Über die Mondtreppe - Ernst Friedrichsen - E-Book

Über die Mondtreppe E-Book

Ernst Friedrichsen

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Beschreibung

Ein kleines Dorf wird schon seit einiger Zeit von einer Hexe heimgesucht, die des Nachts die Kühlschränke plündert und Zeitungen klaut. Das können sich die Dorfleute nicht gefallen lassen und schicken die stärksten Männer los, um der Hexe den Gar aus zu machen. Leider stellt sich die Truppe als nicht besonders schlau heraus und endet als Kaninchen verwandelt im Stall. Nun kann nur noch Lea helfen, denn nur sie ist perfekt dafür geeignet, über die Mondtreppe ins Land der Einhörner zu gelangen und diese um den Gegenzauber zu bitten... Ein freches Märchenabenteuer voller Witz und Fantasie für kleine und große Lesebegeisterte.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 56

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ernst Christian Friedrichsen

ÜberdieMondtreppe

Mit Bildern vonEvelin Graupe

Text: © 2021 Ernst Christian Friedrichsen

Illustrationen: © 2021 Evelin Graupe

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

978-3-347-32088-8 (Paperback)

978-3-347-32089-5 (Hardcover)

978-3-347-32090-1 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Für Leain Liebe

I n dem kleinen Dorf Rungfeld ging die Angst um. Das Dorf wurde nachts von einer Hexe heimgesucht. Sie stahl Eier, Mehl und Milch und biss immer ein Stück von einer Banane ab. Auch nahm sie die Zeitung mit und beim Davonfliegen ließ sie noch einen Pupser zurück.

Lea, die neunjährige Tochter des Kirchendieners, glaubte nicht an das Gerede der Erwachsenen, die schauerliche Geschichten über die Hexe erzählten. Sie glaubte schon gar nicht an eine Hexe, die des Nachts Kühlschränke plündert. „Dummes Zeug“, dachte sie und beschloss zu beweisen, dass alles nur Einbildung und Aberglaube war.

Dazu legte sie sich eines Nachts unter den Küchentisch, dessen Tischtuch bis auf den Boden reichte, auf die Lauer. Mit einem Kissen und einer Wolldecke machte sie es sich gemütlich und wartete voller Spannung. Doch als Stunde um Stunde nichts passierte, schlief sie ein.

So ging es einige Nächte, bis sie durch das Geräusch der Kühlschranktür aufschreckte. Sie hob vorsichtig die Tischdecke an und lugte hervor.

Lea traute ihren Augen nicht. Da stand die Hexe mit ihrer krummen Nase direkt vor ihr. Auf der Nase prangte eine große Warze, aus der schwarze Haare wuchsen. Eine ebenso schwarze Katze saß auf ihrer Schulter und die Hexe stopfte Milch, Eier und Mehl in die Taschen ihrer Schürze.

Als sie ihre Taschen prall gefüllt hatte, setzte sie sich auf ihren Besen, machte eine Handbewegung und wie von Geisterhand öffnete sich das Fenster. Sie flog erst eine Runde durch die Küche, pupste noch einmal und schwebte davon. Lea eilte zum Fenster und sah ihr lange nach. Die Hexe flog Richtung Buntbaumwald, dann verschwand sie im Dunkel der Nacht.

***

Lea wusste, dass die Leute vom Dorf schon vermutet hatten, sie würde im Wald wohnen. Nun hatte Lea den Beweis, gesehen mit eigenen Augen. Sofort weckte sie ihre Eltern und berichtete aufgeregt, was sie erlebt hatte.

„Du darfst dich nicht in Gefahr bringen, die Hexe hätte dich mitnehmen können und dann würden wir dich nie wieder finden.“ Ihre Mutter drückte sie voller Sorge an ihr Herz.

Leas Vater sprach gleich nach Sonnenaufgang mit dem Dorfschulzen, der sofort die Dorfgemeinschaft zusammenrief, in der Lea berichten durfte. Einer nach dem anderen begann auf den Gendarmen, der nicht wachsam genug sei, zu schimpfen. Auch am Schulzen, der sich verdrückte, wenn es gefährlich würde, und am Pastor, der als gottverlassen betitelt wurde, ließen sie ihren Unmut aus.

Der Schulmeister jedoch wurde ungehalten, stellte sich vor die Gescholtenen und rief laut: „Jetzt reicht’s aber! Ihr solltet euch schämen, dass ihr euch hinter dem Gendarmen verstecken wollt und die Schuld bei anderen sucht. Die Hexe können wir nur gemeinsam loswerden.“

Sofort herrschte betroffene Stille. Als sich alle wieder gefasst hatten, beschloss man, die Kräuterfrau um Rat zu fragen.

Diese wohnte in einer Hütte am Rande des Dorfes. Man ging nur zu ihr, wenn es zwackte und juckte und das auch nur heimlich. Sie hatte einen großen Garten mit vielen Kräutern, mit denen sie jedes Leiden heilen konnte. Man wusste, sie hatte auch auf jede Frage eine Antwort. So auch heute?

Nachdem die Dorfleute ihr Anliegen geschildert hatten, gab die Kräuterfrau folgenden Rat: „Ihr müsst die stärksten Männer schicken, um die Hexe gefangen zu nehmen. Aber seid vorsichtig, ihr dürft ihr nicht den Rücken zuwenden. Und ihr müsst sie vor Sonnenaufgang gefangen haben, da dann ihre Zauberkräfte erwachen.“

Lautes Murmeln wurde hörbar. Die Kräuterfrau hob den Zeigefinger und ermahnte die Leute: „Ihr dürft sie nicht unterschätzen. Auf keinen Fall den Rücken zuwenden!“

Zurück im Dorf wurden fünf Mann ausgewählt, von denen man glaubte, sie könnten die Hexe einfangen und ins Dorf bringen: Der Schmied, der Arme dick wie Baumstämme hatte und der Gendarm, der listig war. Der Tischler, der einen Käfig zimmern konnte, in dem man die Hexe gefangen halten wollte. Der Müller, der ihr einen Sack über den Kopf werfen konnte und als letzter Bauer Pepp, der breite Schultern hatte. Dann beschlossen sie, dass der Schulmeister wegen seines schlauen Kopfes auch noch mitkommen sollte.

Der Pastor segnete die Männer, damit der Zauber der Hexe sie nicht bedrohen konnte.

***

Sie gingen am frühen Morgen los. Der Weg führte vom Dorf geradewegs zu einem Weiher, den sie nach einem langen Marsch erreichten. Ihnen schmerzten die Füße, da sie eine so lange Wanderung nicht gewohnt waren.

Bis ans Ufer des Weihers waren sie noch ausgelassen. Sie lachten und scherzten und erzählten sich Geschichten, um sich von der Angst abzulenken.

„Wisst ihr noch, als der Schmied sich den Hammer auf den Fuß hat fallen lassen?“, fragte Bauer Pepp in die Runde. Solche und weitere lustige Begebenheiten erzählten sie sich. Nur der Schmied konnte nicht lachen, er grummelte etwas zornig.

Sie hatten ein Netz, und lange Stäbe dabei, mit denen sie den Käfig trugen. Den Sack jedoch hatten sie vergessen und auch keinen Plan, wie sie die Hexe fangen könnten. Denn so etwas hatte vor ihnen noch niemand versucht. Ihre größte Hoffnung bestand darin, dass sie die Hexe im Schlaf überraschten. Würde ihnen dies nicht gelingen, wäre wohl alle Mühe vergebens.

Die Kräuterfrau hatte den Männern auch ein Pulver mitgegeben, welches der Schulmeister mit sich trug. Mit gemahlenen Brennwurzeln konnte man die Zauberkräfte der Hexe aufheben, hatte ihnen die Kräuterfrau erklärt. Aber den Zauberspruch, den ihnen die Kräuterfrau auftrug – „Humbug Zauber Spuk“ –, hatten sie schon bald vergessen.

Nun standen sie am Ufer des Weihers an einer Weggabelung. Aus dem Weg wurde ein schmaler Trampelpfad, der rechts und links am Ufer entlang führte. In der Ferne konnte man schon die Wipfel der Bäume des Buntbaumwaldes erkennen. In den Wellen des Weihers spiegelte sich die Sonne und blendete die Männer.

Sie verharrten und sahen nach links und nach rechts. Dann schauten sie sich fragend an.

„Wenn ich den Wald so betrachte…“, sagte der Schmied und legte eine Hand gegen die Stirn, um die Augen vor der Sonne zu schützen. Er sah zum Buntbaumwald hinüber.

„Was?“, fragte Bauer Pepp, dem die Furcht im Gesicht stand.

„…dann wird mir angst und bange.“

„Macht euch nicht in die Hose!“, schimpfte der Tischler, der heimlich mit den Knien zitterte.

Das Hämmern eines Spechtes hallte über den Weiher, über den Feldern rief ein Kuckuck.