Tom Prox 39 - Gunnar Kolin - E-Book

Tom Prox 39 E-Book

Gunnar Kolin

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Beschreibung

Eine Welle der Erleichterung geht durch die Unterwelt des amerikanischen Westens. Jim Kennedy, der Anführer einer berüchtigten Bande, hat in Durango, einem kleinen Ort in Colorado, bei einem Frame up in der Moonlight-Bar den gefürchteten G-Mann Tom Prox erschossen!

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Inhalt

Cover

Impressum

SKANDAL UM WAFFEN

DIE LETZTE KUGEL - Teil 2

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Heinrich Berends

Illustrationen Innenteil: duncan1890/iStockphoto; Rustic/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9347-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

SKANDAL UM WAFFEN

Von Gunnar Kolin

Eine Welle der Erleichterung geht durch die Unterwelt des amerikanischen Westens. Jim Kennedy, der Anführer einer berüchtigten Bande, hat in Durango, einem kleinen Ort in Colorado, bei einem Frame up in der Moonlight-Bar den gefürchteten G-Mann Tom Prox erschossen!

Eine Welle der Erleichterung war durch die Unterwelt des amerikanischen Westens gegangen.

Jim Kennedy, der Führer einer berüchtigten Bande, hatte in Durango, einem kleinen Ort Colorados, bei einem Frame Up in der Moonlight-Bar den gefürchteten G-Mann Tom Prox erschossen.

In diesen Kreisen hatte man an dieser Nachricht zunächst stark gezweifelt, aber sie war von Presse und Rundfunk verbreitet worden, und so musste sie wohl wahr sein.

Der »Western Courier«, eine in San Francisco erscheinende Zeitung mit Riesenauflage – einzelne Exemplare gelangten bis nach Texas herunter – brachte einen seitenlangen Nachruf auf den ermordeten Chef der »Ghost Squad«, und alle Spitzbuben rieben sich vergnügt die Hände.

Endlich war es einem aus ihrer Zunft gelungen, »Devils-Tom«, wie der G-Mann anerkennend genannt worden war, in die Hölle zu schicken. Er konnte keinem Banditen mehr schädlich werden!

Erstaunt freilich wäre gewesen, wer das Gesicht des Sergeanten Patterson hätte beobachten können, als er vor dem Schreibtisch seines Chefs stand und grinsend den Stapel Zeitungen studierte, der vor ihm lag.

Die Presse hatte keine Kosten und Mühen gescheut, alle möglichen Bilder von Tom Prox aufzutreiben. Auf den Titelseiten lächelte der G-Mann wie immer, als er noch lebte. Auch Snuffy Patterson lächelte – richtiger gesagt: Er grinste und dachte: Tom Prox, das ist das tollste Stück, das du dir je geleistet hast! Kalkuliere, dass Tom Prox auch noch nach seinem Tode den Gangstern das Leben sauermachen wird.

Am späten Abend dieses Tages verließ ein Mexikaner Frisco im Süd-Express. Seit diesem Augenblick war auch der lange Sergeant Patterson spurlos verschwunden. Nicht lange, so munkelten die Zeitungen, ihn habe ein ähnliches Schicksal ereilt wie seinen Chef.

Die einzigen beiden Männer, die etwas über Snuffy Patterson wussten, waren Oberst Blackbottom, Chef der G-Abteilung Frisco, und der Funksergeant dieser Abteilung. Aber sie schwiegen wie ein Grab, selbst der täglich aufs Neue anstürmenden Reportermeute gegenüber.

Von Minute zu Minute wurde das Unwetter ärger. Die ungewöhnliche Hitze der letzten Tage erstarb in einem Gewitter, dessen pausenlos niederströmende Wassermassen das Land beiderseits des Rio Grande del Norte in graue Meere verwandelten.

Es war nicht kalt, aber der Wind war doch unangenehm, da er sich in der völlig durchnässten Kleidung des Reiters fing. Dieser galoppierte in voller Karriere auf den Rio Grande zu, als suche er dort die letzte Rettung vor Verfolgern, die in drei Meilen Abstand hinter ihm her waren.

Sein Pferd gab das letzte her, aber der in kurzer Zeit morastig gewordene Boden, in dem die Hufe tief einsanken, erschwerte das Weiterkommen.

Blitze fuhren plötzlich dicht vor dem Tier grell in den Boden und machten den Gaul nervös. Es bedurfte aller Anstrengungen seines Reiters, ihn in der Richtung zu halten. Der Hengst wollte umkehren und vor dem grellweißen Licht der Blitze flüchten. Ab und zu verschwand der Reiter in dem grauen Gewölk, das sich mit großer Geschwindigkeit über den Boden wälzte, denn ganz tief hingen die Wolken herunter und bedeckten für Minuten das Land, bis der Wind wieder hineinstieß, die Fetzen auseinander riss und weiterjagte.

Als ein schwefelgelber Blitz quer über den Himmel schoss und die Finsternis erhellte, erkannte der Reiter vor sich den Rio Grande, der sich, einem dunklen Band gleich, durch das Land schlängelte. Dumpf rauschte und gurgelte es, donnernd brachen sich die Wellen des sturmgepeitschten Flusses an den Ufern und wälzten sich lehmig trübe weiter.

Mit einem Ruck drehte sich der Gehetzte im Sattel um und stieß einen wilden Fluch aus. Die Verfolger hatten aufgeholt und kamen in Schussweite. Schon krachte es, die Kugeln pfiffen dem Gejagten haarscharf am Kopf vorbei.

Da tat er etwas, womit seine Verfolger – sie trugen die Uniform der Grenzpolizei – nicht im Entferntesten gerechnet hatten. Er gab nämlich seinem Hengst die Sporen. Das Tier machte einen Riesensatz nach vorn, versuchte mit aller Gewalt nach rechts auszubrechen, wurde aber von der starken Hand seines Reiters bezwungen und folgte sichtlich widerstrebend dessen Willen.

Ein mächtiger Sprung des Rappen. Pferd und Reiter flogen durch die Luft! Dann schlugen die Fluten des Rio Grande über beiden zusammen.

Inzwischen hatten die Verfolger das Ufer erreicht und zügelten verblüfft die Pferde.

»Zum Teufel!«, brüllte einer von ihnen, an seinen Rangabzeichen als Sergeant der Grenzpolizei erkennbar. »Der Kerl ist hin! Den sehen wir nicht wieder, Boys!«

»Da, Gilbert, dort ist er!« Einer seiner Kameraden unterbrach den Sergeanten und wies mit ausgestrecktem Arm auf die Mitte des Stromes, wo eben der Kopf des tollkühnen Mannes aus dem Wasser auftauchte. Dicht neben ihm kämpfte das Pferd gegen die starke Strömung. Noch immer prasselte der Regen, zuckten Blitze und rollte der Donner.

Der Sergeant hatte Feuerbefehl gegeben. Nun krachten die Winchesterkarabiner der Polizisten.

Während sie unentwegt auf den im Wasser um sein Leben ringenden Mann schossen, ohne ihn freilich zu treffen, näherte sich auf der mexikanischen Seite ein sechs Mann starker Reitertrupp. An seiner Spitze ritt ein hochgewachsener, in mexikanischer Tracht gekleideter Mann, der sofort sein Pferd zurückriss, als die Kugeln bedrohlich nahe heranschwirrten.

Mit einem schnellen Blick hatte er trotz der nur durch einige Blitze erhellten Dunkelheit erkannt, was sich am Fluss abspielte.

»Putzt die Gringos aus dem Sattel, Leute! Sie feuern auf den Schwimmer, also müssen wir diesem helfen, auch wenn er uns nichts angeht. Los! Gebt’s ihnen!«

Nun ergoss sich ein bleierner Hagel auf die am amerikanischen Ufer stehenden Grenzreiter, dass sie sich fluchend zurückzogen.

»Pest und Verdammnis, jetzt ist uns der Kerl durch die Lappen gegangen! Nun, das Wasser wird ihn schon schlucken! Drehen wir um!«

Missmutig machten sich die »Laubfrösche«, wie die Grenzreiter wegen ihrer Uniform im Volksmund genannt wurden, auf den Rückweg.

Der Mann, den sie gehetzt hatten, hatte inzwischen das mexikanische Ufer erreicht und war keuchend und prustend an der Böschung heraufgeklettert. Oben war er stöhnend liegen geblieben. Sein Pferd war ein Stück unterhalb dieser Stelle angetrieben worden und hatte sich mit letzter Kraft auf das hier flache Ufer geschoben.

»Holla, Freund!« Der schlanke Mexikaner trat an den regungslos Daliegenden heran und beugte sich herunter. »Denke, dass wir im letzten Augenblick gekommen sind. Bist du getroffen?«

Der Angesprochene schlug die Augen auf und erwiderte mit leiser Stimme: »Nein, Señor. Aber die Kügelchen waren verdammt nah! Noch zwei Sekunden länger im Wasser und ich wäre abgesoffen wie ’ne Ratte, auf einem sinkenden Kahn! Aber wer seid Ihr denn?«

»Langsam, langsam, Freund! Erzähl erst du einmal, wo du herkommst und warum dich die Gringos gehetzt haben. Du bist doch Mexikaner?«

»Natürlich! Wurde drüben vom FBI gesucht. Habe so verschiedene Sächelchen gedreht, versteht ihr? Wollte über die Grenze, hatte aber Pech. Die Laubfrösche erkannten und jagten mich. Schließlich hängt ja drüben noch im kleinsten Kaff mein Steckbrief mit Bild. Habe, glaube ich, noch so einen Fetzen bei mir!«

Er richtete sich auf und kramte in der Brusttasche seiner mexikanischen Jacke. Dann hatte er das Gesuchte gefunden und reichte es dem Mexikaner.

»Ist zwar nass, aber lesen kann man es wohl noch!«

Er sagte es in einem Tonfall, als wollte er sich entschuldigen. Überhaupt bemühte er sich, seiner Stimme etwas Unterwürfiges zu geben.

Der Fremde zog eine Taschenlampe hervor und las in deren Schein den Steckbrief. Ein flüchtiges Grinsen ging über sein Gesicht.

»Ausgezeichnet! Alles schön und gut. Warum aber – wenn ich fragen darf – erzählst du mir das alles? Wir können doch korrekte Bürger sein und dich der hiesigen Grenzpolizei übergeben, die dich todsicher ausliefern wird! Oder vielleicht nicht?«

»Ihr habt nicht unrecht, guter Mann! Aber für mich ist klar, dass ihr Pistoleros seid! Sonst hättet ihr nicht auf die Gringos schießen lassen!«

»Sehr gut! Hast Grips und verstehst es, ihn zu gebrauchen. Wenn du Lust hast, kannst du mitkommen. Leute wie dich können wir immer brauchen! Hast du Lust? – Aber es ist nicht ungefährlich, mit uns zusammenzuarbeiten! Nun, wie ist es?«

Der Gerettete erhob sich schwerfällig und streckte dem Mexikaner die Rechte hin.

»Ich hin Euer Mann, Señor! Gehe mit Euch durchs Feuer, wenn’s sein muss.«

»Gut also! Lass aber den ›Señor‹ beiseite! Ich heiße Agavo.«

Dann wandte er sich an seine Begleiter, die mit finsteren Gesichtern dabeistanden und wie teilnahmslos der Unterredung zugehört hatten.

»Hört zu, Kameraden! Dieser Mann hier heißt Gomez Malando. Die Gringos suchen ihn wegen verschiedener dicker Verbrechen, und wir werden ihn bei uns aufnehmen. Ist ein gefährlicher Pistolero! Sein Steckbrief und seine tollkühne Flucht beweisen, dass er zu uns passt. Und nun weiter! Deinen Gaul nehmen wir mit, Gomez. He, Esteban, gib dem neuen Kameraden den ledigen Gaul! Und nun ab!«

Drei Minuten später ritt der Trupp weiter. Agavo an der Spitze, schlugen die Mexikaner die Richtung nach Oviedo, einem kleinen Ort am Ufer des Rio Grande del Norte, ein.

Der Leiter der Außenstelle El Paso, Captain Wayne, sah mit gerunzelter Stirn auf den vor ihm stehenden Mann.

»Sie also sind der angekündigte Spezialist, den man mir auf den Hals geschickt hat? Nun, Sie sind der unverschämteste Kerl, der mir je begegnet ist!«

»Mag sein, Officer – oder vielleicht auch nicht. Gestatten Sie übrigens, dass ich mich vorstelle: Sergeant Patterson, zurzeit mit der kommissarischen Führung der ›Ghost Squad‹ beauftragt. Ich darf wohl annehmen, dass Ihnen Ihre Unterstellung unter meinen Befehl bekannt ist?«

Der Captain, obwohl im Dienstrang höher, wurde klein. »Aber bitte – warum haben Sie denn nicht sofort gesagt, wer Sie sind, Mr. Patterson? Ich konnte doch …!«

»Schon gut, Captain!«, unterbrach Snuffy ihn mit leichtem Lächeln. »Brauchen mich auch nicht feierlich mit ›Mister‹ zu titulieren! Wenn ich auch kurioserweise Ihr Vorgesetzter bin, bleibe ich trotzdem Sergeant. Aber lassen wir das jetzt! Washington hat Sie eingehend über den Coup der ›Ghost Squad‹ informiert? Wissen also, um was es geht! Hier haben Sie einen Zettel, den Sie behüten müssen wie Ihre junge Frau oder, wenn Sie keine haben, wie Ihre Schwiegermutter! Haben Sie auch nicht? Na, dann meinetwegen wie ’ne Flasche echten Kognak! Wie? Sie trinken nicht? Was, zum Teufel, sind Sie denn für ein Mensch?«

Snuffy war erschüttert über diesen jungen Captain, der allem Anschein nach ein Ausbund an Tugend war.

»Also, der Zettel enthält einen Schlüssel für jene Nachrichten, die hier bei Ihnen von einem unbekannten mexikanischen Sender eingehen werden. Washington hat Sie auf Herz und Nieren prüfen lassen, Officer, ehe man Ihnen reinen Wein einschenkte. Den Code darf außer ihnen niemand zu Gesicht bekommen. Nicht einmal Ihr Funker! Auf keinen Fall. Und sollte er einen Schlaganfall über den verrückten Text der Sprüche bekommen! Nur Sie dürfen den Schlüssel gebrauchen. Wir haben nämlich auch schon schlechte Erfahrungen gemacht! Womit nicht gesagt sein soll, dass unter Ihren Leuten ein Spitzel zu vermuten wäre.«

»Ja, aber …«

»Nichts aber, Officer! Hier gibt’s kein Aber. Und noch eins: Mögen auch Verbrechen geschehen, und seien es noch so viele – Sie greifen nicht ein, Captain! Überlassen Sie alles der Landespolizei. Lehnen Sie alles ab! Ihre Leute halten Sie jedoch in ständiger Bereitschaft, denn es geht hierbei um eine wichtige Staatsangelegenheit. Und mich haben Sie hier nicht gesehen! Kein Wort über mich! So, das war alles. Auf Wiedersehen!«

Ehe der verblüffte Captain noch ein Wort herausbrachte, hatte sich die Tür hinter dem Sergeanten schon geschlossen.

Eine halbe Stunde später verließ Snuffy Patterson die Stadt El Paso in südlicher Richtung. Merkwürdigerweise ritt er einen elenden Klepper. Der war so dürr, dass man jede einzelne Rippe an ihm hätte zählen können. Patterson war selber erstaunt, dass der Schinder sein Gewicht überhaupt aushielt.