Torgo - Prinz von Atlantis 13: Das Gespenstergrab - Charles de Clermont - E-Book

Torgo - Prinz von Atlantis 13: Das Gespenstergrab E-Book

Charles de Clermont

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Beschreibung

Bethseba wird im Grabmal des Königs eingeschlossen. Der Plan von Nif-Iritt scheint aufzugehen. Bethseba sieht mit weiteren lebenden Opfergaben einem qualvollen Tod entgegen. Auch für Torgo und Jargo beginnt ein Kampf um Leben und Tod. Die Printausgabe des Buches umfasst 140 Seiten. Die Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch ist nur auf der Verlagsseite des Blitz-Verlages erhältlich!!!

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TORGOPrinz von Atlantis

In dieser Reihe bisher erschienen

3701 Charles de Clermont Die Galeere der Verdammten

3702 Charles de Clermont Insel der blutigen Götter

3703 Charles de Clermont Die Tochter des Pharao

3704 Charles de Clermont Die letzten Tage von Atlantis

3705 Charles de Clermont Der Untergang von Atlantis

3706 Charles de Clermont Das Gastmahl des Todes

3707 Charles de Clermont Das Orakel von Delphi

3708 Charles de Clermont Verrat in Hellas

3709 Charles de Clermont Bei den Säulen des Herkules

3710 Charles de Clermont Die Rache der Königin

3711 Charles de Clermont Im Land der Pyramiden

3712 Charles de Clermont Auf Leben und Tod

3713 Charles de Clermont Das Gespenstergrab

3714 Charles de Clermont Die sieben Plagen

3715 Charles de Clermont Das Geheimnis

3716 Charles de Clermont Die Verfolgten

Charles de Clermont

TORGOPrinz von Atlantis

Das Gespenstergrab

Als Taschenbuch gehört dieser Roman zu unseren exklusiven Sammler-Editionen und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.Bei einer automatischen Belieferung gewähren wir Serien-Subskriptionsrabatt.Alle E-Books und Hörbücher sind zudem über alle bekannten Portale zu beziehen.© 2022 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Rupert BauerTitelbild: 123RFUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogo: Mario HeyerSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-628-6

Kapitel 1

Als Bethseba erwachte, war es rings um sie tiefe Nacht. Das heißt, sie hätte eigentlich nicht vermocht zu sagen ob es Nacht oder Tag war. Aber es war dunkel, so dunkel, dass sie diese Dunkelheit wie eine bedrückende Last empfand. Ihre Glieder, ja ihr ganzer Körper war gefühllos und wie gelähmt. Einzig und allein ihr Kopf schien zum Leben erwacht, in ihren Schläfen hämmerte ein bohrender Schmerz mit jedem Pulsschlag ihres Herzens und ihre Ohren waren seltsam hellhörig. Sie vernahm knisternde Geräusche, dann wieder ein Stöhnen wie von Menschen und das Scharren von Pferdehufen, welches im Dunkel einen unheimlichen Nachhall fand. Allmählich kehrte ihr die Erinnerung wieder. Sie erinnerte sich daran, dass der Mond über den Nilauen geschienen hatte und die Palmen mit silbrigem Licht übergossen waren, als sie mit Torgo in seliges Träumen versunken war. Dann war Torgo in die Stadt zurückgegangen und sie wollte heim in die Hütte des Schäfers. Und dann plötzlich waren die Männer aus dem Buschwerk hervorgebrochen, hatten ihr etwas über den Kopf gestülpt und ihre Schreie erstickt. Sie war gefesselt und geknebelt worden und hatte das Bewusstsein verloren und als sie wieder zu sich gekommen war, hatte sie sich in einer kleinen aus Stein aufgeführten Kammer befunden, in der es kein Licht gab. Dann war Nif-Iritt gekommen.

Oh, sie erinnerte sich noch genau daran. Das Gefühl der Rache hatte die einstige Königin so sehr erfüllt, dass ihr Antlitz zu einer hässlichen Grimasse verzehrt worden war als sie Bethseba zornbebend und von dem Verlangen erfüllt, ihren Triumph auszukosten, ihr Schicksal verkündet hatte. Und nun war es Wirklichkeit geworden? War jener schreckliche Plan, geboren aus der Grausamkeit eines verschmähten Frauenherzens und dem Verlangen, sich an der glücklichen Rivalin zu rächen, verwirklicht?

Allmählich merkte Bethseba wie wieder Leben in ihren Körper zurückkehrte. Sie versuchte ihre Finger zu bewegen und es ging. Nein, sie war nicht gefesselt. Sie befand sich im vollen Gebrauch ihrer Glieder. Sie versuchte zu rufen, aber noch war ihre Zunge wie gelähmt und sie brachte nur einen unartikulierten Laut zustande. Bethseba wollte nach ihrem schmerzenden Kopfe greifen. Ihre Finger berührten ihr Haar und da spürte sie fremde, glatte Körper darin. Sie tastete sie ab und wusste plötzlich, dass es Blüten waren. Sie nahm eine davon und roch halb benommen daran, es waren Hibiscusblüten. Sie dufteten noch schwach. Bethseba richtete sich auf. Sie spürte auch, dass sie nicht ihr gewohntes Gewand auf dem Körper trug. Man hatte sie mit dem Lendenschurz der Sklavinnen bekleidet. Scham befiel das Mädchen. Während sie bewusstlos gewesen war, hatte man den Umtausch ihrer Kleidung vorgenommen. Hatte sie gesalbt und geschmückt, für einen Toten! Ja es war wahr, sie befand sich im Inneren des Grabmals des verstorbenen Pharao. Und nicht nur sie. Die gesamte Leibdienerschaft von Sethos war mit ihr hier eingemauert worden. Seine Lieblingspferde, seinen Streitwagen, seine Waffen, seinen Schmuck, und seine Sklaven hatte man ihm mit ins Grab gegeben. Und dort, nebenan in jener Kammer, deren Türe geöffnet war, lag die Mumie.

Bei dem Gedanken daran befand sich Bethseba erst im vollen Bewusstsein ihrer Lage und ihr Selbsterhaltungstrieb gab ihr die Handlungsfähigkeit wieder. Nein, sie war nicht allein mit dem Toten. Andere Menschen waren bei ihr. Und doch, noch nie waren Begrabene wiedergekehrt. Sie galten als tot und verblieben bei den Toten. Sie hatten der Befehle des Königs gewärtig zu sein, der nebenan in einem goldenen Schrein ruhte. Sein Leib, präpariert und mit getränkten Binden umwickelt, würde niemals verwesen. Dem Glauben der Ägypter nach war dieser Leib bereit für die Stunde, in welcher die Seele in ihm wiederkehren würde. Nahrung, Reichtum, Wagen, Pferde und Dienerschaft, und dennoch tot, nicht besser daran als jene, die zu Staub zerfallen würden, ja vielleicht ärmer als sie, weil dieser Leib verhindert, war sich dem Werden und Vergehen aller Dinge einzuordnen. Was für eine Erkenntnis! Das war das Ende Sethos, des Gott­gleichen. Ihm boten Leben und Tod keine Probleme mehr, er war eingegangen in das Licht aus dem er, der Göttersohn gekommen war. Doch Bethseba und die anderen? Sie waren hier einem grausamen Sterben überantwortet, einem schreck­lichen Tod, wenn nicht Hilfe kam. Dieser Tod sollte Nif-Iritts Rache an Bethseba sein, denn ihr kam es nicht zu in diesem Königsgrab zu enden. Sie war niemals Sethos Sklavin gewesen. Durch eine Intrige war auch ihr das Schicksal jener Unglücklichen, die sich mit ihr hier befanden, zuteilgeworden. Allmählich gewöhnten sich Bethsebas Augen an die Dunkelheit und sie vermochte schwache Umrisse in ihrer nächsten Umgebung wahrzunehmen. Seltsamerweise fiel durch die Tür der Mumienkammer ein schwacher Lichtschimmer. Er schien von dem gewaltigen Stein­sarkophag auszugehen, der das goldene Mumienbehältnis umschloss, in dem sich die Leiche des Königs befand. Unruhig schnaubten die Pferde. Ihnen fehlte seit zwei Tagen Speise und Trank. Auch die Sklaven hatten nichts genossen, aber sie waren bewusstlos gewesen. Doch nun meldete sich auch bei ihnen Hunger und Durst. Was tun? Bethseba hatte sich erhoben, stolperte über einen neben ihr liegenden Menschen, der noch bewusstlos war, stieß mit den Füßen auf einen zweiten und dritten. Sie kamen erst alle langsam zu sich. Je nach der Schwere der Betäubung und der Widerstandskraft der einzelnen Körper dauerte die Umnachtung verschieden lang. Die, welche noch bewusstlos waren, waren glücklicher. Bethseba stieß mit ihren ausgestreckten Armen gegen die Wand der Vorkammer. Sie beschloss, sich die Wand entlangzutasten, um zunächst einmal das Ausmaß ihres Gefängnisses festzustellen. Es ging im rechten Winkel nunmehr nach links. Genau gegenüber dem Zugang zur Grabkammer stieß sie auf die Umrisse einer gewaltigen Steinplatte. Unwillkürlich zuckte Bethseba zusammen. Hier war der Weg ins Freie, aber er war verschlossen. Bethseba versuchte die Platte zu bewegen, drückte mit aller Kraft dagegen, aber die Platte veränderte ihre Lage nicht um einen Millimeter. Sie ruhte in Zapfen und außerdem hatte man davor eine dicke Mauer aufgeführt, die nun wohl schon erhärtet war und deren Bindemittel sich von Stunde zu Stunde noch mehr festigten. Der Raum, welcher jenseits der Platte und der Mauer lag, war die Betkammer. Durch sie gelangte man unmittelbar ins Freie. Dort aber standen die Wachen, bereit jeden niederzumachen, der sich Zugang zum Grabe verschaffen mochte, um dessen Schätze zu plündern oder etwa den Versuch zu unternehmen, einen eingeschlossenem Angehörigen zu befreien. Aber die Aussicht, dass jemand dieses Wagnis unternehmen werde, war schwach. Die Chancen, dass es glücken könne, waren zu gering. Vierzig Männer hielten vierzig Tage und Nächte hier Wache. Und nach Ablauf der vierzig Tage war ein Befreiungsversuch sinnlos.

Aber man wusste auch von geheimen Schutzvorrichtungen, welche das Grab des Pharao vor unberufenem Zutritt bewahren sollten, und vor allem war der Aberglaube so groß, dass er wohl allein genügte, um jeden Grabfrevel zu unterbinden.

Als Bethseba die Unverrückbarkeit der Platte festgestellt hatte, befiel auch sie tiefe Depression. Plötzlich ertönte hinter ihr in der Dunkelheit ein grässlicher Aufschrei. Eine Sklavin war erwacht und erkannte ihre Lage. Das Bewusstsein, in diesem Felsengrab nunmehr verhungern zu sollen, erfüllte sie mit solchem Grauen, dass sich ihren Lippen ein Schrei entrungen hatte, der kaum mehr etwas Menschenähnliches an sich hatte. Auf ­diesen Schrei hinauf erhob sich ein vielfältiges Weinen und Jammern. Die Pferde hörten das Lärmen der Menschen und erhoben ein klägliches Wiehern.

„Hört auf!“, brüllte eine Männerstimme. „Hört auf damit, es ist schlimm genug!“

Bethseba war wie erstarrt stehen geblieben. Das war ja nur der Anfang. Welch grässliche Szenen würden sich noch in diesem Grabe abspielen, bevor alles zu Ende war?

„Oh Herr, mein Gott verlasse mich nicht“, betete sie und sank auf die Knie. „Oh Jehova, ich flehe zu dir! Wenn mein Herz verzagt ist, so weisest du meinen Steig auf dem Wege, den ich wandle, hat man mir eine Schlinge gelegt! Ich schreie zu dir, oh Herr und spreche: du bist meine Zuversicht! Höre mein Jammern ich bin so schwach! Errette mich von meinen Verfolgern! Führe mich aus dem Kerker, dass ich deinen Namen preise! Herr, erhöre mein Gebet, vernimm mein Flehen in deiner Treue erhöre mich, in deiner Gerechtigkeit! Mein Feind verfolgt meine Seele, er tritt mein Leben zu Boden, er legt mich in die Finsternis, wie die Toten der Vorwelt! Und mein Geist ist ohnmächtig in mir, mein Herz ist in meinem Leibe erstarrt. Tue mir kund den Weg, den ich gehen soll, denn zu dir erhebe ich meine Seele! Errette mich, oh Herr und die, welche mit mir sind!“

Da hörte sie neben sich ein hässliches Lachen.

„Was jammerst du da?“, sagte eine Männerstimme. „Dein Gott wird dir ebenso wenig helfen, wie mir der meine. Wir sind verloren!“

„Das will ich nicht glauben“, antwortete Bethseba und erhob sich.

„Du willst nicht, das nützt dir wenig. Du wirst es glauben müssen. Es gibt keinen Ausweg aus diesem verdammten Grab. Sie haben die Kammer vermauert! Aber selbst wenn wir imstande wären die Felsentür und die Mauern zu durchbrechen, was dann? Dort draußen warten vierzig Speere darauf, sich mit unserem Blut rot zu färben. Keiner von uns käme mit seinem Leben davon!“

„Ich weiß es“, antwortete Bethseba.

„Du weißt es ohnehin? Nun, wenn du es weißt, worauf hoffst du dann? Glaubst du, dass ein Wunder geschehen und sich der Berg spalten wird? Oder denkst du etwa, wir könnten uns durch den Berg einen Tunnel bohren, um drüben auf der anderen Seite zu entkommen?“

Wieder lachte er.

„Es scheint dich zu freuen, dass es so um uns steht“, meinte Bethseba verächtlich.

„Ich klage darüber nicht. Ich weiß, dass es zu Ende ist, das ist alles. Wir sind tot! Für die da draußen sind wir bereits gestorben.“

„Aber ich lebe“, entgegnete Bethseba. „Ich weiß, dass ich lebe und alles in mir sträubt sich gegen das, was du sagst!“

Immer lauter wurde das Heulen und Klagen ringsum.

„Da hörst du es“, rief der andere. „Lass erst nur den Hunger richtig mächtig werden, dann wird es noch ganz anders klingen. Aber noch ist es mit uns nicht so weit. Drinnen in der Kammer des Pharao stehen Krüge mit Wein und Lebensmitteln. Das ist für den Anfang. Aber später werden sie die Pferde in Stücke reißen, ihr Fleisch essen und das Blut trinken. Und dann, noch später, wenn von den Tieren nichts mehr übrigbleibt.“

Bethseba hielt sich die Hand an die Ohren.

„Höre auf!“, rief sie. „Ich will nichts mehr hören!“

„Haha, hast du gedacht, vor Hunger stirbt es sich leicht? Du ahnst nicht, wozu Menschen fähig sind, wenn sie hungern und den Tod vor Augen haben. Jeder will leben, noch einen Tag, eine Stunde, selbst in dieser Gruft noch! Ich gehe in die Grabkammer, dort gibt es Fladen, Wein und vor allem Waffen. Und es ist mir ganz gleich, dass diese Waffen aus purem Gold sind. Hauptsache, dass man mit ihnen schlagen und stechen kann!“

Bethseba griff nach dem Arm des Sklaven und versuchte ihn zurückzuhalten, doch er stieß sie von sich.

„Lass mich“, zischte der Mann. „Und bleib still, ich weiß was ich will und wenn du klug bist, versorgst auch du dich mit einem Dolche. Und trink mit mir, bevor die anderen an den Wein denken!“

„Hast du keine Furcht dich an dem Wein des Toten zu vergreifen?“

„Furcht? Wovor? Ich bin doch selbst tot!“, lachte der Sklave höhnisch.

Seine Augen schienen sich noch mehr an das Dunkel gewöhnt zu haben als die Bethsebas, die allmählich eine immer bessere Sehkraft gewannen. Er nahm Bethseba beim Arm und zog sie mit sich fort.

„Still“, zischte er dabei. „In die Grabkammer, bevor die anderen auf den Gedanken kommen!“

Bethseba entwand ihm ihren Arm.

„Nein“, entgegnete sie. „Ich will nicht!“

„Dann lass es bleiben, dummes Mädchen!“

Er ließ sie stehen und schritt auf das hell schimmernde Viereck der Grabkammer zu. Bethseba sah unmittelbar vor sich die dunklen Umrisse des Streitwagens und der Pferde. Hier blieb sie stehen. Und während sie zugleich Mitleid mit den armen Tieren fühlte, die gleich den Menschen dem Tod preisgegeben waren, empfand sie etwas Unerklärliches, das sie davor warnte, die Grabkammer zu betreten. Der Sklave ging weiter auf sein Ziel zu. Der intensive Geruch des Öles, mit dem sein Körper vor dem Begräbnis gesalbt worden war, hatte ihm Widerwillen eingeflößt. Die Luft in der Kammer war drückend und schwer atembar. Unwillkürlich dachte Bethseba an die Möglichkeit, dass sie alle noch vor Erreichung des Hungertodes ersticken könnten. Nun hatte der Sklave den Durchgang zur Grabkammer erreicht. Seine Silhouette stand einen Augenblick lang deutlich sichtbar gegen den helleren Hintergrund. Er schien zu zögern. Dann tat er einen Schritt vor und. Mit einem grässlichen Schrei warf er die Arme in die Luft und fiel hinterrücks zu Boden. Der Schrei weckte ein unheimliches Echo in den Kammern des Grabes und schien sich in den Tiefen des Berges fortzupflanzen. Unter den Sklaven entstand eine Panik. Sie wichen vor Entsetzen von der Kammer des Königs zurück und stürzten nach dem vermauerten Ausgang. Hier entstanden schreckliche Szenen. Die Menschen warfen sich unter wildem Heulen gegen die Steinplatte. Sie versuchten sie zu brechen, doch vergebens! Der Fels hielt stand.

Nur Bethseba, obwohl von Grauen erfüllt, kümmerte sich um den Mann, den der Pharao für seine Pietätlosigkeit bestraft hatte. Er hatte sich in seinem Schmerz in die Vorkammer zurückgeschnellt, aber ein Pfeil steckte tief in seiner Brust und Bethseba ahnte, dass dieser Pfeil zudem noch vergiftet war.

Mit satanischer Berechnung hatten die Erbauer des Grabes hier Schutzvorrichtungen angelegt, die jedem, der die Grabkammer zu betreten wagen sollte, zum Verderben werden mussten.

Röchelnd starb der Sklave in Bethsebas Armen. Aber Bethseba sah das Licht, welches die Grabkammer mit bläulichem Schein erfüllte. Sie sah den Sarkophag des Pharao, kaum zehn Schritte entfernt. Woher kam das Licht?

Welche geheimnisvolle Einrichtung bewirkte, dass der Sarg Sethos beleuchtet war? Immer unheimlicher wurde Bethseba zumute. Hinter sich hörte sie lautes Schreien. Die Pferde waren durch das Lärmen der Menschen scheu geworden und rissen den Streitwagen des Pharao in der dunklen Vorkammer umher, die eingeschlossenen Sklaven dadurch in Gefahr bringend, überfahren oder nieder­getrampelt zu werden. Bethseba ließ den Körper des Toten niedergleiten und erhob sich. Was war zu tun? Wie konnte man sich aus diesem entsetzlichen Gefängnis befreien? Wo gab es einen Ausweg aus dieser fürchterlichen Lage? Gab es denn niemand unter all diesen Leuten, der seinen klaren Kopf behielt und ruhig überlegte, ob nicht doch ein Weg zur Rettung zu finden sei? Das Licht war Tageslicht, das war sicher. Von der Grabkammer aus musste es eine Verbindung ins Freie geben. Freilich, es könnte sich um eine Röhre, einen Riss im Felsgestein handeln, der nicht breit genug war einen Menschen hindurchzulassen. Und wie überhaupt in die Grabkammer gelangen, um dies untersuchen zu können? Der tote Sklave hatte versucht zum Sarkophag des Pharao vorzudringen, wenngleich auch aus anderen Gründen. Er hatte seine Absicht mit dem Leben bezahlt. Würde jedem, der es wieder unternahm, das gleiche zustoßen? Oder gab es vielleicht eine Möglichkeit die Mordfallen unwirksam zu machen?

Gab es vielleicht auch noch andere als jene Selbstschutzvorrichtung mit Pfeilen?! Es zu erproben, hieß gleichzeitig, sein Leben riskieren. Und Hilfe von außen?

Mehr als zuvor dachte Bethseba jetzt an Torgo. Er liebte sie, er würde sie suchen, er wusste vielleicht schon von ihrem Schicksal. Freilich, vielleicht betrog man ihn, er betrauerte vielleicht schon ihren Tod und ahnte nicht, dass sie noch am Leben war! Noch aber schlug dieses Herz und es schlug für Torgo! In nächster Nähe raste jetzt das Gespann durch die Kammer. Nur durch einen kühnen Sprung zur Seite, konnte sich Bethseba in Sicherheit bringen. Wiehern, Hufgetrampel, Schreie des Entsetzens und der Verzweiflung hallten von den Wänden der Kammer wider und vereinigten sich zu einem Inferno. Die Räder des Wagens gingen über den Toten. Bleich und grauenerregend schimmerte der Sarkophag aus der Grabkammer, unberührt von all dem Furchtbaren was hier geschah und Bethseba hatte das Gefühl, dass der Tote darum höhnisch lächelte. Waren sie wirklich Todgeweihte?

Kapitel 2

Es war zur Stunde der Dämmerung, als die Sklavin Ra sich vorsichtig nach allen Seiten umblickend, der Hütte des Schäfers näherte.

---ENDE DER LESEPROBE---