Todesengel Elfenbein - Angelika Friedemann - E-Book

Todesengel Elfenbein E-Book

Angelika Friedemann

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Beschreibung

Keno Kuoma, Journalist, geht dem Mord an seinem Kollegen Winston Kipeki nach. Er stellt fest, dass der mutmaßliche Täter, der inzwischen ebenfalls im Gefängnis ermordet wurde, unschuldig war. Dabei kommt er dem Boss eines weitverbreiteten Wildererringes auf die Spur. Seine Wege kreuzen sich abermals mit Osenka und Oringinga. Erst als man seinen Sohn entführt, vermutet er ein weiteres Oberhaupt dieser Schmugglerorganisation zu erkennen.

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Angelika Friedemann

Todesengel

Elfenbein

Wenn der letzte Elefant stirbt, verdorrt die Erde.

°°°°

Keno, Jeff und Gitongo schlenderten zu dem Wagen von Jeff. Keno war in den letzten drei Monaten wieder vollständig genesen.

„Heute hat Kibaki mal wieder ein Zeichen gesetzt.“

„Gitongo, gerade weinen einige wazungu bitterlich. Die schönen Millionen haben sich in Rauch aufgelöst“, lästerte sein Kollege und Freund Jeff Kipeki. Er war der Größte von dem Trio, was Keno jedes Mal ärgerte. Dass Jeff 20 Zentimeter größer, wie er war, hatte ihn schon immer gewurmt, genauso wie dessen schlanke, muskulös Figur. Jeff konnte Essen, essen, essen, ohne ein Gramm zuzunehmen. Sein Dad hatte einmal gesagt, er hat bestimmt Maasai-Blut in seinen Adern, so gut wie er aussieht. Er gleicht seinem Dad wirklich. Keno ging wie zufällig zur Seite, lief nun nicht mehr in der Mitte. Er war trotz seiner knapp 1,80 mita, wie er immer angab, in Wirklichkeit war 1,74 mita groß, der Kleinste, Dickste, Dunkelste. Gitongo, die Frohnatur, schaute zum Horizont, beobachtete eine Herde Tommys. Er hatte derbe Gesichtszüge, jedoch Augen, die davon ablenkten. In ihnen spiegelte sich alles: Ärger, Wut, Freude, Trauer, Heiterkeit. Er hatte noch nie einen Menschen getroffen, dem man so viel bei einem Blick in seine Augen wahrnahm.

„Wie sagte unser Präsident treffend, wir alle müssen uns der negativen Folgen des illegalen Handels für unsere nationale Wirtschaft bewusst sein. Die Verluste durch die Beschlagnahmungen wurden anderweitig ausgeglichen und vermehrt irgendwo die tembo abgeknallt. Das muss drastisch unterbunden werden.“

Sie waren im Tsavo Conservation Area. Präsident Mwai Kibaki verbrannte fünf Tonnen beschlagnahmtes Elfenbein unter dem Applaus von Einheimischen und Touristen. Diese Aktion knüpfte an die Verbrennung vor 22 Jahren an, die weltweit Aufsehen erregte. Wenige Monate darauf wurde im Jahr 1989 ein weltweites Handelsverbot für Elfenbein beschlossen. Doch seit 1997 wurde dieses Abkommen ständig gelockert und die Wilderei nahm dramatisch zu. Präsident Kibaki wollte ein neues Zeichen setzen, damit man endlich den Elfenbeinhandel generell verbot, so wie es Kenya seit 14 Jahren forderte. Die illegalen Abschüsse nahmen stetig zu, erreichten dieses Jahr, 2011, beängstigende Ausmaße.

Jetzt fuhren die drei Journalisten dreihundert Kilometer zurück nach Nairobi.

„Hast du eigentlich etwas über den Tod von Donaldson erfahren?“, erkundigte sich Jeff.

„Samuel Kanaware von der Nairobian Special-Police soll da intern nachforschen, wie ich gehört habe. Njoki wollte die alten Akten einsehen, aber die gibt es nicht mehr. Keiner weiß warum. Er bekam allerdings von sehr weit oben Order, sich da herauszuhalten, sonst gebe es reichlich Ärger.“

„Hat da einer von der Police seine Finger im Spiel?“, beugte sich Gitongo Gichuku zu den Männern nach vorn.

„Alan steht unter Verdacht, da er das seinerzeit bearbeitete, daneben war er einen Tag vor Donaldsons Tod bei dem im Gefängnis. Er meinte, nur so, weil er hören wollte, ob der Mann jetzt gesprächiger sei. Wazimu! Er wusste, dass ich eine Besuchserlaubnis beantragt hatte, und er musste den Mann zum Schweigen bringen.“

„Kannst du das beweisen?“

„Jeff, wenn, würde ich das melden. Ich konnte den arroganten Hansher noch nie leiden. Ein eingebildeter Bwana, der sich den Job mit Daddys Geld kaufte.“

Keno überlegte, wie viel er erzählen sollte. Er vermied es bei gefahrvollen Recherchen, seine Freunde mit zu vielen Informationen zu versorgen. Keiner sollte in seine teilweisen riskanten Manöver mit hineingezogen werden. Sein zweites Leben, wie er es scherzhaft nannte, verdankte er einem gewaltigen Elefantenbullen. Sein Dank sollte nicht nur darin bestehen, dass er ihm einige Male Leckereien gab. Hapana, nun wollte er massiv gegen den Elfenbeinhandel und die Wilderer vorgehen. Ein eher schwieriges, aber besonders, ein gefährliches Unterfangen, zumal er zum Teil die gleichen Leute in Verdacht hatte, die ihn vor Wochen wegen des illegalen Abbaus von Bodenschätzen angeschossen und fünf Geologen aus der Welt schafften. Von einer Schwarzen, die in diesen Betrug involviert war, fehlte seitdem jede Spur. Er vermutet, dass man sie ebenfalls tötete. Er hatte einmal mehr Glück gehabt.

„Sie haben nicht alle festgenommen. Da bin ich mir sicher. Donaldson wusste mehr, wollte eventuell plaudern. Man plante, ihm dafür Haftverschonung anzubieten, ihn in die Staaten ausreisen zu lassen. Er ahnte nicht, dass einer von der Polisi mit drinnen steckt. Melina Donaldson ist vor knapp zwei Jahren unter mysteriösen Umständen gestorben. Die offizielle Version lautet Herzversagen. Man wollte sie bald freilassen, da man ihr nicht nachweisen konnte, dass sie bei der Tötung an Winston beteiligt war. Sie schob alles auf ihren Mann. Der wiederum bestritt es vehement, besaß für die Tatzeit sogar ein Alibi. Sie nicht. Trotzdem wurde sie nur wegen Wilddieberei verurteilt, ihn beschuldigte man des Mordes und Wilderei. Ich fahre am Freitag mit Tom zu meinen Eltern und werde mich mit James unterhalten. Diese dope muss ja wissen, was damals war. Er betitelte sich ja immer als sein Freund. Samuel sagte, die Waffe, mit der man deinen Dad ermordete, wurde bisher nicht gefunden. Die ganze Sache stinkt und Alan hängt da dick drinnen.“

„Keno, rede in meinem Beisein nicht so über James, nur weil sein mwana sauer ist, dass der Angeber nichts erbte. Denkst du, Osenka hatte etwas mit dem Tod von meinem Baba zu tun?“

Keno schaute seinen Freund einen Moment verblüfft an, da der selten einmal so einen Tonfall anschlug. Nur der war genauso verblendet, was den Shrimes betraf, wie Winston.

„Jeff, es könnte sein. Oringinga wird da ebenfalls seine Finger im Spiel haben. Selbst zig Unbekannte könnten involviert sein. Man muss das völlig neu aufrollen, falls das noch möglich ist. Die festgenommenen Drahtzieher sind inzwischen alle tot. Die Akten verschwunden. Es wird schwierig werden, diese Vorgänge zu rekonstruieren oder gar zu beweisen. Ich spreche mit James und Keith. Abwarten, was dabei herauskommt.“

„Du schreibst darüber?“, forschte Gitongo nach.

„Indirekt! Heute über die Verbrennung und in Folge eine Serie über die Wilderei, nicht nur bei uns, daneben über die dope, die Dinge aus Elfenbein kaufen, über CITES, das Washingtoner Artenschutzübereinkommen und so weiter. Der Boss meint, wir sollten alle richtig aufrütteln, damit bei uns weniger gewildert wird. Fantasie! Die Leute verdienen gut daran und so wird wenigstens die Familie satt. Sind ja nicht nur ndovu oder kifaru, die darunter leiden. Sie knallen alles ab, um das Fell, die Köpfe oder sonst etwas in Dollar zu verwandeln. Wie viele Tierarten sind bald weltweit ausgestorben, weil der Mensch deren Lebensraum vernichtet, die Viecher abknallt, nur weil irgendeine mke einen Mantel aus Tiger- und Leopardenfell will, der Herr Gemahl ein Schachspiel mit Elfenbeinfiguren und die lieben Kinderchen ein Eisbärfell vor dem Bettchen? Ich habe Order bekommen, dass ich mich aus der Angelegenheit heraushalten soll, da ich bereits genug Schaden angerichtet hätte. Sie wollen mir die Schuld von angeblich zig tausend Menschen in die Schuhe schieben, falls ich da weiter meine Nase reinstecke.“

„Dann halt dich daraus“, Gitongo in einem merkwürdigen Tonfall.

Er erwiderte nichts, dachte nur - dope. Ich bin gewiss kein Duckmäuser so wie ihr Nieten, sondern werde das aufklären. Einer muss es ja mal richtig in die Hand nehmen.

Daheim wurde er von Kiana erwartet. Sie hielt einen Brief in der Hand, wedelte damit herum. „Post aus Frankreich für dich“, giftete sie. „Deine Geliebte hat Sehnsucht nach dir.“

„Das freut mich. Ich auch nach ihr“, erwiderte er lakonisch, obwohl er sich fragte, wer ihm aus Frankreich schrieb. Er griff danach, schaute auf die sehr kindliche Schreibschrift.

„Wo ist Tom?“

„Er schläft bei Jeffrey.“

Er verschwand in seinem Büro, setzte sich auf die Schreibtischkante und riss den Umschlag auf. Das Foto eines Jungen fiel heraus. Ein Mischling, wie man sofort erkannte. Er legte das Bild beiseite.

Bonsoir Monsieur Kuoma,

ich bin Marc 7 Jahre alt und kann noch nicht so gut schreiben. Bin gerade in die 2. Klasse gekommen. Ihre adresse habe ich im Internet gefunden. Meine Maman sagt sie können Französisch. Wir waren gerade in Nairobi, aber ich durfte sie nicht besuchen. Maman hat es verboten. Da wusste ich auch noch nicht wer du sie bist. Erst zu Hause habe ich was gefunden und Maman sagt mir nichts. Nun will ich wissen ob du sie mein Papa bist.

Ich weiß von Maman, das der Keniner ist und bei einer Zeitung arbeitet, so wie Maman. Sie war 2003 im Mombasa Hill (habe ich so abgeschrieben) in Urlaub. Das ist ein Hotel und wir waren da drei Tage als Maman in Nairobi mit der Arbeit fertig war. Wie ich aussehe siehst du sie. Ich will es nur wissen sonst nichts. Wenn du sie mir nicht schreibst, dann sind sie es nicht. Wenn sie schreiben musst du sie das an meinen Freund schicken. Der hat mir auch beim schreiben geholfen. Der heißt Philip sonst meckert Maman, weil sie nichts davon weis. Ach so meine Maman heißt Francois und ist sehr schön sagen alle. Nen Foto von ihr konnte ich nicht klauen, weil die alle in so einem Buch eingeklebt sind. Sie ist 1,75 cm groß, hat lange blonde Haare, blaue Augen. Steht in ihrem Ausweis.

Bon jour Marc

Ach so die adresse von Philip …

Amüsiert, aber mehr nachdenklich faltete er den Bogen zusammen, schaute den Jungen an. Konnte das sein Sohn sein? Was der Knirps schrieb, passte. Er hörte Kiana rufen, legte beides in den Umschlag und den in die Schublade.

Als er in die Küche schaute, sah er die Töpfe stehen. Kiana war anscheinend weg. Jetzt musste er sich auch noch das Essen allein kochen, wütete er. Er knallte die Bürotür zu, griff zum Telefon und rief seinen Dad und Anwalt, an.

„Ich will die Scheidung, und zwar morgen“, knurrte er böse ins Telefon. „Hapana - es reicht! Seit drei Tagen gibt es irgendwelchen Fraß, weil meine Bibi angeben muss, das Geld in Restaurants ausgibt.“ „Hapana, ich will, dass die Kizee, bis Freitag mein Haus verlässt. Soll sie bei Mabel, Cathrin oder auf dem Mond schlafen.“ „Gut zwei Wochen, aber keinen Tag länger. Tom bleibt bei mir.“

Njoki lehnte alles Weitere ab, da Kiana von ihrem Dad vertreten wurde und das eben nur Tipp gewesen seien. Blöde Kizee, die mache ich fertig, bis die krepiert.

Er grübelte, was in den letzten Wochen in Nairobi war, das eine französische Journalistin deswegen anreiste. Er hatte nie gewusst, dass Francois den gleichen Beruf, wie er ausübte.

Da war die UN-Elefantenschutz-Konferenz, aber da war er anwesend gewesen und er hätte sie erkannt. Das Gleiche bei der Pressekonferenz, als Dan und Keith ihr neues Projekt vorstellten. Nur deswegen wäre sie nicht extra angereist, da es Ausländer nicht interessierte. Zu unwichtig. Zuletzt gab es die Pressekonferenz, wo Kenya und Somalia ihre Einigkeit zur Schau stellten und man beschloss, gemeinsam gegen die al Shabaab-Miliz vorzugehen, damit endlich Friede in Somalia einzog. Ergo Politik. Waanawake und Politik?

Jetzt durchforstete er alle französischen Zeitungen im Ressort Politik nach ihr. Negativ!

Kiana kam herein. „Musst du noch arbeiten?“, säuselte sie.

„Ndiyo und kwa heri. Kiana, ich habe die Scheidung eingereicht. Du hast zwei Wochen Zeit, aus meinem Haus zu verschwinden. Unanielewa?“

„Ich schon vor einigen Monaten, wie du weißt“, ließ sie ihn stehen, ging ins Gästezimmer, wo sie seitdem schlief.

Er riss die Tür auf, fasste sie hart an den Armen an. „Blöde mbuzi. Du hast keinen Shilingi, kein Dach über den Kopf, keine Arbeit, nichts, stehst mit einigen Kartons auf der Straße. Was willst du da mit einem 15-jährigen Jungen, dem du kein Brot kaufen kannst, geschweige das Schulgeld aufbringen wirst?“

„Ich verdiene seit Jahren mehr, als du dümmlicher, vorbestrafter Nichtkönner, Lügner, Krimineller, Hochstapler. Ich werde das mir gestohlene Geld einklagen, du Angeber.“

„Nicht mehr lange, da sie dich Dreckstück rauswerfen.“ Er stellte sich vor sie, blickte auf sie hinunter, da er einen Kopf größer wie sie war, schlug hart zu. „Das Geld gehört mir, du dreckige malaya. Denkst du wirklich, ich lasse zu, dass unser Sohn im Slum haust, weil seine Mamaye zu faul ist, etwas zu tun? Tom bleibt hier! Unanielewa? Du kannst ihn treffen, aber nicht mehr. Kiana, fordere mich nicht heraus, sonst geht es böse für dich aus. Fang an zu packen und frage deine feinen Freundinnen, wer dich aufnimmt. Du hast sie ja jahrelang mit meinem Geld durchgefüttert. Kwa heri!“

„Du bist wazimu. Du hast von meinem Geld gut gelebt, da du alles für deine Frauen ausgeben musstest. Sonst hast du ja keine bekommen, musstest sie stets bezahlen. Ich möchte das von dir gestohlene Geld zurück“, wischte sie das Blut vom Mund weg.

„Wage es und du findest dich in Mathare oder Korogocho wieder. Raus!“ Er trat nach, als sie den Raum verlassen wollte, lachte, als sie hinfiel, sich den Kopf an der Treppenstufe aufschlug. Nochmal trat er einige Male hart zu. „Hässliche Kizee! Krepier endlich, sonst helfe ich nach. Erst schicke ich hundert Kerle über dich rüber, kassiere von jeden tausend Shilingi ab, dann werfe ich dich den fisi vor. Lachend höre ich deine Knochen knacken, wenn sie dich hässliche malaya bei lebendigem Leib fressen.Versau mit deinem dreckigen Blut nicht mein Haus.“ Er schlug zu.

„Los schrei, blöde Kizee, dann steht er sofort und ich kann ihn dir in deine Fresse rammeln. Danach schlag ich die zu Brei. Hässlich und alt bist du sowieso.“

Kein Ton gab sie von sich, obwohl er nun härter zuschlug, sie ins Gesicht trat. Es erklang ein kurzes Röcheln und – Stille.

„Damned! Die blöde Kizee ist tot und mir steht er. Muss ich noch den Dreck wegräumen.“ Er öffnete seine Hose und nahm die Frau. „Oh ja“, hörte man ihn mehrfach stöhnen, bevor er laut brüllte. Er ließ sich auf sie fallen und bemerkte da, sie lebte noch. Rasch stand er auf, schloss seine Hose und schaffte sie in den Garten. Er holte ein Messer und nun stach er auf sie ein, zerschnitt ihre Haut, zerfetzte ihre Kleidung.

Er setzte sich, strich kurz durch die schwarzen, lockigen Haare und atmete tief durch. Das werden zwei anstrengende Wochen, ahnte er. Dabei hasste er Streitigkeiten, ging denen meistens aus dem Weg, da er ein sehr friedlicher, geduldiger, lieber Mensch war.

Er duschte lange, holte eine Flasche Bier, trank und allmählich ebbte seine Wut ab. Nun konzentrierte er sich auf die Suche nach der kleinen Französin. Er suchte Zeitungen in Paris heraus und systematisch durchforstete er jedes Blatt im Impressum nach den Namen der Mitarbeiter.

Nach Stunden war er alle Zeitschriften durch - ergebnislos. Er lehnte sich zurück, die nackten Füße auf der Schreibtischkante, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, dachte er an sie.

Es waren fünf Tage, die er nie vergessen, die er nie bereut hatte, obwohl er bereits verheiratet war. Francois war eine besondere Frau, die ihn vom ersten Moment an faszinierte. Eine Frau, die nicht nur schön war, sondern die eine unwahrscheinlich feminine, sinnliche und erotische Ausstrahlung besaß. Sie verfügte über Stil, Lebensfreude, drückte sich sehr gewählt aus, konnte über sich selbst lachen. Primär war es ihnen beiden jedoch nur um den sexuellen Spaß gegangen. Keiner hatte von seinem Leben dem anderen erzählt, weil klar war, es gab nur diese fünf Tage. Sie war nach Frankreich geflogen und er in sein altes Familienleben zurückgekehrt. Bereits damals stand seine Ehe vor dem Aus, aber er machte einen Rückzieher, da sein mwana noch zu jung war, um ohne Mum zu leben. Kiana hatte sich für eine Weile bemüht, bevor sie ihr altes Leben mit Nichtstun und Lady spielen, vertrödelte.

Er hatte seinerzeit nie an Verhütung gedacht, nie damit gerechnet, dass Francois schwanger werden könnte. War dieser kleine Junge wirklich sein Sohn? Er holte den Umschlag hervor, zog das Foto heraus und schaute ihn an. Er konnte es weder bejahen noch verneinen. Über eines schien dieser Knirps allerdings zu verfügen, über einen festen Willen gepaart mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. Was sollte er ihm schreiben? Er wollte Francois zudem nicht hintergehen, egal ob er der Dad war.

°°°°

Keno erkundigte sich morgens bei einigen Kollegen, ob bei den diversen Pressekonferenzen eine Blondine aus Frankreich dabei gewesen sei, aber alle verneinten das, lästerten, ob er nun auf eine fremdartige mke Appetit hätte.

Er las einige Berichte, bevor er sich an seine Arbeit begab. Sein Privatleben war vergessen.

Wenn der letzte ndovu stirbt, verdorrt die Erde.

Eine afrikanische Weisheit, die einen großen Wahrheitsgehalt enthält.

Naturschutzorganisationen begrüßten die gestrige Verbrennung des pembe ya ndovu. “Wir hoffen, dass die medienwirksame Verbrennung ein Signal für einen besseren Elefantenschutz setzt“, so äußerte sich unser Präsident Mwai Kibaki dazu. Mit ihm hoffen Millionen Menschen nicht nur in Kenya - auf diesem Kontinent.

In den letzten Jahren haben wir in Kenya einen alarmierenden Anstieg des illegalen Elfenbeinhandels beobachtet. “Die internationale Staatengemeinschaft muss gezielter und mit vereinten Kräften gegen kriminell organisierte Schmugglerbanden vorgehen“, hieß es dazu von Pro Wildlife.

Der WWF äußerte sich ähnlich, fügte an, “… nicht nur die Stoßzähne von gewilderten Elefanten werden feilgeboten. Beschlagnahmtes Elfenbein aus staatlicher Aufsicht wird gestohlen, taucht vermehrt auf den Schwarzmärkten auf. Es braucht eine strengere Strafverfolgung von Wilderern und das konsequente Trockenlegen der illegalen und damit per se unregulierten Elfenbeinmärkte in Afrika und Asien.“

Die Wilderei von afrikanischen Elefanten steigt in den letzten Jahren mit alarmierender Geschwindigkeit. Die Hauptursache für die Tötungen sind die zahlreichen unkontrollierten Schwarzmärkte in Afrika und Asia, von wo aus das Elfenbein in den weltweiten Handel gelangt. Bislang war es kaum möglich, die Herkunft von Stoßzähnen zuzuordnen.

Ein neues Verfahren ermöglicht nun die genaue Bestimmung der Herkunft des Elfenbeins. Sie messen dazu das Vorkommen bestimmter Isotopen, Elementen mit unterschiedlicher Masse im Elfenbein, können nach der Analyse daraus Rückschlüsse auf das Gebiet ziehen, in dem der Elefant gelebt hat. Sehr aufschlussreich – leider ist der ndovu da bereits tot, die Täter auf und davon.

Durch steigende Nachfrage, einem starken Anstieg der Elfenbeinpreise und moderner Ausrüstung der gut organisierten Banden, nahm Ende der 70er-Jahre die Wilderei von afrikanischen Elefanten insbesondere in East-Africa stark zu. Bis zu 100.000 Elefanten wurden jährlich wegen ihrer Stoßzähne getötet. Die Bestände der grauen Riesen wurden infolge eminent dezimiert. Ein lokales Aussterben drohte.

1989 beschloss die Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora ein Verbot des internationalen Elfenbeinhandels. Die Elfenbeinpreise sanken ins Bodenlose, die Absatzmärkte in Europa und den USA brachen zusammen. Die Konsequenz - die Wilderei nahm rapide ab.

1997 forderten die ersten Regierungen, den Handel wieder aufzunehmen. Es kam zu sogenannten Ausnahmeregelungen.

1999 wurden 50 Tonnen Elfenbein aus Lagerbeständen von vier südafrikanischen Ländern legal nach Japan und China versteigert. Befürworter dieser beschränkten Handelsfreigabe argumentierten, dass die Nachfrage künftig aus legalen Quellen gedeckt werden sollte. Die Wilderei würde deswegen nicht zunehmen, sondern weiterhin stagnieren. Ein Trugschluss!

2000 exportierten drei afrikanische Länder 50 Tonnen Elfenbein aus staatlichen Lagerbeständen nach Japan.

2008 waren es bereits 108 Tonnen pembe ya ndovu das Japan und China kaufte. Darüber hinaus durften Zimbabwe und Namibia Elfenbeinschnitzereien zu nicht kommerziellen Zwecken exportieren. Nicht kommerziellen Zwecken? Sicher, die Länder verschenken ihr bearbeitetes Elfenbein. Pure Augenwischerei!

2009 wurden 35 Tonnen illegales Elfenbein beschlagnahmt.

2011 wurden allein in 13 größeren Beschlagnahmungen 23 Tonnen gewildertes Elfenbein sichergestellt. Dabei wird geschätzt, dass die Zollbehörden nur jede zehnte Lieferung abfangen.

Im Bouba-Ndjida-National-Park in Cameroun tötete man etwa 400 Elefanten wegen ihrer Stoßzähne. Zuvor lebten im Park 95 Prozent der afrikanischen tembo, was wiederum 80 Prozent der Central-Africanischen Restpopulation entsprach.

Noch vor Jahresende ist erkennbar, dass es das grausamste Jahr für die ndovu seit Jahrzehnten wird. Allein in zwei Wochen konfiszierte man über 3.000 Stoßzähne. Unschwer, sich auszumalen, welche traurige Jahresbilanz daraus folgt. In East-Africa, vor allem bei uns, hat die Wilderei eine neue Rekordhöhe erreicht.

Elfenbeinschmuggel und Wilderei haben in den vergangenen Jahren in beängstigendem Maße zugenommen. Der legale Handel bietet einen Deckmantel für illegale Händler. Derzeit fallen jährlich über 40.000 Elefanten der Wilderei zum Opfer, dazu gesellen sich die Zahlen, der legal, unter anderem durch Hobbyjäger getöteten tembo. Man geht von bis zu 10.000 Tieren jährlich aus.

Bereits im Zeitraum zwischen 1979 und 1989 sanken die Elefantenbestände in Afrika, von etwa 1,2 Millionen auf 600.000. Heute gilt nur ein Bestand von 470.000 Tieren als gesichert.

Diese berühmten Ausnahmen von dem generellen Verbot des Elfenbeinhandels untergraben massiv den Elefantenschutz, denn eine Unterscheidung zwischen legalem und illegalem Elfenbein ist häufig nicht möglich.

Fast täglich werden neue Fälle von Wilderei und Elfenbeinschmuggel bekannt. Auszug einiger dieser Funde:

24. Februar 2010: 2,0 Tonnen Elfenbein in Thailand

17. April 2010: 1,4 Tonnen Elfenbein in Thailand;

4. Mai 2010: 2,2 Tonnen Elfenbein in Vietnam

21. August 2010: 2,0 Tonnen Elfenbein in Kenya

12. September: 1,6 Tonnen Elfenbein in China

1. April 2011: 2,0 Tonnen Elfenbein in Thailand

5. Mai 2011: 1,3 Tonnen Elfenbein in Kenya

18. Juli wurden in Kenya drei Männer mit 41 Stoßzähnen verhaftet.

19. Juli nahmen die Behörden in Namibia vier Männer mit acht Stoßzähnen fest.

Allein im Gonarezhou National Park in Zimbabwe wurden in diesem Jahr bisher über 2.500 Stoßzähne noch komplett gefunden. Doch nur ein Bruchteil des illegal gehandelten Elfenbeins wird beschlagnahmt. Experten gehen davon aus, dass rund 90 Prozent unentdeckt bleiben. Einer Elfenbeinschnitzerei sieht man nicht an, ob sie aus legaler oder illegaler Quelle stammt.

In den letzten Jahren kam es auf den Schwarzmärkten zu erheblichen Preisanstiegen: Zahlte man 2002 für das Kilo pembe ya ndovu noch 100 US-Dollar, so war der Preis 2010 auf 1.800 US-Dollar gestiegen. Heute hat man bereits die 2.000 US-Dollar-Hürde überschritten. Tendenz stark steigend! Ein lohnendes Geschäft für die Hintermänner.

Die Zunahme an sichergestelltem Elfenbein ist der boomende Elfenbeinmarkt in Asien, zum geringen Teil in Europa. Besonders in wirtschaftlich aufsteigenden Ländern dient Elfenbein als Statussymbol. Scheinen sie dort sehr nötig zu haben! Nimmt man sie sonst in der ach so gehobenen Gesellschaft nicht wahr? Woran das wohl liegen mag? Einen Menschen, der sein Image oder Prestige durch solche Gegenstände aufpolieren muss, kann man nur bedauern. Ich jedenfalls, möchte als eigenständige Person wahrgenommen werden, und nicht deswegen, weil ich mir Billardkugeln, Schmuck, Figürchen aus Elfenbein leisten kann. Armselig!

Inzwischen werden Elfenbeinprodukte selbst im Internet angeboten, was potenziellen Käufern suggeriert, die Produkte seien legal käuflich. Der Handel mit Antiquitäten aus Elfenbein und zertifizierten Produkten ist immer noch in vielen Ländern, auch in der EU, erlaubt. Wie will oder kann man beweisen, zu welcher Figur, welcher Billardkugel, welchem Schmuckstück eine Handelserlaubnis gehört? Wie immer dümmliche Vertuschung! Den Konsumenten ist es generell egal, genauso wie den angeblich so umweltbewussten Politikern. Das sind die gleichen Politiker, Minister, Staatschefs, die bei den Artenschutzkonferenzen mit erhobenen Fingern, afrikanische Politiker auffordern, mehr in den Tierschutz zu investieren. Es sind die Staatschefs, Minister, die zusehen, wie ihre Unternehmer in afrikanischen Ländern, Lodges auf gestohlenem Land errichten, Arbeitnehmer mit wenigen Kenyan Shiling pro Monat erbärmlich ausbeuten, aber die weder Steuern in den afrikanischen Staaten zahlen noch sich an den Wildschutzprogrammen aktiv beteiligen, finanziell generell nicht. Es sind die Profite in immenser Höhe, die sie real interessieren. Das wird von einigen hab- und machtgierigen Staatschefs noch gefördert. Nennen sie Entwicklungshilfe.

Ich habe in der Maasai Mara und im Tsavo Conservation Area gesehen, welch ein Bild sich den Wildhütern von dem KWS bietet, wenn man ganze Herden niedergemetzelt vorfindet: Die Körper von Schüssen durchsiebt. Eine große blutige, stinkende Masse. Dort, wo einmal die Stoßzähne waren, rohes, blutiges Fleisch. Mütter, Kinder, Babys - tot. Teilweise stehen traumatisierte Elefantenbabys daneben. Es sieht schlimmer wie in einem Schlachthaus aus. Oftmals werden die tembo angeschossen. Tagelang schleppen sie sich mit Schmerzen über die Savanne, bevor sie elendiglich verenden. Sie wurden mit den Stoßzähnen aufgefunden, da die Wilderer sie nicht verfolgten, sich kurzerhand einer anderen Herde zuwandten und diese erbarmungslos niedermetzelten.

So ein Foto sollte man an jedes Stück nicht kommerziellen oder kommerziellen Elfenbeins ankleben. Leider vermute ich, dass selbst das die Menschen nicht abschreckt, sich mit Elfenbein zu schmücken, zu protzen. Man muss schließlich sein eher nicht vorhandenes Image aufbauen.

Ein weiteres Problem, gerade bei uns ist, das Jamhuri ya Muungano wa Tanzaniawenig gegen Wilderer unternimmt, sogar für kommerzielle Zwecke, die Tiere abschießen lässt. Schätzungsweise 1.000 kenyanische Elefanten wandern über einen etwa 5 Kilometer breiten Korridor zwischen Tanzania und Kenya hin und her. Sie verlassen damit ihre angestammten Schutzgebiete und sind somit schutzlos den Wilderern oder teilweise Hobbyjägern ausgeliefert.

Da anscheinend weder Politiker noch reiche Menschen partiell denken können, müssen es Organisationen wie CITES übernehmen, den Handel generell zu verbieten. Nur so hat der graue, sanfte, intelligente Riese eine Chance zu überleben. Nicht nur wir Afrikaner wünschen uns, dass auch unsere Kinder und Enkel Elefanten noch in freier Wildbahn beobachten und erleben dürfen, nicht nur degenerierte Tiere in Zoos oder einem Zirkus sehen. Bei den CITES-Konferenzen zeigt sich hingegen der übliche Trend: Geld diktiert die Entscheidungen. Dass Millionen Tiere weltweit, Hunderttausende davon bald vom Aussterben bedroht sind, andere Tiere kaum noch vom Verschwinden auf diesem Planeten zu retten sind - irrelevant.

Die Gier nach dem weißen Gold und die Gier nach Geld müssen endlich gestoppt werden. Elfenbeinhandel muss daher ganz strikt, drakonisch, verboten werden! Ohne Einschränkungen, Wenn und Aber. Apodiktisch! Eine Mehrheit der afrikanischen Regierungen spricht sich für einen konsequenten Elefantenschutz aus. Nur das bleibt ungehört, weil die reichen Industrienationen den Profit nicht verlieren wollen. Sie schieben den Schwarzen Peter zurück zu den afrikanischen Staaten. Die sollen gefälligst sehen, wie sie den Wildschutz verbessern. Sind ja auch alle sooo reich. Sie vergessen dabei nur, zu erwähnen, dass IHRE Bürger überall im und am Rande der Nationalpark Lodges stehen haben. Bezahlt da einer für den Wildschutz? IHRE Reichen knallen, gebucht über IHRE Reisebüros im Inland IHRES Staates, die Tiere ab und bringen ungehindert die Trophäen in IHRE Länder mit zurück. Es sind Safarifirmen, die Bürgern aus IHREM Land gehören. Forscht man nun weiter, stellt sich heraus, IHRE Regierungen haben doch erst dafür gesorgt, durch Landenteignung, Erpressung, dass IHRE Bürger am Rande der Parks ansiedeln konnten.

Nur ein neues weltweites Handelsverbot für Elfenbein kann die existenzielle Bedrohung der Elefanten verringern. 2013 bei der nächsten CITES-Konferenz sollte daher ein Verbot ohne jegliche Ausnahmegenehmigungen beschlossen werden.

Er schickte den Artikel ab, nachdem er einige nicht ganz so scheußliche Fotos eingefügt hatte. Mit den krassen Aufnahmen kam er nicht durch, wie er aus Erfahrung wusste.

Für einen Moment dachte er an Hatati. Der Elefantenbulle mit den riesigen Stoßzähnen am Kirinyaga hatte ihn vor Monaten das Leben gerettet und er hoffte, dass er noch ein sehr langes schönes Leben vor sich hatte. Er sollte nicht so wie viele seiner Artgenossen enden.

Da Kiana nicht daheim war, nichts gekocht hatte, fuhr er mit Tom Essen. Keno bestellte. Tom fragte, ob es korrekt wäre, dass er sich scheiden lassen wollte.

„Ndiyo, ich habe die Scheidung eingereicht. Es war allerdings nie die Rede davon, dass du deswegen ausziehst. Du wirst selbstverständlich bei mir wohnen bleiben, weil diese dreckige malaya auf der Straße hausen muss, außer sie geht zurück in das Dorf. Da wird sie als Drittfrau vielleicht noch einen Macker finden, falls man sie nicht als prostitute für zwanzig Jahre wegsperrt.“

„Ist es wegen dem mzungu?“

„Welchem mzungu?“, erkundigte sich Keno nun völlig überrascht.

„Der Mum morgens manchmal besucht.“

„Tom, Klartext!“

„Na Ndiyo, er kommt morgens, wartet vorn an der Ecke. Jeffrey hat mich mal darauf aufmerksam gemacht, dass da öfter der mzungu wartet, und wir haben beobachtet, dass er zu uns fuhr.“

„Wie lange ist das her?“

„Sechs bis acht Wochen. Jedenfalls ist er da Jeffrey aufgefallen.“

In Kenos Gehirn überschlugen sich gerade die Gedanken.

„Sind es bestimmte Tage?“

„Ndiyo, immer dienstags, donnerstags und einige Male freitags.“

„Kennst du ihn?“

„Hapana, eben ein mzungu. 40, größer als du, bisschen Bauch, braune Haare. Fährt einen Range Rover, schwarz. Ist eine nagelneue Karre.“

„Tom, nochmals, du bist ganz sicher – donnerstags?“

„Ndiyo! Warum ist das wichtig?“

„Nur so. Hapana, nicht deswegen will ich die Scheidung, sondern weil wir ständig Stress haben, sie eine ekelhafte, faule, alte, hässliche malaya ist.“

„Aber ich mache nicht den Haushalt“, grinste der Teenager.

„Du deins, ich meins und für den Rest kommt zweimal in der Woche eine Putzfrau, die unsere Wäsche und so erledigt. Der Rest wird sich finden, da ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht habe. Trotzdem verwandelst du nachmittags das Haus in keine Disco. Unanielewa?“

Erst nach dem Essen holte er den Brief aus Frankreich hervor und reichte ihn Tom, der den erstaunt entgegennahm, das Bild herauszog und den Jungen eine Weile betrachtete.

„Hei cool, ich habe einen Kaka“, grinste er Keno an, der darüber irritiert war. „Wie kommst du denn darauf?“

„Baba, sieht man doch. Er sieht wie ich aus, hat nur etwas hellere Haut. Seine Mum ist ergo eine mzungu.“

Er zog den Bogen heraus und las, während Keno das Foto betrachtete. Ihm war die Ähnlichkeit nicht aufgefallen.

„Marc! Muss noch richtig schreiben lernen“, stellte Thomas fest. „Hast du ihm geantwortet?“

„Noch nicht, da der Brief erst gestern kam.“

„Lade ihn ein, dass sie uns in den Ferien besuchen. Ich finde es cool, einen kaka zu bekommen.“

„Du nimmst es sehr relax auf.“

„Du nicht? Was ist daran schlimm? Dass etwas war, erzählte Mum seit Jahren jedem. Hast´e wohl nicht verhütet und dabei predigst du mir immer, nie ohne Kondom.“

„Du denkst ergo, Marc könnte mein Sprössling sein?“, lenkte er ab, da er gewiss nicht vorhatte, mit seinem mwana über sein Sexualleben zu sprechen.

„Ndiyo! Schreibst du ihm oder rufst du ihn an?“

„Ich kann nicht anrufen, da ich nicht weiß, wie er mit Nachnamen heißt.“

„Wieso heißt er nicht wie seine Mum?“

„Ich weiß nicht, wie sie heißt“, musste er gestehen.

„Du weißt nicht …“ Tom lachte. „Baba, du bist echt cool.“

„Ich werde ihm schreiben, obwohl mir das gegen den Strich geht, da ich seine Mum nicht hintergehen möchte.“

„Schreibst du eben beiden. Nur sie soll bei ihm keinen Stress veranstalten. Ich finde es cool, was sich der Kleine traut. Da kommt er nach uns beiden. Selbstbewusst!“

„Ich denke darüber nach.“

„Hapana, du schreibst ihn und lädst sie ein. Ich möchte ihn kennenlernen, Baba.“

Keno betrachtete seinen Sohn, konnte dessen Entschlossenheit in den Augen erkennen. Er war wirklich ein Kuoma, in vielem genau wie ich. Trotzdem hatte er nie erwartet, dass Tom so reagierte.

„Habe ich noch mehr Geschwister? Bei deinen Hunderten malaya, die du in Mums Bett schlepptest, eher wahrscheinlich.“

„Bestimmt nicht. Schluss für heute.“

„Wo ist Mum eigentlich?“

„Geht anschaffen, vermute ich.“

Im Wohnzimmer griff er nach ihrem Handy, notierte die Telefonnummern. Das war normalerweise nicht seine Art, aber er benötigte Gewissheit.

Eine Stunde später hatte er sie. Er lehnte sich in dem Stuhl zurück, legte die Füße auf die Schreibtischkante, überlegte, wie er jetzt vorgehen sollte. Das diese alte Kizee es wagte, ihn zu betrügen, würde die noch bitter bereuen. Eine Weile telefonierte er mit seinem Freund Jeff. Nun zertrümmerte er Kianas Handy, zerbrach die SIM-Karte. Die Kizee würde ihn kennenlernen. In ihm wütete es. Aber sollte das stimmen, waren die beiden Gestalten in einer Woche bereits tot. Ihn beschiss man nicht, trennte sich nicht von ihm, wenn er das nicht wollte.

Tom kam herein, legte ihm einen Zettel hin und er las: Francois Sorgois, folgend die Telefonnummer.

„Woher hast du das?“

„Habe gerade mit Philip gemailt, der hat sie mir gegeben. Mehr habe ich nicht erfahren, da er ins Bett muss. Habe die Zeitverschiebung vergessen und das kleine watoto früher schlafen gehen müssen.“

„Asante! Ich rufe sie morgen an.“

Nun weilten seine Gedanken bei Francois. Was sollte er ihr sagen? Sollte er sie wirklich einladen? Wie sein Sohn wohl war? Hatte er vom Wesen her Ähnlichkeit mit Tom? Francois? War sie liiert? Wie war der Mann zu seinem Sohn? Wie würde er reagieren, wenn er jetzt in ihr Leben eingriff?

Er gab ihren Namen ein und gleich erschienen über tausend Einträge.

Sie war 35 Jahre alt, Journalistin, wohnte außerhalb von Paris in einem kleineren Ort, Crespiéres. Von Mann und Sohn fand er nichts. Sie hatte vor einigen Jahren ein Buch über die Seine geschrieben und dafür einige Preise verliehen bekommen. Sie arbeitete als freie Journalistin, fand er auf einer anderen Seite. Nun suchte er nach Artikeln von ihr, die stets nur mit F.S. gekennzeichnet waren. Wollte sie vertuschen, dass sie eine Frau war?

Er legte die Füße auf die Schreibtischkante, zog sein Notebook näher heran und las bis weit nach Mitternacht, unterbrach nur kurz, um eine neue Flasche Wasser zu holen. Was er gelesen hatte, gefiel ihm – sehr sogar, obwohl ihre Artikel stets Frankreich und die Kultur umfassten, seltener ein Bericht über das benachbarte Ausland. Warum war sie in Nairobi gewesen? Darüber hatte er nichts entdeckt. Es gab nicht einen Beitrag über Afrika im Allgemeinen, noch über Kenya von ihr.

°°°°

Keno steckte fünf Tage später seine Pistole ein, verschloss sein Arbeitszimmer, suchte nach dem Hausschlüssel in ihrer Handtasche, nahm alle Geldscheine, ihre Bankkarte heraus. Er fand einen weiteren Schlüsselbund, steckte auch den ein. Er verließ wie immer das Haus um halb sieben, fuhr jedoch zu Jeff und tauschte mit dem das Auto. Nun parkte er so, dass er sein Haus gut beobachten konnte. Noch war Tom nicht auf dem Weg zur Schule und so las er Zeitung.

Tom schlenderte eher gemütlich zu seinem Freund, da der Dad die beiden Jungs morgens meistens vor der Schule absetzte. Etwa zehn Minuten darauf fuhr der schwarze Jeep auf sein Grundstück. Er griff zum Telefon, rief Samuel Kanaware von der Nairobian Special-Police an, schilderte ihm seine Gedankengänge.

Woher hatte der Penner das Geld für so eine Karre, dachte er während des Gesprächs, schüttelte über sich selbst den Kopf. Er selbst war ein Autonarr. Spätestens alle zwei Jahre kaufte er sich generell das neuste Modell. Das war seine Macke, wie er selber zugab, nur er war ein reicher Kuoma, kein armer Schlucker wie der Hansher.

Keno wartete weitere zwanzig Minuten, stieg aus und spazierte eher gemütlich zu seinem Haus, schloss leise auf und ließ die Tür offen. Unten war alles ruhig. Er schaute auf die Uhr und wartete auf die Polisi. Wenigstens im Gästezimmer dachte er dabei angewidert. Das würde er heute noch alles hinauswerfen. Mit wem war er bloß all die Jahre verheiratet gewesen? Eine dreckige malaya.

Als er die zwei Autos hörte, sprang er die Treppe hoch und öffnete die Tür, sah sie nebeneinandersitzen, redend.

„Das nennt man also, bei uns wurde eingebrochen“, stellte er lakonisch fest, während er das Paar taxierte, „Kiana, das ist gerade dein Untergang, du dumme malaya.“

Alan Hansher schubste die Frau von sich weg, griff nach seiner Jacke, da hatte Keno bereits seine Waffe hinten aus der Jeans gezogen.

„Hansher, eine falsche Bewegung und du bist tot. Das geht langsam, da ich dich verbluten lasse. Ich beginne bei den Schultern und ende an den Füßen.“

„Darling, mach etwas!“, Kiana erschrocken.

Keno lachend: „Er kann nichts machen, dumme mbuzi. Du bist nicht nur billig, sondern dazu geistig beschränkt.“

„Kuoma, das bereust du. Du vergreifst dich an einem Polizeibeamten.“

„Bwana, kannst du nur nicht mehr beweisen, da du langsam krepierst, Sam mir Notwehr bescheinigen wird oder du wanderst für viele Jahre in den Knast. Die mbuzi neben dir ebenfalls. Hast du gedacht, mich bestiehlt man, ohne dass ich da nicht nachforsche? Du bist genauso wazimu wie deine malaya.“

„Du bist völlig irre, du mieser Schreiberling.“ Ein Schuss.

Kiana weinend: „Alan, tue etwas. Der hat dich getroffen, dieser Mörder. Darling …“

„Erst der Anfang. Bevor der nugu an seine Waffe kommt, ist er durchlöchert wie ein Sieb, allerdings noch nicht tot, dumme Kizee. Knalle ich dich prostitute gleich mit ab. Warum?“

„Warum was?“, fragte der Hansher ihn.

„Ich kann dir eine Menge beweisen. Elfenbeinschmuggel, die Ermordung von Winston Kipeki, Mord an Melina Donaldson, Mord an Jonathan Donaldson, Mord an fünf Geologen, Einbruch in mein Haus, Diebstahl, Mordversuch an mir. Du Scheißkerl hast die Geologen erschossen.“

Alan lächelnd: „Du willst mir die Morde von euch Gangstern anhängen? Krank!“ Ein Schuss von Keno folgte.

„Wer war es im Hotel bei den Franzosen? Die Unterlagen beweisen, wie dick du mit in allem steckst. Endlich bin ich dich Mistkerl für immer los. Du hast mich zu oft angeschwärzt, Bwana. Ich hasse dich, du Scheißkerl, so wie die malaya an deiner Seite.“ Erneut ein Schuss. Den Kerl wollte er winseln sehen - vergebens. „Na, du Niete, tut es weh? Nun noch deine prostitute, die langsam krepieren wird, aber vorher dein Schwanz.“

Er zielte, ein Schuss erklang - daneben. Noch zwei Schüsse knallten und Alan stöhnte nur sehr kurz. Leicht bewundert stellte Keno fest, der jammerte nicht einmal. Stimmen waren zu hören. Er drückte schnell nochmals ab, aber der Hansher hatte Kiana weggezogen. Damn, die malaya musste krepieren.

„Bist ein guter Schütze“, lobte Samuel Keno. „Hättest ihn besser treffen sollen, dazu deine Kizee. Die sagte sonst gegen dich aus.“

Keno amüsiert: „Nie, sonst schlag ich die zu Brei, bevor ich sie zu den fisi werfen, die malaya. Der Kerl soll hier nicht alles mit seinem Blut versauen. Gib ihm den Gnadenschuss, der malaya meinetwegen auch. Nimm dazu die Waffe von dem Hansher. Bin ich die los, diese dreckige prostitute“, wandte er sich ab.

„Hättest du machen müssen“, flüsterte Sam. „Hier sind welche bei, die würden mich danach lynchen. Sei also vorsichtig.“

„Krepieren eben beide Morgen im Knast. Rammle die Kizee vorher richtig, da ist sie echt gut“, Keno flüsternd und er ging hinunter. Der Rest war nicht seine Sache. Draußen haute er mehrmals gegen den Wagen, holte ein Messer, zerstach die Reifen, zerkratzte den Lack, dann räumte er den Wagen komplett leer, verstaute alles in seinem Arbeitszimmer und schloss ab. Als der Krankenwagen vorfuhr, haute er fix ab.

Bevor er an die Arbeit ging, rief er in Crespiéres an, aber Francois meldete sich nicht. Etwas enttäuscht legte er auf, telefonierte noch mehrmals, da er seine Familie über der Verhaftung von Kiana berichten musste. Sein Anwalt wollte sofort die Scheidung beschleunigen. Njoki meckerte Idiota und legte auf. Sein Dad hingegen tobte. Er hasste es, wenn der Name Kuoma durch negative Schlagzeilen auffiel.

Kifaru wegen Impotenz am Abgrund

Das Horn der Rhinozerosse ist begehrt wie nie. Bestens organisiert machen Wilderer brutale Jagd auf die Dickhäuter in Afrika.

Kenya Wildlife Service setzt Hunde und Helikopter ein, versucht, auch die zahlreichen kleineren privaten Wildparks zu überwachen, die zunehmend von Wilderern heimgesucht werden. Andere Rhinos bekommen kleine Mikrochips ins Horn implantiert, um die Bewegungen der Tiere nachzuvollziehen. Alarm wird ausgelöst, wenn ein Tier plötzlich losrennt, länger als normal schläft oder den National Park verlässt. Der Einsatz der Chips erleichtert zudem die Verfolgung von Wilderern. Die Spuren der Hörner lassen sich verfolgen.

Tanzania und South-Africa haben das ebenfalls bereits übernommen. In South-Africa werden Rhino-Hörner mit giftigen Substanzen bestrichen, damit sie für den Menschen nicht mehr genießbar sind.

Ein weiterer Versuch: Das begehrte Horn wird durch einen Tierarzt fachmännisch entfernt. So sind die Tiere für Wilderer wertlos. Die Hörner wachsen im Laufe der Jahre nach. Ein Nachteil - die Touristen hingegen wollen Nashörner mit Horn sehen.

Es ist ein blutiges, widerliches Geschäft: Die Wilderer entfernen den meist angeschossenen oder betäubten Nashörnern brutal mit Äxten oder Kettensägen das mächtige Horn vom Schädel. Die Tiere werden stark blutend zurückgelassen. Die meisten verenden. Ein qualvoller Tod! Verendende Muttertiere lassen Junge zurück, die allein keine Chance haben. Für was?

Dummer Aberglaube oder einfach nur die letzte Hoffnung?.

Das Horn ist als Trophäe sehr begehrt und stellt, vor allem im Jemen, als kunstvoller Dolchgriff ein Statussymbol dar. Arme Männer, die das benötigen, um protzenden Reichtum zur Schau zu stellen!!! Für mich, bedauernswerte Jammergestalten, die sich mit Geld Männlichkeit kaufen müssen.

In Asien gilt es als Allheilmittel, heilt angeblich Krebs und ist als Aphrodisiakum sehr begehrt. Die Wirksamkeit des Pulvers ist nirgendwo belegt. Das Horn der kifaru besteht vor allem aus Keratin, das unter anderem auch Bestandteil unserer Fingernägel ist. Nachweisbar! Heutzutage gibt es Viagra, und wenn das nicht mehr hilft, sollte man es sein lassen. Zwecklos! Es gibt auch andere Freizeitbeschäftigungen.

Weil die Nachfrage bei den Asiaten extrem hoch ist, anscheinend haben sie dort massive Potenzprobleme, explodieren die Preise. Bis zu 60.000 US-Dollar sollen inzwischen in Asien für ein einziges Rhino-Horn bezahlt werden – wertvoller als Gold. Trotzdem bleiben die Bibi unbefriedigt.

Zu den gewilderten Tieren gesellen sich die legal erlegten Nashörner. 2011 zahlten 143 Großwildjäger dafür bis zu jeweils 80.000 US-Dollar. Ob das nun die sexuelle Lust gesteigert hat oder nur das männliche Ego? Fraglich. Wenn man Tiere abknallen muss, um seine Männlichkeit zu beweisen – traurig. Ich kann nachvollziehen, dass Sex Spaß bereitet und kein Mann gern impotent wird, aber warum müssen dafür Tiere sterben? Mann kann die junge Geliebte mit Schmuck zufriedenstellen. Mag sie eventuell sogar wesentlich lieber, als einen alternden Lover, der sich ewig abmüht, bis er befriedigt ist oder der es nur zu einer Sekundennummer bringt. Nach außen kann Mann ja weiterhin den tollen Hecht spielen. Sie spielt mit, weil das neue Designerkleidchen oder ein Armband als Bezahlung winkt, dazu eine Medienpräsenz. Was wünschen sich der alternde Möchtegern-Playboy und eine junge nett aussehende Frau mehr?

Organisierte Wildererbanden machen gnadenlos Jagd auf die Schwergewichte, die einst Vorzeigeobjekte für gelungenen Artenschutz galten.

Die im südlichen Afrika heimischen Nashörner wurden im 19. und 20. Jahrhundert beinahe ausgerottet. Artenschutz machte es möglich, dass sich die Populationen erholten, sodass in Afrika derzeit geschätzte 20.700 Breitmaulnashörner und 4.800 Spitzmaulnashörner leben.

2007 wilderte man in South-Africa 13 Nashörner. 2009 zählten Ranger bereits 209 Tiere und 2010 fand man 398 Kadaver. Dieses Jahr schlachtete sie bisher 448 Rhinos ab. Im Juli töteten Wilderer im Krugersdorp-Park das letzte weibliche Rhinozeros. Sie starteten auf einem nahen Privatflughafen mit einem Helikopter, ausgerüstet mit Betäubungsgewehr und Motorsäge. Die narkotisierte Rhino-Kuh verblutete hilflos.

Seit 2009 werden Rhinos auch bei uns verstärkt gewildert, wo, schreibe ich nicht, um die kifaru nicht zu gefährden. Es erfolgte vielerorts eine Umsiedelung, zusätzlich verschwanden Nashorn-Hörner im Wert von mehreren SH Millionen aus zwei KWS-Lagern.

Selbst in Europa werden immer mehr Diebstähle echter Rhino-Hörner aus Museen, Zoos und Auktionshäusern gemeldet. Allein im vergangenen Jahr verzeichnete Europol den Diebstahl von 74 Hörnern und acht Schädeln.

Das letzte Java-Nashorn in Vietnam ist für immer verschwunden. Ursprünglich hatten Forscher gehofft, dass in dem vietnamesischen National Park noch weitere Java-Nashörner lebten. Nun haben sie 22 Nashorn-Kotproben aus dem Gebiet genetisch analysiert. Das Ergebnis: Alle stammten von demselben Tier - das im Frühjahr getötet wurde.

Heute gehört das Java-Nashorn zu den seltensten Großsäugern der Welt. Es existieren noch 40 bis 50 Tiere.

Einst war das Sumatra-Nashorn von Assam in Nordostindien über Indochina bis auf die Malaiische Halbinsel und die Sundainseln verbreitet. Heute ist sein Lebensraum auf wenige kleine, isolierte Gebiete auf Borneo, Sumatra und der Malaiischen Halbinsel beschränkt. Vermutlich weniger als 275 Sumatra-Nashörner leben heute noch in freier Wildbahn. Damit gehört die Art zu den am meisten bedrohten Großsäugern weltweit.

Die ursprüngliche Verbreitung des Indischen Panzernashorns erstreckte sich vom Osten Pakistans über Nepal, Nordindien und Bangladesch bis nach Myanmar. Heute ist sein Lebensraum auf wenige Gebiete in Bhutan, im südlichen Nepal und Indien beschränkt. Etwa 2.750 Panzernashörner leben in freier Wildbahn.

In den 60er Jahren gab es etwa 70.000 Spitzmaulnashörner in Afrika. Bis 1993 sank ihr Bestand auf 2.300 Exemplare. Nach intensiven, sehr umfangreichen Schutzbemühungen ist die Zahl der Tiere leicht angestiegen. Im Jahr 2005 konnte man 3.700 Spitzmaulnashörnern zählen. Ein kleiner Erfolg, der bis heute anhält. Vom Nördlichen Breitmaulnashorn gibt es heute nur noch vier Exemplare. Der Bestand des Südlichen Breitmaulnashörner hingegen hat sich nach umfangreichen und kostspieligen Schutzbemühungen erholt. Im westlichen Afrika findet man hingegen keine schwarzen Nashörner mehr - ausgestorben.

Zwischen den oft bestens organisierten und ausgerüsteten Wilderern und den Tierschützern tobt ein Krieg. Beide Seiten haben in den vergangenen Jahren massiv aufgerüstet. Die kriminellen Jäger kommen mit Hubschraubern und Geländewagen, gehen mit halb automatischen Waffen und Nachtsichtgeräten, mit denen man sogar aus vier Kilometer Entfernung die Umrisse eines Nashorns erkennt, auf Beutezug.

Allein 2011 wurden 26 Wilderer in South-Africa von Sicherheitskräften erschossen. Sie nahmen über 230 Personen wegen Nashorn-Wilderei fest. In Pretoria wurde eine vietnamesische Diplomatin mit abgesägten Hörnern festgenommen. Dank Immunität erfolgte nur die Ausweisung.

South-Africas Regierung hat kürzlich eine Studie in Auftrag gegeben, die klären soll, ob eine Legalisierung des Handels unter strenger staatlicher Kontrolle sinnvoll sein könnte. Der southafricanische Wildfarmer John Hume ist davon überzeugt, "Nashörner sind bald ausgestorben, wenn wir den Handel nicht legalisieren." Ein Irrglauben! Man darf weder schießwütigen Großwildjägern noch den Wilderern die Chance geben, diese Tiere auszurotten. Das Handelsverbot allein nützt nichts, sondern massive Aufklärungsarbeit ist vonnöten. Vor allem impotente Männer müssen begreifen, Keratin macht keinen 20-jährigen Super-Lover aus ihm. Sollen sie es mit den eigenen Fingernägeln kauend probieren. Keratin ist darin ebenfalls enthalten, zudem gibt es Viagra und ähnliche Mittelchen.

Viele Staatschefs sind unterdessen aufgewacht und begreifen, wie wichtig die Erhaltung der kifaru, chui, ndovu und duma für ihr Land sind. Mittlerweile verhängen Gerichte drakonische Strafen gegen Wilderer. Drei Männer aus Mosambik wurden jüngst zu jeweils 25 Jahren Haft verurteilt. Sie waren mit Gewehren, einer Axt und zwei frisch abgeschnittenen Hörnern erwischt worden. Ministerin Molewa lobte das Urteil. “Damit werde gezeigt, wie ernst die Regierung den Kampf gegen Wilderer nehme.“ Solche Urteile wünscht man sich verstärkt.

Kenya - Dank intensiver und aufwendiger Schutzmaßnahmen und einem aktiven Management in den Schutzgebieten, ist es gelungen, den Bestand zu vergrößern. Heute gibt es wieder etwas mehr als 4.800 Weiße Nashörner. Das eastafricanische Schwarze ist bei uns mit 635 Tieren auf 16 Reservate verteilt.

Besorgniserregend ist hingegen, dass alle diese Sub-Populationen weniger als 100 Individuen haben, was ihr Risiko auszusterben deutlich erhöht. In einigen afrikanischen Staaten hat man jetzt begonnen, mit Tieren aus Zoos, anderen Nationen die Population zu erhöhen (siehe Tanzania). Nur leider wurde das mit zu viel Medienrummel inszeniert. So wurden die skrupellosen Wilderer förmlich darauf gestoßen, wo die nächste Beute angesiedelt ist. Nicht nur die kifaru werden so leichter aufgespürt, sondern die Ranger in massive Lebensgefahr gebracht. Wenn 100.000 US-Dollar winken, ist anscheinend ein Menschenleben nichts mehr wert. In 20 Jahren können wir unserem mjukuu keine kifaru, duma, chui oder andere Tiere mehr zeigen, da sie ausgestorben sind. Damit ist auch der Tourismus in weiten Teilen unseres Kontinentes hinfällig. Lodges verrotten am Rande der Nationalparks. Deren Besitzer sind mit den Millionengewinnen zurück in ihre Heimatländer abgereist. Ist das die Welt, in der wir leben wollen? Sind das die Werte, die wir unseren watoto vermitteln sollen?

Jeff kam herein und setzte sich. Keno gab ihm den Autoschlüssel zurück. „Beide sitzen zunächst.“

„Wer sitzt? Was soll das?“

„Meine Kizee und ihr Lover, der Scheiß Hansher.“