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Veröffentlichungsjahr: 2020
Tod im Obstgarten
Hochtaunus-Krimi (1)
Alex Sassland
Buchbeschreibung:
Jules Klausner versteht sich mit ihrer Chefin schon länger nicht mehr. Seit die ihr den Freund ausspannen will, ist die Situation gänzlich unerträglich geworden.
Irene Klausner, ihre Großtante und Adoptivmutter, hat sie schon länger auf einen ausgedehnten Besuch eingeladen. Kurz entschlossen nimmt Jules Urlaub und fährt in den Hochtaunus, um Abstand zu gewinnen und sich darüber klar zu werden, wie sie ihr Leben weiter gestalten möchte. Irene führt einen Handarbeitsladen und wohnt in einem wunderschön sanierten Fachwerkhaus mit einem großen Obstgarten.
Eines Mittags findet Jules Irene tot im Obstgarten unter der Leiter, die am großen alten Apfelbaum lehnt. Zunächst sieht alles nach einem Unfall aus, aber da ist noch die Wunde am Hinterkopf.
Jules ist am Boden zerstört. Und sie hat ein schwaches Alibi, aber ein Motiv - sie erbt alles.
Kommissarin Sara Winter ist misstrauisch. Zudem mischt sich Jules ungebeten in die Ermittlungen ein.
War es ein Unfall? Oder war alles ganz anders? Was hat der Pomologe Alphonse Pommier damit zu tun?
Jules muss schnell die Wahrheit herausfinden.
Über die Autorin:
Alex Sassland lebt und arbeitet im Hochtaunus. Die attraktiven Ortschaften, die abwechslungsreiche Landschaft und die Menschen spielen eine zentrale Rolle in ihren Regional-Krimis. Inspiration sind Ereignisse und Erlebnisse, Zeitungs- oder Radiomeldungen, die zu eigenen Geschichten weitergewebt werden.
Tod im Obstgarten
Hochtaunus-Krimi (1)
Alex Sassland
2. Auflage, (2020: Neunummerierung der Bände, Haupt- und Nebendarsteller)
© 2018 Kerstin Büttel – alle Rechte vorbehalten.
Obernhainer Weg 30
61273 Wehrheim
mailto:[email protected]
Coverfoto: www.dirkb-foto.de
www.alex-sassland.de
Dies ist ein fiktives Werk. Namen, Charaktere und Ereignisse entspringen der Fantasie der Autorin. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt und zufällig. Einige Orte, Straßen, Plätze sowie Geschäfte gibt es zwar, aber sie dienen als Inspiration und werden fiktiv verwendet.
Kapitel 17
Kapitel 215
Kapitel 321
Kapitel 430
Kapitel 532
Kapitel 639
Kapitel 744
Kapitel 850
Kapitel 953
Kapitel 1065
Kapitel 1175
Kapitel 1278
Kapitel 1380
Kapitel 1484
Kapitel 1592
Kapitel 16100
Kapitel 17107
Kapitel 18117
Kapitel 19120
Kapitel 20132
Kapitel 21134
Kapitel 22145
Kapitel 23148
Kapitel 24151
Kapitel 25157
Kapitel 26160
Kapitel 27165
Kapitel 28176
Kapitel 29179
Kapitel 30183
Kapitel 31191
Kapitel 32195
Kapitel 33199
Kapitel 34203
Kapitel 35207
Kapitel 36215
Kapitel 37219
Kapitel 38225
Kapitel 39230
Kapitel 40235
Kapitel 41244
Kapitel 42248
Kapitel 43256
Kapitel 44262
Epilog268
Haupt- und Nebendarsteller272
Jules’ Schal276
Irenes Rezepte278
Kapitel 1
Die Tür fiel krachend ins Schloss.
Jules Klausner, Ende vierzig, groß gewachsen, mittellange blonde Haare, graue Augen, pfefferte ihre Tasche in die Garderobe. Die leichte Jacke flog hinterher, beides rutschte auf den Fußboden. Die halbhohen Pumps schleuderte sie in die andere Ecke. Die schwarz-weißen Fliesen waren angenehm kühl unter ihren nackten Sohlen. Sie bog rechts ab in die Küche und nahm ein alkoholfreies Bier aus dem Kühlschrank. Der Kapselheber an der Wand machte mit dem Kronkorken kurzen Prozess. Mit der Flasche in der Hand ging sie durch die Diele ins Wohnzimmer, in das noch die Abendsonne schien. Sie ließ sich in ihren Lieblingssessel fallen, legte die Füße auf den Couchtisch, lehnte den Kopf an und schloss die Augen für einen langen Moment.
Nach einigen tiefen Atemzügen hatte sie sich etwas beruhigt. Sie setzte sich gerade hin und nahm einen Zug aus der kühlen Bierflasche. Das tat gut.
Nicht nur, dass Claudia sie den ganzen Tag lang entweder ignoriert oder schikaniert hatte. Nein, sie musste gestern auch noch vor ihren Augen mit Stefan flirten und hatte ihn zum Essen eingeladen. Und der hatte nichts Besseres zu tun, als sich geschmeichelt zu fühlen. Männer.
Langsam wich die Anspannung des Tages aus ihren Gliedern und sie konnte sich entspannen. Die letzten Tage und Wochen waren sehr anstrengend gewesen. Claudia wurde immer unberechenbarer.
Früher hatten sie sich gut verstanden, waren sogar Freundinnen gewesen. Es war letztlich keine gute Idee gewesen, zusammen die Firma aufzumachen, mit Claudia als Inhaberin und ihr selbst als einzige Angestellte.
Claudia wälzte alle Arbeit auf sie ab, kam spät ins Büro, wenn sie überhaupt erschien. Nachmittags ging sie meistens schon gegen halb vier. Allerdings nicht, ohne ihr vorher noch alle Post sowie allerlei Notizen hingeworfen zu haben. Und recht machen konnte sie es ihr auch nicht. Immer hatte sie etwas auszusetzen.
Jules raffte sich wieder auf, zog leichte Sportkleidung an und ging trotz der Wärme draußen eine Runde Laufen. Ein paar Mal quer durch den Goethepark. Danach ging es ihr besser. Manchmal kamen ihr beim Laufen auch neue Ideen, diesmal allerdings hatte sich nur eine Idee verfestigt, die sie schon einige Zeit mit sich herumtrug.
Sie würde Urlaub nehmen, einen langen Urlaub, am besten sofort, und ihre Großtante und Adoptivmutter im Taunus besuchen. Die hatte sie schon lange auf einen ausgedehnten Besuch eingeladen, und sie war länger nicht mehr dort gewesen.
Irene war fast ihre einzige Verwandte, sie hatte sie aufgenommen und großgezogen, als damals ihre Eltern bei dem Unfall ums Leben gekommen waren. Da war sie fünf gewesen. Irene hatte nie geheiratet und hatte auch keine eigenen Kinder. Sie war die jüngste Schwester ihres Großvaters väterlicherseits und etwa so alt wie ihre Mutter.
Als Jules so unvermittelt zur Waise wurde, zögerte sie nicht und nahm sie bei sich auf. Später adoptierte sie Jules. Irene Klausner gehörte der Handarbeitsladen in Wehrheim, in dem man alles kaufen konnte, was mit Handarbeiten zu tun hatte, in dem hin und wieder auch Kurse angeboten wurden und sich ein Stammkundinnen-Strick-Kreis regelmäßig traf.
Jules liebte ihre Adoptivmutter sehr, sie verstanden sich hervorragend. Zumindest, seitdem sie der Pubertät entwachsen war. Nur mit Handarbeiten stand sie etwas auf dem Kriegsfuß. Das beherrschte sie nur in den einfachen Spielarten, wie Topflappen häkeln oder Schals stricken. Deswegen hatte sie eine kaufmännische Ausbildung gewählt und Industriekauffrau gelernt, eine breite Basisausbildung, mit der man sich später in vielen Firmen und Abteilungen leicht einarbeiten konnte.
Anfangs hatte sie in ihrer Ausbildungsfirma in der Marketing-Abteilung gearbeitet und sich dabei einiges Fachwissen im Bereich Marktforschung angeeignet. Einige Jahre später war sie ihrem damaligen Chef nach Berlin gefolgt. In dieser Firma war Claudia als Leiterin der Exportabteilung tätig gewesen und sie hatten sich angefreundet. Claudia hatte dann die Idee, sich mit einer Service-Firma für von Auslandseinsätzen zurückkehrende Manager sowie all diejenigen, die nicht selbst fertig wurden mit Aufräum- und Wegwerfaktionen, selbstständig zu machen. Und sie hatte Jules gefragt, ob sie nicht mitmachen wollte. Damals war sie begeistert gewesen von der Idee.
Die Expatriate-Manager hatten oft keine Zeit, sich selbst um einige notwendige Behördengänge, neue Möbel, überhaupt eine Wohnung zu kümmern. Oder sie hatten ein ganzes Haus aufgelöst und die Einrichtung in einem Überseecontainer nach Deutschland geschickt. Andere Kunden wollten unbedingt ausmisten und Platz schaffen, kamen aber nicht voran damit, konnten sich nicht trennen von ihren Sachen. Diesen Kunden halfen sie, mit diesen meist zeitlich begrenzten Vorhaben fertig zu werden. Es gab auch fast hoffnungslose Fälle, denen sie helfen konnten.
Jetzt arbeitete sie als Mädchen für alles in der kleinen Firma, die Claudia mit dieser Geschäftsidee gegründet hatte. Eine sehr kleine Firma, nur Claudia und sie als feste Mitarbeiter, und die freien Beraterinnen, die mit den Kunden die Projekte durchführten. Kundengespräche, Buchhaltung, Einkauf, Büroorganisation, Projektabrechnung für die Beraterinnen und alles, was sonst so anfällt im Büroalltag. Von allem etwas, aber es blieb kaum Zeit für die einzelnen Tätigkeiten. Claudia hatte anscheinend inzwischen Besseres zu tun, jedenfalls ließ sie sich seit ein paar Monaten kaum noch blicken in der Firma. War sie dann doch einmal da, mäkelte sie an allem herum, was Jules getan hatte. Hier hatte sie zu viel Geld für Büromaterial ausgegeben, dort war angeblich eine Kundenanfrage nicht rechtzeitig beantwortet worden, der Einsatzplan für die freien Beraterinnen passte ihr nicht, und warum hatten sie überhaupt so wenige Aufträge, und so weiter und so fort. Das hatte Ausmaße angenommen, die nur noch schwer erträglich waren.
Und dann noch die Sache mit Stefan. Er war total begeistert gewesen von der Idee, die Claudia ihm gestern schmackhaft machen wollte, nämlich seine eigene und ihre Firma zusammenzulegen. Da gäbe es doch so viele Synergien, meinte sie und klapperte dazu mit den Augendeckeln. Er hatte gleich angebissen.
Dieses Manöver hatte sie bereits mit einigen anderen Männern, die ebenfalls erfolgreiche Firmen hatten, probiert. Manchmal auch erfolgreich, jedenfalls für sie selbst. Sie bekam es immer so hin, dass sie nach einiger Zeit den kontrollierenden Anteil erhielt. Dann ließ sie die Firma etwas schleifen und kaufte die restlichen Anteile für deutlich kleineres Geld auf, als sie zu Beginn der Partnerschaft Wert gewesen waren. Die Männer ließ sie dann kurz darauf fallen, da sie ihren Zweck erfüllt hatten.
Claudia wollte mit ihm schick Essen gehen, gestern Abend, und hatte deutlich zu verstehen gegeben, dass sie Jules nicht dabei haben wollte. Das war für sich genommen schon eine Unverschämtheit, sie wusste ja, dass Jules und Stefan schon länger zusammen waren. Sie hatte sich bereits mittags verabschiedet, mit dem Hinweis, dass sie noch zum Friseur müsse und ein neues Kleid brauche sie auch.
Stefan hatte sich dann gestern Abend nicht mehr gemeldet, obwohl sie oft noch spät telefonierten, um sich eine gute Nacht zu wünschen. Auch heute hatte er den ganzen Tag nichts von sich hören lassen. Wahrscheinlich hatte er ein schlechtes Gewissen.
Dafür hatte Claudia heute ausgesehen wie die Katze, die den Kanarienvogel gefressen hat. Hatte ihr mitleidige Blicke zugeworfen, ein paarmal angesetzt, etwas zu sagen und dann doch den Mund gehalten.
Kurz bevor sie Feierabend machen wollte, rief Stefan dann doch noch an. Allerdings nur, um ihre Verabredung fürs Kino abzusagen. Schade, sie hatte sich gefreut auf den gemeinsamen Kinoabend. Vorher einen Cocktail trinken, später noch eine Kleinigkeit essen gehen.
Jetzt also auch noch Stefan.
Eigentlich hatte sie ihn warnen wollen, wollte ihm von Claudias Masche erzählen. Aber es sah momentan nicht so aus, als würde er auf sie hören. Sie hatte ein ungutes Gefühl in der Magengrube.
Kapitel 2
Am Montag kam Claudia erst am späten Vormittag ins Büro und hatte immer noch einen sehr zufriedenen Gesichtsausdruck. Sie lehnte im Türrahmen zur Teeküche, strich ihr figurbetontes Kleid über den Hüften glatt und warf ihren blondierten Bob mit einer einstudierten Kopfbewegung nach hinten. Sie war Mitte Vierzig und sehr stolz auf ihre Figur. Da sie einige Zentimeter kürzer war als Jules, blieb sie gerne auf Abstand. Ihrer Meinung nach wirkte sie dann nicht so klein. Das Gegenteil war der Fall.
»Hallo Jules. Na, hattest du ein schönes Wochenende allein zuhause?«, fragte sie mit einem süffisanten Unterton.
Woher wusste sie das denn? Jules hob den Kopf und musterte ihre Chefin prüfend. »Ich war laufen«, antwortete sie nur kurz.
»Ach so. Stefan rief nämlich Samstag an und hat mich gefragt, ob wir etwas trinken gehen. Weil du ihn versetzt hättest. Hat Spaß gemacht. Er ist wirklich sehr charmant, dein Stefan.«
Jules starrte sie ungläubig an. Das war doch die Höhe. Erst sagte er ihre Verabredung ins Kino ab, um dann zu behaupten, sie hätte ihn versetzt? Und ging dann mit Claudia aus? Was lief denn da ab? In Jules brodelte es. Jetzt nur nichts Falsches sagen ... sie holte einmal tief Luft.
»Na, das ist ja schön, dass ihr euch so gut versteht«, tat Jules betont unbeteiligt. »Übrigens, ich möchte jetzt gerne meinen Urlaub nehmen, ich hatte ja erst ein paar Tage dieses Jahr. Alle offenen Vorgänge sind soweit bearbeitet, die Konten ausgeglichen. Die Beraterinnen sind für die anstehenden Projekte eingeplant. Neue Aufträge haben wir momentan nicht in Aussicht, jetzt im Sommer ist sowieso nicht viel los, wahrscheinlich wird es erst Ende September wieder lebhafter, das war in den letzten Jahren auch so. Du hast doch sicher nichts dagegen, oder?« Sie beobachtete Claudia genau. »Ich würde gerne die vier Wochen am Stück nehmen, dann bin ich für den Rest des Jahres durchgehend da.«
Deren Gesichtsausdruck verfinsterte sich zusehends. Jules wartete auf die Explosion. Die ließ nicht lange auf sich warten.
»Spinnst du? Vier Wochen am Stück? Wieso das denn? Wie kommst du darauf, so lange Urlaub haben zu wollen? Kommt gar nicht in Frage, das geht nicht!« Claudias Lautstärke nahm immer weiter zu, beim letzten Satz schrie sie förmlich.
Jules blieb ruhig. Diese Tirade kannte sie schon, den Strauß fochten sie jedes Jahr aufs Neue aus. Claudia war der Meinung, dass Jules Urlaub nur tageweise nehmen sollte. Damit sie nicht die ganzen »niederen« Tätigkeiten ausführen musste, die anfielen, wenn sie länger nicht im Büro war, dachte Jules bei sich.
»Doch, das geht. Ich habe dir gerade erzählt, dass alles aufgearbeitet und vorbereitet ist und es erst in ein paar Wochen wieder mehr zu tun geben wird. Warum müssen wir immer darum streiten?« Jules war es leid. Immer dieselbe Diskussion. »Ich möchte nur meinen Urlaub nehmen. Erholungsurlaub. Der sollte möglichst zusammenhängend genommen werden.« Claudia versteifte sich, ihr Gesicht war jetzt rot angelaufen.
»Wir streiten nicht. Ich sage dir, dass das nicht in Frage kommt. Vier Wochen Urlaub! Was ist, wenn ich in der Zeit auch mal weg muss?«, ereiferte sie sich. Auch dieses Argument verfing bei Jules nicht.
»Da kannst du eine Aushilfe anheuern, die das Telefon besetzt. Das haben wir letztes Jahr und die Jahre davor auch so gemacht. Das kannst du dir locker leisten.« Die kleine Spitze konnte Jules sich nicht verkneifen. Claudia war geizig. Jede kleine Ausgabe schmerzte sie persönlich. Als sie schon den Mund aufmachte, um weiter zu diskutieren, fiel ihr Jules gleich ins Wort.
»Und bevor du fragst – nein, ich werde in meinem Urlaub nicht ›mal kurz‹ ins Büro kommen. Ich werde nicht in Berlin sein«, fügte sie noch hinzu. Claudia klappte den Mund hörbar zu, setzte dann aber ein kalkulierendes Lächeln auf.
»Ach, wollt ihr verreisen? Wohin soll es denn gehen? Stefan hat gar nichts davon erzählt, dass ihr wegfahren wollt«, meinte sie, als wäre es selbstverständlich, dass Stefan, Jules Freund, ihr erzählte, wann und wohin er in den Urlaub fahren wollte. »Das wundert mich, denn wir haben uns für nächste Woche verabredet«, bohrte sie weiter.
Jules kniff die Lippen zusammen. »Das geht dich nichts an, Claudia. Lass mich in Ruhe!«
Claudia dachte einen Moment nach und lächelte dann triumphierend. »Ja, von mir aus«, sagte sie mit zuckersüßer Stimme, »Du kannst deinen Urlaub haben, aber du brauchst dann nicht mehr wiederzukommen, ich kündige dir. Fristgemäß natürlich, zu Ende September. Das passt ja gerade, vier Wochen Kündigungsfrist. Du hast noch 8 Tage Urlaub aus dem letzten Jahr und 15 Tage bis Ende September, dann kannst du morgen noch deinen Schreibtisch ausräumen. Kriegst du nachher natürlich noch schriftlich.« Damit warf sie noch mal den Kopf in den Nacken, schnappte sich ihre Designer-Handtasche und rauschte aus dem Büro.
Jules war wie vom Donner gerührt. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte zwar mal mit dem Gedanken gespielt, sich etwas anderes zu suchen, aber das nie ernsthaft verfolgt. Ihre Situation war ja sehr bequem, das Büro lag um die Ecke von ihrer Wohnung. Bis vor ein paar Monaten hatte sie sich mit Claudia auch noch gut verstanden und die Arbeit hatte Spaß gemacht. In letzter Zeit allerdings ... manchmal brauchte es offenbar einen konkreten Anstoß, damit sie sich in Bewegung setzte.
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, schloss einen Moment lang die Augen und streckte sich. Als der erste Schock verflogen war, schlug sie die Augen wieder auf und sah sich nüchtern in ihrem kleinen, funktionell eingerichteten Büro um. Das war es also, nach immerhin drei Jahren.
Viele persönliche Gegenstände hatte sie nicht hier, da reichte ein Karton vermutlich aus. Ein paar Dinge konnte sie heute gleich mitnehmen.
Jules packte schon einmal einige Kleinigkeiten, die sie morgen nicht mehr brauchen würde, in ihre Tasche und klemmte sich ihre Orchidee unter den Arm.