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Eine zerstörte Bäckerei in einer zerbombten Stadt. Ein eisiger Winter, der tausende Opfer fordert. Und mittendrin zwei Frauen, die ums Überleben kämpfen, um die Liebe und die Erfüllung ihres Traums Köln, 1941. Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias auf, einem Bäckerehepaar. Das Mädchen liebt die Backstube über alles. Der Duft von frischgebackenem Brot, die mehlgeschwängerte Luft, der große Ofen aus Vulkanstein – für Anna der schönste Ort der Welt. Doch mit dem Krieg kommt das Unglück: Matthias wird eingezogen und die Bäckerei bei Luftangriffen zerstört. Während Köln in Trümmern liegt und vom kältesten Winter des Jahrhunderts heimgesucht wird, schließt Anna sich in ihrer Not einer Schwarzmarktbande an und steigt zur gewieftesten Kohlediebin der Stadt auf. Als sie am wenigsten damit rechnet, verliebt sie sich – eine verbotene Liebe mit gefährlichen Folgen. Von Kälte, Hunger und Neidern bedroht, halten Anna und ihre Tante verzweifelt an dem Traum fest, die Bäckerei wiederaufzubauen. Und an der Hoffnung, dass die Männer, die sie lieben, irgendwann zu ihnen zurückkehren. "Wie schnell Kinder in Kriegszeiten erwachsen werden mussten, und was für eine kreative Kraft sie entwickeln konnten, um zu überleben, das zeigt Lilly Bernstein mit Anna eindrucksvoll und spannend in ihrem Roman Trümmermädchen." --- Brigitte Glaser, Autorin von Bühlerhöhe und Rheinblick
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück
LILLY BERNSTEIN ist das Pseudonym der Kölner Journalistin und Autorin Lioba Werrelmann, deren Debütroman Hinterhaus 2020 mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet wurde. Sie stammt aus einer Bäckersfamilie und wuchs zwischen Laden und Backstube auf. Ihre Mutter ist ebenfalls Bäckerskind und hat die Nachkriegszeit noch in lebendiger Erinnerung. Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück ist Lioba Werrelmanns persönlichster Roman. Mit seiner Veröffentlichung geht für die Autorin ein Herzenswunsch in Erfüllung.
Lilly Bernstein
Roman
Ullstein
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Originalausgabe im Ullstein Taschenbuch1. Auflage November 2020© 2020 by Lilly Bernstein© dieser Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin (2020) Umschlaggestaltung: bürosüd° GmbH, MünchenTitelabbildung: © Mark Owen / arcangel images (Mädchen); akg-images / Elsengold Verlag / Sammlung Wolfgang Holtz (Köln Skyline Hintergrund); © Mark Owen / Trevillion Images (Hintergrund) Autorenfoto: © Susanne EschE-Book-Konvertierung powered by pepyrus.comAlle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-3-8437-2425-8
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Titelei
Die Autorin / Das Buch
Titelseite
Impressum
TEIL I
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
TEIL II
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
TEIL III
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Anhang
NACHWORT UND DANK
Social Media
Cover
Titelseite
Inhalt
TEIL I
Für Papa
Juli 1941 – Mai 1942
»Himmlisch!« Anna juchzte vor Vergnügen.
Sie saß auf der Ofenbank und hatte den Mund voller warmer, flüssiger Schokolade.
»Guten Morgen, meine Große!«, hatte Onkel Matthias gerufen, kaum, dass sie die Backstube betreten hatte. »Willst du mal ins Geheimfach gucken?«
Anna hatte begeistert genickt und war sofort auf die Ofenbank geklettert, denn sonst wäre sie an das Geheimfach gar nicht herangekommen.
Der Ofen war rundum mit dicken, weißen, glänzenden Fliesen verkleidet. Zwei dieser Fliesen ließen sich herausnehmen. Sie waren ganz oben in der Ofenwand, sodass man sie nicht allzu leicht entdeckte. Man musste sehr vorsichtig beim Herausnehmen sein, damit sie einem nicht aus der Hand rutschten und womöglich kaputtgingen. Hinter den Fliesen war ein Stein, der eine besondere Musterung hatte. Die Backofenbauer, so hatte Onkel Matthias es Anna und Marie erklärt, hatten dort ihr Siegel hineingehauen. Es sah ein bisschen so aus wie das Gesicht eines Mannes mit tiefen Falten zwischen Nase und Mund. Auch der Stein ließ sich herausnehmen, er hatte dafür extra links und rechts zwei kaum sichtbare kleine Dellen.
Anna war eine Meisterin darin, das Geheimfach zu öffnen. Denn in dem nicht allzu großen Hohlraum in der gemauerten Umhüllung des Ofens stand ein Töpfchen aus Emaille. Man musste ein Tuch nehmen, um es anzufassen, der Griff konnte ganz schön heiß werden. Und in dem Töpfchen befand sich warme, geschmolzene Schokolade. Eigentlich war sie zum Verzieren von Gebäck bestimmt, aber weil es kaum noch Gebäck gab, durfte Anna ab und zu ihren Finger hineintauchen. Welche Wonne!
Während Anna ein ums andere Mal genüsslich ihren Zeigefinger abschleckte, übte Onkel Matthias mit ihr Kopfrechnen.
»Zwei Öfen voller Schwarzbrot, drei voller Graubrot, wie viele Brote werden wir heute backen?«
»Zweihundert«, antwortete Anna glucksend und zugleich ein bisschen schmollend. »Das ist viel zu einfach!«
Sie liebte diese Rechenspiele mit Onkel Matthias. Und dann noch Schokolade! Fast augenblicklich musste sie nicht mehr daran denken, wie der gemeine Willibald sie eben im Laden doof angeglotzt hatte.
»Jetzt ist es aber genug.« Onkel Matthias stellte den kleinen Topf wieder hoch ins Geheimfach und reichte ihr ein Brötchen. Es war ganz warm und kross, und als Anna ein Stückchen davon abbrach, dampfte es innen sogar noch.
»Darf ich das denn?«, fragte sie kauend und mit offenem Mund, denn natürlich hatte sie sich das Stückchen sofort in den Mund gesteckt.
Seit es Mehl nur noch auf Bezugsschein gab, waren auch Brötchen aus Weißmehl der pure Luxus. Kaum jemand konnte sie sich noch leisten, das wusste auch Anna nur zu gut.
»Aber klar darfst du das!« Onkel Matthias zog eine Augenbraue hoch. »Das wäre ja noch schöner, wenn meine eigene Familie keine Brötchen mehr essen dürfte!«
Anna lehnte sich zurück an die weiß gekachelte Ofenwand und schloss die Augen. Meine eigene Familie. Drei Worte nur. Drei Worte, die machten, dass ihr ganz warm wurde, nicht nur wegen der Schokolade und des Brötchens und wegen des bullernden Ofens. Meine eigene Familie. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte Onkel Matthias fest umarmt. Aber natürlich tat sie das nicht. Sie war ja schon ein großes Mädchen. Und Onkel Matthias war mitten in der Arbeit.
Er stand vor der offenen Ofentür, der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht. Was kein Wunder war, er hatte gerade nachgefeuert. Hinter den eisernen Klappen links und rechts der Ofentür glühten die Briketts. Mit dem Schieber holte er vierzig Graubrote aus dem Ofen, eins so ebenmäßig geformt wie das andere. Onkel Matthias schwitzte und schuftete, aber er hatte immer noch genügend Puste, um ihr, der kleinen Anna, Aufgaben zu stellen.
»Vierzig Brötchen hat der Ortsgruppenleiter bestellt.« Er zeigte auf zwei große Körbe, bis oben hin gefüllt und verführerisch duftend. »Jedes Brötchen ist heute fünf Gramm leichter. Das merken die nicht. Die Frage jedoch ist, wie viele Brötchen ergibt das für besondere Menschen?«
Anna rechnete blitzschnell.
»Sechseinhalb!«
»Oder auch fünf und ein sehr dickes Brötchen«, schmunzelte Onkel Matthias, und sein Grübchen tanzte. Die noch dampfenden Graubrote würde er gleich zu Tante Marie in den Laden tragen, damit sie Nachschub hatte, doch zuerst musste der Ofen neu befüllt werden. Er öffnete die Tür zum Gärraum neben dem Ofen, der gerade einmal so groß war, dass das Reck darin Platz hatte, ein mannshoher Ständer, belegt mit großen Brettern. Auf jedem Brett standen kleine Körbe aus Peddigrohr, und in jedem dieser Körbe ruhte der feuchte Laib eines Graubrotes. Dank ihres Onkels wusste Anna einiges über das Backhandwerk. So auch, dass Brotteig mindestens zwei Stunden in der Wärme des Gärraums ruhen musste, bis er sich prall in die Höhe wölbte.
Anna sah zu, wie Onkel Matthias sich daranmachte, die Graubrotlaibe aus den Körben zu kippen. Rasend schnell ging das, und genauso schnell waren sie im Innern des Ofens verschwunden. Er beförderte mit dem Schieber immer zwei zugleich tief in den Backraum hinein.
Anna schmiegte sich noch ein bisschen fester an die warme Ofenwand. »Brötchen für besondere Menschen« – das gehörte zur Geheimsprache, die Onkel Matthias ihr beigebracht hatte. Es gab auch »Graubrot für besondere Menschen« und »Schwarzbrot für besondere Menschen« und sogar, ganz selten, »Kuchen für besondere Menschen«. Onkel Matthias hatte ihr nie erklären müssen, wer diese besonderen Menschen waren, Anna hatte es auch so verstanden. Es waren Annas Freundin Ruth, Ruths kleiner Bruder Gerald und ihre Eltern. Seit sie nur noch in bestimmten Geschäften einkaufen durften, bekamen sie das Brot von Onkel Matthias unter der Hand.
Nur dass sie jetzt verschwunden waren. Und dass Anna gerade eines der Brötchen aß, die doch eigentlich für Ruth und ihre Familie bestimmt waren. Oder etwa nicht?
Anna biss sich auf die Lippen. Konnte sie Onkel Matthias fragen, was mit Ruth geschehen war?
»Zwanzig Pfund Roggenmehl und fünf Liter Wasser, wie viele Brote ergibt das?«
Anna brauchte nicht einmal zu rechnen, sie kannte die Antwort im Schlaf.
»Zwanzig Anderthalbpfünder.«
»Zu einfach, nicht wahr?«
Onkel Matthias hatte sich zu ihr auf die Ofenbank gesetzt. Er holte ein großes buntes Taschentuch aus seiner karierten Bäckerhose und wischte sich den Schweiß vom Gesicht.
»Du hast doch was.«
Das war so typisch für Onkel Matthias!, dachte Anna. Immer sah er ihr gleich an der Nasenspitze an, was mit ihr war.
»Ruth ist weg!«, platzte es aus Anna heraus. »Und Gerald! Und die Eltern! Und oben in der Wohnung leuchtet der Globus! Und Tante Marie sagt, sie sind verreist. Aber das kann doch gar nicht sein! Dann hätte Ruth mir doch was gesagt! Und sie hat Elsbeth nicht mitgenommen! Niemals würde sie Elsbeth freiwillig zurücklassen! Onkel Matthias, was ist denn bloß passiert?«
Onkel Matthias wischte sich immer noch den Schweiß aus dem Gesicht, doch seine Bewegung war mit einem Mal schwer geworden.
Das Grübchen, das eigentlich ständig neben seinem Mund tanzte, war verschwunden.
»Anna, mein Kind«, sagte er langsam. »Es gibt Geheimnisse, die sind zu groß für ein Mädchen. Sie sind sogar zu groß für einen wie mich, und ich bin ein erwachsener Mann.«
»Aber wo sind sie denn?«
Onkel Matthias schwieg. Vorsichtig berührte er seinen Mund, als wollte er prüfen, ob die Worte, die er sagte, die richtigen wären.
»Sie sind unterwegs zu einem besseren Ort. Wo der kleine Gerald eine besondere Förderung bekommt.«
»Eine besondere Förderung?«
»Ganz genau.«
»Und«, Anna stockte einen Moment, »darf Ruth dort wieder zur Schule gehen? Und ihr Vater arbeiten? Und bekommen sie dort auch weiße Brötchen?«
»Bestimmt. Ganz bestimmt, mein Kind, all das.«
Onkel Matthias lachte, doch das Grübchen lachte nicht mit. Anna sah es genau. Da half es auch nicht, dass Onkel Matthias sie »mein Kind« genannt hatte. Zum allerersten Mal zweifelte Anna an dem, was Onkel Matthias ihr sagte. Dabei wollte sie ihm so gerne glauben! Dass Ruth wieder zur Schule ging, wo auch immer das sein mochte. Dass sie wieder weiße Brötchen aß. Dass ihr Vater wieder arbeitete und ihre Mutter wieder sang. Nur das mit der besonderen Förderung für den kleinen Gerald, das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Tante Marie kam aus dem Laden geeilt und riss Anna aus ihren Gedanken. Draußen war es jetzt ganz hell geworden.
»Hier steckst du, Anna. Zeit, zur Schule zu gehen!«
Mit fliegenden Fingern flocht Tante Marie Anna einen hohen Zopf. Annas Haar war nicht so hell wie das ihrer Tante, sondern braun, und es lag auch nicht wie ihres in Wellen, sondern hatte lauter Wirbel und neigte dazu, wirr vom Kopf abzustehen. Doch ihrer Tante gelang es wie immer im Nullkommanichts, Annas Haare zu bändigen. Es ziepte auch nur ganz wenig.
»Warte noch. Was machst du nur immer mit dieser Bluse?« Lachend knöpfte Tante Marie die Bluse wieder auf. »Immerhin, drei Knöpfe hast du richtig zugemacht!«
Anna spürte, wie ihre Ohren heiß wurden. Dass Tante Marie sich aber auch immer deswegen über sie lustig machte!
»Mach dir nichts draus, es gibt Wichtigeres.« Tante Marie küsste ihren Scheitel, während sie die Bluse blitzschnell wieder zuknöpfte. »So, mein Schatz, so geht es. In der Küche steht warme Milch für dich. Und ein Apfel. Iss alles fein auf, ja?«
Noch ein Kuss, und schon war sie wieder im Laden verschwunden.
Die Sache mit der besonderen Förderung ließ Anna den ganzen Tag nicht mehr los. Und so kam es, dass sie Fräulein Stüssgen danach fragte, während der Stillarbeit. Die anderen Kinder brüteten noch über ihren Heften. Anna war längst fertig. Denn heute hatte es nur Rechenaufgaben gegeben, und die löste sie im Handumdrehen. Schreiben fiel ihr schwerer, da purzelten die Buchstaben und die Satzzeichen immer noch durcheinander und schmuggelten sich an die falschen Stellen. Aber rechnen konnte sie, dafür hatte Onkel Matthias gesorgt.
Seit Ruth nicht mehr zur Schule ging, war der Platz neben Anna leer. Anna hatte ein Riesengeschrei veranstaltet, als die lange Lina Anstalten gemacht hatte, sich dort hinzusetzen. Fräulein Stüssgen hatte ihr deswegen gut zugeredet, sie hatte sogar geschimpft, doch es hatte alles nichts geholfen. Schließlich hatte die Klassenlehrerin klein beigegeben, und Anna durfte allein in der Bank sitzen bleiben. Sie hielt den Nebenplatz frei für Ruth.
Nun hatte Fräulein Stüssgen sich auf Ruths Platz gesetzt.
»Sehr schön! Fehlerfrei!«
Sie zückte ihren Füllfederhalter und schrieb in ihrer feinen Schrift ein »sehr gut« in Annas Heft.
Anna platzte fast vor Stolz. Sie mochte Fräulein Stüssgen sehr! Alle Kinder mochten sie. Dabei konnte Fräulein Stüssgen auch sehr streng sein. Von ihr gelobt zu werden, war das Größte.
Vielleicht war es der Stolz, der Anna übermütig werden ließ. Der sie vergessen ließ, dass Onkel Matthias von einem Geheimnis gesprochen hatte, so groß, dass nicht einmal er es tragen könne.
Vielleicht war das Geheimnis aber auch tatsächlich zu groß für Anna, die erst elf war und ihre Freundin vermisste.
»Fräulein Stüssgen«, fragte Anna, »können Sie mir sagen, was eine besondere Förderung ist?«
»Eine besondere Förderung?«
»Mein Onkel sagt, Gerald bekommt eine. Was ist das?«
»Wer ist Gerald?«
»Der kleine Bruder von Ruth. Sie wissen schon, der, der nicht ganz richtig im Kopf ist.«
Fräulein Stüssgen war zuerst nur ein wenig von Anna abgerückt. Jetzt aber wurde sie ganz weiß im Gesicht.
»Und er bekommt eine besondere Förderung?«
»Ja, sagt mein Onkel. Sie sind nämlich alle weg. Von jetzt auf gleich.«
Fräulein Stüssgen beugte sich so dicht zu Anna hinab, Anna spürte fast ihre Lippen an ihrem Ohr.
»Was sagst du da! Halt den Mund! Halt den Mund, du dummes Kind!«
Anna wusste nicht, wie ihr geschah. Was war denn bloß mit dem Fräulein los? Hatte sie ihr nicht gerade erst ein »sehr gut« ins Heft geschrieben? Und nun beschimpfte sie sie? Was hatte sie denn nur getan?
Die Lehrerin war aufgesprungen und zur Tafel geeilt.
»Noch fünf Minuten«, verkündete sie mit hochroten Wangen und sich überschlagender Stimme, »hört ihr? Noch fünf Minuten!«
Anna saß da wie vom Donner gerührt. In der Bank hinter ihr kicherte die lange Lina.
»Besondere Förderung!«, kicherte Lina. »Dass ich nicht lache! Weggeschafft haben sie das Judenpack, was denn sonst!«
Nach der Schule lief die lange Lina wie immer als Erstes zum eisernen Tor, das den Schulhof der Mädchen von dem der Jungen trennte. Auf der anderen Seite wartete ihr Bruder auf sie, ein pickliger Junge, der sogar in der Schule das schwarze Halstuch der HJ mit dem Lederknoten um den Hals trug. Linas Bruder war so lang, dass er ein ganzes Stück weit über die Schulhofmauer ragte. Lina blieb stets noch eine ganze Weile mit ihm am Tor stehen, sodass die anderen Lehrerinnen und die Kinder sie zusammen sahen.
»Wie kann man auf so einen so stolz sein?«, hatte Ruth mit abschätzigem Blick auf Linas Bruder gesagt, damals, als Ruth und Anna noch gemeinsam nach Hause gegangen waren.
Anna hatte heute keinen Blick für Linas Bruder. Alles, was sie im Sinn hatte, war, möglichst schnell an der Jungenschule vorbeizukommen. Es musste ihr doch ein einziges Mal gelingen, Willibald aus dem Weg zu gehen!
Es gelang ihr fast nie. Willibald passte sie so gut wie jeden Tag ab. Ein Steinchen, das plötzlich geflogen kam. Ein Fuß, der unvermittelt aus einem Hauseingang hervorschoss. Ein Stöckchen, über das sie stolperte.
Diesmal erwischte er sie schon mitten auf dem Wallraffplatz vor dem Hotel Monopol, wo die Menschen unter rot-weiß gestreiften Sonnenschirmen saßen, Kaffee tranken und dabei zusahen, wie die Spatzen die Kuchenkrümel vom Boden aufpickten. Wie aus dem Nichts trat er vor Anna hin, die Daumen in den Taschen seiner viel zu kurzen, mehrfach geflickten Hose, den Kopf mit dem raspelkurz geschorenen mausbraunen Haar kühn in den Nacken gelegt.
»Töff, töff, töff«, sang Willibald, »da kütt ene Jüd jefahre, töff, töff, töff, mit singe Kinderwage, töff, töff, töff, wo will dä Jüd denn hin, er will nach Palästina, wo alle Jüde sinn.«
Anna lief es kalt den Rücken hinunter. Mit solchen Spottversen hatte Willibald sie und Ruth monatelang auf dem Heimweg verfolgt. Er hatte sie in die Seiten gekniffen, an den Haaren gezogen, sie geschubst. Vor allem Ruth war niemals vor ihm sicher gewesen.
Anna umfasste die Lederriemen ihres Tornisters fester und ging schnellen Schrittes an ihm vorbei. Nicht, dass Willibald ihr den Tornister schon wieder von den Schultern reißen und den gesamten Inhalt auf den Bürgersteig kippen würde! Letzte Woche war dabei ihre Schiefertafel zerbrochen, Tante Marie hatte ihr gerade erst eine neue gekauft.
Willibald blieb dicht hinter ihr.
»Töff, töff, töff«, raunte er ihr zu, »ist das wahr, die Kohns sind weg?«
Anna gab keine Antwort. Wenn er sie nur in Ruhe lassen würde! Sie begann zu rennen. Sie rannte den breiten Boulevard hinunter zum Rhein, am Heinzelmännchenbrunnen vorbei und über den Alter Markt, wo seit den letzten Luftangriffen einige Häuser, die größtenteils noch aus dem Mittelalter stammten, keine Fensterscheiben mehr hatten und große Löcher in den Dächern.
Willibald, der Anna um mehr als einen Kopf überragte, hatte nicht die geringste Mühe, mit ihr Schritt zu halten. Kurz vor ihrem Zuhause stoppte er sie. Sie waren schon in der winzig kleinen Hafengasse, nur ein paar ausgetretene Stufen noch hinab und einmal links um die Ecke, und Anna hätte es geschafft, doch die Gasse war an dieser Stelle so eng, dass Willibald nichts weiter tun musste, als Anna mit seinen langen Beinen zu überholen und die Arme weit von sich zu strecken, und schon war kein Durchkommen mehr. Mit einem triumphierenden Grinsen auf dem sommersprossigen Gesicht stützte Willibald sich locker mit jeder Hand an einer Häuserwand ab.
»Dann stimmt es also«, sagte er und packte Anna am Oberarm.
Seine Finger waren wie Schraubstöcke und bohrten sich fest in ihre Haut.
»Und du hast es dem Fräulein Stüssgen erzählt? Und die lange Lina hat es mitgekriegt?«
Anna versuchte sich loszureißen, aber sie hatte keine Chance. Willibald war älter und größer als sie, und vor allem war er viel stärker. Er beugte sich zu ihr hinunter, bis sein Gesicht ganz nah an ihrem war.
»Das wird die Kohns teuer zu stehen kommen!«
Was meinte er denn damit? Anna war mit einem Mal so elend, dass ihre Knie zu zittern begannen. Es war wegen des bösen Blitzens in Willibalds braunen Augen. Und wegen des Geruchs, der aus seinem Mund kam. Willibalds Atem roch, als hätte er einen fauligen Tümpel voller toter Frösche ausgetrunken. Und es war wegen dem, was er sagte. Hatte sie etwas falsch gemacht? Was würde die Kohns teuer zu stehen kommen? Anna kniff die Augen zusammen und überlegte fieberhaft, wie sie den gemeinen Kerl austricksen könnte.
»Pass op, do!«
Mit einem Mal war da eine vertraute Stimme, waren da Hände, die nach ihr griffen. Große, vertraute Hände, die nach Sauerteig rochen. Anna öffnete die Augen. Onkel Matthias! Er machte eine drohende Geste zu Willibald, doch der war blitzschnell um die Ecke verschwunden.
»Mein Mädchen!« Onkel Matthias hatte Anna hochgehoben, er hielt sie auf dem Arm, sie war viel zu groß dafür und eigentlich auch zu schwer, sie war auch schon viel zu alt, um zu weinen, doch nun weinte sie und drückte ihr tränennasses Gesicht in Onkel Matthias’ blütenweiße Bäckerjacke. Dieser fürchterliche Willibald!
»Mein Mädchen«, flüsterte Onkel Matthias in Annas Haar. Der Zopf, den Tante Marie ihr am Morgen geflochten hatte, hatte sich längst aufgelöst. »Ich passe auf dich auf. Hörst du, meine liebe kleine Anna? Ich passe immer auf dich auf!«
Am Nachmittag kam eine Horde Männer in langen braunen Gummimänteln und trat oben im zweiten Stock die Wohnungstür mit dem bunten Glas ein, dabei war sie doch gar nicht verschlossen gewesen. Sie rissen die Fenster auf und warfen den Hausrat der Kohns hinaus auf die Straße. Die glänzenden Kessel. Geschirr und Gläser. Den schweren Aschenbecher mit dem grauen Ascherest. Mit einem gewaltigen Krach landete alles auf dem Kopfsteinpflaster der schmalen Gasse. Sie zerrten die Spitzendeckchen von den Sesseln und den Vorhang vor Ruths Bett weg. Sie warfen die Eisenbahn des kleinen Gerald aus dem Fenster und die »Geschichten aus der Murkelei«. Anna stand im Laden, sie bekam fast keine Luft, so fest drückte Tante Marie sie an sich. Die Männer waren an ihnen vorbeigestürmt, ohne ein Wort, die Kunden waren geflüchtet. Durch das Schaufenster sahen sie das Hab und Gut der Kohns zu Bruch gehen.
Onkel Matthias war den Männern hinterhergerannt. Anna bekam mit, wie er etwas rief. Im nächsten Moment hörten sie ihn die gewundene Treppe hinabstürzen. Als er zu ihnen in den Laden kam, blutete er an der Stirn.
»Marie! Anna! Schnell!«
Anna war stocksteif vor Schreck. Sie konnte sich kein bisschen bewegen. Sosehr Tante Marie auch an ihr zerrte, sie rührte sich nicht einen Millimeter von der Stelle. Da packte Onkel Matthias sie unter den Arm, er schleppte sie nach nebenan in die Backstube, und im nächsten Moment hatte er sie zusammen mit Tante Marie in den Gärraum gesteckt.
»Bleibt hier drin! Keinen Mucks!«
Zack, und die Tür war zu. Es war sehr warm hier drin. Und stockdunkel.
»Tante Marie?«
»Pscht!«
Anna spürte eine Hand auf ihrem Mund, klein und weich. Die Hand zitterte wie verrückt.
»Ich …«, japste Anna.
»Pscht! Keinen Ton!«
Tante Marie hielt Anna eng umschlungen. Sie zitterte von Kopf bis Fuß. Und Anna zitterte mir ihr.
Gedämpft hörte sie das Trampeln von Stiefeln, dann Rufe, Türenschlagen. Es schien weit weg zu sein. Doch Anna wusste, es war ganz in der Nähe. Die Männer in den Gummimänteln waren in ihrem Haus. Und Onkel Matthias war mit ihnen allein. Nie in ihrem Leben hatte Anna eine solche Angst gehabt. Und dann spürte sie etwas Feuchtes auf ihrem Kopf, etwas, das auf sie hinabtropfte. Es waren Tränen. Tante Marie weinte.
Tante Marie hatte noch nie geweint. Anna kannte sie nur fröhlich und vergnügt. Sie lachte den ganzen Tag, sie wirbelte durchs Haus. Wo sie war, war Leichtigkeit und Leben. Nun weinte sie.
Die Angst legte sich um Annas Herz wie ein eiserner Ring, der es presste, bis es fast aufhörte zu schlagen.
Da, endlich, öffnete sich die Tür des Gärraums. Mit einer stummen Bewegung zog Onkel Matthias die beiden an sich. Anna vergrub ihr Gesicht an seiner breiten Brust. Tante Marie hielt sie immer noch fest an ihr Herz gedrückt.
»Nun ist es gut, meine Liebsten«, flüsterte sie, »nun ist alles wieder gut.«
Später räumten sie die Straße auf. Die Sessel mit den schweren Holzlehnen waren zertrümmert, sie wanderten zum Anmachholz unter die Ofenbank. Tante Marie nahm die hölzerne Eisenbahn an sich.
»Die bewahren wir für Gerald auf.«
Anna nickte schweigend. Das meiste hatten sich schon Nachbarn geholt, die Töpfe und Pfannen, die »Geschichten aus der Murkelei«. Zurück blieben Scherben und Schutt, den sie mit einem großen Besen zusammenfegten. Anna suchte nach dem Globus, nach Elsbeth, aber beides war verschwunden.
In der Nacht durfte Anna zwischen Tante Marie und Onkel Matthias in dem großen Bett schlafen, unten, im Zimmer neben der Backstube. Tante Marie sang ihr ein Lied, »Guten Abend, gute Nacht« sang sie, und Onkel Matthias hielt sie im Arm. Um den Kopf hatte er einen Verband, aber er lächelte schon wieder, mit Grübchen. Anna überlegte kurz, ob es wirklich so sehr von Vorteil war, ein eigenes Zimmer zu haben, doch dann war sie auch schon eingeschlafen.
Am nächsten Tag hatte die lange Lina eine neue Puppe. Stolz zeigte sie sie in der Schule herum. Die Puppe hatte seidiges blondes Haar und Augen, die auf- und zuklappten.
Anna konnte es nicht fassen. Wie kam die lange Lina an Elsbeth?
Am Nachmittag, nach der Schule, fragte sie Onkel Matthias danach. Sie saßen nebeneinander auf der Ofenbank. Hinter den Feuertüren glommen nur noch zwei einzelne, dick in Zeitungspapier gewickelte Kohlen vor sich hin. Onkel Matthias war schon fertig an diesem Tag.
Lange wischte er sich über das Gesicht. Durch den Verband auf seiner Stirn kam ein bisschen Blut, dabei hatte Tante Marie ihn vorhin erst gewechselt.
»Und Lina hat Ruths Puppe, sagst du?«
»Ja!«
»Bist du dir ganz sicher?«
»Aber natürlich! Ich erkenne doch Elsbeth!«
»Mmh.«
Onkel Matthias wischte sich immer noch übers Gesicht. Anna bekam langsam ein komisches Gefühl. Warum sagte er denn nichts? Und dann begriff sie es mit einem Mal, genau in dem Moment, als Onkel Matthias sie anschaute, so traurig, wie er sie nie zuvor angeschaut hatte.
»Anna«, fragte Onkel Matthias, »hast du irgendjemandem von unserem Gespräch gestern erzählt?«
»Ja«, antwortete sie tonlos.
Sie wäre niemals auf die Idee gekommen, jemanden zu belügen. Und erst recht nicht Onkel Matthias!
»Ich habe Fräulein Stüssgen gefragt, wegen der besonderen Förderung für Gerald. Ich hatte das nicht verstanden.«
»Mmh.« Onkel Matthias sah jetzt noch trauriger aus.
»Und die lange Lina? Hat die was davon mitbekommen?«
»Sie sitzt hinter mir.« Annas Stimme war nur noch ein Flüstern. »Sie hat gesagt, man habe die Kohns weggeschafft.«
»Ach, Anna.«
Onkel Matthias hatte ihr Kinn in die Hand genommen, schaute ihr tief in die Augen.
»Versprich mir eins«, sagte er, »wenn wir zwei von einem Geheimnis sprechen, dann muss es ein Geheimnis bleiben, ja?«
Anna nickte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Das ist ganz wichtig! Ein Geheimnis ist ein Geheimnis! Und das muss es unter allen Umständen bleiben!«
Anna nickte noch einmal. Niemals wieder in meinem ganzen Leben werde ich ein Geheimnis verraten, das Onkel Matthias mir anvertraut hat!, schwor sie sich.
Als Onkel Matthias sie in den Arm nahm, spürte sie, wie die Tränen über ihre Wangen kullerten.
Niemals wieder!
Marie saß mit Anna in der Küche, die so klein war, dass man sich gerade einmal um sich selbst drehen konnte. Und dennoch liebte Marie diese Küche, denn sie war so modern! Die Anrichte aus Vollholz, eierschalenfarben gestrichen, der eckige Tisch mit der Platte aus grau gesprenkeltem Resopal, die zierlichen Stühle mit den geschwungenen Lehnen, ebenfalls eierschalenfarben. Am stolzesten jedoch war sie auf ihren Herd, ein echter Juno, den Matthias ihr zur Hochzeit geschenkt hatte. Dieser Herd war das Allerneueste vom Neuesten, denn er wurde doch tatsächlich mit Strom betrieben. Nie zuvor hatte Marie ein solches Wunderwerk der Technik erblickt. Die Kohns hatten bereits einen Gasherd gehabt, doch der neigte dazu, auszugehen, während doch eigentlich gerade der Braten garte. Wie oft hatte Marie auf die Schnelle eine neue Gaskartusche holen und anschließen müssen, und wie oft war ihr deswegen das Essen missraten. Dieser Herd hier jedoch war so viel einfacher zu bedienen, so viel zuverlässiger, dass Marie am Anfang jedes Mal im Stillen gejubelt hatte, wenn sie einen Knopf drehte und der Herd prompt heiß wurde.
Mittlerweile hatte sie ihn schon eine ganze Weile nicht mehr angemacht. Sie bereitete das Essen frühmorgens vor, noch halb schlafend schnitt sie Gemüse klein und schälte Kartoffeln, legte alles zusammen mit einem Stück Fleisch, wenn sie eins hatte, in eine Kasserolle, und Matthias schob die Kasserolle mittags in den Ofen, wenn er nicht mehr ganz so heiß war. Marie hatte einfach keine Zeit mehr, am Herd zu stehen.
Gemeinsam mit Anna saß sie nun im Schein der grünen Emaille-Lampe, die direkt über dem Tisch hing, und zählte die Einnahmen des Tages. Draußen prasselte der Regen gegen das mit Pappe verdunkelte Fenster, dieser August war viel zu kalt und viel zu nass. Marie bemerkte, dass sie fror, aber das konnte auch daran liegen, dass sie so entsetzlich müde war.
Sie warf einen besorgten Blick auf Anna. Die Kleine war damit beschäftigt, die Brotmarken zu sortieren, wobei sie sich auf die Unterlippe biss, was typisch war für Anna, wenn sie gerade scharf nachdachte. Marie war wie jeden Abend so erschöpft, ihr fehlte die Geduld, all die winzigen Zettelchen mit Kleber auf großen Bögen Zeitungspapier zu befestigen. Anna hingegen, die mit Knöpfen so große Probleme hatte, klebte die Marken fast schneller, als Maries müde Augen gucken konnten. Und ohne Marken gab es kein neues Mehl.
Doch was war nur los mit ihrer Kleinen? Marie kam es so vor, als säße Anna heute schon eine gefühlte Ewigkeit über den Bögen. Sie wirkte seit Tagen bedrückt. Marie hatte es zunächst auf das lange Schuljahr geschoben, diese schreckliche Regierung hatte doch tatsächlich den Schuljahresbeginn vom Frühjahr auf den Herbst verlegt, sodass die Kinder in diesem Jahr fürchterlich lange auf die großen Ferien warten mussten. Doch nun waren endlich Ferien, und Anna wirkte immer noch so traurig, wie es gar nicht zu ihr passte. Konnte es sein, dass die Hausdurchsuchung bei den Kohns ihr immer noch nachhing?
Marie nahm sich vor, mit Anna zu sprechen, bald, wenn sie nicht so müde wäre wie an diesem Abend.
Jetzt musste sie es erst einmal schaffen, die Tageseinnahmen zu zählen, bevor sie im Sitzen einschlief. Marie hatte die schwere eiserne Lade aus der Kasse genommen und in die Küche getragen. Normalerweise zählte sie das Geld im Stehen im Laden, doch heute waren ihre Beine so schwer, sie musste sich einfach hinsetzen. Wie sehr sie sich danach sehnte, endlich zu Matthias ins Bett zu kriechen!
Matthias schlief schon. Er hatte den ganzen Nachmittag hindurch gebacken, und gleich, noch vor Mitternacht, würde er wieder aufstehen und den Ofen hochfahren. Den Bäcker in Nippes hatte man eingezogen und auch den aus der Ludwigstraße, es strömten mehr Menschen denn je zuvor in ihre kleine Bäckerei.
»Liebste«, hatte Matthias ihr erklärt, »wir dürfen niemanden hungrig nach Hause schicken, wir müssen einfach härter arbeiten!«
Also hatten sie ihr Arbeitspensum verdoppelt. Matthias schob die Brote im Akkord in den Ofen, setzte neuen Teig an, ließ die Knetmaschine laufen, formte Laibe, brachte sie in den Gärraum, holte sie wieder heraus und beförderte die nächste Ladung in den glühend heißen Ofen. Marie stand jede Nacht um drei Uhr in der Früh auf und ging ihm zur Hand. Sie tat, was sie konnte, doch im Stillen fragte sie sich voller Furcht, wie lange sie beide dieses Pensum noch würden durchhalten können. Matthias, der nie besonders viel auf den Rippen gehabt hatte, hatte in der letzten Zeit abgenommen, und seine wunderschönen roten Haare zeigten erste graue Strähnen. Ihr Liebster, ihr wundervoller Liebster, wenn es nur nicht alles zu viel für ihn werden würde …
»Tante Marie? Tante Marie? Ist alles in Ordnung? Schläfst du?«
Marie schreckte hoch. Tatsächlich, jetzt waren ihr doch die Augen zugefallen, ihr Kinn war auf ihre Brust gesunken, und die Münzen, die sie gerade erst zu ordentlichen Rollen getürmt hatte, waren kreuz und quer über den Tisch verstreut.
»Du bist mit dem Arm dagegengekommen.«
Anna war schon dabei, die Münzen wieder einzusammeln.
»Ich helfe dir, guck, so geht es schneller.«
»Mein Schatz, ich danke dir.«
Marie fuhr Anna durchs Haar, durch dieses so extrem widerspenstige Haar, das sich jeder Frisur widersetzte und das so gar nicht passen wollte zu diesem lieben, stillen Kind.
Vielleicht, dachte Marie, wird sie einmal widerspenstiger, wenn sie älter ist.
»Wenn du willst«, sagte Anna nun mit ernstem Gesicht, und in ihrem Blick lag so viel Sorge, dass es Marie fast zerriss, »mache ich allein weiter, und du gehst schon mal schlafen.«
»Auf gar keinen Fall!«
»Aber ich kann das!«
»Ich weiß, mein Schatz, du bist eine wahre Rechenkünstlerin, aber lass mich das Geld zählen, du klebst weiter die Marken auf, dann sind wir beide gleich fertig, einverstanden?«
»Einverstanden.« Anna nickte bedächtig, und Marie spürte, wie eine Welle der Zärtlichkeit ihr Herz flutete.
Was, überlegte sie bei sich, ist das für eine Welt, in der kleine Mädchen abends Brotmarken aufkleben, statt Geschichten vorgelesen zu bekommen? Dabei tat sie bereits alles, um die Realität des Krieges so gut wie möglich vor Anna zu verbergen. Doch so manches Mal mussten sie sie nachts aus dem Bett reißen und mit ihr zum großen Bunker unter dem Dischhaus rennen, weil es wieder einmal Fliegeralarm gab. Noch schien es so, als nützten die Briten Köln vor allem als Einflugschneise ins Ruhrgebiet, in den allermeisten Nächten rauschten die Bombenflieger über Köln hinweg. Aber wie lange würde das noch so bleiben?
Marie versuchte auch, sich selbst vor den Schrecken des Krieges so gut wie möglich zu schützen. Wenn manchmal doch Häuser in der Nähe getroffen wurden und Jung und Alt dann losrannte, um die Schäden zu besichtigen, wie zuletzt in der Domstraße, blieb sie fern. Und wenn die Kunden ihr im Laden von den Toten und Verletzten berichteten, die den ersten Bomben bereits zum Opfer gefallen waren, als handele es sich um Figuren in einem Spiel, versuchte sie, so gut es ging, wegzuhören. Sie verstand nicht, wie man sich am Leid anderer ergötzen konnte.
Doch nicht immer gelang es ihr, wegzuhören.
Früher an diesem Tag hatten Maries Kunden eine Nachricht überbracht, so unerhört, dass Marie sie gar nicht fassen konnte.
»Phosphorbomben?«, hatte sie ungläubig gefragt. »Was soll das sein?«
»Schreckliche Dinger«, hatte die alte Dame geantwortet, die gerade an der Reihe gewesen war. »Die Menschen verbrennen, und niemand kann sie retten. Sie schrumpfen in der Hitze, bis sie nur noch so groß sind wie kleine Kinder. Einen halben Meter vielleicht.«
Die alte Dame hatte eine vage Geste mit der Hand gemacht.
Marie schauderte immer noch beim Gedanken an diese Geste. Sie wollte diese Geschichten nicht hören. Sie wollte die Bilder vor ihrem inneren Auge nicht sehen. Sie wollte die Angst nicht fühlen.
»Wenn diese schlimme Zeit doch nur bald vorbei wäre«, flüsterte sie unhörbar vor sich hin und zählte weiter das Kleingeld, mittlerweile fühlten ihre Finger sich schon ganz taub an.
»Tante!« Anna zupfte Marie an der Schürze. »Da ist einer, der sieht aus wie der Bäcker von Max und Moritz!«
Marie schrak hoch. Und tatsächlich, der Mann, der einfach durch die Hoftür und die Backstube hereingekommen war und nun ein dröhnendes Lachen von sich gab, sah haargenau so aus wie der Bäcker aus Annas Kinderbuch: sehr dick, mit einer roten Knollennase, wenigen Haaren auf dem Kopf und Unterarmen, die an knorrige Baumstämme erinnerten. Seine karierte Hose war voller Flecken, ebenso seine weiße Jacke. Unter seinen Fingernägeln stand der schwarze Dreck.
Für einen Augenblick stockte Marie der Atem. Sie wusste genau, wer da vor ihr stand: Günter Bell, genannt »der Büll«, Großbäcker aus Köln-Sülz, Vorsitzender der Bäcker-Innung und Nationalsozialist der ersten Stunde. Dass er hier aufkreuzte, bedeutete nichts Gutes.
»Na, läuft’s gut, das Geschäft?«, fragte der Büll feixend, während er sich, ohne mit der Wimper zu zucken, zu ihnen an den Küchentisch setzte.
Der filigrane Holzstuhl ächzte unter seinem Gewicht.
Was fiel dem ein! Marie sprang auf, riss Anna mit sich und verbarg sie hinter ihrem Rücken.
»Was wollen Sie hier?« Marie gab sich alle Mühe, nicht ängstlich zu klingen, und doch, sie bemerkte, wie ihre Stimme zitterte, und ärgerte sich.
»Dich beschützen, Marie, dich beschützen.«
Der Büll streckte die kurzen Beine von sich, als wollte er es sich gemütlich machen. Der Stuhl ächzte noch ein bisschen lauter.
»Sie wollen, bitte, was?«
Marie zitterte von Kopf bis Fuß. Anna, die sie weiter hinter ihrem Rücken festhielt, fühlte sich mit einem Mal ganz steif an.
»Du weißt, dass ich es gut mit dir meine.«
Der Büll suchte ihren Blick, und Marie wurde übel. Jahrelang war er ihr nachgestiegen, dieser dicke, so viel ältere Mann, damals, als sie noch als Hausmädchen bei den Kohns gearbeitet hatte. Sie verfluchte den Tag, an dem sie ihm begegnet war. Die kleine Ruth hatte Geburtstag gefeiert, und mit einem Mal, die Kinder spielten gerade Topfschlagen, stand der Büll in der Tür. »Meine Tochter hat bei Juden nichts zu suchen!«, hatte er gebrüllt und sich ein dünnes Mädchen gegriffen. Hieß sie nicht Lina und ging später mit Anna und Ruth zur Schule? Die Kohns waren am Boden zerstört gewesen, und am nächsten Tag hatten sie Marie mit einem Schreiben und Pralinen zum Büll geschickt. Die Kohns hatten tatsächlich lange gedacht, mit Freundlichkeit ließe sich alles regeln. Marie hatte ihnen nie erzählt, wie die Frau vom Büll die Pralinen auf den Boden geschmissen hatte und darauf herumgetrampelt war. Und sie hatte ihnen nie gesagt, dass der Büll sie seither bedrängte – bis zu dem Tag, an dem Matthias sie heiratete.
Von da an hatte sie sich sicher gefühlt, endlich.
Doch nun saß der Büll in ihrem Zuhause am Küchentisch und zeigte grinsend seine schlechten Zähne.
»Marie, Marie. Wie dumm von dir, diesen Herrn zu heiraten. Der angeblich nicht mitbekommt, wenn eine ganze jüdische Sippschaft über Nacht verschwindet. Der das nicht meldet, wie es jeder anständige Volksgenosse gemacht hätte. Und der zuvor still und heimlich das Haus dieses Judengesocks erworben hat.«
Der Büll grinste. Marie knickten fast die Knie weg. Der Hauskauf. Der geheime Hauskauf. Woher wusste er das? Matthias hatte all sein Geld zusammengekratzt, um es den Kohns zu geben. Er hatte ihnen einen fairen Preis für das Haus gezahlt. Doch das durfte niemand wissen! Das durfte niemand erfahren in einer Zeit, in der die Nazis jüdisches Eigentum zu Spottpreisen an sich rissen und dabei von »Arisierung« sprachen. Deshalb hatte Matthias die Kaufurkunde versteckt, in ihrem Schlafzimmer unter einer losen Holzdiele.
»Es werden andere Zeiten kommen«, hatte er gesagt, »dann können wir beweisen, dass das Haus wirklich uns gehört.«
Der Büll wartete Maries Reaktion gar nicht erst ab und holte ein fleckiges Papier aus der Brusttasche seiner Bäckerjacke, wedelte damit ein paarmal durch die Luft, wischte mit einer Bewegung das Kleingeld, die Zeitungsbögen und die Brotmarken vom Tisch und strich das Papier mit einem satten Grinsen auf dem Küchentisch glatt.
Marie traute ihren Augen nicht. Das war die Kaufurkunde! Aber wie konnte der Büll sie haben … Dann wusste sie es, mit einem Schlag. Die Hausdurchsuchung bei den Kohns. Der Büll hatte die Urkunde von der Gestapo.
»Stimmt genau«, sagte der Büll, als hätte er ihre Gedanken gelesen, »ich habe das mal lieber an mich genommen. Nicht, dass du da mit hineingerätst, meine kleine Marie.«
Marie fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Der dicke Kerl wollte Matthias schaden, er wollte ihn ins Gefängnis werfen lassen.
»Tja.« Der Büll streckte sich noch einmal, ein entsetzlicher Geruch ging von ihm aus, nach Schweiß und nach etwas anderem, worüber Marie lieber nicht nachdenken mochte. »So einer wie dein Mann kann natürlich nicht unabkömmlich bleiben. Da mag er noch so weiße Brötchen für den Ortsgruppenleiter backen. Damit kommt er nicht durch, nicht damit.«
Marie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Ihre Knie zitterten so sehr, sie sank zurück auf den Stuhl. Anna nutzte die Gelegenheit, um sich loszureißen und davonzustürmen.
Der Holzstuhl ächzte erneut, als der Büll aufstand. Marie, die den Blick abgewandt hatte, spürte eine grobe Hand auf der Schulter.
»Und wenn du dann ganz allein bist, süße kleine Marie«, sagte der Büll säuselnd, »und du Sehnsucht nach Gesellschaft hast, dann weißt du ja, wo du mich findest.«
Sagte es und watschelte auf seinen dicken Beinen hinaus.
Marie konnte lange nicht einschlafen in dieser Nacht. Matthias dagegen schlief tief und fest. Sie schmiegte sich an seinen Rücken, legte vorsichtig einen Arm um ihn und spürte mit jedem Heben und Senken seiner Brust, wie sehr sie diesen Mann liebte.
Als die Tränen wiederzukommen drohten, dachte Marie an Anna, ihre geliebte Kleine.
Nachdem der Büll gegangen war, hatte Anna die Brotmarken vom Küchenboden aufgelesen und auf die Bögen geklebt, mit gesenktem Blick und ohne eine einzige Frage zu stellen. Sie ist so klug, diese Kleine, hatte Marie stolz gedacht, sie versteht viel schneller als andere Kinder ihres Alters, wann es besser ist, zu schweigen.
Als sie Anna schließlich ins Bett gebracht, ihr wie jeden Abend vorgesungen und sie auf die Stirn geküsst hatte, hatte Marie einen Entschluss gefasst: Sie würde das Glück ihrer Familie verteidigen. Mit allen Mitteln. Egal, was oder wer es ihr streitig machen wollte.
Der Briefträger kam schon am übernächsten Morgen. Sein Gesicht hatte die Farbe von grauem Stein, als er ihr den Brief mit dem Einberufungsbefehl reichte.
»Es tut mir so leid, Marie.«
Marie hielt Matthias in ihren Armen und liebte ihn, liebkoste seinen Körper, seinen Mund, seine empfindsamsten Stellen. Matthias stöhnte leise und voller Wehmut. Sie liebten einander, wie sie sich seit neun Tagen jede Nacht liebten, seit der Brief gekommen war. Vom Tag ihrer Hochzeit an hatte Marie Matthias stets ermahnt, sich vorzusehen. In Kriegszeiten ein Kind in die Welt zu setzen, das war ihr falsch erschienen. Sie hatte eine ganze Eckbank voller Kinder gewollt, aber erst, wenn der Krieg vorbei war. Wenn ihre Familie in Sicherheit und Frieden würde leben können.
Nun ließ sie jede Vorsicht fahren.
Matthias würde heute in den Krieg ziehen. Jede Überlegung, wie sie ihr Leben gestalten wollten, war hinfällig. Nichts zählte mehr, nur ihre Liebe.
Marie zog Matthias auf sich, schlang ihre Beine um ihn und drückte sich noch fester an ihn.
»Komm, Liebster«, flüsterte sie, »liebe mich ganz.«
Matthias tat es. In seinem Stöhnen mischten sich Lust und Kummer.
»Liebster«, flüsterte Marie unter Tränen, »mein Liebster.« Sie küsste seinen Mund, seinen Hals, den Ansatz seiner Schlüsselbeine. »Liebster, mein Liebster«, stammelte sie, »wir werden einander nie verlieren.«
»Nein«, antwortete Matthias, und seine Stimme hatte mit einem Mal einen rauen Ton bekommen, »das werden wir nicht, niemals.«
»Weißt du noch«, sagte er später, als Marie in seinen Armen lag, die tränennasse Wange an seiner Brust, »damals, als du mich gefunden hast?«
Marie wagte es kaum, zu nicken. Dieser Moment hatte sich unauslöschlich in ihre Seele eingegraben. So lange schon wünschte sie sich, sie könnte ihn vergessen. Doch er stand vor ihrem geistigen Auge, als wäre es erst gestern geschehen.
»Ich hatte mich aufgegeben«, flüsterte Matthias.
Marie hielt die Luft an. Nie zuvor hatten sie darüber gesprochen.
»Ich war verzweifelt. Meine Emma im Kindbett gestorben. Der kleine Rudolf hatte nicht einen einzigen Atemzug getan. Alles, was ich liebte, war verloren. So viele Jahre waren vergangen. Ich hatte die Bäckerei am Laufen gehalten, gearbeitet, gehofft, dass der Schmerz vergeht. Doch an ihrem zehnten Todestag dachte ich, ich kann nicht weiter.«
Matthias wandte sich ihr zu, umschlang sie fester, drückte ihren Körper eng an seinen.
»Du hast mich gefunden, mit dem Strick um den Hals. Es tut mir so leid, Liebste, so leid, dass du das sehen musstest.«
Sein Körper zuckte, und Marie hielt ihn und wiegte ihn, wie sie einst Anna gewiegt hatte.
»Du bist zu mir auf den Stuhl geklettert«, sagte Matthias leise, »hast mir den Strick abgenommen. Du hast mich getröstet, die ganze Nacht. Alles, was ich nie zuvor jemandem sagen konnte – dir konnte ich es sagen. Und von da an hast du jeden Abend, wenn ich schon schlief, ein Geschenk für mich in die Backstube gelegt. Ein Vögelchen aus Papier, ein Schüsselchen Grießpudding mit Kirschen, eine Zeichnung von Anna. Jeden Morgen war ein Geschenk da.«
»Und du«, flüsterte Marie, »hast mir Zuckerplätzchen gebracht und Nussecken und weiße Brötchen. Jeden Morgen, wenn ich aus dem Dienstmädchenzimmer kam, stand etwas davor.«
»Meine Liebste. Du bist meine Lebensretterin und mein Augenstern. Die Wundervollste und Herrlichste. Ich liebe dich …«
Matthias’ Stimme versagte. Er küsste Marie, dass ihr die Luft wegblieb. Und dann zog er sie auf sich, und sie liebten sich noch einmal.
Als der Wecker klingelte und sie sich hastig anzogen, beobachtete Marie Matthias verstohlen. Er lächelte sie an, doch das Grübchen lächelte nicht mit. Sie hatte es nicht mehr gesehen, seit sie ihm den Brief mit dem Einberufungsbefehl gegeben hatte.
Jetzt kam er zu ihr und nahm sie in den Arm.
»Feldbäcker, Liebste«, versuchte er sie zu trösten, »sie wollen mich als Feldbäcker. Das ist weit weg von der Front.«
Marie bemühte sich um ein Lächeln, doch es gelang ihr nicht. Die Zeit der Liebe, des Glücks und der Hoffnung, das spürte sie tief in ihrem Innern, war vorbei.
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