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Triest liegt zwar in Italien, ist aber die südlichste Stadt Nordeuropas, und die wartet mit allerlei Eigenheiten auf: der Bora, einem eisigen Wind, der den Spaziergänger jedes Jahr im April buchstäblich von der Straße fegt. Schloss Miramare, für den Erzherzog Ferdinand Maximilian von Habsburg erbaut (den kleinen Bruder des Kaisers Franz Joseph) und nach dessen frühem Tod allein von seiner Frau Carlotta bewohnt, die darüber wahnsinnig wurde. Da gibt es die Risiera di San Sabba, ein altes Reislager, das von den Nazis als Auffanglager für italienische Juden und dann als einziges Konzentrationslager auf italienischem Boden betrieben wurde. Den Strand und das Bad im Meer, die hier, anders als in Genua, Neapel oder Palermo, zum alltäglichen Stadtleben gehören. Und schließlich "Little Istria", das Viertel, in dem die Großmutter des Autors seit ihrer Flucht aus Jugoslawien vor sechzig Jahren lebt und dessen Straßen die Namen der Orte Istriens und Dalmatiens tragen: Via Pola, Via Rovigo, Via Spalato. Mauro Covacich erzählt Geschichten aus seiner Stadt - aus Triest, und aus einem Italien, das schon seit Jahrhunderten beinahe ganz Europa beherbergt.
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Seitenzahl: 157
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Mauro Covacich
Aus dem Italienischen von Esther Hansen
Die italienische Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel Trieste sottosopra bei Editori Laterza in Rom.
Deutsche Erstausgabe
© 2006 Gius. Laterza & Figli, Roma
© 2012 für die deutsche Ausgabe: Verlag Klaus Wagenbach,
Emser Straße 40/41, 10719 Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.
ISBN 978 3 8031 4116 3
Auch in gedruckter Form erhältlich: ISBN 978 3 8031 2696 2.
Die gepiercte Sissi. Erscheinungen im Castello Miramare
Bora in San Luigi
Noch einmal San Luigi, vom Freizeitzentrum in die Osteria
Der Kaffee und die Cafés
Die Risiera von San Sabba. Besichtigung eines Verbrennungsofens
Basovizza. Ein Wäldchen im Karst
San Giovanni. Es war einmal eine Irrenanstalt
Durch die Straßen des Zentrums, Svevo in der Hand
Piazza Oberdan, zwei Verliebte
San Giacomo. Die »bobe«, die »babe«, die »taliàni«
Von Barcola nach Ausonia, in Badesachen
Villa Revoltella
Little Istrien
Unterwegs in den »Osmizze«
Der Friedhof von Sant’ Anna. Die Wahrheit der Namen
Die Jugendlichen in der Schlange können es kaum glauben. Sämtliche Räume sollen sie besichtigen und dabei noch ihrer Reiseführerin lauschen, die kaum älter ist als sie und vollprofessionell mit Namensschild und allem vor ihnen in die Höhe ragt. Sie kommen aus Ungarn, und sie sind müde. Die Busfahrt von Pécs hierher hat mindestens fünf Stunden gedauert, Pinkelpausen exklusive. Sie würden viel lieber draußen bleiben, auf der Wiese Frisbee spielen, sich unter die Pinien legen und Handy-Fotos voneinander machen, doch nun steht der Museumsbesuch auf dem Programm. Für den Nachmittag ist als Entschädigung eine mehrstündige Shoppingtour durch die Torri d’ Europa geplant, das neue Einkaufszentrum in Form eines Aztekenmausoleums, in das die Konsumenten aller Herren Länder busseweise strömen. Doch jetzt ist die Kultur an der Reihe. Dort dräut sie schon hinter den »auf alt gemachten« Glasscheiben. Inzwischen befindet sich eine andere Reisegruppe, Genueser Rentnerinnen mit Dauerwelle und Regenjackenbeutel um den Bauch – man kann nie wissen –, schon in Phase eins, und eine andere Führerin ist bereits in voller Fahrt: »Das Schloss Miramare und seine Parkanlagen entstanden auf dem Felsvorsprung des Karsts in der Bucht von Grignano nach Willen des Erzherzogs Ferdinand Maximilian von Habsburg (1832–1867), dem jüngeren Bruder des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. Bitte, treten Sie näher, ja bitte, hier herüber. Nach den Entwürfen Carl Junkers von 1856 wurde der äußere Bau 1860 fertiggestellt. Die Innenausstattung besorgten Franz und Julius Hofmann, die sie erst nach Maximilians Abreise nach Mexiko 1864 abschließen konnten. Nachdem Maximilian zum Kaiser von Mexiko ernannt worden war, wurde er 1867 in Queretaro erschossen. Als einer der wenigen Adelswohnsitze, die unverändert erhalten geblieben sind, repräsentiert das Schloss mit seiner eklektischen Einrichtung und Ornamentik den Wohngeschmack der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, an einem Ort, wo mediterrane Lebensart sich mit der Atmosphäre typisch nordischer Ausprägung vermählt.« Über das unglückliche Schicksal der Schlossbewohner geht die Führerin geflissentlich hinweg: er, der den mexikanischen Kugeln entgegengeht, ohne die heimischen Vergoldungen und Diwans überhaupt genossen zu haben; sie, die als Witwe zurückbleibt und vor Langeweile und Schmerz verrückt wird (vor allem vor Langeweile). Unerwähnt lässt die Führerin Charlottes Wahn, genauso wie das landläufige Gerücht, dass Charlottes angebliche Umnachtung nur eine ausgefuchste Methode des Hofes war, ihre Sympathien für den Kommunismus auf möglichst diplomatische Art unter Verschluss zu halten.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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