Tiffany Sexy Band 41 - Kate Hoffmann - E-Book

Tiffany Sexy Band 41 E-Book

Kate Hoffmann

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Beschreibung

SEX IST NICHT GENUG! von ATKINS, DAWN
Die erfolgreiche Unternehmerin Sugar Thompson weiß, was sie will: fantastischen Sex - und ihre Freiheit! Bis ihr sexy Bett- und Geschäftspartner Gerald ihr aus heiterem Himmel seine Liebe gesteht und sie vor ein Ultimatum stellt ...

TANGO DER LUST von HARDY, KRISTIN
Nur für einzigen Tango will Thea in Bradys Armen liegen. Doch dann entfaltet das Zusammenspiel ihrer Körper eine ungeahnt verführerische Kraft. Ehe sie sich versieht, steckt sie mitten in einer gefährlich heißen Affäre...

WETTEN, ICH VERFÜHR DICH! von HOFFMANN, KATE
Um eine Wette zu gewinnen, muss Declan drei Monate enthaltsam leben. Aber ausgerechnet jetzt wird er von der schönen Rachel als Bodyguard engagiert. Sie ist nicht nur Radiomoderatorin, sondern auch Sex-Expertin - und verrückt nach ihm ...

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Seitenzahl: 590

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Kristin Hardy, Dawn Atkins, Kate Hoffmann

Tiffany Sexy, Band 41

IMPRESSUM

TIFFANY SEXY erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© 2007 by Chez Hardy LLC. Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Johannes Heitmann

© 2006 by Daphne Atkeson Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Christiane Bowien-Böll

© 2006 by Peggy A. Hoffmann Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Christian Trautmann

Fotos: PICTURE PRESS

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY SEXYBand 41 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format im 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86349-518-3

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

KRISTIN HARDY

Tango der Lust

Bradys Begehren ist entfacht, als er mit der bildschönen Tanzlehrerin Thea einen feurigen Tango tanzen darf. Ein prickelnd erotischer Tanz, der nicht nur das sinnliche Vorspiel für eine überaus leidenschaftliche Liebesnacht ist, sondern ihn auch nach und nach hinter das wohlgehütete Geheimnis seiner Geliebten kommen lässt …

DAWN ATKINS

Sex ist nicht genug!

Gerald weiß, wen er will: seine Geschäftspartnerin Sugar. Aber je besser die beiden sich im Bett verstehen, desto mehr besteht Sugar auf ihrer Freiheit. Doch selbst der heißeste Sex der Welt ist für einen Mann wie Gerald nicht genug. Er sehnt sich nach einer festen Beziehung mit Sugar, der Frau, die er mit jedem Tag stärker begehrt …

KATE HOFFMANN

Wetten, ich verführ dich!

Männlich breite Schultern, ein muskulöser Körper, der geradezu verboten sexy ist … Der gut aussehende Bodyguard Declan fasziniert Rachel auf den ersten Blick. Und dass er sich fest vorgenommen zu haben scheint, ihren Reizen auf gar keinen Fall nachzugeben, fordert ihren Ehrgeiz als Sex-Expertin natürlich erst recht heraus …

Kristin Hardy

Tango der Lust

1. KAPITEL

Portland, Oregon

„Du willst am Wochenende nach Seattle, um Bier zu trinken?“

Brady McMillan stand in der Minibrauerei des Pubs und sah von dem kleinen Fass hoch, das er gerade auswusch. Er grinste seinen älteren Bruder an. „Es ist ein Brauerei-Festival“, stellte er richtig. „Dort vertiefe ich Kontakte zu anderen Bierbrauern und präsentiere unser McMillan-Bier. Und außerdem werde ich …“

„… Bier trinken“, beendete Michael den Satz für ihn. Lächelnd kippte Brady das Fass aus. Das Wasser strömte in den Abfluss unter den trichterförmigen Gärkesseln. „Es ist eine schwierige Aufgabe, aber einer von uns muss sie ja machen. Ich opfere mich zum Wohle der McMillans.“ Nur wenige Meter entfernt, abgetrennt durch eine Holzbarriere, befand sich der mit Eichenholz und Lederbänken eingerichtete Pub, doch hier, hinter der Barriere, herrschte Brady über Hopfen und Malz. Michael verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Andere Leute pflegen ihre Kontakte per E-Mail und Telefon.“ „Es geht nichts über den persönlichen Kontakt.“ „Mit einem Glas in der Hand.“ „Wie sonst soll man feine Geschmacksnuancen des Biers vermitteln?“ „Sich betrinken geht per E-Mail auch schlecht.“ „Was sagst du? Ich verstehe dich leider nicht. Es ist zu laut hier im Pub.“ Betont unschuldig zuckte Brady mit den Schultern und stellte das Fass wieder auf. „Ein Glück, dass ich zu all diesen Brauerei-Festivals fahre, um die neuesten Trends in unserer Branche mitzubekommen.“ „Ja, ja, ja. Das Bier lässt die Leute wiederkommen, aber wenn die Atmosphäre im Pub nicht stimmt, bleiben sie weg.“ „Keine Frage. Zum Glück sind wir beide gut in unserem Job, stimmt’s?“ Im Gegensatz zum schlanken blonden Brady war Michael stämmig und dunkelhaarig. Michael kümmerte sich ums Geschäftliche, während Brady sich ganz aufs Bier und die Gäste konzentrierte. „Ich finde, du solltest dir beim Bierbrauen helfen lassen und dich mehr um die Pubs kümmern, zum Beispiel um das Odeon-Theater. Das Projekt müssen wir noch mal durchrechnen. Übernächste Woche müssen wir uns entscheiden, und bis dahin brauchen wir noch ein paar Kostenvoranschläge für den Umbau.“ „Oh. Hörst du? Das Bier ruft nach mir.“ Brady lächelte. „Tut mir leid, ich hätte dir wirklich gern geholfen.“ Michael runzelte die Stirn. „Du braust doch gar nicht, du spülst nur Fässer aus.“ „Ich sterilisiere sie.“ „Wie auch immer. Das Odeon war deine Idee, da könntest du wenigstens Interesse am Umbau heucheln.“ „Ich bin für das Bier und die Ideen zuständig, du für die Pubs und das Geschäft.“ „Aber ich wäre bereit, die Verantwortung fürs Geschäft zu teilen.“ „Siehst du das hier?“ Anklagend hob Brady die Hand und zeigte auf eine kleine Narbe an seinem Finger. „Da hast du mich mit dem Brieföffner gestochen, als ich in den Abrechnungen geblättert habe.“ Michael schnaubte. „Da haben Elliot Bingenheimer und du in der dritten Klasse mit einem Taschenmesser gespielt.“ „Rede dir das nur ein, wenn du dich dadurch besser fühlst.“ Brady bewegte die Finger einzeln. „Aber Klavierspielen werde ich niemals können.“ „Hör auf mit dem Blödsinn, Brady. Letzte Woche warst du beim Freeclimbing.“ „Das gehört zu meiner Bewegungstherapie.“ Brady lachte. „Mal im Ernst, Michael. Du würdest die Kontrolle über die Pubs an niemanden abgeben, auch an mich nicht.“ „Ach, und du delegierst gern, ja?“ Michael schüttelte den Kopf. „Du schaffst es vielleicht gerade noch in vier Pubs, das Bier zu brauen, aber wenn wir im Odeon-Theater den nächsten eröffnen, wirst du einige Aufgaben delegieren müssen. Oder du musst dein geliebtes Kajak oder das Mountainbike verkaufen. Was hältst du davon, wenn wir einen Braumeister einstellen?“ „Ich stehe für die Qualität des Biers mit meinem Namen ein“, beharrte Brady stur, „also will ich auch sicher sein, dass es genau so schmeckt, wie ich es will.“ „Hast du mir gerade eben vorgeworfen, ich könnte nicht delegieren?“ Brady lachte auf. „Schon verstanden.“ Er stellte das Fass beiseite. „Also schön, ich bin zwar nur für Bier und Ideen zuständig, aber sprechen wir über dein Theater.“ „Über mein Theater? Du warst doch so begeistert von dem Gebäude und hast darauf bestanden, dass wir es kaufen. Das ist unser gemeinsames Projekt.“ Michael räusperte sich.

Brady wischte sich die Hände ab und rückte die Baseballkappe auf seinem Kopf zurecht. „Genau.“

Manche Geburtstage sind ein Übergang in einen neuen Lebensabschnitt, dachte Thea. Sie wusch sich gerade die Hände in der Damentoilette eines Restaurants in Los Angeles und betrachtete sich im Spiegel. Das Haar hatte sie wie üblich schlicht zum Pferdeschwanz nach hinten gebunden, und von Make-up hielt sie nicht viel. Doch richtig geschminkt und frisiert war sie mit ihren vollen Lippen und den weit auseinanderliegenden Augen eine einzigartige Schönheit. Das hatten zumindest die Modedesigner und Fotografen behauptet, als Thea während ihrer dreijährigen Model-Karriere tausend Dollar pro Stunde verdient hatte. Ohne Styling fand Thea ihr Gesicht dagegen einfach nur ungewöhnlich. Die sinnlichen Lippen und die sanften graublauen Augen hatte sie von ihrer Mutter geerbt, die eckige Gesichtsform von ihrem Vater, der allerdings fast immer mit mürrischer Miene herumlief. Thea seufzte. Das war ihr Erbgut, und das trug sie auch seelisch mit sich herum, obwohl sie oft genug versucht hatte, sich von den Erinnerungen zu lösen. Nein, sie hielt nicht mehr viel vom Schminken. Warum stand sie dann jetzt vor dem Spiegel und suchte nach dem Mädchen, das früher dem Geburtstag immer so aufgeregt entgegengefiebert hatte? Mit zwölf hatte sie es nicht erwarten können, ein Teenager zu werden, und mit siebzehn hatte sie den Tag herbeigesehnt, an dem sie ausziehen und ihrem herrschsüchtigen Vater entfliehen konnte.

Der nächste entscheidende Meilenstein, ihr einundzwanzigster Geburtstag, fiel in eine Zeit, an die sie am liebsten überhaupt nicht mehr zurückdachte, und im Grunde wusste sie seit diesem Lebensabschnitt überhaupt nicht mehr genau, wer sie war.

Sie atmete tief durch und wandte sich zur Tür. Als sie zum Tisch zurückkam, stand dort eine Torte voller Kerzen. Es waren neun mehr als beim letzten großen Meilenstein. Belustigt sah ihre Freundin Sabrina sie mit ihren dunklen Augen an. „Wurde auch Zeit, dass du zurückkommst. Wir hatten schon Angst, du seist ertrunken.“ „Es war knapp, aber ich hab’s noch bis ans Ufer geschafft.“ „Du hättest um Hilfe rufen sollen.“ Theas Freundin Kelly lachte. „Vielleicht hätten wir dir den sexy Kellner geschickt.“ „Mal langsam.“ Theas Freundin Trish hob die Hand. „Schwangere und Verlobte dürfen fremden Männern nicht hinterhersehen.“ „Nur den Verlobten oder den Ehemännern.“ Paige, ein weiteres Mitglied der Freundinnnenrunde, nickte zustimmend und strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr. „Ich habe ihn nur ganz sachlich beschrieben.“ Würdevoll trank Kelly einen Schluck von ihrem Mangosaft. „Als Schriftstellerin ist so was mein Job.“

„Es geht dir nur um den Job?“ Thea setzte sich zu den anderen und betrachtete den Kellner. Schon seit einer Ewigkeit dachte sie nicht mehr über Männer nach. Es kümmerte sie auch überhaupt nicht, ob jemand sie begehrenswert fand oder nicht.

Der Kellner blickte zu ihr herüber, und einen Moment lang sahen sie sich in die Augen. Erst jetzt fiel Thea auf, wie wenige Menschen ihr überhaupt wichtig waren. Außer den Freundinnen vom Supper Club, wie sie ihre Runde nannten, und den Bekanntschaften aus dem Tangokurs sah sie kaum einem Menschen in die Augen. „Jetzt musst du dir etwas fürs neue Lebensjahr wünschen.“ Trish sah Thea erwartungsvoll an. „Und den Kuchen anschneiden“, fügte Delaney hinzu. „Mach schon, ich brauche etwas Schokolade“, sagte Kelly. „Unterzuckerung ist bestimmt nicht gut fürs Baby.“ „Dräng sie nicht“, tadelte Trish. „Lass dir Zeit, Thea.“

Thea lächelte. „Die brauche ich auch, wenn ich mit dem mithalten will, was ihr alle im letzten Jahr geschafft habt.“ Trish schrieb jetzt Drehbücher für Hollywood, Cilla hatte als Modedesignerin Erfolg, Sabrina drehte Dokumentarfilme, Kelly gehörte zu den besten Reportern einer Nachrichtensendung und auch Paige und Delaney hatten Erfolg in ihrem Leben. Paige hatte sich als Innenarchitektin selbstständig gemacht, und Delaneys Marketingfirma befand sich ebenfalls im Aufschwung.

Nur Thea stand in ihrem Leben noch an demselben Punkt wie damals, als sie sich alle mit achtzehn getroffen hatten, wenn man einmal von dem Vermögen absah, das sie in ihrer Zeit in New York angehäuft hatte. „Und was nimmst du dir fürs nächste Jahr vor?“, fragte Cilla. „Solange du es nicht verrätst, bekommt keine von uns etwas vom Kuchen.“ „Ich will mein Leben endlich wieder auf die Spur bringen.“ Einen Moment herrschte Schweigen am Tisch. „Tja, was sagt man dazu?“ Sabrina atmete tief durch. „Mit Kleinigkeiten gibst du dich nicht ab, was?“ Sofort brach eine lebhafte Diskussion am Tisch aus. „Hol doch deinen Studienabschluss nach“, schlug Trish vor. „Willst du zum Film?“ Sabrina beugte sich vor. „Ich könnte eine Produktionsassistentin gebrauchen.“ Paige nickte zustimmend. „Oder mach dich selbstständig.“ Delaney nippte an ihrem Cocktail. „Sie hat genug Geld, um nur das zu machen, wozu sie Lust hat.“ „Und das wäre?“, hakte Sabrina nach. Wenn ich das wüsste!, dachte Thea. „Im Moment will ich nur ein Stück Torte.“ Alles andere würde sich ergeben. Entschlossen beugte sie sich vor und blies die Kerzen aus. „Vergiss nicht, dir etwas zu wünschen“, erinnerte Kelly sie. Einfach nur glücklich sein, dachte Thea. Sie blickte in die strahlenden Gesichter ihrer Freundinnen, deren Leben sich nicht nur beruflich geändert hatte. Alle von ihnen waren verliebt, und abgesehen von Delaney, die auf ihrem Leben als Single beharrte, hatten alle einen festen Partner gefunden. Thea suchte nicht nach dem Mann fürs Leben. Sie traute keinem Mann mehr, auch wenn ihre Freundinnen vom Supper Club mit ihren Ehemännern oder Partnern glücklich waren.

Ein Schritt nach dem anderen, sagte sie sich, atmete tief durch und blies die Kerzen aus.

Vor dem Restaurant warteten Thea und Trish in der warmen Luft des Juniabends auf ihre Wagen. „Und? Wie läuft’s?“, fragte Thea. „Du siehst glücklich aus.“ „Bin ich auch.“ Ein Lächeln glitt über Trishs schönes Gesicht. „Mir war gar nicht klar, dass ich so glücklich sein kann. Ich wünschte, ich könnte dieses Gefühl auf Flaschen ziehen und an alle verschenken, die ich kenne.“ Trish machte eine Pause. „Du würdest gleich zwei Flaschen von mir bekommen.“ „Mir geht’s gut. Jeden Tag ein bisschen besser.“ Der Page fuhr mit Trishs Sportwagen vor und reichte ihr den Schlüssel. Trish gab ihm ein Trinkgeld und zog Thea in die Arme. „Happy Birthday, Sweetie. Ich wünsche dir, dass dies jetzt dein Jahr wird.“ Sie stieg ins Auto und fuhr winkend davon. Thea blickte ihr nach. Gerade als der Park-Boy mit ihrem Wagen vorfuhr, klingelte ihr Handy. „Hallo?“ „Ich brauche dich, und zwar jetzt.“

„Wie bitte?“ Thea blinzelte verwirrt. „Ist das ein obszöner Anruf?“

„Das wünschst du dir wohl, was?“ Jetzt erkannte Thea die Stimme, während sie dem Park-Boy ein Trinkgeld gab. „Du bist doch nicht ganz dicht, Robyn.“ Robyn Waller war eine der wenigen Freundinnen aus ihrer Zeit in New York. Sie hatten sich in einem Tanzkurs getroffen. Seitdem tanzte Thea, wann immer sich die Gelegenheit ergab, und Robyn besaß jetzt ein eigenes Tanzstudio in ihrer Heimatstadt Portland in Oregon.

„Und warum brauchst du mich?“ Lachend stieg Thea ins Auto.

„Hast du gerade eine Arbeit, die dir wichtig ist?“ Wenn man genug Geld besaß, um bis zum Lebensabend davon zu leben, rückte das Karrieredenken in den Hintergrund. „Zurzeit arbeite ich in einer Gärtnerei. Warum fragst du? Willst du mich besuchen?“ „Ganz im Gegenteil. Was hältst du davon, nach Portland zu kommen und ein paar Monate lang in meinem Studio Tango zu unterrichten?“ „Ein ziemlich weiter Weg für einen Job auf Zeit.“ „Ich meine es ernst, Thea. Wenn’s irgendwie geht, dann komm bitte und hilf mir.“ Erst jetzt fiel Thea der drängende Unterton in Robyns Stimme auf. „Robyn, ich bin keine ausgebildete Tanzlehrerin.“ „Ach komm, du kennst sämtliche Tanzfiguren, und im argentinischen Tango bist du die beste Amateurin, die ich kenne.“ „Aber nur für den Part der Frauen. Aber ich müsste ja auch die Männer unterrichten.“ „Das kann ich dir beibringen.“ „Was ist denn passiert? Wieso auf einmal diese Hektik?“ Robyn stieß die Luft aus. „Der Ehemann meiner Tanzlehrerin wurde nach Chicago versetzt. In einer Woche ziehen sie weg, und das hat sie mir erst heute verraten.“ „Autsch. Aber es muss bei euch in der Gegend ja noch andere Tanzlehrer geben.“ „Die konnte ich bislang noch nicht aufspüren. Und dann ist da noch mein Urlaub.“ Thea riss die Augen auf. „Oh nein! Australien!“ „Genau. Drei Wochen in ‚Down under‘ sind schon bezahlt.“ „Drei Wochen?“ „Eigentlich sind es sogar dreieinhalb.“ „Du hast wirklich ein lausiges Timing.“ Robyn seufzte. „Wem sagst du das!“ Thea wechselte auf die linke Fahrspur. „Und jemand anderen kannst du nicht finden?“ „Niemanden, dem ich mein Studio mit allem Drum und Dran anvertrauen könnte.“ „Verstehe.“ „Nächsten Freitag geht’s los. Wenn du in ein oder zwei Tagen herkämst, könnte ich dir noch alles erklären. Du könntest bei mir wohnen, dann hättest du Darlene als Gesellschaft.“ Mit Darlene, Robyns unwiderstehlicher Mopshündin, hatte Thea sich schon bei früheren Besuchen angefreundet. „Du hättest natürlich mein Auto, um dich frei zu bewegen.“ Robyn machte eine kurze Pause. „Thea, ich brauche dich wirklich. Mir ist klar, dass es ein riesiger Gefallen ist. Wärst du dazu bereit?“ Ich käme mal aus L.A. raus, dachte Thea. Ich würde Tanzschritte erklären, statt Blumenkeimlinge zu pflanzen. Ich könnte mich bei Robyn dafür revanchieren, dass sie mir damals so sehr geholfen hat. Es wäre eine Chance auf einen neuen Lebensabschnitt. „Dein Auto brauche ich nicht. Ich komme mit meinem eigenen Wagen nach Portland.“ „Den ganzen Weg bis nach Portland?“ Robyn stutzte. „Heißt das, du …“ „Gib mir zwei Tage Zeit für einen Zwischenstopp bei meiner Schwester in Sacramento. Am Donnerstag bin ich bei dir.“ „Dann bleibt uns noch fast eine Woche. Das ist perfekt. Du bist Spitze!“

„Freut mich, dass du das endlich erkennst.“

„Warum fühle ich mich wieder, als wäre ich zwölf Jahre?“ Lachend ließ Thea sich von Robyn durch die Korridore der Lincoln School führen. Die Bodenfliesen und die Vitrinen an den Wänden weckten sofort Erinnerungen an ihre eigene Schulzeit.

„Wart’s nur ab.“ In gespielter Drohung hob Robyn den Zeigefinger. „Oh nein, muss ich jetzt zum Rektor?“ Thea schlug entsetzt die Hand vor den Mund. „Keine Bange.“ Robyn blieb vor einer Tür stehen. „Cafeteria“ stand auf der Milchglasscheibe. „Lass mich raten. Du lädst mich auf einen Milchshake ein.“ „Nur wenn du artig bist.“ Lächelnd stieß Robyn die Tür auf. Die Cafeteria ähnelte tatsächlich der aus Theas Grundschule, nur dass alles viel freundlicher aussah. Die Wände waren in warmem Gelb gestrichen; der schwarz-weiße Fliesenboden und die Chromtische waren auf Hochglanz poliert. Man hörte Gelächter und laute Unterhaltungen. Hinter dem Tresen befand sich nicht nur ein breites Fenster zur Küche, sondern auch eine Unzahl von Zapfhähnen. Staunend blickte Thea sich um. „Das ist das Coolste, was ich seit langem gesehen habe.“ Robyn lachte. „Warte, bis du erst die Toiletten siehst.“ Sie gingen zu einem Tisch, von dem aus man auf den Gemüsegarten und einen Spielplatz hinausblicken konnte. „Was sie für die Küche brauchen, pflanzen sie zum Großteil selbst an.“ Robyn nahm die Speisekarte. „Bessere Salate bekommst du in der ganzen Stadt nicht.“ Lachend schüttelte Thea den Kopf. „Das ist brillant.“ „Es ist typisch für die McMillans. Die machen immer so verrückte Sachen in ihren Pubs.“ „Gibt’s davon noch mehr?“

„Von den McMillans? Es sind zwei Brüder. Von den Pubs gibt’s ein paar mehr. Die Brüder besitzen nicht nur Pubs, sondern auch Hotels und Wellnesscenter. Einen Pub haben sie in einem ehemaligen Gefängnis eröffnet, und auch eine alte Farm haben sie zum Pub umgebaut. Und dann gibt’s noch ‚Suds ’n’ Celluloid‘. Da zeigen sie alte Filme. Du rekelst dich auf Sofas und alten Sesseln, und die Kellner bringen dir Bier und Essen.“

Thea nickte. „Eine tolle Geschäftsidee. In L.A. würden sie sich dumm und dämlich verdienen.“ Robyn grinste. „Alles, was die zwei anfassen, hat Erfolg. So was sollte mir auch mal passieren.“ Sie seufzte. „Läuft das Geschäft nicht gut?“, fragte Thea teilnahmsvoll. Robyn strich versonnen mit der Fingerspitze über den Rand ihres Wasserglases. „Es geht bergauf, aber nur sehr langsam. Allerdings war mir von Anfang an klar, dass die ersten Jahre nicht leicht sein würden.“ Sie straffte die Schultern und rückte das Besteck zurecht. „Also, wenn ich dir Geld leihen soll, dann …“ „Ja, ich weiß.“ Robyn drückte ihre Hand. „Aber du tust mir schon einen riesigen Gefallen, indem du so kurzfristig herkommst. Mir zuliebe hast du deinen Job gekündigt.“ „Ich werde einen neuen finden.“ Thea winkte ab. „Robyn, du warst damals für mich da, und das kann ich niemals wiedergutmachen.“ „Dafür sind Freunde da.“ „Genau.“ Thea nickte. „Solange ich dich kenne, schwärmst du von Australien. Du brauchst Zeit, um wieder aufzutanken. In einer Woche sitzt du schon im Flugzeug.“ „Und was ist mit dir? Wann lädst du deine Akkus neu auf?“ Tea lächelte, als die Kellnerin das Bier brachte. „Das habe ich jetzt acht Jahre lang gemacht. Ich bin voll aufgeladen.“ „Verstehe.“ Robyn hob ihr Glas. „Auf die volle Ladung.“ „Auf die volle Ladung.“ Lachend stieß Thea mit ihr an und trank einen Schluck. „Wow! Das schmeckt aber klasse“, staunte sie. „Vielleicht solltest du dem Beispiel der McMillans folgen. Du könntest in deiner Tanzschule eine kleine Brauerei einrichten und Bier verkaufen.

„Liebes, mit den McMillans kann ich es nicht aufnehmen. Die beiden sind einfach unübertrefflich.“

Brady und Michael standen auf dem abgewetzten Teppich des Odeon-Theaters und blickten sich um. Die roten Samtsitze aus den Siebzigern waren verfleckt und ausgeblichen. Die Decke war mit Stuck und Goldfarbe verziert, die Wände bis auf halbe Höhe getäfelt. Alter Zigarettenrauch hing in der Luft. Michael überblickte die Sitzreihen. „Ich mag mir gar nicht ausmalen, was das für Flecke sind.“ „Ist wohl besser so. Am Schluss wurden hier nur noch Pornos gezeigt.“ „Die Sitze fliegen alle raus“, beschloss Michael. „Eine kluge Entscheidung.“ „Der Raum ist toll, aber wie wollen wir ihn in einen Pub mit Brauerei verwandeln?“ Brady schlenderte den Mittelgang hinunter. „Beim Gefängnis und in der Lincoln School hat es doch auch geklappt. Die beiden Etagen da oben werden das Hotel, und hier unten ist der Restaurant-Bereich. Hinten kommt eine Bar rein mit Tischen und Stühlen. Die Logen sollten wir behalten.“ „Willst du hier wieder Filme zeigen?“ Michael folgte Brady zur Bühne. „Nein, das hatten wir schon im ‚Suds ’n’ Celluloid‘. Hier müssen wir uns was anderes einfallen lassen.“ „Zum Beispiel? Du bist für die Ideen zuständig.“ Brady kletterte auf die hölzerne Bühne, die sich in seiner Schulterhöhe befand. „Keine Ahnung. Uns fällt schon noch was ein.“ „Am besten noch, bevor wir für Kauf und Renovierung Millionen ausgeben.“ „Stimmt.“ Brady blickte in die Runde. In den Dreißigerjahren musste das Theater prächtig ausgesehen haben mit den vielen Einzellogen und der vergoldeten Decke. Außerdem hatte es schwere goldfarbene Vorhänge, die mittlerweile leider unter ihrem eigenen Gewicht zerfielen. Wenn alles fertig renoviert war, würden dort unten Tische mit lachenden und speisenden Gästen stehen. Sie würden zur Bühne hinaufschauen … Tja, was sollten sie dort sehen? „Uns fällt schon noch was ein“, sagte Brady. Als sie ein Räuspern hörten, blickten beide Brüder sich um und entdeckten die Maklerin am Ende eines Gangs. „Haben die Herren jetzt alles gesehen?“ Sie blickte auf ihre Uhr, um zu zeigen, dass sie an einem Freitagabend Besseres zu tun hatte, als Kaufinteressenten herumzuführen.

Brady und Michael sahen sich an und nickten. „Ja, ich glaube schon“, stellte Michael fest, und sie verließen das alte Theater.

Es war ein warmer Sommerabend, die Sonne ging gerade unter. „Wo hast du geparkt?“, fragte Brady. „Bei der Cascade Brewery“, erwiderte Michael. Der umsatzstärkste Pub der beiden Brüder lag am anderen Ende der Innenstadt. „Ich auch.“ Gemeinsam mit seinem Bruder schlenderte Brady die Front Street entlang. „Der Eingangsbereich sieht toll aus, den sollten wir beibehalten. Wir sollten versuchen, so viel von der ursprünglichen Atmosphäre des Odeons zu bewahren. An den Wänden könnten im Stil altmodischer Filmposter Menüvorschläge und Werbung für spezielle Biersorten hängen. Oder Hinweise auf das Programm oder was immer auf der Bühne aufgeführt wird.“ „Und was sollte das sein?“ Michael war seinem Bruder einen Seitenblick zu. „Du kannst kreative Einfälle nicht erzwingen.“ Michael lachte. „Das muss ich mir merken. Lindsay meint übrigens, wir seien total verrückt.“ „Sie ist schwanger, vergiss das nicht. Schwangere darf man nicht ernst nehmen.“ „Noch dazu sind es diesmal Zwillinge.“ „Stimmt. Sie will sich demnächst um vier Kinder gleichzeitig kümmern und behauptet, wir seien verrückt?“ Michael seufzte. „Im Grunde hast du ja recht. Das Theater bietet viel Potenzial. Aber es kostet auch sehr viel.“ „Wir könnten die Stockwerke über den Hoteletagen in Lofts und Büros umbauen und mit den Mieten den Großteil der Darlehensraten bezahlen.“ „Ein Umbau zu Büros würde noch mehr Geld verschlingen. Das könnten wir uns erst später leisten, und alle Büros auf einmal könnten wir sicher auch nicht vermieten.“ Vor ihnen leuchteten die Lichter der Hawthorne Bridge, die über den Willamette River führte. Vom Ufer her drang Musik und Gelächter zu ihnen. „Wahrscheinlich irgendein Festival“, vermutete Michael. „Mit ein bisschen Glück gibt’s Fassbier.“ Brady hakte die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Jeans. „Oder zumindest etwas zu essen. Ich bin schon fast verhungert.“ „Mondlicht und Tango“ verkündete ein Banner über dem Eingang zum Uferbereich. Mondlicht und Tango? dachte Brady. Das klingt vielversprechend. Neugierig ging er weiter. Man hörte Violinen, begleitet von einem Klavier. In allen Bäumen hingen kleine Papierlaternen, und die Leute standen um einen freien Bereich herum. Brady entdeckte dort ein tanzendes Paar und trat näher. „Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit“, drängte Michael. „Wenn du willst, dann geh vor. Ich kann mit meinem eigenen Wagen heimfahren.“ Ohne auf Michaels Widerspruch zu achten, trat er noch näher. Dann sah er sie. Sie trug ein enges rotes Kleid mit schenkelhohem Schlitz. Ihr Bein wirkte endlos lang, als sie es um die Hüfte ihres Tanzpartners schlang. Ihr dunkles Haar war am Hinterkopf zu einem Knoten geschlungen, und darin steckte eine rote Blüte, passend zum Kleid. Ihr Rücken und die Arme waren nackt. Brady blieb fast das Herz stehen, aber vielleicht lag das an der mitreißenden Musik. Die Frau bewegte sich wie eine Raubkatze, und Brady war plötzlich aufgeregt wie bei einer Kajakfahrt durch Stromschnellen. Er konnte den Blick nicht abwenden. Die Choreographie war sicher vorgegeben, doch jede Bewegung wirkte natürlich wie bei einer langsamen Verführung. Es war ein Tanz der Lust. Die Frau umkreiste ihren Partner, den Brady in diesem Moment brennend beneidete. Aus jeder ihrer Bewegungen sprach sexuelles Verlangen. Ich muss zu ihr, schoss es Brady durch den Kopf. Ich muss diese Frau berühren und ihre sinnlichen Lippen küssen. Als das Paar an ihm vorbeitanzte, betrachtete Brady ihr Gesicht. Ihre Augen zogen ihn magisch an. Dann schloss die Frau sie und gab sich ganz der Musik hin. Schnell und dann wieder langsam bewegten die beiden Tänzer sich, und Brady konnte nicht wegsehen. Das Ganze kam ihm wie ein Vorspiel vor. Er brannte vor Lust, als die Frau sich mit verführerischem Lächeln an ihren Partner schmiegte, wobei die beiden sich auf die Zuschauer zu bewegten. Als die Frau die Augen wieder öffnete, blickte sie Brady direkt an.

Diesmal setzte sein Herz tatsächlich einen Schlag lang aus.

Beim Tanzen fühlte Thea sich frei. Schon wenn sie sich das enge Seidenkleid überstreifte, empfand sie diese Sinnlichkeit, und sobald die Musik einsetzte, vergaß sie alles um sich herum. Sie tauchte in den Rhythmus ein und erlebte jede Bewegung mit allen Sinnen. Walzertanzen war romantisch, aber beim Tango ging es um Leidenschaft. Er war der Tanz von Liebespaaren. Über lange Zeit hinweg war das wöchentliche Tanzen, bei dem sie sich an den Partner schmiegte, für sie wie eine Seelenmassage gewesen. Es war ein warmer Abend, und am Himmel zeigten sich die ersten Sterne. Mit geschlossenen Augen konzentrierte Thea sich ganz auf die Musik und die Schritte. Sie spürte die Führung ihres Tanzpartners, der ihre Hand festhielt und ihren Arm leicht berührte. Beim Tanzen konnte sie sich als Frau fühlen. Für ein paar Minuten konnte sie ihr Misstrauen gegenüber Männern ablegen. Thea spürte Lust in sich aufsteigen. Das hatte nichts mit ihrem Tanzpartner zu tun, denn Paul war ein kurzsichtiger Schuhverkäufer und Familienvater. Doch er hielt sie, und sie spürte einen Körper nah an ihrem, der sich zum selben Tanz wie sie bewegte. Paul führte sie an den Rand der Tanzfläche, und als Thea ein Bein um seine Hüften schlang, blickte sie flüchtig in die Zuschauermenge. Hitze durchströmte sie, und einen Moment lang öffnete sie erschrocken den Mund. Wie benommen sah sie weiter hin, obwohl Paul sie wieder herumwirbelte. Der Mann stand unter den Zuschauern und sah ihr so verlangend in die Augen, dass Thea kaum noch Luft bekam. Seine Augenfarbe konnte sie in der Dunkelheit nicht erkennen, doch ob Blau oder Braun, Grau oder Grün, Thea spürte seine Begierde. Schlagartig war es dieser Mann, in dessen Armen sie zu liegen glaubte. Paul tanzte mit ihr, doch Thea fühlte sich mit diesem Fremden im Tanz verbunden. Paul führte sie zurück zur Mitte der Tanzfläche, und Thea folgte seiner Führung, indem sie links und rechts vor ihm hertanzte, doch ihre Bewegungen galten nur dem Fremden im Publikum. Es war seine Berührung, nach der sie sich sehnte. Wann immer sie zu ihm hinübersah, blickte er ihr in die Augen. Thea bekam das Ende des Songs kaum mit. Zusammen mit Paul verbeugte sie sich vor dem applaudierenden Publikum. Mit dieser Vorführung am Flussufer sollten neue Kunden für die Tanzkurse im Tangoklub von Portland gewonnen werden. Die Leute sollten sehen, was alles möglich war, und bei der direkt anschließenden Schnupperstunde feststellen, dass auch sie lernen konnten, so zu tanzen. Der Fremde sah nicht aus, als würde er sich für Tango interessieren. Er war groß und drahtig, trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt und wirkte eher wie jemand, der in seiner Freizeit in den Bergen herumkletterte, mit dem Mountainbike fuhr oder Ski lief. Mach dich nicht lächerlich, sagte sie sich, er hat dich einfach nur angesehen. Das Einzige, was dieser Blick dir klarmachen kann, ist die Tatsache, dass dein Liebesleben schlichtweg nicht existiert. Das hier in Portland ist nur ein kurzer Abschnitt deines Lebens. Vergiss diesen Mann! Thea schluckte und wandte sich zu der Stelle um, an der er gestanden hatte. Der Fremde stand direkt hinter ihr. „Ein hübscher Tanz.“ Der Blick seiner grünen Augen war durchdringend. Er sah nicht im klassischen Sinn gut aus, dazu waren seine Gesichtszüge zu ausgeprägt. Seine Nase war schmal, das Gesicht scharf geschnitten. Doch um seine Mundwinkel lag ein belustigter Zug, und es fiel Thea schwer, den Blick von seinen Lippen loszureißen. Ihr Herz schlug schneller. „Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat. Sind Sie ein Tango-Fan?“ „Seit heute Abend schon. Sie beide haben eine eindrucksvolle Show geliefert. Tanzen Sie zwei schon lange zusammen?“ „Seit ungefähr vier Stunden.“ Als er sie erstaunt ansah, musste sie lachen. „Ich bin nur zu Besuch hier und musste einspringen.“ „Sagen Sie jetzt bloß nicht, Sie hätten heute erst gelernt, so zu tanzen.“ „Würden Sie mir das abkaufen?“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Sein Blick wurde noch eindringlicher. „Im Moment würde ich Ihnen alles abkaufen.“ Er räusperte sich. „Ich bin übrigens Brady.“ „Thea. Und die Antwort lautet: Nein, ich tanze schon seit acht Jahren.“ „Es hat sich gelohnt.“ Jetzt wurde sie tatsächlich rot. In diesem Moment schaltete Robyn das Mikrofon an. „Thea und Paul, vielen Dank für die Vorführung. Bevor Sie alle mitmachen können, zeigen wir noch ein paar andere Tanzfiguren. Und wenn Sie dann das Tangotanzen lernen wollen, anstatt nur zuzusehen, suchen Sie sich schon mal einen Partner, damit wir gleich anfangen können.“ Begeistert sah Brady Thea an. „Ich schätze, das ist jetzt meine Chance, dass Sie mir ein paar dieser heißen Bewegungen zeigen.“ Prüfend erwiderte sie seinen Blick. „Wie ich Sie einschätze, kennen Sie schon alle heißen Bewegungen. Jemand wie Sie braucht eher Nachhilfe beim langsamen Vortasten.“ Jetzt lachte er auf. „Au, das tat weh. Aber diese Nachhilfe bekomme ich sicher bei Ihnen.“ Er trat einen Schritt vor und hob die Hände. Thea betrachtete seine langgliedrigen, kräftigen Finger, denen man ansah, dass er körperlich arbeitete. Die Unterarme waren gebräunt und sehnig. Wie mochte es sein, mit ihm zu tanzen und sich an ihn zu schmiegen? Warum soll ich es nicht versuchen? dachte sie. Wir wollen schließlich neue Tanzschüler finden. Also kann ich auch mit ihm tanzen. „Also gut“, verkündete Robyn. „Stellen Sie sich paarweise auf. Die Damen mit dem Gesicht zu mir, die Herren mit dem Rücken zu mir.“ Geduldig erklärte sie erst den Männern, dann den Frauen die Schritte. Dadurch bekam Thea Gelegenheit, ihren neuen Tanzpartner eingehend zu mustern. Brady war schlank und fit. Er bewegte sich mit täuschender Gelassenheit, und obwohl er Robyns Anweisungen keine große Aufmerksamkeit schenkte, begriff er die Schritte schon beim ersten Versuch. Als Robyn den Frauen die entsprechenden Schritte erklärte, stand er mit den Händen auf den Hüften vor Thea und beobachtete sie. „Starren Sie mich nicht so an“, sagte sie, als ihre Schritte sie an ihm vorbeiführten. „Ich passe nur genau auf. Vielleicht kann ich dadurch das eine oder andere lernen.“ Es klang ganz beiläufig, doch bei seinem Blick erzitterte Thea innerlich. „Okay“, sagte Robyn ins Mikrofon. „Jetzt kennen wir alle die Grundschritte. Also bitte die Grundposition einnehmen, und dann geht’s los.“ Brady trat näher, und Theas Puls schlug schneller. Erst jetzt fiel ihr auf, wie groß Brady war. Auch ohne Absätze war sie fast eins achtzig, und in hochhackigen Schuhen überragte sie die Männer normalerweise, doch bei Brady musste sie nach oben sehen. Sie atmete tief durch und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Das Baumwollhemd nahm sie bei den kräftigen Schultermuskeln darunter kaum wahr. „Gentlemen, bitte legen Sie die rechte Hand aufs Schulterblatt Ihrer Partnerin.“ Ohne den Blick von Theas Augen abzuwenden, folgte Brady der Anweisung. Unwillkürlich rang Thea nach Luft. Er lächelte. „Entschuldigung, ist meine Hand so kalt?“ Überhaupt nicht, und das wusste er sicher ganz genau. Die Wärme, die von seinen Fingern ausging, durchströmte sie. Wir stehen hier in aller Öffentlichkeit, und ich denke nur an dunkle Schlafzimmer und seine Hände auf meiner nackten Haut, dachte Thea. Ich muss mich zusammenreißen. „Jetzt verschränken Sie die freien Hände und stellen Sie sich ungefähr zwanzig Zentimeter voneinander entfernt auf. Wie Sie gesehen haben, tanzt man den argentinischen Tango eng aneinandergepresst. Die Innenseiten der Schenkel von Dame und Herr berühren sich. Wem von Ihnen das also gefällt, tritt noch dichter zueinander.“ Ohne den Blick von ihren Augen abzuwenden, presste Brady sich an Thea. „Es gefällt mir“, sagte er leise. Mit leichtem Druck auf ihren Rücken zog er Thea noch dichter an sich. „Ja, das gefällt mir sogar sehr.“ Ihr Herz raste wie wild. Er war so dicht und so überwältigend. „Immer langsam, mein Großer“, sagte sie so ruhig wie möglich. „Es ist nur ein Tanz.“ Leider konnte sie sich bei seiner Berührung kaum konzentrieren. Ich muss mich irgendwie ablenken, dachte sie panisch, denn diese grünen Augen machen mich verrückt vor Lust. Und wenn ich ihm nicht in die Augen sehe, dann auf seine Lippen, und ich stelle mir vor, ihn zu küssen. Wie würde er reagieren, wenn ich mich jetzt leicht vorbeuge und ihn einfach küsse? Mühsam riss sie sich aus ihren Träumereien. Der Mann war ein Fremder, und sie tanzten Tango. Mehr nicht. Trotzdem sehnte sie sich unglaublich nach ihm. Sie betrachtete seine Wange, die einen leichten Bartschatten hatte. Wenn sie das Gesicht daran schmiegte, würden die feinen Stoppeln sie ein ganz klein wenig kratzen. Dann könnte sie auch seinen sauberen Duft noch intensiver riechen. Brady roch nicht nach Rasierwasser. Doch was es auch immer sein mochte, seine Seife oder sein Shampoo, es war himmlisch. Als die Musik einsetzte, zuckte Thea fast zusammen, und Brady sah sie belustigt an. „Alles okay?“ „Bestens.“ Er beugte sich vor. „Konzentrieren Sie sich lieber“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Eine Tanzlehrerin darf sich nicht ablenken lassen.“ Bei jedem Tanzschritt spürte sie die Bewegungen seines Oberkörpers, als gebe es überhaupt keine Kleidung, die sie voneinander trennte. Immer deutlicher spürte sie seine Nähe. So ähnlich würde es auch sein, wenn er nackt auf ihr läge und seiner Lust … „Sind Sie bereit für mich?“ Verwundert sah sie ihm in die Augen. „Wie bitte?“ „Für meine heißen Bewegungen.“ Ihr Lachen klang unsicher. „Natürlich.“ Sicher führte er sie durch die acht Takte, die Robyn ihnen beigebracht hatte. Thea beobachtete sein Gesicht. Seine langen Wimpern waren dunkler, als Thea gedacht hatte. Eine Strähne hing ihm in die Stirn. „Fertig.“ Gut gelaunt blickte er ihr wieder in die Augen. Thea fühlte sich, als stünde ihr ganzer Körper unter Strom. „Sie lernen schnell“, brachte sie mühsam heraus. „Wenn meine paar Schritte Sie schon beeindrucken, dann sollten Sie mich erst mal bei etwas ganz anderem erleben.“ Thea ahnte, dass er nicht mehr vom Tango sprach. Die Belustigung verschwand aus seinem Blick. Thea erkannte Bradys Verlangen. Langsam neigte er den Kopf und … Die Musik verstummte. Einen Moment lang bewegten sie sich beide nicht. Ihre Lippen waren weniger als einen Zentimeter voneinander entfernt. Thea fuhr sich über die Lippen. „Ich … sollte jetzt mit jemand anderem tanzen.“ „Willst du das denn?“ Sein Blick ruhte auf ihren Augen, als ein neuer Song begann. „Es geht nicht darum, was ich will.“

„Lass es doch einfach. Bleib bei mir.“ Damit zog er sie wieder in seine Arme.

Im Mondschein tanzten Thea und Brady unter den Bäumen am Flussufer. Brady konnte den Blick nicht von ihr wenden. Ihre Schultern schimmerten im Mondlicht, und ihre Haut fühlte sich seidenweich an. Wenn er sich ein bisschen vorbeugte, konnte er Theas Duft einatmen. Unwillkürlich stellte er sich vor, irgendwo in Argentinien in einem von Kerzen erleuchteten Hinterhof eines Straßencafés zu tanzen. Er hörte seinen eigenen Herzschlag wie das Ticken einer Uhr, die den Countdown anzeigte, bis Thea und er endlich allein waren. Brady musste an Theas verlangenden Blick denken, als der erste Song vorbei gewesen war. Genau diesen Blick wollte er wieder sehen, wenn Thea unter ihm lag und sich vor Lust wand. Das Lied endete, und ein neuer Song begann, eine Milonga, die langsame Variante des Tangos. Die Paare verteilten sich, und Brady und Thea waren ganz am Rand der Tanzfläche angelangt. „Hast du Lust auf eine Pause?“, fragte Brady. Thea warf einen Blick zu den anderen Pärchen, die sich offenbar alle gut amüsierten. „Vielleicht für ein paar Minuten.“ Gemeinsam gingen sie zur Uferpromenade. Die Lichter vom anderen Ufer des Willamette spiegelten sich im Wasser. „Es ist wunderschön“, stellte Thea leise fest. Brady lächelte. „Ursprünglich führte hier ein breiter Freeway entlang, aber dann wurde der Verkehr umgeleitet, und man legte einen Park an.“ „Stammst du von hier?“ „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Und du? Du sagtest, du seist nur zu Besuch hier?“ „Meine Freundin Robyn braucht Hilfe in ihrem Tangoklub.“ „Dann hat sie mit dir ja genau die richtige Hilfe bekommen. Du auf Stilettos bist die beste Waffe im Kampf um neue Schüler.“ Thea musste lachen. „Sie weiß, dass ich diesen Tanz liebe.“ „Das merkt man.“ „Wenn man lange tanzt, geht einem der Rhythmus ins Blut.“ Thea lehnte sich ans Geländer der Promenade und blickte über das Wasser. „Das klingt bestimmt albern.“ „Überhaupt nicht.“

Langsam drehte sie sich um und sah zurück zur Tanzfläche, über der die Papierlaternen im leichten Abendwind schaukelten. Der Song klang zu ihnen herüber, eine Frau sang sehnsüchtig.

„Klingt, als hätte sie Liebeskummer.“ Brady legte eine Hand auf Theas und stellte sich vor Thea. „Das stimmt. Sie singt ‚Mi noche triste‘, meine traurige Nacht. Ein sehr bekannter Tango.“ „Kennst du den Text?“ Er umfasste rechts und links von Thea das Geländer, sodass sie gefangen war. „Es geht um ihren Liebhaber, der sie verlassen hat. Sie sitzt im Dunkeln und schläft nachts bei offener Tür, damit er jederzeit zu ihr zurückkehren kann. Darum geht’s beim Tango, um die Sehnsucht.“ „Wonach sehnst du dich?“, fragte Brady. „Wie kommst du darauf, dass ich das tue?“ „Jeder Mensch hat Sehnsüchte.“ Sein Mund war dicht vor ihrem. „Du auch? Wonach sehnst du dich?“ „Das ist leicht zu beantworten.“ Sein Atem strich über ihr Gesicht. „Nach dir.“ Dann beugte er sich vor.

2. KAPITEL

Thea nahm nichts mehr wahr außer Brady und seinen Lippen, die sanft ihren Mund streiften. Sie zitterte vor Verlangen und wünschte sich, dass er den Kuss vertiefte, doch er berührte kaum ihre Lippen. Thea konnte vor Erregung kaum atmen. Sie war keine Jungfrau mehr, doch sie ahnte, dass es Seiten an ihr gab, die Brady als erster Mann erleben würde. Im Lauf der Jahre hatte sie fast vergessen, wie es war, entspannt die Liebkosungen eines Mannes zu erwidern und zu genießen. Jetzt vergaß sie ihre jahrelange Zurückhaltung und erwiderte den Kuss. Mit beiden Händen umfasste sie Bradys Gesicht und strich ihm durchs Haar. Leicht neigte sie den Kopf zur Seite, liebkoste spielerisch seine Lippen mit der Zunge. Stöhnend atmete Brady aus. Alles war anders. Thea hatte in ihrem Leben schon einige Männer geküsst, aber so überwältigend wie jetzt war es noch nie gewesen. Noch nie hatte ein Kuss eine so ungezügelte Lust in ihr geweckt. Thea wollte kein zögerliches Annähern mehr, sie wollte alles, und zwar sofort. Begehrlich drang sie mit der Zunge tiefer in Bradys Mund ein. Er umklammerte mit beiden Händen das Geländer, bis seine Knöchel weiß wurden. Ungeduldig aufstöhnend, zog Thea eine Spur von Küssen über seinen Hals und strich ihm mit beiden Händen über die Brust, bevor sie sich tiefer vorwagte. Zufrieden registrierte sie, dass Brady eine Erektion hatte. „Willst du mich nicht berühren?“ Dicht über seinem Gürtel ließ sie die Hände verharren, dann fuhr sie ihm unter das T-Shirt. Brady gab das Zögern auf und presste sie an sich. Hoffentlich machte ihr Lachen ihm klar, dass sie im Moment keine Lust auf verspielte Zärtlichkeiten hatte. Sie wollte es schnell und hart, genau wie er. „Ich finde, wir sollten uns einen Ort suchen, wo wir ungestört sind.“ Bradys Stimme klang heiser. „Und zwar schnell.“ „Mein Wagen steht nicht weit von hier. Wir können zu mir fahren. Das dauert nicht lange“, fügte er atemlos hinzu. „Hoffentlich.“ Der Weg zu Bradys Wagen kam ihr endlos lang vor, doch das konnte daran liegen, dass Brady zwischendurch immer wieder stehen blieb, um Thea an einen Laternenpfahl zu drücken und sie hungrig zu küssen, als würde er nur dadurch die Kraft zum Weitergehen finden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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