lang gestreckten Ruf, der über die Savanne hallte.

Hilda Newman schrak bei dem Schrei, der eher wie der eines Tieres als der eines Menschen klang, für einen Augenblick zusammen und schüttelte über sich selbst den Kopf. Sie hatte den Mann vor sich in den vergangenen Wochen erlebt, wie er von einer Sekunde auf die andere mitten in einem lockeren Plaudern, als säßen sie bei einem geselligen Abend zusammen, in äußerste Konzentration verfiel, die Gegend um sich herum mit Sinnen wahrnahm, die sie eher bei einem Raubtier erwartet hätte als einem Menschen, der wie sie aus der modernen Zivilisation stammte.

Tibor sah sie fragend an. Sie lächelte und winkte ab.

Er wies über die Savanne.

»Hinter der Baumgruppe dort ist einer der über das ganze Gebiet verstreuten Polizeiposten. Sie sind ständig mit zwei Beamten besetzt, die das Wildern unterbinden sollen«, erklärte er.

Sie nickte, ohne darauf zu antworten. In den zurückliegenden Tagen hatte sie viel Zeit gehabt, sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen. Selbst wenn Tibor den Beamten nichts von dem erzählen wollte, was bei den O’gogos vorgefallen war, so war sie doch selbst immer wieder hart mit sich ins Gericht gegangen. Sie hatte ihm versprochen, ihre Fehler wiedergutzumachen – und an dieses Versprechen fühlte sie sich umso mehr gebunden, je näher sie der Zivilisation wieder kamen.

Tibor löste sich aus dem Schatten der Dschungelriesen und hielt auf die vereinzelt stehenden Bäume zu. Hilda sowie Kerak, Pipi und Pop schlossen sich ihm an. »Die Beamten werden alle vierzehn Tage mit einem Hubschrauber abgelöst, der auch die Verpflegung bringt. Er wird Sie nach Nairobi mitnehmen«, erklärte er.

Es dauerte nicht lange, bis sie die einfache und doch stabil konstruierte Hütte erreicht hatten. Der Bau war aus Baumstämmen und einem Dach aus getrockneten Gräsern errichtet worden. Er bot gerade einmal den nötigsten Komfort. Nur ein Dieselgenerator sorgte für den Strom, um die wenigen elektrisch betriebenen Einrichtungen zu versorgen.

Eigentlich hätte das beständige Rattern des Generators zu hören sein müssen. Doch rings um die Hütte herrschte Stille.

Tibor blieb stehen. »Hallooo?«, rief er und winkte, um auf sich aufmerksam zu machen. Er wartete, doch keiner der Polizisten trat ins Freie, um die kleine Gruppe zu begrüßen.

Er zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich sind die Beamten auf einem Streifengang. Das kann Stunden dauern. Kommen Sie«, richtete er sich an Hilda, »wir warten in der Hütte auf ihre Rückkehr.«

Tibor ging auf die Tür zu, die von einem Vorhang aus geflochtenen Lianen verdeckt wurde und teilte die Schnüre mit seinen Händen. Er warf einen schnellen Blick ins Innere – und zog die Augenbrauen zusammen.

»Was ist denn hier passiert?«, murmelte er.

»Was ist?«, fragte Hilda Newman in seinem Rücken. Er antwortete ihr nicht direkt, sondern trat ein, wobei er sich misstrauisch nach allen Seiten umsah. Die junge Frau folgte ihm.

»Das Funkgerät«, sagte er und wies auf das kastenförmige Gerät, das auf einem wuchtigen Schreibtisch stand. »Es ist zerstört!«

Hilda öffnete überrascht den Mund. Die Abdeckung des Geräts war eingeschlagen worden. Kabel hingen ins Freie. »Was hat das zu bedeuten?«

»Bestimmt nichts Gutes«, erwiderte Tibor mit verschlossener Miene. Er sah sie eindringlich an. »Bleiben Sie in der Hütte. Ich suche nach den beiden Polizisten.«

Sie antwortete nicht darauf und umfasste die Schultern mit den Händen. Ihr fröstelte, als streiche ein kalter Wind um ihren Körper.

Tibor trat ins Freie.

»Ich habe gehört, du suchst die Zweibeiner«, brummte Kerak und wies ihm mit einer Geste an, ihm zu folgen.

»Hast du ihre Spuren schon gefunden?«, fragte der Sohn des Dschungels und untersuchte den Boden rings um die Hütte.

»Ja, aber auch noch eine andere …«, erwiderte der Gorilla und strich mit seiner Pranke über das Gras. Tibor beugte sich hinab und stützte sich an der Schulter seines Freundes ab. Pip und Pop tanzten wenige Meter vor ihnen aufgeregt über den Boden und suchten nach weiteren Abdrücken.

»Der Mann, der diese Spur hinterlassen hat, ist nach den Beamten in der Hütte gewesen«, stellte Tibor fest. Es war ein anderes Sohlenprofil als das, das von zwei Paar Schuhen überall um die Hütte herum auf dem lehmigen Boden zu erkennen war.

»Wahrscheinlich war er es, der das Funkgerät zerstörte«, sprach Tibor seine Überlegungen aus.

»Welchen Spuren wollen wir folgen?«, fragte Kerak.

»Wir suchen erst die Posten« erklärte Tibor und wies in die Richtung, in die sich die Spuren von der Hütte entfernten.

 

*

Als Tibor, Kerak, Pip und Pop der Fährte folgend an einer von dichtem Unterholz umgebenden Baumgruppe vorbeigingen, waren sie so sehr in ihre Suche vertieft, dass sie überhaupt nicht mitbekamen, wie sie von hasserfüllten, blutunterlaufenen Augen beobachtet wurden.

Ein verhaltenes Schnauben löste sich aus den Nüstern. Unruhig scharrte der Büffel mit einem Huf, als sei er für einen Augenblick lang noch unschlüssig. Doch dann spannte er seine Muskeln an und stob mit gesenktem Kopf auf die Gruppe zu.

Es war nur ein leichtes Zittern im Boden, das Tibor wahrnahm. Dennoch hob er den Kopf, um sich umzusehen – und entdeckte den Büffel, der direkt auf sie zupreschte.

»Er greift uns an!«, rief Kerak. Pip und Pop hüpften auf die Schulter des Gorillas, der mit einem Satz zur Seite sprang.

Tibor hob beide Arme, um den Büffel aufzufordern, stehenzubleiben.

»Halt!«, schallte sein Ruf über die Savanne. »Ich bin Tibor, der Herr des Dschungels und Freund aller Tiere!«

Doch zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass das wuchtige Tier gar nicht daran dachte, auf ihn zu hören. Es beschleunigte stattdessen seinen Schritt und hielt auf ihn zu. Gerade noch im letzten Augenblick konnte Tibor dem mörderischen Gehörn entgehen und rettete sich mit einem Sprung ins dichte Gras.

Der Büffel brüllte wütend, doch anstatt in seinem Lauf innezuhalten, stürzte er sich nun auf Kerak, der auf seinen langen Armen durchs Gras hastete. Auf der offenen Ebene war der Büffel jedoch deutlich schneller als er und verkürzte den Abstand mit jedem verstreichenden Moment.

Tibor hetzte dem wütenden Tier hinterher. Nur noch wenige Meter trennten es von Kerak, als er den Schwanz des Büffels zu packen bekam und gleichzeitig an ihm riss und ihn verdrehte. Der Bulle brüllte vor Schmerz auf rammte seine Hufe in den Boden. Erdbrocken spritzen empor und Staub wolkte auf. Er ließ von Kerak ab und wirbelte herum, um sich seinem Peiniger zuzuwenden.

Doch da war Tibor bereits auf seinen Rücken gesprungen. Mit der Linken packte er den Büffel beim Nacken, während er mit der Rechten das Messer aus seinem Gürtel riss und an die offen liegende Stelle zwischen Hals und Brust legte.

»Fühlst du die scharfe Spitze auf deiner Haut?«, presste er hervor. »Gib auf, sonst stoße ich dir mein Messer ins Herz!«

Mehrere Sekunden lang warf der Büffel den Kopf von einer Seite zur anderen und tänzelte auf der Stelle, als spiele er mit dem Gedanken, seinen Gegner abzuwerfen. Tibor jedoch verstärkte seinen Griff und drückte die Klinge in die Haut des Tieres. Er hatte nicht vor, zuzustoßen, doch er würde keinen Augenblick zögern, das Leben seiner Freunde zu retten!

»Ich … ich gebe auf«, schnaubte der Büffel schließlich und senkte den Kopf. Sein Atem ging schwer, und die Flanken zitterten.

Die Anspannung ließ von Tibor ab. Er klopfte dem Tier beruhigend auf die Seite und richtete sich auf. Da entdeckte er die dunkel gefärbte Stelle am Rücken des Büffels, die feucht schimmerte.

»Du bist ja verwundet!«, stieß Tibor aus. Er untersuchte die Wunde so vorsichtig er konnte. Dennoch zuckte der Büffel mehrmals zusammen und stieß gequälte Laute aus. »Eine Schussverletzung«, stellte Tibor fest. »Sie ist entzündet. Die Kugel steckt noch unter deiner Haut. Deshalb also … der Schmerz muss dich wahnsinnig gemacht haben!«

Er stieg von der Schulter des Büffels, der sich als Bako vorstellte.

»Ein weißer Zweibeiner war es«, berichtete das Tier, aus dessen Augen nun alle Wut gewichen war. »Verzeih, dass ich dich und deinen Freund angegriffen war … ich war blind vor Hass auf alle Zweibeiner.«

Tibor presste die Lippen aufeinander und musste nicht lange überlegen.

»Wenn du möchtest, helfe ich dir. Es wird einen Augenblick sehr schmerzen, aber dann habe ich die Kugel aus deinem Körper geholt und die Wunde kann heilen.«

Die dunklen Augen des Büffels musterten Tibor eindringlich. »Ich vertraue dir«, antwortete Bako schließlich.

»Lauf in die Hütte zurück«, wandte sich Tibor an Kerak, »und hole den Kasten, auf den ein rotes Kreuz gemalt ist.«

Der Gorilla bestätigte und preschte mit schnellen Sätzen davon. Es vergingen nur wenige Minuten, bis er mit dem Verbandskasten in seiner Pranke zurückkehrte. Tibor nahm ihn entgegen und untersuchte den Inhalt. Wie erwartet, enthielt er alles, was er benötigte, um die Wunde zu versorgen.

Er trat an Bako heran und sprach noch einmal beruhigend auf ihn ein, um ihm zu erklären, was er nun machen werde. Das schmerzerfüllte Brüllen des Büffels hallte über die Savanne, als Tibor gezwungen war, die robuste Haut aufzuschneiden, um die Kugel zu bergen. Dennoch ließ Bako die Prozedur über sich ergehen, ohne davonzustieben oder sich auf Tibor zu stürzen.

Tibor atmete erleichtert auf, als er das längliche Metallstück endlich zwischen seinen Fingern hielt. Er zeigte es dem Büffel. »Du warst tapfer«, sprach er mit ruhiger Stimme auf ihn ein. »Das hier ist die Kugel.«

Bako stieß ein verhaltenes Schnauben aus.

»Nun desinfiziere ich die Wunde noch«, erklärte Tibor. »Das wird etwas brennen, aber dann kann sie heilen.« Auch dieses Mal hielt der Büffel still, auch wenn ihm deutlich anzumerken war, wie viel Überwindung es ihn kostete, den Eingriff über sich ergehen zu lassen.

»Vermeide bitte die nächsten Tage, dich im Staub zu wälzen«, erklärte Tibor zum Abschluss und verstaute das Fläschchen mit dem Jod wieder im Verbandskasten.

»Danke, Tibor«, antwortete Bako. »Vielleicht kann ich auch dir helfen«, fügte er nach einem Augenblick an. »Wenn du die beiden Zweibeiner suchst, die in der Hütte gewohnt haben … ich kann dich zu ihnen führen.«

Tibor kniff die Augen zusammen. »›Gewohnt haben‹?«, echote er. »Wie soll ich das verstehen?«

Der Büffel hob den schweren Kopf und wies auf das Unterholz.

»Sie liegen auf der anderen Seite des Busches. Sie sind tot.«

Tibors Blut gefror bei diesen Worten zu Eis. »Großer Himmel!«, stieß er aus. »Hast du sie …?«

»Nein!«, erwiderte Bako vehement und schnaubte. »Sie wollten den weißen Zweibeiner fangen, der mich angeschossen hatte. Sie sind von ihm umgebracht worden.«

Tibor konnte nicht glauben, was er soeben gehört hatte. Bisher war er davon ausgegangen, die beiden Polizisten auf einem Patrouillengang irgendwo in der Savanne zu finden. Auch wenn das Funkgerät zerstört worden war, hatte es für ihn bisher keinen Anlass gegeben, vom Schlimmsten auszugehen.

Er folgte dem Büffel, der mit sicheren Schritten auf eine bestimmte Stelle im Unterholz zutrabte.

»Dort hinter dem Busch«, erklärte Bako. »Da liegen sie.«

Tibor zögerte einen Augenblick, bevor er die Zweige beiseiteschob. Als er die beiden leblosen Männer in ihrer Uniform erblickte, schloss er für einen Moment die Augen. Er kniete neben den Dschungelpolizisten und untersuchte sie. Die Wunden in ihrem Rücken ließen keinen Zweifel zu.

»Ich hatte gehofft …«, setzte er an und stockte. Sein Mund war trocken. »Du hattest leider recht, Bako. Sie sind beide tot. Hinterrücks erschossen.«

»Der weiße Zweibeiner, der das getan hat, ist mit zwei dunkelhäutigen Gefährten danach zum Fluss gegangen«, erklärte der Büffel. Er senkte den Kopf, als sei ihm selbst unwohl dabei, Tibor diese Nachricht überbracht zu haben. »Ich bin ihnen nach, wütend vor Schmerz. Dort habe ich ihre Spur verloren. Ich war entkräftet und konnte sie nicht länger verfolgen.«

Tibor nickte nur. Seine Augen brannten beim Anblick der beiden Getöteten.

»Leb wohl«, fügte Bako zögernd an. »Ich möchte nun meiner Herde folgen. Dir danke ich für das, was du für mich getan hast!«

Tibor wandte den Kopf. »Leb wohl«, verabschiedete er sich von dem Büffel, der zuerst langsam, dann mit immer schnelleren Schritten über die Savanne preschte.

Tibor sah ihm nach und richtete sich dann an Kerak. »Komm«, bat er seinen Freund, »wir tragen die beiden Unglücklichen in die Hütte.«

 

*

Hilda Newman starrte Tibor aus weit aufgerissenen Augen an, als er mit seinem traurigen Fund zur Hütte zurückkehrte. Sie musste ihren Blick von den beiden Getöteten abwenden und war kaum in der Lage, Tibors Erläuterungen zu folgen.

»Das ist ja entsetzlich!«, entfuhr es ihr mit rauer Stimme. Ihre Augen schimmerten feucht.

»Ja«, entgegnete Tibor. »Leider kommt es immer wieder zu Schießereien zwischen den Polizeiposten und Wilderern.« Er bettete die beiden Toten auf den Boden und griff nach Planen, die auf einer Kiste lagen. »Meistens sind es Eingeborene, die Elefanten wegen des Elfenbeins jagen.«

Er wickelte eine Plane fest um einen der beiden Männer. Kerak sah ihm bei den Handgriffen zu und tat es ihm beim zweiten gleich.

»Seltenerweise, wie in diesem Fall, sind es Weiße«, fuhr er fort. »Meist sind es fanatische Jäger, die sich mit dem ihnen von der Jagdbehörde vorgeschriebenem Kontingent an freigegebenem Wild nicht begnügen wollen.«

Tibor erhob sich und blieb einen Augenblick lang in Gedanken versunken stehen. »Vielleicht gelingt es mir, das Lager des weißen Jägers zu finden«, sagte er und richtete sich an Hilda. Er nahm ihre Hände in seine. »Kann ich Ihnen zumuten, hier allein …?«

»Gehen Sie nur«, antwortete die junge Frau mit fester Stimme. »Vor Toten habe ich keine Angst. – Fassen Sie deren Mörder!«

»Danke Miss Hilda! Ich weiß, was ich von Ihnen verlange. Aber ich darf keine Zeit verlieren! Leider kommen diese Burschen nur allzu oft ohne Strafe davon. Dieses Land ist weit und bietet denen, die darin untertauchen wollen, zahlreiche Möglichkeiten, nie gefunden zu werden …«

 

*

Es dauerte ungefähr drei Stunden, bis Tibor und seine Freunde die Lagerstelle des weißen Jägers am Fluss gefunden hatten. Eine dunkel gefärbte Vertiefung im Erdreich zeigte den Platz an, an dem das Lagerfeuer gebrannt hatte. Rings um die Stelle war der Boden von zahlreichen Spuren übersät, wobei neben den Abdrücken von Stiefeln auch die von nackten Füßen deutlich sichtbar waren.

Tibor griff nach einem verkohlten Holzstück und zerrieb es zwischen den Fingern.

»Das Lager ist schon gestern oder vorgestern abgebrochen worden«, vermutete er. Wer immer der Mann war, den er verfolgte, er verstand sein Jagdhandwerk und wusste, wie man ein Lager abbaute. Nichts war zurückgeblieben, das einen Anhaltspunkt gegeben hätte.

»Komm ans Ufer«, klang Keraks Stimme vom Fluss zu ihm herüber.

Tibor erhob sich und wollte gerade die Böschung hinabklettern, als er auch schon die tiefen Ausbuchtungen im plattgedrückten Gras erkannte, neben denen der Gorilla kauerte. Hier waren mehrere Boote an Land gezogen worden.

Er sprang die Böschung hinab. »Entweder hat unser Freund Gesellschaft bekommen, oder er gehört zu einer größeren Jagdpartie!«

»Vielleicht wissen die anderen Zweibeiner gar nichts von seinem Verbrechen«, meinte Kerak.

»Schon möglich«, erwiderte Tibor und betrachtete die Spuren nachdenklich. Sein Blick folgte dem Lauf des Flusses. »Jedenfalls ist hier leider für uns Endstation. Wir wissen ja nicht einmal, ob sie flussaufwärts oder -abwärts gefahren sind …«

Er schüttelte bei dem Gedanken daran, dass dieser Mörder seiner gerechten Strafe entgehen konnte, frustriert den Kopf.

In diesem Augenblick riss in ein helles Kreischen aus seinen Überlegungen. Er drehte sich um und sah Pop in heller Aufregung.

»Bei allen …«, entfuhr es Tibor.

»Hilfe!«, schrie das Äffchen und vollführte einen wilden Tanz. Von der Spitze seines langen Schwanzes stiegen feine Rauchfahnen empor. Verzweifelt machte es einen weiten Satz über Tibor und Kerak hinweg und landete im flachen Wasser am Ufer.

Es zischte leise, und Pop setzte einen erleichterten Gesichtsausdruck auf.

»Ah, das tut gut …«, stöhnte er und schüttelte sein nass gewordenes Fell.

»Was soll denn das bedeuten?«, wollte Tibor wissen. »Wir konnte dein Schwanz Feuer fangen?«

»Pip hat das getan!«, zeterte das Äffchen und fuchtelte mit seinen Armen.

Tibor sah zu dem kleinen Affen herüber, der förmlich in sich zusammensank. »Ich habe keine Schuld!«, beeilte sich Pip mit leiser Stimme zu sagen. »Das Teufelsding dort«, er wies auf eine Stelle im Gras, »das hat es getan!«

Tibor runzelte die Stirn, erklomm die Böschung und sah nun, wie etwas im Sonnenlicht aufblitzte. Er griff nach dem schlanken metallischen Objekt.

»Ein Feuerzeug«, stellte er fest und prüfte, ob es funktionierte. Sein Daumen rieb über das geriffelte Rad an der Seite, und eine kleine Flamme züngelte empor.

»Das Ding lag da drüben«, holte Pip zu einer Erklärung aus. »Es glänzte so schön! Ich hab damit herumgespielt … und plötzlich brannte Pops Schwanz.« Bei den letzten Worten war er kleinlaut geworden.

»Na warte!«, kreischte sein Bruder, sprang vor und griff nach Pips Schwanz. »Gleich brennt dein Hinterteil auch!«

Pip quiekte und zeterte, doch er konnte nicht verhindern, dass Pop ihn übers Knie legte und ihm mit seiner kleinen Hand mehrere Klapse auf den Hintern gab. Pip wand sich und jammerte.

Tibor untersuchte das polierte Gehäuse. Dieses Feuerzeug konnte vielleicht tatsächlich zur Überführung des Mörders beitragen. An einer Seite waren die Initialen ›AL‹ in geschwungenen Buchstaben eingraviert.

»Hört auf zu streiten!«, forderte die Äffchen auf. »Es ist ein Glück, dass Pip das Feuerzeug gefunden hat!«

»Glück nennst du das?«, lamentierte Pop und hob seinen Schweif an, an dessen Ende sich schwarz verfärbte Haare kräuselten. »Pip hat mir mit dem Ding den Schwanz angezündet!«

»Na, so schlimm war es doch nicht«, beruhigte ihn Tibor. »Und ich möchte wetten, dass Pips Hinterteil nach deiner ›Behandlung‹ jetzt auch brennt.«

Wie zur Bestätigung jammerte Pip erneut auf und rieb sich die Kehrseite.

Pop grummelte noch kurz, dann reichte er seinem Bruder die Hand. »Na schön, dann wollen wir uns wieder vertragen.«

Pip zögerte einen Moment, als rechne er mit einem weiteren ›Überfall‹, und schlug in die gereichte Hand ein.

»So ist es recht, Freunde!«, kommentierte Tibor den Anblick der beiden Äffchen, die ihren Zwist schon Sekunden später wieder vergessen hatten. Er setzte sich an die Böschung und spielte gedankenverloren mit dem Feuerzeug in seiner Hand.

»Was nun?«, fragte Kerak, der sich zu ihm gesellt hatte. »Der weiße Zweibeiner ist mit einem Boot davongefahren, und wie du schon gesagt hast, wissen wir nicht einmal in welche Richtung.«

»Das stimmt«, antwortete Tibor. »Und selbst wenn wir es wüssten, könnten wir die Verfolgung nicht sofort aufnehmen. Ich möchte Hilda mit den beiden Toten nicht allein in der Hütte zurücklassen, bis die Ablösung der Polizisten eintrifft.«

Kerak legte ihm den Arm um die Schulter.

»Die Spuren sind mindestens einen Tag alt«, brummte er. »Wenn du den weißen Zweibeiner noch einholen willst …«

»Der Vorsprung spielt keine Rolle, Kerak«, entgegnete Tibor. »Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist der Mörder unterwegs zurück in die zivilisierte Welt, oder er ist weiter ins Innere vorgedrungen. Um weiter seiner Jagdleidenschaft zu frönen, in der Annahme, dass niemand ihm seine Tat beweisen kann.«

Der Gorilla hörte ihm aufmerksam zu.

»Im ersten Fall wird ihm die Polizei mithilfe des gefundenen Feuerzeugs bald auf die Spur kommen, denn als Jäger muss er sich ausweisen und mit seinem Namen registrieren«, fuhr Tibor fort. »Im zweiten Fall finden wir ihn, früher oder später.«

Er erhob sich und klopfte sich feuchte Erde von den Beinen. »Lass uns zur Hütte zurückkehren«, forderte er Kerak auf. Suchend blickte er sich um. »He, wo sind denn Pip und Pop?«, fragte er den Gorilla, der sich genauso verdutzt umsah.

»Wir sitzen hier und kühlen uns ab«, antwortete ihm eine helle Stimme vom Fluss. Tibor drehte sich um und sah die beiden Äffchen, die ihm zuwinkten. Doch er erblickte auch etwas anderes. Sein Herzschlag beschleunigte sich.

»Bei allen …«, stieß er aus. »Kommt schleunigst aus dem Wasser, sonst habt ihr gleich nichts mehr zu kühlen. Seht euch um!«

Er wies auf den träge im Fluss dahingleitenden Körper, den man im ersten Augenblick für einen Baumstamm hätte halten können. Bis die kalt glitzernden Augen sichtbar wurden und sich das lange Maul aus dem Wasser schob.

Pip und Pop erblickten das Krokodil, das keine fünf Meter mehr von ihnen entfernt war und sprangen kreischend aus dem Wasser. Das gewaltige Reptil riss sein Maul hungrig auf und entblößte die Reihen scharf gezackter Zähne.

Doch die schon sicher geglaubte Beute hüpfte panisch die Böschung empor. Das Krokodil verfolgte, wie sich die Äffchen auf Keraks Schulter in Sicherheit brachten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als missmutig einen zischenden Laut auszustoßen und sich auf der Suche nach neuer Beute wieder auf die Lauer zu legen …

 

*

Tibor kehrte zur Hütte zurück. Obwohl Hilda Newman tapfer ausgehalten hatte, war sie doch erleichtert, ihn wohlbehalten wiederzusehen. Als die Ablösung auch am folgenden Tag nicht eintraf, sahen sich Tibor und Kerak gezwungen, die beiden Polizisten zu beerdigen, bevor die Hitze den toten Körpern zusetzte.

Sie gruben hinter der Hütte zwei Gräber aus und erwiesen den Männern die letzte Ehre.

 

 

»Ich denke, es wird ihnen recht sein, dass sie in der Erde ruhen, für die sie ihre Pflicht bis zum Tode erfüllt haben«, sagte Tibor, nachdem die Gräber wieder mit Erde bedeckt waren. »Und meine Pflicht ist es, ihren gewissenlosen Mörder zur Strecke zu bringen! Erst recht, wenn er weiter im Inneren des Landes die Tiere jagt, für deren Schutz diese Männer ihr Leben gaben! Mögen sie in Frieden ruhen.«

Hilda Newman griff nach Tibors Hand und drückte sie.

 

*

Es vergingen noch weitere vier Tage, bis ein an- und abschwellendes sirrendes Geräusch die Luft erfüllte, das beständig lauter wurde. Hilda entdeckte den kleinen Punkt am blassblauen Himmel als Erste.

»Ein Hubschrauber!«, rief sie aus und drehte sich zu Tibor um.

»Das wird die Ablösung sein«, kommentierte der Sohn des Dschungels den dunklen Punkt, der nun deutlich auszumachen war. Der Helikopter von Typ Hughes OH-6 kam rasch näher und setzte nur wenige Minuten später auf der Lichtung vor der Hütte auf.

Tibor winkte den Polizisten hinter den Armaturen zu. Wer in dieser entlegenen Gegend seinen Dienst verrichtete, musste über die entsprechende Zusatzausbildung verfügen, um selbst einen Hubschrauber bedienen zu können.

Der aufgewirbelte Wind der Rotoren fegte über das Erdreich hinweg. Tibor und Hilda hielten sich in sicherem Abstand und warteten, bis der Helikopter aufgesetzt hatte und die Rotorblätter ausliefen.

Die Seitentüren wurden aufgestoßen, und zwei Polizisten stiegen aus der gläsernen Kanzel. Es waren ein Kenianer und ein hellhäutiger Mann. Dieser nahm den Pilotenhelm ab und fuhr sich durch sein blondes Haar, bevor er sich den Buschhut aufsetzte. Er lief mit ausgestreckter Hand auf den Mann zu, der ihm nun entgegenkam.

»Tibor? Sind Sie es tatsächlich?«, meinte der Polizist ungläubig, strahlte dabei aber übers Gesicht. »Das nenne ich eine Freude!«

Tibor schlug in die Hand ein. »Leider wird sie nicht ungetrübt bleiben, Sergeant Wilks«, entgegnete er mit einem ernsten Gesichtsausdruck.

Der Polizist sah ihn verwirrt an und stellte seinen Kollegen, Sergeant Umbulu, vor. Tibor reichte auch ihm die Hand und wies auf Hilda Newman, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Die beiden Uniformierten grüßten sie freundlich, waren aber sichtlich erstaunt, eine Frau hier anzutreffen.

Tibor berichtete den Männern von dem traurigen Geschehen. Die Polizisten waren fassungslos und wollten den Worten zuerst keinen rechten Glauben schenken. Erst als Tibor sie zu den Gräbern hinter der Hütte führte, wurde es für sie zur grausigen Gewissheit.

Wilks fuhr sich übers Gesicht. »Das ist ja … ich bin erschüttert!«, murmelte er und stieß den Atem aus. Umbulu starrte mit versteinerter Miene auf die Grabstellen.

»Wir mussten die beiden Beamten beerdigen, Sergeant«, erläuterte Tibor. »Das Funkgerät wurde absichtlich zerstört, sonst hätte ich umgehend Verbindung mit der Polizeistation aufgenommen.«

Wilks nickte geistesabwesend. »Das ist schon recht. Aber …«, er sah ihn unverwandt an, »… sind Sie wirklich sicher, dass es ein Weißer getan hat?«

»Ja«, erwiderte Tibor. »Ein Büffel war Zeuge der Tat.«

»Wollen Sie uns auf den Arm nehmen?«, schnappte Sergeant Umbulu, der noch immer mit dem Gehörten zu kämpfen hatte. »Ein Büffel?!«

»Sie kennen Tibor nicht«, warf Wilks ein und hob beschwichtigend die Hand. »So seltsam es klingen mag, Tibor versteht die Sprache der Tiere!«

Umbulu hielt inne und sah den Sohn des Dschungels forschend an. »Ist das wahr?«, fragte er, nicht völlig überzeugt.

»Ja, Sergeant«, antwortete Tibor und sah den Kenianer offen an. »Ich weiß natürlich, dass die ›Zeugenaussage‹ eines Büffels vor Gericht ein Ding der Unmöglichkeit ist. Aber sie hat mich auf die richtige Spur gebracht.«

Sergeant Umbulu kratzte sich verblüfft am Kopf.

»Sie sagten, der Jäger und seine Träger wären mit Booten davongefahren«, meinte Wilks nach einigem Nachdenken. »Wir hätten sie bemerken müssen, wenn sie nach Nairobi wollten, da wir am Fluss entlang geflogen sind.«

Umbulu nickte bekräftigend.

»Dann sind sie weiter ins Innere des Landes vorgedrungen«, antwortete Tibor. Er griff an seinen Gürtel und holte ein schmales Objekt hervor, das er dort eingeklemmt hatte. »Hier, sehen Sie, was ich an ihrem Lagerplatz gefunden habe.«

Wilks nahm es entgegen. »Ein Feuerzeug?«

»Sehen Sie sich die eingravierten Initialen an«, forderte Tibor ihn auf. »Auf der Hauptstation werden doch alle Jäger eingetragen, bevor sie ins Innere weiterreisen dürfen.«

Wilks hielt das Gehäuse ins Sonnenlicht, um die glatt polierte Oberfläche besser betrachten zu können. »›AL‹? Aber sicher …« Er beschrieb eine abwehrende Geste. »Nein, der Besitzer dieses Feuerzeuges kann niemals der Mörder sein. Ich habe den Mann persönlich kennen gelernt!«

Er reichte es an Tibor zurück.

»Der Mann heißt Albert Lambertin. Er ist Professor der Zoologie an einer angesehenen französischen Universität«, fuhr er fort. »Und dieser Mann würde sich eher in Stücke reißen lassen, als dass in seiner Gegenwart auch nur ein Tier getötet werden dürfte!« Wilks sah Tibors fragenden Gesichtsausdruck. »Er ist überzeugter Vegetarier und versucht, jeden geradezu fanatisch von Fleischgenuss abzubringen. Stellen Sie sich vor … er wollte mir mein Steak fortnehmen, als er bei mir am Vorabend des Aufbruchs der Expedition zum Essen eingeladen war!«

Der Sergeant lachte bei der Erinnerung daran kurz auf. »Nein, Tibor, Ihr Büffel ist kein glaubwürdiger ›Zeuge‹.«

»Der Büffel hat mir den Mann nicht beschrieben, Sergeant«, erklärte Tibor. »Ich vermute, der Mörder hat sich der Expedition Ihres Sonderlings angeschlossen. Das würde die vielen Spuren am Fluss erklären.«

Wilks fuhr sich übers Kinn. »Hm, das wäre möglich … damit würde der Bursche für eine gute Weile untertauchen. Seiner Jagdleidenschaft müsste er allerdings solange entsagen. – Ich habe Ihnen ja den Professor geschildert!«

Er warf Sergeant Umbulu einen schnellen Blick zu. »Ich habe eine Bitte, Tibor, und ich denke, dass mein Kollege mit mir einer Meinung ist.« Er atmete hörbar aus. »Holen Sie die Expedition ein und warnen Sie den Professor, falls es sich herausstellen sollte, dass Ihre Vermutung zutrifft.«

Er wies auf den Helikopter. »Wir können mit dem Hubschrauber nicht so weit vordringen. Aber ich beschwöre Sie, nichts gegen den Mörder zu unternehmen! Ich will nicht, dass Sie sich in Gefahr bringen! Wir verhaften ihn dann nach Rückkehr der Expedition.«

Tibor stemmte die Hände in die Hüften. »Wie ich mich verhalte, wenn ich dem Mörder gegenüberstehe, müssen Sie schon mir überlassen, Sergeant Wilks. Ich bin da draußen auf mich allein gestellt. Und«, er wiegte den Kopf, »ich glaube kaum, dass Sie den Jäger nach seiner Rückkehr festnehmen und ihm den Prozess machen können. Sie haben keinerlei Beweise gegen ihn.«

Wilks war anzusehen, dass er mit der Antwort alles andere als einverstanden war. Doch ihm blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen.

Tibor warf Hilda Newman einen Blick zu und bat sie mit einer Geste, zu ihm zu kommen, dann richtete er sich erneut an den Sergeanten.

»Ich möchte Sie aber bitten, Miss Hilda zurück zur Hauptstation mitzunehmen.«

»Selbstverständlich!«, antwortete Wilks.

Tibor wandte sich der jungen Frau zu und legte ihr die Arme auf die Schultern. Sie sah ihn mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an.

»Leben Sie wohl, Miss Hilda«, sagte er zu ihr. »Und alles Gute für die Zukunft.«

»Danke, Tibor«, antwortete sie zögernd. »Ich …«

Bevor sie fortfahren konnte, drückte er ihre rechte Hand. »Oh, beinahe hätte ich etwas vergessen …«, meinte er mit einem Lächeln. »Etwas, das Sie an Ihr Abenteuer im Dschungel erinnern soll!«

Sie spürte einen harten Gegenstand und schloss reflexartig ihre Finger darum, ohne den Blick von Tibor zu nehmen.

»Aber …«, brachte sie nur hervor.

Er zwinkerte ihr zu, löste sich von ihr und eilte mit schnellen Schritten durch die Savanne. »Wenn ich den Mörder gefangen habe, kehre ich mit ihm hierher zurück, Sergeant!«, rief er Wilks noch zu, dann war er hinter einer Böschung verschwunden.

»He! Ich sagte doch … warten Sie«, rief Wilks ihm konsterniert nach und hob die Hand. Doch nur Sekunden später ließ er sie sinken.

»Weg ist er«, konnte Sergeant Umbulu nur noch feststellen.

»Oh, das ist ja …«, stieß Hilda Newman hinter ihnen aus. Die Uniformierten drehten sich zu ihr um. Sie sahen den verblüfften Gesichtsausdruck der jungen Frau, und dann erblickten sie das glänzende Objekt in ihrer Handfläche.

Sergeant Wilks stieß unwillkürlich einen Pfiff aus und schob sich den Buschhut aus der Stirn. »Donnerwetter! Ein riesiger Rohdiamant!«

Hilda sah zuerst den Polizisten an, dann den Stein. Sie schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf.

»Und diese Reinheit …«, fuhr Wilks fort. »Ich bin kein Experte, aber der Stein dürfte sehr wertvoll sein!«

Hilda Newman hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Sie rieb sich über die feucht gewordenen Wangen und musste den Kloß in ihrem Hals herunterschlucken, bevor sie sprechen konnte.

»Es ist unfassbar«, meinte sie mit belegter Stimme. »Er hat mir den Stein geschenkt, obwohl …«

»›Obwohl‹ was, Miss Hilda?«, hakte Sergeant Umbulu nach.

Sie senkte den Blick und schüttelte erneut den Kopf. Es wollte ihr nicht mehr gelingen, gegen die Tränen anzukämpfen. »Verzeihen Sie, Sergeant. Aber das ist ohne Bedeutung für Sie …«

 

 

 

ZWEI

 

Zur gleichen Zeit hatten Tibor und seine Freunde den Fluss erreicht und folgten dessen Verlauf. Die Uferböschung war nur spärlich bewachsen, und so kamen sie schnell voran.

»Warum hast du nicht gefragt, wohin der Zweibeiner reisen will und was er vorhat?«, fragte Kerak unvermittelt.

Tibor drehte sich zu ihm um. »Ich wollte mich nicht länger als nötig mit den Polizisten unterhalten, weil sie mir sonst noch unangenehme Fragen über Miss Hilda gestellt hätten«, antwortete er. »Ich lüge nicht gern, und die Polizisten sollten die Wahrheit nicht erfahren, weil ich sie für bestraft genug halte.«

Er zuckte mit den Schultern. »Wir erfahren ja alles von diesem Professor Lambertin, wenn wir seine Expedition eingeholt haben.«

Sie setzten den Weg am Fluss fort. Die Sonne färbte den Horizont bereits in einen intensiven Orangeton, als sie die Silhouette eines befestigten Dorfes am Fluss ausmachen konnten.

Tibor verharrte im Schutz der letzten Ausläufer des Dschungels und beobachtete die Umgebung. Hinter dem Palisadenwall konnte er Stimmen hören, die sich angeregt unterhielten. Rauchfahnen von Lagerfeuern stiegen in den rasch dunkler werdenden Himmel. Mehrere Männer und Frauen beeilten sich, vor Anbruch der Nacht das Dorf zu erreichen und hielten mit schnellen Schritten über die Lichtung auf das offen stehende Tor zu.

Er gab seinen Begleitern in Handzeichen. »Wartet hier«, bat er die Affen. »Ich frage im Dorf nach der Expedition.« Kerak grunzte unwillig. Tibor lächelte ihm zu. »Beunruhigt euch nicht, wenn ich nicht gleich zurückkomme. Es ist möglich, dass die Dorfbewohner mich einladen, die Nacht bei ihnen zu verbringen.«

Kerak schob den Unterkiefer vor. »In Ordnung«, meinte er schließlich. »Wenn du uns brauchst, wir suchen uns hier zwischen den Ästen einen Schlafplatz.«

Tibor nickte ihm zu und ging auf das Dorf zu. Am Ufer waren noch mehrere Fischer damit beschäftigt, die langen Pirogen an Land zu ziehen und ihre Netze aufzuhängen. Einer der Männer entdeckte den Ankömmling, der sich aus dem Dunkel der Bäume schälte, und machte seine Stammesbrüder auf ihn aufmerksam.

»Ich komme in Frieden!«, rief Tibor ihnen zu und breitete die Arme mit offenen Handflächen aus, um zu zeigen, dass er nichts zu verbergen hatte. Jetzt erst erkannten ihn die Fischer.

»Tibor?«, fragte einer überrascht.

Die Männer ließen von ihrer Arbeit ab und begrüßten ihn herzlich.

»Du warst lange nicht bei uns«, bemerkte einer. »Wie geht es dir?«

»Danke, gut, Freunde«, antwortete der Sohn des Dschungels und sah in die freundlichen Gesichter der Dorfbewohner. »Ich möchte euch um eine Auskunft bitten, aber zuerst möchte ich euren verehrten Häuptling und den weisen Zauberer begrüßen!«

»Komm!«, antwortete einer der Fischer und machte eine einladende Bewegung. »Sie sitzen in der Hütte des Häuptlings zusammen.«

Tibor folgte ihm und wurde von Häuptling Kitutu ebenso freundlich empfangen. Der in prachtvolle Gewänder gekleidete Mann bat ihn in seine Hütte und wies seine Töchter an, Speisen und Getränke herbeizubringen, um seinen Gast den Bräuchen entsprechend zu bewirten.

In der großen Hütte begrüßte ihn auch der Zauberer Jengo, der ihn interessiert musterte. Tibor konnte ihm ansehen, dass er sich fragte, warum er zu ihnen gekommen sei. Doch als er den Grund seines Besuchs erklären wollte, winkte der Häuptling ab und merkte an, dass sie zuerst essen wollten. Dabei klopfte er sich auf seinen stattlichen Bauch.

Nur wenige Minuten später saßen sie um ausgelegte Farnwedel herum am Boden, während Kitutus Töchter Schalen voller gekochtem Gemüse und Fleisch abstellten. Der Häuptling bat seinen Gast, zuzugreifen und langte selbst nach einem dampfenden Hühnerschlegel. Tibor schaufelte mit einem abgetrennten Stück Fladenbrot etwas Gemüse und aß es mit sichtlichem Appetit.

Kitutu nickte zufrieden und griff nach einem Stück Hühnerbrust.

»Wenn du gestattest, großer Häuptling, dann möchte ich einige Fragen an dich richten«, setzte Tibor an, nachdem er seinen Hunger gestillt hatte.

Kitutu leckte sich die Finger. »Sprich, großer Tibor«, forderte er ihn auf.

»Ich folge einer Gruppe von weißen Männern, die mit Booten flussaufwärts reisten«, erklärte Tibor. »Kannst du mir sagen, wann sie an deinem Dorf vorübergefahren sind?«

Der Häuptling musste nicht lange überlegen. »Vor fünf Tagen war das.« Er warf Jengo einen schnellen Blick zu, und der Zauberer bestätigte. »Aber die Männer sind nicht nur vorübergefahren, sie haben im Dorf Rast gemacht und kauften reichlich Proviant ein. Das war ein guter Tag für uns!«

»Bitte erzähle mir von ihnen«, hakte Tibor nach. »Wie viele waren es? Und haben sie dir auch von ihren Absichten berichtet?«

Der Häuptling wiegte den Kopf. Bevor er antwortete, griff er sich einen weiteren Hühnerschlegel. »Sie taten sehr geheimnisvoll«, meinte er zwischen zwei Bissen. »Und wenn du mich fragst, war ihr Anführer nicht ganz richtig im Kopf.« Er lachte bei diesen Worten unterdrückt auf.

»Wie soll ich das verstehen?« Tibor runzelte die Stirn.

Kitutu machte eine ausholende Geste. »Nun, wir wollten den Weißen zu Ehren einen Hammel schlachten, da sie Gäste in unserem Dorf waren und wir gute Geschäfte mit ihnen gemacht hatten … aber da hättest du ihren Anführer sehen sollen!« Er fuchtelte mit dem halb abgenagten Hühnerbein durch die Luft. »Er ist dem Schlachter in den Arm gefallen!«

Kitutu seufzte. »Dann ließ er uns durch seinen Dolmetscher sagen, dass es Sünde sei, Fleisch zu essen, und wir sollten in Zukunft wie er nur Salat und Gemüse essen. Gemüse, und das mir! Sag, das ist doch verrückt, nicht wahr?«

Tibor schmunzelte und konnte sie die Szene gut vorstellen, nachdem er sich Sergeant Wilks‘ Schilderungen ins Gedächtnis rief. »Nun, das ist Ansichtssache, großer Häuptling«, setzte er an und achtete darauf, seine Worte mit Bedacht zu wählen, um den Eingeborenen nicht zu verstimmen. »Ich esse auch kein Fleisch, aber ich bin der Meinung, dass jeder selbst über seine Lebensweise bestimmen soll. Niemand hat das Recht, anderen seine Überzeugung aufzuzwingen.«

Kitutu nickte beifällig. »Das ist ein weises Wort, großer Tibor!« Er legte den abgenagten Knochen in eine Holzschale. »Übrigens … die anderen beiden Weißen scheinen ihren Anführer auch nicht ganz ernst genommen zu haben. Während er seinen Vortrag über die … Schändlichkeit des Fleischgenusses hielt, blinzelten sie sich verständnisvoll zu.«

Tibor hörte nachdenklich zu.

»War der Anführer mit den beiden gleichermaßen vertraut?«, fragte er nach. »Du verstehst, wie ich das meine?«

Kitutu bestätigte. »Den einen redete er mit seinem Vornamen an, während der andere Mister soundso genannt wurde. An die Namen kann ich mich nicht mehr erinnern.«

»Danke, deine Beobachtung ist sehr wertvoll für mich!«, antwortete Tibor. »Nun zu dem Ziel der Expedition …«

Der Häuptling schüttelte umgehend den Kopf und winkte ab. »Darüber wissen wir nichts. Die weißen Männer taten wie gesagt sehr geheimnisvoll. Alles, was wir von ihnen erfahren konnten, war, dass sie in das unerforschte Gebiet jenseits der Mondberge vordringen wollen.«

Tibor sah ihn bei dieser Auskunft erstaunt an.

Kitutu zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht, dass sie es erreichen werden. Keiner ihrer schwarzen Träger wird ihnen dorthin folgen.«

Tibor überlegte. »Ich kenne das Gebiet auch nicht. Was mögen sie dort wollen?«

Der Häuptling lachte und hielt sich seinen Bauch. »Wer kennt sich schon in den Gehirnen von Verrückten aus?« Er schmunzelte und wischte sich über einen Mundwinkel. »Vielleicht will der Salatesser die Menschenfresser, die dort hausen, bekehren.« Erneut lachte er herzhaft, und der Zauberer stimmte ein.

»Menschenfresser?«, echote Tibor. »Das sind doch nur Altweibergerüchte, großer Häuptling. Diese Zeiten sind hier doch längst vorbei!«

Kitutu wurde wieder ernst. »Das magst du glauben. Ich hingegen könnte dir Dinge erzählen …«

Tibor winkte mit einem schiefen Lächeln ab. »Lass es gut sein, großer Häuptling!«

»Warum interessierst du dich eigentlich so für diese verrückten Weißen«, wollte Kitutu wissen und sah ihn forschend an.

»Einer von ihnen ist ein Mörder«, entgegnete Tibor. Sein Blick ging vom Häuptling zum Zauberer. »Er hat zwei Polizisten erschossen.«

Die beiden Eingeborenen sahen ihn bestürzt an. Ihnen war anzusehen, dass sie bisher nichts von diesem Vorfall gewusst hatten.

»Aber er wird der gerechten Strafe nicht entkommen«, fuhr Tibor mit einem energischen Ausdruck in der Stimme fort. »Du weißt, wenn ich erst einmal eine Spur aufgenommen habe …«

Kitutu rieb sich das Doppelkinn. »Ja, ich möchte nicht dein Feind sein, Tibor!«

 

*

Sie konnten nicht ahnen, dass ihr Gespräch von einem Eingeborenen belauscht wurde, der sich inmitten des geschäftigen Treibens zwischen den Hütten die ganze Zeit nahe an der offen stehenden Tür aufgehalten hatte. Er hatte sich bemüht, die Aufmerksamkeit der mit einem Speer bewaffneten Wache nicht zu erregen, die vor dem Eingang stand.

Der Eingeborene schürzte die Lippen und kratzte sich am Kinn.

Deshalb also hatte ihm einer der Weißen so viel Geld gegeben … er sollte aufpassen, dass niemand der Expedition folgte. Und dafür würde er bei dessen Rückkehr noch einmal so viel Geld bekommen!

Es war mehr gewesen, als er innerhalb eines Jahres verdienen konnte. Damit konnte er endlich seine Stellung im Dorf verbessern. Wie hätte er sich solch eine Gelegenheit entgehen lassen können?

 

*

Die Nacht brach herein. Die Dorfbewohner zogen sich nun rasch in ihre Hütten zurück. Nur entlang des Palisadenwalls und am Eingang der Häuptlingshütte erhellten Fackeln die Umgebung, der Rest des Dorfes lag in tiefe Schatten gehüllt.

Und so bemerkte niemand den Mann, der im Dunkel verborgen auf der Lauer lag. Er musste lange warten, denn der Häuptling und der Zauberer saßen noch bis spät in die Nacht mit Tibor zusammen, bevor sie endlich schlafen gingen. Hinter großen Tonkrügen verborgen, verfolgte er, wie der Sohn des Dschungels eine ihm zugewiesene Hütte betrat und sich schlafen legte.

Der Mann wartete noch eine Weile ab und lauschte, um sicher zu gehen, dass Tibor auch tatsächlich schlief. Nachdem er keine Geräusche aus der Hütte vernahm, holte er sich von einem Holzstapel einen schweren Balken und stemmte ihn so geräuschlos wie möglich gegen die Tür. Bei jedem Kratzen und Schaben, das er verursachte, zuckte der Mann zusammen und hielt den Atem an. Schweiß lief ihm übers Gesicht.

Er prüfte den Sitz des Balkens und ging zu einer Feuerstelle hinüber. In den Feuertöpfen glommen noch Holzkohlestücke. Hastig warf der Mann einen Blick über die Schulter, als befürchte er, im entscheidenden Augenblick noch entdeckt zu werden. In geduckter Haltung lief er zurück und schüttete die tiefrot schimmernde Holzkohle rund um die Hütte aus.

Im trockenen Holz der Hüttenwand fanden die Kohlestücke rasch Nahrung. Nur wenige Augenblicke später züngelten auf allen Seiten erste Flammen empor, die schnell zu einem lodernden Feuer wurden.

Mit einem zufriedenen Grinsen betrachtete der Mann sein Werk und beeilte sich, in den Schatten der Nacht zu verschwinden.

 

*

Tibor fuhr aus dem Schlaf hoch. Ein Kratzen in seinem Hals reizte ihn zum Husten. Er holte tief Luft – und bereute es umgehend. Er musste erneut husten und bekam immer schwerer Luft.

Übergangslos war er wach und sah die Flammen, die die Wand der Hütte entlangzüngelten.

Das Holz knisterte und knackte. Dichter Rauch hing in der Luft. Tibor sprang auf und musste nun bei jedem Atemzug husten. Er hielt sich die Hand vor den Mund und hastete zur Tür. Doch als er sie aufstoßen wollte, gab sie nur ein Stück weit nach.

Entsetzt stemmte er sich mit aller Kraft gegen das Holz, während die Flammen um ihn herum immer höher loderten. Die Tür knirschte in ihrer Verankerung, doch sie ließ sie nicht öffnen!

Von draußen hörte er, wie jemand Alarm rief. Offenbar hatte eine Wache am Palisadentor das Feuer bemerkt und weckte das Dorf. Doch so lange konnte er nicht warten. Das Atmen wurde zur Qual.

Tibor ließ von der Tür ab und warf sich verzweifelt gegen die Hüttenwand. Er spürte die Hitze der Flammen schmerzhaft auf seiner Haut. Seine Lungen schrien bei jedem Atemzug nach frischer Luft. Vor seinen Augen tanzten bunte Kreise, und ihm drohten die Sinne zu schwinden.

Stimmen klangen zu ihm durch. Menschen riefen panisch durcheinander. Er hörte, wie Wasser gegen die Außenwand klatschte, doch es dauerte viel zu lange, bis das Feuer damit eingedämmt werden konnte.

Als er schon alle Hoffnung aufgeben wollte, knirschte das Holz unter seinem Ansturm und brach auseinander. Tibor taumelte ins Freie und stolperte zu Boden. Verbissen zog er sich von der brennenden Hütte fort, dann schwanden ihm die Sinne.

 

*