Tu es! hier - Heike Fiedler - E-Book

Tu es! hier E-Book

Heike Fiedler

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Beschreibung

Tu es - du bist auf Französisch. Zwei Worte, zwei Sprachen. In ihrer Verbindung liegt das Motto von Heike Fiedlers Lyrik: Sprache machen und dadurch werden - sei es Text, Autorin oder Leser:in. So entstehen viele ihrer Texte tatsächlich im Spiel mit Lauten und Wortfragmenten. Hier erinnern sie an die konkrete, konzeptuelle Poesie, an anderen Stellen öffnen sich Räume unerwarteter Assoziationen und führen in Traumwelten hinein. Und immer überschreitet die Autorin die Grenzen der literarischen Gattungen, indem sie Naturlyrik und Kurzprosa harmonisch und oft humorvoll mit feministischen, futuristischen oder politischen Stoffen verbindet.

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Heike
Fiedler
Tu es!
hier
edition
spoken
script
Gedichte & Sprechtexte
44
Lektorat: Ursina Greuel
Herausgeber:innen: Matthias Burki, Ursina
Greuel, Tamaris Mayer, Daniel Rothenbühler
Bundesamt für Kultur für die Jahre 2021
2024
Heike
Tu es!
Fiedler
hier
edition spoken script 44
1. Auflage, 2022
©
Der gesunde Menschenversand, Luzern
Alle Rechte vorbehalten
eISBN: 978-3-03853-180-7
Avec le soutien de la République et canton
de Genève
Herzlichen Dank für die Unterstützung an:
Alit – Verein Literaturstiftung
Der gesunde Menschenversand wird vom
unterstützt.
www.menschenversand.ch

l

t
abula fabula
Der Rausch,
Von Ast zu A
Parfum 2051
E
rinnerung
Erotischer
Das Risiko
ein Wolkengedicht
st, branché_e
Sti(l)legung
Quellwasser
Meersalz
Wir
Wortflut
Juni 2013, Zürich
nano splitter
Davos 2005 usw.
Fatal art
SOS
Flu(ch)tgedicht
Gegenbewegung
Nie wie
Konversation
Weder
counting the words
Naturgedichte
Windböen Basel, 2015
Berlin, Juli 2018
Paulownia tomentosa
Wechselstrom
bis dahin
Vorsicht
Soleil
counting the words
Linguismus
Von einer Sprache
whether
Klecksgedicht
Der Wind
be ton – t
dynamisch Dynamit
tau
counting the words
Ohne Worte
Irgendwo
Du da du den
Ohne Worte
Sit in
das ero tisch gebet
Eingetaucht
Berührung
Wiederholung eingeschlossen
Gleisen Gleiten
Kabeltanz
Zwischenraum
Zugreise
Der Wäschekübel
3

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Play the gap
tu es, ein selfie
und so weiter
sanduhr
ton
kurve
textprodukt
nicht mehr
counting the words
Why shouldn't I
Alles
mon mot für Franz Mon
n_ts
Streik
tu was
vertikaler schwindel
Sehr geehrte Damen und Herren
es geht um
alles nichts
jonglieren
counting the words
Poetisches
Grußwort
Vom meehrsprachigen
Play the gap
Tu es
Zeitgedichte
Ausblick
Gedicht futuristisch
Salz der Worte
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Sprache interpretieren, heißt: Sprache machen;
mit Sprache machen, bedeutet: tun.
(frei nach Adorno und Platon)
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tabula fabula
Sie denkt
ich schmeiße alles weg,
zum Fenster raus, auf die Straße
as if there was nothing
else to do
Hier die Worte, da die Sprache,
die Öffnung
nach draußen,
der nächste Schritt
Das Risiko
8
Erinnerung
Er innerungen. Sie innerungen.
Run, renn, Runen,
so von innen heran,
aus der Luft.
Im Werden geworden,
im Mund die Spucke
um die Zunge herum,
les bulles sur les lèvres,
vraiment rouge,
Rotkehlchen du, larynx.
So sprachlos lost,
du kaust, tu mâches,
bist nah schon dran,
for me, for you, for us,
format, für immer
dem Satz voraus.
Die Zellen, die Zeilen, Sal-
bei auf den Riss, le ris-
que, l'inévitable fissure.
9
Un peu de baume, une répétition,
von heute auf morgen,
les pieds dans la boue,
la terre retournée.
Als ob wir nur so tun als ob
sessivement, comme si,
so sicher waren wir uns,
un jour.
So keep me in,
in form, informée,
comme former une phrase
auf dem Laufenden, der Satz
im Zuge der kommenden Zeit.
10
Der Rausch, ein Wolkengedicht
So lautbar der Mitlaut,
Lust but not least,
das Rauschen,
next step
im Jetzt-Membran
Dieses Kratzen, dieses Rechen
an der Oberfläche, zur Erkundung der Worte,
die Orte
in sich tragen,
das Wort als Ort der Veräußerung
Indem wir es vielleicht ver _ schweigen,
nichts ist einfacher als das:
anstelle der Rache der Sprache der Rechen,
sprechen, mit der Sprache rechnen,
als reche man mit dem Komma
Furchen durch die Erde
zwischen den Seiten.
11
Es gab Stimmen, die riefen, es sei nicht dasselbe, Silben zu
feilen oder Nägel in die Wand zu schlagen, um die Zeit
daran aufzuhängen. Das fällt dir gerade noch ein,
da fliegt eine Gottesanbeterin auf das Bücherregal –
Lager der Mantodea, egal.
Die Lage ist so: Das Insekt sitzt tatsächlich auf dem Regal.
Und mitten im Wort
die Ode und der Tod, mag sein,
der Tod der Ode,
der Tod der Autorin
Doch doch dann, fast simultan,
er.scheint der Vers ver-
weht
im Cirrostratus
12
Von Ast zu Ast, branché_e
Der Wald, der Baum, dein Traum
auf der Alp, der Wind,
dunkel der Bergsee dort
flussaufwärts, dann weiter
nach Stromboli, durch die Enklave
inmitten der Zeit
Wir tanzen wie Blätter
an den Bäumen, schwingen
weiter, von Ast zu Ast,
das Handy dabei fest
umklammert, als wäre es
ein Urinstinkt
Nachricht rein, Nachricht raus,
so tönt es
hinein in den Regenwald
Eine Ringelnatter schwimmt vorbei,
wer wirft da mit Steinen
aus der Wüste
Salar de Uyuni
13
Von nebenan
der Duft aus Heu,
die Nacht geht auf ihr Ende zu,
tau send un deine nacht aus end,
fini, dann
aufgewacht
14
Parfum 2051
Mit der Beschleunigung
der Mikroplastikteilchen
durch die Oberfläche
hindurch, der Zukunft entgegen
In der Kluft der Endloswellen
leuchten Korallenriffe,
bei einer Frequenz
von ca. zwei bis fünf Millihertz
Wir betrinken uns
in der Tiefe, bei 145 bpm Glocken
geläute,
um den bedrohten
Regionen zu entfliehen
Tauchstation im
Quadratwurzelwasser,
H 1.4142135623731 O
liefert sanftes Delirium
Ekstase
der Wortverbindung
15
Stil(l)legung
Den Weg entlang
in der Stille
begegnen wir uns,
gesetzt den Fall,
wie aufgefangen im Sein
So ist die Lage eben,
wir legen
uns nicht fest,
bleiben im Zustand der Schwebe,
nur der Versfuß fasst Boden
Die Wörter sind dehnbar,
noch bleibt uns Zeit,
die Augen geöffnet,
du sihst wohin
du sihst nur Eitelkeit auff Erden,
zitternd die Blätter im Wind
Denn die Suche nach dem Land
wo die Zitronen
blühn
Ans Meeresufer angespült,
die Zeilen der Zeit
16
in den Zellen der Zuflucht
flüchtig, die Luft um uns herum
der Raum zum Atmen,
dazwischen womöglich
Den Gesten lauschend,
alles im Werden,
wir nehmen die Verse
in unserer Mitte auf