Tirol hautnah erlebt: Heinrich Klier -  - E-Book

Tirol hautnah erlebt: Heinrich Klier E-Book

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Beschreibung

Zum Sammelband: Sechs Tiroler Persönlichkeiten, sechs bewegte Leben, sechs besondere Menschen, die die Geschichte dieses Landes mitgestaltet haben: Schauspielerin Julia Gschnitzer, Diplomat und Politiker Ludwig Steiner, Altbischof Reinhold Stecher, Autor, Unternehmer und politischer Aktivist Heinrich Klier, Dramatiker und Schauspieler Felix Mitterer und der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder. Als Zeitzeugen schildern sie in diesem Buch persönliche Eindrücke und wichtige Ereignisse, die sie hautnah miterlebt haben. In einer Kooperation von Tiroler Tageszeitung, ORF Tirol und Casinos Austria haben bekannte TT-Redakteure die Geschichten der Zeitzeugen anhand von Gesprächen aufgeschrieben - einzigartig intime Einblicke in das Innenleben Tirols.

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Seitenzahl: 23

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Titel

Tirol hautnah erlebt

Alois Vahrner über Heinrich Klier: Die sieben Leben des Heinrich Klier

Start

Er ist laut Wikipedia erfolgreicher Schriftsteller und Journalist, Alpinist, Unternehmer und Teilnehmer am Süd­tiroler Freiheitskampf. Ein überaus spannender Zeitzeuge Tirols, der selbst viel – wie nur ganz wenige andere – zur politischen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes beigetragen hat. Was ihm denn von all diesen Attributen am besten gefalle?, fragte ihn ORF-Legende Elmar Oberhauser beim Zeitzeugen-Gespräch im vollbesetzten Saal „Casineum“ des Innsbrucker Casinos. Die Antwort Kliers kam prompt und klar: „Mir gefallen sie alle!“ Besondere Eitelkeit kennt Klier aber überhaupt nicht. So hat sich der damals 85-Jährige ausbedungen, sich den Fragen Oberhausers ohne Krawatte und Anzug stellen zu dürfen. Und auch als Doktor will er nicht gerne angeredet werden. „Es rennen ja so viel Doktoren herum im Land. Auch bei uns in der Firma mit 360 Mitarbeitern sagt niemand Doktor Klier zu mir.“

Klar und direkt war er immer und ist es noch, der Heinrich Klier. Und Klier spricht selbst von sieben Leben, die er bisher gehabt habe. Geboren wurde Klier am 27. November 1926 in Zirl. 1929 stürzte er in einen hochgehenden Wildbach bei Zirl und wurde dann lebend aus dem Inn herausgefischt. 1943 wurde er mit drei Bergkameraden von einer Lawine verschüttet; alle drei kamen dabei ums Leben, Klier überlebte als Einziger. Zwei weitere Leben hatte er beim ersten Bombenangriff auf Innsbruck und beim Partisanenkrieg in Jugoslawien „verbraucht“. 1947 überlebte Klier einen 18-Meter-Sturz bei der ersten Winter­begehung der Hechenberg-Südwand; das alte Seil hat glücklicherweise gehalten. „Sonst, Herr Oberhauser, hätten Sie sich heute einen anderen Gesprächspartner suchen müssen.“ Ob er sich als besonderes Glückskind fühle? Damals sei so viel Tod in der Welt gewesen, schrieb Klier in dem von Martin Kolozs herausgegebenen Buch Tiroler Identitäten (erschienen im Kyrene-Verlag). „Aber ich frage mich manchmal, warum er mich ausgespart hat; er hätte mich doch so leicht mitnehmen können. Ich weiß darauf keine Antwort.“

Von den Eltern, von den Führern der Hitlerjugend und von den Lehrern (im Gymnasium in der Innsbrucker Angerzellgasse) sei er eher autoritär erzogen worden, so Klier. Als 17-Jähriger wurde er zur Wehrmacht eingezogen, vollgehämmert mit der Propaganda vom Endsieg. Nach nur dreiwöchiger Ausbildung („damals wusste ich noch gar nicht, wie man eine Maschinenpistole bedient“) wurden die jungen Burschen zur Bekämpfung der Partisanen nach Jugoslawien gebracht. „Erst nach dem Krieg begriff ich, dass unsere ‚Feinde‘ mutige, heimatliebende Leute waren“, schrieb Klier. Bei Kriegsende schlug sich Klier über die Kärntner, Salzburger und Tiroler Berge durch bis ins Zillertal und ins Inntal. Dort entledigte er sich der Wehrmachtsuniform und marschierte als Bauer verkleidet mit Sense über die Schulter weiter Richtung Heimat.