Tillys Kinderkram. Tilly hat jetzt zwei Zimmer - Jasmin Schaudinn - E-Book

Tillys Kinderkram. Tilly hat jetzt zwei Zimmer E-Book

Jasmin Schaudinn

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Beschreibung

Nun wird es also ernst. Tillys Mama und Papa trennen sich. Das ist nicht schön. Gar nicht schön. Und Tilly muss 1000 Tränen weinen - während in Bruno der Wutvulkan ausbricht. Harte Zeiten für die kleine Familie, die sich neu zurechtfinden muss, mit 2 neuen Wohnungen für Mama und Papa, einem großen Umzug und der ganzen Gefühlsduselei. Gott sei Dank, gibt es da "Mücke", Tillys Onkel, der die Geschwister auf andere Gedanken bringt und zum besten Kinder-Tröster wird. Mit viel Gefühl und kindgerecht erzählt Tilly von dieser schweren Zeit, in der sie sich irgendwie, wie eine zerbrochene Schale, kaputt fühlt. Und schließlich stellt sie fest, dass das Einer-fehlt-immer-Leben mit der Zeit gar nicht mehr so doll weh tut und auch zwei Zuhauses so manche Vorteile haben.

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Über dieses Buch

Tillys Eltern trennen sich. Das ist schlimm.

Tilly ist ganz durcheinander, und ihr Bruder Bruno ist so wütend wie ein Vulkan. Ganz schön schwer, sich vom Alle-zusammen-Leben ins Einer-fehlt-immer-Leben zu wurschteln.

Klitzekleinigkeiten sind es, die dabei helfen: das Lampenlagerfeuer mit Onkel Mücke, zusammen mit Papa die Wände kunterbunt streichen und natürlich Tillys neue Freundin Azra und der kleine Wuselhund Dienstag.

Ein tröstliches Buch – denn traurig sein ist auch manchmal Kinderkram.

Charaktere

Tilly hat jetzt zwei Zimmer

Heute hat Papa mich aus dem Kindergarten abgeholt, nach der Mittagspause, wie jeden Mittwoch. Als wir im Flur waren und er mir gerade die Schuhe anzog, kam Leila, die Kindergartenpraktikantin, vorbei.

»Na, das kann die Tilly aber schon allein!«, sagte sie.

So eine Doofe! Natürlich kann ich schon allein Schuhe anziehen! Klettverschluss, das kann doch jedes Baby!

»Ich weiß, aber Tilly ist kaputt«, antwortete mein Papa einfach und klettete weiter.

Und da hatte er ganz genau recht. Wenn man den ganzen Tag spielt und baut und singt und so, dann ist man hinterher kaputt. Kaputt wie eine Schale, die runtergefallen ist und zerbricht. Oder nein, eher wie ein Handy, das nicht mehr aufgeladen ist. Dann kann man manchmal nicht mal mehr die Schuhe zumachen vor lauter Schlappheit.

Als Papa mit den Schuhen fertig war, fragte er: »Bist du etwa auch zu kaputt zum Laufen?«

Ich nickte ganz schwach. Ja, heute schon.

»Na gut, dann komm mal her, du großes, schweres Vorschulkind.« Papa hievte mich hoch und legte mich über seine Schulter.

Ich musste kichern.

»Aha, da ist ja irgendwo doch noch ein bisschen Kicherkraft in meinem Kind«, freute sich Papa und pikste mich in die Seite, wo ich so kitzelig bin. Das hat dann schon ein bisschen geholfen. Und dass Dienstag so doll gewedelt hat und um mich rumgesprungen ist, als ich zum Auto kam, auch. Und im Auto sitzen und aus dem Fenster gucken.

Dann haben wir erst Bruno bei der Schule eingesammelt und danach wie immer ein Brötchen beim Bäcker gekauft. Da war ich schon wieder aufgeladen.

Meistens geht das ratzfatz mit dem Reparieren, da hilft ein Brötchen oder ein Kitzelpiks und, zack, ist der Tilly-Akku wieder voll.

Aber manchmal ist es schlimm, und dann reicht das nicht.

Als Mama und Papa uns damals gesagt haben, dass sie sich nicht mehr so richtig lieben und sich trennen und nicht mehr zusammen wohnen möchten, da ging das nicht schnell. Da war ich eher so kaputt wie eine Schüssel, die runtergefallen ist. Zuerst dachte ich sogar, ich bin für immer kaputt, sodass man es gar nicht mehr zusammenkleben kann.

Papa und Mama sind zu uns ins Kinderzimmer gekommen. Wir saßen auf dem Bett, und Papa hat uns erklärt, was los ist. Als Mama ein bisschen weinte und meine Hand rieb und Papa sagte, dass es ihnen sehr leidtue, da habe ich erst überhaupt nicht verstanden, was passiert ist. Ich habe aber verstanden, dass was los ist, und zwar ordentlich! Selbst Dienstag hat gemerkt, dass was ist, und hat sich unter Brunos Beinen verkrochen.

Meine Mama weint sonst fast nie, und Bruno war auf einmal so weiß im Gesicht, und alles war schlimm. Richtig schlimm. Es fühlte sich an wie Erschrecken, aber ohne Lachen hinterher. Nur das ganz Dolle, Schmerzige beim Erschrecken. Obwohl ich noch nicht mal wusste, warum genau.

Mama hat gesagt, ich könnte alles fragen, sie würden es uns erklären. Ich wusste aber gar nicht, was ich fragen sollte. Irgendwie war ich ganz durcheinander. Was war denn bloß los?

Dann hat Bruno gefragt: »Und wo wohnen wir dann?«

Und ich hab gedacht: Hä? Wie, wo wohnen wir dann? Wir wohnen doch hier! Aber dann hat Mama erklärt, dass Papa in eine Wohnung zieht und Mama in eine andere, weil das Haus für einen allein zu teuer ist. Und zusammen wollten sie nicht mehr wohnen.

»Bleiben Bruno und ich ganz allein hier?«, hab ich gefragt und mich noch doller erschreckt.

»Aber nein, Tilly-Vanilli, ihr bekommt ein Zimmer in Papas Wohnung und ein Zimmer bei mir. Mit euch bleiben wir natürlich zusammen! Papa und ich trennen uns voneinander, aber nicht von euch!«

»Ganz genau. Die Liebe zwischen Erwachsenen hört manchmal leider auf, das passiert. Aber die Liebe zwischen Eltern und Kindern, die hört niemals auf, nie!«, erklärte Papa.

»Wir lieben euch ganz genau so doll wie immer, und das bleibt auch so«, versprach Mama.

Trotzdem konnte ich die Scherben und das Kaputte in mir drin richtig fühlen. Es war ungefähr da am Bauch, wo der weich ist, wo man nicht die Knochen fühlt. Richtig wie so scharfe Scherben, wo man aufpassen muss, dass man sich nicht schneidet, fühlte sich das bei mir an.

Diesmal blieb das lange, das kann ich euch sagen. Diesmal halfen kein Brötchen und Ausruhen und Kitzelpiksen. Dabei hat es dann ja erst mal ein bisschen gedauert, bis wir aus unserem Alle-zusammen-Leben in das Einer-fehlt-immer-Leben gezogen sind.

Aber obwohl wir noch gemeinsam in unserem Haus wohnten, war es plötzlich falsch. Ich weiß noch, dass ich immer überall das Licht angemacht habe, überall. Ich wollte es ganz hell haben, irgendwie.

Bruno war plötzlich ganz oft stinkewütend. Er war wütend auf Mama und Papa, auf seine Legos, auf seine Kumpels, einfach auf alles! Er hat geschrien und Wörter gesagt, da hätte meine Marie im Kindergarten aber ordentlich geschimpft.

An einem Abend hat Bruno seinem Spiderman das Bein abgerissen. Eigentlich mochte er den richtig gerne, er hat ihn sogar manchmal mit ins Bett genommen.

Als Mama reinkam, um zu sehen, was so laut ist, hab ich kurz die Luft angehalten, weil ich dachte, sie schimpft. Hat sie aber nicht. Sie hat das rot-blaue Spiderman-Bein in die Hand genommen und traurig geguckt.