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Whodunit trifft Strickkrimi - die Cosy Crime Serie ohne Mord! So hat sich die ehemalige Krankenschwester Trudi ihren Vorruhestand nicht vorgestellt. Nach Jahrzehnten im Ausland hängt sie plötzlich frisch verwitwet in ihrem renovierungsbedürftigen Elternhaus in den Yorkshire Dales fest. Während ihre Freundinnen einen Strickclub gründen wollen, beschäftigt Trudi sich lieber mit dem, was im Dorf so passiert. Wer hat beispielsweise der verängstigt wirkenden Farmerin Moira ein blaues Auge verpasst? Und wieso interessiert es niemanden, dass deren Mann George verschwunden ist? Trudis Neugierde ist geweckt. Zusammen mit ihrer ehemaligen Schulfreundin Rose und ihrer Ex-Schwiegertochter Fiona will sie hinter das Geheimnis um Moira und den verschwundenen George kommen.
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Seitenzahl: 105
Veröffentlichungsjahr: 2023
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YORKSHIRE COSY MIT CRIME
BUCH EINS
© 2023 Isla Morgan
Korrektorat: Laura Stadler
Covergestaltung: Isla Morgan
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt
ISBN: 9783744814041
Whodunit trifft Strickkrimi – die Cosy Crime Serie ohne Mord
Kapitel 1 – Montag
Kapitel 2 – Dienstag
Kapitel 3 – Mittwoch
Kapitel 4 – Freitag
Kapitel 5 – Freitag
Kapitel 6 – Samstag
Kapitel 7 – Sonntag
Kapitel 8 – Montag
Kapitel 9 – Dienstag
Kapitel 10 – Freitag
Kapitel 11 – Wrap-up
Danke
So hat sich die ehemalige Krankenschwester Trudi ihren Vorruhestand nicht vorgestellt. Nach Jahrzehnten im Ausland hängt sie plötzlich frisch verwitwet in ihrem renovierungsbedürftigen Elternhaus in den Yorkshire Dales fest.
Während ihre Freundinnen einen Strickclub gründen wollen, beschäftigt Trudi sich lieber mit dem, was im Dorf so passiert. Wer hat beispielsweise der verängstigt wirkenden Farmerin Moira ein blaues Auge verpasst? Und wieso interessiert es niemanden, dass deren Mann George verschwunden ist?
Trudis Neugierde ist geweckt. Zusammen mit ihrer ehemaligen Schulfreundin Rose und ihrer Ex-Schwiegertochter Fiona will sie hinter das Geheimnis um Moira und den verschwundenen George kommen.
»Ein Schlückchen Brandy in deinen Tee?«
Fiona beugte sich auf dem rostroten Sofa vor und hielt ihrer Ex-Schwiegermutter ihre Tasse hin. Sie bestand aus feinstem Porzellan mit einem Blumenmuster, das schon seit Jahrzehnten aus der Mode war. »Du bist die Beste, Trudi.«
»Ist ja schon nach Dienstschluss.« Trudi zwinkerte ihr zu und goss einen großzügigen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in den Darjeeling, der eine ähnliche Farbe hatte. »Wenn ich jemanden vergiften wollte, würde das farblich kaum auffallen«, sinnierte sie.
»Da brauchst du aber viel Brandy, um jemandem damit zu vergiften«, bemerkte Fiona und setzte die Tasse auf dem kleinen Beistelltisch zwischen ihnen ab. Die Antiquität aus dem achtzehnten Jahrhundert war seitdem viel benutzt worden, und nicht immer pfleglich, wie diverse Flecken bezeugten. »Abgesehen davon bin ich bei der Polizei und würde dich erwischen. Das ist mein Job. Von irgendwas muss ich schließlich meine Familie ernähren. Anwesende eingeschlossen.«
»Ich finde es schön, dich weiterhin als Teil meiner Familie anzusehen, selbst wenn mein Sohn das inzwischen anders sieht.« Trudi ließ sich ihr gegenüber in dem farblich zum Sofa passenden rostroten Ohrensessel nieder, dessen Federn dabei ächzten. Im Hintergrund flackerte der Gaskamin, ein Relikt aus dem letzten Jahrtausend, charmant, aber nicht wärmend. Fröstelnd zog Trudi ihre Strickjacke enger um sich. »Schmeckt dir der Apfelkuchen? Den habe ich heute Morgen ganz frisch gebacken. Der Mandelgeschmack darin kommt tatsächlich von Mandeln. Und vielleicht einem winzigen Schlückchen Amaretto.«
»Du und deine winzigen Schlückchen.« Mit einem wohligen Seufzer schob Fiona sich eine Gabel voll Kuchen in den Mund und kaute genüsslich.
Liebevoll betrachtete Trudi ihre Ex-Schwiegertochter. Fiona trug ihre dunklen Haare in einem schicken Bob. Ihre Jeans waren modisch, ihre Bluse raffiniert geschnitten und ihre Stiefel hatten so hohe Absätze, dass Trudi sich fragte, wie sie damit laufen, geschweige denn Auto fahren konnte. Sie lächelte meistens, selbst wenn sie müde war. Was sie als Alleinerziehende mit einem Vollzeitjob und unregelmäßigen Arbeitszeiten fast immer war. »Ich bin froh, dass wir uns jetzt öfter sehen können.«
»Ja, ich auch.« Fiona strahlte sie an. »Da fällt mir ein, kann Ruben morgen nach dem Kindergarten zu dir kommen? Ich habe eine Fortbildung, und du freust dich bestimmt, deinen Enkel zu sehen.«
Trudi lachte. »Und ich dachte, du dachtest, ich würde mich langweilen. Wie lange denn? Um sieben beginnt im Gemeindehaus meine wöchentlichen Bridgerunde.«
Fiona machte eine abwehrende Handbewegung. »Nie im Leben würde ich es wagen, mich zwischen dich und deine Bridgerunde zu stellen. Spätestens um halb sieben hole ich ihn ab. Es sei denn, mein Chef will den Abend im Pub ausklingen lassen. Teambildungsmaßnahme und so.«
»Klingt eher wie ein gemeinsames Besäufnis«, kommentierte Trudi. Mit dem Kinn wies sie durchs Wohnzimmerfenster auf die gegenüberliegende Straßenseite. »Wenn ihr zum The Anchor geht, schicke ich Ruben einfach rüber. Es sei denn, dein Chef ist single und du bist interessiert?«
»Ja, er ist single, und nein, ich bin nicht interessiert. Er ist eher in deinem Alter.«
»Vorsicht, junge Dame. Ich gelte offiziell als Best Ager.« Unbewusst strich Trudi sich durch ihre Haare, die vereinzelte graue Strähnen im Mittelblond aufwiesen.
»Ich meinte ja auch nicht, dass er alt ist, sondern nur, dass er für mich als Partner zu alt ist. Abgesehen von einer Million anderen Gründen, aus denen wir nicht zusammenpassen. Aber wenn du irgendwann mal wieder interessiert sein solltest, kann ich euch gerne verkuppeln.«
»Ich bin immer noch nicht darüber hinweg, dass ich plötzlich Witwe bin«, sinnierte Trudi und blickte in die kleinen Dampfstrudel, die aus ihrer Teetasse emporstiegen. »Vor ein paar Wochen war ich noch im aktiven Dienst mit Michael in Kenia stationiert und jetzt lebe ich alleine in einem 120-Seelen-Dorf in den Yorkshire Dales und werde in die Seniorenschublade gesteckt.«
»Sieh es positiv. Ab sechzig bekommst du in England viele Vergünstigungen. Und es sind 121 Seelen, seitdem du hier lebst.« Fiona zwinkerte ihr zu und kratzte die letzten Apfelkuchenkrümel von ihrem Teller. Er gehörte zum Rest des Teeservice, das seine besten Jahrzehnte schon hinter sich hatte.
»Ich bin aber noch keine sechzig, ich bin Mitte Fünfzig!«, protestierte Trudi. »Außerdem bin ich nicht einmal sicher, ob es mir hier überhaupt gefällt. Abgesehen von dir und Ruben, natürlich. Das Leben in den Dales ist schon eine Umstellung.«
»Ach, Unsinn. Du bist es doch gewohnt, alle paar Jahre umzuziehen.«
»Ja, aber da bin ich einfach nur von einem British Forces Camp in ein anderes gezogen, und die haben sich um alles gekümmert. Sieh dich hier doch mal um.« Trudi machte eine ausschweifende Armbewegung, die Wohnzimmereinrichtung, Gaskamin, Teeservice und einen Großteil des Dorfes umfasste. »Jetzt lebe ich im Haus meiner Eltern, in den Möbeln meiner Eltern und mit den Geistern meiner Eltern. Das ist kein Neuanfang, das ist ein Rückschritt.«
»Immerhin hast du Möbel.«
»Du hast recht. Ich habe ein Dach über dem Kopf, Möbel und genug Geld für Essen. Das ist mehr, als viele Menschen in Kenia hatten.« Kurz ließ Trudi ihre Gedanken in ihr altes Leben abschweifen. Michael, ihr Mann, hatte bei der britischen Armee gearbeitet. Sie hatte sich dort zur Krankenschwester ausbilden lassen und war ihm jeweils gefolgt, wenn er versetzt wurde. Kenia war ihre letzte Station gewesen.
Es war nur noch eine Frage von Monaten gewesen, bevor sie beide in Pension gegangen wären. Michael, weil er die Altersgrenze erreicht hatte, und sie eben etwas früher. Aber nachdem ihr Mann bei einem Routineeinsatz in Kenia tödlich verunglückt war, hatte Trudi ihre Pläne von heute auf morgen umkrempeln müssen.
Leider fühlte sich ihr geplanter Neustart eher wie eine Sackgasse an. Zurück ins Haus ihrer Kindheit. Ein viktorianisches Steincottage aus dem neunzehnten Jahrhundert in einer Reihe anderer viktorianischer Steincottages am Ende der High Street in Lower Bishopsbridge, besagtes 121-Seelen-Dorf am südlichen Rand der Yorkshire Dales. Ein Upper Bishopsbridge hatte es, soweit Trudi recherchiert hatte, nie gegeben.
»Ein paar Sachen hast du ja mitbringen können. Und wenn du Hilfe beim Renovieren brauchst …«
»… brauche ich mich nicht an dich zu wenden, denn du hast erstens keine Zeit und zweitens zwei linke Hände. Keine Sorge. Ich werde die Renovierung langsam angehen, ein Zimmer nach dem anderen. Zeit habe ich ja. Wir könnten im ersten Stock ein Zimmer für Ruben einrichten. Falls er mal bei mir übernachtet, wenn du länger arbeiten musst.«
»Das würde mir viel Stress ersparen, ganz zu schweigen von den Kosten für einen Babysitter.« Fiona warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ich muss los und Ruben abholen. Wir wollen noch bei Barneys Farm vorbeifahren und frische Eier holen.«
»Barneys Farm?«, sinnierte Trudi. »Kenne ich gar nicht. Ist die hier in der Nähe?«
»Erinnerst du dich nicht mehr an die alte Farm von Tom Barney? Wenn du oben an der Straße Richtung Friedhof abbiegst noch eine knappe Meile weiter hügelaufwärts. Sein Sohn George hat die Farm vor ein paar Jahren übernommen, aber ziemlich runtergewirtschaftet. Hat dann eine Städterin geheiratet und sie versuchen jetzt, den Betrieb auf ökologische Landwirtschaft umzustellen. Scheint schwierig zu sein. Aber ihre Eier sind gut und schmecken viel besser als die aus dem Supermarkt. Ich kann dir beim nächsten Mal gerne ein paar mitbringen. Sie halten Hühner, Enten und Gänse und haben einen kleinen Hofverkauf.«
»Vielleicht gehe ich morgen mal vorbei, ein Spaziergang wird mir guttun. Der Name Tom Barney sagt mir noch was. Ist George der Mittfünfziger mit der Alkoholikernase, der fast jeden Abend im Pub rumhängt?« Trudi deutete mit der Brandyflasche Richtung The Anchor.
»Genau. Ich vergaß, dass du hier alles mitbekommst, was vor sich geht.«
»Ist ja wenig genug. Vermutlich werde ich mich hier furchtbar langweilen, ganz viel fernsehen und mit Kreuzworträtseln anfangen.«
»Du und Kreuzworträtsel?« Fiona lachte. »Geh lieber unter Leute. Donnerstag vormittags ist beispielsweise ein Rückengymnastikkurs im Gemeindezentrum.«
»Was soll ich denn bei der Rückengymnastik, mein Rücken ist fit wie ein Turnschuh«, begehrte Trudi auf.
»Schon verstanden, aber damit das so bleibt, solltest du regelmäßig trainieren«, belehrte Fiona sie. »Du kannst dich natürlich auch im Fitnessstudio in East Pemberton anmelden. Da war ich bis kurz vor Rubens Geburt. Oder du fährst jedes Mal bis Wickham, das Sportstudio neben der Klinik hat sogar ein Schwimmbad. Sie bieten unter anderem Aquafitness an.«
»Ich werd’s mir überlegen«, entgegnete Trudi, um die Diskussion zu beenden.
Am nächsten Vormittag verschob Trudi ihren geplanten Spaziergang zu Barneys Farm, denn das Wetter machte das, was es in Yorkshire gerne tat: Es regnete, und zwar in Strömen.
Was sie hingegen nicht aufschieben konnte, war ein Besuch bei der Post. Die Öffnungszeiten des lokalen Lädchens, in dem sich auch der Postschalter befand, waren auf gerade einmal zwei Stunden am Tag zusammengeschrumpft. Mehr lohnte sich nicht, hatte ihr die Frau hinter dem Tresen bei ihrem letzten Besuch dort anvertraut. Die meisten Anwohner fuhren zum Einkaufen nach East Pemberton, wo es einen Supermarkt gab.
Trudi wickelte das Päckchen, das sie ihrem Sohn schicken wollte, in eine Plastiktasche und zog Regenmantel und Gummistiefel an. Beides hatte sie erst vor kurzem gekauft. In den letzten Jahren waren sie in Australien und Afrika stationiert gewesen, wo es längst nicht so kalt und nass war wie hier.
Beherzt ergriff sie ihren Regenschirm und öffnete die Haustür. Ein Windstoß riss ihr Tür und Schirm gleichzeitig aus der Hand, schlug die Tür gegen die Wand und wehte einen Schwall Regen in den Flur.
Das erklärte die dunklen Kratzer an der ehemals weißen Wand genau auf Höhe des runden Türknaufs. Genauso wie die Flecken auf dem Teppich. Missmutig betrachtete Trudi ihren Eingangsbereich und ergänzte mental ihre Renovierungsliste. Allmählich nahm diese Dimensionen an, die sie überforderten, bevor sie überhaupt angefangen hatte.
Das Vernünftigste wäre, abzuwarten, ob das Wetter besser wurde, aber darauf hatte sie die letzte halbe Stunde schon vergeblich gehofft und allmählich wurde die Zeit knapp.
Trudi legte den Schirm auf die Treppe im Flur, trat auf den Bürgersteig und zog mit einem Ruck die Tür hinter sich zu. Der Regen prasselte erbarmungslos auf sie ein und nahm ihr die Sicht. Selbst die gegenüberliegende Straßenseite war kaum zu erkennen. Der Wind schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen und machte es schwer, geradeaus zu laufen.
Wahrscheinlich war das Wetter früher schon so gewesen und sie hatte es nur verdrängt. Trudi zog ihre Kapuze enger und hastete mit gesenktem Kopf die Straße entlang, die Augen gen Boden gerichtet, um etwaigen Pfützen auszuweichen.
So sah sie die herankommende Person nicht, bis sie gegen sie prallte.
»Entschuldigung!«, rief Trudi automatisch. Sie nahm nur eine zierliche Frauengestalt in einem übergroßen Mantel wahr, die sie unter ihrer Kapuze verschreckt ansah. Trotz des Wetters trug die Frau eine riesige Sonnenbrille, die ihr halbes Gesicht verdeckte. Aber nicht groß genug war, um die blau-lila Verfärbung auf ihrem linken Wangenknochen zu verstecken. Dann war die Gestalt an ihr vorbeigehuscht und im Regen verschwunden.
Trudi zögerte einen Moment, bevor sie ihren Weg fortsetzte. Als Krankenschwester hatte sie genug Lebenserfahrung, um die Abdrücke von Fingern inmitten eines blauen Flecks zu erkennen. Aber die Frau war so schnell verschwunden, dass sie bestimmt nicht scharf darauf war, auf den Grund ihrer Verletzung angesprochen zu werden.
Vor ihr tauchte das viktorianische Gebäude auf, in dem sich der Shop mit der Postfiliale befand. Die Holztür klemmte und ließ sich erst nach dem dritten Versuch öffnen, aber das Geschäft war geöffnet. Trudi widerstand dem Drang, sich kurz wie ein nasser Hund zu schütteln. Stattdessen tropfte sie den Ladenboden voll.
